Code & Kommunikation
Jürgen Enge, Francis Hunger, Arnold Walz, Vasulka Woody
Anfangs sahen Autos wie Kutschen ohne Pferdegespann aus. Wie wird sich die Architektur durch den Einsatz von Entwurfssoftware verändern? Zerstörte in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar Feuer wichtige Zeugnisse deutscher Literatur, so reicht bei einer CD mit unserer Lieblingsmusik bereits ein kurzes Sonnenbad. So wie Politiker früherer Tage konstantes Wirtschaftswachstum als gegeben voraussetzten, so wenig hinterfragen vielleicht auch heutige Ingenieure ihre Grundannahmen. Mehr zu diesen Fragen und Themen aktueller Digitalkultur bietet die Vortragsreihe Code & Kommunikation, veranstaltet von Betacity.de.
Die konzeptuelle und gestalterische Arbeit an und mit Software wird in drei Feldern beleuchtet: Architektur, Archivsysteme und Gender Studies. Akteure der Digitalkultur berichten aus ihrer Praxis:
Arnold Walz
Parametrisierte Architektur
Der Stuttgarter Architekt Arnold Walz programmiert Entwurfsgeometrien und forscht an der Umsetzung parametrisierter Architektur in Verfahrenstechnik. Er zeigt die aktuelle Ausweitung planerischer und baulicher Standards am Beispiel eigener Projektbeteiligungen auf – u. a. am Neubau des Daimler-Benz-Museums in Untertürkheim.
Arnold Walz ist international tätiger Spezialist für parametrisierte Architektur. Als Gründungsmitglied des Künstlerhaus Stuttgart richtete er in den 70er Jahren die Architekturwerkstatt ein und arbeitete u. a. mit den Argonauten zusammen.
Jürgen Enge
Digitale Medienarchivsysteme
Angesichts der rasanten Änderung der Standards sind nachhaltige Nutzungsstrategien und Archivierungstechnologien von Institutionen und Autoren gleichermaßen verzweifelt gesucht. Jürgen Enge, vormals Projektmanager für digitale Archivierungssysteme am ZKM und seit neuestem Projektleiter des EU-Projekts Oasis für ortsunabhängige Präsentation von elektronischer Kunst an der HfG Karlsruhe, wird allgemeinverständlich Grundlagen und Problematik der Archivierung digitaler und elektronischer Trägermedien erörtern.
Im Anschluss wird der Medienkunst-Pionier und Mitbegründer von The Kitchen Woody Vasulka aus Sicht des Künstlers seine eigene Archivarbeit beschreiben.
Francis Hunger
Computer als Männermaschine
In seiner Diplomarbeit gleichen Titels beschreibt der Künstler Francis Hunger den Computer als Maschine, die aus einer männlich dominierten Ingenieurkultur heraus konstruiert wurde. Spätestens 1984 mit der Einführung der fensterorientierten-Grafikoberfläche und Maus-Bedienung des Apple MacIntosh wandelte sich der Computer von der Maschine zum Medium. Hunger untersucht die Frage, ob dieser Wandel auch eine neue „Nutzer_innen“-Kultur begründen konnte.
Francis Hunger ist Künstler und DJ, lebt und arbeitet in Leipzig. Seit 1997 verarbeitet er subkulturelle Phänomene der Internetgemeinde und dazugehörige Geschlechterrollen und schreibt Software.
Jürgen Enge www.humbot.org – Woody Vasulka www.vasulka.org – Francis Hunger www.irmielin.org – www.betacity.de