Cosmin Costinas
Politik vorstellen und die Zukunft kaufen
Das Bild der Zukunft war in den letzten Jahrzehnten durch eine paradoxe Situation gekennzeichnet. Während eine Vorstellung von der Zukunft im Bereich der Politik durch die Verbannung von neuen politischen Projekten aus der Sphäre der Imagination abgewertet wurde, bildet die Zukunft gleichzeitig die Grundlage der globalen Ökonomie. Während das Ausdenken von Politik durch seine unvorhersehbaren Potentiale die Normalität der “notwendigen Reformen” stört, wurden Risiko und Vorhersagen in ökonomische Instrumente verwandelt, die Gewinne erzeugen, die Ergebnisse der “tatsächlichen Ökonomie” bei weitem übersteigen. Die Abtrennung von den Grundlagen politischer Imagination wurde jedoch in letzter Zeit durch eine neue, sich selbst versichernde Ausrichtung des Neoliberalismus zunehmend durchlässiger. Das gegenwärtige sozialpolitische System verändert seine Kommunikationsstrategie von einzelnen kleinen Änderungen hin zur Begründung einer völlig neuen historischen Epoche, die einen ganzen Apparat von legitimierenden Bezügen aus der westlichen Vorstellungswelt benötigt.
Cosmin Costinas (geb. 1982 Rumänien) lebt als Autor, Kunstkritiker und Kurator in Wien und Paris. Er ist Mitherausgeber der Zeitschriften Idea Arts + Society (Cluj) und Version (Paris/Cluj) und Mitglied im Beratungsgremium von PATTERNS/ERSTE Stiftung (Wien).