Mike Kelley
Day Is Done

Mike Kelley
Day Is Done
Extracurricular Activity Projective Reconstructions #2–#32
2005–6, 169 min, Farbe, Ton
Mike Kelleys absurdes Meisterwerk Day Is Done ist ein fragmentarisches, abendfüllendes Musical, in dem Vampir*innen, Anhänger*innen der Gothicszene, Hinterwäldler*innen, Mim*innen und Dämon*innen die Hauptrollen spielen. Das Video umfasst die Teile #2 bis #32 von Kelleys facettenreichem Projekt Extracurricular Activity Projective Reconstructions, in dem Trauma, Misshandlung und unterdrückte Erinnerung vor dem Hintergrund persönlicher und massenkultureller Erfahrungen neu verhandelt werden. Für das Kunstwerk sammelte Kelley hunderte von Fotografien aus Highschool-Jahrbüchern, die „außerlehrplanmäßige Aktivitäten“ zeigen – insbesondere solche, die er als „gesellschaftlich akzeptierte Devianz-Rituale“ bezeichnete. Diese Abbildungen wurden von Kelley verschiedenen Kategorien zugeordnet, darunter religiöse Zeremonien, Zusammenkünfte von Rowdies, Tanzveranstaltungen, Feste von Provinzler*innen und Hinterwäldler*innen, Halloween und Gothicszeneparties, satanische Rituale, Pantomimen und Reitveranstaltungen. Jedes der 31 Videokapitel des Films ist einer dieser Kategorien gewidmet und beinhaltet eine Aufführung oder zeitbasierte Nachstellung der von den jeweiligen Fotografien dokumentierten Aktivitäten. Diese Reenactments wurden in einem unbekannten institutionellen Bau samt Sporthalle durchgeführt, den Kelley als „Erziehungskomplex“ (Educational Complex) bezeichnete. Das Ergebnis ist eine bewusst zusammenhanglose Erzählung, die von kulturellen und institutionellen Ritualen, der komplexen Verwundbarkeit von Jugendlichen und den möglicherweise verdrängten Erinnerungen von Erwachsenen an traumatische Erfahrungen handelt.
Day Is Done ist beispielhaft für Kelleys Faszination für das, was er das „amerikanische Karnevaleske“ nannte – eine ambivalente Kategorie, die zwischen Humor, Erotik, Abgründigkeit und Entfremdung angesiedelt ist. In der Annäherung an seine Subjekte orientiert sich Kelley dabei nicht immer an den anthropologischen Konventionen der Identifikation und Katalogisierung von Verhaltensweisen und Typen, sondern verfolgt einen radikal rekonstruktiven Ansatz, indem er die gesellschaftlich akzeptierten Ritualen und die volkstümliche Unterhaltung mit pervertierten, gewaltsamen und surrealistischen Ebenen überlagert.
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