Seit den späten 1980er Jahren ist Maria Eichhorn für Arbeiten bekannt, die institutionelle Strukturen kritisch analysieren und auf die situationsspezifischen Bedingungen sozialer, rechtlicher und wirtschaftlicher Machtstrukturen einwirken. Eichhorns Ausstellungsprojekt Reuchlinstraße 4 b, 70178 Stuttgart (2023—)besteht aus Prozessen und Aktionen, die auf die fortdauernde Geschichte der spezifischen Eigentumsverhältnisse der Liegenschaft an der Reuchlinstraße 4 b Bezug nehmen. Das Gebäude befindet sich seit 1936 im Besitz der Stadt Stuttgart, das Künstlerhaus Stuttgart mietet es seit seiner Gründung im Jahr 1978. Anhand von Recherchen in Landesarchiven und juristischer Fallbearbeitung unterzieht dieses ortsspezifische Ausstellungsprojekt die Geschichte des Gebäudeerwerbs, der im Zuge einer Zwangsversteigerung zustande kam, einer Neubewertung. Eichhorns Arbeit hinterfragt die Eigentumsrechte der Stadt an der Liegenschaft und stellt gleichzeitig grundlegende Fragen über die weitere Nutzung des Gebäudes durch das Künstlerhaus Stuttgart.
Im öffentlichen Raum der Stadt Stuttgart ist ein wesentlicher Bestandteil von Eichhorns Ausstellungsprojekt eine Tafel, die an der Fassade des Gebäudes Reuchlinstraße 4 b angebracht ist. Diese Tafel ist nicht nur rechtlich geschützt und zieht Beschränkungen nach sich, die zukünftige Eigentumsrechte an dem Gebäude verkomplizieren, sondern beinhaltet darüber hinaus einen Informationstext—ein belastender Bericht, der eine Familienbiografie mit einer Geschichte verwebt, in der Bankwesen, Konfiskationsgesetzgebung und diskriminierendes Staatswesen untrennbar miteinander verknüpft sind.
Reuchlinstraße 4 b, 70178 Stuttgart (2023—) ist ein Projekt des 2017 anlässlich der documenta 14 von Maria Eichhorn gegründeten Rose Valland Instituts.
Bitte kommen Sie am Mittwoch, den 8. Mai um 11 Uhr zur öffentlichen Enthüllung dieser Tafel am Künstlerhaus Stuttgart.
Der Text der Tafel ist hier im folgenden Ausstellungsbegleitheft abgedruckt:
Am Samstag, den 30.11. und Sonntag, den 01.12.2024 öffnet das Künstlerhaus Stuttgart in der Reuchlinstraße seine Türen und lädt ein zu einem umfangreichen Programm mit offenen Werkstätten und Ateliers, Kunstmarkt, Performances & Filmvorführungen, Open Jam sowie Food & Drinks.
Das detaillierte Programm folgt in den nächsten Tagen.
Der Gedanke, dass Veränderungen oftmals durch Begegnungen angeregt werden und nach einem Austausch andere Sichtweisen entstehen, ist Grundlage der Konzeption der Veranstaltungsreihe Paarungszeit. Cindy Cordt lädt hierfür regelmäßig Künstler*innen, die mit unterschiedlichen Medien arbeiten, in den Kunstraum 34 ein sich mit dem Körper als auch mit audiovisuellen oder skulpturalen Mitteln aufeinander einzulassen und gemeinsam vor Publikum zu agieren. Diese Ausgabe findet in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart statt. Partnerin des künstlerischen Prozesses ist Lena Meinhardt, Leiterin der Audiowerkstatt des Künstlerhauses, die mit ihrem klanglichen Spektrum in Verbindung mit der Performerin tritt. Am 23. November um 19 Uhr können sich Interessierte die Früchte der Begegnung ansehen und an der Abschluss-Performance teilhaben.
Lena Meinhardt führt synthetische Klänge und Field Recordings zusammen. Sie erforscht dabei die Zusammensetzung des Klangs selbst und liebt es wie mit einer Lupe hineinzuzoomen; und wie sich Klänge verhalten, beziehungsweise welche Wirkung auf psychischer Ebene entstehen, wenn sie neu zusammengefügt, überlagert, transponiert,… werden. Ihre Arbeiten wurden u.a. im Kunstmuseum Stuttgart, im ZKM im Rahmen des next_generation Festivals sowie am IRCAM Paris gezeigt. 2021 bis 2024 war sie gemeinsam mit Eva Dörr Atelierstipendiatin am Künstlerhaus Stuttgart. Dort leitet sie jetzt die Audiowerkstatt. In diesem Jahr ist sie Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Würtemberg.
Cindy Cordt erprobt als Performance-Künstlerin seit vielen Jahren verschiedene Materialien in live-Aktionen vor Publikum und spannt damit Netze zwischen Erzählungen, skulpturalen Momenten und Erlebnissen. Sie studierte an der Bauhaus Universität in Weimar sowie an der HGB in Leipzig Medienkunst. Sie lehrte einige Jahre an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Stuttgart. Sie ist international tätig und realisiert Kunstprojekte, Performances und Videoarbeiten.
Performance
Samstag, 23. Novemeber 2024, 19:00 Uhr
Künstlerhaus Stuttgart, 2. Stock
In der 37. Dienstags-Werkstatt am Dienstag, den 12. November 2024 um 19 Uhr laden Eva Dörr und Lena Meinhardt dazu ein, tiefere Einblicke in das Herz ihrer Arbeiten zu bekommen.
Bei der Konstruktion, Realisation und Komposition ihrer Arbeiten sind Programmierumgebungen unumgänglich. Beide nutzen unterschiedliche Softwares, in denen Klangsynthesen und Klangsteuerungen programmiert werden.
Bei der Dienstags-Werkstatt berichten sie über verschiedene „Patches“ und zeigen Klänge in unterschiedlichen Stadien. Dabei stellt Lena Meinhardt den Prozess der unbearbeiteten Field Recording Aufnahme bis zum fertigen Mosaik Baustein in unterschiedlichen Kompositionen vor und Eva Dörr spricht über die verschiedenen Steuerungsalgorithmen und generative Programmierung, welche sie meist in der Software MAX/MSP realisiert.
Die Einblicke in die künstlerische Praxis der Künstlerinnen sowie in den technischen Umgang mit den Softwares sollen ein Gefühl dafür vermitteln, an welchen Stellen technische Parameter zu künstlerischen Entscheidungen werden.
Im Anschluss wird es Raum für Austausch und Fragen geben.
Die beiden Künstlerinnen Lena Meinhardt und Eva Dörr arbeiten seit 2019 als Duo zusammen und entwickeln interdisziplinäre Arbeiten, die sich zwischen den Bereichen Komposition und Installation, bzw. Neue Medien abspielen. Sie setzen sich mit Techniken der elektronischen Klangproduktion auseinander und thematisieren durch installative Interventionen den Charakter verschiedener Orte und Anlässe.
Auch einzeln verfolgen die beiden Künstlerinnen ihren jeweiligen Schwerpunkt: Lena Meinhardt führt synthetische Klänge und Field Recordings zu Kompositionen zusammen. Eva Dörr fokussiert sich auf audiovisuelle Formate, bei denen sich zeitliche und rhythmische Aspekte absetzen.
Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Kunstmuseum Stuttgart im Rahmen der „Langen Nacht der Übergänge“, bei den „Estonian Music Days in Tallinn”, Estland, beim „Luigini Nono Award” in Fermo, Italien, sowie im ZKM Karlsruhe im Rahmen des “nextgeneration Festivals” aufgeführt.
Von 2021 bis 2024 waren sie gemeinsam Stipendiatinnen am Künstlerhaus Stuttgart. In diesem Jahr sind sie Stipendiatinnen der Kunststiftung Baden-Württemberg.
Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken. Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Was ist ein Fluss? Es gibt folgendes Sprichwort: „Ein Fluss ist das, was fließt, und das, was in seinem Strom auftaucht.“
Ein Fluss ist nicht nur die tiefe Strömung des Hauptstroms, sondern umfasst auch die Nebenflüsse mit all ihren Verzweigungen und Quellen, die sich ausbreitenden und zurückziehenden Gewässer, die schimmernden Auen und feuchten Wiesenböden. Ein Fluss endet nur an den Grenzen seines Wassereinzugsgebietes – in diesem Fall das La-Plata-Becken, das Teile von Argentinien, Uruguay, Paraguay, Bolivien und Brasilien umfasst.
Casa Río ist eine ökologisch aktivistische NRO, die Kunst als transformative Praxis an der Basis der Bevölkerung einsetzt. Casa Río ist in erster Linie ein realer Ort – ein “River House” und ein “Building Power Lab” – inmitten vieler alternativer Gemeinschaften an der Mündung des Río de la Plata in Argentinien, eine kurze Zugfahrt südlich von Buenos Aires. Das Kollektiv ist auch Teil von Wetlands Without Borders, einer Allianz für die gesamte Region, die schon seit über 30 Jahren für eine vielfältige Bevölkerung und alternative Entwicklungsformen kämpft. Die Lehren der Flut, eine Erweiterung der Rivermap-Atmosphäre im Künstlerhaus Stuttgart, bietet einen besonderen Einblick in dieses Wassereinzugsgebiet heute und offenbart dessen Zustand nach drei Jahrzehnten räuberischer, neoliberaler Entwicklungen an der sogenannten “Soybean Frontier”, welche ganze lateinamerikanische Biome in den Weltmarkt drängt.
Das Schöne ist, dass der Paraguay-Paraná trotz allem immer noch ohne Dämme oder Deiche über viertausend Kilometer als offener Fluss fließt, vom Pantanal-Feuchtgebiet bis zum Südatlantik. Das bedeutet, dass sich das Wasser immer noch in einem saisonalen Hochwasserimpuls mit dem Boden vermischt und neben natürlichen auch menschliche ökologische Nischen schafft. Und dieses Fortbestehen ist ein lebendiger Beweis dafür, wie viele Menschen sich über Landesgrenzen, Sprachen, Kontinente und Jahrzehnte hinweg für den Erhalt des Lebens am Fluss eingesetzt haben. Casa Río wendet sich an alle, denen die Umwelt der Feuchtgebiete am Herzen liegt. Das Kollekiv produziert Kunst und Informationen, entwirft und fördert Gesetze, führt ökosoziale Wiederherstellungsprojekte durch, organisiert und beteiligt sich an vielen lokalen Initiativen, unterstützt Forderungen im Rahmen von Wetlands Without Borders und arbeitet mit internationalen Kolleg*innen und Partner*innen zusammen, alles mit der Idee, „biokulturelle Korridore“ zwischen Lebensräumen zu öffnen, die von Natur aus sozial und ökologisch sind. Kunst wird hier als kollektive ästhetische Begegnung, die zu einer Auseinandersetzung mit der Umgebung, dem Land, dem Wasser, den Anderen und den Nicht-Menschen führt, nicht nur neu konzipiert sondern auch durchgeführt.
Gleichzeitig zeigt Die Lehren der Flut konstant zwei Seiten: Die biokulturellen Korridore werden ständig mit den Realitäten der unternehmerischen Ausbeutung, den Förderkorridoren, konfrontiert. Der breite Kanal des Flusses ist der erste von ihnen. Genmanipuliertes Getreide ergießt sich auf endlose Reihen von Hochseefrachtern, die den Hauptstrom der ausgebaggerten und bewirtschafteten Wasserstraße befahren. Und alles andere im Flussbecken folgt demselben industriellen Entwicklungspfad, insbesondere die weit entfernten Wälder am Rande des Wassereinzugsgebiets, die in verheerenden Brandrodungen zerstört werden, wenn sie nicht für Sojabohnen, Futtermittellager oder Tagebaue abgeholzt werden. Der Grundgedanke hinter dieser doppelten Kartierung der gegenwärtigen Situation ist, dass jedes Gebiet gleichzeitig biokulturell und extraktiv ist, weder Zuflucht noch Apokalypse, sondern ein dramatisches Zusammenspiel von Welten.
Der Begriff „metabolic rift“ ist für Casa Río in den letzten Jahren zu einem Schlüsselwort geworden. Er verweist auf eine weltumspannende Kraft hin, die die biogeochemischen Kreisläufe auf der Ebene des Erdsystems unterbricht, mit spürbaren Folgen. Berghänge werden abgetragen, tiefe Löcher in den Boden gegraben, riesige Dämme werden unaufhaltsam gefüllt, gigantische Propellermaschinen drehen sich. Ganze Wälder verschwinden in einem Jahr oder einem Jahrzehnt. Flüsse überschwemmen wie nie zuvor – oder versiegen in der Dürre. Auch du wirst diese Dinge erleben.
Also komm vorbei, um diese zwei Seiten zu sehen. In Die Lehren der Flut geht es um die Gegenwart und die Zukunft. Versuche dir ein fernes Land vorzustellen. Spüre deine eigene lokale Flusslandschaft. Finde einen Weg hinunter zum Fluss. Lass es regnen.
Programm
Eröffnung
Die Lehren der Flut
Freitag 8. November 2024, 19:00 Uhr
Künstlerhaus Stuttgart, 4. Stock
Artist Talk
mit Alejandro Meitin (Casa Río) und Brian Holmes
Samstag, 9. November 2024, 15:00 Uhr
Künstlerhaus Stuttgart, 4. Stock
Neckar Spaziergang
mit Alejandro Meitin (Casa Río) und Brian Holmes
Sonntag, 10. November 2024, 12:30-16:00 Uhr
Treffpunkt: Künstlerhaus Stuttgart zur gemeinsamen Fahrt nach Ludwigsburg
Basis unseres Haus Orkestras ist der mehrstimmige Gesang mit instrumentaler Begleitung. Wir starten am 10. Oktober und beginnen zunächst mit Liedern aus Georgien. Natia Dikhtyar, in Stuttgart lebende und aus Georgien stammende Musikerin wird uns einführen in die Welt dieser faszinierenden Musik. Wie sich das Haus Orkestra entwickeln wird, wird sich erweisen. Ein Haus Orkestra Abend besteht aus Stimm- und Rhythmischen Übungen dem spielerischen Lernen oder auch Erfinden von Liedern und Musikstücken und womöglich dem Wagnis des Freien Spiels. Wir wollen schöne Momente im gemeinsamen Musizieren finden und erleben. Im März wird es ein Abschlusskonzert mit allen Beteiligten geben. Wer Freude am Musizieren oder Singen hat ist herzlich willkommen.
zweiwöchentlich donnerstags, 19.30-21:00 Uhr (2. OG)
ab 10. Oktober 2024
Die Teilnahme ist kostenlos.
Bei Fragen gerne mail@monikanuber.de
Über die Künstler*innen und Musiker*innen:
Monika Nuber ist Trickfilmerin und Musikerin, und verschränkt in ihren Arbeiten auf vielfältige Weise Bild und Ton. Sie spielt Kontrabass bei Rózsák und Maslband, ist Teil des Jon Shit Kollektiv und wird in ihrer neuesten Formation Mother Mountain (mit Johanna Mangold und Lidija Paun) ein weiteres audiovisuelles Kapitel aufschlagen. Viel Erfahrung sammeln konnte sie in Projekten mit Hans Joachim Irmler im Faust Studio in Scheer. Zuletzt war sie Künstlerische Leiterin und teilnehmende Musikerin des Klangbad Festival ebendort.
Die aus Georgien stammende Sängerin und Jazzmusikerin Natia Dikhtyar komponiert und spielt eine Musik in einer Mischung aus Jazz-Rock-Latin-Fusion Grooves mit georgischen folkloristische Elementen und Poesie. Sie ist tätig als Pädagogin für Gesang und Klavier und leitet Chöre und Vokal Ensembles mit internationalem background. Für das Haus Orkestra wird sie uns den Gesang Georgiens nahebringen aber gerne auch anderes falls erwünscht und es sich ergibt.
Die österreichische Musikerin und Videokünstlerin Katharina Wibmer beschäftigt sich mit Tanzmusik aus Osteuropa. Musikalisch geprägt hat sie der Geigenunterricht bei Pal Korbay (Ungarn) und Dan Albu (Rumänien). Mit ihren Ensembles Rózsák, Maslband, Trio Bluesette, Tangoinpetto, Trio Youkali und Zakuska verfolgt sie unterschiedliche musikalische Schwerpunkte von Balkanmusik, Klezmer, Tango, Musette, Jazz de la Manouche bis hin zu improvisierter Musik.
In der 36. Dienstags-Werkstatt dürfen wir Yara Richter — Künstler*in und derzeitige*r Stipendiat*in — bei uns begrüßen. Am Dienstag, den 8. Oktober 2024, wird Richter im Rahmen einer szenischen Lesung tiefere Einblicke in deren vielseitige künstlerische Praxis geben.
Yara Richters Arbeiten zeichnen sich durch eine intensive Auseinandersetzung mit epistemologischen Identitäten, konstruktivistischen Raumillusionen und den dynamischen Konfigurationen sozialer Formationen aus. Durch die Verbindung von Performance, Sound und Text hinterfragt dey etablierte Wahrnehmungen und eröffnet neue Perspektiven, die von der alltäglichen Realität bis hin zu kosmologischen und multidimensionalen Ebenen des menschlichen Daseins reichen. Damit schafft Richter Zugänge zu dem komplexen Geflecht von Quantenrealitäten und multiversellen Dimensionen, dessen Wahrnehmung essentiell für eine holistische und nachhaltige Kulturentwicklung ist.
Die szenische Lesung verspricht nicht nur eine intellektuelle Bereicherung, sondern auch ein intensives, sinnliches Erlebnis zu werden, das den Nexus zwischen Theorie, künstlerischer Inszenierung und ästhetischer Didaktik erlebbar macht. Text wird geboren, während sich durch die szenische Gestaltung eine außergewöhnliche Symbiose zwischen künstlerischem Ausdruck und inhaltlicher Tiefe entfaltet, die die Zuschauer*innen direkt impliziert. In diesem lebendigen Dialog geht Richter gemeinsam mit dem Publikum auf eine Reise zu den enigmatischen Quellen deren künstlerischen Schaffens und regt unterwegs zu tiefer Reflexion an.
Text: Yara Richter
Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken. Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Machen Sie mit beim Yoga im Künstlerhaus am Mittwochabend von 18:00-19:30 Uhr. Der Kurs wird vom Künstler und Yogalehrer Lennart Cleeman geleitet.
In diesem Kurs werden wir Asanas (Yogastellungen), Pranayama (Atemarbeit), Savasana (Tiefenentspannung) und Meditation üben. Neben grundlegenden Einführungen in yogische Themen wird er anhand von Beispielen aus seiner eigenen Kunstpraxis die Verbindungen zwischen Yoga und Kunstausübung erläutern. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind!
„Als Künstler habe ich oft mit schweren Dingen zu tun, mental und körperlich. Die Entdeckung der Bildhauerei und die Erforschung des Raumes haben mich oft in Zustände geführt, die ich heute als meditativ (Dharana) bezeichnen würde. Um Raum zu schaffen und sich um sich selbst zu kümmern, brauchte ich dringend eine Übung für Körper und Geist. Unbewusst wandte ich mich körperlichen Yogapraktiken zu. Meine Yogareise hat mich nun zu einem Hatha- und Kundalini-Yogalehrer gemacht. Im Künstlerhaus Stuttgart, wo ich als Künstler in dieser Gemeinschaft gewachsen bin, habe ich nun die Möglichkeit, etwas zurückzugeben und mit euch zu teilen, was ich gefunden habe.“ – Lennart Cleemann
Lennart ist seit 2020 Mitglied im Künstlerhaus und war von 2020-2023 Künstlerhaus-Atelierstipendiat. Zum Yoga kam er während seiner Zeit als Künstler im Jahr 2021 und unterrichtet seit 2024 Yoga.
Bevorzugt bitte eine eigene Yogamatte, Kissen und Decke mitbringen. Zusätzliche Yogamatten, Kissen und Decken sind bei Bedarf vorhanden.
Anmeldung über Eventbrite (auch für einzelne Termine möglich).
7 Euro Unkostenbeitrag pro Sitzung.
Mittwoch Abends 18:00-19:30Uhr
Das Künstlerhaus Stuttgart sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine hochmotivierte und vielseitig begabte Person, die unser Team in Teilzeit verstärkt und die künstlerische Leitung bei unterschiedlichen praktischen Arbeiten, wie der Installation- und Deinstallation von Projekten im Rahmen ihres künstlerischen Programms Farm Everything! unterstützt.
Der Minijob ist für ein oder zwei Tage pro Woche (35h/Monat), normalerweise Donnerstag und Freitag, vorgesehen und erfordert ein gewisses Maß an Flexibilität je nach Programmbedarf. Gelegentlich kann Abend- und Wochenendarbeit erforderlich sein. Das künstlerische Programm basiert auf einer besonders weit gefassten Definition von Landwirtschaft, und eine gemeinschaftliche, zupackende, am Ackerbau orientierte Grundhaltung ist wichtig.
In dieser Position arbeiten Sie eng mit der künstlerischen Leitung, der kuratorischen Assistenz und dem Aufbauteam zusammen: bei der Beschaffung und dem Transport von Materialien sowie bei Aufbau, Installation und Deinstallation. Ihre Aufgaben können so unterschiedliche Arbeiten beinhalten, wie das Pflücken von Äpfeln, das Abfüllen von Wein oder den Bau einer Hütte in der Galerie. Die/der ideale Kandidat*in arbeitet gerne in einem landwirtschaftlichen Umfeld, ohne die Kunstwelt zu verlassen, sie/er hat eine zupackende Arbeitseinstellung, hat handwerkliches Geschick, ist erfahren im Umgang mit Werkzeugen, kann improvisieren ad hoc Lösungen finden. Außerdem arbeitet sie/er gerne mit Künstler*innen an experimentellen und neuartigen Projekten. Neben Deutsch sollte Englisch in Schrift und Wort beherrscht werden. Darüber hinaus wäre ein Führerschein (Klasse B) wünschenswert.
Sie sind interessiert? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung!
Bitte senden Sie diese in einem pdf bis zum 27. Oktober 2024 an info@kuenstlerhaus.de.
18:00–20:00 Uhr
Nimm mit Brian Holmes an einer praxisnahen Einführung in das Kartografieren von Flüssen teil. Bei diesem Workshop werden wir herausfinden, wie man seine spezielle Technologie verwendet und wie man eine Karte für gemeinschaftliches Engagement in der lokalen Umwelt gestaltet. Die Teilnehmer*innen werden lernen, wie man in der Karte navigiert, sich anmeldet, ein Symbol hinzufügt, einen Beitrag erstellt und verschiedene Dateitypen bearbeitet. Ein kurzer Blick unter die Oberfläche offenbart fortgeschrittene Funktionen für diejenigen, die tiefer eintauchen möchten. Vor allem aber werden wir über die Gestaltung der zukünftigen Neckarkarte diskutieren: wie sie aussehen könnte, welche Merkmale sie zeigen wird und wie sie für die Menschen in Stuttgart und darüber hinaus hilfreich werden kann. Das Ziel ist es, bis zum Frühjahr eine schöne, funktionale und informationsreiche Karte zu erstellen.
Es sind keine Vorkenntnisse im Bereich Kartenerstellung oder GIS erforderlich, aber alle Fähigkeiten und Spezialgebiete sind willkommen.
Bitte bringe einen Laptop (bevorzugt) oder ein Mobiltelefon (funktioniert auch) mit.
Kostenlose Anmeldung via Eventbrite
Karten sind Macht – ob in der Kolonialzeit oder im heutigen imperialen System. Doch wie können sie dekonstruiert, neu konfiguriert, von mehreren Akteure*innen geteilt und für die Darstellung alternativer Zukünfte genutzt werden? Wie können sie den prozessualen Fluss der Zeit und die Vielfalt der verkörperten Standpunkte einbeziehen? Können digitale Karten noch das Land erfassen? Können Karten der Macht zu Wegen der Befreiung werden?
Brian Holmes hat das letzte Jahrzehnt damit verbracht, ein Online-Kartenpaket für Themen der politischen Ökologie zu entwickeln, während er gleichzeitig seiner Lieblingsforschungsaktivität nachging: die Flusslandschaften des Mittleren Westens der USA, die Küste des Pazifischen Nordwestens und das La-Plata-Becken in Südamerika zu durchstreifen (er scherzt oft über „Kartografie mit den Füßen“). Holmes war zuvor in europäischen Kunst- und Aktivistenkreisen als Essayist und öffentlicher Redner bekannt. Im Laufe dieser Jahre hat er ein neues, aber seltsam vertrautes Genre erfunden, die Essaykarte, gefüllt mit geschriebenem Text, wissenschaftlicher Visualisierung und Multimedia-Bildern. Jedes seiner Projekte entwickelt einen eigenen konzeptionellen Rahmen, eine eigene Erzählstruktur, einen eigenen visuellen Stil und ein eigenes metaphorisches Register, das Ausdruck einer forschenden Subjektivität ist. Gleichzeitig ist jedes von ihnen das Ergebnis eines territorialen Dialogs mit vielfältigen Beiträgen von Künstler*innen, Fachleuten, Einwohner*innen und sozialen Bewegungen, die alle auf die eine oder andere Weise von Aspekten der nicht-menschlichen Welt berührt werden. Die Essaykarte ist daher kein individuelles Produkt, sondern eine verkörperte und immersive Praxis: eine Art, die Hand auszustrecken, das Wasser zu testen, einzutauchen. Heute kehrt Holmes für eine Reihe von längeren Aufenthalten im Künstlerhaus Stuttgart nach Europa zurück, wo er in den 1990er und 2000er Jahren gelebt hat. Im Künstlerhaus wird er zusammen mit weiteren Kollaborateur*innen eine Reihe laufender Recherchen präsentieren und gleichzeitig eine neue Erforschung des Wassereinzugsgebiets des Neckars einleiten.
Das Künstlerhaus Stuttgart veranstaltet keine traditionellen Ausstellungen, sondern versucht stattdessen, durchdringende Stimmungen oder „Atmosphären“ zu schaffen. Die Idee ist, eine Ausdrucksform von ihren unmittelbar greifbaren Strukturen zu lösen und sie in Beziehungen, Vokabeln, alltägliche Abläufe und gemeinsame Ressourcen einfließen zu lassen. Atmosphären entstehen langsam, im Übergang von einer Jahreszeit zur anderen, ein bisschen wie ein Garten, der unter der kahlen Erde keimt und zur Erntezeit eine Vielzahl von Früchten hervorbringt. Rivermap wurde auf dieser jahreszeitlichen Zeitachse konzipiert. Sie beginnt mit der Herbsttagundnachtgleiche in einer kleinen Ecke der weitläufigen Galerie im vierten Stock. In den folgenden sechs Monaten wird sie sich nach und nach mit Bildern, Stimmen, Konzepten und Begegnungen füllen und überströmen.
Learning from Cascadia gibt den Ton an. Das Projekt – keine einfache Karte, sondern ein vollwertiger Atlas – wurde über einen Zeitraum von zwei Jahren in und um Portland, Oregon, in Zusammenarbeit mit dem Kulturorganisator Mack McFarland ins Leben gerufen, mit einem besonderen Beitrag der indigenen Künstlerin Sara Siestreem. Es ist einem Land gewidmet, das sowohl real als auch imaginär ist: der Bioregion Cascadia, die sich von Nordkalifornien bis weit hinauf nach British Columbia erstreckt. Cascadia entstand aus den „ Back-to-the-Land“-Bewegungen der 1970er Jahre als ein möglicher neuer Rahmen für die Besiedlung und Verwaltung des Landes. Die Bioregion wurde von Dichter*innen erdacht – und von David McCloskey, einem Dichter und Kartographen, erstmals auf Papier festgehalten – und hat sich als Sehnsucht und greifbarer Traum in den Herzen von Tausenden, wenn nicht Millionen von Menschen eingeprägt. Doch Cascadia ist nicht nur eine weitere Utopie aus den 70er Jahren. Da der Pazifische Nordwesten die Heimat vieler indigener Völker ist, die über souveräne Vertragsrechte verfügen und immer mehr Unterstützung von Siedler*innen erhalten, hat die Region neue Formen der biokulturellen Bewirtschaftung entwickelt, die weitgehend darauf ausgerichtet sind, die Schäden der industriellen Moderne rückgängig zu machen und neue Praktiken der ökologischen Wiederherstellung zu eröffnen. Learning from Cascadia bietet ein Modell für die Erforschung solcher Wiederherstellungsprozesse und für deren Umsetzung an Orten, an denen sie noch nicht existieren.
Holmes ist der Erste, der zugibt, dass er seine ehrgeizigen Projekte nie ganz zu Ende bringen kann – weil sie nicht wirklich seine sind. Vielmehr sind sie Ausdruck komplexer kollektiver Bemühungen, die sich über Generationen erstrecken und an denen ganze Bevölkerungsgruppen und viele andere Arten beteiligt sind, mit Debatten und Konflikten, die bitter und langwierig sein können. Learning from Cascadia setzt sich mit dieser Komplexität auseinander, indem es die Bioregion mit zwei parallelen Modellen kontrastiert: dem Wassereinzugsgebiet, das vom Staat als hydrologischer Rahmen für die territoriale Verwaltung konzipiert wurde, und der Megaregion, die ein rein kapitalistisches Konzept der unendlichen Stadterweiterung darstellt. Diese Gegenüberstellung impliziert eine Theorie der politischen Ökologie in der Gegenwart, die sowohl dazu dient, die Sackgassen der Moderne zu analysieren als auch aufkommende Praktiken zu dokumentieren, die bereits nachhaltigere Lebensweisen bieten.
In der Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart erscheint Cascadia als riesige Karte an der Wand, als interaktives Bild auf einem Touchscreen und als Mittelpunkt eines von Holmes’ neueren Texten, Live Like A River, der hier als risografiertes Pamphlet präsentiert wird. Die gleiche unvollendete Forschung taucht auch in einem neueren Kartierungsprojekt mit dem Titel Biocultural Restoration in the Salish Sea auf. Dieses Projekt verfolgt den kaskadischen Traum in kleineren Dimensionen und konzentriert sich auf die Insel Vashon vor der Küste Seattles im Puget Sound (die selbst gerade informell nach ihren ursprünglichen Bewohnern der Coast Salish Sea umbenannt wird). Diese einzelne Karte, die enger gefasst und in ihrer Gesamtheit leichter zu erfassen ist, wurde mit der neuesten Version von Holmes’ Software erstellt, die er zusammen mit dem brillanten albanischen Programmierer Majk Shkurti entwickelt hat. Mit diesem Beispiel und dieser Technologie, die vollständig quelloffen und für die Zusammenarbeit konzipiert ist, soll das Neckarprojekt gestartet werden.
Atmosphären sind ein Synonym für Wandlungsfähigkeit. Im November wird die Ausstellung um die ökologisch-aktivistische Arbeit der Gruppe Casa Río in Argentinien erweitert, mit der Holmes in den letzten sieben Jahren zusammengearbeitet hat. Und im Januar werden zwei weitere Projekte mit dem Videomacher Jeremy Bolen gezeigt, die sich mit den Ursprüngen und Folgen des globalen ökologischen Wandels, auch Anthropozän genannt, befassen. Hier verschmelzen verkörperte und situierte Anliegen mit dem, was der Wissenschaftler Dipesh Chakrabarty „Atmosphären der Geschichte“ nennt: planetarische Prozesse, die alle Lebewesen betreffen.
Kommen Sie also ins Künstlerhaus Stuttgart, atmen Sie tief ein und nehmen Sie an einem ausgedehnten Gespräch und einer kollektiven Vision über zukünftige Landformen und Lebensweisen im 21. Jahrhundert teil.
Programm
Eröffnung
Rivermap
Samstag 28. September 2024
Artist Talk mit Brian Holmes, 18:00 Uhr
Dinner mit der Matriarchalen Volksküche, 20:00 Uhr *
Workshop
Kartografie mit den Füßen
mit Brian Holmes
Dienstag, 1. Oktober 2024, 18.00-20:00 Uhr
Kostenfreie Anmeldung via Eventbrite
*Über die Matriarchale Volksküche:
Die Künstler*innengruppe Matriarchale Volksküche (MV) wurde 2018 gegründet und versucht bei Koch- und Essensituationen verschiedene Perspektiven und Ansätze um den Tisch zu versammeln, um gemeinsam die Suppe auslöffeln, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und Rezepte für ein zukünftiges Miteinander auszutauschen. Im Künsterhaus spielt die MV mit der Zugabe aber auch mit der Entnahme von Wasser. Die flüssige Atmosphäre wird von einer reichhaltigen Brühe mit MV Lieblings-Add-Ons unterstützt, während der Dehydralisator sich summend das Wasser aus dem Gemüse holt.
Paco Ladrón de Guevara, Atelierstipendiat des Künstlerhaus Stuttgart, lädt zu einem Open Studio ein.
Eröffnung: Mittwoch, 25. September 2024, 19:30 Uhr
mit einer Performance von Aroma und Stella Covi, konzipiert von Paco Ladrón de Guevara
anschließend DJ Set von Flave und Drinks
Das Studio kann auch am 26. und 27. September zwischen 11 Uhr und 15 Uhr besucht werden.
Vom 13. bis 16. September findet im Künstlerhaus Stuttgart die aR convention 2024 statt, ein selbstorganisiertes Treffen von Künstlerinnen und Künstlern, die sich schwerpunktmäßig mit nicht ausstellbaren Projekten beschäftigen.
Die Konferenz wurde in den letzten zehn Jahren im ländlichen Frankreich in verschiedenen alternativen Umgebungen gemeinschaftlich organisiert und wird in diesem Jahr rund 30 Künstler*innen zusammenbringen.
Die aR convention ist ein selbstorganisierter Moment der Zusammenkunft und des Austauschs zwischen Künstler*innen, die durch Kooptation um nicht-ausstellbare Projekte zusammengebracht werden. Die aR convention bietet einen geselligen Rahmen, in dem Künstler*innen, die außerhalb von Ausstellungen arbeiten, die Möglichkeit haben, ihre Erfahrungen auszutauschen. Die aR convention lehnt das Medium „Ausstellung“ ab, das heute hegemonial und historisch durch den institutionellen Markt bestimmt ist, ungeachtet seiner experimentellen Qualitäten, seines kritischen Anspruchs, seines szenografischen Erfindungsreichtums oder der transgressiven Innovationskraft seiner Mittel und Einbildungen. Aber „außerhalb der Ausstellung“ bedeutet nicht unsichtbar oder noch weniger asozial, ganz im Gegenteil.
Der Begriff Convention wurde in Anlehnung an die Praxis der Amateur*innen gewählt. Conventions sind punktuelle Zusammenkünfte von Menschen, die sich leidenschaftlich einem Hobby oder einer Aktivität widmen (Sci-Fi, Anime, Origami…). Der Name aR wird mit einem ‘kleinen a’ geschrieben (für eine Kunst, der der künstlerische Status – mit einem großen A – ihrer Vorschläge gleichgültig ist) und für ein ‘großes R’ (ein Wochenende der Erholung, oft in einer ländlichen Umgebung, weit weg von den Institutionen der Kunstwelt und dem Kunstmarkt). Da sich das Künstlerhaus Stuttgart innerhalb des Ökosystems der zeitgenössischen Kunstwelt neu positioniert und einen perma-künstlerischen Ansatz zur Umgestaltung der institutionellen Landschaft verfolgt, schien es ein ideales Ambiente für die diesjährige aR convention zu sein.
Die aR convention ist nicht öffentlich, aber auch nicht privat oder geheim und ihre Türen bleiben offen. Die Nutzer*innenschaft des Künstlerhauses Stuttgart ist am Samstag, den 14. September um 15:00 Uhr zu einem Austausch mit den Mitveranstalter*innen und Teilnehmer*innen eingeladen.
aR convention
Freitag, 13. September, ab nachmittags
Samstag und Sonntag, 14.-15. September, ganztägig
Montag, 16. September, vormittags
Offener Austausch
Samstag, 14. September, 15:00 Uhr
Die Veranstaltung findet in Englisch, Französisch und Deutsch statt.
In der 35. Dienstags-Werkstatt lädt die visuelle Künstlerin, Forscherin und Kunstvermittlerin Lejla Dendić dazu ein, Kunst als gegenhegemoniales Mittel zu betrachten. Mit ihrem multidisziplinären Ansatz erkundet sie die Schnittstellen von visueller Politik, Subjektivität und Widerstand und schafft dabei Werke, die etablierte Normen und Machtstrukturen hinterfragen.
Sie wird ausgewählte Arbeiten präsentieren, die sich intensiv mit Gedächtnis, Narrativen, kollektiver Identität, Kolonialismus und Heilung befassen. Ihre Werke analysieren diese Themen in einem ständigen Kontinuum, wobei der Begriff des Kontinuums als eine Oberfläche betrachtet wird, auf der Zeit und Raum untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Perspektive ermöglicht es, Zeit nicht als lineare Abfolge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verstehen, sondern als gekrümmte Oberfläche, auf der diese Dimensionen simultan existieren. Diese Sichtweise schafft Brücken zwischen Geografien, Zeitlichkeiten und Menschen und verdeutlicht die Notwendigkeit, diese Verbindungen für Solidarität und transformative Veränderungen zu nutzen.
Lejla Dendić (*1997) hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert und ihre künstlerische Ausbildung dort abgeschlossen. Derzeit lebt und arbeitet sie in Stuttgart, wo sie ihre künstlerische Praxis vertieft.
Im Anschluss an die Präsentation sind alle eingeladen, im gemeinsamen Gespräch und Austausch tiefer in diese Themen einzutauchen.
Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken. Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
1946 wird der Shoa‐Überlebende Shmuel Dancyger bei einer Razzia in der Reinsburgstraße von einem Stuttgarter Polizisten erschossen. Die Tat bleibt ungeklärt. Heute erinnert eine Stele an ihn und die über tausend polnischen jüdischen Displaced Persons, die von 1945 bis 1949 in Stuttgart‐West untergebracht waren. Wovon wenig erzählt wird, ist das selbstverwaltete Alltagsleben: Neben verschiedenen Bildungseinrichtungen und vielfältigen Kulturveranstaltungen gab es in der Reinsburgstraße eine Synagoge, eine Mikwe, einen eigenen Fußballclub, eine koschere Küche, den „Café-Klub Tel Aviv“ sowie eine Krankenstation und eine eigene Polizei. Auch eine Zeitung wurde herausgegeben. Heute ist dies weitestgehend unsichtbar, nur die Gebäude sind als stumme Zeugen erhalten geblieben.
Während der Summer School wird die ortsspezifische Geschichte im Kontext aktueller künstlerischer und kultureller Diskurse vergegenwärtigt. Dazu wird deutsche Erinnerungskultur vor dem Hintergrund antisemitischer, rassistischer und rechtsextremer Kontinuitäten in Deutschland diskutiert. Eine Stadtwanderung führt in zwei Etappen von Bad Cannstatt in die Reinsburgstraße nach Stuttgart-West. Mit Gesprächen, Führungen, Workshops und Vorträgen, u.a. von Hannah Peaceman, Monty Ott, Ruben Gerczikow, Juliane Bischoff, Avi Palvari, Martin Ulmer, Tamar Lewinsky, Josefine Geib, Günter Riederer, Karin Autenrieth. Mit Filmen von Chantal Akerman, Hito Steyerl, Maya Schweizer, Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch, sowie Cana Bilir-Meier, einem Buch von Judith Coffey und Vivien Laumann und einer Ausstellung im Schaufenster des Versicherungsbüros von Achim Lesnisse.
Das vollständige Programm der Summer School mit allen Beiträgen und den Uhrzeiten findest Du hier.
Bitte melde Dich bis zum 25. August 2024 unter info@stuttgart-reinsburgerstrasse.de mit folgenden Angaben an:
- Name und Pronomen
- Wohnort
- 1 Satz zur Motivation, an der Summer School teilzunehmen
Da die Plätze der Summer School begrenzt sind, bitten wir Dich um eine verbindliche Anmeldung.
Wenn Du Fragen zum Programm und zum Ablauf hast, melde Dich unter
info@stuttgart-reinsburgerstrasse.de
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¹ “STUTTGART, Reinsburgerstraße . . . Do gefint zich einer fun di greste jidisze lagern in der Amerikaner zone” steht auf Jiddisch mit lateinischen Buchstaben auf dem Titelblatt des Stuttgarter DP-Camp-Albums als Bildunterschrift unter einer Schwarzweißfotografie geschrieben. Mit dem Fotografen Alexander Fiedel schauen wir von einer Verkehrsinsel aus die Reinsburgstraße hinunter. Das Album befindet sich heute im United States Holocaust Memorial Museum in Washington. Dort wird es folgendermaßen beschriftet: “Title page of the Stuttgart Jewish DP camp album with a photograph of the Reinsburgerstrasse. The Yiddish caption reads, ‘Stuttgart, Reinsburgerstrasse . . . on which is located the greatest Jewish camp in the American zone.’” Die Reinsburgstraße, die sich im Stuttgarter Stadtbezirk West befindet, führt von den Stadtteilen Rotebühl und Feuersee hinauf auf den Hasenberg und endet etwas unterhalb des Westbahnhofs.
Eine Veranstaltung von: Ann-Kathrin Müller und Judith Engel in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart im Rahmen von „HIDDEN PLACES – Stuttgart neu erzählt“ des Kulturamts Stuttgart
Konzeption, Recherche und Künstlerische Leitung: Ann-Kathrin Müller
Realisierung: Ann-Kathrin Müller und Judith Engel
Grafik Design: Studio Tillack Knöll
Mit freundlicher Unterstützung von
*Die “Queer Forest Creatures” bringen den Wald um Stuttgart in den Kessel und Dich zu deinem Wald in Dir*
Komm mit auf eine Reise der Selbsterkundung und des Ausdrucks in den Wäldern Stuttgarts! Verweilen, Zuhören, Atmen, Tönen, Tanzen, Performen, Phantasieren und Geschichten Schreiben im Wald – dadurch wollen wir den Anteilen in uns begegnen, die im urbanen Raum ausgegrenzt und unterdrückt werden, und dadurch selten gefühlt und gelebt werden können. Unser zweitägiger Workshop lädt dazu ein, die queeren Waldwesen in uns zum Leben zu erwecken, sie zu verkörpern und nach außen scheinen zu lassen.
Wann und Wo:
Workshop: 24. – 25. August 2024
24.08. UTOPIA Kiosk
25.08. Künstlerhaus Stuttgart
Ausstellung: 19.-29. September 2024 im UTOPIA Kiosk
19.09. Vernissage mit Lesung und Präsentation/Performance, Musik
28.09. Finissage mit Zine Workshop
Der Workshop richtet sich an Menschen, die von Heterosexismus und/oder Queerfeindlichkeit betroffen sind.
Es sind dafür keine Vorkenntnisse notwendig. Da wir in den Wald gehen, ist der Workshop leider nicht komplett barrierefrei. Es ist möglich, eine Stelle im Wald zu wählen, die gut mit der Bahn und auf Waldwegen zu erreichen ist, der Untergrund wird dennoch nicht komplett eben sein. Bitte bringe Kleidung mit, in der du dich gut bewegen kannst und die auch dreckig werden darf sowie Sonnen- und Moskitoschutz, Wasser zum Trinken und ein paar Snacks, für Frühstück und Mittagessen wird gesorgt sein. Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache statt.
Anmeldungen und Fragen per Mail an lu.kenntner@vlsp.de. Die Teilnahme ist kostenlos.
Mehr Infos: utopiakiosk.100mensch.de
Dieses Jahr werden Stuttgarter Kunst- und Kultureinrichtungen auf der Stuttgarter PRIDE vertreten sein. Das Künstlerhaus Stuttgart wird gemeinsam mit der Akademie Schloss Solitude, dem Theater Rampe und dem Württembergischen Kunstverein am 27. Juli auf der Parade durch die Stuttgarter Innenstadt teilnehmen. Wir Künstler:innen und Kulturschaffende möchten Flagge zeigen für Akzeptanz, Vielfalt und Freiheit von persönlichem Ausdruck und Entfaltung.
Wir rufen alle interessierten Mitglieder, Freund:innen und Vertreter:innen dieser Institutionen auf, mitzumachen! Unsere gemeinsame Formation wird eine große Fußgruppe und einen Wagen mit Musik umfassen.
Wenn Ihr am 27. Juli dabei sein wollt oder Fragen habt, meldet Euch unter csd2024@kuenstlerhaus.de!
Wir freuen uns zudem sehr über Helfer:innen bei Gestaltung und Organisation (wie Aufbau, Technik, Dekoration, Give-Aways, Ordner:innen, Fahrer:in, Dokumentation, etc.). Schreibt uns eine E-Mail.
Das nächste Treffen der CSD-AG findet am Montag, 8. Juli 2024 um 19.00 Uhr im Künstlerhaus Stuttgart in der Reuchlinstraße 4B statt.
Auf der Mitgliederversammlung des Künstlerhauses am 13.07.2024, wurden die ehrenamtlichen Vertreter*innen in Vorstand und Beirat turnusmäßig für drei Jahre neu gewählt.
Der Vorstand setzt sich zusammen aus Ania Corcilius (1. Vorsitzende) und Christoph Schwerdtfeger (Schatzmeister), die jeweils in ihren Ämtern bestätigt wurden, sowie Jochen Detscher, als neuem 2. Vorsitzenden.
In den Beirat gewählt wurden Julian Bogenfeld, Stephanie Bollinger, Eva Dörr, Björn Kühn, Lena Meinhardt und Jasmin Schädler.
Wir bedanken uns bei den scheidenden Mitgliedern aus Vorstand und Beirat – Anna Schiefer, Monika Nuber, Florian Model, Alexander Sowa und Yvette Hoffmann – für ihr ehrenamtliches Engagement sowie für die wichtigen Impulse, die jede*r Einzelne dem Künstlerhaus in den vergangenen Jahren gegeben hat.
Bei der Mitgliedschaft bedanken wir uns herzlich für ihr Vertrauen in unsere Arbeit und freuen uns darauf, das Künstlerhaus bei seiner aktuellen Metamorphose unter der künstlerischen Leitung von Tamarind Rossetti und Stephen Wright begleiten zu dürfen. Darüber hinaus beginnt auch mit dem Start des Programms Neue Auftraggeber in diesem Jahr ein neues Kapitel in der Geschichte des Künstlerhauses, das sich weiter in den Stadtraum und in die Region hinein entwickelt.
Am Sonntag, den 21. Juli, um 11 Uhr laden wir euch zu einem lustigen Familienmorgen mit animierten Kurzfilmen im Heu ein! Kommt vorbei, setzt euch in den Heuhaufen, esst Popcorn und schaut euch die schönen, einzigartigen Filme an, die zwar für Kinder gemacht wurden, aber für alle Altersgruppen großartig sind! Kommt mit auf eine Reise durch die Früchte der Wolken, in einen Wald mit magischem Laub, auf ein Abenteuer mit einem winzigen Fuchs und einen Tag auf dem Bauernhof wandernd durch die Felder, während sich kleine Tiere auf den Wechsel der Jahreszeit vorbereiten.
Die Früchte der Wolken – Kateřina Karhánková – 2017 – 11 Minuten
Miscellanées – Anne-Lise King – 2010- 4 Minuten
Der kleine Fuchs – Aline Quertain, Sylwia Szkiladz – 2015 – 9 Minuten
Boriya – Min Sung Ah – 2019 – 17 Minuten
November – Marjolaine Perreten – 2015 – 4 Minuten
Der Eintritt ist frei.
Screening im 2. OG (Seiteneingang rechts vom Gebäude)
Gesamte Spielzeit: 45 Minuten
Alle gezeigten Filme sind für alle Sprachen zugänglich. Es gibt Sound und wenig oder keinen Dialog.
Ohne Altersbeschränkung.
Programm:
Die Früchte der Wolken – Kateřina Karhánková – 2017 – 11 Minuten
Im Herzen eines dunklen Waldes leben sieben kleine harmlose, hungrige und sehr, sehr niedliche Wesen. Sie leben auf einer Lichtung, die sie nie verlassen. Doch als das Essen knapp wird, wagt sich das mutigste von ihnen in den Wald.
Miscellanées – Anne-Lise King – 2010- 4 Minuten
Der Abend bricht über die Berge von Queyras herein. Ein seltsames Wesen erscheint im Wald und pflanzt einen Samen, aus dem ein Baum mit magischem Laub entsteht. Als der Tag anbricht, beginnt eines der kleinen Blätter eine Reise, die das ganze Tal beleben wird.
Der kleine Fuchs – Aline Quertain, Sylwia Szkiladz – 2015 – 9 Minuten
Mitten in einem wimmelnden Garten trifft ein winziger Fuchs auf ein unerschrockenes Kind, das riesige Pflanzen züchtet! Durch einen glücklichen Zufall entdecken die beiden, dass sie Gegenstände anbauen können, die den kleinen Füchsen auf Ideen bringen…
Boriya – Min Sung Ah – 2019 – 17 Minuten
Ein Sommer auf dem Lande in Korea. Bori, ein 7-jähriges Mädchen, langweilt sich auf dem Bauernhof der Familie. Alle sind beschäftigt, nur sie nicht, denn es ist Erntezeit. Sie sucht verzweifelt nach jemandem, mit dem sie spielen kann… aber nichts geschieht so, wie sie es sich vorgestellt hat.
November – Marjolaine Perreten – 2015 – 4 Minuten
Der Herbst hat sich an den Ufern des Baches niedergelassen. Die kleinen Tiere sind aktiv, um sich auf die große Wintersaison vorzubereiten.
In der Ausstellung OK BYE begegnen sich Surja Ahmed, Marla Fischinger, Leonie Klöpfer, Clarissa Kassai, Veronika Schneider und Josephine Boger nicht nur als Künstlerinnen und Kolleginnen, sondern auch als diesjährige Absolventinnen in Bildender Kunst der ABK Stuttgart.
Die Diplomarbeiten werden in der vierten Etage des Künstlerhaus Stuttgart präsentiert. Dabei werden in Installationen und Objekten die Wechselwirkungen des Selbst und des Raumes sowie deren Strukturen, Machtverhältnisse und Heilungsprozesse untersucht.
Die Eröffnung findet am 18. Juli 2024, um 19 Uhr in der vierten Etage des Künstlerhaus Stuttgart statt mit einer Begrüßung von Anike Joyce Sadiq. Es wird Sekt, Snacks und Drinks geben.
Laufzeit der Ausstellung ist vom 18. Juli bis 28 Juli 2024, geöffnet Dienstag bis Sonntag jeweils 14 bis 19 Uhr.
Die Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart findet im Rahmen der Diplom- und Masterausstellungen der Fachgruppe Kunst der ABK Stuttgart statt. Die Abschlussarbeiten der Absolvent*innen sind im Künstlerhaus Stuttgart, Kunstbezirk Stuttgart und an der ABK Stuttgart zu sehen.
Auf Initiative des Mitglieds Chris Mennel hin, soll sein Vorschlag, den man als “Einzelausstellungen für alle” betiteln könnte, diskutiert werden.
Wird er gewollt, und wenn ja, wie? Was würde das für die programmatischen Ausrichtung des Künstlerhauses bedeuten? Was ist das Versprechen dieses Vorschlages?
Und welche Narrative und Selbstbildnisse werden hier perpetuiert, bearbeitet oder aufgehoben?
Welche ähnlichen Vorschläge gab es bereits und wie wurden diese implementiert?
Die Beiräte des Künstlerhauses werden diese Diskussion moderieren. Einerseits aus praktischen Gründen, da ein solches Unterfangen kompliziert ist, weitreichende Folgen hat, gut durchdacht werden muss und andererseits, da sie ins
Herz vieler Emotionen, Erfahrungen, Wünsche und Vorstellungen unseres Hauses trifft.
Auf einem Bauernhof gibt es keine Sonntage.
There are no Sundays at ranch.
(Harvest Moon – Back to Nature, 1999)
Digitale Bauernhöfe und Landwirtschaftssimulationen gehören zu den erfolgreichsten Videospielgenres aller Zeiten. Spieler*innen können hier eine eigene Farm aufbauen, Felder bestellen, Tiere züchten, Ernten einfahren oder einfach die virtuelle ländliche Idylle genießen. Diese Spiele bilden eine Bandbreite von Narrativen ab, die von romantisierter Vereinfachung wie in „Stardew Valley“ (2016) bis hin zu möglichst realistischer Wirtschaftssimulation wie in „Farming Simulator“ (seit 2008) reichen. Der Reiz solcher Spiele liegt in ihrer beruhigenden Routine, um so dem eigenen Alltag zu entfliehen und in eine virtuelle Welt einzutauchen. Es sind Spiele, in denen wir jedoch fast nur arbeiten.
Ausgehend von ihrer eigenen Videospielbiografie und ihren Erfahrungen als digitale Landwirtin und virtuelle Jägerin gibt Juli Gebhardt in der nächsten Dienstags-Werkstatt Einblick in ihre künstlerische Praxis. Durch die Verflechtung von Arbeits-, Unternehmens-, Gaming- und Netzkultur versucht sie, etablierte Routinen und Narrative, die unsere Lebensrealitäten bestimmen, in ihren Arbeiten zu durchbrechen.
Ausgangspunkt für Juli Gebhardts raumgreifende Installationen ist die Entgrenzung von Freizeit und Arbeit im neoliberalen, digitalen Zeitalter. Sie stellt das Individuum, das den Wechselwirkungen und Verschränkungen von analoger und digitaler Arbeitswelt ausgeliefert ist, sowie die Frage, wie sich im digitalen Raum Gemeinschaft beständig bilden kann, ins Zentrum ihrer Auseinandersetzungen. Während sie den Verlust von traditionellen Arbeitsstrukturen sowie das Aufkommen neuer Formen der Selbstausbeutung reflektiert, befragt sie die Vereinbarkeit von persönlicher Entfaltung und ökonomischem Druck. Mit ihren Arbeiten nimmt sie somit die Auswirkungen dieser Entgrenzung auf das Individuum fortwährend kritisch in den Blick.
Bevor Juli Gebhardt ihr Kunststudium an der ABK Stuttgart in der Klasse für Installation bei Prof. Birgit Brenner und !Mediengruppe Bitnik absolvierte, hat sie zunächst Betriebswirtschaftslehre in Karlsruhe studiert. Neben Stationen an der Burg Giebichenstein in Halle, der University of Derby (UK) und der Angewandten in Wien nahm sie 2018 an einem Residenzstipendium der Galerie EIGEN+ART Lab in Berlin teil. 2021 wurde Gebhardt außerdem mit dem Akademiepreis der ABK Stuttgart ausgezeichnet. Nach ihrem Abschluss als Meisterschülerin bei Prof. Heba Amin und Prof. Antonia Low war Gebhardt von November 2023 bis April 2024 Stipendiatin des Residenzprogramms Cité internationale des arts in Paris. Zusätzlich zu ihrer eigenen künstlerischen Praxis arbeitet sie seit 2021 als kuratorische Assistentin im Künstlerhaus Stuttgart und leitet seit 2022 den Kunstverein Kunstraum 34 in Stuttgart, der sich auf zeitbasierte Kunst und experimentelle Musik fokussiert.
Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken. Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Von Dienstag, den 9. Juli, bis Sonntag, den 14. Juli, täglich von 12 bis 21 Uhr, wird Paul’s Kimchi Café, ein Popup-Lokal und Künstler*innencafé, im 2. Stockwerk des Künstlerhauses die Türen öffnen. Sowohl koreanisches als auch schwäbisches Kimchi und leicht fermentierte hausgemachte Nudeln aus lokalem Kohl und anderen saisonalen Zutaten werden serviert. Und natürlich eine Auswahl an heißen und eiskalten Getränken.
***
Paul Sullivan ist ein in Liverpool ansässiger Architekt und Kimchi-Koch. Er ist Gründungsdirektor des Static Complex, Liverpool (www.staticcomplex.com), einem Galerie- und Mehrzweckraum, der Ausstellungen, Symposien/Debatten, Musikkonzerte und Filmaufnahmen, eine Kimchi-Bar und zehn Atelierräume für Künstler*innen, Architekt*innen, Filmemacher*innen, Grafikdesigner*innen und Kreative sowie ein internationales Residenzprogramm beherbergt. Nachdem er 2006 nach Südkorea gereist war, gründete er Paul’s Kimchi Co, um die koreanische Küche und Kimchi in der Merseyside mit einer kleinen Pop-up-Nudelbar in der Static Gallery bekannt zu machen. Sein Unternehmen KIMCHI Human widmet sich der Herstellung des perfekten Kimchi (www.kimchihuman.com)
Am Sonntag, den 7. Juli und den 14. Juli jeweils von 10 bis 13 Uhr leitet der Kimchi-Künstler Paul Sullivan einen Workshop zur Herstellung von Kimchi. Schließe dich Paul und anderen Fermentierer*innen an und lerne die Kunst des Lacto-Metabolismus mit dem sommerlichen Flair lokaler saisonaler Produkte. Bringe einen luftdichten Behälter mit, um deinen Kimchi mit nach Hause zu nehmen. Die Plätze sind begrenzt. Anmeldung zu den Workshops bitte über Eventbrite.
Von Dienstag, den 9. Juli, bis Sonntag, den 14. Juli, täglich von 12 bis 21 Uhr, wird Paul’s Kimchi Café, ein Popup-Lokal und Künstler*innencafé, im 2. Stockwerk des Künstlerhauses die Türen öffnen. Sowohl koreanisches als auch schwäbisches Kimchi und leicht fermentierte hausgemachte Nudeln aus lokalem Kohl und anderen saisonalen Zutaten werden serviert. Und natürlich eine Auswahl an heißen und eiskalten Getränken.
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Paul Sullivan ist ein in Liverpool ansässiger Architekt und Kimchi-Koch. Er ist Gründungsdirektor des Static Complex, Liverpool (www.staticcomplex.com), einem Galerie- und Mehrzweckraum, der Ausstellungen, Symposien, Musikkonzerte und Filmaufnahmen, eine Kimchi-Bar und zehn Atelierräume für Künstler*innen, Architekt*innen, Filmemacher*innen, Grafikdesigner*innen und Kreative sowie ein internationales Residenzprogramm beherbergt. Nachdem er 2006 nach Südkorea gereist war, gründete er Paul’s Kimchi Co, um die koreanische Küche und Kimchi in der Merseyside mit einer kleinen Pop-up-Nudelbar in der Static Gallery bekannt zu machen. Sein Unternehmen KIMCHI Human widmet sich der Herstellung des perfekten Kimchi (www.kimchihuman.com)
18:00–21:00 Uhr
Talking Hay ist eine Einladung, sich mit uns in das von uns geerntete Heu zu setzen, um über Heu und alles, was es bedeutet und offenbart, zu sprechen. Heuhaufen sind eine der Ikonen der Landwirtschaft und kommen in einer erstaunlichen Vielfalt von Formen, Größen und Aufmachungen vor. Sie sind oft kunstvoll gefertigte Objekte – volkstümliche ländliche Architektur -, die aus Schichten und Lagen von getrockneten Gräsern und Pflanzen bestehen und die umgewandelte Energie der Sonne für die dunklen Monate speichern. Wir werden darüber nachdenken, was in einem Heuhaufen steckt – welche Gräser und Blumen, aber auch welches Wissen sich darin befindet. Das Stapeln von Heu im zweiten Stock des Künstlerhauses macht den Heuhaufen gleichzeitig zu einem Umwandler zwischen den kunsthistorischen Konventionen der Darstellung der Landschaft und zu einem Signifikanten – wie eine Skulptur -, durch den wir das hinterfragen können, was die Künstlerinnen Kathrin Böhm und Wapke Feenstra die “ländlichen Unterströmungen” der städtischen Gemeinschaften nennen.
Wir werden aber nicht nur über Heu reden, sondern versuchen, es genauer anzusehen, zu riechen und zu zeichnen – im Heu zu sein. Im Anschluss gibt es ein leichtes Abendessen.
Künstlerhaus Stuttgart
Donnerstag, 4. Juli 2024
18.00 – 21.00 Uhr
Zum Abschluss von Rotting Hegel lädt das Künstlerhaus Stuttgart zu Dialektik der Myzelien: Ein Bankett ein. An diesem Abend servieren wir den Gästen ein Menü zur Verkostung der Austernpilze, die auf den Seiten von Hegels Gesamtwerk gewachsen sind. Essen Sie mit uns die Pilze, die Hegel aßen…
Anfang Mai dieses Jahres richtete das Pariser Kollektiv SPORA – ein Kollektiv von menschlichen und myzelischen Künstler*innen und Akteur*innen – im vierten Stock des Künstlerhauses Stuttgart ein Bibliothekslabor ein. Dort veranstalteten sie einen Workshop zur Myzelisierung von Hegel. Nachdem Dutzende von Ausgaben der Hegel-Bibliothek mit Pilzsporen geimpft wurden und diese mehrere Wochen lang in den dunklen Seiten des großen humanistischen Philosophen inkubiert hatten, begann Anfang Juni die Fruchtbildung, als die Pilze mit barocker Unbekümmertheit aus den Büchern in den Regalen zu sprießen begannen.
Materiell gesehen bot die Zellulose der Buchseiten ein ideales Substrat für das Gedeihen der Pilze, was zu einer phänomenalen Ernte von prächtigen Austernpilzen führte, die sich ausschließlich von Hegelscher Kost ernährten. Diese Art der Philosophiekultivierung führt jedoch zu unerwarteten Erkenntnissen. Mycelium, so scheint es, hat einen anspruchsvollen Geschmack und keinen Mangel an Witz. Offenbar hat es nicht alle Gedanken des Aufklärers wahllos verschlungen und fand die Seiten über die Absolute Erkenntnis geradezu ungenießbar.
“Ein Philosoph sprießt nicht einfach wie ein Pilz aus der Erde”, schrieb Hegel bekanntermaßen, wobei er zweifellos an seine eigene erhabene weltgeschichtliche Mission dachte, während er unverhohlene Verachtung für eine Lebensform zeigte, die er nur geringfügig für mehr als ein Mineral hielt. Heute können wir in einer dialektischen Umkehrung, die Hegel zwar nicht übersehen, aber auch nicht voraussehen konnte, feststellen, dass Pilze tatsächlich wie Philosophen aus einer Bibliothek sprießen. Sicherlich kann man sagen, dass alle Bibliotheken langsam verrotten; diese spezielle nur ein wenig schneller als andere. Wenn das Projekt Rotting Hegel als Laboratorium des dialektischen Austauschs zwischen den unversöhnten Energien des mächtigsten philosophischen Systems der Moderne und denen einer der ältesten, widerstandsfähigsten – und für den Menschen kryptischsten – Lebensformen der Erde gesehen werden kann, wie kann dann der Akt des Verschlingens des Ergebnisses dieser Begegnung verstanden werden? Vielleicht als Gelegenheit, Hegel buchstäblich zu verdauen und zu assimilieren, indem man die Pilze verdaut und assimiliert, die seine Werke verdaut und assimiliert haben…
Ein Projekt von SPORA.
Info
Samstag, 22. Juni 2024, 19:00 Uhr
im Künstlerhaus, 4. Stock
vegetarisches 5-Gänge-Menü
inklusive Weinbegleitung und unalkholische Getränke
mit Redebeiträgen zu Hegel und Myzelien
Unkostenbeitrag 39 Euro
Plätze sind begrenzt. Anmeldung über Eventbrite.
In der 33. Dienstags-Werkstatt wird die Künstlerin Thora Gerstner Einblick in das breite Spektrum ihrer künstlerischen Arbeit geben.
Ihre Forschungsfelder sind neben der Verbindung freier Grafik mit dem Werkstoff Glas die künstlerische Aufarbeitung historischer Patterns. Wiederkehrende Rhythmen, Musterstrukturen und typografische Formen lassen sich in ihrer individuellen Bildsprache finden. Sie studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sowie an der Listaháskóli Íslands in Reykjavík.
Sie lehrt aktuell unter anderem an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und hatte neben einer Gastdozentur in Peking, China, Lehraufträge an der Universität Tübingen, der Hochschule für Gestaltung
Augsburg und an der Hochschule Pforzheim inne.
Jahrelang befasste sie sich innerhalb ihrer zeichnerischen Arbeit mit den Goldblechen aus dem Grab des Tutanchamun, deren Dokumentation die schriftliche Promotion von Julia Bertsch komplettiert.
Seit 2021 kuratiert sie einen permanent zugänglichen Ausstellungsraum am Hauptbahnhof Stuttgart, zusammen mit dem von ihr gegründeten Künstler:innenkollektiv ATELIER TRANSLUZENT.
Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken. Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
08:00–12:00 Uhr
Das Künstlerhaus macht Heu!
Wir laden Sie ein am Samstag, den 08. Juni, morgens an einem Sensenworkshop unter der Leitung des Sensenexperten Bernhard Lehr in Zusammenarbeit mit dem Bienenschutz Stuttgart teilzunehmen. Sensen, die gesamte Ausrüstung und der Transport zur und von der Wiese werden zur Verfügung gestellt. Die Teilnehmer*innen erlernen die Technik und den Vorgang des Sensens (einschließlich Entgraten der Klinge und Herstellen des Stiels), der als integraler Bestandteil der sorgfältigen Nutzer*innenschaft von Landschaft verstanden wird. Der Workshop ist sowohl für Anfänger*innen als auch für Fortgeschrittene geeignet, aber die Plätze sind begrenzt, also melden Sie sich frühzeitig an!
Das Ergebnis des Workshops wird ein Heuhaufen im 2. Stock des Künstlerhauses sein, der als nutzer*innenfreundliche Atmosphäre für Begegnungen, Vorführungen und Gespräche genutzt werden kann. Sensen und Heumachen gehören zu einer Reihe von Aktivitäten, bei denen künstlerische und landwirtschaftliche Tätigkeit zusammenkommen, um eine gemeinsame Atmosphäre zu schaffen, die in den kommenden Monaten durch Workshop-Formate erkundet werden soll.
Anmeldungen an info@kuenstlerhaus.de
Das Vierte Organ lädt im Juni zu einem Auswärtstermin ein. Im Rahmen des Projekts “Echo dieser Tage” der InterAKT Initiative (mehr Informationen weiter unten) findet im Begegnungsraum Stuttgart eine Filmvorführung von historischen Aufnahmen Stuttgarts statt. Als Verein prägen wir das Stadtbild und die lokale Lebensqualität. Ein Anlass gemeinsam darüber nachzudenken, wie die Stadt sich verändert und wie wir darauf Einfluss nehmen können und wollen.
Titel: Bewegende Momente aus privaten Filmarchiven, Stuttgart vor und nach dem 2. Weltkrieg
Uhrzeit: 19:00-22:00 Uhr
Ort: Begegnungsraum, Breitscheidstraße 2f, 70174 Stuttgart
Orte verändern sich mit der Zeit, und besonders drastisch durch Kriege. Auch Stuttgart hat sich durch den letzten Krieg in Deutschland stark verändert. Am 4. Juni werden wir gemeinsam Filmaufnahmen von Stuttgart vor und nach dem Zweiten Weltkrieg sichten – unter anderem zur Verfügung gestellt durch das Haus des Dokumentarfilms – und uns über die kriegsbedingten Veränderungen und ihr Verhältnis zum Heute austauschen.
Die Veranstaltung findet im Rahmen des InterAKT Projekts “Echo dieser Tage” statt:
Mit “Echo dieser Tage” präsentiert InterAKT eine interaktive Installation, die reale Erlebnisse und fiktive Geschichten aus der Ukraine einfühlsam mit der Geschichte des Stuttgarter Stadtgartens verwebt. Durch die künstlerische Aktivierung des Stadtgartens laden wir sowohl die lokale Gemeinschaft als auch ukrainische Geflüchtete sowie Geflüchtete anderer Nationalitäten herzlich ein, diesen Ort als Treffpunkt und Austauschort zu entdecken und aus einer neuen Perspektive zu erleben. In deutscher und ukrainischer Sprache.
Die Installation kann täglich besucht werden und die Hörgeschichten zu den einzelnen Stationen können jederzeit mit dem eigenen Telefon aufgerufen werden. Es gibt zusätzlich tägliche Kernzeiten, zu denen MP3 Player und Kopfhörer zur Verfügung stehen und ihr mit uns ins Gespräch kommen könnt. Ihr findet uns auf der Picknickdecke im Park.
Mehr Informationen zum gesamten Programm unter https://interakt-initiative.com/programmheft-echo-dieser-tage-alternativ/
Am Montag, den 3. Juni, laden wir Sie zum ersten Termin unserer neuen, einmal im Monat stattfindenden Gesprächsreihe _compatible conversations (farm_compatible, art_compatible, bazaar_compatible, research_compatible…) ein. In diesem ersten Gespräch sprechen wir mit der Künstlerin und Autorin Kathrin Böhm anlässlich der Veröffentlichung ihres neuen Buches Art on the Scale of Life.
Seit Mitte der 1990er Jahre hat Kathrin Böhm die Bedingungen für sozial engagierte Arbeitsweisen auf das ausgeweitet, was sie als “scale of life” (dt. Maßstab des Lebens) bezeichnet. Sie sucht nach Gemeinsamkeiten zwischen den Bereichen Kunst und Landwirtschaft, indem sie deren Vokabular, Räume, Ökonomien und Praktiken durch kollektive Projekte wie Myvillages (seit 2003), The Centre for Plausible Economies (seit 2018), Company Drinks (seit 2014) und die Rural School of Economics (mit Wapke Feenstra seit 2019) miteinander verbindet. Ihr neues Buch erscheint im Anschluss an das zweiteilige Ausstellungsprojekt COMPOST. Kathrin Böhm: Turning the Heap und COMPOST: For Future Use und versucht zu zeigen, wie die heiteren visuellen Methoden, Sprachen, Taktiken, Werkzeuge, Konzepte und Strategien, die einer sozial transformativen Kunstpraxis dienen, in ländlichen und bäuerlichen Umgebungen fernab der üblichen Schauplätze der zeitgenössischen Kunstwelt nützlich eingesetzt werden, auch wenn die Kunst mit der Landwirtschaft verschmolzen ist. Wenn die Kunst nun vom “Maßstab der Kunst” zum “Maßstab des Lebens” aufgestiegen ist, wie sieht das aus? Was ist eigentlich der Maßstab des Lebens? Und was wird durch diese Maßstabsverschiebung gewonnen und was aufgegeben?
18:00–20:30 Uhr
Ab Juni veranstaltet der Kimchi-Künstler Paul Sullivan im Künstlerhaus Stuttgart eine Reihe von öffentlichen Kimchi-Workshops. Diese finden im Rahmen von Paul’s Kimchi Café statt, einem Popup-Restaurant im 2. Stock des Künstlerhauses, in dem sowohl sowohl koreanisches als auch schwäbisches Kimchi und leicht fermentierte hausgemachte Nudeln aus lokalem Kohl und anderen saisonalen Zutaten angeboten werden.
In Vorbereitung auf diese Atmosphäre der gemeinschaftlichen Fermentation sind Sie eingeladen, mit Paul und anderen an einem Kimchi-Keramik-Workshop teilzunehmen, der von der Keramikerin und Designerin Yvette Hoffmann geleitet wird. Ziel ist es, Kimchi-Schalen aus Keramik herzustellen, die in Paul’s Kimchi-Café verwendet und unter den Workshop-Teilnehmer*innen aufgeteilt werden: eine für Sie, eine für das Café, eine für Sie, eine für das Café…
Der Workshop ist kostenlos und offen für maximal 10 Personen, die lernen möchten, wie man Schalen in verschiedenen Größen mit einer Überformtechnik herstellt. Die Teilnehmer*innen können so viele Schalen herstellen, wie es die Zeit erlaubt: in der Regel 4-5 Schalen im Laufe des Abends. Das Trocknen, Glasieren und Brennen wird anschließend von Yvette Hoffmann durchgeführt. Der Glasurbrand findet bei 1240° C statt, so dass die Schalen spülmaschinengeeignet sind. Alle Materialien, das Glasieren und Brennen sind kostenlos. Der Kurs findet in deutscher und englischer Sprache statt und ist sowohl für Anfänger*innen als auch für Fortgeschrittene geeignet.
Die Anmeldung für den Workshop ist geschlossen.
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Yvette Hoffmann ist Designerin und Handwerkerin. Sie gestaltet und handwerkt, um die Grenze zwischen Produkt und Objekt zu erforschen und um die Natur des Materials, des Prozesses und der Form zu entdecken, ganz im Sinne des Verstehens durch Machen und Benutzen. “Es geht weniger darum, etwas zu besitzen”, sagt sie, “als vielmehr darum, dass man es intuitiv gerne benutzt. Dinge, die man gerne benutzt, wirft man nicht so schnell weg. Das ist auch eine Form der Nachhaltigkeit.” Seit der Gründung ihres Studios im Jahr 2011 hat sie an zahlreichen experimentellen Einzelprojekten gearbeitet und kollaboriert regelmäßig mit Künstler*innen und Praktiker*innen aus anderen Bereichen. Derzeit entwickelt sie ein langfristiges Projekt mit der Künstlerin Linda Weiss, bei dem sie wilden Ton in der Natur sammelt. Außerdem ist sie Leiterin der Keramikwerkstatt im Künstlerhaus Stuttgart. https://www.yvettehoffmann.com/
Paul Sullivan ist ein in Liverpool ansässiger Architekt und Kimchi-Koch. Er ist Gründungsdirektor des Static Complex, Liverpool (www.staticcomplex.com), einer Galerie und einem Mehrzweckraum, der Ausstellungen, Symposien/Debatten, Musikkonzerte und Filmprojkte, eine Kimchi-Bar und zehn Atelierräume für Künstler*innen, Architekt*innen, Filmemacher*innen, Grafikdesigner*innen und Kreative sowie ein internationales Residenzprogramm beherbergt. Nachdem er 2006 nach Südkorea gereist war, gründete er Paul’s Kimchi Co, um die koreanische Küche und Kimchi in der Merseyside mit einer kleinen Pop-up-Nudelbar in der Static Gallery bekannt zu machen. Sein Unternehmen KIMCHI Human widmet sich der Herstellung des perfekten Kimchi (www.kimchihuman.com).
Das Treppenhaus als Konzertraum – Ralph Gaukel nutzt die besondere Akustik für seine Klang- und Obertoninstrumente, auf eine elektronische Verstärkung wird ganz bewusst verzichtet.
Zu hören sind die urzeitlichen Klänge des australischen Didgeridoo, ebenso wie die unsagbar leichten Töne der traditionellen slowakischen Hirtenblockflöte Fujara und die Rhythmen der tanzenden Hände auf dem Schweizer Musikinstrument „Hang“.
Auch die alte Kunst des Obertongesangs ist zu hören, ebenso Maultrommeln, und der warme Klang der Kalimba-Sansula. Ein klangvolles, ja schon meditatives Erlebnis. Die Treppenstufen dienen als Sitzgelegenheit, daher bitte ein Sitzkissen mitbringen.
Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken. Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Das Vierte Organ lädt im Mai zum gemeinsamen Kochen und Essen ein.
Das Vierte Organ ist ein Ort für, mit und von der Mitgliedschaft des Künstlerhauses. Es kann vieles sein und auch noch werden. Bei dem nächsten Treffen wollen wir uns gemeinsam der ästhetischen Praxis des Kochens widmen.
Manche sagen, die schlichteste aller Suppen sei die Gemüsesuppe/Minestrone.
Dabei kommt es immer auf die Qualität der Lebensmittel an. Sie stehen im Mittelpunkt und haben Einfluss auf den Geschmack und das Ergebnis.
Wir wollen also am Samstag, den 04. Mai 2024 ab 16.30 Uhr, im 3. Stock gemeinsam schnippeln, kochen und danach bei geselligem Beisammensein essen, uns austauschen und wohlfühlen. Die Zutaten werden am Samstag frisch auf dem Stuttgarter Wochenmarkt besorgt.
Wir bitten um Anmeldung bis Sonntag, den 28. April 2024 unter info@kuenstlerhaus.de.
Rotting Hegel ist eine mehrphasige funktionale Installation, die SPORA in Zusammenarbeit mit anderen myzelischen Akteur*innen für das Künstlerhaus Stuttgart entwickelt hat. Während des Projekts verstricken sich Pilzhyphen in den Seiten des menschlichen Philosophen und ernähren sich von der Zellulose, die mit Worten und Begriffen durchdrungen ist. Pilze haben die Kraft, tote Materie in neue Früchte zu verwandeln – aber wie ist es um den Geist von Hegels Werk bestellt? Welche Passagen werden sich als besonders fruchtbar erweisen, wenn die Pilzfarm in den Regalen der Bibliothek Früchte trägt?
Pilze sind bekannt für ihren schrägen und unberechenbaren Humor: Schauen Sie vorbei, um zu sehen, welche Konzepte die Pilze nahrhaft und welche geschmacklos finden. Es ist allgemein bekannt, dass Hegel in seiner Ästhetik den Tod der Kunst verkündete. Der Vorbote der philosophischen Moderne schreibt, „die Kunst ist und bleibt nach der Seite ihrer höchsten Bestimmung für uns eine Vergangenheit“ und ebnete damit den Weg für das Aufkommen der Konzeptkunst. Zwei Jahrhunderte später erscheint es dringlich und nützlich, den großen Dialektiker in einer Atmosphäre der Fäulnis zu verstoffwechseln.
Rotting Hegel wird mit einem gemeinsamen Essen eines phänomenalen Pilzrisottos in der Bibliotheks-Farm gipfeln, in der die Pilze gewachsen sind, so dass die Gäste sich Hegel unmittelbar einverleiben können.
Öffnungszeiten der Rotting-Hegel-Bibliothek: Samstags 12 Uhr bis 18 Uhr
Myceliating Hegel: Ein Einführungsworkshop zum Myzel
2. Mai, 18.00 – 21.00 Uhr
Zur Eröffnung von Rotting Hegel, der funktionalen Installation im Künstlerhaus Stuttgart, entschied sich SPORA für eine kollektive und benutzerfreundliche Vorgehensweise, indem sie die Teilnehmer*innen am 2. Mai im kleinen Rahmen mit einem Workshop in die Techniken der Mykologie und der Pilzzucht einführen. In diesem Fall wird das Substrat das Gesamtwerk von Hegel sein. Mit Hilfe des größten Zersetzers der Natur lädt dieser Workshop die Teilnehmer*innen ein, die Seiten des berühmten Stuttgarter Philosophen zu myzelisieren. Aus den Seiten von Hegels Werk werden in den folgenden Wochen Austernpilzbüschel heranwachsen, die für ein gemeinsames Essen verarbeitet werden. Anstelle einer Philosophie des Myzels – von dem Hegels Denken nur so wimmelt – schlägt SPORA eine Myzelisierung der Philosophie vor.
In diesem 3-stündigen Workshop lernen Sie die Grundlagen der Pilzzucht in Theorie und Praxis kennen – alles, was Sie wissen müssen, um Ihre Hausbibliothek (oder Ihren Holzschuppen) in eine Pilzzucht zu verwandeln!
Keine Vorkenntnisse über Pilze erforderlich.
Kostenlos für Anfänger*innen oder fortgeschrittene Hegelianer*innen jeden Alters.
Anmeldung erforderlich: info@kuenstlerhaus.de
Über das Kollektiv SPORA
SPORA ist ein extradisziplinäres Projekt, das von dem Konzept des Myzels als Methodik und Beobachtungsinstrument des fast Unsichtbaren geprägt ist. SPORA wurde 2021 von Charlotte Janis (Künstlerin) und Roberto Dell’Orco (Künstler, Landschaftsarchitekt und Architekt) gegründet und hat seinen Sitz in dem von Künstler*innen betriebenen Raum Les Ateliers Wonder in Bobigny (Frankreich). In den vergangenen drei Jahren hat SPORA forschungsbasierte Aktionen wie Ausstellungen, partizipatorische Workshops, hybride Installationen und Performances, Waldspaziergänge, Landschaftsinterventionen im öffentlichen Raum und akademische Forschungsprogramme initiiert, begleitet und miteinander verbunden. Bei jeder dieser Gelegenheiten entsteht durch die Interaktion mit Teilnehmer*innen verschiedener Generationen ein rhizomatischer Aspekt, der neue Möglichkeiten und transdisziplinäre Kooperationen ermöglicht, die sich alle um die Erforschung der Feinheiten der Pilzwelt drehen. Die Betrachtung des Myzels als Botschaft fördert ein vertieftes Verständnis von lebenden Organismen, Böden und den Verbindungen zwischen Menschen und Nicht-Menschen und stellt diese interdisziplinären Dialoge als verbindende Narrative der Science-Friktion dar.
18:00–21:00 Uhr
Zur Eröffnung von Rotting Hegel, der funktionalen Installation im Künstlerhaus Stuttgart, entschied sich SPORA für eine kollektive und benutzerfreundliche Vorgehensweise, indem sie die Teilnehmer*innen am 2. Mai im kleinen Rahmen mit einem Workshop in die Techniken der Mykologie und der Pilzzucht einführen. In diesem Fall wird das Substrat das Gesamtwerk von Hegel sein. Mit Hilfe des größten Zersetzers der Natur lädt dieser Workshop die Teilnehmer*innen ein, die Seiten des berühmten Stuttgarter Philosophen zu myzelisieren. Aus den Seiten von Hegels Werk werden in den folgenden Wochen Austernpilzbüschel heranwachsen, die für ein gemeinsames Essen verarbeitet werden. Anstelle einer Philosophie des Myzels – von dem Hegels Denken nur so wimmelt – schlägt SPORA eine Myzelisierung der Philosophie vor.
In diesem 3-stündigen Workshop lernen Sie die Grundlagen der Pilzzucht in Theorie und Praxis kennen – alles, was Sie wissen müssen, um Ihre Hausbibliothek (oder Ihren Holzschuppen) in eine Pilzzucht zu verwandeln!
Keine Vorkenntnisse über Pilze erforderlich.
Kostenlos für Anfänger*innen oder fortgeschrittene Hegelianer*innen jeden Alters.
Anmeldung erforderlich: info@kuenstlerhaus.de
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, die neuen Atelierstipendiat*innen des Jahres 2024/25 bekanntzugeben, die am 01. Mai 2024 ihre Ateliers im Künstlerhaus beziehen. Auch in diesem Jahr kann das Künstlerhaus sieben herausragenden Künstlerinnen und Künstlern, und Kollektiven Arbeitsräume für ein Jahr zur Verfügung stellen.
Neu begrüßen dürfen wir Mizi Lee und Paco Ladrón de Guevara Rodríguez.
Die Stipendien von anima ona, Theo Ferreira Gomes, Lambert Mousseka, Marcela Majchrzak sowie Yara Richter wurden um ein weiteres Jahr verlängert.
Mizi Lee
(*1990, Changwon, Südkorea) nutzt alle Arten von Medien und überschreitet die Grenzen aller Disziplinen, um ein einzigartiges Ereignis zu schaffen. Mal gründet sie einen Fake-Supermarkt, um Prospekte voller Kunstwerke zu drucken, mal schreit sie in einer Punkband in der Berliner Kulturbrauerei oder in alten Waggons am Nordbahnhof Stuttgart. Sie arbeitet interdisziplinär-kollektiv, weil sie der Meinung ist, dass für Kunstwerke mehr nötig ist als eine Künstlerin. Im Jahr 2022 gründete sie die Punkband Horizontaler Gentransfer und schafft mit ihr reihenweise Projekte, die an der Schnittstelle von Bildender Kunst, Performance und Theater liegen.
Paco Ladrón de Guevara Rodríguez
(*1997, Granada) konzentriert seine künstlerische Forschung auf die Bereiche Performance und Bildende Kunst und verwendet verschiedene Medien wie Installation, Zeichnung oder Tanz, um seine Projekte zu verwirklichen. Acht Jahre lang übte er sich in Akrobatik und machte seinen Bachelor-Abschluss in Bildender Kunst, bevor er nach Brüssel und Berlin reiste, um eine unabhängige Tanzausbildung zu absolvieren. Seitdem hat er als professioneller Tänzer in den Kompanien Aura Dance theatre (Litauen) und Ballet Pforzheim (Deutschland) gearbeitet. Nach der Spielzeit 2021/22 hat er sich als freischaffender Künstler in Stuttgart niedergelassen, wo er sich auf plastische Forschung und Choreographie konzentriert und die Möglichkeit hat, als Performer für andere Choreographen in verschiedenen Städten Deutschlands, Italiens, Spaniens und der Schweiz zu arbeiten sowie seine eigenen Arbeiten zu kreieren. In den letzten Jahren führte er immer wieder eigene transdisziplinäre Projekte in Form von Ausstellungen oder Performances durch. Nicht zuletzt ist seine Lehrtätigkeit in Workshops für zeitgenössisches Zeichnen und Bewegungsforschung zu erwähnen, wie z.B. “due to, despite of. Zwischen Langeweile und Notwendigkeit” (Spanien, Litauen und Deutschland).
Marcela Majchrzak
(*1993) ist Künstlerin, Kunstvermittlerin und Mutter und beschäftigt sich in ihren Projekten mit Themen rund um Identität, Kultur und Arbeit. Dabei interessiert sie sich insbesondere für die (Dis-) Funktionalität von Strukturen und ihren Rechtfertigungsmechanismen. Ihre Arbeiten haben oft einen forschenden und performativen Charakter und verwirklichen sich gerne in verschiedenen Formaten des Zusammenkommens. Als Gründungsmitglied der Matriarchalen Volksküche (MV), welches ein Künstler*innen-Kollektiv ist, realisiert sie verschiedene Küchen-, Essens-, und Diskurssituationen. Sie lebt und arbeitet in Stuttgart.
Theo Ferreira Gomes
(*1993, Niterói/Brasilien) ist post-disziplinärer Kurator, Designer und DJ. Sein besonderes Interesse gilt informellen, sozialen Ökonomien und wie durch verschiedene Währungen persönliche oder unpersönliche Gemeinschaften hergestellt werden können.
Seit Juni 2022 ist er Curatorial Fellow bei der ORNAMENTA, einem reaktivierten Kulturprogramm imNordschwarzwald, das aktualisierten Regionalismus erforscht und seit 1989 zum zweiten Mal von Juli bis Oktober 2024 stattfindet.
Theo Ferreira Gomes war Koordinationsstipendiat für art, science & business an der Akademie Schloss Solitude und Vorstandsmitglied im Leerstand als Freiraum e.V. (LAF), einem kollektiv-geführten Verein mit Projektraum in der Innenstadt Pforzheims. 2018 absolvierte er ein Studium in Modedesign an der Hochschule Pforzheim.
anima ona
ist ein multidisziplinäres Studio, bestehend aus Freia Achenbach und June Fàbregas. Das Duo studierte Industrial Design an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Einem transdisziplinären und kollaborativen Ansatz folgend, entwickeln sie seit 2018 selbstinitiierte Projekte und verwirklichen Auftragsarbeiten, wobei sie sich an der Grenze zwischen Design, Forschung und Kunst bewegen.
Ihre vielfältigen Arbeiten eint die Suche nach bisher unausgeschöpften Ressourcen und Möglichkeiten der Wiederverwendung des Materials, der sie durch experimentelle Herangehensweisen und der Auseinandersetzung der kulturellen Bedeutung von Objekten nachkommen.
Yara Richter
(*1996) bewegt sich zwischen Kunst, Kulturarbeit und Mutterschaft. Mit einem Schwerpunkt auf dekolonialen und kollektiven Prozessen ist Richter neben der künstlerischen Arbeit auch als Moderator*in, Redner*in und Bildungsreferent*in mit den Schwerpunkten Schwarze Identitäten, intersektionalem Feminismus und institutioneller Kritik tätig.
Seit 2022 forscht Yara mit Sound, Text, Video und Performance zu black noise als einem Ausgangspunkt, um dekolonisierte Kunst- und Kulturpraktiken zu imaginieren und kreieren. Dabei ist der kreative Prozess ein vielschichtiger, zutiefst politischer Tanz, in dem Ökofeminismus, Queerness, Altra Egos und Geschichtsschreibungen mit einem nicht-linearen Zeitverständnis, Psychosomatik und Möglichkeitsräumen für marginalisierte Körper zusammenfließen.
Lambert Mousseka
(geb. in Katanga, Demokratische Republik Kongo) hat für letzte Jahr seines Stipendiums am Künstlerhaus Stuttgart das Konzept „Stuttgart Akt“ ausgearbeitet.
Dazu gehören auch drei Veröffentlichungen zu seiner gesamten Zeit im Künstlerhaus zum Thema Sape – Sapologie.
Geplant ist hierfür eine Kooperation mit einer Modeschule und zwei oder drei Schneider*innen aus Kinshasa, von der eine ein Mitglied des Kollektivs Bakoko ist, das Kleidung aus Naturmaterialien herstellt. Dieses revolutionäre Kollektiv weigert sich Kleidung aus Stoff herzustellen, sondern lässt sich von der Natur inspirieren.
Im Rahmen des Atelierprogramms werden Arbeitsstipendien an herausragende Künstlerinnen und Künstler sowie Bewerber:innen aus den Bereichen Architektur und Theorie vergeben. Ihnen steht mietfrei ein Arbeitsraum im Künstlerhaus zur Verfügung. Zudem können die Werkstätten des Künstlerhauses kostenfrei genutzt werden. Die Arbeitsräume werden anhand der eingegangenen Bewerbungen jährlich vergeben. Die Entscheidung über die Vergabe trifft der Beirat des Künstlerhauses. Stipendienbeginn ist der 1. Mai 2024 . Die Jury bestand aus Vertretern des Vorstands und des Beirats des Künstlerhaus Stuttgart e.V.
14:00–18:00 Uhr
Der erste Künstlerhaus Stuttgart Hauswein wird abgefüllt! Schließen Sie sich am Samstag, den 27. April, den Künstlerinnen und Winzerinnen Hannah Liya und Mira Simon im Künstlerhaus an, wo rund 350 Liter ihres Weins den nächsten Schritt auf dem Weg zu einem echten Jahrgang machen – vom Gärfass in die Flasche!
Die über 100 Jahre alten Trollinger-Reben, die auf steilen Terrassenhügeln über dem Neckar wachsen, erbrachten eine halbe Tonne Trauben, die von Hannah, Mira und einigen Freunden von Hand geerntet wurden. Anschließend wurden die Trauben gepresst und 18 Monate lang mit Weinhefe in Keramikfässern in einem Erdkeller unterhalb der Weinberge gelagert.
Etwa im selben Jahr, in dem die Reben auf dem Hügel gepflanzt wurden, verwendete Marcel Duchamp einen Flaschentrockner als sein erstes Readymade (wie er es später bezeichnete) und verlagerte es somit aus dem Bereich der Weinherstellung in den performativen Rahmen der Kunst. Ein Jahrhundert später ist das Readymade bereit für die Weinherstellung und der Wein bereit für die Abfüllung.
Gemeinsam stellen wir Etiketten her, füllen und verkorken Flaschen, wobei wir ein Readymade wieder als Flaschentrockner einsetzen, und unternehmen so die letzten Schritte in dem langen Prozess der Herstellung des ersten KHS-Hausweines. Und natürlich gibt es auch eine Verkostung!
Samstag, 27. April, 14-18 Uhr
“It is not a question of imagining art as a relationship to the earth and to its metamorphoses. Rather, it is about thinking of every interspecific relationship — what we understand as the concept of ecosystem — as an art form, even when performed by non-human subjects.
Thinking of the identity of art and agriculture in a landscape means thinking of the landscape as a work of art conceived by each living creature who composes it.”
Emanuele Coccia, The Sower
Seit ihrem Amtsantritt als Künstlerische Leitung des Künstlerhauses Stuttgart am 1. Januar 2024 machen Tamarind Rossetti und Stephen Wright das, was Landwirt*innen im Spätwinter und Vorfrühling tun: den Boden für die Aussaat und Nachfolgebepflanzung vorbereiten und sich mit den anderen Nutzer*innen in einem gemeinsamen Ökosystem abstimmen. Das heißt, sie lernen die Nutzer*innenschaft (engl. usership) des Hauses kennen.
Für Rossetti und Wright besteht eine der wichtigsten kuratorischen Herausforderungen des kommenden Jahrzehnts darin, die künstlerische und ästhetische Wirkung nicht-menschlicher Akteur*innen – Pflanzen, nicht-menschliche Tierarten, vielleicht sogar geophysikalische Akteur*innen, einschließlich Fluss- und Bodensysteme – anzuerkennen und ihnen Raum zu geben. Dies ist ein spannendes und dynamisches Feld innerhalb der zeitgenössischen Kunst und darüber hinaus, da Theoretiker*innen und Praktiker*innen politische oder diplomatische Allianzen mit anderen Lebensformen und geophysikalischen Kräften vorstellen und das modernistische und anthropozentrische Paradigma überdenken, wobei sie oft alte Verbindungen zum Animismus bekräftigen. Der Ansatz von Rossetti und Wright ähnelt zwar diesen Initiativen, unterscheidet sich aber grundlegend von ihnen, da er durch die übergreifende Sichtweise einer einzigen Nutzer*innenschaft geprägt ist: Alle Lebensformen nutzen die Umwelt und die Ökosysteme, und in dieser Hinsicht gestalten sie gemeinsam und untrennbar diese Landschaften und erzeugen eine Atmosphäre. Ihre Hypothese ist, dass die Nutzer*innenschaft der gemeinsame Beziehungsmodus aller Akteur*innen ist – dies ist die Art und Weise, wie Lebewesen sich zu ihrer Umwelt verhalten; das Ergebnis ist eine Atmosphäre.
Um diese Hypothese zu testen, herauszufordern und zu erweitern, haben Rossetti und Wright ein künstlerisches Programm für das Künstlerhaus Stuttgart konzipiert, das die Einbeziehung der Nutzer*innenschaft in diesem weitesten Sinne vorsieht und sich an Künstler*innen und kunstaffine Praktiker*innen wendet, die mit Pflanzen- und Tierarten als vollwertigen künstlerischen Akteur*innen zusammenarbeiten.
Als Alternative zu isolierten Ausstellungen und ereignisbasierter Ideologie bieten die von Rossetti und Wright als Atmosphären bezeichneten Bereiche die Bedingungen für die Intensivierung, Verstärkung und den Austausch ästhetischer Erfahrungen – genau das, was man als Bewirtschaftung einer Atmosphäre bezeichnen könnte. In diesem integrierten Ökosystem funktionieren die künstlerischen Beiträge wie Pflanzen in einem sich ständig wandelnden Garten, von denen jede einen Lebensraum braucht und gleichzeitig einen Lebensraum für andere bietet. Das Künstlerhaus Stuttgart wird hier als kollektiver Bauernhof, als urbaner Garten zur Kultivierung von Kunst vorgestellt, der nicht auf intensiven Anbaumethoden beruht, sondern auf einer extensiven Vision, die durch Sukzessionspflanzungen und institutionelle Permakultur gekennzeichnet ist.
Vor diesem Hintergrund haben Rossetti und Wright für 2024 einen Drei-Jahreszeiten-Zyklus entwickelt, der durch die Phasen Kompostierung, Aussaat, Kultivierung und Ernte charakterisiert wird. In der ersten Phase liegt der Schwerpunkt auf Stoffwechselprozessen durch Fermentation und Myzelisierung (in der Landwirtschaft geht es vor allem um Nahrung). In der zweiten Phase geht es um Wasser, lebende Flüsse als Landschaften (die oft von nicht-menschlichen Akteur*innen geschaffen werden). In der dritten Phase liegt der Schwerpunkt auf der institutionellen Permakultur und ihrer gemeinschaftlichen Erhaltung und Erneuerung. Auf diese drei ersten Phasen folgt eine Untersuchung von Anthrosolen (von Menschen mitgeschaffene Böden).
Oberste Priorität der neuen künstlerischen Leitung des Künstlerhauses Stuttgart ist es, die noch bestehenden Hierarchien zwischen den verschiedenen Nutzergruppen, insbesondere zwischen dem künstlerischen Programm und den hauseigenen Werkstätten, zugunsten einer einheitlichen Nutzer*innenschaft abzubauen.
Am 15. April 2024 laden das Künstlerhaus Stuttgart und das Restaurant „Im Künstlerhaus“ zu einem gemeinsamen Abend ein.
Mit der Veranstaltungsreihe „Mit Essen spielen“ wagen wir ein Experiment. An drei Abenden schlagen wir eine Brücke zwischen Küche und Kunst und sprechen über den Prozess von der ersten Idee bis zur Präsentation auf dem Teller. Zusammen mit einem Künstler, einer Künstlerin oder einem Kollektiv überlegen wir, wie sich dieser Prozess künstlerisch übersetzen lässt. Wie lassen sich Aromen, Ästhetik, Farbe und Geschmack kulinarisch und künstlerisch miteinander verbinden? Nach dem Künstler Lennart Cleemann sowie dem Duo anima ona laden wir zum Abschluss dieser Reihe die Künstlerin Mona Zeiler ein.
Der künstlerische Prozess, das Ausstellung-Machen sowie die Abläufe in der Restaurantküche münden in der anschließenden Präsentation. Voraus gehen Überlegungen zu Anordnungen und Größenverhältnissen im Gastraum (Raum/Tisch/Teller), zu materieller Vielfalt und ihrer Anwendung (Zutaten) sowie der Gestaltung innerhalb des sozialen Raums, der stets auch mitgedacht wird.
Mona Zeiler untersucht in ihrer künstlerischen Arbeit über skulptural-installative Verfahrensweisen Elemente aus unserer Umgebung und Lebenswelt: Sie schält dabei buchstäblich Details heraus und spürt so unterschiedlichen Bedeutungsebenen sowie Fragen zu unserer Wahrnehmung und welche Aufmerksamkeit wir ihnen geben (wollen) nach. Zum Thema „Präsentation“ gestaltet Mona Zeiler für den Abend ein ortsbezogenes Setting mit Objekten aus Keramik, welches den Rahmen für die Küche schaffen wird – anders als sonst werden Schritte des Zubereitens und Präsentierens in den Gastraum, an den Tisch der Gäste, verlagert.
Der Abend beginnt mit einem 3-Gänge-Menü (vegan), inkl. aller Getränke. Anschließend findet eine Diskussion zwischen Sebastian Werning, Konstantin Kuld und Mona Zeiler statt, bevor der Abend dann in lockerem Gespräch mit allen Gästen ausklingt. Speisen und Getränke werden vom Restaurant zum Selbstkostenpreis angeboten. Die Teilnahmekosten belaufen sich auf
49,00 EUR für Mitglieder bzw.
69,00 EUR für Nicht-Mitglieder.
Um die weitere Planung vornehmen zu können, ist eine verbindliche Anmeldung bis zum 01. April 2024 unter rr@kuenstlerhaus.de notwendig.
Da das Künstlerhaus einen Abend für alle anbieten möchte und nicht jede*r über die notwendigen Mittel verfügt, arbeiten wir nach dem Solidaritätsprinzip: Wenn ein Mitglied mehr zahlen möchte, geht das Geld in einen Solitopf für diejenigen, die weniger zahlen können. Wenn ein Mitglied weniger zahlt, kann es ebenfalls am Abend teilnehmen, sobald im Solitopf genug Geld ist, um den Differenzbetrag zu 49 EUR auszugleichen. Es gilt das Prinzip „first come first serve“.
Dauer der Ausstellung: 16. April bis 14. Oktober 2024
Eröffnung: 14. April 2024, 16 Uhr
Mit Marzieh Bashkar, Stephanie Bothe, Marielle Dannenmann, Nicole Eitel, Ute Fischer-Dieter, Anja Fleischhauer, Andreas Nikolaus Franz, Florian Glaubitz, Annika Hartmann, Stephanie Herrmann, Yvy Heußler, Yvette Hoffmann, Christa Knoll, Elke Kühnle, Myriam Kunz, Bernhard Müller, Sarah Naaseh, Le Han Nguyen, Aleksej Nutz, Adrian Rivinius, Jasmin Schädler, Kerstin Schaefer, Ruth Schuhbauer, Linda Weiß, Tina Zeltwanger
Yvette Hoffmann, Produktdesignerin und Leiterin der Keramikwerkstatt, entwickelt für diese Ausstellung mit den teilnehmenden Künstler*innen eine Möglichkeit, die filigranen und zerbrechlichen Arbeiten in einem lebendigen Umfeld, wie dem Restaurant Im Künstlerhaus zu präsentieren.
Im Zentrum steht eine Gemeinschaftsarbeit von 24 Nutzer*innen der Keramikwerkstatt, in der die Vase als Objekt von jedem individuell interpretiert wird. Allen stand dabei nur ein ausgewählter Ton sowie eine Glasur zur Verfügung. Insgesamt sind mehr als 90 sehr unterschiedliche Keramiken entstanden, bei denen die Grenze zwischen Alltagsgegenstand und Kunstobjekt ausgelotet wird. Darüberhinaus werden Arbeiten von Florian Glaubitz, Yvette Hoffmann und Ute Fischer-Dieter zu sehen sein.
Für die Ausstellungen im Restaurant laden die Werkstattleiter*innen des Künstlerhauses Mitglieder ein, ihre Arbeiten in einer Gruppenausstellung zu präsentieren. 2022 startete diese Reihe mit einer Ausstellung der Siebdruckwerkstatt, gefolgt von der Fotografiewerkstatt sowie aktuell der Lithografiewerkstatt.
12:00–16:00 Uhr
Mit Kathrin Jentjens (Mediatorin, Rheinland) und Gerrit Gohlke (Mediator, Brandenburg / Mitgründer Neue Auftraggeber in Deutschland und Leitung der Regionalentwicklung während der Pilotphase)
In diesem Jahr beginnt das Künstlerhaus Stuttgart ein neues Kapitel in der Geschichte der Kunst im öffentlichen Raum in Stuttgart. Es wird zum neuen Ankerpunkt einer Idee, die seit einem Vierteljahrhundert das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft in Europa verändert.
Das Mediationsverfahren der „Neuen Auftraggeber“ hat seit 1990 in hunderten Projekten engagierte bürgerschaftliche Gruppen mit Künstlerinnen und Künstlern zusammengeführt. So konnte Bildende Kunst ganz konkrete neue Antworten auf dringende gesellschaftliche Anliegen geben. Dieses Teilhabeangebot soll es nun auch in Stuttgart geben.
Das Künstlerhaus Stuttgart wird dabei keine eigenen Projektideen formulieren. Im Modell der Neuen Auftraggeber nimmt stattdessen die Zivilgesellschaft die zentrale Rolle ein. Deren Wünsche, Themen und Visionen werden durch „Mediation“ zu konkreten Projektvorhaben, zu „Aufträgen“ an die Kunst, mit deren Hilfe lokal nachhaltige Lösungen entstehen, die anderen Engagierten modellhaft als Beispiel dienen.
Die Projekte können ganz unterschiedliche Formen annehmen. Ob Musikkomposition, Gartengestaltung, Tanzperformance, Skulptur oder Computerspiel – die Arbeiten antworten immer auf Fragen und Bedürfnisse vor Ort und werden von der Gemeinschaft der Bürger*innen getragen.
Wie verläuft ein Auftragsprozess und wie begleitet ihn die Mediation? Was unterscheidet die Neuen Auftraggeber von partizipativen Projekten? Welche Themen sind relevant und was genau ist die Rolle der Künstlerinnen und Künstler in diesem Verfahren? Diese und viele weitere Fragen werden wir am 13. April gemeinsam diskutieren. Wir habe zwei erfahrene Mediator*innen eingeladen, die bereits seit vielen Jahren im Modell Neue Auftraggeber arbeiten und eigene Projekte im städtischen und ländlichen Raum erfolgreich umgesetzt haben. Sie werden uns an diesem Tag begleiten, Projekte vorstellen und einen Workshop anleiten.
Programm
Samstag, 13. April 2024 12 bis 16 Uhr, 2. Stock, Künstlerhaus Stuttgart
12:00 Uhr
„Neue Auftraggeber“ am Künstlerhaus Stuttgart
Begrüßung und Auftakt
12:15 Uhr
Was ist „Neue Auftraggeber“ (und was ist es nicht)
Die Geschichte einer aufsässigen Idee
12:30 Uhr
Zwei Projektbeispiele (Stadt + Land)
13:15 Uhr
Kaffeepause
13:45 Uhr
Workshop
Mediation am Fallbeispiel mit den Teilnehmenden
15:15 Uhr
Kaffeepause
15:30 Uhr
Praxisdiskussion an Stuttgarter Themen
In der 31. Dienstags-Werkstatt öffnet anima ona, ein multidisziplinäres Studio, bestehend aus Freia Achenbach und June Fàbregas, ihr Atelier im Künstlerhaus. Sie werden anhand von zwei bis drei Projekten einen tieferen Einblick in ihre Arbeit und die Prozesse dahinter geben.
Freia Achenbach und June Fàbregas werden darüber sprechen, was sie antreibt, mit welchen Mitteln sie Reststoffen wieder einen Wert verleihen und welche Rolle der Prozess für ihre Arbeit spielt.
Das Duo studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Einem transdisziplinären und kollaborativen Ansatz folgend, entwickeln sie seit 2018 selbstinitiierte Projekte und verwirklichen Auftragsarbeiten, wobei sie sich an der Grenze zwischen Design, Forschung und Kunst bewegen.
Ihre vielfältigen Arbeiten eint die Suche nach bisher unausgeschöpften Ressourcen und Möglichkeiten der Wiederverwendung des Materials, der sie durch experimentelle Herangehensweisen und der Auseinandersetzung der kulturellen Bedeutung von Objekten nachkommen.
Anschließend wird zum gemeinsamen Gespräch und Austausch eingeladen.
Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken. Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
14:00–22:00 Uhr
Wir, die Stipendiat*innen des Künstlerhaus Stuttgart, laden herzlich zu einem ausgedehnten Hang-out im 3. und 4. OG des Künstlerhauses ein. Wir öffnen unsere Ateliers, um unsere Arbeiten zu teilen. Kommt vorbei für einen Tag mit einem Studio-Visit-Marathon, künstlerischem Austausch, Community-Dinner und einer Open-Jam.
Bei Ankunft auf der Atelieretage empfängt Euch eine stille Präsenz mit makellosem Stil, während nebenan wundersame Klänge und achtsame Bewegungen allmählich den Raum einnehmen. In einer anderen Dimension könnt Ihr in elektro-akustische Experimente eintauchen, welche die Grenzen zwischen VR-Workout und interaktiver Musik auflösen. Bevor Ihr Euch dem neuesten Künstlerhaus-Gossip hingebt, wartet im Studio am Ende des Gemeinschaftsraums der ideale Ort, um von einem VR-Rausch runterzukommen. Die research-intensiven Materialproben demonstrieren, wie urbane Bau- und Abfallstoffe in einer neuen Kreislaufwirtschaft wieder Wert erlangen, präsentiert als Artefakte, die sich zwischen skulpturalen Arbeiten und Alltagsobjekten bewegen. Währenddessen versammeln sich die Musikinteressierten unter Euch, um sich über widerständige Musik an den Rändern unserer Wahrnehmung auszutauschen. In der obersten Etage des Künstlerhauses könnt Ihr Euch dann einer nachdenklicheren Stimmung hingeben, während Ihr zwischen überlebensgroßen Malereien, Installationen und Objekten umherwandert, welche Geschichten von Zugehörigkeit und Fremdsein dokumentieren. Wer bis zum Ende bleibt, ist herzlich eingeladen, mit alten und neuen Bekanntschaften Brot zu brechen und anzustoßen.
Vielleicht fragt Ihr Euch: Ist das etwa ein performatives Dinner oder eine kulinarische Choreographie des Zusammenwachsens?‘ Lasst den Artspeak für einen Moment, schnappt Euch ein paar Drinks und steigt mit ein, bei einer Open-Jam für Karaoke-Meister, Elektro-Amateure und Youtube DJs.
Come early, stay late!
Wir freuen uns, den Tag mit Euch zu verbringen!
Eva Dörr & Lena Meinhardt
Freia Achenbach & June Fàbregas (anima ona)
Kateryna Surhutanova
Lambert Mousseka
Marcela Majchrzak
Theo Ferreira Gomes
Vollständiges Programm
14:00 Open
14:30 Music Sharing Circle
Wir teilen Musikalben, Fieldrecordings, Texte zur Musik und anderes Klang-basiertes Material, das den Status Quo herausfordert. Dies ist der Auftakt von »the sonic and the void«, einem Austauschformat, das sich mit kritischen Perspektiven aus der Musik & Klangkunst auseinandersetzt. Das Format wird von Kosmas Dinh und Theo Ferreira Gomes gehostet.
16:30 Studio Visit Marathon
Die Atelierstipendiat*innen des Künstlerhaus Stuttgart führen euch durch ihre Ateliers in einer Reihe kurzer Präsentationen. Alle 30 Minuten wird ein anderer Arbeitsplatz vorgestellt und work-in-progress mit den anwesenden geteilt. Mit: Kate, Lambert, Eva & Lena, anima ona, Theo, Marcela.
19:00 Breaking Bread – Common Dinner
Die Künstlerhaus Community lädt zu einem Austausch beim gemeinsamen Abendessen ein. Alle Mahlzeiten sind vegetarisch oder vegan und mit Liebe zubereitet von Marcela & Co.
20:30 Open Jam
Macht mit oder hört zu, bei einer offenen Jam-Session im 3. OG des Künstlerhauses. Einige Instrumente und Mikrofone werden von Eva & Lena bereitgestellt. Bringt gerne die Instrumente und Geräte eurer Wahl mit oder auch Gedichte und Meme-Captions mit Ohrwurmpotential.
22:00 End
In der 30. Dienstags-Werkstatt wird Georg Ozory, Künstler und Werkstattleiter der Radierwerkstatt des Künstlerhaus Einblicke in seine künstlerische Arbeit geben und zur Bildbetrachtung einladen.
Das Künstlerhaus Stuttgart gehört seit seiner Gründung zum Wirkungsbereich von Georg Ozory. Nach der Immigration nach Österreich erwarb der gebürtige Ungar sein Grafiker-Diplom in Wien und setzte ab 1977 seine künstlerische Laufbahn in Stuttgart fort. Neben seinen kunstpädagogischen Tätigkeiten arbeitet Georg Ozory in der Druckgrafik und der Malerei.
Als fühlender Mensch kann er sich der Verantwortung nicht entziehen, auf die aktuelle Weltlage zu reagieren und dabei die Möglichkeiten heutiger Tafelmalerei auf die Probe zu stellen.
Im Gespräch mit den Besucher:innen möchte Ozory u.a. über die Farbsymbolik und die Akzeptanz des Tafelbilds diskutieren.
Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken. Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Das Künstlerhaus Stuttgart sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine*n Projektkoordinator*in, für die Entwicklung und Umsetzung des Programms Neue Auftraggeber in Stuttgart und Baden-Württemberg.
Das Künstlerhaus Stuttgart, als basisdemokratische Institution und Produktionsort, der lokale und internationale Diskurse miteinander verbindet, soll als Koordinationsstelle für verschiedene Projekte der Neuen Auftraggeber in Baden-Württemberg etabliert werden.
Das Künstlerhaus versteht sich als Schnittstelle für bürgerschaftliche Kommunikation und Kunst. Als solche ist das Künstlerhaus bestrebt, in die Stadt, die Region und das Land hinein zu wirken.
Das Programm der Neuen Auftraggeber verbindet zivilgesellschaftliches, kulturelles und künstlerisches Handeln.
Neue Auftraggeber sind Menschen, die etwas verändern wollen. Sie beauftragen Künstlerinnen und Künstler damit, Kunstwerke zu entwickeln, die in ihrer Stadt oder ihrem Dorf Antworten auf drängende Fragen geben. Unterstützt durch Mediator*innen formulieren sie einen Auftrag und stoßen Projekte an, die zum Ausdruck bringen, was ihnen wichtig ist. Im Mittelpunkt steht immer die Auseinandersetzung der Bürger*innen mit und Teilhabe am künstlerischen Prozess. Auf dem Weg zum fertigen Werk kommen Menschen zusammen, die sich vorher nicht kannten. Sie tauschen Meinungen aus, die zuvor nicht zu hören waren.
Ihre Aufgaben
- Erstkontakt und Ansprechpartner*in für Bürger*innen mit Projektideen
- Koordinative Schnittstelle aller Projektbeteiligten, und Handlungsorte
- Terminplanung und Entwicklung von Arbeits- und Prozessplänen
- Netzwerkpflege in lokale und überregionale Politik und Verwaltung
- Fundraising
- Projektdokumentation
- Unterstützung in der Kommunikation/Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ihr Profil
- Abgeschlossenes Studium in Kulturmanagement, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft, Soziologie oder Vergleichbarem
- Fundierte Kenntnisse und Berufserfahrung im Projektmanagement
- organisierte. eigenständige und strukturierte Arbeitsweise
- Sozialkompetenz und lösungsorientiertes Handeln
- Interesse an Beteiligungsprozessen und Kunst im öffentlichen Raum
- starke Kommunikationsfähigkeiten in Wort und Schrift
- Erfahrung im Fundraising wünschenswert
- souveräner Umgang mit den MS-Office-Produkten
- Bereitschaft zum Reisen innerhalb Baden-Württembergs / Führerschein (Klasse B) wünschenswert
Wir bieten
- eine neu geschaffene Stelle, die man selbst mitgestalten kann
- eine spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit
- flexible Arbeitszeiten
- ein motiviertes, engagiertes Team mit flachen Hierarchien
- eine Befristung zunächst auf 2 Jahre, mit Option auf Verlängerung sowie auf Erhöhung des Stundenumfangs.
Bitte senden Sie uns Ihre aussagekräftige Bewerbung bis zum 08. März 2024 an Romy Range unter rr@kuenstlerhaus.de mit dem Betreff: Bewerbung Neue Auftraggeber
Die Bewerbungsgespräche finden im März statt.
In der ersten Dienstags-Werkstatt des Jahres wird Cindy Cordt Einblicke in ihre künstlerische Arbeit geben und das Format Paarungszeit vorstellen.
Cindy Cordt ist Performancekünstlerin, sie studierte in Weimar und Leipzig und lehrte an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Stuttgart.
Als Akteurin ist sie sensibel für die Anspannung der Betrachter*innen. Sie provoziert nahezu den Wunsch, in ihre Performances einzugreifen, so entsteht eine Verbindung mit den Zuschauer:innen, welche dann Teil eines gerade entstehenden Kunstwerkes werden und so zeigt sich, dass wir alle Teil eines sozialen Organismus sind und Handeln eine Möglichkeit gesellschaftlicher Teilhabe darstellt.
Anschließend laden wir zum gemeinsamen Gespräch und Austausch ein.
Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken. Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Tamarind Rossetti und Stephen Wright, die neuen Künstlerischen Leiter*innen oder besser gesagt die neuen „Usership Coordinators“, sind eingeladen, um den Mitgliedern und Interessierten Einblicke in ihre Vorstellungen der nächsten Jahre im Künstlerhaus zu geben. Selbstverständlich werden wir darüber auch ins Gespräch kommen, auf Deutsch und Englisch.
Wir freuen uns auf diese spannende Neubetrachtung des Künstlerhauses, den öko-systemischen Ansatz der beiden, der eben auch mit und durch die Nutzer*innen des Künstlerhauses funktionieren will. Oder in ihren eigenen Worten:
„Wir sind gespannt Sie/Euch zu treffen und Ihre/Eure Projekte kennenzulernen, von Ihren/Euren Erfahrungen zu hören, Gespräche zu beginnen und zu schauen, wo sich unsere Interessen überschneiden. Wir freuen uns darauf mit Ihnen/Euch in den nächsten Monaten zusammenzuarbeiten und heißen die neuen Möglichkeiten im Jahr 2024 willkommen. Let’s get gardening!“
(„We are excited to get together with you all, to learn about your projects and experience, to begin conversations and see where our interests connect. Looking forward to working with you over the coming months as we welcome new possibilities in 2024. Let’s get gardening!“)
Manu HarmsSchlaf kennt das Künstlerhaus Stuttgart seit seiner Gründung. Zunächst als Besucherin von Ausstellungen, Lesungen oder der Vorlesestunde für Kinder in der Kinderwerkstatt, vier Jahre nach der Gründung wurde sie dann selbst Mitglied und nutzte von da an die Fotowerkstatt mit der Dunkelkammer für Künstlerhaus- und Theater-Aufträge, aber auch für ihre eigenen freien Arbeiten.
In der nächtlichen Ruhe verbrachte sie Stunden voller Konzentration in der Dunkelkammer über ihrer Arbeit. Doch wenn Ruhe und Konzentration überhandnahmen, setzte sie sich auf die Wendeltreppe und las in einer der darauf ausliegenden Kunstzeitschriften. Für Manu HarmsSchlaf stellte dieser Ort die Verbindung zwischen dem Leben und den Diskussionen im Erdgeschoss und der Ruhe der Dunkelkammer eine Etage höher dar.
Nach Boris Schmalenberger und Boris Biber übernahm Manu HarmsSchlaf 2002 die Leitung der Fotowerkstatt. Manu arbeitete Kurse aus und kümmerte sich um alle wertvollen Geräte in der Fotowerkstatt und um die Anliegen der Nutzer*innen.
In ihrem Kursangebot hatten die Nutzer*innen die Möglichkeit, Schwarz-Weiß-Fotografie zu erlernen sowie in die Geheimnisse der Dunkelkammer eingeführt zu werden. Anfangs noch in größeren Gruppen, entschied sie sich später für Kurse mit weniger Teilnehmer*innen, was sich schließlich bewährte. Nur so konnten die Teilnehmer*innen konzentrierter begleitet und angeleitet werden. Manus Leitsatz „das Licht sehen zu lernen“ schwang in jedem Kurs mit. Nach einem theoretischen Unterbau hatten alle Teilnehmenden stets die Chance selbst zu fotografieren, aber auch fotografiert zu werden. Durch das analoge Fotografieren mit Schwarz-Weiß-Filmen durchlief man in ihren Kursen eine Transformation des Sehens: Weg von der Farbe, hin zu Form und Licht. Bewusstes Sehen und Gestalten lernen. So wurden in den Kursen nicht nur Porträts fotografiert, sondern auch die Umgebung des Künstlerhauses, wie die S-Bahn Haltestelle, der Schwabtunnel oder die Karlshöhe.
Mit dem belichteten Material wurden die Geheimnisse der Dunkelkammer gelüftet. Was jede*n stets faszinierte – wenn sich aus einem weißen Blatt langsam ein Bild entwickelte.
Die Weitergabe und die Vermittlung des Handwerks der Fotografie mit seiner künstlerischen Seite waren Manu stets ein wichtiges Anliegen. Das wertvolle Wissen dieser Tätigkeit gab sie in jedem ihrer Kurse weiter, hielt es so lebendig und schützte es vor dem Aussterben. Doch nicht nur ihr Wissen teilte sie, sondern auch ihre Begeisterung für die Fotografie und für das Künstlerhaus.
Das Fotografieren lernte Manu HarmsSchlaf von der Pike auf. Sie machte die Ausbildung in allen Sparten der professionellen Fotografie. So fotografierte sie in allen Bereichen, erhielt Auszeichnungen, arbeitete als Fotojournalistin bei Tageszeitungen und für Kulturmagazine, hatte freie Aufträge für Theater und Verlage und fand auch stets Zeit für ihre eigene künstlerische Tätigkeit als Fotografin. Besonders begeisterte sie es, Menschen zu porträtieren, und durch das verbale und nonverbale Zusammenspiel von Fotografin und Modell Vertrauen aufzubauen. So hatte sie viele Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Theaterschaffende und Musiker*innen vor der Linse, begleitete diese auch zu Proben und Auftritten. Ein besonders abenteuerliches Porträt ist das des ehemaligen künstlerischen Leiters des Künstlerhauses Veit Görner, der sich auf dem Dach des Künstlerhauses fotografieren lassen wollte. Über eine kleine Stiege kletterten sie auf das Dach und Manu fotografierte ihn über den Dächern des Stuttgarter Westens – trotz Höhenangst.
So verbindet sie viele großartige Erinnerungen an das Haus, wie die Herstellung von Fotogrammen mit Besucher*innen der Langen Nacht der Museen, und die Begeisterung, die das stets auslöste; spannende Diskussionen, wie die legendäre Podiumsdiskussion „Kunstprovinz oder Kunstmetropole“ mit Michael Klett und Joseph Beuys, oder die zahlreichen anregenden und manchmal hitzigen Gespräche im Künstlerhaus Café und vor allem immer wieder die Begeisterung für die Fotografie sowie auch die werkstattübergreifenden Gemeinschaftsaktionen, die Manu über Jahrzehnte mitgestaltet hat.
Nach 22 Jahren übergibt Manu HarmsSchlaf nun die Werkstattleitung an ihre Nachfolgerin Faye Parish.
Das Künstlerhaus Stuttgart dankt Manu für ihr ehrenamtliches Engagement, und für ihre ungebrochene Leidenschaft für die Fotografie und das Künstlerhaus, die sie noch immer begeistert mit allen teilt. Wir freuen uns sehr, dass Manu uns als engagiertes Mitglied, interessierte Besucherin und am allerwichtigsten: als Nutzerin der Fotowerkstatt erhalten bleibt.
Vielen, vielen Dank im Namen des ganzen Teams, Vorstands, Beirats und zu guter Letzt im Namen der zahlreichen Nutzer*innen, die durch Manu an die Fotografie herangeführt worden sind, und von ihr lernen konnten.
Ein paar aktuellen Nutzer*innen melden sich hier selbst zu Wort:
Manu is charming and warm hearted, with a generous spirit and enthusiastic outlook. It has been fun working with her and sharing in our passion for photography.
Faye Parish
Ihr großes Wissen und Ihre Erfahrung um die Analoge Fotografie und die Prozesse im Fotolabor haben mir sehr weitergeholfen.
Neben ihrer fachlichen Kompetenz , habe ich Sie auch als eine sehr freundliche und verständnisvolle Fotografin erlebt.
Mit ihrer eigenen Begeisterung für das Arbeiten im Fotolabor hat sie es geschafft, mir in kürzester Zeit viel beizubringen.
Unter Ihrer Leitung war die Fotowerkstatt immer ein schöner Ort um die eigenen Bilder erfolgreich auf Papier zu bringen.
Danke!
Frieder Hess
Gleich beim ersten Kontakt war Manu sehr offen und hilfsbereit und die Nutzung der Fotowerkstatt von Anfang an unkompliziert. Sie hat die empfindlichen Geräte liebevoll gepflegt und mich bei meinen Projekten und vielen Fragen zu Details sehr unterstützt. Es ist mir immer eine große Freude dort zu arbeiten. An dieser Stelle also ein ganz großes Dankeschön, liebe Manu!
Anna Lehrer
Manu HarmsSchlaf, energiegeladene Seele des Fotolabors. Zwar beendet sie ihre berufsmäßige Tätigkeit am Künstlerhaus, bleibt diesem aber erfreulicherweise verbunden. Insofern tritt das ein, was wünschenswert ist: Die anregenden Gespräche im Umfeld von Ausstellungen und Veranstaltungen bleiben – wenn schon ihre Kompetenz im Labor nicht mehr, wie vorher zur Verfügung steht. Alles Gute für Dein weiteres Arbeiten und dass alle Pläne aufgehen!
Domenik Gebhardt
Bei Manu hatte ich meinen ersten Einführungskurs in die Magie der Dunkelkammer. Es hat richtig Spaß gemacht, ihr zuzuschauen und von ihrer langen Erfahrung zu lernen. Bei meinen weiteren Werkstattbesuchen war sie immer erreichbar und hat mir übers Telefon geholfen.
Ich bin ein großer Fan von ihr und hoffe, sie nach wie vor regelmäßig im Künstlerhaus oder bei anderen Veranstaltungen zu sehen.
Lena Meinhardt
Heba Y. Amin, Künstlerin und Professorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste (ABK) Stuttgart, und Füsun Türetken, Architektin, Künstlerin und Professorin an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe, veranstalten am Künstlerhaus Stuttgart ein Seminar, in dem sie mit Studierenden ortsbezogene Interventionen und Methoden der Zukünftigkeit entwickeln, die mit fortdauernden Geschichten von Trauma ringen.
Die Durchführung des Seminars vor Ort im Künstlerhaus Stuttgart bedeutet zwangsläufig, sich mit einem unmittelbaren Ort des Traumas auseinanderzusetzen – mit dem historischen Erbe des Künstlerhauses Stuttgart als Kunstinstitution, die ein Gebäude mietet, das 1935 im Zuge einer Enteignung durch die Nationalsozialisten erworben wurde. Es ist gemeinhin bekannt, dass Kunstinstitutionen oft zutiefst kontaminierte Orte sind, die die lebendige Geschichte, symbolischen Systeme und operativen Strukturen von staatlicher Gewalt sammeln, präsentieren und verkörpern. Wie können diese Orte im Kunstsystem mit anderen Mitteln besetzt und zum Zweck anderer Zukünfte umfunktioniert werden? Welche spezifischen, auf reparative Zukünfte und Reparationen ausgerichteten Methodologien könnten entwickelt und angewendet werden? Welche Beiträge können Kunstschaffende zum dem seit langem bestehenden Projekt der Wiedergutmachungen und den damit zusammenhängenden Diskursen leisten?
Zoé Samudzi schreibt: „Reparationsdiskurse formulieren eine Grammatik der Zukünftigkeit: Sie artikulieren nicht einfach nur eine Welt, die es nicht gibt, sondern eine, die durch Versuche, historische Schäden und Traumata wiedergutzumachen, hergestellt werden könnte.“ (Zoé Samudzi, „Reparative Futurities: Thinking from the Ovaherero and Nama Colonial Genocide“, The Funambulist, Nr. 50, https://thefunambulist.net/magazine/redefining-our-terms)
Die Seminarreihe am Künstlerhaus Stuttgart wurde als kreatives, sich entfaltendes Wiedergutmachungsprojekt entwickelt. Innerhalb dieses Projekts fungiert das Konzept der „Zukünftigkeit“ als Technik ontologischer Rekonstruktion – es fordert historisch gewachsene und gefestigte Erwartungen heraus, und erneuert die Inkraftsetzung einer Zukunft, die weder resigniert noch ausgesöhnt ist. Diese Technik aktiviert das Erzählen und die Realisation der Vergangenheit – durch Texte, Bilder, Interventionen und Situationen – als fortdauerndes kritisches Projekt, das stets aktualisiert werden muss und sich in der Gegenwart manifestiert. Im Rahmen des Seminars entwickeln Studierende Methoden der Zukünftigkeit und ihre eigenen „Grammatiken der Zukünftigkeit“, indem sie sich mit der belasteten Geschichte des Gebäudes des Künstlerhaus Stuttgart auseinandersetzen. Die Seminarreihe befasst sich mit der Frage, wie Künstler*innen ortsbezogene Methoden anwenden, und steht im Dialog mit zwei Werken der Künstlerin Maria Eichhorn. Im Oktober dieses Jahres arbeiteten die Seminarteilnehmer*innen vor Ort in Venedig und reagierten auf Eichhorns Projekt im Deutschen Pavillon der Venedig Biennale. Im November begannen die Studierenden dann im Künstlerhaus Stuttgart zu arbeiten, um sich mit Eichhorns laufender Arbeit auseinanderzusetzen, die sich mit der Geschichte der Eigentumsverhältnisse im Künstlerhaus Stuttgart befasst. Die Seminarreihe und die öffentlichen Präsentationen am 19. Dezember befassen sich mit der Geschichte und der weiteren Nutzung dieses besonderen Gebäudes und stellen künftige Möglichkeiten der Wiedergutmachung vor, die sich auch auf andere Orte innerhalb und außerhalb des deutschen Kontextes übertragen lassen.
Seminare vor Ort:
Dienstag, 7. November
Dienstag, 21. November
Dienstag, 5. Dezember
Dienstag, 19. Dezember
Öffentliche Präsentationen der Seminarteilnehmer*innen im Künstlerhaus Stuttgart:
19. Dezember, 2023 um 19.00 Uhr
In Zusammenarbeit mit der ABK Stuttgart und der HFG Karlsruhe
In der letzten Dienstagswerkstatt des Jahres berichtet die Künstlerin und Bühnenbildnerin Barbara Ehnes anhand von Bildmaterial und Videomitschnitten von ihrem Debut in der Doppelrolle als Opernregisseurin und Bühnenbildnerin 2023 am Theater Luzern.
In ihrer Inszenierung der Barockoper von Georg Friedrich Händel schafft Ehnes ein Kaleidoskop ineinander gleitender Weltbilder, die zugleich reale und magische Züge tragen.
Das virtuose Spiel mit Geschlechterrollen knüpft – wie auch der effektvolle Einsatz der Bühnenmechanik, welcher die Gesetze der Physik auf den Kopf zu stellen scheint – einerseits an barocke Operntraditionen an und befragt andererseits die Gegenwart nach ihren Utopien.
Wissenschaft und Imagination, Technologie und Täuschung, Geflecht und Auflösung sind dabei wiederkehrende Motive, die sich in Mikro- und Makrokosmos spiegeln.
Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch mit Barbara Ehnes über ihre Arbeit an den Schnittstellen von Oper, Bühnenbild und bildender Kunst.
Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken. Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Konzertinstallationsabend
08.12.2023
Einlass: 19:00
Beginn: 20:00
Atelieretage (3. OG)
Eine bequeme Position finden.
Sich in die Musik vertiefen.
Sich treiben lassen.
Die Serie „Coroa des flores“ ist von Blumen inspiriert. Die Klangformen in dieser Komposition entsprechen natürlichen Proportionen und schaffen eine organische Struktur. Sound wächst und entwickelt sich. Alltägliche Geräusche von Maschinen, Vögeln und Stimmen überlagern und verflechten sich. Lösen sich auf.
Rosa beggeriana, Coroa des flores IV
2018/2019
4-Kanal Elektroakustische Komposition
Rosa stellata, Coroa des flores V
2019
4-Kanal Elektroakustische Komposition
Rosa pendula Coroa des flores VI
2019
2-Kanal Elektroakustische Komposition
Rosa (Uraufführung)
2023
4-Kanal Elektroakustische Komposition
Das abschließende Treffen der Gesprächsreihe „Kunstverein(e) der Zukunft“ findet am 4. Dezember um 19 Uhr im Böblinger Kunstverein statt. Vor einem Jahr war das Vierte Organ bereits beim Böblinger Kunstverein zu Gast und nun sollen gemeinsam die Entwicklungen und Ereignisse der letzten 12 Monate reflektiert und ein Blick in die Zukunft geworfen werden. Im Fokus wird der deutliche Umbruch stehen, den der Böblinger Kunstverein in dieser Zeit erlebt hat: Welchen Herausforderungen und Überraschungen sah man sich gegenüber, welche positiven wie negativen Erfahrungen wurden gemacht? Und vor allem: Mit welchen Ideen, Prozessen und Maßnahmen wappnet man sich für eine weiterhin erfolgreiche Arbeit als engagierter Kunstverein? Dabei werden auch die Perspektiven der anderen Kunstvereine beleuchtet. Eingeladen sind Oberwelt e.V., Kunstverein Neuhausen, Kunstraum34, Künstlerhaus Stuttgart und anorak.
Kunstverein Böblingen
Schloßberg 11, 71032 Böblingen
www.kunstvereinbb.de
Zum 1. Mai 2024 vergibt das Künstlerhaus Stuttgart im Rahmen seines Atelierprogramms bis zu sieben Arbeitsräume für die Dauer von zwölf Monaten. Sechs der Arbeitsräume sind jeweils ca. 25 qm groß, einer ca. 15qm. Zusätzlich steht ein großer Vorraum zur Verfügung, der mit den anderen Stipendiat:innen gemeinsam genutzt werden kann. Zu den hauseigenen Werkstätten haben die Stipendiat:innen freien Zugang. Die Arbeitsräume werden mietfrei vergeben, eine Mitgliedschaft im Künstlerhaus ist aber erforderlich, und kann zum Start des Stipendiums abgeschlossen werden.
Es besteht die Möglichkeit, das Stipendium zu verlängern und sich für ein weiteres Jahr zu bewerben. Diese Option besteht bis zu zweimal, so dass bei Wiederauswahl durch die Jury eine maximale Nutzungszeit eines Arbeitsateliers von drei Jahren möglich ist.
Das Künstlerhaus Stuttgart wurde 1978 von Stuttgarter Künstler:innen als Produktions- und Präsentationsort für zeitgenössische Kunst gegründet und hat sich seitdem zu einer überregional und international bekannten Institution für Gegenwartskunst entwickelt. Neben den Ausstellungsflächen unterhält das Künstlerhaus Produktionsmöglichkeiten im Medienbereich (mit Ausstattungen im Video-, Audio- und Filmbereich). Hinzu kommen ein Fotolabor sowie Werkstätten für Siebdruck, Hochdruck, Radierung, Lithografie und Keramik. Für die Nutzung der Werkstätten ist eine kostenpflichtige Einführung notwendig.
Das Künstlerhaus wünscht Vorschläge aus den Arbeitsfeldern Kunst, Architektur, Theorie und Design, welche die Entwicklung spezifischer Ideen und Projekte erkennen lassen, zu denen die Angebote der Institution beitragen können. Bewerbungen von Gruppen sind ebenso wie Einzelbewerbungen willkommen. Von den Stipendiat:innen wird im Laufe ihres Aufenthalts im Künstlerhaus eine Präsentation ihrer Arbeit ausdrücklich gewünscht. Bewerbungen von Studierenden können nicht berücksichtigt werden.
Bewerbung
Bitte fügen Sie Ihrer Bewerbung folgende Unterlagen bei:
– Kurzbeschreibung, in welcher Weise Sie das Atelier nutzen wollen
– Informationsmaterial zu Ihrer künstlerischen Arbeit wie Portfolio, Kataloge (max. 2), Bilder etc.
– Lebenslauf
Bitte Bewerbungsunterlagen ausschließlich digital als pdf per E-Mail bis spätestens 31. Januar 2024 einreichen:
Ansprechpartnerin: Romy Range
E-Mail: info@kuenstlerhaus.de
Betreff: Bewerbung Atelierstipendium
Die Jury, die sich aus dem künstlerischen Beirat zusammensetzt, tagt Anfang März. Alle Bewerber:innen werden zeitnah über die Entscheidungen benachrichtigt.
Bitte beachten Sie, dass es sich um Arbeitsateliers handelt, und das Stipendium weder mit einer Vergütung noch mit einer Wohnmöglichkeit verbunden sind. Internationale Bewerbungen werden grundsätzlich akzeptiert, sofern sich die Bewerber:innen eigenständig um ein Visum und eine Unterkunft bemühen.
In der 27. Dienstags-Werkstatt präsentieren Pablo Berman und Aleksej Nutz ihren neuen Film „Ein Tag“ im Künstlerhaus Stuttgart.
Der Kurzfilm, angelegt als Doku-Fiktion, zeigt einen Tag im Leben von Miguel, der sich in seinen ungeordneten, aber leidenschaftlichen Gedanken verliert, während er die Stadt Stuttgart durchstreift und sowohl die Stadtdynamik als auch die darin enthaltenen Menschen und sein eigenes Leben betrachtet.
Was zunächst als eine düstere Reihe von Gedanken erscheinen mag, ist für viele Alltagsleben. Themen wie Migration, Integration, Depression, Beziehung, Liebe und Rückblick auf das eigene Leben sind hier zu einem Monolog, der den „stream of consciousness” (Bewusstseinsstrom) als Technik einsetzt, zusammengefasst.
Im Anschluss an das Screening laden wir gemeinsam zum Gespräch ein.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Am 04. November findet das nächste Vierte Organ statt und zwar bereits um 16 Uhr. Zu diesem Treffen heißen wir Daniel Neubacher (Vorstand Künstlerhaus Bremen e. V.) und Nadja Quante (Künstlerische Leitung Künstlerhaus Bremen e.V.) willkommen. Die beiden werden vom mehrjährigen Umbenennungsprozess in KH Künstler:innenhaus Bremen e. V. berichten, sowohl vom Weg dorthin als auch von den nun anstehenden Änderungen.
Wir freuen uns auf einen spannenden Erfahrungsaustausch und auf neue Impulse für unsere eigene Auseinandersetzung mit einer Umbenennung.
Das zweite Kapitel einer Ausstellungsreihe des Atelierstipendiaten Lambert Mousseka.
Eröffnung: Samstag, 21. Oktober 2023, 19 Uhr
auf der 4. Etage des Künstlerhaus Stuttgart
SAPE – Société des Artistes et de personnes Elégantes (Gesellschaft für Künstler*innen und elegante Personen)
Sapologie ist die Philosophie und Sapologue ist die Praktizierende Person.
Im Universum gibt es eine unendliche Vielfalt an Farben. Jede Farbe repräsentiert eine Schwingung, einen Geisteszustand. Durch Malerei und Keramik präsentiert Lambert Mousseka die Philosophie des Sapeurs, die Suche nach Perfektion, seiner Haltung und darüber hinaus die Beziehung zum Körper und den Farben. “Trilogie der fertigen und unvollendeten Farben” ist eine strenge Regel für einen Sapeur.
Eine Inspiration für Künstler*innen ist die Herstellung harmonischer Farbkombinationen und der Versuch, dabei die Sapologischen Codes und die Philosophie zu respektieren. Man sollte sich auffällig kleiden, wie ein Blume, die sich selbst und den Garten schmückt.
Link zu Kapitel 1: 243 – Ohne Maske
Lambert Mousseka (geb. in Katanga, Demokratische Republik Kongo) hinterfragt seit seiner Jugend die Entstehung, den Ursprung, den Geist und den Zustand von Materie. Diese Fragestellungen führten zu diversen Studien und Recherchen und beeinflussen bis heute sein künstlerisches Schaffen.
Im Rahmen der Ausstellung »Sieh Dir die Menschen an! Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit« im Kunstmuseum Stuttgart lädt die Straßenzeitung »Arts of the Working Class« Kunst- und Kultuarbeiter:innen am 13. und 14. Oktober 2023 zum »Art Workers’ Summit« online und im Künstlerhaus Stuttgart ein.
Bei Workshops mit Keynotes und Panels diskutieren wir über die Herausforderungen für Kunst- und Kulturarbeiter:innen: Wer sind die Kunst- und Kulturarbeiter:innen von heute, womit sind sie konfrontiert, was repräsentieren sie? Wie stellen sich Kunst- und Kulturarbeiter:innen Räume der Repräsentation vor, die interdependente Praktiken ermöglichen? Wie können Institutionen Selbstorganisation im kulturellen Bereich unterstützen und Teil davon sein?
Die Ergebnisse des Austauschs werden Teil der kommenden Ausgabe der Straßenzeitung (Issue 29). Die Zeitung wird mit der Eröffnung der Ausstellung »Sieh Dir die Menschen an!« am 2. Dezember 2023 im Kunstmuseum Stuttgart zur kostenlosen Mitnahme ausliegen.
Um Ihre Teilnahme zu sichern, können Sie sich für die gesamte Veranstaltung oder einzelne Programmpunkte unter fuehrung@kunstmuseum-stuttgart.de anmelden – eine spontane Teilnahme ist ebenso möglich. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Mehr Informationen finden Sie hier.
Freitag, 13.10.2023, 14:30-18:00 Uhr
Ort: Online via Zoom, Zugangscode: Unions
14:30 Uhr
Begrüßung: Arts of the Working Class, Kunstmuseum Stuttgart, Kulturamt Stuttgart, Künstlerhaus Stuttgart
15:00 Uhr
Eröffnung (in deutscher und englischer Sprache)
Was von den Aktivitäten der Aktivist:innen übrig bleibt, am Beispiel der L’Union des Refusés, von den Gründer:innen der Arts of the Working Class
15:30-16:30 Uhr
Keynote über Solidarity Trinity (in englischer Sprache)
Yin Aiwen stellt das Konzept und die Theorie der »Trinität der Solidarität« (The Solidarity Trinity) vor, ein Forschungsansatz aus ihrem Gamification-as-Research-Projekt »The Alchemy of Commons« mit der Pädagogin und Gemeindeaktivistin Yiren ZHAO. Die »Trinität der Solidarität« besagt, dass Arbeit, Beziehung und Raum für die Entstehung von Solidarität in einem kollektiven Umfeld unerlässlich sind. In ihrem Beitrag wird Aiwen Beispiele aus dem Kulturbereich vorstellen, in denen die angestrebte Solidarität scheitert, und Analysen und Handlungsempfehlungen für ein widerstandsfähiges, vielfältiges und inklusives Miteinander anbieten.
16:45 – 17:45 Uhr
Keynote über die Organization of Art Workers within Museums (in englischer Sprache)
Dana Kopels Keynote wendet sich gegen die gängige Darstellung der Arbeit von Kunstschaffenden als gar keine Arbeit. Der Beitrag wirft einen Blick auf die Organisierungsbemühungen, die in den letzten Jahren in Museen und Kunstinstitutionen stattgefunden haben, und besteht auf einer Kritik an der Rolle der Kunst und der Kunstwelt innerhalb des sogenannten »Racial Capitalism«.
Samstag, 14. Oktober 2023, 14:00-19:30 Uhr
Ort: Künstlerhaus Stuttgart (Reuchlinstraße 4b, 70178 Stuttgart)
14:00-16:00 Uhr
Workshop über die Rolle von Auftraggeber:innen in Kulturproduktion (in deutscher Sprache)
Alexander Koch erzählt in seinem Beitrag von den »Neuen Auftraggebern», einem Modell, das neue Beziehungen zwischen Künstler:innen, Communities und Publikum schafft. Indem lokale Bürger:inneninitiativen – begleitet durch Mediator:innen – Künstler:innen mit Werken beauftragen, die vor Ort etwas verändern, verändern sich auch die üblichen Rollen aller Beteiligten. Es entstehen Ökosysteme für eine gemeinwohlorientierte Kunst, der viel gelingen kann, die aber auch vor großen Herausforderungen steht.
17:00-18:30 Uhr
Partizipative Diskussion über die Grundlagen politischer Arbeit (in Englischer Sprache)
Zwei von Kulturarbeiter*innen betriebene Organisationen treffen sich mit einer verbündeten Institution. Zoë Claire Miller ist Künstlerin und eine der beiden Sprecher*innen des berufsverband bildender künstler*innen berlin, der eine lange und bewegte Geschichte hat. Art Workers Italia, eine unabhängige und überparteiliche Organisation, wurde erst kürzlich gegründet und wird für diesen Anlass von der Künstlerin Alice Pedroletti vertreten. Eric Golo Stone stellt eine institutionelle Perspektive und die spezifische Situation des Künstlerhauses Stuttgart vor. U. a. in Form einer geführten Meditation wird die grundsätzliche Bedeutung von Vertrags- und Richtlinienarbeit beschworen.
19:00 Uhr
Zusammenkommen: Drinks und Suppe
Participative Performance by Dina El-Kaisy Freimuth als gemeinsames Check-out
Mit Unterstützung von und in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Stuttgart, dem Künstlerhaus Stuttgart, der Stadt Stuttgart und der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden.
Vernissage Sonntag, 08. Oktober 2023 16 Uhr
im Restaurant Im Künstlerhaus
Oktober 2023 bis Januar 2024
Im Restaurant Im Künstlerhaus zeigen wir Arbeiten von sechs Künstlerinnen und Künstlern, die sich der Technik der Lithografie widmen.
Verschiedenste Materialien eignen sich, um grafische Spuren auf dem Stein zu hinterlassen. Die Lithosteine müssen zuvor auf einem Schleifbecken sorgfältig geschliffen werden. Die Künstlerinnen und Künstler zeigen Werke, die den vielfältigen und künstlerischen Einsatz der Steindruckplatte repräsentieren.
Für die Ausstellungen im Restaurant laden die Werkstattleiter*innen der zehn Künstlerhaus Werkstätten Mitglieder ein, ihre Arbeiten in einer Gruppenausstellung gemeinsam zu präsentieren. 2022 startete diese Reihe mit einer Ausstellung der Siebdruckwerkstatt mit dem Werkstattleiter Jochen Detscher, darauf folgte 2023 eine Ausstellung der Fotografiewerkstatt unter der Leitung von Manu HarmsSchlaf.
Die Künstlerinnen und Künstler werden anwesend sein.
Am 04. Oktober 2023 um 19 Uhr findet das nächste Vierte Organ statt. Bei diesem Treffen sind Mitglieder und Interessierte dazu eingeladen, gemeinsam mit dem Beirat des Künstlerhauses auf die bisherige Laufbahn des Vierten Organs zurückzublicken und über seine Zukunft zu sprechen.
Welche Wünsche und Erwartungen gibt es? Wie oft sollen die Treffen stattfinden? Gibt es Ideen für Reihen, die innerhalb des Vierten Organs stattfinden sollen, wie z.B. der sehr erfolgreiche Austausch mit anderen Kunstvereinen aus der Region?
Miteinander leben, gemeinsam produzieren, voneinander lernen – das sind nicht nur die Grundpfeiler des Künstlerhauses, sie bilden auch den Kern der Idee der OPEN SCHOOL Cannstatt.
Wir haben die Künstler*innen Valentin Hennig, Yara Richter, Lilith Becker & Liv Rahel Schwenk eingeladen, jeweils im Tandem mit Bad Cannstatter Gewerbetreibenden, Vereinen, Handwerker*innen, Institutionen oder Bürger*innen gemeinsam zu arbeiten, und ein öffentliches Angebot zu entwickeln.
Dieses kostenlose Angebot reicht von performativen Spaziergängen bis hin zu filmkünstlerischen Workshops. Ziel ist es, in einen Austausch zu kommen, Beziehungen aufzubauen, miteinander zu arbeiten und voneinander zu lernen.
Das Künstlerhaus Stuttgart präsentiert die OPEN SCHOOL Cannstatt, die im Rahmen des Festivals CURRENT – KUNST UND URBANER RAUM stattfindet.
Das „Klassenzimmer“, in dem für die Dauer der OPEN SCHOOL Cannstatt über die Angebote informiert wird, befindet sich in der ehem. Schwabenbräu-Passage in Bad Cannstatt.
Programm
Liv Rahel Schwenk und Lilith Becker „Wassergosch – Performing the Fountains”
19. September 2023, 10 bis 14:30 Uhr –Workshop
20. September 2023, 10 bis 14:30 Uhr – Workshop
Teilnehmer*innen: max. 10 Personen
Anmeldung bitte unter info@kuenstlerhaus.de bis 18.09.2023
Treffpunkt: Kellerbrunnen, Brunnenstr. 19, 70372 Stuttgart
Der Workshop „Wassergosch – Performing the Fountains” führt die Künstlerinnen Liv Rahel Schwenk und Lilith Becker gemeinsam mit den Workshopteilnehmer*innen entlang Bad Cannstatts Trinkwasserbrunnen,welche aus den lokalen Mineralquellen gespeist werden. Die Gruppe wird sich den Brunnen und ihren Eigenschaften an zwei Tagen auf verschiedene Weise nähern, und dafür nutzen, mit Performance zu experimentieren.
Die Teilnehmer*innen sammeln Eindrücke und Material in Form von Tonaufnahmen, Wasserproben, Zeichnungen, Worten, Klängen und Bewegung (input). Dieser Prozess des Sammelns wird ergänzt durch Begegnungen mit Menschen, die in Bad Cannstatt leben und arbeiten und die ihr Wissen teilen. Ein Cannstatter Stadtführer wird der Gruppe von einer Legende an einem der Altstadtbrunnen erzählen, siewerden über die Zusammensetzung und die Instandhaltung der Brunnen erfahren, und mit etwas Glück, wird eine Yogalehrerin sie in einer Wassermeditation anleiten.
In einem zweiten Schritt (output) wandelt die Gruppe ihre gewonnenen Eindrücke und das gesammelte Material in Mikro-Performances um, welche sie füreinander aufführen wird. Die Teilnehmer:innen des Workshops werden durch einfache Strukturen im Experimentieren unterstützt. Bei diesem Workshop geht es darum, in einem geschützten Raum Performance-Strategien auszuprobieren, egal ob Performance zur eigenen Praxis gehört oder neu für die Teilnehmer*innen ist. Alle sind willkommen.
Mitzubringen sind: Papier und Stift und gerne auch eine andere Möglichkeit, sich Dinge zu notieren, bequeme Kleidung, eine Wasserflasche und was man sonst noch mitbringen möchte.
Yara Richter „black noise x Bad Cannstatt – Community Walk für Schwarze Menschen“
Mittwoch, 20. September 2023, 17 Uhr (vorläufig) – Safer Space, Büro der Black Community Foundation in der ehemaligen Schwabenbräu-Passage, Bad Cannstatt
Teilnehmer*innen: max. 12 Personen, Voraussetzung: Schwarze/Afrodeutsche Identität
Anmeldung bitte unter info@kuenstlerhaus.de
Donnerstag, 21. September 2023, tagsüber – offene Bearbeitung im Tonstudio, Künstlerhaus Stuttgart, öffentlich, für alle zugänglich
Donnerstag, 21. September 2023, 19:30 Uhr – Audiovorführung mit anschließender Gesprächsrunde, Schwabenbräu-Passage Bad Cannstatt, öffentlich, für alle zugänglich
Diese Safer Space Veranstaltung richtet sich an Schwarze und Afrodeutsche Menschen.
Yara Richter tauscht sich zusammen mit den Teilnehmer*innen darüber aus und erkundet mit kreativen Methoden, was Schwarzsein im öffentlichen Raum mit Lärm und Stille zu tun hat. Dabei treffen sie sich zunächst in einem geschlossenen Raum, in dem die Künstlerin Yara Richter einen interaktiven Input zum kreativen Schreiben und der Arbeit mit Sound geben wird. Danach spaziert die Gruppe gemeinsam durch Bad Cannstatt und fertigt währenddessen eine Tonaufzeichnung an. Im Gespräch wollen sie voneinander lernen, wie man sich öffentliche Räume aneignen kann. Sie stellen sich Fragen wie: Wie findet man ein Gefühl von Sicherheit in öffentlichen Räumen? Welche öffentlichen Räume sucht/meidet man und warum? Wie beeinflusst Schwarzsein im öffentlichen Raum die Art, wie man self- und community care betreibt? Hierbei entscheiden die Teilnehmer*innen selbst, welche Texte, Sounds, Worte und Momente von Lärm oder Stille sie in die Aufnahme hineingeben wollen. Die Tonaufzeichnung steht im Anschluss an die Veranstaltung allen Teilnehmer*innen zur weiteren Nutzung zur Verfügung.
Am Folgetag wird Yara Richter die Aufnahme zu einem Podcast zusammenschneiden, wobei Teilnehmer*innen willkommen sind, dazuzukommen. Am Abend wird eine Vorführung des Podcasts mit einer offenen Gesprächsrunde stattfinden, zu der die Öffentlichkeit und alle Teilnehmer*innen herzlich eingeladen sind.
(Es werden Awareness-Personen anwesend sei.)
Valentin Hennig „business as usual”
Freitag, 22. September 2023, 19 Uhr – Screening, ehem. Schwabenbräu-Passage, Bad Cannstatt
Valentin Hennig wird in seiner OPEN SCHOOL „business as ususal“ mit dem Hutmachergeschäft H + M Schmid-Rupp, dem Asia-Imbiss Chan’s Kitchen sowie dem griechischen Friseursalon-Café Haarstudio Exis zusammenarbeiten, die als Treff- und Knotenpunkte das soziale Leben und die kulturelle Diversität Bad Cannstatts widerspiegeln. Dabei geht es um die Entwicklung und Umsetzung eines gemeinsamen Films, der als Ziel eine andere Kommunikation als die der Waren oder Dienstleistungen anstrebt: Es geht um die eigene Geschichte, die soziale und kulturelle Bedeutung des Standorts und die Ermöglichung für das Klientel dieses Ortes, die eigene Identität öffentlich zu leben.
Dabei wird Valentin Hennig lernen, was es bedeutet, ein „Geschäft“ zu führen, Waren herzustellen, zu vertreiben und eine starke Bindung zum Kunden aufzubauen. Im Gegenzug vermittelt der Filmemacher sein praktisches Wissen an seine Partner*innen, alle Bereiche der bildnerischen und insbesondere filmischen Gestaltung kennenzulernen und selbstständig Bilder und Bewegtbilder zu erstellen.
Zu einem öffentlichen gemeinsamen Screening mit allen Partner*innen laden sie anschließend ein, sodass ein kulturübergreifender Dialog der Partner*innen in Bad-Cannstatt entstehen kann. Die entstandenen Arbeiten werden zudem an den jeweiligen Entstehungsorten präsentiert.
Über die Künstler*innen
Lilith Becker macht Skulptur-, Installations-, Video- und Performancekunst. Als Musikerin spielt sie sowohl solo als auch in verschiedenen Band- und Theaterprojekten. Nach ihrem Abschluss am Berufskolleg für Design Schmuck und Gerät, Pforzheim im Jahr 2009, studierte sie Bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart. 2018 erhielt sie den Meisterschülertitel des Weißenhof Programms. Ihr Handbuch zur spontanen Selbstentzündung ist 2019 beim Verlag für Handbücher erschienen. Das Musikvideo „Oh Ewigkeit“ (Regie: Martina Wegener) mit der Musik von Nero Feuerherdt alias Lilith Becker wurde 2023 mit dem Buggles Award ausgezeichnet.
Valentin Hennig ist bildender Künstler und Filmemacher. Neben seiner freischaffenden künstlerischen Arbeit, leitet er Workshops an der Staatsgalerie Stuttgart, dem Kunstmuseum Stuttgart, dem Künstlerhaus Stuttgart und für das LKJ Baden-Württemberg.
Seit dem Wintersemester 2022 Dozent für Videokunst und Experimentalfilm an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, wo er von 2007 bis 2013 bei Prof.in Silvia Bächli und Prof.in Corinne Wasmuth Kunsterziehung studierte. 2010 belegte er als Gaststudent ein Studiensemester an der HfbK Dresden bei Prof. Hans-Peter Adamski. Im Anschluss absolvierte er 2014 den Aufbaustudiengang „Intermediales Gestalten” bei Prof. Wolfgang Mayer und Prof.in Christina Gomez-Barrio (Discoteca Flaming Star) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 2016 erhielt er den Meisterschülertitel des Weißenhof- Programms der ABK Stuttgart. Er lebt und arbeitet in Stuttgart.
Yara Richter bewegt sich zwischen Kunst, Aktivismus, Kunstvermittlung und Mutterschaft. Aus einer Afrodeutschen, intersektional-ökofeministischen Perspektive erkundet sie aktuell black noise als einen Rahmen, um dekolonialisierte Kunst- und Kulturpraktiken zu imaginieren und kreieren. 2023 schloss Yara Richter mit „black noise” das Masterstudium „Körper, Theorie und Poetik des Performativen“ an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ab. In den Jahren zuvor zeigte sie unter anderem die kollaborative Dauerperformance „seep“ (2022 mit Toni Böckle, Teil der Gruppenausstellung Conditions of a Necessity in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden) und „MFA (Master of Filthy Arts)“ (2021, Teil der TURN AROUND Rundgang Gruppenausstellung im Württembergischen Kunstverein Stuttgart). Sie lebt und arbeitet in Stuttgart.
Liv Rahel Schwenk ist eine deutsch-amerikanische Künstlerin und arbeitet mit Performance, Video, Zeichnung und choreographischen Methoden. Sie studierte am Bard College Berlin und an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie 2012 mit Meisterschüler-Brief abschloss. 2014 ging sie mit einem DAAD-Stipendium nach New York, um ihr Interesse an Tanz und Choreografie in Verbindung mit ihren algorithmischen Zeichnungen zu vertiefen. Zuletzt zeigte sie Projekte bei Simultanhalle in Köln und mhProject und Putty’s Coronation in New York. Dieses Jahr arbeitet sie mit dem Kollektiv „Unpleasant Affairs” an einer Performance im Rahmen des Spielart Festivals in München. Sie lebt und arbeitet in Stuttgart und NYC.
Orte:
Ehem. Schwabenbräu-Passage, Bahnhofstraße 14-18, 70372 Stuttgart
Kellerbrunnen, Brunnenstraße 19, 70372 Stuttgart
Künstlerhaus Stuttgart, Reuchlinstraße 4b, 70178 Stuttgart
In Kooperation mit dem Festival CURRENT – KUNST UND URBANER RAUM
Realisiert dank der großzügigen Unterstützung durch die Wüstenrot Stiftung.
In der 26. Dienstags-Werkstatt präsentiert Julia Wirsching ihren neuen Film „Es gibt noch einiges zu tun“ im Künstlerhaus Stuttgart.
Seit über zwei Jahren begleitet Julia Wirsching die Männerrunde ihres Onkels bei deren Diskussionen zum Thema „Mannsein“. Wie wurden sie zu Männern? Was heißt es heute ein Mann zu sein? Was gibt ihnen Orientierung? Einige von ihnen setzten sich in ihrem Prozess der Rollenfindung kritisch mit dem Glauben und dessen Institutionen auseinander. Themen wie gerechte Elternschaft, die Suche nach dem Vater oder die Abwendung alter Rollenmustern hin zu mehr Selbstbestimmung beschäftigen die Männer im Alter von 40 – 75 Jahren auf unterschiedlichste Art und Weise.
Im Video sind diese Reflexionsprozesse sowie die Bartpflegeritualen der Männer festgehalten. Die sieben Männer geben Einblicke in eine sinnliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und erzählen ihre persönlichen Geschichten zum Thema „Mannsein“.
Im Anschluss an das Screening laden wir gemeinsam mit der Künstlerin zum Gespräch ein.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Die Anwälte Nora Ebeling und Viktor Riad haben im Rahmen der Ausstellung Ex gratia von Niloufar Emamifar im Künstlerhaus Stuttgart einen Leitfaden erstellt, der Künstler*innen und Kunstinstitutionen helfen soll, sich im komplexen Feld des Migrationsrechts in Deutschland zurechtzufinden.
Wenn Künstler*innen, die mit Hindernissen für die grenzüberschreitende Migration konfrontiert sind, von Kunstinstitutionen unter Vertrag genommen werden, geschieht dies allzu oft auf einer individuellen Fall-zu-Fall-Basis, ohne den Künstler*innen transparente Leitlinien, gemeinsame Richtlinien oder schützende Standards zu bieten. Denn oftmals sind die rechtlich-wirtschaftlichen Ressourcen für Künstler*innen, die ein Visum benötigen, die Migrant*innen sind, die vertrieben wurden oder die einen Geflüchteten-Status innehaben, nicht ausreichend oder unzugänglich. Dieses neu veröffentlichte Leitliniendokument soll ein praktikables Hilfsmittel sein, das auf dieses allgegenwärtige Problemfeld reagiert.
Dieses zweisprachige Dokument mit dem Titel “Migrationsrechtlicher Leitfaden für die Zusammenarbeit von Künstlerinnen* und Kunstvereinen in Deutschland” ist jetzt hier als kostenloses und frei verwendbares PDF verfügbar.
Der Leitfaden wurde gemeinsam von Nora Ebeling und Viktor Riad verfasst, mit Unterstützung von Niloufar Emamifar. Das Dokument wurde von Kathleen Parker übersetzt und von Studio Terhedebrügge gestaltet.
Nora Ebeling arbeitet als selbständige Anwältin mit dem Schwerpunkt Migrationsrecht im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin. Sie vertritt nicht nur international tätige Künstler*innen sondern auch alle anderen Menschen, die Unterstützung bei ihren Aufenthaltsangelegenheiten oder beim Asylverfahren benötigen.
Viktor Riad, ist Rechtsanwalt in Berlin und hat eine Kanzlei mit den Schwerpunkten Migrationsrecht, Durchsetzung von Rechten für Flüchtlinge und aufenthaltsrechtliche Verfahren für international tätige Künstler*innen gegründet.
Realisiert mit großzügiger Förderung der Stiftung Kunstfonds NEUSTART KULTUR und des Institut für Auslandsbeziehungen. Darüberhinaus wurde dieses Projekt in Form eines Residenzstipendiums durch Callie’s, Berlin, unterstützt.
Am 1. Januar 2024 steht turnusgemäß ein Wechsel der Künstlerischen Leitung an. Eine Findungskommission, bestehend aus Vorstand, Beirat und Vertreter*innen des Kulturamtes sowie des Gemeinderates der Stadt Stuttgart, hat in einem dreistufigen Prozess aus 57 Einreichungen die Bewerbung von Tamarind Rossetti & Stephen Wright ausgewählt, die sich als Team vorgestellt haben, um das Ausstellungsprogramm bis Ende 2026 zu leiten.
Die Kommission hat mit ihrer Entscheidung gewürdigt, dass Rossetti & Wright ein Konzept vorgestellt haben, das nicht auf einem konventionellen Kurator*innenbild beruht, sondern eine experimentelle, „öko-systemische“ Form des Kuratierens entwickelt. Mit ihrem Selbstverständnis als ‘usership coordinators’ machen Rossetti & Wright deutlich, dass sie in ihrer Arbeit von den Nutzer*innen des Künstlerhauses ausgehen und Werkstätten wie Ateliers als zentrale Organe des Künstlerhauses verstehen.
Das Künstlerhaus Stuttgart Reuchlinstraße e. V. wurde 1978 von Künstler*innen für Künstler*innen gegründet. Es beherbergt sieben Ateliers, die zeitlich befristet an Künstler*innen aller Sparten vergeben werden und zehn Werkstätten, die von allen Mitgliedern und Gastkünstler*innen genutzt werden können.
Eine besondere Qualität liegt im Modell der Künstlerischen Leitung, die jeweils für drei bis vier Jahre verpflichtet wird und mit experimentellen Herangehensweisen an Ausstellung, Vertrieb und Wahrnehmung von Kunst am Künstlerhaus aktuellste Praktiken und Diskurse vermittelt. Die klare zeitliche Vorgabe fördert die Vielfalt künstlerischer Positionen und ermöglicht es, die Amtszeit als mehrjähriges Projekt anzugehen. Die sich fortschreibende Geschichte der Institution ist geprägt von den kritischen, interrelationalen und infrastrukturellen Veränderungen, die jede Künstlerische Leitung mit sich bringt.
Tamarind Rossetti, geboren 1976 in Ojai (Kalifornien, USA), ist ausgebildete Künstlerin und unterrichtet an der École supérieure d’art et de design TALM-Angers.
Stephen Wright wurde 1963 in Vancouver (British Columbia, Kanada) geboren und hat seit fast 30 Jahren seinen ständigen Wohnsitz in Frankreich, wo er an der European School of Visual Arts in Frankreich Theorie und Praxis lehrt. Von 2017 bis 2021 war er darüber hinaus Co-Direktor des postgraduierten Programms für künstlerische Forschung, namens Document & Contemporary Art.
2018 gründeten Rossetti und Wright ein agroökologisches Versuchsfeld im Maßstab 1:1 mit dem Namen Ferme au Sauvage für den Anbau von Bio-Obst und -Gemüse, wo sie Farm-to-Table-Mahlzeiten und Farm-to-Panel-Workshops (genannt „Ideaseeding“) anboten, einen Hofladen im Atelier betrieben und das Projekt künstlerisch dokumentierten. Aktuell betreiben sie einen Permakultur-Hof und ein damit verbundenes Forschungsprojekt in Corrèze, Frankreich.
Die neuen Künstlerischen Leiter*innen sehen in ihrer Aufgabe „die Möglichkeit, die im Laufe der Jahre gesammelten Ideen aus Permakultur, Kunstvermittlung, Verlagswesen und Ausstellungsgestaltung, in einem ‚extradisziplinären‘ Umfeld umzusetzen“.
Wir freuen uns, Tamarind und Stephen im kommenden Jahr bei uns begrüßen zu dürfen und mit ihnen das Künstlerhaus durch das Prisma der Permakultur zu betrachten und als künstlerischen Lebensraum fruchtbar zu machen.
Durch Fluss, Wiese, Schifffahrt, Gleisverkehr und umliegenden Stadtraum ergibt sich auf der Neckarinsel ein Knotenpunkt verschiedener Klangwelten. Rauschendes, schwappendes, plätscherndes Wasser durchquert von Gleisen, Stimmen, wehenden Blättern und Gräsern, Sirenen, Baustellen, Schiffsmotoren – zufällig ineinander und durcheinander choreografiert und reflektiert.
Drei unterschiedliche Positionen auf der Insel wurden von Lena Meinhardt und Eva Dörr ausgewählt, an denen sich die ortsspezifische Komposition „places04“ in diese Klangumgebung mit einmischt: unter der Eisenbahnbrücke Rosensteinbrücke, am unteren Schleusentor und unter der König-Karls-Brücke neben der Hall of Fame am oberen Schleusentor.
Wo: Auf der Neckarinsel (Haltestelle Mercedesstraße)
Wann: 30.07. 14-19 Uhr
Unterstützt durch den Neckarinsel e.V., gefördert durch die Stadt Stuttgart, die LBBW-Stiftung, das Künstlerhaus Stuttgart
Neckarinsel e.V.
Die Zukunft liegt am Neckar. Bis jetzt kaum entdeckt zwischen Stuttgart und Bad Cannstatt bietet die Neckarinsel den Anfang für einen Aufbruch zum Wasser. Als Experimentier- und Wissensraum öffnet die Insel einen Ort zum Entdecken, für gemeinsame Aktionen und radikal-positive Zukunftsideen.
Wir sind eine interdisziplinäre Initiative, die zum Ziel hat die Zukunft einer lebenswerten Stadt am Fluss mitzugestalten.
Das Projekt wird im Rahmen der „Nationalen Stadtentwicklungspolitik“ vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) / Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gefördert und wird
koordiniert durch die Agency Apéro GbR.
hallo@neckarinsel.eu
www.neckarinsel.eu
www.instagram.com/neckarinsel_stuttgart
Seit 2019 arbeitet das Künstlerhaus Stuttgart mit dem Hölderlin-Gymnasium zusammen. Nach dem erfolgreichen Modellprojekt im vergangenen Jahr hatten die Schüler*innen des Hölderlin-Gymnasium zum zweiten Mal die Möglichkeit, eigene Filmprojekte und -ideen zu realisieren.
Angeleitet wurde der dreitägige Workshop von dem Künstler und Kunstvermittler Valentin Hennig und fand sowohl im Hölderlin-Gymnasium als auch im Künstlerhaus statt.
Das Ziel des Workshops war es, ein tiefergehendes Verständnis der Mechanismen und Wirkweisen digitaler Narration zu schaffen und die Jugendlichen vom Konsum hin zur kreativen Produktion zu ermutigen.
Idee, Drehbuch, Filmen, Nachbereitung – Alle Schritte des Filme-machens wurden praktiziert.
So wurden den Schüler*innen Wege eröffnet, ungeahnte Talente zu entdecken und eine eigene Bildsprache zu entwickeln.
Die filmischen Ergebnisse werden im Herbst im Künstlerhaus sowie im Hölderlin-Gymnasium öffentlich präsentiert.
Gefördert durch das Programm “Entwicklungstreiber” des Kulturamts Stuttgart.
Am 23. Juli 2023 fand das erste vom Künstlerhaus Stuttgart organisierte Alumnitreffen aller ehemaliger und aktueller Stipendiat*innen der letzten 25 Jahre statt.
Ein Kennenlernen und Wiedersehen, begleitet von künstlerischen Beiträgen, und guten Gesprächen.
Vielen Dank an alle Stipendiat*innen für den wunderbaren Tag.
Fotos: Jochen Detscher
In der 25. Dienstags-Werkstatt präsentiert Peter Hauer seine neue Publikation “Mannerism” im Künstlerhaus Stuttgart. Die Publikation beschäftigt sich mit menschlicher Bewegung als Medium, und dem, was damit ausgedrückt wird, welches Hauer in der Folge als ein kulturelles Produkt behandelt. Frei nach dem Motto “jeder Mensch ist ein Künstler” wird Kunstkritik an unüblichen Beispielen geübt, und im Gegenzug gezeigt, welchen Einfluss die Kunst auf den eigenen Leib hat.
Die Präsentation wird moderiert von Florian Model, der zusammen mit Peter Hauer eine kurze Einführung zum Thema geben und eine Diskussion eröffnen wird.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Eröffnung: Samstag, 8. Juli 2023, 19:30 Uhr
Sonntag, 9. Juli 2023, 14 – 19:00 Uhr.
In dieser Ausstellung wird Kateryna Surhutanova eine Reihe von Werken präsentieren, die sich mit dem Raum auseinandersetzen, und in denen sie folgende Fragen untersucht:
Gibt es einen Unterschied zwischen erzwungener und geplanter Emigration? Was bedeuten die Umstände?
Warum lassen sich Menschen darauf ein? An welchem Punkt wird man zum Transmigranten? Welcher Gedanke
würde helfen, auf dem Höhepunkt des Leidens, dankbar zu bleiben? Was würde es bedeuten, sich nicht selbst oder jene um sich herum zu verletzen?
Einwanderer würden zustimmen, dass man sein ganzes Leben mit einem Gefühl von ethnographischer Einsamkeit leben muss, unabhängig vom Alter oder aus welchem Grund man einwandert. Was passiert, wenn man nicht dorthin gehört, aber auch nicht hierher?
Aber der größte psychische Druck besteht darin, dass man nie wirklich dazugehören wird.
Man befindet sich ständig irgendwo in der Mitte. Wird der Moment kommen, in dem man frei wird von der Angst, etwas zu verlieren und die Erkenntnis einsetzt, dass alles, was man hat, bei einem bleibt, egal wo man ist?
Du “gehörst” nicht mehr irgendwohin. Du gehörst überall hin. Du hast keine Angst, ein Fremder zu sein.
Kateryna Surhutanova ist eine ukrainische Künstlerin, die vor dem Krieg in ihrem Land geflohen ist und sich in ihrer Arbeit kritisch mit sozialen und kulturellen Themen auseinandersetzt, und zwar durch die Brille der Psychologie, die sie durch die Visualisierung von Ereignissen auf der Leinwand oder an der Wand positioniert, wobei sie den Raum völlig umgestaltet.
Surhutanova war von Mai 2022 bis Juni 2023 Stipendiatin im Künstlerhaus Stuttgart.
Auf der Jahreshauptversammlung im Frühjahr 2022 wurde einem Antrag aus der Mitgliedschaft zugestimmt, eine Publikation des Künstlerhaus Stuttgart ins Leben zu rufen, die das Künstlerhaus in all seinen Facetten präsentiert. Eine Redaktion, bestehend aus den ehrenamtlich tätigen Mitgliedern Alba Frenzel, Jochen Detscher und Ania Corcilius sowie den Mitarbeiterinnen Leonie Klöpfer und Romy Range, hat sich daraufhin gebildet, um dem Mitgliederwunsch zu entsprechen. Für das grafische Konzept und das Layout waren matter of verantwortlich, die bereits die Website des Künstlerhauses gestaltet hatten.
4B – so der Titel der Publikation, angelehnt an die Anschrift des Künstlerhauses in der Reuchlinstraße 4b – beschäftigt sich primär mit den künstlerischen Formaten außerhalb des kuratierten Ausstellungsprogramms, da dieses bereits selbst über eine Publikationsreihe verfügt.
In dieser Ausgabe des 4B-Magazins finden sich verschiedene Aktivitäten der Atelierstipendiat*innen, der Werkstätten und der Mitglieder-initiierten Veranstaltungen im und über das Künstlerhaus hinaus. Wir berichten über die Dienstags-Werkstätten im letzten Jahr, es gibt Interviews mit dem Werkstattleiter der Audiowerkstatt Niklas Menschik, und mit den zwei ukrainischen Stipendiatinnen Kateryna Surhutanova und Elena Trutieva. Darüberhinaus berichten wir über eine Reihe von Ausstellungen, die von den Atelierstipendiat*innen initiiert wurden. Fernando Munizaga und Matias Bocchio berichten über ihr Werkstattstipendium und Nutzer*innen der Lithografiewerkstatt verabschieden sich sehr persönlich von Michael Wackwitz, der über viele Jahre hinweg die Werkstattleitung der Lithografie innehatte und nun in seine Heimat Dresden zurückkehrt.
Zudem nimmt das Thema Vermittlung einen immer größeren Stellenwert im Künstlerhaus ein, so auch in dieser Publikation. Dieses Mal gewähren wir einen Einblick in die Kooperation mit dem Hölderlin-Gymnasium. Außerdem stellen sich zwei unserer Vermittlerinnen vor – Thora Gerstner und Lejla Dendic.
Abschließend verlassen wir auch noch mal das Künstlerhaus und zeigen Projekte der Künstlerinnen und Künstlerhaus-Mitglieder Helen Weber im Haus der Katholischen Kirche sowie Michelin Kober in der Städtischen Galerie Ostfildern, und wir stellen die Projekträume unserer Mitglieder Thora Gerstner und Jan Nicola Angermann vor.
Das künstlerische Supplement in diesem Heft hat die Grafikerin und Künstlerin Florentine Bofinger gestaltet, deren Entwurf von der Redaktion nach einem Open Call in der Mitgliedschaft aus einer Vielzahl von Einreichungen ausgewählt wurde.
Wir möchten uns herzlich bedanken bei allen beitragenden Autor*innen, und Fotograf*innen, bei dem fantastischen Grafikbüro matter of für die großartige Zusammenarbeit, bei Florentine Bofinger für die Gestaltung des Inlays (ein kleines Highlight) und natürlich bei der Redaktion, die ehrenamtlich mit sehr viel Engagement und noch mehr Arbeit diese Ausgabe ermöglicht hat. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt für die Künstlerhaus-Gemeinschaft.
Jetzt im Künstlerhaus Stuttgart zur Abholung erhältlich – Mitglieder: 3 € / Nicht-Mitglieder: 8 €
Nach dem Auftakt der Gesprächsreihe „Kunstverein(e) der Zukunft“ im Künstlerhaus und Besuchen im Böblinger Kunstverein und im Kunstraum34 in Stuttgart werden wir am 04. Juli bei Oberwelt e.V. in Stuttgart zu Gast sein. Wie bei den vorangegangenen Gelegenheiten werden wir wieder mit zahlreichen Gästen und Vertreter:innen verschiedener Kunstvereine über Probleme und Herausforderungen diskutieren, die sich einigen etablierten Kunstvereinen stellen. Strukturen, Prozesse, Ideen und Themen, die oft über Jahre und Jahrzehnte entstanden sind, müssen hinterfragt, weiterentwickelt und womöglich neu erfunden werden, um auch in Zukunft erfolgreich künstlerisch engagierte Vereinsarbeit machen zu können. Die Vertreter:innen der verschiedenen Kunstvereine berichten in der Runde von ihren eigenen konkreten Erfahrungen, Problemen und Lösungsansätzen. Anhand der unterschiedlichen Perspektiven und Kontexte ergibt sich so ein offenes, vielfältiges und für alle Beteiligten fruchtbares Gespräch.
Eingeladen zu dem Treffen sind auch der Kunstverein Neuhausen, der Kunstverein Böblingen, der Kunstraum34, das Künstlerhaus Stuttgart, anorak und der Kunstverein Nürtingen.
Oberwelt e.V.
Reinsburgstr. 93, 70197 Stuttgart
www.oberwelt.de
Mit der Veranstaltungsreihe „Mit Essen spielen“ wagen wir ein Experiment. An drei Abenden schlagen wir in diesem Jahr eine Brücke zwischen Küche und Kunst und sprechen von der ersten Idee bis zur Präsentation auf dem Teller. Zusammen mit einem Künstler, einer Künstlerin oder einem Kollektiv überlegen wir, wie sich dieser Prozess künstlerisch übersetzen lässt. Wie lassen sich Aromen, Ästhetik, Farbe und Geschmack kulinarisch und künstlerisch miteinander verbinden?
Im ersten Teil war der Künstler Lennart Cleemann unser Gast. Für den zweiten Teil der Reihe zum Thema “Material erkunden” laden wir das multidisziplinäre Studio anima ona, bestehend aus Freia Achenbach und June Fàbregas, ein, die seit Mai 2023 Stipendiat*innen des Künstlerhauses sind.
Hinter einem fertigen Produkt steht oft ein langer Prozess des Experimentierens mit verschiedenen Materialien und Werkzeugen. Experimente mit dem Material hinsichtlich ihrer Verformbarkeit, ihres Gebrauchs und der Herstellungs- und Verarbeitungsweise finden sowohl in der Küche des Restaurants ‚Im Künstlerhaus” als auch in der Arbeit von anima ona statt. Das Duo bewegt sich mit seiner Praxis an der Grenze zwischen Design, Forschung und Kunst und beschäftigt sich mit Möglichkeiten der Wiederverwendung des Materials, der sie durch experimentelle Herangehensweisen und der Auseinandersetzung der kulturellen Bedeutung von Objekten nachkommen. Wie sie diese Praxis an diesem Abend sicht- und erlebbar machen, wird sich erst zeigen.
Der Abend beginnt mit einem 3-Gänge-Menü (vegan), inkl. aller Getränke. Anschließend findet eine Diskussion zwischen Sebastian Werning, Konstantin Kuld und anima ona statt, bevor der Abend dann in lockerem Gespräch mit allen Gästen ausklingt.
Speisen und Getränke werden vom Restaurant zum Selbstkostenpreis angeboten. Die Teilnahmekosten belaufen sich auf
49,00 EUR für Mitglieder bzw.
69,00 EUR für Nicht-Mitglieder.
Um die weitere Planung vornehmen zu können, ist eine verbindliche Anmeldung bis zum 30. Juni 2023 unter rr@kuenstlerhaus.de notwendig.
Der dritte Teil dieser Serie wird sich im Oktober mit dem Thema Präsentation befassen. Genauere Informationen erhalten Sie dazu im September 2023.
Das erste Kapitel einer Ausstellungsreihe des Atelierstipendiaten Lambert Mousseka
Eröffnung: Freitag, 30. Juni 2023, 19 Uhr
auf der Atelieretage (3. OG) des Künstlerhaus Stuttgart
Lambert Mousseka wird auf der Atelieretage des Künstlerhauses eine Reihe Masken und Formen aus Keramik und Malereien präsentieren. Diese verweisen auf die Haltung und das Befreiungsgefühl der Kunst als einen Raum für Freiheit.
Dabei spielt das Datum der Eröffnung eine symbolische Rolle. Denn am 30. Juni 1960 wurde Lumumbas Unabhängigkeitserklärung für die Demokratische Republik Kongo beschlossen und damit das Ende der Diktatur eingeleitet.
Der Titel der Ausstellung spielt auf die Telefonvorwahl der D. R. Kongos an.
Die Ausstellungsreihe Kinoisserie, Briller et s’Envoler / Leuchten und Abheben fokussiert sich auf den Anfang der Sapologie.
Sapologie ist die Philosophie der SAPE, einer Société des Artistes et de personnes Elégantes (Gesellschaft für Künstler*innen und eleganter Personen).
Wir laden Sie herzlich ein, am zweitägigen öffentlichen Programm im Rahmen der Ausstellung Ex gratia von Niloufar Emamifar teilzunehmen.
Wenn Künstler*innen, die mit Schwierigkeiten bei der grenzüberschreitenden Migration konfrontiert sind, von Kunstinstitutionen unter Vertrag genommen werden, geschieht dies allzu oft auf einer individuellen Fall-zu-Fall-Basis. Den Künstler*innen werden dabei meist keine transparenten Richtlinien, einheitliche Strategien oder schützende Standards seitens der Institution geboten. Diese öffentliche Programmreihe im Künstlerhaus Stuttgart ist eine Antwort auf das allgegenwärtige Problem, dass die rechtlich-wirtschaftlichen Ressourcen für Künstler*innen mit Visum, Migrant*innen, Vertriebene, Asylsuchende und Flüchtlinge unzureichend und unzugänglich sind.
Das Programm findet auf der vierten Etage des Künstlerhauses Stuttgart statt.
Samstag, 24. Juni 2023 (15 – 17 Uhr)
Die Einwanderungsanwält*innen Nora Ebeling und Viktor Riad haben für das Künstlerhaus Stuttgart eine Reihe von praktikablen Richtlinien für die Projektarbeit mit Künstler*innen mit Visum, Migrant*innen, Vertriebenen, Asylsuchenden und Flüchtlingen ausgearbeitet. Der Rechtsbeistand wird diese konkreten, praktikablen Richtlinien vorstellen und anschließend eine offene Diskussion führen. Bitte beachten Sie, dass die Präsentation der Leitlinien in deutscher Sprache erfolgt, während die offene Diskussion sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch stattfinden wird.
Nora Ebeling ist Rechtsanwältin mit dem Schwerpunkt Migrationsrecht im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin.
Viktor Riad in Rechtsanwalt in Berlin und gründete eine Kanzlei mit den Schwerpunkten Migrationsrecht, Durchsetzung der Rechte von Flüchtlingen und aufenthaltsrechtliche Verfahren für international tätige Künstler*innen.
Sonntag, 25. Juni 2023 (13 – 15 Uhr)
Informationsveranstaltung und Workshop mit Vertreter*innen von Legal Café.
Das Legal Café Stuttgart ist ein selbstorganisiertes Projekt, das regelmäßig einen Raum zur Verfügung stellt, in dem Menschen Kaffee oder Tee trinken können, und gleichzeitig eine kostenlose Beratung für Einzelpersonen und Gruppen anbietet, die Rat in Bezug auf Racial Profiling, Asylverfahren und/oder Diskriminierung im Allgemeinen suchen. Die meisten Berater*innen im Legal Café kommen aus Gemeinschaften mit einer Flucht- und Migrationsgeschichte. Der Schwerpunkt liegt auf dem Empowerment und der Teilung der Macht von Gemeinschaften. Die Berater*innen von Legal Café werden in Workshops/Seminaren von juristischen und psychologischen Fachkräften sowie Expert*innen aus den Bereichen Sozialarbeit und diskriminierungskritische Arbeit geschult, wobei verschiedene Gruppen/Personen an der Organisation beteiligt sind, die unterschiedliche Perspektiven einbringen.
Sonntag, 25. Juni 2023 (15 – 16 Uhr)
Eric Golo Stone, künstlerischer Leiter, und Juliane Gebhardt, kuratorische Assistentin, führen in deutscher und englischer Sprache durch die Ausstellung Niloufar Emamifar: Ex gratia.
Samstag, 24. Juni 2023 (15 – 17 Uhr) und Sonntag, 25. Juni 2023 (13 – 16 Uhr)
Die Kunstvermittlerinnen des Künstlerhauses Stuttgart, Thora Gerstner und Ludgi Porto, sprechen im Rahmen des öffentlichen Programms mit den Mitwirkenden und dem Publikum.
Weitere Informationen finden Sie im Begleitheft zur Ausstellung.
Realisiert mit großzügiger Förderung der Stiftung Kunstfonds NEUSTART KULTUR und des Institut für Auslandsbeziehungen. Darüberhinaus wurde dieses Projekt in Form eines Residenzstipendiums durch Callie’s, Berlin, unterstützt.
Bei der 24. Dienstags-Werkstatt stellt sich der Projektraum kunst [ ] klima, stellvertretend durch Barbara Karsch-Chaïeb und Caro Krebietke, vor. Der Projektraum wurde 2021 von Barbara Karsch-Chaïeb gegründet und seit März 2023 ist Caro Krebietke daran beteiligt.
Der Projektraum kunst [ ] klima ist der erste Kunst-Raum in Stuttgart, der ausschließlich Ausstellungen zum Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit zeigt.
Die Klammer zwischen den Begriffen Kunst und Klima ist mit einer Leerstelle versehen, die einen möglichen Raum für Kommunikation eröffnet und eine Verbindung schafft. Die Leerstelle bewahrt Offenheit und Flexibilität.
Es werden Einzelausstellungen mit Werken von Künstler:innen aus unterschiedlichen Sparten gezeigt. Im Zentrum steht der Bezug zu vorwiegend wissenschaftlichen Themen wie Klima, Wetter, Klimawandel, Energiewende, Pflanzen, Wasser, Erde, Erdgeschichte, Biologie, Biochemie, Chemie, künstliche Intelligenz.
Der Schwerpunkt einer Ausstellung liegt weitgehend auf der inhaltlichen Ebene eines gezeigten Werks und seiner Vermittlung.
Außerdem werden ergänzend zu den ausgestellten Themen Vortragende eingeladen.
Barbara Karsch-Chaïeb wird bei der Dienstags-Werkstatt über die Entwicklung und die Ausstellungsprojekte von kunst [ ] klima seit der Gründung 2021 berichten. Außerdem wird sie einen Ausblick auf künftige Vorhaben und Ideen zur Nachhaltigkeit und zur Vernetzung mit anderen Stuttgarter Kulturinstitutionen geben.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
In dem Treffen informiert der Beirat über den aktuellen Bewerbungsstand für die nächste Künstlerische Leitung sowie deren Auswahlprozess. Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen, Ihr Feedback mit dem Beirat zu teilen
Wir bitten um Verständnis, dass keine Einzelheiten zu den Bewerbungen bekanntgegeben werden können.
Am 15. Mai um 20 Uhr findet die Lesung „Hinter der Scham versteckt“ mit Eva Müller und Slata Roschal im Rahmen des ersten Literaturfestival Stuttgart „Schreiben, währen die Welt geschieht“ im Künstlerhaus statt. Die Lesung wird moderiert von Carolin Callies.
Tickets erhalten Sie hier
Slata Roschal hat mit 153 formen des nichtseins ein schonungsloses Romandebüt in Form einer Prosa-Collage voll bissigem Humor und sezierenden Alltags- wie Selbstbeobachtungen vorgelegt. Darin erzählt sie von Identität, Migration, Weiblichkeit und dem Leben an den Rändern der Gesellschaft.
Sie trifft auf Eva Müller, die in ihrer autofiktionalen Graphic Novel Scheiblettenkind die Geschichte ihrer Familie mit originellem wie eigensinnigem Strich erzählt: das Aufwachsen in Armut, in einem Umfeld abseits akademischer Bildung, begleitet von sozialer Scham und schließlich in eine Emanzipation als Künstlerin mündend.
Zwei Autorinnen im Gespräch, die Lebensumstände beschreiben, die gerne versteckt und vergessen werden.
Alle weiteren Veranstaltungen und Infos zum Literaturfestival Stuttgart auf www.stuttgart.de/literaturfestival.
Vom 11. bis zum 21. Mai 2023 findet in Stuttgart erstmals das Literaturfestival Stuttgart statt. Es wird vom Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart in Kooperation mit dem Literaturhaus Stuttgart unter Einbeziehung der Stuttgarter Literatur‐ und Kulturakteur*innen ausgerichtet.
In der ersten Ausgabe präsentiert das Literatur Festival an elf Tagen Literatur in einer breiten Vielfalt von Prosa über Lyrik bis hin zu Graphic Novel. Kuratiert wird das Festival unter dem Titel „Schreiben, während die Welt geschieht“ von der Schriftstellerin Lena Gorelik.
Anna Gohmert interessiert es, eine Formsprache für Intimität zu finden, ohne dass das Persönliche theoretisiert wird und die Zärtlichkeit oder Rohheit des Privaten verloren geht.
In ihren Arbeiten geht es um soziale Gerechtigkeit, Herausforderungen gesundheitlicher Natur, Generationskonflikte und den Umgang mit Selbstwirksamkeit und Ohnmacht.
Sie ordnet ihre künstlerische Praxis der Gattung der Autofiktion zu und begibt sich in persönliche Gespräche, um tiefer in die Materie einzutauchen. Diese unterschiedlichen Aspekte, womit sowohl individuelle Erfahrungsräume als auch wissenschaftliche Erkenntnisse gemeint sind, bringt sie mit heterogenen Medien als Rauminstallation zusammen.
Trotz der verschiedenen Quellen, Materialien & Personen wird die Arbeit zusammengehalten von einem un-/sichtbaren Text, der aus ihrer Feder stammt.
Anna Gohmert wird in der Dienstags-Werkstatt die aktuellen Arbeiten vorstellen, die im Rahmen der Ausstellung Gescheite(rte) Familienplanung entstanden sind, wie auch einen Einblick in die kommende Ausstellung Das ist (ja) voll mein Ding geben.
In beiden Werkgruppen spielt Partizipation und Zugänglichkeit eine Rolle.
Der Fokus wird an diesem Abend auf Zugänglichkeit von Kunst und Kultur liegen. Gohmert berichtet von ihren Erfahrungen, wie kostspielig aber auch bereichernd es ist, dem eigenen Kunstwerk die Frage zu stellen, ob es barrierearm zugänglich ist und wie man es in ein barrierearmes Format übersetzen kann.
Mehr Informationen unter:
IG: @annagohmert
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
In ihrer ersten Ausstellung in Deutschland präsentiert Niloufar Emamifar in den beiden Hauptausstellungsräumen des Künstlerhaus Stuttgart neu produzierte Arbeiten. Ausgehend von ihrem Architekturstudium beschäftigt sich Emamifar kontinuierlich mit den psychosozialen Dynamiken des gebauten Raums. Auf dieser Basis legt ihre Ausstellung EX GRATIA den Fokus auf die ortsspezifische strukturelle Kapazität, die erforderlich ist, um den Bedürfnissen gelebter Beziehungen nachzukommen. Die Betonung materieller Bedingungen — das Insistieren auf operative Strukturen — bei der Betrachtung zwischenmenschlichen Erlebens ist ein zentraler Aspekt in Emamifars fortlaufender Auseinandersetzung mit dem Ausstellungswesen. Ihre Arbeit untersucht die ursächlichen (kausativen) Beziehungen zwischen Ort, Situation und Subjektivität. Emamifar geht davon aus, dass Lebewesen nicht festgelegt, sondern extrem durchlässig und dadurch anfällig für die konstruierten Systeme sind, die sie im Moment besetzen und verkörpern. Die Ausstellung der Künstlerin am Künstlerhaus Stuttgart ist auf diese Verletzlichkeit eingestimmt — die Künstlerin nimmt die Expositionsarbeit innerhalb der sie umgebenden Umstände auf sich und würdigt dabei gleichzeitig, dass individuelle Erfahrung letztlich nicht von den unterdrückenden strukturellen Realitäten getrennt werden kann, denen so viele Menschen ausgesetzt sind. Aufgrund der Produktionsbedingungen von EX GRATIA, mit denen Emamifar konfrontiert war, hat die Künstlerin die Anstrengung unternommen, dauerhafte Strukturen zu entwickeln, die von zukünftigen Künstler*innen bei deren Arbeit mit dem Künstlerhaus Stuttgart und anderen Institutionen im Kunstbereich in Deutschland angewendet werden können.
Als Emamifar mit der Produktion einer Ausstellung am Künstlerhaus Stuttgart (KHS) beauftragt wurde, wurde deutlich, dass das KHS nicht über die notwendige rechtliche und wirtschaftliche Infrastruktur verfügte, um für Künstler*innen, die ein Visum benötigen, die Migrant*innen sind, die vertrieben wurden oder die einen Geflüchteten-Status innehaben zugänglich zu sein. Unterstützung in Form von Rechtsberatung, jährlichen zweckgebundenen Geldern oder Weiterbildungsangeboten für Beschäftigte gab es an dieser fünfundvierzig Jahre alten Institution noch nicht. Wie viele Kunstinstitutionen in Deutschland und darüber hinaus, nimmt sich das KHS Künstler*innen, die bei der grenzüberschreitenden Migration mit Hürden konfrontiert sind, fallweise an — ohne institutionelle Richtlinien, Protokolle oder Verfahrensweisen, die entsprechend der Bundesgesetzgebung entwickelt und etabliert wurden. Als Reaktion auf die systemischen Unzulänglichkeiten und unzureichend ausgestattete Infrastruktur des KHS hat Emamifar einen Teil ihres Ausstellungsbudgets für eine Rechtsberatung aufgewendet. So konnten eine juristische Machbarkeitsstudie und praktikable Leitlinien für das KHS erarbeitet werden, um das KHS für die Arbeit mit Künstler*innen, die ein Visum benötigen, die Migrant*innen sind, die vertrieben wurden oder die einen Geflüchteten-Status innehaben auszustatten.
Anstatt einen individuellen Arbeitsvertrag zu entwerfen, beauftragte Emamifar die Rechtsberatung mit der Herstellung einer gemeinsamen Richtlinie, die innerhalb der gesamten Institution in allen zukünftigen Fällen angewandt und umgesetzt werden kann, in denen das KHS Künstler*innen mit der Arbeit an einer Ausstellung, einem Programm oder einer anderweitigen befristeten Beschäftigung in Stuttgart beauftragt. Die Rechtsberatung hat dieses nun vorgeschlagene Rahmenwerk in Modulen organisiert. Diese Module antizipieren bestimmte Fälle, in denen Künstler*innen vom KHS beauftragt werden, und fokussieren sich auf Projektarbeit eher denn auf Vollzeit-Anstellungsverhältnisse. Personen, die für die Wahrung von Rechtsansprüchen eintreten, erkennen sowohl an, dass bei der landesspezifischen Rechtsprechung jeder Fall situationsspezifisch argumentiert und entschieden werden muss als auch, dass gewisse Standards zur Regelung und zum Schutz notwendig sind. Es ist gemeinhin bekannt, dass und wie bestimmte Lehrmeinungen individuelle Rechte häufig zu Lasten kollektiver Kämpfe für systemischen Wandel kodifizieren, legitimieren und durchsetzen. Um Anstellungsverfahren gerecht zu gestalten, werden vermehrt transparente Standards gefordert, anstatt Verträge von Arbeitnehmer*innen fallweise zu bearbeiten. Denn das reduziert häufig Bemühungen gegen strukturelle Unterdrückung auf isolierte, individuelle Beschwerden und Wiedergutmachungen. Indem sie mit potenziellen Governance-Vereinbarungen und Rechtshilfe-Infrastrukturen arbeitet, beschäftigt sich Emamifar in ihrer Ausstellung mit dem Recht als einem größtenteils unzugänglichen System. Ein System , das durch die fortdauernden Geschichten des Einwanderungs-, Armuts- und Arbeitsrechts geprägt wurde genauso wie von weiteren Verfechter*innen, die für seine bessere Zugänglichkeit kämpfen, und durch die Durchsetzung von Rechten innerhalb einer Rechtsordnung, die allzu oft das kodifiziert, was die vorherrschende Wirtschaftsmacht als gerecht festgelegt hat. Und das Recht ist selbstverständlich kein neutraler Verhaltensrahmen. Es wird definiert.
Auch wenn Emamifar sich für eine effektive Neudefinition grundlegender und unterliegender Strukturen einsetzt, ist sie gegenüber der Rolle von Künstler*innen als Kurzzeit-Honorarkräfte, die sich für die Kapazitätsstärkung und damit langfristige Weiterentwicklung einer Kunstinstitution einsetzen, ambivalent. Es besteht eine reale Gefahr für Künstler*innen, wenn sie bei projektbezogener Arbeit auf die Governance-Strukturen einer Institution einwirken. Künstler*innen werden häufig die Finanzmittel gekürzt, sie werden ausgeschlossen oder fallen gelassen, wenn sie in dem Versuch, in die institutionellen Verwaltungsstrukturen einzugreifen, über die von ihnen erwartete Rolle hinausgehen. Dieses Risiko ist der Grund, weshalb Emamifar zentrale Kooperationspartner*innen — eine Rechtsberatung — hinzugezogen hat, die bei der Auseinandersetzung mit den strukturellen Gegebenheiten der Institution eine tragende Rolle hinter den Kulissen genauso wie öffentlicher Form eingenommen haben. Emamifars Ausstellung umfasst eine Bühnenkonstruktion, auf der die Rechtsberatungsvertreterin Nora Ebeling die rechtlichen und wirtschaftlichen Verfahrensrichtlinien, die das KHS bei der Beauftragung von Künstler*innen, die ein Visum benötigen, die Migrant*innen sind, die vertrieben wurden oder die einen Geflüchteten-Status innehaben anwenden kann, öffentlich präsentieren wird. Die Entscheidung von Emamifar, eine Plattform für die öffentliche Präsentation Ebelings dieser vorgeschlagenen rechtlichen und wirtschaftlichen Infrastruktur zu schaffen, beruht auf zentralen Fragen der Repräsentation, mit denen sich die Künstlerin befasst: Welche Risiken entstehen durch Sichtbarkeit und „platforming“ — die materielle Infrastruktur und Ressourcen, die für den Raum und Fokus auf marginalisierte Stimmen bereitgestellt werden –, wenn es um die wahrheitsgemäße Darstellung gelebter politischer Realitäten geht? Was bedeutet es für Emamifar, Ebeling mit der öffentlichen Expositions- und Weiterbildungsarbeit zu beauftragen, und dabei das Publikum mit den strukturellen Erfordernissen für Visumantragsteller*innen, Migrant*innen, Vertriebene und Personen mit Geflüchteten-Status zu konfrontieren? In welchem Maße wird dieses rechtliche und wirtschaftliche Rahmenwerk einer internen sowie gleichzeitig einer außenwirksamen Policy dienen und alltägliche Erwägungen anbieten, die sowohl KHS-spezifisch sind als auch reproduzierbare Modelle für institutionelle Verhaltensweisen nahelegen, die ungerechte, ausschließende und diskriminierende Einstellungsverfahren, wie sie im gesamten Kunstbereich verbreitet sind, herausfordern?
Der Titel von Emamifars Ausstellung, EX GRATIA, bezieht sich auf einen Begriff aus dem Rechtskontext und meint eine Zahlung, die nicht aus einer rechtlichen Pflicht, sondern aufgrund begründeter Umstände geleistet wird. Es ist eine Art rechtlich anerkanntes Standardverfahren, das nicht festgelegt oder vorgeschrieben ist. Im Deutschen auch als Kulanz bekannt, ist es ein außerhalb rechtlicher Kategorien relevantes Entgegenkommen.. Ex gratia-Zahlungen sind moralisch begründet und gesetzlich nicht erforderlich — das heißt sie sind oft ein Regressmittel, das strenger ist als das gesetzlich vorgeschriebene. Emamifars Ausstellung umfasst eine vollständig ausgefertigte Vereinbarung zwischen der Künstlerin und dem KHS zur Lagerung von Materialien, die der Künstlerin gehören, in mehreren Bankschließfächern im vierten Stock des KHS — und zwar solange das KHS seine aktuellen Räume in der Reuchlinstraße mietet. Eine zentrale Klausel dieser Vereinbarung ist, dass Emamifar eine Person bevollmächtigen kann, Zugang zu den Bankschließfächern zu erhalten, die die Künstlerin zur Verfügung gestellt hat. Sollte die Künstlerin einer Person die Vollmacht und damit Zugriff zu den Bankschließfächern erteilen, gelten alle Bedingungen der Vereinbarung genauso für die bevollmächtigte Person wie für die Künstlerin. Diese Vereinbarung ist im Ausstellungsbegleitheft enthalten.
Programm
06.05.2023 (19 Uhr)
Ausstellungseröffnung
24.06.2023 (15-17 Uhr)
Nora Ebeling, Rechtsanwältin, öffentlicher Vortrag und Workshop im Künstlerhaus Stuttgart
25.06.2023 (13-15 Uhr)
Informationsveranstaltung und Workshop mit Vertreter*innen von Legal Café
25.06.2023 (15-16 Uhr)
Öffentliche Führung durch die Ausstellung mit Eric Golo Stone, Künstlerischer Leiter des Künstlerhaus Stuttgart
Realisiert mit großzügiger Förderung der Stiftung Kunstfonds NEUSTART KULTUR und des Institut für Auslandsbeziehungen. Darüberhinaus wurde dieses Projekt in Form eines Residenzstipendiums durch Callie’s, Berlin, unterstützt.
Am 4. Mai findet das nächste Treffen des Vierten Organs statt.
Bei diesem Treffen gibt es keinen dedizierten Themenschwerpunkt, sondern wir finden uns bei ein paar Getränken zu einem lockeren Austausch zusammen.
Treffpunkt ist im Künstlerhaus im 2. Stock um 19 Uhr.
“Afraid to own a body“ ist eine elektroakustische 8-Kanal-Komposition, die sich musikalisch mit Stimme im Kontext von Machine Learning auseinandersetzt.
Uraufführung im Kunstmuseum Stuttgart im Rahmen der Langen Nacht der Übergänge
I am afraid to own a Body—
I am afraid to own a Soul—
Profound—precarious Property—
Possession, not optional—
Double Estate—entailed at pleasure
Upon an unsuspecting Heir—
Duke in a moment of Deathlessness
And God, for a Frontier.
(Emily Dickinson, ca 1866)
Neue Welten
18.30 Uhr, Kunstmuseum Stuttgart
In der Spange:
Iannis Xenakis (1922 – 2001): Rebonds A für Percussion solo (1987 – 89)
Percussion Marc Strobel
Einführung in die Ausstellung SHIFT. KI und eine zukünftige Gemeinschaft
Afraid to own a body, Uraufführung
Elektroakustische Komposition von Lena Meinhardt und Eva Dörr
Besuch der Ausstellung SHIFT. KI und eine zukünftige Gemeinschaft
Gewalt erkunden
mit Mutti
Tutti Frutti
arriba di mare
en el coche
del norte
Olé!
Gewalt (von althochdeutsch waltan „stark sein, beherrschen“)
Wunde (von althochdeutsch wunte „Wunde“, „Schlag“, „Verletzung“, wie lateinisch vulnus von indogermanisch wen, „leiden“; auch altgriechisch τραῦμα „Trauma“)
Wilma (altniederdeutsch und althochdeutsch, weibliche Form von Wilhelm (willio/willo=der Wille; helm=der Helm, der Schutz))
Wunder (althochdeutsch wuntar)
Eröffnung: 26. April 2023, 18 Uhr
27. bis 29. April 2023, jeweils 17 bis 21 Uhr
Der 5. und letzte Teil der Sleep Over Reihe von Lennart Cleemann in seinem Atelier im Künstlerhaus. Dies ist zugleich der Abschied aus seinem Atelier im Künstlerhaus.
Im Duden sind 26 Einträge zur Bedeutung des Worts „Ziehen“ zu finden, wobei sich deren Summe und daher inhaltlichen Ambivalenz mit den verschiedenen Präfixen nochmal deutlich erhöht. Dem Ziehen ist aber eigentlich immer eigen, dass es eine Kraftübertragung zweier Punkte hin zur ausübenden Kraft beschreibt. Manche dieser Ambivalenzen, wie das *Durchziehen – Kontinuität*, *über etwas her- / runterziehen – Pessimismus*, sowie auch das *Entziehen – Fatalismus* bilden das Gerüst für die Arbeiten in der Ausstellung.
Freitag, 21.04.2023, ab 19 Uhr
Samstag, 22.04.2023, 14-20:00 Uhr
Ein Besuch ist auch und besonders gerne nach Vereinbarung möglich (4janiseckhardt@gmail.com).
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, die neuen Atelierstipendiat:innen des Jahres 2023/24 bekanntzugeben, die am 01. Mai 2023 ihre Ateliers im Künstlerhaus beziehen. Auch in diesem Jahr kann das Künstlerhaus sieben herausragenden Künstlerinnen und Künstlern, und Kollektiven Arbeitsräume für ein Jahr zur Verfügung stellen.
Neu begrüßen dürfen wir Irem Gunaydin, Marcela Majchrzak, Theo Ferreira Gomes und das Künstler*innenkollektiv Anima Ona.
Die Stipendien von Mona Zeiler, Lambert Mousseka sowie Eva Dörr und Lena Meinhardt wurden um ein weiteres Jahr verlängert.
Irem Gunaydin
(*1989, Istanbul/Türkei) untersucht die Beziehung zwischen Text und Bild und wie Worte und Bilder zwischen dem diskursiven und dem bildlichen Bereich zirkulieren, indem sie die Objekthaftigkeit von Sprache und die Grammatik von Bildern betrachtet. Ihre Arbeiten entstehen oft aus dem Schreiben heraus und entfalten sich als Installationen, die gedruckte und skulpturale Elemente enthalten, wobei das Schreiben als Dreh- und Angelpunkt fungiert.
Irem Gunaydin hat ein Foundation-Diplom vom Chelsea College of Art and Design (2011) und ihren BA in Fine Art vom Central Saint Martins, London (2014). Sie lebt und arbeitet in Istanbul.
Marcela Majchrzak
(*1993) ist Künstlerin, Kunstvermittlerin und Mutter. Sie interessiert sich in ihren Projekten für die (Dis-) Funktionalität von Strukturen und ihren Rechtfertigungsmechanismen rund um die Themen Identität, Arbeit und Kultur. Ihre Arbeiten haben oft einen forschenden, performativen Charakter und verwirklichen sich gerne in verschiedenen Formaten des Zusammenkommens.
Sie studierte Philosophie sowie Bildende Kunst in Stuttgart und Warschau und machte ihren Abschluss in der Klasse von Heba Y. Amin und Ülkü Süngün.
Theo Ferreira Gomes
(*1993, Niterói/Brasilien) ist post-disziplinärer Kurator, Designer und DJ. Sein besonderes Interesse gilt informellen, sozialen Ökonomien und wie durch verschiedene Währungen persönliche oder unpersönliche Gemeinschaften hergestellt werden können.
Seit Juni 2022 ist er Curatorial Fellow bei der ORNAMENTA, einem reaktivierten Kulturprogramm in der Region Nord Schwarzwald, das aktualisierten Regionalismus erforscht und seit 1989 zum zweiten Mal von Juli bis Oktober 2024 stattfindet.
Theo Ferreira Gomes war Koordinationsstipendiat für art, science & business an der Akademie Schloss Solitude und Vorstandsmitglied im Leerstand als Freiraum e.V. (LAF), einem kollektiv-geführten Verein mit Projektraum in der Innenstadt Pforzheims. 2018 absolvierte er ein Studium in Modedesign an der Hochschule Pforzheim.
anima ona
ist ein multidisziplinäres Studio, bestehend aus Freia Achenbach und June Fàbregas. Das Duo studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Einem transdisziplinären und kollaborativen Ansatz folgend, entwickeln sie seit 2018 selbst-initiierte Projekte und verwirklichen Auftragsarbeiten, wobei sie sich an der Grenze zwischen Design, Forschung und Kunst bewegen. Ihre vielfältigen Arbeiten eint die Suche nach bisher unausgeschöpften Ressourcen und Möglichkeiten der Wiederverwendung des Materials, der sie durch experimentelle Herangehensweisen und der Auseinandersetzung der kulturellen Bedeutung von Objekten nachkommen.
Mona Zeilers
Arbeiten spüren den Bedeutungsebenen der Dinge nach und stellen Verknüpfungen zwischen den eingesetzten Materialien und Formen hinsichtlich ihrer inhaltlichen und ästhetischen Zuschreibungen her. Metallkonstruktionen, Glas- und Holzelemente, treffen auf Keramikobjekte, Abformungen aus Gips oder Elemente aus Stein.
Das Atelier im Künstlerhaus ist dabei Ort für das Entwickeln weiterer Werkzeuge und Methoden – ein räumlicher Behälter sozusagen für den künstlerischen Prozess, für ein Hinzufügen und Wegnehmen, indem Bezugspunkte innerhalb dieses Systems sich immer wieder auflösen und neu bilden.
Lambert Mousseka
(geb. in Katanga, Demokratische Republik Kongo) hinterfragt seit seiner Jugend die Entstehung, den Ursprung, den Geist und den Zustand von Materie. Diese Fragestellungen führten zu diversen Studien und Recherchen und beeinflussen bis heute sein künstlerisches Schaffen.
Nach dem Kunststudium setzte er sich zum Ziel, mit verschiedenen Materialien und deren Anwendung in der künstlerischen Praxis zu experimentieren. Material bedeutet hierbei eine globale Vision. Die gesagten und ungesagten Gedanken, der Text und der Geist sind das Bindeglied zur Vision. So kann nicht entschieden werden, ob das Material dem Konzept vorausgeht oder umgekehrt.
Lena Meinhardt und Eva Dörr
arbeiten seit 2019 als Künstlerinnenduo zusammen. Ihre Arbeiten begegnen sich im Feld der Soundinstallation.
In Lena Meinhardts Kompositionen verselbstständigen sich Aufnahmen von Orten, Objekten oder Texten durch dichte Klangsynthesen. Zusammen mit Eva Dörr, deren Schwerpunkte Installation und neue Medien sind, entstehen interdisziplinäre und kontextbezogene Arbeiten.
Im Rahmen des Atelierprogramms werden Arbeitsstipendien an herausragende Künstlerinnen und Künstler sowie Bewerber:innen aus den Bereichen Architektur und Theorie vergeben. Ihnen steht mietfrei ein Arbeitsraum im Künstlerhaus zur Verfügung. Zudem können die Werkstätten des Künstlerhauses kostenfrei genutzt werden. Die Arbeitsräume werden anhand der eingegangenen Bewerbungen jährlich vergeben. Die Entscheidung über die Vergabe trifft der Beirat des Künstlerhauses. Stipendienbeginn ist der 1. Mai 2023 . Die Jury bestand aus Vertretern des Vorstands und des Beirats des Künstlerhaus Stuttgart e.V.
Mit dem „Kulturpass Stuttgart“ erhalten alle Jugendlichen, die 2023 ihren 16. Geburtstag feiern und in Stuttgart leben, ein 100 Euro Guthaben für Kulturtickets und Kulturangebote in Stuttgart.
Im Künstlerhaus Stuttgart haben Jugendliche die Möglichkeit den Kulturpass für Ausstellungen, Workshops zu den Ausstellungen oder Nutzung der Werkstätten einzulösen.
Es stehen Werkstätten wie Keramik, Radierung, Siebdruck, Fotografie oder Audio zur Verfügung, in denen die Jugendlichen unter Anleitungen Techniken erlernen und eigene Projekte realisieren können.
Durch den Kulturpass haben Jugendliche die Chance, Künstler*innen, künstlerische Praktiken und Diskurse im Künstlerhaus Stuttgart zu erleben und kennenzulernen. Sie bekommen die Möglichkeit, sich einzubringen und ihre Bedürfnisse und Diskurse einzufordern.
Der Kulturpass ist verschiedensten Kultureinrichtungen einzulösen für Veranstaltungen auf Bühnen, in Museen, Kinos oder Kulturzentren oder für Workshops oder Sachmittel wie Bücher, Mal- oder Bastelmaterial, Schallplatten und vieles mehr und gilt vom 1. April 2023 bis zum 31.12.2023
Der Kulturpass ist ein Angebot der Landeshauptstadt Stuttgart.
Mehr Informationen unter stuttgart.de/kulturpass
33 Träume
Buchvorstellung und Gespräch mit Chris Mennel
Chris Mennel berichtet in der Dienstags-Werkstatt über Ereignisse, die sich rund um sein Buch „33 Träume“ ereignet haben – die Projektidee, die Zuneigung zur eigenen Homepage, die Ferne von Instagram und Facebook, der Buchhandel, die Marketing-Ziele und die vorsätzliche Naivität beim Buchverkauf.
„33 Träume“ ist ein Kunstbuch, das neben Texten und Gedichten des Künstlers auch von ihm geschaffene Fotomalereien umfasst und nun Anlass gibt, auf Werbetour zu gehen, denn die Bücher sind nicht auf Amazon, sondern nur beim Künstler selbst zu bestellen.
Anfang 2022 entdeckte Chris Mennel eine Kiste mit Dunkelkammer-Bildern der letzten 20 Jahre und präsentierte sie vor laufender Kamera. Auch diese Bilder sind im Buch zu finden, gemeinsam mit einem imaginären 33., einem Schwarzbild und Texten, die zu den Bildern entstanden sind.
Die kleine Auflage des Buches verbindet einerseits die Freude, ein Kunstbuch in kleiner Auflage zum fairen Preis drucken zu lassen, andererseits geht damit auch eine Ferne zu Museumsshops und Buchhandelsketten einher und damit auch weniger Aufmerksamkeit der Presse.
Um das zu umgehen, werden soziale Netzwerke von Mennel durch einen Chatbot bedient und mit Inhalten und dem Namen des Künstlers bestückt. Der Chatbot greift auf saisonal passende Fotos der letzten Jahre zurück und platziert so neu, was vor Jahren bereits gepostet wurde.
Zum Kunstbuch gibt es die Domain 33träume.de.
Moderiert wird die Dienstags-Werkstatt von Florian Model, Künstler, Beiratsmitglied und Leiter der Video-Werkstatt.
Das Thema für das nächste Treffen des Vierten Organs ist die Leitlinie zum Umgang mit Diskriminierung, Belästigung und Gewalt, die eine Arbeitsgemeinschaft aus Teilen des Vorstandes, Beirates und Mitarbeiter*innen des Künstlerhauses in den letzten zwei Jahren erarbeitet haben.
Am Dienstag, den 04. April 2023 um 19 Uhr, stellt der Beirat die Leitlinie den Mitgliedern und Interessierten im 2. Stock vor.
Teil 1: Von der Idee zur Umsetzung
Eine Kooperation zwischen dem Restaurant „Im Künstlerhaus“ und dem Künstlerhaus Stuttgart
Am 03. April haben das Künstlerhaus Stuttgart und das Restaurant „Im Künstlerhaus“ die Mitglieder zu einem gemeinsamen Abend eingeladen.
Mit der Veranstaltungsreihe „Mit Essen spielen“ wagen wir ein Experiment. An drei Abenden werden wir in diesem Jahr eine Brücke zwischen Küche und Kunst schlagen und von der ersten Inspiration bis zur Präsentation auf dem Teller sprechen. Zusammen mit einem Künstler oder einer Künstlerin überlegen wir, wie sich dieser Prozess künstlerisch übersetzen lässt. Wie lassen sich Aromen, Ästhetik, Farbe und Geschmack kulinarisch und künstlerisch miteinander verbinden?
Wir sehen viele Ähnlichkeiten zwischen den Prozessen in der Küche und im Atelier. Am ersten Abend hatten wir Lennart Cleemann, Künstler und Atelierstipendiat des Künstlerhauses, mit Konstantin Kuld, Chefkoch im Restaurant „Im Künstlerhaus“, und seinem Team zusammengebracht.
Lennart Cleemann hat mit einer künstlerischen Intervention im Raum auf das 3-Gänge-Menü reagiert und den Gastraum des Restaurants für den Abend gestaltet. Zuvor schaute er selbst als „Lehrling“ in die Küche, um die Abläufe kennenzulernen.
Der Abend begann mit einem veganen 3-Gänge-Menü, das von Konstantin Kuld erläutert und präsentiert wurde. Anschließend fand ein Gespräch zwischen Sebastian Werning, Konstantin Kuld und Lennart Cleemann statt, in das sich später auch die Gäste eingebracht und rege mitdiskutiert haben.
Weitere gemeinsame Abende sind in Planung!
Teil 2: Material erkunden, Juli 2023
Teil 3: Präsentation, Oktober 2023
Das Künstlerhaus Stuttgart organisiert gemeinsam mit dem Center for Native Arts and Cultures eine Programmreihe in deren Zentrum eine zweitägige, offene Arbeitsgruppe steht, um den Landrückgewinnungsprozess Revue passieren zu lassen, der zur Gründung des Center for Native Arts and Cultures geführt hat. Begleitet werden diese vor Ort stattfindenden Gruppendiskussionen von einem Reader, einer neuen Videoarbeit mit dem Titel „Never Settle: The Program“ von New Red Order, Performances von Tiokasin Ghosthorse und Allison Akootchook Warden und einer Präsentation von Dokumenten.
Das Programm findet in englischer Sprache statt. Bei Bedarf übersetzt Juliane Gebhardt, kuratorische Assistentin des Künstlerhaus Stuttgart, ins Deutsche.
Alle Veranstaltungen finden im zweiten Stock des Künstlerhaus Stuttgart statt.
Zeitplan des Programms:
Freitag, 31. März
19:00 – 21:00 Uhr
Reader Launch
Essen und Trinken
Screening von “Never Settle: The Program” von New Red Order
Begrüßungsworte von Eric Golo Stone (Künstlerhaus Stuttgart), Lulani Arquette und Reuben Tomás Roqueñi (The Center for Native Arts and Cultures)
Performance von Allison Akootchook Warden
Samstag, 1. April
13:00 – 14:30 Uhr
Einleitende Bemerkungen von Eric Golo Stone und Healoha Johnston, Direktorin für kulturelle Ressourcen und Kuratorin für Hawaiʻi und pazifische Kunst und Kultur am Bernice Pauahi Bishop Museum (Herausgeber*in des Readers und Organisator*in der Arbeitsgruppe)
Arbeitsgruppe Sitzung 1
14:30 – 14:45 Uhr
Pause
14:45 – 16:00 Uhr
Arbeitsgruppe Sitzung 2
Sonntag, 2. April
12:00 – 12:45 Uhr
Der Künstler Flint Jamison gibt eine öffentliche Führung durch seine Ausstellung “Masterworks on Loan, 2020, 2022”, im 4. Stock des Künstlerhaus Stuttgart
13:00 – 14:30 Uhr
Arbeitsgruppe Sitzung 3
14:30 – 14:45 Uhr
Pause
14:45 – 16:00 Uhr
Arbeitsgruppe Sitzung 4
17:00 Uhr
Performance von Tiokasin Ghosthorse (Musikstück und Arbeit zum Verlernen von Kolonisierung)
Gefördert durch den Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie durch die Stadt Stuttgart.
Am Samstag 25. März 2023 von 18 – 1 Uhr gibt es die Möglichkeit, auf den vier Etagen des Künstlerhaus an verschiedenen Programmpunkten der Langen Nacht der Museen teilzunehmen:
1. Etage und Werkstätten im Erdgeschoss:
18 – 1 Uhr stündliche Schlagzeugperformance der Atelierstipendiatin Eva Dörr im Tonstudio
18 – 1 Uhr Offene Werkstätten (Keramik, Siebdruck, Radierung, Lithografie, Hochdruck)
2. Etage:
18 – 1 Uhr stündliche Videovorführung Never Settle: The Program von New Red Order in der Ausstellung Convenings on Land Reclamation von The Center of Native Arts and Cultures (Oregon, USA)
3. Etage:
18 – 1 Uhr Die Atelierstipiendat*innen Florian Glaubitz, Alba Frenzel, Lambert Mousseka, Mona Zeiler, Lennart Cleemann, Janis Eckhardt, Lena Meinhardt, Ekaterina Surgutanova und Elena Trutieva zeigen in den Ateliers, im Treppenhaus und im Gemeinschaftsraum der Atelieretage künstlerische Arbeiten und Performances
4. Etage:
20 Uhr und 22 Uhr Kuratorenführungen in deutscher und englischer Sprache durch die Ausstellung Masterworks on Loan, 2020, 2022 von Flint Jamison
Tickets kosten 22 €, ermäßigt (Azubis, Studierende, Schüler*innen) 16 €, Kinder bis 6 Jahren haben freien Eintritt
Vorverkauf für die Lange Nacht der Museen findet ab dem 24. Februar statt, unter
www.lange-nacht.de, unter der Ticket-Hotline 0711/601717 30 und bei allen Vorverkaufsstellen in Stuttgart und der Region.
Abendkasse gibt es bei allen beteiligten Häusern. Im Vorverkauf erworbene Tickets werden beim ersten Besuch eines Hauses an der dortigen Abendkasse in ein Ticket-Band umgebaut.
Das Lange-Nacht-Ticket berechtigt ab 12 Uhr zur kostenfreien Nutzung aller Stadtbahnen, S-Bahnen und Busse im VVS-Netz.
Mehr Infos unter www.lange-nacht.de, der Info- und Tickethotline 0711/601717 30 und am Infostand am Schlossplatz zwischen Landesmuseum/Altem Schloss und Alter Kanzlei (ab 25.03. ab 15 Uhr)
Algorithmenbasierte Kameraüberwachung
Filmscreening und Gespräch
mit Martin Mannweiler
Die Dokumentation eines Videoüberwachungsprojektes von der Polizei in Mannheim – ein 2017 eingeführtes Pilotprojekt zur Überwachung von öffentlichen Räumen. Die überwachten Stadtgebiete Mannheims gelten als kriminelle Hotspots. Kameras sollen die Lage entschärfen, indem ein schnelles polizeiliches Intervenieren bei der Beobachtung krimineller Handlungen sichergesellt wird. Aktuell wird daran gearbeitet, dass Algorithmen spezifische Bewegungsabläufe erkennen und mögliche Straftaten signalisieren.
Neben der analytischen Darstellung des Überwachungsprojektes in Mannheim werden auf allgemeiner Ebene folgende Themenaspekte aufgegriffen: kriminelle Hotspots und Bedrohungslagen, panoptische Überwachung, private Generierung und öffentliche Bereitstellung von Bilddaten, Sicherheit und Angst, globale Krisen und daran gekoppelte Bedürfnisse nach der Kontrolle des Lokalen. Ebenso werden weitere Städte, die auf Kameraüberwachungsprojekte setzen beispielhaft aufgeführt – darunter auch Stuttgart.
Können durch die Betrachtung der Anfangsstadien von Kameraüberwachungsprojekten, Überlegungen formuliert werden, die eine ausufernde Massenüberwachung öffentlicher Räume in europäische Metropolen wie London oder Paris, zukünftig verhindern oder eindämmen?
Film: Martin Mannweiler
Grafik: Mark Julien Hahn / Stereo Typefaces
Musik: Björn Castillano
Gefördert von
Stadtlücken, Stuttgart
Mofa – Mannheim´s Ort für Architektur
Kulturamt, Stadt Stuttgart
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden Württemberg
Danke für die Freundliche Unterstützung
ato.vision, Württembergischer Kunstverein, Kunsthalle Mannheim, Stadtzimmer der Kunsthalle Mannheim, Rimini Protokoll, Künstlerhaus Stuttgart
Samstag, 4. März 2022, 19 Uhr
Kunstraum Atelierhaus Filderstr 34 e.V., Filderstraße 34, 70180 Stuttgart
Das zweite Treffen zum Thema „Kunstverein(e) der Zukunft“ fand am 04. Dezember im Kunstverein Böblingen statt. Mit zahlreichen Gästen und Vertreter:innen verschiedener Kunstvereine diskutierten wir über Probleme und Herausforderungen, mit denen sich einige etablierte Kunstvereine konfrontiert sehen. Strukturen, Prozesse, Ideen und Themen, die oft über Jahre und Jahrzehnte entstanden sind, müssen hinterfragt, weiterentwickelt und womöglich neu erfunden werden, um auch in Zukunft erfolgreich künstlerisch engagierte Vereinsarbeit machen zu können. Die Vertreter:innen der verschiedenen Kunstvereine berichteten in der Runde von ihren eigenen konkreten Erfahrungen, Problemen und Lösungsansätzen. Anhand der unterschiedlichen Perspektiven und Kontexte ergab sich so ein offenes, vielfältiges und für alle Beteiligten fruchtbares Gespräch. Klar wurde dabei auch, dass es damit nicht getan sei und wir diesen Impuls nutzen möchten, um weiteren Austausch und Vernetzung zwischen den Kunstvereinen zu fördern.
Dabei möchten wir die Möglichkeit nutzen, um die verschiedenen Kunstvereine zu besuchen und besser kennenzulernen: Gastgeber unseres nächsten Treffens am 04. März um 19 Uhr wird deshalb der Kunstraum34 in Stuttgart sein. Eingeladen zu dem Treffen sind der Kunstverein Neuhausen, der Kunstverein Böblingen, die Oberwelt, das Künstlerhaus Stuttgart, anorak und der Kunstverein Nürtingen.
Im Künstlerhaus Stuttgart ist turnusmäßig ab dem 01. Januar 2024 die Position der Künstlerischen Leitung neu zu besetzen.
Das Künstlerhaus Stuttgart wurde 1978 von Künstler*innen gegründet, um die praktischen Arbeitsbedingungen, die theoretische Auseinandersetzung mit Kunst und den spartenübergreifenden Austausch von Künstler*innen zu fördern. Indem es sozialen und politischen Forderungen Raum gibt und gleichzeitig aktuellste künstlerische Praktiken und Diskurse thematisiert, ist das Künstlerhaus Stuttgart heute eine Institution von lokaler und internationaler Bedeutung.
Das Künstlerhaus beherbergt Ausstellungsräume, Werkstätten und sechs Künstler*innenateliers mit wechselnden Stipendiat*innen. Wir suchen eine Leitung, die auf dieser Struktur aufbauend ein künstlerisches Programm entwickelt, das lokale Communities und internationale Akteure in Austausch bringt.
Als Verein haben wir ein großes Interesse an alternativen Modellen der Präsentation und Vermittlung von Kunst, sowie experimentellen Formaten.
Innerhalb der Struktur des Künstlerhauses verantwortet die Künstlerische Leitung
– die eigenständige Entwicklung und Umsetzung eines künstlerischen Programms
– die logistische und budgetäre Vorbereitung und Realisierung des entwickelten Programms, sowie der dazugehörigen Veranstaltungen
– die Projektfinanzierung und damit verbundene Drittmittelakquise
– die Konzeption der Vermittlung im Rahmen des von der Künstlerischen Leitung verantworteten Programms
– die Dokumentation der Projekte sowie ggf. die Konzeption und Realisierung von Publikationen
– Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Was die Stelle erfordert
– sehr gute Kenntnisse der zeitgenössischen kulturellen Produktion
– Initiative und hohe Eigenverantwortlichkeit in Verbindung mit ausgeprägter Teamfähigkeit
– ausgeprägte Kommunikations- und Organisationskompetenz
– Verhandlungssicherheit in deutscher und/oder englischer Sprache
– nachweisbare Erfahrung in Projektfinanzierung und Drittmittelakquise
– Erfahrung im öffentlichen Auftreten und ausgezeichnete kommunikative Fähigkeiten im Umgang mit Vereinsmitgliedern, Besucher*innen und Mitarbeiter*innen sowie mit Vertreter*innen der Presse und Politik
– Bereitschaft, für die Dauer des Arbeitsverhältnisses, den Lebensmittelpunkt nach Stuttgart zu verlegen
Die Künstlerische Leitung arbeitet am Künstlerhaus Stuttgart eng mit einem engagierten Team, bestehend aus hauptamtlicher Geschäftsführung, Buchhaltung, technischer Leitung und ehrenamtlichen Mitgliedern in Vorstand, Beirat und Werkstätten zusammen. Die Berufung der künstlerischen Leitung erfolgt für drei Jahre mit der Option einer einjährigen Verlängerung. Der Künstlerischen Leitung steht eine Assistenz im Umfang einer halben Stelle zur Verfügung.
Das Künstlerhaus bietet ggf. Unterstützung bei der Wohnungssuche an und finanziert, wenn nötig, einen deutschen Sprachkurs.
Bitte senden Sie uns Ihre Bewerbung (Anschreiben, Lebenslauf ohne Foto und einen Überblick über ihre bisherigen Tätigkeiten, die Sie für die künstlerische Leitung qualifizieren) sowie Ihre Vorstellung eines zukunftsgerichteten künstlerischen Leitungskonzeptes (max. 1 DinA4-Seite) in einem PDF-Dokument (max. 10 MB) ausschließlich per E-Mail bis spätestens 1. Mai 2023 an:
Ania Corcilius, 1. Vorsitzende
Künstlerhaus Stuttgart e.V.
Reuchlinstraße 4b, 70178 Stuttgart
E-mail: bewerbung@kuenstlerhaus.de
Auch Bewerbungen von Teams oder Gruppen werden angenommen. Alle Bewerbungen werden vertraulich behandelt. Alle Unterlagen werden nach dem Auswahlverfahren gelöscht.
Gemeinsam mit dem Künstlerhaus Stuttgart organisiert das Center for Native Arts and Cultures (Portland, USA) eine zweitägige, offene Arbeitsgruppe, um den Landrückgewinnungssprozess Revue passieren zu lassen, der zu dessen Gründung geführt hat. Begleitet werden diese Arbeitsgruppen von einem Reader, einer neuen Videoarbeit mit dem Titel „Never Settle: The Program“ von New Red Order, Performances von Tiokasin Ghosthorse und Allison Akootchook Warden, einer Dokumentensammlung sowie durch ein von Vermittlerinnen des Künstlerhaus Stuttgart organisiertes Programm.
Detaillierte Informationen zum Projekt finden Sie hier.
Anmeldungen für das Vermittlungsprogramm bitte per E-Mail an education@kuenstlerhaus.de
Alle Programme und Workshops sind kostenfrei.
Journal Workshop für Jugendliche
mit Thora Gerstner
26. Februar (15–17 Uhr)
Wo sammeln wir Erinnerungen? In einem Buchbindekurs werden wir selbst Skizzenbücher, Kalender oder Blankos für Tagebucheintrage, Zeichnungen, Collagen oder Notizen herstellen, um einen Sammelort für Erinnerungen zu schaffen. Historische Buchbindetechniken bilden dabei die Grundlage für die eigenständige Produktion. Das Cover kann mit mitgebrachter ausgedienter Kleidung gestaltet werden.
Schmuck Workshop für Kinder
mit Thora Gerstner
2. März (14–16 Uhr)
Schmuckstücke können Erinnerungen in sich tragen. Wir kombinieren gefundenes und mitgebrachtes Material und setzen es zu verschiedensten einzigartigen Schmuckstücken zusammen, um neue und alte, reale oder erfundene Erinnerungen in unserem Schmuck zu finden.
BPoC Creative Empowerment Workshop
mit Yara Richter
4. März (15–18 Uhr)
Einen kontinuierlichen Raum für die Arbeit der BPoC-Gemeinschaft zu entwickeln und bereitzustellen, wird in diesem Workshop konsequent fortgeführt. Im Kontext eines Bildungs-, Forschungs- und diskursiven Raums, der sich auf dekoloniale Praktiken konzentriert, ist die Kultivierung und das Wachstum einer BPoC-Gemeinschaft über einen längeren Zeitraum hinweg wirklich wichtig und stellt einen spezifischen Ansatz für die Frage dar, was ein öffentliches Bildungsprogramm tun kann.
Weben mit Papier: Geschichte und Raum neu denken
mit Lejla Dendic
5. März (15–16.30 Uhr)
Im Workshop lernen wir gemeinsam das Weben mit Papier. Ein besseres Verständnis für diese Welt und ihrer Verwobenheit mit uns Menschen gewinnen wir durch den physischen Prozess des Webens. Anhand von Masao Adachis Landschaftstheorie fúkeiron versuchen wir gemeinsam, globale und kommunale Strukturen und Räume zu identifizieren, zu analysieren und beim Weben zu verarbeiten. Das Weben dient dazu, die Blockaden scheinbar zerbrochener Beziehungen zu überwinden und Menschen und Visionen von einer Welt, die für alle funktioniert, zu verbinden.
Gestalten mit Ton: Das Kollektive Selbst neu denken
mit Lejla Dendic
11. März (14–15.30 Uhr)
Gemeinsam erproben wir kreativ die Möglichkeiten und Symbolik von Ton. Was bedeutet Identität, Kultur und Gewalt? Ton stellt symbolisch Ideen der Erneuerung dar, da er in seinem Rohzustand durch Steuerung des Feuchtigkeitsgehalts unendlich oft neu geformt werden kann. Das Material birgt somit unendlichen Möglichkeiten in sich und die Fähigkeit, immer wieder von vorne anzufangen. Wir konzentrieren uns darauf, was es bedeutet zu erschaffen und ein gemeinsames Verständnis unseres Einflusses in dieser Welt und dessen, was sein könnte, zu fördern.
Udu-Herstellung mit Keramik
mit Ludgi Porto
17.-19. März (jeweils 14–18 Uhr)
Im Rahmen des Workshops werden die Teilnehmer*innen dazu eingeladen, ihre eigene Udu herzustellen. Die Udu ist eine nigerianische Keramiktrommel, die in der Afro-Diaspora nach Brasilien gekommen ist. Im nigerianischen Kontext wird die Keramiktrommel traditionell von Frauen hergestellt und gespielt, und die Stimme der Udu gilt als die Stimme der Ahnen. Im brasilianischen Kontext hat sich das Instrument jedoch von seinen spirituellen Ursprüngen gelöst und seinen Platz in der brasilianischen Popmusik gefunden. Gemeinsam reflektieren wir über verschiedene Fragen: Was bedeutet es, im europäischen Kontext ein Instrument nigerianischen Ursprungs herzustellen, das im Zuge der Kolonisierung nach Amerika entführt wurde? Was mache ich wirklich, wenn ich dieses Instrument herstelle? Ist dieses Instrument ein Körper? Wie verhalte ich mich zu ihm? Wo und wie kann dieser Körper existieren? Was wäre im dekolonialen Prozess der Prozess der Restitution? Findet diese Restitution auf der kulturellen Ebene statt? Inwieweit ist eine Restitution möglich?
Keramikgrundkenntnisse sind wünschenswert. Der Workshop findet in englischer Sprache statt.
Artist Talk
mit Ludgi Porto
18. März (15:30–17 Uhr)
Im Rahmen des Workshop-Programms wird Ludgi Porto einen Artist Talk über ihre Forschung zu den Udu-Trommeln halten. Sie wird über die Ursprünge des Instruments sprechen, einschließlich seiner Entführung und die seiner Völker; sie wird den komplexen sozialen und rassischen Kontext beschreiben, der in ihrer Beziehung zu den Udus involviert ist und gleichzeitig ihre eigene Entdeckung als PoC jenseits der südamerikanischen Grenzen teilen. Neben diesen Themen wird sie Textauszüge, Zeichnungen, Gemälde und Dokumentationen der im Laufe der Forschung entstandenen Arbeiten präsentieren.
Keine Anmeldung erforderlich. Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.
Gefördert durch den Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie durch die Stadt Stuttgart.
Wir laden ein zu einem Abend mit Wachs, Kerzen und Licht
Seichte Flammen und die Thermik der Architektur
Feine Bewegungen
Flackern
Zischen
Dampf und Rauch
Ruß
Tee
Suppe, warm
Wachs wandert
Performative Objekte
Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr
auf der Atelieretage (3.OG) des Künstlerhaus Stuttgart
Über die Projektreihe Sleep over
In der laufenden Projektreihe Sleep over lädt Lennart Cleemann Künstler*innen, Designer*innen und Architekt*innen ein, das gemeinsame Einrichten, Spielen, Ausstellen und Nächtigen zu untersuchen. Alle drei Monate findet eine Pop-Up-Veranstaltung statt. Aus dem Zusammenkommen verschiedener künstlerischer Positionen entstehen neue Ideen und Arbeiten. Was interessiert uns? Was wollen wir zusammen erkunden? Dabei gibt es kein festgelegtes Ziel oder Thema, sondern die Suche nach einem offenen, fluiden Prozess im Miteinander steht im Mittelpunkt. Als Ort dient dafür die Atelieretage des Künstlerhaus Stuttgart. Dort befinden sich Cleemanns Atelier und ein 150qm großer Gemeinschaftsraum, den sich die Stipendiat*innen teilen.
Das Center for Native Arts and Cultures organisiert gemeinsam mit dem Künstlerhaus Stuttgart eine zweitägige, offene Arbeitsgruppe, um den Landrückgewinnungssprozess Revue passieren zu lassen, der zur Gründung des Center for Native Arts and Cultures geführt hat. Zudem sollen Ideen dazu entwickelt werden, wie das Center ausgehend von diesem Prozess sein Engagement dafür vorantreiben kann, Netzwerke aus Indigenen Künstler*innen, Kulturinhaber*innen und Organisationen, die von Indigenen Menschen geleitet werden, zu mobilisieren. Begleitet werden diese vor Ort stattfindenden Gruppendiskussionen von einem Reader, einer neuen Videoarbeit mit dem Titel „Never Settle: The Program“ von New Red Order, Performances von Tiokasin Ghosthorse und Allison Akootchook Warden, einer Dokumentensammlung und einer Archiv-Präsentation sowie durch ein von Vermittler*innen des Künstlerhaus Stuttgart organisiertes Programm.
Das Center for Native Arts and Cultures wurde 2021 als Hauptsitz der nicht-kommerziell ausgerichteten Native Arts and Cultures Foundation gegründet, nachdem dieser das Eigentum an einer historischen Wäscherei übertragen wurde, die einst als Yale Union Laundry Building registriert war. Dieses zweigeschossige Gewerbegebäude und das umliegende Grundstück in der Stadt Portland in Oregon befanden sich davor im Besitz des von Künstler*innen geleiteten Kunstraums Yale Union. Die am Künstlerhaus Stuttgart stattfindende Arbeitsgruppe ergänzt eine umfassendere Reihe interner Fokusgruppen, die das Center for Native Arts and Cultures derzeit organisiert. Ziel der Fokusgruppen ist, Ideen für die Rolle des CNAC, seine Möglichkeiten als Organisation und für die strukturellen Grundlagen zu sammeln, die notwendig sind, um das jüngst erhaltene Gebäude zu betreiben und dort Ausstellungen und Vermittlungsprogramme umzusetzen. Seit jeher ist es der Native Arts and Cultures Foundation nicht nur ein Anliegen, das Land zu würdigen, auf dem dieses besondere Gebäude steht. Im Zentrum ihrer Aktivitäten steht darüber hinaus eine verantwortungsvolle Arbeit auf verschiedenen lokalen Ebenen, um sich auf die Geschichte früherer Indigener Menschen zu besinnen, die das Land eher zu Nutzungs- denn zu Zwecken des Eigentums bewohnt haben. Zudem spiegeln die Bemühungen, die Überschreibung von der Yale Union auf die Native Arts and Cultures Foundation zu realisieren, die Anliegen einer breiteren Bewegung wider, die die anhaltenden historischen Ungerechtigkeiten im Zusammenhang mit Landbesitz und Eigentum in den USA und darüber hinaus thematisiert.
Diese institutionenübergreifende Zusammenarbeit steht in der Tradition des Künstlerhaus Stuttgart, das 1978 von Künstler*innen als Ort gegründet wurde, an dem Produzent*innen aus der gesamten Welt zusammenkommen können, um über die Bedingungen ihres künstlerischen Schaffens zu diskutieren. Seine Gründungsstruktur reflektiert die enge Verbindung zwischen künstlerischen Interessen und den Kapazitäten einer Institution. Das Künstlerhaus Stuttgart ist bestrebt, einen Wissensaustausch über die spezifischen Interessen des Center for Native Arts and Cultures zu ermöglichen: Indigene Ansätze in der künstlerischen Produktion, Kapazitäten von Organisationen und Governance-Strukturen stehen dabei genauso im Fokus wie dekoloniale Bildung, die Wasserrechte, Wiedergutmachung und Landnutzungsgerechtigkeit umfasst. Deutschland ist ein weiterer Ort, an diesem diese Diskussionen unbedingt stattfinden müssen. Es steht außer Frage, dass das heute geltende deutsche Bodenrecht durch das deutsche Kolonialreich und dessen weltweite koloniale Aktivitäten geprägt wurde, an denen patrizische Stadtstaaten maßgeblich beteiligt waren. Deutschland hat eine lange und komplexe Vergangenheit in Bezug auf das Erlassen von Gesetzen, um Eigentum zu beschlagnahmen und Grundbesitz zu beanspruchen. Diese Geschichte rechtlicher und wirtschaftlicher Strukturen der Konfiskation, die von Deutschland und dem weiteren europäischen Kolonialismus ratifiziert wurden, haben die Verwaltung von Land und Boden und den damit zusammenhängenden Ressourcen weltweit fundamental verändert. Es muss bewusst gemacht und anerkannt werden, dass und wie sich diese grundlegenden Veränderungen auf aktuell gelebte soziale Verhältnisse, wirtschaftliche Bedingungen und kulturelle Praktiken ausdehnen und sich mit Indigenen und weiteren bestehenden Formen der Landnutzung überlagern. Dieses Projekt stellt eine spezifische Reihe gelebter Fragen und materieller Herausforderungen ins Zentrum, mit denen sich die Native Arts and Cultures Foundation und ihr Center for Native Arts and Cultures derzeit auseinandersetzen. Diese Fragen sind aber genauso Teil aktueller Bemühungen in Forschung, Weiterbildung und Vermittlung, den Einsatz Indigener Menschen für Wiederaufbau, Restitution und Reparationen hervorzuheben. Mit diesem Engagement versuchen Indigene Menschen weltweit, interne Kapazitäten zur Steuerung und Verwaltung zu stärken und politische, ökonomische sowie Ziele zur Weiterentwicklung der Gemeinschaft durchzusetzen.
Mitwirkende: Maile Andrade, Natalie Diaz, Healoha Johnston, Tiokasin Ghosthorse, Joy Harjo, Flint Jamison, Brandy Nālani McDougall, New Red Order, und Allison Akootchook Warden. Mit Vertreter*innen des Center for Native Arts and Cultures: Lulani Arquette, Reuben Tomás Roqueñi, und Gabriella Tagliacozzo.
Die Arbeitsgruppe und der begleitende Reader werden von Healoha Johnston, Direktorin Cultural Resources und Kuratorin für Hawai’i and Pacific Arts and Culture am Bernice Pauahi Bishop Museum, gemeinsam mit Eric Golo Stone, Künstlerischer Leiter Künstlerhaus Stuttgart, organisiert und herausgegeben.
Never Settle: The Program von New Red Order zu sehen:
17. Februar – 2. April 2023
Dokumentensammlung zu sehen:
17. Februar – 2. April 2023
Programme der Künstlerhaus Vermittler*innen:
Thora Gerstner: 26. Februar (15–17 Uhr) und 2. März (14–16 Uhr)
Yara Richter: 4. März (15–18 Uhr)
Lejla Dendic: 5. März (15–16.30 Uhr) und 11. März (14–15.30 Uhr)
Ludgi Porto: 17., 18. und 19. März (jeweils 14–18 Uhr)
Ausführliche Informationen zu den einzelnen Programmen der Vermittler*innen finden Sie auf der Website des Künstlerhauses Stuttgart.
Vorstellung des Readers und Performance von Tiokasin Ghosthorse: Freitag, 31. März 2023 (19 Uhr)
Arbeitsgruppe Teil 1: Samstag, 1. April 2023 (13–16 Uhr)
Arbeitsgruppe Teil 2: Sonntag, 2. April 2023 (13–16 Uhr)
Performance von Allison Akootchook Warden: Sonntag, 2. April 2023 (17 Uhr)
Gefördert durch den Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie durch die Stadt Stuttgart.
Ak interspace stellt bei der 20. Dienstagswerkstatt die Heftreihe „Hefte zur Haltung“ in Form einer Lecture Performance vor.
Die Heftreihe setzt sich mit einer kritischen Praxis des künstlerisch-sozialen Machens auseinander und fragt nach einer Haltung zwischen Tun und Lassen, zwischen Theorie und Praxis, zwischen wir und ich.
Die Hefte bündeln Memes, Texte, Fragen, Aufgaben, Bilder und Zitate. Spielerisch und fragmentarisch – ohne Antworten zu liefern – geben sie Impulse für die Arbeit an den eigenen Bedingungen, die im Kontext der Vermittlung und darüber hinaus oft herausfordernd sind. Dabei sollen die Hefte kein Best Practice-Beispiel für Vermittlung, Anleitung oder Methodensammlung darstellen, sondern ein wenig das spielende Suchen erleichtern.
Anschließend soll es Raum geben, um über Form und Inhalte der Hefte ins Gespräch zu kommen. Die Hefte stehen gegen eine Spende zum Verkauf.
Als ak interspace sind Miriam Trostorf, Christian Limber und Lara Dade Teil der Gruppe rampe:aktion.
Die Gruppe arbeitet gemeinsam an einer disziplinüberwindenden Vermittlungspraxis, die sich an der Schnittstelle zwischen Bildender Kunst, Soziale Arbeit, Film, Kunstvermittlung, Aktivismus und Kuratieren verortet.
Im Rahmen des einjährigen Fellowships für Kunstvermittlung 2021/22 der Städtischen Galerie Wolfsburg ist die Heftreihe „Hefte zur Haltung“ entstanden.
Website: https://rampecollective.org/
Instagram: rampe_aktion
Kontakt: mail@rampecollective.org
Midissage Sonntag, 05. Februar 16 Uhr
im Restaurant Im Künstlerhaus
Im Restaurant Im Künstlerhaus zeigen wir Arbeiten von sieben Künstlerinnen und Künstlern, die sich dem Medium Fotografie widmen und die zum Teil auch in der Dunkelkammer des Künstlerhauses entstanden sind.
Die Künstlerinnen und Künstler präsentieren verschiedenste Fototechniken wie Cyanotypie, digitale Prints oder Schwarz-Weiß-Handabzüge und zeigen so nicht nur die Vielfalt der Fotografie, sondern auch die der künstlerischen Positionen.
Für die Ausstellungen im Restaurant laden die Werkstattleiter*innen der zehn Künstlerhaus Werkstätten Mitglieder ein, ihre Arbeiten in einer Gruppenausstellung gemeinsam zu präsentieren. 2022 startete diese Reihe mit einer Ausstellung der Siebdruckwerkstatt mit dem Werkstattleiter Jochen Detscher.
Wir laden ein zu Sekt sowie Kaffee & Kuchen. Die Künstlerinnen und Künstler werden anwesend sein.
Im ersten Vierten Organ des Jahres 2023 widmen wir uns der Ausschreibung der nächsten Künstlerischen Leitung sowie deren Auswahlprozess. Alle Mitglieder sind eingeladen, sich am Samstag, den 04. Februar 2023 19 Uhr, mit dem Beirat darüber auszutauschen.
Die Ausstellung “Masterworks in Loan, 2020, 2022” von Flint Jamison ist vom 19. Dezember 2022 bis einschließlich 10. Januar 2023 geschlossen.
Das Büro des Künstlerhauses ist vom 23. Dezember bis einschließlich 08. Januar geschlossen.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch im neuen Jahr und wünschen Ihnen erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr.
Ihr Künstlerhaus
Dienstags-Werkstatt XIX präsentiert: Andrés Baron
13. Dezember 2022, 19 Uhr
Zwei Personen, die einen Sonnenuntergang beobachten, eine Frau, die nachts schläft, das Ende eines Liedes: Andrés Baron verlagert und überträgt Handlungen in kurzen 5 bis 10-minütigen Filmen. Dann befreit er die bewegten Bilder, von ihrer Narration und Sinnhaftigkeit: Er achtet auf die Taktilität des Bildes, die Spiele der Wahrnehmung und die evokative Kraft des Klangs. Auf dem Weg dorthin werden die Betrachter:innen dazu verleitet, das Objekt mit seiner Darstellung oder die Stille mit der Bewegung zu verwechseln. (Jade Barget)
Andrés Baron ist in Bogotá, Kolumbien, geboren und lebt und arbeitet in Paris. Er ist Absolvent der École nationale supérieure des Arts Décoratifs in Paris. Seine Arbeiten wurden an verschiedenen Orten und in verschiedenen Ausstellungen präsentiert, darunter das Internationale Filmfestival Rotterdam (NL), die Fondation d’enterprise Hermès (FR), das Edinburgh International Film Festival Edinburgh (UK), Anthology Films Archives, New York (USA), LA Film Forum, Los Angeles (USA), Images Festival, Toronto (CA), EMAF, Osnabrück (DE), Le Bal, Paris (FR), La Cité des Arts in Paris (FR), die FRAC Franche-Comté (FR), u.a..
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Zum 1. Mai 2023 vergibt das Künstlerhaus Stuttgart im Rahmen seines Atelierprogramms sieben Arbeitsräume für die Dauer von 12 Monaten. Die Arbeitsräume sind jeweils ca. 25 qm groß. Zusätzlich steht ein großer Vorraum zur Verfügung, der mit den anderen Stipendiat:innen gemeinsam genutzt werden kann. Zu den hauseigenen Werkstätten haben die Stipendiat:innen freien Zugang. Die Arbeitsräume werden mietfrei vergeben, eine Mitgliedschaft im Künstlerhaus ist aber erforderlich.
Es besteht die Möglichkeit das Stipendium zu verlängern und sich für ein weiteres Jahr zu bewerben. Diese Option besteht bis zu zweimal, so dass bei Wiederauswahl durch die Jury eine maximale Nutzungszeit eines Arbeitsateliers von drei Jahren möglich ist.
Das Künstlerhaus Stuttgart wurde 1978 von Stuttgarter Künstler:innen als Produktions- und Präsentationsort für zeitgenössische Kunst gegründet und hat sich seitdem zu einer überregional und international bekannten Institution für Gegenwartskunst entwickelt. Neben den Ausstellungsflächen unterhält das Künstlerhaus Produktionsmöglichkeiten im Medienbereich (mit Ausstattungen im Video-, Audio- und Filmbereich). Hinzu kommen ein Fotolabor sowie Werkstätten für Siebdruck, Hochdruck, Radierung, Lithografie und Keramik.
Das Künstlerhaus freut sich über Bewerbungen aus den Arbeitsfeldern Kunst, Architektur, Theorie und Design, welche die Entwicklung spezifischer Ideen und Projekte erkennen lassen, zu denen die Angebote der Institution beitragen können. Bewerbungen von Gruppen sind ebenso wie Einzelbewerbungen willkommen. Studierende können sich leider nichtbewerben.
Bitte fügen Sie Ihrer Bewerbung folgende Unterlagen bei:
– Lebenslauf
– Informationsmaterial zu Ihrer künstlerischen Arbeit wie Portfolios, Kataloge (max. 2), Bilder etc.
– Kurzbeschreibung, in welcher Weise Sie das Atelier nutzen wollen.
Bitte Bewerbungsunterlagen ausschließlich digital in einem pdf per E-Mail bis spätestens 31. Januar 2023 einreichen:
Ansprechpartnerin: Romy Range
E-Mail: bewerbung@kuenstlerhaus.de
Betreff: Bewerbung Atelierstipendium
Postalisch eingereichte Bewerbungen können nicht berücksichtigt werden. Die Jury, die sich aus dem künstlerischen Beirat zusammensetzt, tagt im Februar 2023. Alle Bewerber:innen werden im Anschluss zeitnah über die Entscheidungen benachrichtigt.
Bitte beachten Sie, dass es sich um Arbeitsstipendien handelt, die weder mit einer Vergütung noch mit Wohnmöglichkeiten verbunden sind. Internationale Bewerbungen werden grundsätzlich akzeptiert, sofern sich die Bewerber:innen eigenständig um eine Unterkunft sowie Visum bemühen. Der Wohnsitz muss während des Stipendiums in Stuttgart sein.
Das Künstlerhaus Stuttgart arbeitet seit 2019 mit dem Hölderlin-Gymnasium zusammen, und konnte nach coronabedingter Pause in diesem Jahr das erste Modellprojekt im Bereich Film zusammen mit dem Künstler Valentin Hennig sowie einer 9. Klasse und ihrer Lehrerin Helene Bopp des Hölderlin-Gymnasiums realisieren. Die filmischen Ergebnisse des mehrwöchigen Workshops, die von Animation bis zu einem Musikvideo reichen, werden am 8. Dezember ab 18 Uhr im Künstlerhaus Stuttgart präsentiert.
Digitale Narrationen durch Videos und Games umgeben, gestalten und beeinflussen den Alltag von Jugendlichen. Diese Narrationen können mehr oder weniger reflektierte Zugänge zu einem kulturellen, geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischem Verständnis unserer Welt und Umwelt schaffen. Jugendliche können oft Wirkung und gestalterische Qualitäten dieser Produkte bewerten, finden aber selten Zugang zu den zugrundeliegenden Mechanismen, welche die von den Erstellern beabsichtigte Wirkung erst ermöglichen.
Das Ziel des mehrwöchigen Workshops, der sowohl im Gymnasium als auch im Künstlerhaus stattgefunden hat, war somit, ein tiefergehendes Verständnis der Mechanismen und Wirkweisen digitaler Narration zu schaffen und die Jugendlichen vom Konsum hin zur kreativen Produktion zu ermutigen. Die Schüler:innen konnten sich durch Sichtung und Reflexion filmischer Beispiele z.B. zum Thema Szene, Montage, Ton- und Bildkorrelationen, Musikvideo oder Trickfilm und anschließender kurzer Übungen in die jeweilige Erzählform einfühlen. Die gezeigte Beispiele wurden stets auch in einen filmgeschichtlichen Kontext gesetzt.
Individuelle Interessen sowie formale und inhaltliche Schwerpunkte konnten im letzten Drittel des Workshops durch ein selbst strukturiertes Projekt, sowohl in Alleinarbeit als auch in kleiner Gruppe verfolgt werden. Der Workshopleiter Valentin Hennig begleitete die Jugendlichen dabei mit gezielten Fragestellungen und Anregungen, ließ aber auch freie und selbstständige Arbeit gewähren, sodass wertvolle Erfahrungen über (Un-)Möglichkeiten der Filmerstellung gemacht werden konnten. Dabei eröffneten sich den Jugendlichen ungeahnte Talente und Wege hin zu einer künstlerischen Bildsprache.
Konzept & Realisierung: Valentin Hennig
08. Dezember 2022, 18 Uhr, Künstlerhaus Stuttgart, 2. Stock
Einführung durch Helene Bopp, Valentin Hennig & Romy Range
Filme:
Mirror, Animation: Johanna Rathfelder; Musik: Marianna Nerobova; Idee: Johanna Rathfelder & Marianna Nerobova, 0:30 Min
A ABIDUIIIIIII Production, Idee & Umsetzung: Johanna Rathfelder & Marianna Nerobova, 0:30 Min
Mord am Hölderlin-Gymnasium, Idee & Umsetzung: Ines Gurk, Fanny Fuchs, Patricia Matern, Mara Stein, 8 Min
Ohne Titel, Idee & Umsetzung: Vincent Falk, Paul Gerhardt, Nick Jaegermann, Kasper Rafn, Willi Uebele, 2 Min
Grey, Idee, Animation & Realisierung: Helen Rainer, 0:40 Min
Kunibert, Idee & Umsetzung: Ella Wolkenfuss, Ellinor Wagner-Douglas, Alma Lehmann, 0:30 Min
Four students, one murderer, Idee & Umsetzung: Artemis Mohammadi Gelevandani, Aylin Kühn, Amelie Wacker, Anastasia Wagner, 7:30 Min
Musikvideo, Idee & Umsetzung: Suriya Delan, Sofia Ferreira Alves, Alexandra Straub, Fiona Teklezgi, 3:30 Min
Ein großer Dank gilt Helene Bopp und den Schüler:innen für die engagierte und gute Zusammenarbeit sowie dem gesamten Hölderlin-Gymnasium für die Offenheit sowie dem Künstler und Kunstvermittler Valentin Hennig.
Gefördert durch das Programm “Entwicklungstreiber” des Kulturamts Stuttgart.
Das Künstlerhaus Stuttgart gratuliert Bernhard Herbordt und Melanie Mohren zur Verleihung des Theaterpreises DER FAUST in der Kategorie Genrespringer.
Die Jury begründete ihre Auswahl: “Herbordt/Mohren haben mit ihrem ‚Schaudepot‘ einen Ort geschaffen, der weit über sich selbst hinausweist und wirkt. Es ist zum einen ein kleines Ladenlokal mit offenen Türen in der Stuttgarter Peripherie; liebevoll und sehr aufwändig bis ins letzte Detail durchdacht. Es ist aber vor allem auch ein Baukasten, ein Prinzip, eine Aufforderung, ein Gedanke, der hinausgetragen wird: auf die Dörfer und ins World Wide Web, der sich anwenden lässt und wie nebenbei die Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung des Theaters stellt. Es ist eine sehr ernsthafte – mit Nachdruck und großer Konsequenz – betriebene Forschung. On-going und im allerbesten Sinne: transdisziplinär!”
Bernhard Herbordt und Melanie Mohren waren 2012 Atelierstipendiat*innen des Künstlerhaus Stuttgart. Das Schaudepot findet sich im Netz unter https://www.das-schaudepot.org/ und befindet sich in der Altenbergstraße 10 in Stuttgart-Süd.
DER FAUST wird seit 2006 als nationaler Theaterpreis verliehen und vom Deutschen Bühnenverein, der Kulturstiftung der Länder, der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste sowie in diesem Jahr das Land Nordrhein-Westfalen (Quelle: Wikipedia).
Die Veranstaltung findet im Kunstverein Böblingen, Schloßberg 11, 71032 Böblingen, statt.
Unser erstes Treffen zum Thema „Kunstverein(e) der Zukunft“ fand am 04. Oktober im Künstlerhaus Stuttgart statt. Mit zahlreichen Gästen und Vertreter:innen verschiedener Kunstvereine diskutierten wir über Probleme und Herausforderungen, mit denen sich einige etablierte Kunstvereine konfrontiert sehen. Strukturen, Prozesse, Ideen und Themen, die oft über Jahre und Jahrzehnte entstanden sind, müssen hinterfragt, weiterentwickelt und womöglich neu erfunden werden, um auch in Zukunft erfolgreich künstlerisch engagierte Vereinsarbeit machen zu können. Die Vertreter:innen der verschiedenen Kunstvereine berichteten in der Runde von ihren eigenen konkreten Erfahrungen, Problemen und Lösungsansätzen. Anhand der unterschiedlichen Perspektiven und Kontexte ergab sich so ein offenes, vielfältiges und für alle Beteiligten fruchtbares Gespräch. Klar wurde dabei auch, dass es damit nicht getan sei und wir diesen ersten Impuls nutzen möchten, um weiteren Austausch und Vernetzung zwischen den Kunstvereinen zu fördern.
Dabei möchten wir die Möglichkeit nutzen, um die verschiedenen Kunstvereine zu besuchen und besser kennenzulernen: Gastgeber unseres nächsten Treffens am 04. Dezember um 19 Uhr wird deshalb der Kunstverein Böblingen sein. Eingeladen zu dem Treffen sind der Kunstverein Neuhausen, der Kunstraum34, die Oberwelt, das Künstlerhaus Stuttgart, anorak und der Kunstverein Nürtingen.
Am Freitag, den 25. und Samstag, den 26. November lädt das Bündnis zu einer zweitägigen Veranstaltung mit Workshops ins Künstlerhaus Stuttgart ein. Nach Monaten der Online-Meetings ist es an der Zeit, sich analog und in Präsenz zu treffen, zu begegnen und vor allem auszutauschen.
Die zwei Tage sollen sowohl für ein Wiedersehen mit alten Aktiven als auch für ein Kennenlernen von neuen Engagierten genutzt werden.
Freitag, 25. November, 17 Uhr
„Diversitätsentwicklung“ mit Markues Aviv aus dem BBK Berlin
Am Freitag 25.11.2022 um 17 Uhr berichtet Markues Aviv über die Tätigkeit vom BBK Berlin in den letzten Jahren. Markues Aviv ist Vorstandsmitglied des Berufsverbands, der die strukturelle Förderung aller bildenden Künstler*innen verfolgt. Darüber hinaus ist der BKK kulturpolitisch aktiv und setzt sich für offene und durchlässige Kunstbetriebe ein. Gerade auf die Diversitätsentwicklungen von Organisationen wird Markues Aviv den Fokus in seinem Workshop richten: Welche sind die Grundlegende Zahlen und Strategien zur Diversitätsentwicklung in Kulturverbänden? Und welchen Transfer kann das Bündnis aus den Erfahrungen des BKK für ihre zukünftige Arbeit ziehen? Das soll in einem gemeinsamen Gespräch herausgefunden werden.
Anschließend bleibt der Raum für das Verweilen offen. Getränke und kleine Häppchen laden ein, ins Gespräch zu gehen und uns weiter zu vernetzen.
Samstag, 26. November, 15 Uhr
„Machtmissbrauch und freie Szene in Baden-Württemberg“ mit Paula Kohlmann und Frederik Zeugke
Kooperation mit FTTS, PZ und Theater Rampe
Am Samstag 26.11.2022 um 15 Uhr setzen wir uns mit Paula Kohlmann und Frederik Zeugke als Kooperation mit FTTS, PZ und Theater Rampe mit Fragen zum Umgang bei Diskriminierung, Übergriffen oder Machtmissbrauch auseinander. Auch die Kunstszene in Baden-Württemberg ist nicht frei von diesen Themen. Selten wird darüber gesprochen, noch seltener folgen Konsequenzen. Das soll sich ändern! Als Künstler*innen und Mitarbeiter*innen von Institutionen kommen wir seit Kurzem zusammen, um Wissen zu sammeln, uns intern auszutauschen und wollen mit Verwaltung und Politik ins Gespräch kommen, um Strategien und Maßnahmen zu entwickeln. Es braucht einen Wandel im Denken und Handeln. Auf individueller, institutioneller und politischer Ebene. Machtmissbrauch ist kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem. In diesem Workshop sammeln wir unterschiedliche Perspektiven der Beteiligten, diskutieren aktuelle Schwerpunkte, fokussieren notwendige Ziele, bereiten ganz konkrete nächste Handlungsschritte vor.
Die Türen öffnen am Samstag um 14:30 Uhr, der Workshop wird pünktlich um 15 Uhr beginnen.
Für beide Workshops Anmeldung per Mail an praesenz@dasbuendnis.net.
Brücke, Fußball, Fuchs, Tischtennisplatte, Taschentuch, Zahlen, Stange, Uhr, Schmetterling, LOOK.
Das sind Stichworte aus den Serien, die in den letzten 18 Jahren entstanden sind. Sie sind im Hintergrund miteinander verbunden. Aber wie und warum?
In dieser Veranstaltung präsentiert Hayahisu Tomiyasu, wie er sei künstlerische Herangehensweise in Chigasaki, Leipzig, Zürich, Rom, Tokyo und London im Zeitraum von 2004 bis jetzt entwickelt hat.
Hayahisa Tomiyasu (1982, Kanagawa, Japan) studierte Fotografie an der Tokyo Polytechnic University (BA) und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst / Academy of Visual Arts Leipzig (Dipl. und MA). Er lehrte an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) im Departement Fine Arts im Bachelor-Studiengang. Im Jahr 2018 gewann er mit seinem Werk TTP den MACK First Book Award. Diese Serie ist Teil der Art Collection Deutsche Börse Photography Foundation.
Die Ausstellung von Flint Jamison im Künstlerhaus Stuttgart untersucht ein steuerbegünstigtes Kunstleihprogramm namens “Masterworks on Loan”, das 2015 im Jordan Schnitzer Museum of Art (JSMA), einem Museum mit einer Sammlung auf dem Campus der staatlichen Universität von Oregon in Eugene, USA, eingerichtet wurde. Jamisons Ausstellung mit neu in Auftrag gegebenen Arbeiten stellt eine erschütternde Bilanz dieses Museumsleihprogramms während des Ausbruchs der COVID-19-Pandemie dar. Letztendlich überdenkt Jamison, inwieweit das JSMA die Bedingungen festlegt, die seine Pflicht als Museum definieren, einem Publikum zu dienen, das die Institution über Steuerabzüge unterstützt und zu dessen Gunsten das Museum als gemeinnützige Organisation besteht. Diese Neubetrachtung kann von dem klein und lokal begrenzt wirkenden Fall des JSMA auf die Rolle übertragen werden, die der breitere Kunstbetrieb mit seinen Organisationen in der Konzipierung, Legitimation und Umsetzung von Steuergesetzen spielt, die die Veräußerung öffentlicher Interessen fördern.
Jamisons Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart baut auf seiner früheren Arbeit auf, in der er die gelebte Politik des Steuerrechts aufdeckte, und stützt sich auf ein breites Spektrum an Literatur, auf die sich Journalist*innen, die das Steuerrecht untersuchen, und kritische Steuertheoretiker*innen stützen. Die kritische Steuertheorie (engl. Critical Tax Theory) ist ein bahnbrechender Bereich der Rechtswissenschaft, der die politischen und diskriminierenden Aspekte des Steuerrechts untersucht. Es handelt sich um eine intellektuelle Disziplin, die zu erkennen versucht, welche tiefgreifenden Auswirkungen das Steuerrecht auf die Verwaltung des Eigentums, auf enorme Einkommensunterschiede, unverhältnismäßige Steuerbefreiungen, vererbte Vorteile, negative Anreize und Verschuldung hat. Die kritische Steuertheorie stellt die historische Behauptung in Frage, das Steuerrecht sei neutral oder nicht tendenziös, und überschneidet sich mit anderen Bereichen, die die anhaltenden Auswirkungen von Steuergesetzen untersuchen, die im Dienste des Kolonialismus, der Klassenunterdrückung und der rassisch-ökonomischen Unterordnung ratifiziert wurden. Bezeichnenderweise hat die kritische Steuertheorie auch lange darauf bestanden, dass eine vollständige Untersuchung der politischen Dynamik des Steuerrechts ein Verständnis der spezifischen kulturellen Kontexte erfordert, in denen die Steuergesetze wirken.
Steuergesetze bestimmen zunehmend die operative Struktur von Kunstinstitutionen. Die Ausweitung des Kunstmäzenatentums auf der ganzen Welt ist untrennbar mit den Steuervergünstigungen verbunden, für die sich wohlhabende Einzelpersonen, Stiftungen und Unternehmen auf städtischer, regionaler und bundesstaatlicher Ebene aggressiv einsetzen. Infolgedessen hat sich der Kunstsektor der Erfindung und Aufrechterhaltung rechtlich-wirtschaftlicher Strukturen verschrieben, die die Steuerpflicht für vermögende Privatpersonen verringern. Diese durch die Kunst mobilisierte rechtlich-wirtschaftliche Ausrichtung zeigt sich heute in Kunstwerken als steuerfreiem Vermögen, in der Kunstphilanthropie als System der Steuervermeidung und in Kunstschaffenden als freiberuflichen Arbeitskräften, die die Steuerlast von den Arbeitgeber*innen auf die Arbeitnehmer*innen verlagern. Natürlich muss man sich darüber im Klaren sein, dass Gesetze zur Steuervermeidung nicht nur von den Wohlhabenden befürwortet werden, sondern dass es sich dabei um Gesetze handelt, die von der breiteren Kunstszene routinemäßig als vorteilhaft für Künstler*innen, Kunstinstitutionen, das Kunstpublikum und die Öffentlichkeit im Allgemeinen propagiert werden.
Vermittler*innen des Künstlerhaus Stuttgart bringen die Besucher*innen ins Gespräch über die Ausstellung: Mi–So 12–18 Uhr
Eric Golo Stone, künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Stuttgart, gibt eine Führung durch die Ausstellung (auf Englisch): 20. November 2022 (15 Uhr)
Juliane Gebhardt, kuratorische Assistentin des Künstlerhauses Stuttgart, gibt eine Führung durch die Ausstellung (auf Deutsch): 11. Dezember 2022 (15 Uhr)
Diese Ausstellung wurde mit öffentlicher Förderung durch die Stadt Stuttgart realisiert und mit einer Spende der Galerie Max Mayer unterstützt.
Dienstags-Werkstatt XVIII präsentiert: Lis Klein
08. November 2022, 19 Uhr
Grundlage für ihre Arbeit ist die Beschäftigung mit vorgefundenem Material, welches entweder bereits bestehenden Sammlungen entspringt oder für welches eigene archivarische Strukturen und dokumentarische Mittel entwickelt werden. Ausgehend davon, integriert und transferiert sie Objekte in ihren eigenen Ausdruck, um Werke zu erstellen.
Momentaner Dreh- und Angelpunkt ihrer Arbeit ist die Auseinandersetzung mit der Natur, vorrangig mit der Welt der Insekten, Pflanzen und Pilze. Lis Klein gibt Einblicke in ihre Sammlungen, Arbeitsweisen und zeigt Arbeiten in unterschiedlichen Stadien.
Lis Klein hat Bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert. Sie lebt und arbeitet in Stuttgart.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Freitag, 4. November 2022, 20 Uhr
Künstlerhaus Stuttgart, Reuchlinstr. 4b, 70178 Stuttgart, 3. Stock
Wir möchten uns wieder Zeit für eine offene Runde nehmen. Beiträge, Ideen und Fragen können also gerne spontan eingebracht werden.
Seitens des Beirats möchten wir unsere Pläne für die weitere Diskussion zur möglichen Umbenennung des Künstlerhauses besprechen. Zur Erinnerung: Bereits seit einigen Jahren gibt es Stimmen aus dem Künstlerhaus, die den aktuellen Namen problematisch finden, weil die Verwendung des Maskulinums andere Geschlechtsidentitäten unsichtbar macht. Andererseits gibt es Mitglieder, die mit dem Künstlerhaus und seinem Namen wertvolle Erfahrungen und Arbeit verbinden oder von einer starken Marke ausgehen, die durch eine Namensänderung möglicherweise verwässert würde.
Seitens Bea Schlingelhoff wurde dann in Vorbereitung und im Rahmen ihrer Ausstellung der Entscheidungsprozess vorangetrieben. Die Mitgliederversammlung hat Anfang des Jahres keine Entscheidung getroffen, weil die Diskussion noch nicht entscheidungsreif war.
Wir wollen Anfang 2023 die Diskussion wieder aufnehmen mit dem mittelfristigen Ziel, eine Lösung zu finden, die für alle Mitglieder akzeptabel und nachvollziehbar ist. Hierbei steht zunächst der Austausch im Vordergrund.
Unsere konkreten Ideen, wie wir auf diesem Weg weitergehen können, möchten wir kommenden Freitag besprechen und freuen uns auf den Austausch.
Für die Ausstellung “Die Jagd” begeben sich Moritz Berg und Lennart Cleemann im Kräherwald auf die Nachsuche. Eine Annäherung zweier Künstler und ihrer Praxis mit der Natur. Nahe der Erde, dem vermeintlich Toten nahetretend. Von Frühling über Herbst. Das Tun wird jagen, bedächtig, außerhalb des üblichen Zeitempfindens. Das Ritual konstituiert den Wandel. Die Trophäe verewigt den Verfall und festigt unsere Zeit.
Dienstags-Werkstatt XVII präsentiert:
Judith Engel, Katharina Jabs und Ann-Kathrin Müller: Die Sicht ist seit Tagen diffus. 35‘14‘‘
Der Film umkreist den Schauplatz einer seismologischen Messstation und verhandelt, welche Spuren, Risse und Verkeilungen sich entlang von Erdbebengeschichte in unserem Denken finden. Vom physikalischen Phänomen der Unschärfe ausgehend, untersucht der Film, was es wissenschafts- und kulturgeschichtlich mit der Obsession auf sich hat, die Welt scharf und unverstellt betrachten zu können. Die filmische Montage von analogen Fotografien und essayistischen Textfragmente erzeugt ein nicht enden wollendes Bilder-Band, das den Film entlang seiner Erzählung transportiert. So wird ein assoziativer Zugriff auf die Wirklichkeit formuliert, der sich nicht auf ein sicheres Es-ist-so-gewesen verlassen kann, sondern die Unschärfe selbst als Bedingung von Erfahrung anerkennt und damit ein Prinzip fotografischer und filmischer Evidenzerzeugung hinterfragt.
Der Film begleitet das Buch „Das Signal“, das 2022 im Verlag Edition Taube erschienen ist.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Am 4. Oktober treffen wir uns zur nächsten Sitzung des Vierten Organs. Das Treffen steht unter dem Arbeitstitel „Kunstverein(e) der Zukunft – Herausforderungen und Visionen“ und widmet sich Problemen, Konflikten und Lösungen, mit denen sich Kunstvereine im Laufe ihres Lebens auseinandersetzen (müssen). Wir haben dazu Vertreter:innen verschiedener Kunstvereine eingeladen mit uns zu diskutieren: Kunstverein Böblingen, Kunstraum34, Anorak und Oberwelt.
Es wird in erster Linie darum gehen, wie sich Kunstvereine für die Gegenwart und Zukunft wappnen und lebendig bleiben – wie alle Vereine leben sie von Menschen, die Ideen und Visionen mitbringen und diese gemeinsam mit anderen verwirklichen wollen. Gerade bei länger etablierten Kunstvereinen geht es dabei oft um die Frage des (künstlerischen) Nachwuchses. Gleichzeitig entwickeln sich auf Seite der jüngeren Künstler:innen immer wieder Ideen und Energien für eigene Kollektive, Kollaborationen, Gemeinschaften. Wollen diese mehr als flüchtige Projekte sein, geht es häufig um Fragen nachhaltiger Strukturen, um Räume und Finanzierung.
Im gemeinsamen Gespräch wollen wir diese Fragen adressieren und von den Erfahrungen und Perspektiven anderer Institutionen und Künstler:innen verschiedener Generationen lernen.
Das Treffen wird im 4. Stock des Künstlerhauses in der Ausstellung von Anike Joyce Sadiq stattfinden.
Das Künstlerhaus Stuttgart hat in diesem Jahr zwei Arbeitsstipendien an ukrainische Künstlerinnen vergeben, die vor den kriegerischen Auseinandersetzungen geflüchtet und nun in Stuttgart und Umgebung ansässig sind: Ekaterina Surgutanova und Elena Trutieva.
Beiden Künstlerinnen steht bis auf Weiteres einen Arbeitsplatz auf der Atelieretage zur Verfügung. Außerdem erhalten sie eine monatliche finanzielle Zuwendung, die ihre künstlerische Praxis ermöglichen soll.
Ekaterina Surgutanova
Ekaterina Surgutanova wurde 1995 in der Ukraine geboren und lebte in Slawutitsch, Kiew und Lwiw. 2010 bis 2012 studierte sie an der Kultur- und Kunstschule in Slawutitsch an der Fakultät für Bildende Kunst.
2012 bis 2018 studierte Surhutanova an der Nationalen Universität für Bauwesen und Architektur in Kiew mit den Schwerpunkten Stadtplanung und Architektur und Landschaftsarchitektur.
Sie arbeitete als Architektin. Sie begann jedoch mit der Wandmalerei in Innenräumen und im Außenbereich. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Detailgenauigkeit von Objekten, der Betonung von Formen und dem Spiel mit Farben, sodass das Gemälde mit der Umgebung, in der es sich befindet, eins wird, wobei sie Acrylfarbe verwendet.
In ihren Gemälden erforscht sie die Verwandlung von authentischen Bildern durch Farbe und abwechslungsreiche Komposition, wobei sie die grafischen Striche der akademischen Zeichnung beibehält.
In ihrer neuesten Serie versucht die Künstlerin den emotionalen Kontext einer Nation, die mit dem Problem der Vertreibung von Menschen aus ihrem Land konfrontiert ist, durch das Prisma ihrer individuellen Gefühle und Erfahrungen zu erfassen. Sie verwendet das Beispiel der ukrainischen Nation, zu der sie selbst gehört. Dabei berührt sie Themen wie Selbstidentität in der Gesellschaft, persönliche und kollektive Erinnerung, Erfahrung und Reflexion.
Für ihre Arbeiten verwendet die Künstlerin Fotografien realer Menschen oder ihre Erinnerung an Menschen, denen sie auf der Straße begegnete, als sich sie und ihr Kind in Sicherheit bringen mussten.
Elena Trutieva
Elena Trutieva wurde 1980 in Odessa, Ukraine geboren.
Von 1998 bis 2002 studierte sie an der Kunstschule M. B. Grekov der Ukrainischen Nationalen Technischen Universität in Odessa. Sie machte ihren Abschluss mit Auszeichnung.
Von 2002 bis 2008 studierte sie an der NAOMA National Academy of Fine Arts and Architecture, Fachrichtung Grafikdesign. Von 2007 bis 2022 arbeitete sie als Innenarchitektin und entwarf private und öffentliche Innenräume.
Von 2015 bis 2017 arbeitete sie in Kalamata in Griechenland und entwarf Cafés, Hotels und Restaurants.
In den Innenräumen versuchte sie immer, Malerei zu verwenden, Wände und Decken zu streichen und interessante künstlerische Lösungen zu finden.
Als sie 2015 nach Griechenland umgezogen ist, begann sie mit dem Malen auf Meeressteinen, was inzwischen zu einer sehr wichtigen künstlerischen Arbeit geworden ist.
Gerade arbeitet sie an einer Serie von Arbeiten, die sich mit ihren Erinnerungen an den Krieg auseinandersetzen. Sie verbrachte 15 Tage mit ihrer Familie in der Besetzung durch russische Truppen in der Nähe von Gostomel. In den sozialen Medien hat sie detailliert beschrieben, was sie in dieser Zeit erlebt haben und ihre Geschichte mit der Welt geteilt. Diese Geschichte verbreitete sich schnell weltweit und ist nun im Österreichischen Historischen Museum in Wien ausgestellt. Sie hat mit drei Gemälden angefangen – ein Porträt ihrer Mutter, eines ihrer Freundin und ein Selbstporträt. Sie möchte nun all die Menschen zeichnen, die diese 15 Tage bei ihr waren und die an ihrer Rettung beteiligt waren. Für sie sind es keine einfachen Porträts, sondern Aufnahmen von Ereignissen mit eingefrorenen Emotionen in den Gesichtern der Menschen. In diesen Arbeiten möchte sie zeigen, was sie er- und überlebt haben, und die besondere Rolle jeder Person in dieser schrecklichen Zeit.
Zwei fertige Porträts zeigen die Frauen, die ihr in Deutschland geholfen haben, als sie gerade angekommen war.
Die monatliche finanzielle Unterstützung ist Dank der Großzügigkeit privater Spender:innen möglich.
Am Freitag, 16. September 2022 findet im Künstlerhaus Stuttgart die KUBUZZ Connects Veranstaltung statt, die von den Atelierstipendiat*innen des Künstlerhaus Stuttgart gemeinsam mit dem Kunstbüro konzipiert und organisiert wurde.
Ab 12 Uhr geben erfahrene Akteur*innen des Kunstbetriebs praxisnahe Einblicke in ihre eigene künstlerische Selbstständigkeit und diskutieren mit den Atelierstipendiat*innen u. a. über erfolgreiche Vernetzungsstrategien mit potenziellen Förder*innen und Kooperationspartner*innen, das professionelle Handling von Materialien und Kunstwerken, die Möglichkeiten und Herausforderungen einer interdisziplinären Praxis oder den Kunstmarkt und seine Facetten. Die eingeladenen Expert*innen stehen während der Veranstaltung für Fragen und Gespräche zur Verfügung. Eine kulinarische Intervention von Shinroku Shimokawa und ausgewählte Musik der Atelierstipendiat*innen am frühen Abend bieten Raum für Austausch.
Konzipiert vom Kunstbüro zusammen mit den Künstlerhaus Stipendiat*innen Lennart Cleemann, Eva Dörr, Janis Eckhardt, Alba Frenzel, Lena Meinhardt und Lambert Mousseka.
Bitte melden Sie sich, wenn möglich, unter info@kuenstlerhaus.de für die Veranstaltung an.
Zu unserer 16. Dienstags-Werkstatt laden wir Lennart Cleemann ein.
Dienstag, 13. September 2022, 19 Uhr
3. Stock, Ateliers
“In einem Raum werde ich reden
mein Atelier
meine Arbeit
in Enge
umgeben von Charakteren
physisch manifestierte Momente
forcierte materielle Intimität
unausweichlicher Terror
existentielle reelle
subjektiv die Brust
ein bisschen Ruhe
ein bisschen Lust”
Lennart Cleemann (*1990) ist studierter Architekt (Hannover, Aarhus, Basel und Stuttgart). An der ABK Stuttgart war er Teil der Kunstklasse Reto Bollers und fand so seinen Weg in die künstlerische Praxis. Seit 2020 hat er ein Atelierstipendium im Künstlerhaus Stuttgart.
In seinem Atelier untersucht er Ideen und Vorstellungen von „Zuhause“. Er arbeitet mit Raum und Material. Durch die Konstruktion und Abstraktion von Zimmern, Möbeln und Spielgeräten erkundet er seine Umwelt und versucht ein Verständnis für deren Prozesse zu erlangen. Das Atelier ist dabei ein Ort der Notwendigkeit geworden. Es wird physischer Schauplatz des Inneren, saugt Launen, Staub und Schweiß auf. Der tägliche Wandel dieses intimen Raums und dessen Beobachtung dient der Erkundung des Selbst.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Sonntag, 4. September 2022, 14 bis 18 Uhr
im Künstlerhaus Stuttgart, Reuchlinstraße 4b, 70178 Stuttgart, 4. Stock
Seit Jahren verliert die Berichterstattung über Kultur (Feuilleton), sowohl örtlich wie auch darüber hinaus gehend, merkbar an Bedeutung und Qualität in den Lokalblättern Stuttgarts – Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten. Nicht zuletzt der massive Personalabbau in den Redaktionen beider Zeitungen hat dies bewirkt.
Es zeigt sich, dass der Umfang des täglichen Feuilletons in der Regel zwei Seiten umfasst, deren Beiträge zum größten Teil Agenturmeldungen mit keinem örtlichen Bezug sind. Durch diese Einschränkungen erlangen besonders örtliche, durch Tagesaktualität bestimmte Anliegen in der täglichen Kultur-Berichterstattung in Stuttgart nachrangige bis minimale Bedeutung; dazu gehören Kritiken, Reportagen, Ankündigungen von Ereignissen, Personalien … Das monatlich erscheinende Buch „Kulturreport Stuttgart“ vermag das beschriebene Defizit nur begrenzt aufzufangen. So verbleibt den im Kulturbereich Tätigen keine redaktionell ernstzunehmende, mediale Plattform mehr.
Vor diesem Hintergrund lädt die Basisinitiative des Künstlerhauses, das „Vierte Organ“, zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung ein. Wir fragen:
• Wie kann kritische Kulturberichterstattung im lokalen Kontext aussehen?
• Was sind aktuell die wichtigsten Themen in der lokalen Kunst und Kulturpolitik?
• Wie erreicht man diverse Öffentlichkeiten?
• Was erwarten Künstler*innen, Kritiker*innen, Kulturinstitutionen und -verwaltung von Kulturberichterstattung und -kritik?
• Welche Formate wünschen wir uns?
• Wie lässt sich unabhängige Kulturberichterstattung finanzieren?
Lokale Pressevertreter*innen, Kunstkritiker*innen, Künstler*innen und freie Journalist*innen werden ihre Perspektiven darstellen und in einer moderierten Diskussion mit den Besucher*innen des Symposions ins Gespräch kommen.
Referent*innen sind:
• Adrienne Braun, freie Journalistin und Autorin, u.a. Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten, Süddeutsche Zeitung, Themenschwerpunkt Kunst und Theater;
• Dr. Dietrich Heißenbüttel, Kunsthistoriker, freier Journalist und Autor, Kontext Wochenzeitung, Themen: Kunst, Architektur und Stadtplanung;
• Alexa Dobelmann, Mitbegründerin von Frame[Less], digitales Magazin für Kunst in Theorie und Praxis;
• Judith Engel, freie Kulturjournalistin und Autorin, Dozentin für Kulturtheorie an der Merz-Akademie Hochschule für Gestaltung Kunst und Medien Stuttgart
Anschließend möchten wir in Workshops konkrete Maßnahmen erarbeiten, mit denen wir dem diagnostizierten Mangel begegnen können.
Das Ziel ist es, eine neue Plattform für Kritik & Kulturjournalismus zu schaffen, wofür wir Mitstreiter*innen und Unterstützer*innen suchen, die durch ihr Wissen und ihre Expertise bei diesem Projekt helfen können. Wir laden Sie deshalb auch ein, um gemeinsam über die Anforderungen und die daraus resultierende Struktur dieses neuen Formates nachzudenken.
Für die Teilnahme an dem Symposium bitten wir um Anmeldung unter info@kuenstlerhaus.de
Nach zweijähriger coronabedingter Zwangspause wird in diesem Jahr wieder eine Ausstellung im Stuttgarter Rathaus stattfinden. Zu dieser hat das Künstlerhaus via Open Call seine Künstler:innenmitglieder eingeladen, sich zu beteiligen und Arbeiten zum diesjährigen Thema der Ausstellung “Insel” einzureichen.
21 Künstlerinnen und Künstler wurden ausgewählt und gewähren auch in der 6. Ausgabe der Rathaus-Ausstellung einen Einblick in ihr aktuelles Schaffen. Die Künstlerinnen und Künstler greifen nicht nur auf unterschiedliche Medien zurück, sondern nähern sich auch inhaltlich und konzeptionell auf unterschiedlichen Wegen dem Thema der Ausstellung an.
Die generationsübergreifende Gruppenausstellung zeigt einmal mehr eindrücklich die Rolle des Künstlerhauses Stuttgart als Ort des Austauschs sowie der künstlerischen Produktion und sie bildet darüberhinaus den Querschnitt der künstlerischen Vielfalt Stuttgarts ab.
Mit freundlicher Unterstützung der Landeshauptstadt Stuttgart
Am 5. August findet die nächste Sitzung des Vierten Organs statt (ausnahmsweise nicht am 04.).
Das Treffen wird unter das Thema der Selbstorganisation & Selbstermächtigung gestellt. Dazu wurde die Gewerkschaft FAU eingeladen.
Es wird einen kurzen Impuls von FAU geben und dann in eine gemeinsame Diskussion münden. Fragen, die beim letzten Treffen aufkamen, sind etwa:
– Wie kann alltägliche Mitgliederarbeit gestaltet werden?
– Wie kristallisieren sich Notwendigkeiten innerhalb einer heterogenen Mitgliedschaft?
– Wie kommunizieren wir innerhalb der Mitgliedschaft?
– Welche Gewerkschaft brauchen Künstler*innen?
Das Treffen wird im 4. Stock des Künstlerhauses in der Ausstellung von Anike Joyce Sadiq stattfinden. Alternativ kann man via Zoom teilnehmen:
https://us02web.zoom.us/j/89350887912?pwd=cjdPb0w0NkcxT1RZdWFCSjVrQ2RqQT09
Meeting-ID: 893 5088 7912
Kenncode: 586555
Ich lade euch ein
kommet und trinket sommerlich
seit mit mir, in mir, mit euch um mich
eine Palme aus Plastik spendet Trost.
ein Streben nach Freude am Boden mit Wasser laufend
keine grünen wiesen aber
juicy j lemons mojito colada banana pie
squeezed
ich warte, ich mache in der Hängematte, mit Aussicht träumend
Freunde kommet
Freunde kommet
woof
wo?
off
Besuch auf Anfrage bis 25. Juli
Nach zweijähriger coronabedingter Zwangspause wird in diesem Jahr endlich wieder eine Ausstellung im Stuttgarter Rathaus stattfinden. Zu dieser laden wir via Open Call unsere Mitglieder ein, sich zu beteiligen und Arbeiten zum diesjährigen Thema – INSEL – einzureichen.
Alle Künstler:innen, die an dem Open Call teilnehmen möchten, sind aufgefordert, Fotos ihrer Arbeiten (max. 2 einzureichende Arbeiten pro Künstler:in) mit allen Werkangaben (Material, Maße) bis spätestens 14. August 2022 an info@kuenstlerhaus.de zu senden.
Dreidimensionale oder ungerahmte Arbeiten können bei der Ausstellung leider nicht berücksichtigt werden, da die räumlichen Gegebenheiten im Rathaus dies nicht zulassen.
Auch in diesem Jahr wird die Ausstellung kuratiert, d.h. nach Einreichung aller Vorschläge wird eine Auswahl der Arbeiten vorgenommen, die in der Ausstellung gezeigt werden.
Alle Künstler:innen werden bis 21. August über die Entscheidung informiert.
Ausstellungsdauer: 02. bis 30. September 2022
Eröffnung: 01. September 2022
Aufbau: 31. August 2022
Abbau: 01. Oktober 2022
Deadline Einreichung (Fotos via E-Mail): 14. August 2022
Jurierung: bis 21. August 2022
Abgabe der Arbeiten im Künstlerhaus: 29. und 30. August 2022
Rückfragen zum Open Call sind telefonisch unter 0711 617 652 sowie via E-mail unter info@kuenstlerhaus.de möglich.
Liebe Mitglieder & Interessierte,
Am Montag, den 4. Juli um 19 Uhr findet das nächste Treffen des Vierten Organs in der aktuellen Ausstellung von Anike Joyce Sadiq statt. Es ist auch möglich über Zoom unter folgendem Link teilzunehmen:
https://us02web.zoom.us/j/81123451307?pwd=KAlucISk57VoQxb5p1jeXBsltyGhp8.1
Meeting-ID: 811 2345 1307
Kenncode: 221271
Beim letzten Mal hat uns Anike Joyce Sadiq durch die Entwicklung ihres Fragebogens, der an alle Mitglieder versendet wurde, geführt und wir haben uns mit der Möglichkeit beschäftigt, die Einladung an das Vierte Organ in die Ausstellung als Katalysator für ein kleines Programm des Vierten Organs selbst zu nutzen. Dieses Thema wollen wir nochmal aufgreifen und außerdem in Vorbereitung auf die Klausurtagung des Beirates und Vorstandes, gerne über das Künstlerhaus im Gesamten sprechen. Was läuft gut? Wo gibt es Raum für Verbesserung? Was sollen wir in die Klausurtagung einbringen? Welche Themen dürfen nicht vergessen werden?
Intervention THEORIE THEORIE
Mittwoch, 15. Juni 2022
Donnerstag, 16. Juni 2022
Sonntag, 19. Juni 2022
Der Besuch ist möglich von jeweils 19:20 bis 22:00 Uhr.
Künstlerhaus Stuttgart, 3. OG, Atelier Nr. 6
Reuchlinstraße 4b, 70178 Stuttgart
Zu unserer 15. Dienstags-Werkstatt laden wir Christian Diaz Orejarena ein.
Dienstag, 14. Juni 2022, 19 Uhr
Ein Comic, der sich mit der deutschen Kolonialgeschichte in Kolumbien beschäftigt. Im Rahmen eines Stipendiums bewegt sich Christian Diaz Orejarena auf den sogenannten »Lengerke Wegen« im Nordosten Kolumbiens, die von einem deutschen Unternehmer im 19. Jahrhundert angelegt wurden. Dort stößt er auf Heldengeschichten über skrupellose Kaufleute, Mythen und Geschichten rund um Ausbeutung und Größenwahn und wirtschaftliche Mechanismen, die sich bis heute fortsetzen. Auf verschlungenen Pfaden, Wegen und Gedanken folgen wir der Familiengeschichte des Autors, treffen auf aufklärerische Karnevalsmasken, den zum Leben erwachten Walking Man aus München und indigene Widerständler:innen.
Experimentell, lustig und abgedreht nähert sich Christian Diaz Orejarena in Otras Rayas – Andere Linien einem Thema an, das im deutschsprachigen Raum noch nicht viel Beachtung erfahren hat und das, obwohl es sehr enge Verbindungen nicht nur zwischen Kolumbien und Kaufleuten aus den hiesigen Hansestädten gab.
Infos zum Buch OTRAS RAYAS – ANDERE LINIEN https://christiandiaz.net/otraraya/index.html
https://thegoldenpress.org/produkt/otras-rayas%E2%80%89-%E2%80%89andere-linien/
Teaser der Performance: https://vimeo.com/662773781?embedded=true&source=vimeo_logo&owner=497281
Christian Diaz Orejarena, in München geboren und aufgewachsen, studierte in Berlin und Wien Konzept- und Medienkunst. Er arbeitet an recherchebasierten und interdisziplinären Projekten, die oft in kollektivem Zusammenhang entstehen. In seiner künstlerischen Arbeit erzählt er selbstironische und persönliche Geschichten über seine postmigrantische Biografie und konstruiert darüber einen dokufiktiven Blick auf sozio-politische, ökonomische und ästhetische Verbindungen zwischen Kolumbien und Deutschland. Den eigenen Wahnsinn vor Augen, hält er durch seine künstlerische Praxis der Gesellschaft den Spiegel vor die Nase und baut Zeichnungen, Videos und Aktionen ins Leben zurück, die von unangepassten Dingen, widerständigen Menschen und antikolonialen Traumwesen berichten. Seit er mit dem Kollektiv rampe:aktion zusammen arbeitet, motiviert er auch andere sich mittels Zeichnung, Film und Poesie eine undisziplinierte Welt zu erkämpfen.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Am Samstag, den 4. Juni um 19 Uhr findet die nächste Sitzung des Vierten Organs in der aktuellen Ausstellung “Mit Glück hat es nichts zu tun” von Anike Joyce Sadiq statt.
Es ist auch möglich über Zoom unter folgendem Link teilzunehmen:
https://us02web.zoom.us/j/82690585857?pwd=MHJxUmo2UE5BcUNnYzFRL2VBSFdXZz09
Meeting-ID: 826 9058 5857
Kenncode: 236881
Wir wollen uns bei diesem Treffen mit zwei Themen beschäftigen:
– zum einen mit der Umfrage von Anike Joyce Sadiq, die sie Ende letzte Woche an alle Mitglieder verschickt hat
– zum anderen wollen wir mögliche Formate & Veranstaltungen diskutieren, die während der Ausstellung stattfinden können
Die Stuttgarter Künstler:innen Kerstin Schaefer und Christa Munkert – die als FUKS Freie Unabhängige Künstlerinnen Stuttgart seit 2010 kollaborative und partzipative Installationen und Aktionen im öffentlichen Raum durchführen in unterschiedlichsten Konstellationen mit Künstlerkolleg:innen und Publikum – an Kunstorten oder in neuen, aufregenden Spaces…sind am Sonntag, dem 22. Mai 2022 von 11-16:00 Uhr im KÜNSTLERHAUS STUTTGART zu Gast.
Im Rahmen des inklusiven Kulturfestivals „FUNKELN inklusive“ realisieren Sie gemeinsam mit dem Stuttgarter Künstler Kurt Grunow und den Gästen Ihre Malerei-Lichtskulptur 1000 X LEUCHTEN/ TAUSENDSCHÖN. Dabei werden auf durchsichtigen Materialien Bilder gemalt, welche zu einer transluzenten Rauminstallation zusammengefügt werden.
Mehr Infos unter www.fuksweb.blogspot.com
Ein Video des Projekts findet man hier
Die Arbeit von Anike Joyce Sadiq überprüft immer wieder, in welchem Ausmaß soziale Dynamiken, Intersektionalität und Perspektiven der Differenz innerhalb von institutionellen Strukturen verhandelt werden. Sadiqs Ausstellungsprojekte schaffen häufig szenografische Räume mit installativen Arbeiten, die ein sozial-situatives Bewusstsein für die unmittelbaren institutionellen Zusammenhänge aktivieren. Die Künstlerin entwickelt Mechanismen und Plattformen, die die Aufmerksamkeit der Besucher*innen auf die jeweilige soziale Umgebung mit ihren Menschen, deren Verhalten und den Interaktionen zwischen ihnen lenken. Sadiq interessiert dabei, wie sich an diesen Orten künstlerischer Produktion und Rezeption interaktive, divergierende und konvergierende gelebte Beziehungen entwickeln. Die von Sadiq geschaffenen szenografischen Räume ringen dabei mit grundlegenden Herausforderungen sozialer Verbundenheit, indem sie beispielsweise anerkennen, dass Offenlegung und Austausch zwar Ziele von Kunstinstitutionen sind, aber innerhalb von institutionellen Strukturen angegangen werden, die diese Ziele allzu häufig unterlaufen. Sadiq prägt den Planungs- und Konstruktionsprozess sowie die Nutzung der von ihr in Institutionen geschaffenen Räume und nimmt in der Kommunikation mit Vertreter*innen und eingeladenen Partner*innen der gastgebenden Institutionen manchmal die aktive Rolle einer Mediatorin ein. Sie arbeitet als Gesprächspartnerin, die andere Gesprächspartner*innen sucht und Verbündete einlädt, um die Abhängigkeiten, Gegenseitigkeiten, Unterschiede und Hierarchien innerhalb der Institutionen, in denen sie arbeitet, zu untersuchen. Indem sie diese höchst riskante Rolle der internen Mediation während des Produktionsprozesses ihrer eigenen Ausstellungsprojekte einnimmt, besetzt sie eine Position kritischer Ambåivalenz, die anerkennt, dass und wie Institutionen, deren Intention es ist, öffentlich zugängliche und ermöglichende Orte zu sein, intern fast immer mit Aufschiebungen und Verhinderungen operieren.
Anike Joyce Sadiqs erste große Einzelausstellung in Stuttgart Mit Glück hat es nichts zu tun zeigt neue Arbeiten, die die Untersuchungen der Künstlerin von komplexen sozialen Dynamiken mit Hilfe vermittelter Räume fortsetzen, die die Wahrnehmung von Unterschieden ins Zentrum stellen. Sadiqs Ausstellung am Künstlerhaus Stuttgart umfasst mehrere miteinander verbundene und innerhalb einer raumgreifenden Installation gezeigte Arbeiten. Sadiq hat einen Fragebogen entwickelt, der sich an alle Vereinsmitglieder des Künstlerhaus Stuttgart richtet. Der Multiple-Choice-Fragebogen selbst sowie die Antworten sind in den Ausstellungsräumen zu sehen. Über die Ausstellung der Künstlerin in Stuttgart hinaus werden der Fragebogen und die Umfrageergebnisse zudem dauerhaft auf einer öffentlich zugänglichen Online-Plattform aufbewahrt. Außerdem verteilt Sadiq den Fragebogen an weitere Kunstinstitutionen weltweit und aktualisiert die Spracheinstellungen sowie weitere Features der Webseite, um die Zugänglichkeit der Plattform auch im Laufe ihrer Weiterverbreitung zu garantieren. Während der Fragebogen den Status Quo der demografischen Zusammensetzung des Künstlerhaus Stuttgart unter anderem anhand der Verhältnisse von „Rasse“, Klasse und sozialer Herkunft sowie Geschlecht widerspiegelt, hat Sadiq eine raumgreifende Installation geschaffen, innerhalb der kritisch-reflexive Diskussionen über das Zukunftspotenzial der Institution entstehen können. Zu diesem Zweck hat Sadiq ein Gerüstsystem umfunktioniert, das mögliche Beziehungen und bedingende Infrastrukturen hervorhebt. Vor diesem Hintergrund hat Sadiq die halb-autonome, mit dem Künstlerhaus Stuttgart assoziierte Plattform Viertes Organ dazu eingeladen, ihre monatlichen Treffen innerhalb dieser umfassenden Struktur abzuhalten. Seit der Gründung der Plattform im Jahr 2020 zu Beginn der Pandemie und der jüngsten Bewegungen für soziale Gerechtigkeit, hat Sadiq regelmäßig an den Treffen des Vierten Organs teilgenommen. Das Vierte Organ soll einen offenen inklusiven Zwischenraum innerhalb des Künstlerhaus Stuttgart schaffen, in dem Individuen oder Gruppen ihre Interessen bezüglich der Institution äußern können. Das Vierte Organ ist jedoch nicht nur ein Raum dafür, offene Vorschläge zu formulieren oder eine Politik des Protests zu leben. Die monatlichen Treffen dienen vielmehr einem sehr spezifischen Zweck, nämlich der Entwicklung formaler Anträge, über die während der jährlichen Mitgliederversammlung abgestimmt wird. Sadiq zufolge entspricht die Porosität des Vierten Organs ihren eigenen künstlerischen Interessen, kontroversen sozialen Dynamiken und sich widersprechenden Positionen innerhalb von Kunstinstitutionen einen Raum zu geben. Weil Vorstands-, Verwaltungs-, Vereins- und Nicht-Mitglieder gleichermaßen an den Treffen des Vierten Organs teilnehmen können, stellen die während der Treffen gegenwärtigen Autoritätsdynamiken die Sicherheit und Diskretion dieser Treffen auf die Probe. Die abschließende Arbeit in Sadiqs Ausstellung ist der Text eines Interviews, das die Künstlerin mit der Schriftstellerin Andrea Scrima geführt hat, und das ihre Arbeitserfahrungen in und mit Kunstinstitutionen reflektiert. Ein besonderer fallstudienähnlicher Fokus liegt dabei auf der Villa Romana, einer deutschen Kunstinstitution, die ein Residenzprogramm in Florenz, Italien, sowie ein dazugehöriges Ausstellungs- und öffentliches Begleitprogramm organisiert. Sadiqs und Scrimas äußerst offener, in der ersten Person erzählter Bericht belegt dabei ihre erfahrungsbasierte Erforschung institutioneller Verhaltensweisen allgemein, und zoomt gleichzeitig in die besonders belasteten sozio-ökonomischen Bedingungen und Gegebenheiten der Villa Romana hinein.
Veranstaltungstermine:
21.05.2022 (20 Uhr)
Ortsspezifische Sound-Performance von Judith Hamann in der Ausstellungsinstallation
10.06.2022 (18.30 Uhr)
Diskussion mit Anike Joyce Sadiq, Simone Frangi, Justin Randolph Thompson, Lucrezia Cipitelli, Alessandra Ferrini und Andrea Scrima in der Villa Romana, in Florenz, Italien
04.06. & 04.07. & 04.08. (19 Uhr) & 04.09. (14-18 Uhr)
Viertes Organ Treffen: Offen für alle Mitglieder und jene, die es vielleicht werden möchten. Für Initiativen, Kritik und Visionen, ein Diskursraum zwischen künstlerischer und institutioneller Praxis.
19.06.2022 (15 Uhr)
Öffentliche Ausstellungsführung im Künstlerhaus Stuttgart mit Eric Golo Stone, Künstlerischer Leiter des Künstlerhaus Stuttgart
Mi/Do/Fr/Sa/So (12-18 Uhr)
Künstlerhaus Vermittler*innen führen öffentliche Diskussionen in der Ausstellung
[1] Entsprechend der Struktur eines Kunstvereins fußen auch die Strukturen des Künstlerhaus Stuttgart auf den rechtlichen und ökonomischen Grundlagen des deutschen Vereinsrechts. Das Künstlerhaus Stuttgart zählt aktuell über 500 Mitglieder.
[2] Für jede einzelne in der Ausstellung gezeigte Arbeit setzt sich Sadiq mit der komplexen chaotischen Arbeit des Analysierens, der Verkörperung und der Durchsetzung institutioneller Strukturen aus- einander. Die mit Institutionsanalyse und -kritik verbundene Arbeit wird häufig damit abgetan, von der jeweiligen Institution eingenommen und neutralisiert zu werden, doch diese abschätzige Darstellung institutioneller Arbeit wird der nicht sichtbaren, von Künstler*innen und ihren Kolla- borateur*innen hart erkämpften Mühen und Ergebnisse nicht gerecht. Es darf nicht vergessen werden, dass es bei der Konfrontation institutioneller Strukturen durch künstlerische Positionen reale Grenzen gibt, wenn zum Beispiel künstlerische Projekte abgesagt oder die Vertreter*innen der Institution, die mit den Künstler*innen zusammenarbeiten, entlassen werden.
Mit Glück hat es nichts zu tun im Künstlerhaus Stuttgart wurde in Zusammenarbeit mit Anike Joyce Sadiqs gleichzeitiger Präsentation ihrer Arbeiten “You never Look at Me from the Place form which I See You” (2015), “Papierstück” (2014) und “Berührung” (2008) in der ständigen Sammlung des Kunstmuseum Stuttgart organisiert.
Realisiert mit öffentlichen Geldern der Stadt Stuttgart
Mit großzügiger Unterstützung der Stiftung Kunstfonds
In Zusammenarbeit mit der Akademie Schloss Solitude
In den letzten zehn Jahren ist Bea Schlingelhoff vor allem aufgrund ihrer situationsspezifischen Ausstellungsprojekte bekannt geworden, die sie als Reaktion auf die spezifischen sozialen Gegebenheiten vor Ort produziert und damit die Fähigkeit der jeweiligen Institution auf die Probe stellt, sich zu exponieren. Schlingelhoffs Ausstellungen initiieren oder beschleunigen dabei einen internen Reflexionsprozess des Aufdeckens, Enthüllens und Reparierens historischer Traumata, die im unmittelbaren Kontext der ausstellenden und sie beauftragenden Institution gegenwärtig sind. Indem Schlingelhoff ihrerseits die Vertreter*innen der Institution mit dieser hinter-den-Kulissen-Arbeit des konfrontativen Exponierens und Schaffens ausgleichender Gerechtigkeit beauftragt, bezieht sie selbst künstlerische Position — es ist ein Weg, wie sie als Künstlerin mit Kurzzeit-Honorarvertrag eine sichere Distanz zu den zutiefst unsicheren sozialen Gegebenheiten zu wahren sucht, die sich in allen Institutionen und vor allem in denjenigen Institutionen wiederfinden, die sich im Wandel befinden und vorgeben, sich für strukturelle Veränderungen einzusetzen. Davon ausgehend, dass das Aufwühlen des belasteten Gedächtnisses und Erbes der Institution und damit auch ihrer Identität eine reale Gefahr in sich birgt, fordert Schlingelhoff Vertreter*innen der Institution dazu auf, sich diesem Stresstest zu unterziehen. Auf diese Weise vermessen die Ausstellungen der Künstlerin konsequent institutionelle Verantwortung, indem sie danach fragen, welche Befugnis und Kapazität Vertreter*innen einer erschütternden Institution haben, sie in deren Namen zu verantworten.
Die Ausstellung Declined Declinations von Bea Schlingelhoff schlägt eine rechtliche Änderung des Institutionsnamens „Künstlerhaus Stuttgart“ vor. Im Verlauf eines mehrmonatigen Prozesses, der im Juli 2020 mit einem ersten Besuch vor Ort begann, hat die Künstlerin Anträge zur Änderung des im generischen Maskulinum formulierten und nicht gegenderten Namens des Hauses — „Künstlerhaus“ — sowie der in der Satzung verwendeten Sprache, die diese geschlechtsspezifische Tendenz ihrerseits widerspiegelt, vorbereitet und eingereicht. Das Künstlerhaus Stuttgart wurde 1978 als Ort gegründet, in dessen Räumlichkeiten Künstler*innen arbeiten und gleichzeitig die ortsspezifischen Produktionsbedingungen diskutieren, weiterentwickeln und neu definieren. Sein institutioneller Zusammenhang ist strukturell dafür ausgestattet, seine Verwaltungsstrukturen und politische Gestaltung aus der Perspektive von Kunstschaffenden neu zu bewerten. Der Institutionsname verkörpert dabei diesen Fokus auf vor Ort arbeitende Künstler*innen, die nicht außerhalb der Institution stehen, sondern Teil von ihr sind. Im deutschsprachigen Raum ist Künstlerhaus als kategorischer Name von Kunstinstitutionen, die Künstler*innen Produktionsstätten zur Verfügung stellen und Residenz-Programme anbieten, weit verbreitet und beispielsweise auch im Künstlerhaus Bremen, Künstlerhaus Dortmund, Künstlerhaus Bethanien usw. zu finden. Entsprechend der Struktur eines Kunstvereins fußen auch die Strukturen des Künstlerhaus Stuttgart auf den rechtlichen und ökonomischen Grundlagen des deutschen Vereinsrechts. Seine Satzung legt zudem das Wahlrecht der Vereinsmitglieder bei der Verwaltung der Institution fest. Die Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart sind mit großer Mehrheit Künstler*innen, die den erforderlichen jährlichen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 25 Euro bezahlen. Abseits dieses jährlichen Mitgliedsbeitrags gibt es keinerlei weiteren Bedingungen für eine Mitgliedschaft. Unmittelbar nachdem eine Person die Mitgliedschaft erworben hat, kann sie Anträge einreichen, über die die Mitglieder abstimmen. Diese Abstimmungen der Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart erfolgen während der Mitgliederversammlung — ein gesetzlich vorgeschriebenes Organ. Jeder Verein muss entsprechend der in seiner Satzung festgelegten Abstände eine (Jahres-)Mitgliederversammlung abhalten. Während dieser Versammlung können die Mitglieder den Vorstand wählen, über Beschlüsse entscheiden und über Satzungsänderungen abstimmen. Folglich besetzen Künstler*innen Positionen, die die institutionellen Verwaltungsstrukturen eng mit den unmittelbaren Produktionsbedingungen am Künstlerhaus Stuttgart verknüpfen. Künstlerische Positionen und künstlerische Kriterien — im Gegensatz zu rein bürokratischen Positionen und technokratischen Kriterien — sind damit zentral für die administrative Arbeit der strukturellen Verwaltung. Und indem Künstler*innen Hauptakteur*innen im Zuge von Verwaltungsentscheidungen sind, fordert das Künstlerhaus Stuttgart die gängige Erwartung heraus, künstlerische Arbeit solle lediglich inhaltlicher Natur sein.
2021 wurde Schlingelhoff Mitglied des Künstlerhaus Stuttgart und reichte zwei formale Anträge ein, über die im November desselben Jahres bei der Mitgliederversammlung abgestimmt wurde. Im ersten Antrag wurde eine Namensänderung von Künstlerhaus Stuttgart zu Künstlerinnenhaus Stuttgart gefordert. Dieser Antrag wurde mit 10 Dafür-Stimmen, 15 Gegenstimmen und 8 Enthaltungen abgelehnt. Im zweiten Antrag wurde gefordert, jegliche Verwendung des generischen Maskulinums in der Satzung in generisches Femininum zu ändern. Dieser Antrag wurde mit 7 Dafür-Stimmen, 19 Gegenstimmen und 4 Enthaltungen abgelehnt. Es gab drei gemeinhin genannte Gründe für die Ablehnung, die Schlingelhoff von weiteren Mitgliedern und anderen Vertreter*innen der Institution kommuniziert wurden. Zunächst hätten die Mitglieder und Verwaltung der Institution mehr Zeit benötigt, um sich mit den mit der Namensänderung zusammenhängenden politischen Geboten und praktischen Implikationen vertraut zu machen, sich darüber zu informieren und einzulesen. Weiter wurde angemerkt, Schlingelhoffs Namensänderungsvorschlag sei reduktiv gewesen, weil nur ein Mitglied eine einzige Namensoption vorgeschlagen habe (dieses Argument wurde zum Teil dahingehend ausgeführt, dass ein*e Künstler*in, die gerade erst Mitglied der Institution geworden sei, keine strukturellen Veränderungen vorschlagen und diese gleichzeitig als Material für eine Ausstellung der eigenen Arbeit verwenden solle). Schließlich wurde gesagt, eine Änderung des Institutionsnamens sowie der in der Satzung verwendeten Sprache sei im Zusammenhang mit geschlechterpolitischen Debatten und der allgemeinen politischen Lage eine verhältnismäßig triviale Angelegenheit.
Für Schlingelhoff war die Antwort auf letzteres Argument bezüglich der verhältnismäßigen Trivialität von Sprache offensichtlich. Gesellschaftliche Strukturen hängen notwendigerweise mit denen der Sprache zusammen. Die durch Sprache hervorgerufenen Verzerrungen und Ausklammerungen werden ab dem frühsten Alter über den Verlauf des Lebens kontinuierlich jeden Tag geprägt und internalisiert. Den geschlechtsspezifischen und rassifizierten Charakter vieler Sprachregeln zu enthüllen und die bei der Analyse des Sprachgebrauchs gängigen Normen aus feministischer Perspektive aufzurütteln, hat sich in diesem Zusammenhang als äußerst wichtig erwiesen. Die verschiedenen Argumente zur Beibehaltung maskuliner oder generischer Formen und Formulierungen sind unterdessen detailliert dokumentiert, erläutert und analysiert worden.[1] Zudem steckt in der vehementen Ablehnung einer für trivial befunden Sache ein merkwürdiger Widerspruch. Als Reaktion auf die anderen vorgebrachten Argumente hat Schlingelhoff neue Anträge vorbereitet und eingereicht, über die bei der Mitgliederversammlung im März 2022 abgestimmt werden sollte. Schlingelhoff reichte neun Anträge ein, die je eine Option für einen Institutionsnamen beinhalteten. Diese neun Namensvorschläge stammten aus öffentlich zugänglichen deutschsprachigen Veröffentlichungsrichtlinien zur gendergerechten Formulierung des Ausdrucks „Künstlerhaus“. Schlingelhoff wollte sichergehen, so viele Varianten wie möglich zu berücksichtigen und dabei nah bei den gängigsten Richtlinien für genderneutrale Sprache und Unterrichtsmaterialien zu Geschlechtervielfalt zu bleiben (in Deutschland gibt es bisher noch keine einheitliche Richtlinie zu genderneutralen Publikationsstandards). Die einzige Bedingung, die Schlingelhoff zugrunde legte, war, dass die Optionen geschlechterpolitischer Konfrontation nicht aus dem Weg gehen durften (was beispielsweise bei „Kunsthaus Stuttgart“ der Fall gewesen wäre). Die neun vorgeschlagenen Namen waren die folgenden: 1.) Künstlerinnenhaus (generisches Femininum), 2.) Künstler/-innenhaus (Schrägstrich mit Ergänzungsstrich), 3.) KünstlerInnenhaus (Binnen-I), 4.) Künstler:innenhaus (Doppelpunkt), 5.) Künstler*innenhaus (Genderstern), 6.) Künstler_innenhaus (Gendergap), 7.) Künstler•innenhaus (Mediopunkt), 8.) KünstlXhaus (X-Endung), 9.) Künstlerinnen- und Künstlerhaus (vollständige Beidnennung).[2] Während es keine abschließende oder feststehende Vereinbarung hierzu gibt, ist jede dieser unterschiedlichen in den Namensvorschlägen verwendeten typografischen Konventionen im deutschen Publikationskontext dafür anerkannt, den der deutschen Sprache inhärenten grammatikalischen Gender-Bias bewusst aufzubrechen.[3]
Am 17. März dieses Jahres — 2022 — standen die neun Anträge und die 15 neun begleitenden Anträge zur Änderung der in der Satzung verwendeten Sprache entsprechend der mit den Anträgen unterbreiteten Namensvorschläge während der Mitgliederversammlung zur Wahl. Diese Anträge waren mehrere Wochen vor der Mitgliederversammlung eingereicht worden, damit sie fristgerecht zwei Wochen vor der Mitgliederversammlung an alle Mitglieder verschickt werden konnten. Zuvor waren bereits vorbereitende Treffen organisiert worden, um den Mitgliedern eine Möglichkeit anzubieten, über die Änderung des Institutionsnamens und die Satzungsänderung zu diskutieren. Darüber hinaus hat Schlingelhoff am Vortag der Mitgliederversammlung eine Informationsveranstaltung für die Mitglieder abgehalten. Am Tag der Mitgliederversammlung, unmittelbar vor der Abstimmung über die neun Änderungsanträge, machte ein Mitglied von dem Recht Gebrauch, einen außerordentlichen Antrag ohne vorherige Ankündigung zu stellen — ein Ordnungspunkt, der nicht entsprechend der sonst für die Zulassung 30 von Anträgen auf die Agenda der Mitgliederversammlung erforderlichen Prozesse mehrere Wochen zuvor eingereicht werden musste. Dieses Mitglied stellte folgende Frage zur Abstimmung: „Soll die Abstimmung über die Anträge zur Satzungsänderung zur Änderung des Institutions- namens Künstlerhaus Stuttgart heute stattfinden?“ Das Wahlergebnis zu diesem von dem Mitglied eingebrachten Ordnungspunkt lautete wie folgt: 15 Dafür-Stimmen, 26 Gegenstimmen und 5 Enthaltungen.[4] Als Konsequenz aus dieser unvorhergesehenen Verhinderung der Abstimmung über die neun Anträge zur Änderung des Institutionsnamens zog Schlingelhoff die neun Anträge zur entsprechenden Satzungsänderung zurück. Es ist erwähnenswert, dass die Beanspruchung des eigenen Rechts, um schon das Stattfinden einer geplanten Wahl zu verhindern, eine langewährende Tradition in der Geschichte der Unterdrückung hat.
Veranstaltungstermine:
19.06.2022 (15 Uhr)
Öffentliche Ausstellungsführung im Künstlerhaus Stuttgart mit Eric Golo Stone, Künstlerischer Leiter des Künstlerhaus Stuttgart
Mi/Do/Fr/Sa/So (12-18 Uhr)
Künstlerhaus Vermittler*innen führen öffentliche Diskussionen in der Ausstellung
[1] Frauenfeindlichkeit, die sich bewusst und unbewusst gegen Sprachbewegungen richtet und diese verhöhnt, besteht bereits seit Jahrhunderten. Ihr unterliegende Argumente wurden detailliert analysiert und lassen sich wie folgt unterteilen: „(1) ‚kulturell übergreifende‘ Argumente, Argumente wie (2) ‚Sprache ist eine triviale Angelegenheit‘, (3) ‚Meinungsfreiheit / ungerechtfertigter Zwang‘, (4) ‚Es gibt keine sexistische Sprache‘, (5) ‚Begriffsetymologie‘, (6) ‚Autoritätshörigkeit‘, (7) ‚Veränderung ist zu schwierig, ungelegen, unpraktisch oder was auch immer‘, und (8) ‚Das würde die historische Authentizität und literarische Arbeit zerstören‘.“ Obwohl sie so eine „triviale Angelegenheit” darstellen, haben die Bemühungen gegen Sprach-Bias sowohl von der Wissenschaft als auch medial erstaunlich viel Aufmerksamkeit erhalten und unverhältnismäßig viel Widerstand gegenüber Veränderung erfahren. Maija S. Blaubergs, „An analysis of classic arguments against changing sexist language“, [Eine Analyse klassischer Argumente gegen die Veränderung sexistischer Sprache] Women‘s Studies International Quarterly, Vol. 3(2–3), 1980, S. 135–147.
[2] Schlingelhoffs Ausstellungsprojekt knüpft damit an die langjährigen und anhaltenden Diskussionen über die Mängel der deutschen Sprache bezüglich Geschlechterpolitik und Identität an. Die Ausbildung von Identitäten und die Entwicklung einer Sprache, mit der diese Identitäten vollständig anerkannt werden, sind ein wichtiger Prozess, der nicht fixiert ist und sich weiterentwickelt. Angesichts dieses Prozesses und der damit zusammenhängenden Veränderungen ist es wichtig zu betonen, dass Schlingelhoff sich strikt gegen jegliches Projekt wendet, in dem sich als weiblich identifizierende Individuen oder Gruppen gegen gender-fluide oder nicht gender-konforme Individuen oder Gruppen ausgespielt werden. Diese Erfahrungen gegeneinander auszuspielen bedeutet, die Politik der Differenz zu neutralisieren und damit letztlich den patriarchalen Status Quo aufrechtzuerhalten.
[3] Im deutschsprachigen Raum existiert eine Vielzahl an Ressourcen zu typografischen Konventionen, genderneutraler Sprache und Publikationsrichtlinien sowie Unterrichtsmaterial zu Geschlechtervielfalt. Einige Beispiele sind: Steinhauer, Anja und Diewald, Gabriele, „Richtig gendern: Wie Sie angemessen und verständlich schreiben.“ Berlin: Bibliographisches Institut Duden (2017); Abbt, Christine und Kammasch, Tim, „Punkt, Punkt, Komma, Strich?: Geste, Gestalt und Bedeutung philosophischer Zeichensetzung“, Edition Moderne Postmoderne, Bielefeld (2009). Für englischsprachige Leser*innen gibt es folgendes Beispiel: Leue, Elisabeth (2000). „Gender And Language In Germany”, Debatte: Journal of Contemporary Central and Eastern Europe, 8 (2): 163–176. Selbstverständlich gibt es auch vergleichbare Forschung zu anderen Sprachen und Publikationskontexten. Der Begriff „Latinx“ wird verwendet, um die der spanischen Grammatik inhärente Binarität aufzubrechen (das genderneutrale Suffix -x ersetzt dabei die Endung -o oder -a des grammatikalischen Geschlechts von Latino und Latina im Spanischen).
[4] Dieser Ordnungspunkt und das Wahlergebnis (sowie alle numerischen Angaben zu den Mitgliederversammlungen, auf die in diesem Text verwiesen wird) sind dem offiziellen Versammlungsprotokoll entnommen. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass die Protokolle aller in Deutschland eingetragenen Kunstvereine öffentlich zugänglich sind.
Realisiert mit öffentlichen Geldern der Stadt Stuttgart
Mit großzügiger Unterstützung der
Stiftung Kunstfonds NEUSTART KULTUR
Zu unserer 14. Dienstags-Werkstatt laden wir Linienscharen ein.
Dienstag, 10. Mai 2022, 19 Uhr
Die Veranstaltung wird im 3. Stock im Künstlerhaus stattfinden.
Linienscharen
wurde 2012 als Plattform für zeitgenössische Zeichnung in Stuttgart gegründet und bietet einen Rahmen für Austausch, Vorträge und Präsentationen. Dabei fungiert Linienscharen als ein offenes Forum für Künstler:innen aus Stuttgart und der Region, die sich in Ihrer Arbeit mit dem Thema Linie beschäftigen.
Im Rahmen der Dienstags-Werkstatt im Künstlerhaus möchten die Linienscharen zum einen auf vergangene Projekte blicken und auch denjenigen, die die Linienscharen noch nicht kennen, einen Einblick in die Aktivitäten der Plattform geben. Zum anderen werden die Linienscharen ihr aktuelles Vorhaben „How much can a pigeon carry?“ vorstellen, sowie die an dieser geplanten Ausstellungsreihe teilnehmende ukrainische Künstlerin Toma Safarova.
Im Anschluss wäre es schön, miteinander ins Gespräch zu kommen – über die künstlerische Arbeit, die aktuelle Kunstproduktion, die Entdeckungen, Rückbesinnungen, neue Anfänge …
Wir bitten alle Besucher:innen, zu diesem Abend 1-2 Originalarbeiten mitzubringen, eine Zeichnung, ein Skizzenbuch oder eine Äußerung in einem anderen Medium, die sich mit dem Thema der Linie beschäftigt.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Wählen Sie die Position der Kuchentheke nach der Sonneneinstrahlung aus. Sie sollten Ihren Kuchentisch nicht auf die Sonnenseite Ihres Zeltes stellen.
Wählen Sie eine hellere Farbe für Ihre Torte, vor allem, wenn sie bei heißem Wetter draußen stehen soll.
Verwenden Sie eine Glasabdeckung, wenn Ihre Torte in eine solche passt.
In Innenräumen sollte der Veranstaltungsort auf jeden Fall über eine ausreichende Klimaanlage verfügen.
Fragen Sie Ihren Kuchendesigner, ob er ein paar Faux Tiers einbauen kann.
Sprechen Sie mit Ihrem Tortengestalter und/oder Ihrem Hochzeitsplaner.
Lennart Cleemann, Lena Meinhardt, Sophia Sadzakov und Eva Dörr laden in der dreitägigen Ausstellung “How to protect your wedding cake” zum Flanieren ein – zu materiellem/haptischen, audio-visuellen Träumen. Sich vom Boden lösen, über den Wind, das Schaukeln, das Wiegenlied, über Utopie zur vermeintlich leichten Leere.
Am 4. Mai 2022 um 19 Uhr treffen wir uns zur nächsten Sitzung des Vierten Organs. Dieses Mal findet das Treffen in der kommenden Ausstellung von Anike Joyce Sadiq statt. Es ist auch möglich über Zoom unter folgendem Link teilzunehmen:
https://us02web.zoom.us/j/82633972299?pwd=QmczZnpPUEkyNVo3Z1ByQ2FXbTkwUT09
Meeting-ID: 826 3397 2299
Kenncode: 757374
Anike Joyce Sadiq bietet in Ihrer Ausstellung dem Vierten Organ einen Ort des Zusammentreffens und Austauschs. Daher möchten wir bei diesem Treffen zusammen mit Anike diskutieren, was über die regulären Treffen des Vierten Organs hinaus während des Ausstellungszeitraums möglich ist und woran wir arbeiten möchten.
Zu unserer 13. Dienstags-Werkstatt laden wir Matthias Megyeri ein.
Dienstag, 26. April 2022, 19 Uhr
Die Veranstaltung wird im 4. Stock im Künstlerhaus stattfinden.
Matthias Megyeri
war von 2010 bis 2013 Atelierstipendiat und 10 Jahre lang Mitglied des Beirats im Künstlerhaus.
Matthias Megyeri ist Künstler und Gestalter. Seinen Arbeiten liegt eine konzeptuelle Herangehensweise zugrunde, die darauf ausgerichtet ist, als Diskussionsbeitrag zu gesellschaftlich relevanten Themen verstanden zu werden — und auf diese einzuwirken.
Seit 2003 arbeitet er fortlaufend an einem künstlerischen Forschungsprojekt zum Thema Sicherheit im öffentlichen Raum. Über 140.000 Snapshots sind mittlerweile Teil seines „Living Archives“, mit dem er in seiner künstlerischen Praxis projektbezogen visuell denkt. Die psychologische Funktion von Objekten zu nutzen, ist eine der Strategien, mit dem es ihm gelingt, seine Werke im Alltag zu platzieren. Bei einem Kunst-am-Bau-Auftrag für den Hauptsitz einer Bank in Manhattan, ging es z.B. darum, dreihundert Straßenpoller zu entwerfen. Hierfür nutzte er den funktionalen Aspekt der Poller, um dabei gleichzeitig auf die Frage nach der Verhältnismäßigkeit von Sicherheitsmaßnahmen und deren psychologischen Wirkung zu verweisen.“
Matthias Megyeri hat ungarische Wurzeln und wurde 1973 in Stuttgart geboren. Er lebt und arbeitet seit seinem Stipendium an der Akademie Schloss Solitude 2008/09 hauptsächlich in Stuttgart.
www.matthiasmegyeri.net
Instagram: @matthiasmegyeri
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Am 4. April um 19 Uhr findet die nächste Sitzung des Vierten Organs auf der Atelieretage (3. Stock) statt. Es ist auch möglich über Zoom unter folgendem Link teilzunehmen:
https://us02web.zoom.us/j/82521529290?pwd=enl4SDFLMXRyWjkyK2ZLakE4enF4UT09
Meeting-ID: 825 2152 9290
Kenncode: 606565
Hermann Pflüger wird sein Projekt LadeCA View vorstellen. Es handelt sich hierbei um ein in der Entwicklung befindliches Tool, das bei der Rezeption und Organisation von Bildmengen helfen soll.
Des weiteren wird es einen Austausch über die letzte Mitgliederversammlung geben. Hierbei ist ein essentieller Punkt die Namensänderung und wie es aus Perspektive des Vierten Organs damit weitergehen soll.
Außerdem soll konkretisiert werden, was im Rahmen von Anike Joyce Sadiqs Ausstellung, die im Mai eröffnen wird, passieren kann – auch über die monatlichen Treffen hinaus.
Über das Vierte Organ
In der Mitgliederversammlung am 25. März 2021 haben sich die Mitglieder gemeinsam dafür ausgesprochen, ab sofort regelmäßig als Verein zusammenzukommen.
Diese Treffen sind dazu gedacht, einen Raum zur Verständigung zwischen Mitgliedschaft und Beirat zu etablieren. Ein Resonanzkörper für Initiativen, Kritik und Visionen, ein Diskursraum zwischen künstlerischer und institutioneller Praxis und möglicherweise ein Schritt, um den vielzitierten Bienenstock ein paar Dezibel lauter brummen zu lassen.
Diese regelmäßigen Treffen organisiert der Beirat des Künstlerhauses. Fragen oder Anregungen kann man gerne vorab bereits an den Beirat unter beirat@kuenstlerhaus.de senden.
Diese Treffen sind offen für alle Mitglieder und jene, die es werden möchten.
Frühjahrsmarkt im Innenhof des Künstlerhaus Stuttgart
Samstag, 02. April 2022, 12-20 Uhr
Sonntag, 03. April 2022, 12-18 Uhr
Keramik, Siebdruck, Radierung, Fotografie, Lithografie, Publikationen und vieles mehr
Speisen & Getränke durch das Restaurant „Im Künstlerhaus“
Bitte beachten Sie die Terminverschiebung für diesen Workshop. Der Workshop findet persönlich in der Galerie im vierten Stock des Künstlerhauses Stuttgart statt und wird in englischer Sprache abgehalten. Bitte melden Sie sich per E-Mail hier an.
Die Künstlerin Nikita Gale wird Themen wie Polyvokalität, Performance, Aufzeichnung, Erschöpfung und Dauer im Kontext von Andrea Frasers This meeting is being recorded erkunden.
Nikita Gale untersucht in ihrer Arbeit durch die Perspektive der materiellen Kultur, wie Autorität und Identität in politischen, sozialen und wirtschaftlichen Systemen verhandelt werden. Gale lebt und arbeitet derzeit in Los Angeles, USA. Sie hat einen BA in Anthropologie mit Schwerpunkt auf archäologischen Studien an der Yale University und einen MFA in New Genres an der University of California Los Angeles erworben.
Gales Arbeiten wurden kürzlich im MoMA PS1 (New York), LACE (Los Angeles), Commonwealth and Council (Los Angeles), Matthew Marks Gallery (Los Angeles), The Studio Museum in Harlem (New York), Rodeo Gallery (London) und im Hammer Museum (Los Angeles) ausgestellt. Im Jahr 2022 wird Gale eine große Einzelausstellung in der Chisenhale Gallery in London präsentieren.
Frasers neue Arbeit This meeting is being recorded (2021) wird vom Hammer Museum und dem Künstlerhaus Stuttgart koproduziert. Die Produktion wurde durch ein Stipendium der Mike Kelley Foundation unterstützt, die auch die Ausstellung Hammer Projects: Andrea Fraser (Hammer Museum, Los Angeles, 2019), eine Präsentation von Men on the Line (2019) und die Veröffentlichung von Andrea Fraser: Collected Interviews, 1990-2018, herausgegeben von Fraser, Rhea Anastas und Alejandro Cesarco (New York und London: A.R.T. Press und Koenig Books, 2019), gefördert hat.
Diese Veranstaltung – gemeinsam organisiert von Rhea Anastas, Andrea Fraser und Eric Golo Stone – wurde durch die großzügige Unterstützung der Stiftung Kunstfonds in Form eines NEUSTART KULTUR-Stipendiums 2021 ermöglicht.
Bitte beachten Sie die Terminverschiebung für diesen Workshop. Der Workshop findet persönlich in der Galerie im vierten Stock des Künstlerhauses Stuttgart statt und wird in englischer Sprache abgehalten. Bitte melden Sie sich per E-Mail hier an.
“Mir ist mehr denn je klar, dass die Situation, in der ich mich befinde, einen überraschenden Widerspruch enthält. Auch ich habe Gerüchte über den Wert meiner Beiträge zu Gruppen gehört; ich habe mein Bestes getan, um herauszufinden, in welcher Hinsicht mein Beitrag so bemerkenswert war, aber ich habe keine Informationen erhalten. Ich kann daher leicht mit der Gruppe sympathisieren, die das Gefühl hat, dass sie berechtigt ist, etwas anderes zu erwarten als das, was sie tatsächlich bekommt.”
– WR Bion, Erfahrungen in Gruppen, 1948
Ein Workshop in Form einer Prozessgruppe, in der die Teilnehmer auf verschiedene Weise die Möglichkeit haben, “aus Erfahrungen zu lernen”, wie es der britische Psychoanalytiker Wilfred Bion (1897-1979) vorschlug, dessen Schriften über Gruppenphänomene und gruppeninterne Autoritätsdynamik sowohl Andrea Frasers neue Videoarbeit This meeting is being recorded als auch diese Veranstaltung in Stuttgart zugrunde liegen. Der Workshop wird gemeinsam von Alex Davidson und Jamie Stevens geleitet.
Alex Davidson arbeitet im Bereich der Wohltätigkeitsorganisationen für psychische Gesundheit in London, wo sie unter anderem Reflexionsgruppen für Mitarbeiter im Bereich der psychischen Gesundheit leitet. Sie hat für verschiedene internationale Publikationen über Kunst geschrieben.
Jamie Stevens ist ein unabhängiger Kurator und Autor mit Sitz in London. Er war als Kurator bei Artists Space, New York, CCA Wattis Institute, San Francisco, Cubitt Gallery, London, und Chisenhale Gallery, London, tätig.
Davidson und Stevens sind beide Psychotherapeuten in Ausbildung an der Tavistock Clinic in London.
Frasers neue Arbeit This meeting is being recorded (2021) wird vom Hammer Museum und dem Künstlerhaus Stuttgart koproduziert. Die Produktion wurde durch ein Stipendium der Mike Kelley Foundation unterstützt, die auch die Ausstellung Hammer Projects: Andrea Fraser (Hammer Museum, Los Angeles, 2019), eine Präsentation von Men on the Line (2019) und die Veröffentlichung von Andrea Fraser: Collected Interviews, 1990-2018, herausgegeben von Fraser, Rhea Anastas und Alejandro Cesarco (New York und London: A.R.T. Press und Koenig Books, 2019), gefördert hat.
Diese Veranstaltung – gemeinsam organisiert von Rhea Anastas, Andrea Fraser und Eric Golo Stone – wurde durch die großzügige Unterstützung der Stiftung Kunstfonds in Form eines NEUSTART KULTUR-Stipendiums 2021 ermöglicht.
Zu unserer 12. Dienstags-Werkstatt laden wir Alba Frenzel ein.
08. Februar 2022, 19 Uhr
Die Veranstaltung findet in Präsenz im Künstlerhaus statt.
Alba Frenzel
ist seit 2020 Atelier-Stipendiatin im Künstlerhaus.
Ihre künstlerische Praxis beschreibt sie so:
Mein Projekt ist eine groß angelegte Forschung, in der mit dem Leberwurstbaum so umgegangen wird, als ob er Kunst sei oder mit Kunst, als sei sie ein Leberwurstbaum. Dabei werden die Qualitäten des Baumes ausgewählt, die sich auf die Eigenschaften von Kunst umdenken lassen. Auf diesem Weg erdet sich Kunst und wir lernen den Leberwurstbaum kennen.”
“Ich arbeite an einem Format zwischen Atelier und Ausstellung, in dem ich als Künstlerin aktiv und anwesend bin mit Fotografie, Skulptur, Text, Textbildern, mit gesungenen und gesprochenen Zitaten, die mir im Laufe der Forschung begegnen, performativen Elementen, Lesungen und Vorträgen.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Atelierstipendium 2022/2023
Zum 1. Mai 2022 vergibt das Künstlerhaus Stuttgart im Rahmen seines Atelierprogramms sechs Arbeitsräume für die Dauer von 12 Monaten. Die Arbeitsräume sind jeweils ca. 25 qm groß. Zusätzlich steht ein großer Vorraum zur Verfügung, der mit den anderen Stipendiat:innen gemeinsam genutzt werden kann. Zu den hauseigenen Werkstätten haben die Stipendiat:innen freien Zugang. Die Arbeitsräume werden mietfrei vergeben, eine Mitgliedschaft im Künstlerhaus ist aber erforderlich.
Es besteht die Möglichkeit das Stipendium zu verlängern und sich für ein weiteres Jahr zu bewerben. Diese Option besteht bis zu zweimal, so dass bei Wiederauswahl durch die Jury eine maximale Nutzungszeit eines Arbeitsateliers von drei Jahren möglich ist.
Das Künstlerhaus Stuttgart wurde 1978 von Stuttgarter Künstler:innen als Produktions- und Präsentationsort für zeitgenössische Kunst gegründet und hat sich seitdem zu einer überregional und international bekannten Institution für Gegenwartskunst entwickelt. Neben den Ausstellungsflächen unterhält das Künstlerhaus Produktionsmöglichkeiten im Medienbereich (mit Ausstattungen im Video-, Audio- und Filmbereich). Hinzu kommen ein Fotolabor sowie Werkstätten für Siebdruck, Hochdruck, Radierung, Lithografie und Keramik.
Das Künstlerhaus wünscht Vorschläge aus den Arbeitsfeldern Kunst, Architektur, Theorie und Design, welche die Entwicklung spezifischer Ideen und Projekte erkennen lassen, zu denen die Angebote der Institution beitragen können. Bewerbungen von Gruppen sind ebenso wie Einzelbewerbungen willkommen. Studierende können sich leider nicht bewerben.
Bitte fügen Sie Ihrer Bewerbung folgende Unterlagen bei:
– Lebenslauf
– Informationsmaterial zu Ihrer künstlerischen Arbeit wie Portfolios, Kataloge (max. 2), Bilder etc.
– Kurzbeschreibung, in welcher Weise Sie das Atelier nutzen wollen.Bitte Bewerbungsunterlagen ausschließlich digital in einem pdf per Mail bis spätestens 31. Januar 2022 einreichen:
Ansprechpartnerin: Romy Range
E-Mail: info@kuenstlerhaus.de
Betreff: Bewerbung Atelierstipendium
Die Jury, die sich aus dem künstlerischen Beirat zusammensetzt, tagt im Februar. Alle Bewerber:innen werden zeitnah über die Entscheidungen benachrichtigt.
Bitte beachten Sie, dass es sich um Arbeitsstipendien handelt, die weder mit einer Vergütung noch mit Wohnmöglichkeiten verbunden sind. Internationale Bewerbungen werden grundsätzlich akzeptiert, sofern sich die Bewerber:innen eigenständig um eine Unterkunft bemühen. Der Wohnsitz muss innerhalb des Stipendiums in Stuttgart sein.
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Werkstattstipendium
Das Künstlerhaus Stuttgart vergibt ab sofort regelmäßig Werkstattstipendien für folgende Werkstätten: Audio, Keramik, Medien, Fotografie, Siebdruck, Radierung, Lithografie
Künstler:innen und Kollektive können sich für ein Projekt für eine spezifische Projektdauer bewerben. Die Belegung der Werkstatt wird mit der jeweiligen Werkstattleitung abgestimmt.
Das Werkstattstipendium umfasst:
– die kostenfreie Nutzung der Werkstatt (Belegung in Abstimmung mit der Werkstattleitung)
– einen technischen Einführungskurs in die jeweilige Werkstatt
– Beratung durch die Werkstattleitung (keine komplette Projektbetreuung)
Folgende Angaben sind für die Bewerbung notwendig:
– Projektbeschreibung inkl. Projektdauer
– CV
– Exposé
Eine Bewerbung für ein Werkstattstipendium ist ganzjährig möglich. Die Jury, bestehend aus Vorstand und jeweiliger Werkstattleitung, trifft sich regelmäßig, um über die eingereichten Projekte zu entscheiden. Bewerber:innen sollten vor der Bewerbung Kontakt zur Werkstattleitung aufnehmen, um abzuklären, ob das Projekt in der Werkstatt realisierbar ist. Evtl. anfallende Materialkosten können leider nicht übernommen werden.
Bitte die Bewerbungsunterlagen ausschließlich digital als pdf per Mail einreichen:
Ansprechpartnerin: Romy Range
E-Mail: info@kuenstlerhaus.de
Betreff: Werkstattstipendium
Öffnungszeiten Ausstellung
Vom 22. Dezember bis einschließlich 06. Januar ist die Ausstellung geschlossen. Am 07. Januar 2022 ist die Ausstellung wieder zu den regulären Zeiten für Besucher:innen geöffnet.
Mi – So 12 bis 18 Uhr
Eintritt frei
Öffnungszeiten Büro
Vom 20.12.2021 bis 10.01.2022 ist das Büro nicht besetzt.
Mo geschlossen
Di – Fr 12 bis 17 Uhr
2G+ Regel
Für den Besuch unserer Ausstellungen und Veranstaltungen gilt die 2G+ Regel. Das heißt, Zutritt haben nur Geimpfte und Genesene mit zusätzlichem negativen Schnelltest. Ausnahmen: Wer geboostert ist oder wessen Vollimmunisierung / Genesung nicht länger als drei Monate zurück liegt, ist von der Testpflicht bei 2G+ befreit. Es gilt außerdem die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske. Eine einfache medizinische Maske ist nicht mehr ausreichend.
„ABOUT:BLANK“
30 min, Dok.film HD, Deutsch mit eng. UT
Von Julian Bogenfeld
Der Film “About:Blank” gibt Einblicke in die Ereignisse von einem Art Happening, das im Mai 2018 in Pforzheim in den Räumlichkeiten des LAF (Leerstand als Freiraum e.V.) stattgefunden hat: Eine Gruppe von Künstler:innen begibt sich für 3 Tage in einen leerstehenden Gewerberaum, ein alter Laden mit großen Schaufenstern, gegenüber vom Rathaus der Stadt. Das Gepäck ist auf ein Stück pro Person begrenzt, mit Utensilien für die künstlerische Arbeit vor Ort. Der knappe Zeitrahmen und die klare Bestimmung des Ortes sollen den künstlerischen Austausch stimulieren. Die Interdisziplinarität und die Offenheit des Formats versprechen unerwartete Ergebnisse. Der Film zeigt Bilder aus einer Zeit vor Corona und erinnert an Freiheiten der Kunst, die in den vergangenen Monaten nicht gegeben waren.
Regie und Produktion: Julian Bogenfeld
Dauer 30 min, Deutsch mit englischen Untertiteln
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Nächste Dienstags-Werkstatt am 14.12.2021 mit Alba Frenzel
Zu unserer zehnten Dienstags-Werkstatt laden wir Dirk Reimes ein.
12.10.2021, 19 Uhr
Die Veranstaltung findet in Präsenz im Künstlerhaus statt.
Dirk Reimes
ist Bildender Künstler und lebt und arbeitet zwischen Brüssel und Stuttgart. Seine Praxis speist sich aus einer kontinuierlichen Feldforschung am Alltäglichen und Gewöhnlichen. Methoden und Werkzeuge dieser Forschung sowie Formen und Formate der Ergebnisse sind weit gefächert und umfassen Bilder, Objekte und Texte. In der Dienstags-Werkstatt wird er sein aktuelles Buch “sous un ciel partagé entre nuages et éclaircies” vorstellen, dem eine einjährige Recherche in Brüssel zugrunde liegt und das Autobiographie mit Fiktion, alltägliche Erlebnisse mit gefundenen Zeitzeugnissen verknüpft.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Seit den 1980er Jahren ist Andrea Fraser dafür bekannt, Arbeiten zu schaffen, die soziale und psychologische Strukturen mit analytischer Schärfe, schneidendem Humor und Pathos befragen. Während Frasers Arbeit häufig mit kritischen Untersuchungen von Kunstinstitutionen assoziiert wird, widmen sich ihre Performances seit Mitte der 2000er Jahre der Erforschung von Schnittstellen zwischen soziopolitischen und psychologischen Strukturen sowie deren Rolle in der Produktion und Reproduktion von individueller Identität, Gruppenidentität und gesellschaftlichen Systemen. Frasers Einzelausstellung im Künstlerhaus Stuttgart stellt diese Untersuchungen anhand dreier auf Performances beruhenden Videoinstallationen in den Mittelpunkt: Projection (2008), Men on the Line: Men Committed to Feminism, KPFK, 1972 (2012/2014) und ihre neue zentrale Arbeit This meeting is being recorded (2021), eine achtundneunzigminütige Videoarbeit, die die Prozesse und Entstehung von Rasse, Gender und Alter innerhalb einer intergenerationalen Gruppe von sieben selbst als weiß identifizierten Frauen untersucht.
Formal gesehen bilden die Arbeiten Projection, Men on the Line und This meeting is being recorded zwar keine Trilogie. Sie sind jedoch klar durch ihren Prozess, ihre Methode und formale Strategie miteinander verbunden. Alle drei Arbeiten bauen auf der vielstimmigen Performance-Praxis auf, die Fraser seit den frühen 1990er Jahren entwickelt hat. Alle drei Arbeiten sind vor schwarzem Hintergrund aufgenommen und in Lebensgröße projiziert, um die Erfahrung des mit der Performerin in einem Raum Seins zu evozieren. Alle drei Arbeiten sind direkt in die Kamera performt, um Betrachter*innen in die Gespräche einzubinden. Alle drei Arbeiten beruhen auf Aufnahmen von Gesprächsformen mit hohem emotionalem Einsatz, die üblicherweise im Privaten stattfinden, die Fraser aber in den öffentlichen Raum verschiebt. Und alle drei Arbeiten beruhen auf Frasers Verständnis künstlerischer Performance als Praxis der Erfassung und Rahmung von Prozessen der Internalisierung und Projektion, der Inkorporation und Inszenierung, durch die sich das Soziale und das Psychologische bei der Produktion und Reproduktion von sozialer Identität, Gruppen und Institutionen überschneiden. In einer Kombination aus rigorosen Untersuchungen und intimer Selbstdarstellung untersucht Fraser, wie künstlerische, intellektuelle und politische Positionen von emotionalen Bedürfnissen angetrieben werden und wie psychologische Kräfte soziale und politische Strukturen sowohl formen als auch von ihnen geformt werden.
This meeting is being recorded: Andrea Fraser wird organisiert von der Kuratorin Rhea Anastas und Eric Golo Stone, dem künstlerischen Leiter des Künstlerhaus Stuttgart.
Der vollständige Text zur Ausstellung kann im oben genannten Pamphlet nachgelesen werden.
Die Videoarbeiten in der Ausstellung werden nur in englischer Sprache gezeigt. Allerdings können die Performanceskripte von Projection und Men on the Line in englischer und deutscher Sprache auf Nachfrage bei den Vermittler:innen eingesehen werden.
Bitte beachten Sie, dass für den Ausstellungsbesuch sowie alle Veranstaltungen der Reihe ein Nachweis über Genesung oder vollständige Impfung erforderlich ist. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Veranstaltungstermine:
28/09/2021 (19 Uhr):
Andrea Fraser hält einen öffentlichen Vortrag im Auditorium der ABK Stuttgart und diskutiert anschließend mit der Kuratorin Rhea Anastas
(eine Anmeldung per E-Mail an veranstaltungen(at)abk-stuttgart.de ist aufgrund beschränkter Kapazitäten notwendig)
01/10/2021 (nur für Studierende):
Andrea Fraser leitet einen Workshop mit Studierenden des Masterprogramms Körper, Theorie und Poetik des Performativen der Fachgruppe Kunst im Heusteigtheater der ABK Stuttgart
16/10/2021 (15 Uhr):
Öffentliche Ausstellungsführung im Künstlerhaus Stuttgart mit Eric Golo Stone, künstlerischer Leiter des Künstlerhaus Stuttgart
12/02/2022 (15 Uhr):
Öffentlicher Workshop am Künstlerhaus Stuttgart mit Kurator und Psychotherapeut Jamie Stevens und Alex Davidson
19/03/2022 (15 Uhr):
Öffentlicher Workshop am Künstlerhaus Stuttgart mit Nikita Gale
Fri, Sa, So (12–18 Uhr):
Künstlerhaus Vermittler*innen führen öffentliche Diskussionen in der Ausstellung
Frasers neue Arbeit This meeting is being recorded (2021) wird vom Hammer Museum und dem Künstlerhaus Stuttgart koproduziert. Die Produktion wurde durch ein Stipendium der Mike Kelley Foundation unterstützt, die auch die Ausstellung Hammer Projects: Andrea Fraser (Hammer Museum, Los Angeles, 2019), eine Präsentation von Men on the Line (2019) und die Veröffentlichung von Andrea Fraser: Collected Interviews, 1990-2018, herausgegeben von Fraser, Rhea Anastas und Alejandro Cesarco (New York und London: A.R.T. Press und Koenig Books, 2019), gefördert hat.
In Zusammenarbeit mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und mit der großzügigen Unterstützung von:
collectively uncurated
mit
Beria Altinoluk, Joannie Baumgärtner, Begleitbüro SOUP, Ulrich Bernhardt, Bureau Baubotanik, Lennart Cleemann, Armin Chodzinski, Ania Corcilius, Theo Dietz, Eva Dörr, Janis Eckhardt, Alba Frenzel, Peter Hauer, Herbordt/Mohren, Yvette Hoffmann, Hannelore Kober, Justyna Koeke, Paul Kramer, Otto Kränzler, Caro Krebietke, Björn Kühn, Marlon Lanziner & Valentino Berndt, Maximilian Lehner, Matteo Locci, Matthias Megyeri, Lena Meinhardt, Elmar Mellert, Boris Nieslony, n.n.n. collective, Romy Range, Yara Richter, Jasmin Schädler, Ursula Scherrer, Anna Schiefer, Fender Schrade, Mira Simon, Michael Stockhausen, Başak Tuna, Helen Weber, Heidemarie von Wedel, Olav Westphalen, Georg Winter
et al
Täglich: Tischgespräche ab 18 Uhr im Künstlerhaus – Performances im Stadtraum – Ausstellung
Vor genau 40 Jahren, vom 01. bis 30. September 1981, lud das Künstlerhaus Stuttgart unter der Leitung von Ulrich Bernhardt zum künstlerischen Gruppenprojekt KONZIL mit 57 lokalen und 19 internationalen Künstler:innen ein. An einem 40qm großen Tisch wurden jeden Abend Fragen zur Zusammenarbeit, zum künstlerischen Austausch, zu inhaltlichen, politischen, formalen und sozialen Aspekten ephemerer und Performancekunst diskutiert. Ergänzt wurde das Projekt durch Aktionen und Veranstaltungen im Stadtraum. Aus dem KONZIL heraus hat der Künstler Boris Nieslony 1981 das weltweit erste Perfomancekunst-Archiv entwickelt, „die Schwarze Lade“ (Black Kit).
40 Jahre später holt das Künstlerhaus Stuttgart das KONZIL zurück nach Stuttgart und schlägt die Brücke zu aktuellen Themen, Debatten und Diskursen. Im Rahmen einer zweiwöchigen Veranstaltung wird das historische Konzil in Form einer archivarischen Ausstellung mit einem Performanceprogramm und täglichen Gesprächsrunden verknüpft.
Neun Künstler:innen wurden im Rahmen eines Open Calls ausgewählt, um im Stuttgarter Stadtraum Performances zu präsentieren. Joannie Baumgärtner, Theo Dietz, Justyna Koeke, Paul Kramer, Caro Krebietke, Matthias Megyeri, Ursula Scherrer und Başak Tuna & Matteo Locci werden an unterschiedlichen Orten in Stuttgart wie Sternwarte, Rosensteingarten oder auch am Neckar Performances durchführen. Im Anschluss an die einzelnen Aktionen laden wir jeden Abend ab 18 Uhr zum Austausch mit wechselnden Gästen und gemeinsamen Essen ins Künstlerhaus ein.
Alle Abendveranstaltungen finden im 4. Stock des Künstlerhauses statt, wo auch die Ausstellung mit historischem Material aus dem Black Kit Archiv von Boris Nieslony zu sehen ist. Dokumente, Fotografien, Plakate und Videomaterial, unter anderem von Künstler:innen, die 1981 im Künstlerhaus und in Stuttgart aktiv waren, geben einen Einblick in die Bedeutung des Archivs und stellen die aktuellen Performances in einen historischen Kontext.
Die Ausstellung Permanente Performance – 40 Jahre Konzil ist vom 31.08. bis 12.09.2021 Dienstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Programm
Montag, 30. August 2021, 18 Uhr
Eröffnung
Grußwort: Ania Corcilius, 1. Vorsitzende, Künstlerhaus Stuttgart
Grußwort: Dr. Fabian Mayer, Erster Bürgermeister, Bürgermeister Referat Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht
Einführung: Ulrich Bernhardt (Mitgründer und 1. Künstlerischer Leiter, Künstlerhaus Stuttgart / Organisator Konzil, 1981); Boris Nieslony (Gründer Performance Art Archiv „Die Schwarze Lade“ / Organisator Konzil, 1981)
Einführung: Anna Schiefer, 2. Vorsitzende, Künstlerhaus Stuttgart
Dienstag, 31. August 2021
Theo Dietz
How to build fishing rods
Ort: Künstlerhaus Innenhof
Zeit: 16 Uhr
Ein Vortrag über sogenannte Fehlwurfhaken, die zum Fischen in Müllcontainern praktisch sein können, und wie diese gebaut werden. Mülltrennung wird zur künstlerischen Handlung und Haltung.
Theo Dietz setzt sich in seinen medienübergreifenden Projekten mit Orten in ihren sozialen, materiellen und politischen Dimensionen auseinander und stellt diesen seine eigenen postironischen Utopieräume entgegen. Er war mit Performances u.a. bei der 15. Istanbul Biennale und der Manifesta11 beteiligt. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit arbeitet Dietz als Müllmann.
Tischgespräch ab 18 Uhr im Künstlerhaus
Gast: Armin Chodzinski
Armin Chodzinski verhandelt das Beziehungsgeflecht zwischen Kunst und Wirtschaft in Performances, Lectures und Ausstellungen. Seine Praxis bewegt sich zwischen Vermittlung, Selbstexperiment und Forschung, die er sowohl in Theatern und Ausstellungsräumen als auch im Radio und Fernsehen weiterentwickelt.
Mittwoch, 1. September 2021
Caro Krebietke
MISSING!
Ort: Haupteingang Schloss Rosenstein, Naturkundemuseum Stuttgart, Rosenstein 1, 70191 Stuttgart
Zeit: 15 bis 17 Uhr
Der dramatische Rückgang der Insektenvielfalt Süddeutschlands ist das Thema der Performance MISSING!. Tiere, die uns durch viele Jahrhunderte begleitet haben, verschwinden fast unbemerkt, in den letzten Jahren mit besorgniserregender Geschwindigkeit.
MISSING! ist eine Kooperation mit dem Naturkundemuseum Stuttgart.
Die Themen ihrer Projekte findet Caro Krebietke im Dialog mit der Umwelt. Spuren, Geschichten und Verknüpfungen sind die Ausgangspunkte ihrer performativen Interventionen. Alltägliche Orte verwandeln sich so in Schauplätze besonderer Ereignisse. Fast immer besteht ein Bezug zu historischen oder aktuellen politischen Fakten.
Tischgespräch ab 18 Uhr im Künstlerhaus
Gäste: Bureau Baubotanik
Bureau Baubotanik steht für die Integration der Lebensprozesse unserer pflanzlichen Umwelt in die Architektur. 2017 hat das Bureau die künstlerische Leitung des „Theatre of the Long Now“ übernommen, das verspricht, auf einer Brachfläche in Stuttgart eine mindestens 100 Jahre andauernde Natur-Theater-Aufführung stattfinden zu lassen.
http://www.bureau-baubotanik.de
Donnerstag, 2. September 2021
Paul Kramer
Song Cycle 150
Live Studioaufnahmebox Recording
Ort: Audiowerkstatt, Künstlerhaus Stuttgart
Zeit: 15 bis 18 Uhr
Paul Kramer knüpft an mit einer Live-Aufnahme von Song Cycle No. 150, seinem Archiv von selbst vorgetragenen musikalischen Fragmenten, die in einer Sitzung aufgenommen werden – ohne Noten, ohne Liedtexte. Eine Arbeit an den persönlichen und kollektiven Ohrwürmern bedeutet außer dem Vortragen von allerlei Musik und Nichtmusik (Klingeltöne, Tierlaute, Maschinentöne), das Recherchieren von Titeln und dessen Scheitern in Form der „Mystery Tracks“. Neben der Live-Aufnahme in der Studioaufnahmebox des Künstlerhauses wird dem Publikum die Möglichkeit gegeben, die „Mystery Tracks“ (also die, die Paul Kramer nicht kennt) anzuhören, und zu identifizieren, sowohl über Hörstationen sowie online über Sound Cloud. (https://soundcloud.com/paul-kramer-10)
Tischgespräch ab 18 Uhr im Künstlerhaus
Gäste: Otto Kränzler, Eva Dörr & Lena Meinhardt
Eva Dörr und Lena Meinhardt sind aktuell Atelierstipendiatinnen im Künstlerhaus Stuttgart und arbeiten seit 2019 als Künstlerinnenduo zusammen. Ihre Arbeiten begegnen sich im Feld der Soundinstallation.
Otto Kränzler, Musiker und Tonmeister, studierte an der Universität und Musikhochschule Stuttgart und war als freier Mitarbeiter im Studio für Elektronische Musik des WDR Köln unter Karlheinz Stockhausen und Mauricio Kagel tätig. Er ist Mitbegründer der Audio-Werkstatt am Künstlerhaus Stuttgart.
Freitag, 3. September 2021
Joannie Baumgärtner
Bat Shit Crazy
Treffpunkt: Eingang Leuze, Am Leuzebad 2a, 70190 Stuttgart
Zeit: 15 Uhr
Bat Shit Crazy widmet sich einem zentralen Rohstoff der frühen Globalisierung: Guano, der von den Industrienationen als Dünger geschätzt und in der ganzen Welt abgebaut wurde. Die Performance verbindet Archivmaterial, Tagebucheinträge und Gedichte mit Field Recordings und elektronischer Musik.
Joannie Baumgärtner arbeitet seit 2010 zwischen Bildender Kunst, Schriftstellerei und Philosophie. Joannie identifiziert sich als nichtbinär und benutzt sie/ihnen als Pronomen. Ihre Performances setzen Sound-Art, Spoken-Word, kritische Theorie und Kulturgeschichte miteinander in Verbindung.
www.jbaumgaertner.com
Tischgespräch ab 18 Uhr im Künstlerhaus
Gast: Fender Schrade
Fender Schrade setzt sich musikalisch, performativ, in Installationen, technischen Erfindungen und live Soundengineering mit Transgenderidentitäten und -verkörperungen im Kontext größerer kulturgeschichtlicher Narrative auseinander. Mit dem Künstler:innenkollektiv NAF bespielt er* Theaterbühnen genauso wie den öffentlichen Raum.
Samstag, 4. September 2021
Peter Hauer
Der Stuhl ohne Eigenschaften
Performance Workshop
Ort: Künstlerhaus Stuttgart und im Stadtraum
Zeit: 16:30 Uhr
Besondere Vorkenntnisse oder Fähigkeiten sind nicht nötig. Anmeldung per E-Mail unter info@kuenstlerhaus.de
In dem Workshop geht es um die Problematik der Domänenabhängigkeit in Bezug auf den Körper, Bewegung und Umgebung. Das Problem der Domänenabhängigkeit beschreibt das Phänomen, dass wir Sachen ausschließlich aufgrund bestimmter Annahmen über Ihre Eigenschaften oder Kontexte wahrnehmen, und dadurch blind werden für eine Vielzahl von anderen Möglichkeiten. Diese Sachen können Gegenstände, Ort oder Zeit sein, aber auch Handlungen selbst, oder ein sozialer Kontext. Wir werden uns damit beschäftigen, wie man verschiedene Strategien verkörpern kann, um mit diesem Problem umzugehen.
In seiner Arbeit beschäftigt sich Peter Hauer mit Bewegung im weitesten Sinn. Vom Körper als Werkzeug und Werkstätte von Wahrnehmung, Ausdruck und Funktion, bis zur Bewegung als Medium von Kultur und Wissensproduktion. Mit seinem interdisziplinären Ansatz entwickelt er neue Perspektiven und verbindet, was vermeintlich nicht zusammenpasst.
Tischgespräch ab 18 Uhr im Künstlerhaus
Gast: Olav Westphalen
Olav Westphalen ist ein deutsch-amerikanischer Künstler, in dessen Werk die Ausdrucksformen von Spiel, Unterhaltung und Cartoons eine zentrale Rolle spielen. Seine Aktivitäten zielen darauf ab, kulturelle blinde Flecken und Scheinheiligkeiten in seinen unmittelbaren sozialen und kulturellen Umfeldern aufzuzeigen.
Sonntag, 5. September 2021
Von und mit: Lennart Cleemann, Eva Dörr & Lena Meinhardt, Janis Eckhardt, Alba Frenzel, Marlon Lanziner & Valentino Berndt, n.n.n. collective (Susanne Brendel, Julia Schäfer & Jasmin Schädler), Helen Weber
CKonvention
Ort: Atelieretage, 3. Stock, Künstlerhaus Stuttgart
Zeit: Zwischen Kirche und Tatort
11:00 Uhr Frühschoppen (n.n.n. collective)
12:00 Uhr Brunch (Eva Dörr & Lena Meinhardt)
14:00 Uhr Ausflug (Janis Eckhardt, Helen Weber)
15:30 Uhr Kaffee & Kuchen (Lennart Cleemann)
17:00 Uhr Stadt, Land, Fluss (Alba Frenzel)
Mittwoch, 8. September 2021
Justyna Koeke
Stadtaufhübschungsmaßnahmen
Treffpunkt: Schiffmann-Brunnen Trinkbrunnen, Badstraße 31D, 70372 Stuttgart
Zeit: 15:00 Uhr
Anmeldung per E-Mail unter info@kuenstlerhaus.de
Justyna Koeke sucht vermeintliche Unorte in Stuttgart auf, mit vorgefundenen und gesammelten Plastikmüll baut sie mit den Teilnehmer:innen Vasen, füllt diese mit Wasser und Blumen aus der Umgebung. Diese Intervention des “Aufhübschens” soll an die Komplexität des Umgangs mit Fortschritt und den Erhalt der Natur erinnern.
Als Künstlerin sucht Justyna Koeke vor allem die Berührung von Kunst und Wirklichkeit. Aus diesem Grund verlagert sie ihre performativen Arbeiten häufig in den öffentlichen Raum, was aber auch bedeutet, die Komfortzone des geschulten und gezähmten Kunstpublikums zu verlassen und so unmittelbare und intime Momente zu erzeugen. Viele ihrer selbst initiierten Projekte bewegen sich an der Schnittstelle zu politischem Aktivismus – gerade in diesem Bereich wird Kunst nahbar, hier ist die Auseinandersetzung mit verschiedenen Akteur:innen essentiell.
Inhaltlich setzt sich ihre Arbeit mit feministischen und sozialpolitischen Themen auseinander: Frauenrechte, Bürgerpartizipation, Nachhaltigkeit, Selbstbestimmung und Urbanität spielen eine entscheidende Rolle in vielen meiner Arbeiten.
Tischgespräch ab 18 Uhr im Künstlerhaus
Gäste: Beria Altinoluk, Elmar Mellert
Beria Altinoluk und Elmar Mellert machen aus Stuttgarter Sperrmüllfunden spontane Interventionen im Stadtraum.
Beria Altinoluk studierte Medienphilosophie und Kunstwissenschaft an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Elmar Mellert ist neben seiner Tätigkeit als DJ Mitglied der elektronischen Musikgruppe Rework.
Donnerstag, 9. September 2021
Matthias Megyeri
Innerer Frieden, Pusteblume, 77/2021
Ort: Königstraße 5 (Höhe Marstallstr.), »Pusteblume-Brunnen« (B. Woodward, G. Behnisch, 1977), 70173 Stuttgart
Zeit: 14 bis 17 Uhr (Dauer 180 Minuten)
Sechs vom Künstler engagierte SicherheitsdienstmitarbeiterInnen (SDM’s) positionieren sich 180 Minuten lang, im gleichen Abstand zueinander, mit dem Rücken zum Brunnen. Höchstens 3 der 6 SDM’s sitzen über den Zeitraum hinweg gleichzeitig auf dem Ring aus Muschelkalk.
Der Konzeptkünstler Matthias Megyeri erforscht in seiner Praxis die kulturellen, sozialen und psychologischen Aspekte der visuellen Erscheinung von Schutz und Sicherheit. Die Arbeiten aus seiner Serie Sweet Dreams Security® verbinden zum Beispiel unser Bedürfnis nach Sicherheit mit dem gleichzeitigen Verlangen nach Harmonie und Schönheit. So werden Abgrenzungen, wie Zäune, Metallgitter, Vorhängeschlösser, Stacheldraht und Ketten zu liebenswürdigen Objekten. Megyeri realisiert seit 20 Jahren international standortbezogene Kunst am Bau wie auch im öffentlichen Raum. Seine Installationen beziehen sich immer auf den jeweilig ortsspezifischen Kontext in dem sie wirken.
www.matthiasmegyeri.net / Instagram: @matthiasmegyeri
Tischgespräch ab 17 Uhr im Künstlerhaus
Gäste: Begleitbüro SOUP
Harry Walter und Ulrich Bernhardt sprechen über das Kunstprojekt BRASILIEN und dessen partizipative Vorgeschichte. Im Anschluss Ausflug zum Hauptbahnhof.
Begleitbüro SOUP ist eine 2009 von den Künstler:innen Ulrich Bernhardt, Steffen Bremer, Michael Gompf, Kurt Grunow, Andreas Mayer-Brennenstuhl, Karin Rehm und Harry Walter gegründete künstlerische Formation, die urbane Prozesse einer Langzeitbeobachtung unterzieht und in Form von Ausstellungen, Interventionen, Publikationen und performativen Wanderungen der Öffentlichkeit zugänglich macht.
www.begleitbuero.de
Freitag, 10. September 2021
Ursula Scherrer
Can you see me
Treffpunkt: Schillerplatz, Am Fruchtkasten 3, 70173 Stuttgart
Zeit: 15 Uhr
Treffpunkt: Landtag, Konrad-Adener-Straße 3, 70173 Stuttgart
Zeit: 16:30 Uhr
Wir versuchen gesehen zu werden indem wir uns Gehör verschaffen.
Wir versuchen uns Gehör zu verschaffen indem wir gesehen werden.
Was zuerst wie ein Spiel wirkt wird zu einem verzweifelten Versuch gehört zu werden, gesehen zu werden.
Die poetische Qualität von Ursula Scherrers Arbeit zieht die Betrachter:in in das Seiende hinein und lässt sie in ihre eigenen Geschichten sinken. Ursula Scherrers Weg begann mit Tanz und Choreografie und führte weiter zu Fotografie, Video, Text, Mixed Media, Performance Art. Sie wurde 1966 in der Schweiz geboren und lebte von 1988 bis 2019 in New York.
Tischgespräch ab 18 Uhr im Künstlerhaus
Gäste: Ulrich Bernhardt, Heidemarie von Wedel
Ulrich Bernhardt, Künstler und ehemaliger Leiter des Künstlerhaus Stuttgart, beschäftigt sich seit 1973 mit Film und Video, Video- und Rauminstallationen und mit Raum-Zeit-Phänomenen in der Fotografie. Seine Arbeiten umfassen Panoramen, Fotosequenzen und Filmfriese, lichtkinetische Objekte und Skulpturen. Heidemarie von Wedel und Ulrich Bernhardt reden über offene Arbeitssituationen und Kooperationen.
Heidemarie von Wedel, Künstlerin und Verlegerin, schleicht sich mit ihren Fotos in den Alltag hinein. Sie produziert ein ständig wachsendes Archiv von Bildern, deren Ziel nie das Einzelbild, die Präsenz eines ikonischen Tafelbildes ist, sondern eher ein assoziatives Rauschen im Ablauf einzelner Momente des Gesehenen, Erlebten, Erhaschten.
Samstag, 11. September 2021
Başak Tuna & Matteo Locci & Maximilian Lehner
Downtown daydreaming–Upward public walk
Treffpunkt: Ecke Marienstraße/Paulinenstraße, 70178 Stuttgart
Zeit: 16 Uhr (Dauer ca. 90 Minuten)
Anmeldung per E-Mail unter info@kuenstlerhaus.de
Ein Spaziergang durch die Stadt mit dem Kopf in den Wolken, ausgerüstet mit einer 90-Grad-Winkelspiegelbrille. Die Wolkenbeobachtung sucht weder nach Symbolen noch nach spiritueller Weissagung. Vorerst genießen wir es, keine Entscheidung zu treffen, und lassen wie desillusionierte Aeromancer die Wolken über unseren Blick treiben.
Tuna-Locci ist ein Künstlerduo, das die sichtbaren und unsichtbaren Formen der Beziehungskunst erforscht. Başak Tuna ist eine kritische Raumkünstlerin aus der Türkei, die in ihrer Arbeit über die Ontologie von Netzwerken und Machtbeziehungen spekuliert.
Matteo Locci ist ein Multimedia-Künstler mit einem architektonischen Hintergrund. Die meisten seiner Forschungen führt er mit und dank des römischen interdisziplinären Kollektivs ATI suffix durch.
www.matteolocci.com, Instagram: @basak.tuna / @ma_l3h
Tischgespräch ab 18 Uhr im Künstlerhaus
Gast: Georg Winter
Georg Winter lebt in Saarbrücken, Stuttgart und Budapest. Kennzeichnend für Georg Winters künstlerische Praxis sind temporäre Laboratorien, urbane Situationen, Self Organizing Performances, Forschungsprojekte in einem fächerübergreifenden Arbeitsfeld.
ab 21 Uhr
musikalischer Ausklang
Sonntag, 12. September 2021
Herbordt/Mohren
Ort: Künstlerhaus Stuttgart
Zeit: ab 12 Uhr
Melanie Mohren und Bernhard Herbordt (Die Institution) sind Absolvent:innen der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen. Seit 2000 erarbeiten sie interdisziplinäre Arbeiten im Grenzbereich der darstellenden Künste. Sie arbeiten an einem erweiterten Theaterbegriff und seit 2012 in unterschiedlichen Formaten und Medien zu Institutionen und ihrer Aktualisierung.
In ihrer Arbeit greifen Herbordt / Mohren die Idee des Performance-Archivs auf. Eine Sammlung von Dokumenten, und Videos zur jüngeren Performancegeschichte ist im Schaudepot in Stuttgart einsehbar.
Die Jury, die die neun Künstler:innen ausgewählt hat, setzte sich zusammen aus: Ulrich Bernhardt (Mitgründer und erster Künstlerischer Leiter des Künstlerhaus Stuttgart/Organisator des Konzils 1981); Ania Corcilius (Vorstand), Yvette Hoffmann (Beirat), Björn Kühn (Beirat), Jasmin Schädler (Beirat), Anna Schiefer (Vorstand).
Mit freundlicher Unterstützung von
je ralentis ralentissais ralentirai —
Lena Meinhardt und Eva Dörr zeigen aktuelle Arbeiten in der Atelieretage des Künstlerhauses Stuttgart. Es werden unterschiedliche Arbeitsstände aus den Bereichen Sound und Video zu sehen sein, die mit Mustern von Zeit und Zeitgefühl experimentieren.
Öffnungszeiten
Fr. 30.07.21 18.00 – 21.00
Sa. 31.07.21 12.00 – 20.00
So 01.08.21 12.00 – 20.00
Während der zweitägigen Veranstaltung Reconsidering Institutional Conduct (Almost Everything Still Remains to be Done) am Künstlerhaus Stuttgart kommt eine Gruppe Künstler:innen zusammen, um Richtlinien für einen rechtswirksamen Verhaltenskodex zu entwerfen. Auf Basis verschiedener kritischer Perspektiven wird die Gruppe spezifische Überlegungen anstellen und Vorschriften konzipieren, die einem internen Prozess als Grundlage dienen, den die Leitungsgremien des Künstlerhaus Stuttgart aktuell durchlaufen, um den ersten Verhaltenskodex in der Geschichte der Institution auszuarbeiten und umzusetzen.
Die Veranstaltung untersucht die Art und Weise, wie Kunstinstitutionen ihre unmittelbaren sozialen und Arbeitsbedingungen gestalten. Dabei bezieht sie sich auf das Künstlerhaus Stuttgart als responsive institutionelle Fallstudie und ermöglicht gleichzeitig die Auseinandersetzung mit der Erfahrung, gemeinsam an politischen Inhalten und in kollaborativen Führungsstrukturen zu arbeiten. Darüber hinaus hinterfragt die Veranstaltung die gängige Erwartungshaltung an künstlerische Arbeit als rein auf inhaltliche Ergebnisse fokussiert, indem sie Künstler:innen als zentrale Impulsgeber:innen für institutionelle Politik in den Mittelpunkt rückt. Tatsächlich geht es in dem Prozess, einen Verhaltenskodex zu erstellen, darum, das Ausmaß anzuerkennen, in dem Künstler:innen die gelebten Beziehungen und Arbeitsbedingungen definieren, unter denen sie ihre Arbeit produzieren und verbreiten.
Sobald der Verhaltenskodex vollständig umgesetzt ist, wird er sowohl intern als auch nach außen als Richtlinie wirken, die alltägliche, spezifisch für das Künstlerhaus Stuttgart gültige Überlegungen beinhaltet, aber auch auf andere Institutionen übertragbare Modelle anbietet, die die im Kunstsektor allgemein vorherrschenden ausbeuterischen, diskriminierenden und enteignenden Praktiken in Frage stellen. Obwohl das deutsche Kunstvereinssystem dafür bekannt ist, den Aufbau rechtskräftiger Strukturen, die künstlerisches Schaffen regeln, besonders zu fördern, ist noch viel Arbeit hinsichtlich dessen zu tun, wie diese Strukturen ein gerechtes, inklusives und tatsächlich diverses Feld künstlerischer Produktion garantieren können. Während sich Verhaltenskodizes auf bestehenden Rechtsschutz für Arbeitnehmer:innen und das Publikum berufen, geht solch ein Dokument doch viel weiter, indem es Bedingungen und Einspruchsmöglichkeiten beinhaltet, die spezifischer als die vom Gesetz vorgeschriebenen sind. Gemeinsame Neu-Überlegungen darüber anzustellen, was diese spezifischen Prinzipien und ihre Effekte ausmacht, ist genau das, wofür diese Veranstaltung Raum gibt.
Reconsidering Institutional Conduct (Almost Everything Still Remains to be Done) versammelt mit Heba Y. Amin, Grayson Earle, Irena Haiduk, Clara Sukyoung Jo, Sandrine Micossé-Aikins, Anike Joyce Sadiq, Anna Schiefer, Bea Schlingelhoff, Ülkü Süngün, und Stefan Wäldele eine internationale Gruppe herausragender Künstler:innen und Kulturschaffender. Um einen realisierbaren Verhaltenskodex zu entwerfen, beraten die eingeladenen Praktiker:innen Vertreter:innen des Künstlerhaus Stuttgart – dazu zählen der Vorstand, der künstlerische Beirat und die Vereinsmitglieder, die mehrheitlich selbst praktizierende Künstler:innen sind – und arbeiten direkt mit ihnen zusammen. Die zweitägige Veranstaltung aus gerichteter Gruppenarbeit und Diskussion findet öffentlich statt und lebt somit eine Kultur der Transparenz rund um die Arbeit hinter der Bühne, die üblicherweise hinter geschlossenen Türen stattfindet. Die Besuchskapazität wird jedoch entsprechend den aktuell gültigen Maßnahmen zur weiteren Eindämmung des Corona-Virus beschränkt. Das Programm wird in englischer Sprache stattfinden, eine deutsche Übersetzung gibt es auf Nachfrage.
Ablauf:
*Die einzelnen Sessions bilden sich um die eingeladenen Künstler:innen. Zusätzliche Vortragende sind in den jeweiligen Beschreibungen aufgeführt. Das Publikum ist zur Teilnahme an allen Sessions eingeladen, wird jedoch gebeten, Fragen und Kommentare nur in den als „offene Diskussion“ gekennzeichneten Programmteilen einzubringen.
Sonntag, 25. Juli
15.00 – 15.30 Uhr
Intro Session
Vortragende: Eric Golo Stone, Künstlerischer Leiter Künstlerhaus Stuttgart
– Willkommen, Vorstellungsrunde und Veranstaltungsablauf
15.30 – 17.00 Uhr
Session 1
Vortragende: Eric Golo Stone mit Anna Schiefer, Künstlerin, Wissenschaftlerin und KHS Vorstandsmitglied (offene Diskussion)
– Ziel und Nutzen des CoC über anwendbares Recht hinaus
– Zusammenfassung gängiger Richtlinien der CoCs anderer Organisationen und spezifische Richtlinien des aktuellen
CoC-Entwurfs für das KHS
17.00 – 17.30 Uhr
Pause
17.30 – 19.00 Uhr
Session 2
Vortragende: Sandrine Micossé-Aikins, Direktorin Diversity Arts Culture, Berlin
– Richtlinien für Anti-Diskriminierung, Anti-Rassismus, Gerechtigkeit, Diversität und Inklusion
19.00 – 19.30 Uhr
Pause
19.30 – 20.30 Uhr
Session 2 Follow-up (offene Diskussion)
20.30 Uhr –
Essen und Getränke
Montag, 26. Juli
10.00 – 11.30 Uhr
Session 3 (offene Diskussion)
Vortragende: Grayson Earle, Gründer von Artists for Workers, New York
Moderation: Anna Schiefer
– Faire Arbeitspraktiken und Arbeitnehmer:innenrechte
– Arbeitsbedingungen
11.30 – 12.00 Uhr
Pause
12.00 – 13.00 Uhr
Session 4
– Compliance, Beratung, Ombudsprogramm und Beschwerdeprozess
– Rechts- und außerrechtliche Wirksamkeit
13.00 – 14.00 Uhr
Mittagspause
14.00 – 15.30 Uhr
Session 5 (offene Diskussion)
– Zusätzliche Richtlinien
– Anhang und Beilage
15.30 Uhr Veranstaltungsende
Vielen Dank an: Ania Corcilius, Juliane Gebhardt, Yvette Hoffmann, Björn Kühn, Florian Model, Daniel Niccoli, Monika Nuber, Regine Pfisterer, Romy Range, Jasmin Schädler, Anna Schiefer, Damaris Wurster
Deutsche Übersetzung von Programmtext und Ablaufplan: Johanna Schindler
Die Veranstaltung wurde mit freundlichen Unterstützung der Stiftung Kunstfonds im Rahmen von NEUSTART KULTUR realisiert.
Die Atelierstipendiaten Marlon Lanziner und Valentino Berndt (MAVA) präsentieren am Freitag, den 16.07. ab 16 Uhr ihre gemeinsame Publikation MAVA erstmals im Künstlerhaus Stuttgart.
Künstlerhaus Stuttgart
Ateliers, 3. OG
Das Wende-Cover MAVA-Buch (von Marlon Lanziner und Valentino Berndt ) wird zum erstes Mal der Öffentlichkeit live in Zusammenhang mit Werken, Objekten, Installationen, Reliefs der letzten Jahren bis jetzt präsentiert. Diese Publikation umkreist Themen, die nicht nur an der Oberfläche der Erde zu sehen sind. Um zu verstehen, wo wir stehen, bedarf es manchmal einer Reise in die Tiefe, weit unter die Schichten. Man könnte sagen, eine Art Reise ins Innere des Erdkerns und wieder zurück, wobei dieser Rückzug künstlerisch in Installationen, Objekten, Reliefs und Gedichten verdichtet wurde und somit in Fragmenten der Realität sichtbar gemacht wird.
Dieses Buch konnte dank der Unterstützung und Kollaboration zahlreicher Menschen, Instanzen, Unternehmen, sowie Kulturvermittler:innen, Sponsor:innen und Spender:innen realisiert werden.
Zu unserer neunten Dienstags-Werkstatt laden wir Anna Schiefer ein.
13.07.2021, 19 Uhr
Nach vielen Online-Veranstaltungen wird diese endlich wieder in Präsenz im Künstlerhaus stattfinden.
Anna Schiefer
ist Künstlerin. Sie studierte Theaterregie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg und Bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Zusammen mit Björn Kühn leitet sie den Verlag für Handbücher (www.verlagfuerhandbuecher.de).
In dieser Dienstags-Werkstatt stellt sie ihre Forschung zum Gegenstand in performativen Zusammenhängen vor. Dabei geht es um das Requisit als zentrales Mittel ihrer künstlerischen Methode. Sie wird anhand eines Granatapfels, eines Dammes, einer Tasse Tee und anderer kollateraler Dinge die narrative Schwerkraft und Eigensinnigkeit des Objektes im performativen Gebrauch herauskehren.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Nach 3 ereignisreichen, dynamischen Monaten mit Ausstellungen, Interventionen, Präsentationen, Kollaborationen und Events geht die Season 1 des temporären Projekt “Satellit Stuttgart” in der Innenstadt zu Ende.
Abschlussveranstaltung: Samstag, den 10.07.21 zwischen 13-20 Uhr in der Königstraße 22
Es gibt eine limitierte Auflage von Satellit T-Shirts (16€) und Taschen (4€) zum Selbstkostenpreis und gekühlte Getränke. Wie immer ist es möglich, sich drinnen und draußen einzufinden.
Wir wollen uns bei allen Beteiligten herzlich bedanken!
Der Epilog mit den SPACE HACKERS startet direkt nach den LINIENSCHAREN ab Mittwoch den 07.07.21, so dass Satellit durchgängig und bis zum Projektende am Samstag, den 10.07.21, 20 Uhr bespielt wird.
Die SPACE HACKERS überführen das Satellit Konzept vom virtuellen in den realen Raum.
Das Künstlerhaus Stuttgart sucht für das Projekt “Permanente Performance – 40 Jahre Konzil” nach künstlerischen Positionen aus dem Bereich der Performancekunst. Künstler:innen und Künstler:innenkollektive sind eingeladen, Konzepte für Performances an von ihnen selbst definierten Orten im Stuttgarter Stadtraum einzureichen. Die Wahl der Orte ist dabei den Künstler:innen freigestellt. Das Künstlerhaus bietet aber Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Ort an.
Die Auswahl der teilnehmenden Künstler:innen für den Zeitraum vom 30. August bis 12. September erfolgt durch eine Jury, bestehend aus Mitgliedern des Vorstandes und Beirates des Künstlerhauses.
Projektzeitraum: 30. August bis 12. September 2021
Bewerbungsfrist: 18. Juli 2021
Honorar: 1.000 EUR
Evtl. Transport-, Material- und Reisekosten können nicht erstattet werden.
Einzureichende Unterlagen: Bewerbungsformular, Projektbeschreibung (max. 2 Seiten), Portfolio und CV
Die Bewerbungsunterlagen bitte in einem pdf (max. 10 MB) per E-Mail an info@kuenstlerhaus.de senden. Nicht fristgerecht eingesendete Bewerbungen bzw. Bewerbungen mit unvollständigen Unterlagen können leider nicht berücksichtigt werden.
Hintergrund
Vor genau 40 Jahren, vom 01.09. bis 30.09.1981, lud das Künstlerhaus Stuttgart unter der Leitung von Ulrich Bernhardt zum künstlerischen Gruppenprojekt KONZIL mit 57 lokalen und 19 internationalen Künstler:innen ein. In diesem Projekt wurden Fragen zur Zusammenarbeit, zum künstlerischen Austausch und zu thematischen Aspekten ephemerer und Performancekunst an einem 40qm großen Tisch täglich um 18 Uhr diskutiert. Ergänzt wurde das Projekt durch Aktionen und Veranstaltungen im Stadtraum. Aus dem Projekt heraus hat der Künstler Boris Nieslony die Schwarze Lade (Black Kit) entwickelt. Die Schwarze Lade archiviert die Dokumentationen von Organisationen, Assoziationen, Artist-Run-Spaces und wichtigste internationale Projekte im Performancebereich seit 1975. Es verweist auf ca. 3800 Künstler:innen, beinhaltet Fotografien, einzelne Performance-Relikte und Aufzeichnungen.
40 Jahre später wird das Künstlerhaus Stuttgart das KONZIL zurück nach Stuttgart und in die Gegenwart holen und den Brückenschlag zu aktuellen Themen, Debatten und Diskursen schlagen. In einem zweiwöchigen Zeitraum soll das historische Konzil in Form einer archivarischen Ausstellung mit einem Performanceprogramm verknüpft werden.
Für die historische Aufbereitung stellt das Black Kit Archiv von Boris Nieslony dem Künstlerhaus Dokumente, Fotografien, Plakate und Videomaterial von Künstler:innen zur Verfügung, die 1981 im Künstlerhaus und in Stuttgart aktiv waren. Parallel lädt das Künstlerhaus Künstler:innen und Künstler: innenkollektive ein, um im Stuttgarter Stadtraum – von Stuttgart West bis Bad Cannstatt, von Zuffenhausen bis Wangen – über einen Zeitraum von vierzehn Tagen Performances zu präsentieren. Im Anschluss an diese Performances wird in mehreren Panels zum gemeinsamen Austausch, zum Diskurs und Miteinander ins Künstlerhaus eingeladen.
Weitere Informationen zur Ausschreibung finden Sie auch hier
Projekt- und Raumstipendium No. 6
Funkenflug
fortlaufendes Arbeiten an der kollektiven Zeichnung
täglich von 10–18 Uhr
Satellit Stuttgart, Königstraße 22, 70173 Stuttgart
Im Herbst 2012 wurde Linienscharen gegründet, eine Plattform für zeitgenössische Zeichnung in Stuttgart. Linienscharen möchte den Diskurs über Zeichnung in Stuttgart lebendig halten und einen Rahmen für Austausch, Vorträge und Präsentationen zu diesem Thema bieten.
Dabei fungiert Linienscharen als ein offenes Forum für Künstler:innen aus Stuttgart und der Region, die sich in ihrer Arbeit mit Zeichnung oder dem Thema Linie in einem anderen Medium beschäftigen.
Das Satellit-Projekt Funkenflug ist als ergebnisoffener Prozess ausgelegt, der über zwölf Tage hinweg den Raum in der Königstraße als Ort sich konzentrierender Zeichnung nutzt. 47 Künstler:innen der Linienscharen werden in dem Projektraum in Zweiergruppen nach und nach aktiv sein und während der gesamten Projektdauer mit zeichnerischen Setzungen auf die räumlichen Gegebenheiten des Raums und des umgebenden Stadtraums reagieren und einen Dialog mit den bereits vorhandenen künstlerischen Interventionen fortführen. Das von den Kolleg:innen begonnene Nachdenken und Erkunden mit Zeichnung und Linie öffnet dabei neue Wege des eigenen Handelns und inspiriert zu unerprobten Herangehensweisen und durch das paarweise Agieren wird der zeichnerische Austausch wiederum das Ergebnis wechselseitiger Gedankenfunken sein.
25. Juni bis 30. Juni 2021
Julia Wenz-Delaminsky mit Barbara Armbruster // AC Klarmann mit Jürgen Klugmann // Elly Weiblen mit Vasiliki Konstantinopoulou // Sabine Fessler mit Alicia Hernandez Westpfahl // Matthias Kohlmann mit Harald Kröner // Kanoko Hashimoto mit Margarete Lindau // Michelin Kober mit Stanislaus Müller-Härlin // Erwin Holl mit Uwe Schäfer // Melanie Grocki mit Stef Stagel // U!!i Berg mit Alexandra Centmayer // Helga Schuhmacher mit Karina Stein // Uta Krauss mit Tobias Greiner
1. Juli bis 6. Juli 2021
Annie Krüger mit Anja Klafki // Karl-Heinz Bogner mit Josephine Bonnet // Sabina Aurich mit Ute Fischer-Dieter // Christian Schiebe mit Doris Erbacher // Nina J Bergold mit Veronika Kergaßner // Monika Schaber mit Rita Schaible-Saurer // Silke Schwab mit Simone Eckert // Werner Degreif // Thora Gerstner mit Heike Grüß // Frauke Schlitz mit Beate Baumgärtner // Maria Grazia Sacchitelli mit Barbara Karsch-Chaïeb // Conny Luley mit Christiane Haag
Mehr über das Projekt Satellit Stuttgart unter:
Instagram: satellit_stuttgart
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Season 1 — Auf der Umlaufbahn
Folgende Künstler:innen und Kollektive wurden für die Satellit Raum- und Projektstipendien 2021 am Schlossplatz ausgewählt:
Episode I
Mi 14.04.21—Mi 28.04.21
Lowland
Episode II
Mi 28.04.21—Mi 12.05.21
Episode III
Mi 12.05.21—Mi 26.05.21
Episode IV
Mi 26.05.21—Mi 09.06.21
Episode V
Mi 09.06.21—Mi 23.06.21
Fünfte Kraft: Min Bark, Mizi Lee, Johanna Mangold, Paula Pelz
Episode VI
Mi 23.06.21—Mi 07.07.21
Linienscharen
SATELLIT STUTTGART ist ein Zusammenschluss von Künstler:innen in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart und gefördert von der Wüstenrot Stiftung im Rahmen der Sonderförderung Kultur trotz Corona.
Die aktuelle Situation bringt für soloselbstständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kulturschaffende viele Herausforderungen mit sich. Satellit Stuttgart soll eine Plattform sein, durch die freie Projekte jetzt sichtbar werden. Wir möchten unser lokales Netzwerk stärken und weitreichende, interdisziplinäre Dialoge generieren.
Wir suchen nach neuen Orten der Kunst im öffentlichen Raum und wünschen uns Kooperation und Kollaboration unterschiedlicher Akteur:innen, um in unserer gegenwärtigen Lebensrealität Kunst weiterhin zu produzieren und erfahrbar zu machen.
Mit Satellit Stuttgart schaffen wir ein neues Format eines temporären, innerstädtischen Kunstraums, zu dem wir professionelle soloselbständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kollektive aus Stuttgart und Umgebung einladen.
Eine leerstehende Ladenfläche in der Stuttgarter Innenstadt wird für 3 Monate (April—Juli) zum temporären Atelier, Ausstellungs- und Galerieraum, zur Interventions- und Experimentierfläche für Kulturschaffende unterschiedlicher Sparten.
Die Projektstipendien werden jeweils für zwei Wochen (14 Tage) an eine/n Künstler:in (oder eine Künstlergruppe/Kollektiv) vergeben.
Projektleitung: Karima Klasen, in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart
Unser Atelierstipendiat Lennart Cleemann zeigt im experimentellen Projektraum Lagune erstmals seine Installation Schaukeln mit Fischen.
Sommerausstellung! Lennart Cleemann (*1990) zeigt in der Lagune erstmals seine Installation Schaukeln mit Fischen, den Versuch einer abstrakten Reproduktion seiner Atelieratmosphäre. Viele Objekte nehmen den Raum ein, überlagern sich räumlich, visuell und verweigern ihre entkoppelte Betrachtung. Ein wichtiges Thema Cleemanns Arbeit ist die Erkundung der Idee von Heimat. Raum und Objekt dienen dabei als skulpturale Kommunikatoren von zwischenmenschlichen Beziehungen.
Besichtigung nach Terminvereinbarung.
Kontakt: lennart.cleemann@web.de
Projekt- und Raumstipendium No. 5
Home in an Eggshell
09. Juni bis 23. Juni 2021
„Home“ (eng.), zu deutsch: Zuhause, Heim, Heimat, Heimstätte
In Zeiten der Corona-Pandemie bekommt der Begriff „Zuhause“ weltweit eine vollkommen neue und prägende Bedeutung. Durch die Isolation sind alle Teile der Gesellschaft zurückgeworfen auf jenen persönlichen Ort, der als „Lebens-Standort“ fungiert und sich eng mit der Identität der jeweiligen Menschen verbindet.
Ist es jedoch so einfach, das „Zuhause“ als schützende, vier Wände zu definieren oder ist dieser Begriff und die damit verbundenen Bedeutungen weitaus vielschichtiger und schwammiger, als dass sie auf eine simple Formel heruntergebrochen werden könnten?
Aber auch mit den Menschen, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen und hier leben, verändert sich die Debatte um diesen Begriff. Es ist von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung, an dieser Stelle in einen neuen Dialog zu treten und festgefahrene und beschriebene Begrifflichkeiten wieder zu diskutieren und zu verhandeln.
Im Rahmen von Kunst und Kultur kann hierfür ein Anstoss gegeben werden. Wir haben unsere Arbeit als Künstlergruppe diesem Bereich gewidmet, da diese Thematik bei uns allen im künstlerischen oder auch im privaten Bereich eine eigene, besondere Rolle spielt.
Termine:
Samstag, 12.06.2021, 11–19:30 Uhr – Eröffnung
Alle Künstler:innen sind anwesend.
Sonntag, 13.06.2021, 15:30–19:30 Uhr
Johanna Mangold ist anwesend.
Donnerstag, 17.06.2021, 15:30–19:30 Uhr
Jan-Hendrik Pelz ist anwesend.
Freitag, 18.06.2021, 15:30–19:30 Uhr
Min Bark ist anwesend.
Samstag, 19.06.2021, 15:30–19:30 Uhr
Min Bark ist anwesend.
Sonntag, 20.06.2021, 15:30–19:30 Uhr
Mizi Lee ist anwesend.
Mehr über das Projekt Satellit Stuttgart unter:
Instagram: satellit_stuttgart
Season 1 — Auf der Umlaufbahn
Folgende Künstler:innen und Kollektive wurden für die Satellit Raum- und Projektstipendien 2021 am Schlossplatz ausgewählt:
Episode I
Mi 14.04.21—Mi 28.04.21
Lowland
Episode II
Mi 28.04.21—Mi 12.05.21
Episode III
Mi 12.05.21—Mi 26.05.21
Episode IV
Mi 26.05.21—Mi 09.06.21
Episode V
Mi 09.06.21—Mi 23.06.21
Fünfte Kraft: Min Bark, Mizi Lee, Johanna Mangold, Jan-Hendrik Pelz
Episode VI
Mi 23.06.21—Mi 07.07.21
Linienscharen
SATELLIT STUTTGART ist ein Zusammenschluss von Künstler:innen in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart und gefördert von der Wüstenrot Stiftung im Rahmen der Sonderförderung Kultur trotz Corona.
Die aktuelle Situation bringt für soloselbstständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kulturschaffende viele Herausforderungen mit sich. Satellit Stuttgart soll eine Plattform sein, durch die freie Projekte jetzt sichtbar werden. Wir möchten unser lokales Netzwerk stärken und weitreichende, interdisziplinäre Dialoge generieren.
Wir suchen nach neuen Orten der Kunst im öffentlichen Raum und wünschen uns Kooperation und Kollaboration unterschiedlicher Akteur:innen, um in unserer gegenwärtigen Lebensrealität Kunst weiterhin zu produzieren und erfahrbar zu machen.
Mit Satellit Stuttgart schaffen wir ein neues Format eines temporären, innerstädtischen Kunstraums, zu dem wir professionelle soloselbständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kollektive aus Stuttgart und Umgebung einladen.
Eine leerstehende Ladenfläche in der Stuttgarter Innenstadt wird für 3 Monate (April—Juli) zum temporären Atelier, Ausstellungs- und Galerieraum, zur Interventions- und Experimentierfläche für Kulturschaffende unterschiedlicher Sparten.
Die Projektstipendien werden jeweils für zwei Wochen (14 Tage) an eine/n Künstler:in (oder eine Künstlergruppe/Kollektiv) vergeben.
Projektleitung: Karima Klasen, in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart
Zu unserer achten Dienstags-Werkstatt tauschen wir die Rolle:
Ronald Kolb wird das Workshop-, Veranstaltungs- und Ausstellungsprojekt „Small Projects for Coming Communities“ vorstellen, welches 2018 in Stuttgart stattgefunden hat und ihm als Skizze eines erweiterten Ausstellungsbegriffs („expanded exhibition“) dient.
Dienstag, 08. Juni 2021, 19 Uhr
https://us02web.zoom.us/j/87291399689?pwd=QkFoNXYzRUZGdlBnbUtXb3hBWjlJZz09
Meeting-ID: 872 9139 9689
Kenncode: 498907
Ronald Kolb
arbeitet als Dozent, Gestalter und Filmemacher in Stuttgart und Zürich. Er studierte Visuelle Kommunikation (MA) an der Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien, Stuttgart und betreibt ein Design- und Forschungsbüro (www.biotop3000.de), das Publikationen und Webdesign entwickelt u.a. für die Kunststiftung Baden-Württemberg, ifa (Institut für Auslandsbeziehungen, Deutschland), Donaueschinger Musiktage, Badischer Kunstverein, ZKM. Von 2009–2015 war er in verschiedenen Lehrtätigkeiten an der Merz Akademie engagiert.
Seit 2017 ist er Ko-Leiter des Postgraduiertenstudiengang Curating (www.curating.org) an der Zürcher Hochschule der Künste. In diesem Zusammenhang ko-organisierte er Ausstellungen (zb.: “Queering the exhibition”) und Konferenzen (u.a. “Decolonizing Art Institutions”, Kunstmuseum Basel, 2017; Contemporary Art Biennials–Our Hegemonic Machines in Times of Emergency, Bucharest Bienniale 2020).
Er ist Mitherausgeber des Webjournals On-Curating.org (www.on-curating.org) und PHD Student des PHD in Practice in Curating, einer Kooperation der ZHDK und der University of Reading.
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Dienstags-Werkstatt
Mit der Dienstags-Werkstatt lädt das Künstlerhaus Künstler:innen oder Kollektive ein, über ihre Arbeitsweisen, Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen aus Stuttgart und Umgebung, oder auf der Durchreise, an alle Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffende usw. und ist offen für alle!
Projekt- und Raumstipendium No. 4
Friedrich Hensen: HUMAN CLOUD
Die Ausstellung HUMAN CLOUD untersucht in einer Rauminstallation über Klang, Bewegtbild, und Wort auf poetische Weise die Frage nach dem Menschsein im digitalen Zeitalter. Wie sehr sind wir Cyborg oder waren es schon immer? Wie sehr sind wir mit der Technologie, Stichwort: Technosphäre, verbunden. Jene Fragen, die sich uns als hollywoodschriftzuggroße Lettern aufbahren: Wir Menschen stellen uns SCI-FI meistens märchenhaft vor. Wieso existieren immer noch keine fliegenden Autos? Oder Hologramme? Wieso existiert immer noch keine Siedlung auf dem Mars?!
Doch was vergessen wird ist, dass wir gleich einer drehenden Bewegung uns auf der Zeitachse bewegen. Die Zukunft ist wie hinter ein Ecke versteckt, an der wir schwer vorbeischauen können. Die Zukunft können wir nur erahnen. Der Rückblick ist einfach, nach Vorne kann nur ungewiss gegangen werden. Und die Gewöhnung an das Aktuelle verdeckt eventuell die Sicht darauf, dass wir schon längst im Zeitalter des Science-Fiction angekommen sind, die sich etwas anders anfühlt als die düstere Welt von Blade Runner.
Willkommen im 21. Jahrhundert!
Termine
Donnerstag, 27.05.2021 – ArtsUp-Stammtisch / Livestream aus dem Satellit
Anmelden bitte unter: https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZEufuivrTIsHtWvv402reJIcWBQZIaC3Knm
Samstag, 29.05.2021, 19 Uhr – Vernissage
Dienstag, 01.06.2021, 19 Uhr– Lecture Performance: humanCloud
Samstag, 05.06.2021, 19 Uhr– Konzert mit TwoPartout und Livestream
Wo?
Ladengeschäft, Königstraße 22, 70173 Stuttgart
Friedrich Hensen ist Künstler, Musiker und Poet aus Stuttgart.
Er studierte 2012-2020 an der ABK Stuttgart und nahm ab 2017 an zahlreichen Veranstaltungen des CAMPUS GEGENWART an der HMDK Stuttgart teil, wodurch er in Kontakt mit der Neuen Musik kam.
Ausgangspunkt seiner Arbeit beschreibt er als „Durchquerung von Sphären“.
Mit diesen interdisziplinären Ansatz arbeitetet er meist multimedial und installativ, in denen er verschiedenen Medien in anderen transformiert und resamplet.
Neue Ansätze zu finden und Dinge neu zu Verknüpfen ist ein tragendes Element seiner Arbeit, mit dem Ziel an Multiperspektivität zu gelangen, beispielsweise Methoden als Sänger, Komponist oder Poet wieder in die Bildende Kunst einzupflegen.
Mehr über das Projekt Satellit Stuttgart unter:
Instagram: satellit_stuttgart
Season 1 — Auf der Umlaufbahn
Folgende Künstler:innen und Kollektive wurden für die Satellit Raum- und Projektstipendien 2021 am Schlossplatz ausgewählt:
Episode I
Mi 14.04.21—Mi 28.04.21
Lowland
Episode II
Mi 28.04.21—Mi 12.05.21
Episode III
Mi 12.05.21—Mi 26.05.21
Episode IV
Mi 26.05.21—Mi 09.06.21
Friedrich Hensen
Episode V
Mi 09.06.21—Mi 23.06.21
Fünfte Kraft: Min Bark, Mizi Lee, Johanna Mangold, Paula Pelz
Episode VI
Mi 23.06.21—Mi 07.07.21
Linienscharen
SATELLIT STUTTGART ist ein Zusammenschluss von Künstler:innen in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart und gefördert von der Wüstenrot Stiftung im Rahmen der Sonderförderung Kultur trotz Corona.
Die aktuelle Situation bringt für soloselbstständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kulturschaffende viele Herausforderungen mit sich. Satellit Stuttgart soll eine Plattform sein, durch die freie Projekte jetzt sichtbar werden. Wir möchten unser lokales Netzwerk stärken und weitreichende, interdisziplinäre Dialoge generieren.
Wir suchen nach neuen Orten der Kunst im öffentlichen Raum und wünschen uns Kooperation und Kollaboration unterschiedlicher Akteur:innen, um in unserer gegenwärtigen Lebensrealität Kunst weiterhin zu produzieren und erfahrbar zu machen.
Mit Satellit Stuttgart schaffen wir ein neues Format eines temporären, innerstädtischen Kunstraums, zu dem wir professionelle soloselbständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kollektive aus Stuttgart und Umgebung einladen.
Eine leerstehende Ladenfläche in der Stuttgarter Innenstadt wird für 3 Monate (April—Juli) zum temporären Atelier, Ausstellungs- und Galerieraum, zur Interventions- und Experimentierfläche für Kulturschaffende unterschiedlicher Sparten.
Die Projektstipendien werden jeweils für zwei Wochen (14 Tage) an eine/n Künstler:in (oder eine Künstlergruppe/Kollektiv) vergeben.
Projektleitung: Karima Klasen, in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart
Projekt- und Raumstipendium No. 3
Ann-Josephin Dietz: CARPE DIEM. Holistic Nail Concepts
12.05. bis 26.05.2021
Das Nagelstudio Holistic Nail Concepts wird durch Alana Heubeck betrieben, die zudem Eigentümerin und ganzheitlicher Colour-Coach der Praxis CARPE DIEM ist. Sie wird nach einem persönlichen Beratungsgespräch per Zoom ein individuelles Nagel-Set, abgestimmt auf den Konstitutionstyp für die Interessent:innen zusammenstellen. Dieses kann anschließend im Nagelstudio abgeholt und mit einer Handlungsanweisung selbstständig angewendet werden. Durch die offenen Sprechstunden vor Ort und den Instagram-Kanal @heubeckalana wird Passant:innen ein Einblick in die Arbeitsweise und ein persönlicher Kontakt mit Alana Heubeck gewährt.
Ann-Josephin Dietz studierte 2013–2020 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart sowie an der University of Edinburgh (Abschluss: Diplom). Sie arbeitet mit den Medien Fotografie, Performance, Video, Intervention und Installation. Mit ihren künstlerischen Projekten war sie in zahlreichen Gruppenausstellungen, u. a. im UG Museum Folkwang, Essen; Galerie Parrotta Contemporary Art, Bonn; Schaulager der EIGEN+ART, Leipzig; Heidelberger Kunstverein; Minshar Gallery, Tel Aviv; Projektraum AKKU, Stuttgart und Staatsgalerie Stuttgart vertreten.
Öffnungszeiten
montags 12-14 Uhr, 15-18 Uhr
dienstags 12-14 Uhr, 15-18 Uhr
Live Veranstaltungen jeweils montags 14 Uhr und dienstags 17 Uhr
Persönliche Termine nach Absprache unter alana-heubeck(at)web.de
Mehr über das Projekt Satellit Stuttgart unter:
Instagram: satellit_stuttgart
Season 1 — Auf der Umlaufbahn
Folgende Künstler:innen und Kollektive wurden für die Satellit Raum- und Projektstipendien 2021 am Schlossplatz ausgewählt:
Episode I
Mi 14.04.21—Mi 28.04.21
Lowland
Episode II
Mi 28.04.21—Mi 12.05.21
Episode III
Mi 12.05.21—Mi 26.05.21
Ann-Josephin Dietz
Episode IV
Mi 26.05.21—Mi 09.06.21
Friedrich Hensen
Episode V
Mi 09.06.21—Mi 23.06.21
Fünfte Kraft: Min Bark, Mizi Lee, Johanna Mangold, Paula Pelz
Episode VI
Mi 23.06.21—Mi 07.07.21
Linienscharen
SATELLIT STUTTGART ist ein Zusammenschluss von Künstler:innen in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart und gefördert von der Wüstenrot Stiftung im Rahmen der Sonderförderung Kultur trotz Corona.
Die aktuelle Situation bringt für soloselbstständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kulturschaffende viele Herausforderungen mit sich. Satellit Stuttgart soll eine Plattform sein, durch die freie Projekte jetzt sichtbar werden. Wir möchten unser lokales Netzwerk stärken und weitreichende, interdisziplinäre Dialoge generieren.
Wir suchen nach neuen Orten der Kunst im öffentlichen Raum und wünschen uns Kooperation und Kollaboration unterschiedlicher Akteur:innen, um in unserer gegenwärtigen Lebensrealität Kunst weiterhin zu produzieren und erfahrbar zu machen.
Mit Satellit Stuttgart schaffen wir ein neues Format eines temporären, innerstädtischen Kunstraums, zu dem wir professionelle soloselbständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kollektive aus Stuttgart und Umgebung einladen.
Eine leerstehende Ladenfläche in der Stuttgarter Innenstadt wird für 3 Monate (April—Juli) zum temporären Atelier, Ausstellungs- und Galerieraum, zur Interventions- und Experimentierfläche für Kulturschaffende unterschiedlicher Sparten.
Die Projektstipendien werden jeweils für zwei Wochen (14 Tage) an eine/n Künstler:in (oder eine Künstlergruppe/Kollektiv) vergeben.
Projektleitung: Karima Klasen, in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart
Zu unserer siebten Dienstags-Werkstatt laden wir Michael Dreyer ein.
Dienstag, 11. Mai 2021, 19 Uhr
Michael Dreyer
ist Künstler und Gestalter. Er arbeitet mit installativen Medien und realisiert Filme, in denen er teilweise selbst performt. 2006 gründete Dreyer das Projekt W.O. Scheibe Museum als temporären Ausstellungsraum in Stuttgart, weitergeführt in Form von Filmperformances (Atelier, 2012, von Peter Ott, und Abwinkl, 2021 ff., Videorevue von und mit Dreyer). Letzte Ausstellung Gemeinschaftsarbeiten/Society Pieces, Badischer Kunstverein, Karlsruhe, 2016. Die Publikation Michael Dreyer – Theorie und Plastik, hg. von Helmut Draxler mit Texten von Barbara Buchmaier, Kai van Eikels und Felix Ensslin, erschien 2016 im Verbrecher Verlag, Berlin. Dreyer betreut gestalterisch die nGbK, neue Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin und die Reihe Polypen im Verlag bbooks, Berlin. Er ist Professor für Visuelle Kommunikation an der Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien, Stuttgart, und war 1983 an deren Neuausrichtung beteiligt; lebt seit 2002 in Stuttgart.
www.michaeldreyer.info
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Dienstags-Werkstatt
Das Künstlerhaus lädt jeweils eine:n Künstler:in, oder ein Kollektiv ein – gemeint sind spartenübergreifend und transdisziplinär alle Kunst- und Kulturschaffenden – , über ihre Arbeitsweisen, ihre Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen wohnhaft in Stuttgart und Umgebung oder auf der Durchreise, an alle Kulturschaffende, Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, usw. und ist offen für alle!
Das neue Format wurde von Ronald Kolb initiiert und wird vom Beirat des Künstlerhauses unterstützt.
Projekt- und Raumstipendium No. 2
Thomas Weber “Bilder aus der näheren Umgebung”
29.04. bis 12.05.2021
“Seit mehreren Jahrzehnten male ich mit Acrylfarben Bilder auf Papier im Einheitsformat (Din A3). Dabei handelt es sich meist um abstrahierte Formen, die aber Bezüge zur realen Welt erkennen lassen und immer anthropologische Bezüge besitzen. Der Bezug zur menschlichen Existenz ist maßgeblich. Mit geometrischen Formen, die als Wesen durch den Bildraum fliegen, gleiten … aber auch mit architektonischen Elementen in Form von Quadern; mit Objekten wie Schiffen, Flugobjekten oder mit Landschaften erzähle ich Grundsätzliches zum menschlichen Dasein. Dabei hat die Formenwelt stets etwas Wesenhaftes und steht in engem Zusammenhang zu meiner bildhauerischen Arbeit.
Die Bilder entstehen in großen Serien. Ich zeige sie gerne in zusammenhängenden Rhythmen, z.B. als große Wandinstallationen. Dabei hat jedes Bild seine Existenzberechtigung als Einzelbild. Ein weiterer spannender Moment sind natürlich die Entwicklungen, die gerade in größeren Zusammenhängen sichtbar werden, und das nicht nur tages- oder monatsweise, sondern auch über Jahre und Jahrzehnte hinweg.
Das serielle Arbeiten ist ein Hauptmerkmal meiner künstlerischen Arbeit. So gibt es auch andere Werkkomplexe, die ähnlich angelegt sind und deren Entwicklung ich über Jahrzehnte voran treibe, immer den menschlichen Bezug im Blickpunkt.”
Zu folgenden Zeiten ist Thomas Weber jeweils von 14 – 18 Uhr anwesend:
Do. 29.4. //Fr. 30.4. //So. 2.5.//Di. 4.5. //Do. 6.5. //Fr. 7.5.//Sa. 8.5.//Mo.10.5 //Di. 11.5.
Mehr über das Projekt Satellit Stuttgart unter:
Instagram: satellit_stuttgart
Season 1 — Auf der Umlaufbahn
Folgende Künstler:innen und Kollektive wurden für die Satellit Raum- und Projektstipendien 2021 am Schlossplatz ausgewählt:
Episode I
Mi 14.04.21—Mi 28.04.21
Lowland
Episode II
Mi 28.04.21—Mi 12.05.21
Thomas Weber
Episode III
Mi 12.05.21—Mi 26.05.21
Ann-Josephin Dietz
Episode IV
Mi 26.05.21—Mi 09.06.21
Friedrich Hensen
Episode V
Mi 09.06.21—Mi 23.06.21
Fünfte Kraft: Min Bark, Mizi Lee, Johanna Mangold, Jan-Hendrik Pelz
Episode VI
Mi 23.06.21—Mi 07.07.21
Linienscharen
SATELLIT STUTTGART ist ein Zusammenschluss von Künstler:innen in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart und gefördert von der Wüstenrot Stiftung im Rahmen der Sonderförderung Kultur trotz Corona.
Die aktuelle Situation bringt für soloselbstständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kulturschaffende viele Herausforderungen mit sich. Satellit Stuttgart soll eine Plattform sein, durch die freie Projekte jetzt sichtbar werden. Wir möchten unser lokales Netzwerk stärken und weitreichende, interdisziplinäre Dialoge generieren.
Wir suchen nach neuen Orten der Kunst im öffentlichen Raum und wünschen uns Kooperation und Kollaboration unterschiedlicher Akteur:innen, um in unserer gegenwärtigen Lebensrealität Kunst weiterhin zu produzieren und erfahrbar zu machen.
Mit Satellit Stuttgart schaffen wir ein neues Format eines temporären, innerstädtischen Kunstraums, zu dem wir professionelle soloselbständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kollektive aus Stuttgart und Umgebung einladen.
Eine leerstehende Ladenfläche in der Stuttgarter Innenstadt wird für 3 Monate (April—Juli) zum temporären Atelier, Ausstellungs- und Galerieraum, zur Interventions- und Experimentierfläche für Kulturschaffende unterschiedlicher Sparten.
Die Projektstipendien werden jeweils für zwei Wochen (14 Tage) an eine/n Künstler:in (oder eine Künstlergruppe/Kollektiv) vergeben.
Projektleitung: Karima Klasen, in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart
Wir laden Sie ein zu einem Gespräch mit der Künstlerin Eva Barto. Organisiert in Verbindung mit ihren aktuellen Ausstellungen im Künstlerhaus Stuttgart und im Kunstverein Nürnberg.
27. April 2021, 19 Uhr
Online: https://us02web.zoom.us/j/89943878326
An der Diskussion nehmen Milan Ther (Direktor, Kunstverein Nürnberg) und Eric Golo Stone (Künstlerischer Leiter, Künstlerhaus Stuttgart) teil.
Die Arbeiten der Künstlerin Eva Barto zeichnen sich durch eine situationsspezifische Befragung der Bedingungen und Verhältnisse aus, innerhalb derer ihre Arbeiten hergestellt und verbreitet werden. Dabei internalisiert Barto häufig die bestehenden sozioökonomischen und materiellen Gegebenheiten eines bestimmten Ortes, nutzt diese für ihr eigenes Kunstschaffen um und erhöht deren Komplexität. Bartos Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart setzt sich mit dem wirtschaftsrechtlichen Rahmen auseinander, mit dem im Kunstfeld finanzielle Zuwendungen gehandhabt werden. Anstatt lediglich über die Verwaltungsstrukturen hinter Geldgeschenken, finanzieller Unterstützung und Philanthropie im Allgemeinen nachzudenken, schafft die Ausstellung eine Reihe spezifischer Geschäftsbeziehungen zwischen Förder:innen und Geförderten, Spender:innen, Sponsor:innen und den jeweiligen Zuwendungsempfänger:innen. Den rechtlichen Rahmen für diese Geschäftsbeziehungen und ihre jeweiligen Konsequenzen bieten Verträge, die die Künstlerin eigens zur Mittelverwaltung ihrer Ausstellung entwickelt und durchgesetzt hat. Transparent mit finanziellen Spenden umzugehen und Ausgleichsleistungen im Kunstfeld offenzulegen, versteht Barto als Kritik an idealisierten Vorstellungen von Unabhängigkeit und als Möglichkeit, die chaotischen, verworrenen und konsequenterweise sehr wohl in Abhängigkeiten mündenden, tatsächlich gelebten Arbeitsbeziehungen und -verhältnisse hervorzuheben.
Bitte beachten Sie:
Aufgrund der aktuellen Gesundheitsvorschriften ist die Ausstellung zurzeit geschlossen. Aktuelle Informationen zur Wiedereröffnung der Ausstellungsräume finden Sie auf der Website des Künstlerhauses. Die Website informiert Sie auch über unsere digitalen Angebote im Zusammenhang mit der Ausstellung.
Es ist unser aller Wunsch, die Ausstellungsräume so bald wie möglich unter den besten Sicherheitsbedingungen wieder öffnen zu können. Als öffentliche Institution sieht sich das Künstlerhaus in der Verantwortung gegenüber Besucherinnen und Besuchern, sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses, die größtmögliche Vorsorge zu treffen, um die weitere Verbreitung des COVID-19 Virus zu verhindern.
Radikale Fürsorge ist für uns nicht nur ein Lippenbekenntnis oder ein theoretisches Konzept – Kunsträume müssen Konzepte radikaler Empathie und Fürsorge auch auf politischer Ebene umsetzen. Wir arbeiten hinter den Kulissen fortlaufend daran, dass das Künstlerhaus Stuttgart, wenn es wieder geöffnet wird, auch Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko den Besuch ermöglichen kann.
Am 25. März 2021 haben die Mitglieder des Künstlerhauses einen neuen Vorstand und Beirat gewählt. Die eigentlich für 2020 vorgesehene Versammlung wurde pandemiebedingt in das Frühjahr 2021 verschoben und musste schließlich digital durchgeführt werden. Dennoch konnte das Künstlerhaus bei dieser Hauptversammlung eine Rekordbeteiligung verzeichnen. In den Beirat gewählt wurden: Yvette Hoffmann, Björn Kühn, Florian Model, Monika Nuber, Jasmin Schädler und Damaris Wurster. Der neue Vorstand setzt sich zusammen aus:
Ania Corcilius (1. Vorstand), Anna Schiefer (2. Vorstand) und Daniel Niccoli (Schatzmeister).
Ania Corcilius, Künstlerin und Kuratorin, bringt Erfahrung in den Vorständen des Hamburger Kunstvereins, der neuen Gesellschaft für bildende Kunst Berlin und der San Francisco Creative Arts Charter School mit in das Amt. In Stuttgart lehrte sie zuletzt an der Merz-Akademie und engagiert sich bei den Stadtlücken, die bis 2020 Atelier-Stipendiat*innen am Künstlerhaus waren.
Anna Schiefer, Künstlerin und Kunstvermittlerin, ist Absolventin der ABK Stuttgart, Gründungsmitglied des Kollektivs Verlag für Handbücher und ehemalige Atelier- Stipendiatin des Künstlerhauses. Dank zahlreicher Residenzprogramme und Forschungstätigkeiten an Kunstinstitutionen und -hochschulen im In- und Ausland kann sie auf ein breites Netzwerk zurückgreifen.
Daniel Niccoli, IT-Architekt und selbständiger IT-Berater, ist zuerst als Werkstattnutzer zum Künstlerhaus gekommen. Neben seiner unternehmerischen Erfahrung wird er sein Interesse an Beteiligungsformen und Kommunikationsprozessen in die Vorstandsarbeit einbringen.
Gemeinsam mit dem Beirat möchte der Vorstand die Bedeutung des Künstlerhauses als Institution der Stadt Stuttgart, die an der Spitze des internationalen Kunstdiskurses Impulse setzt stärken. Gleichzeitig wird eine engere Verzahnung des kuratierten Programms mit der künstlerischen Produktion vor Ort und mit der Stadtgesellschaft angestrebt. Ziel ist es, das Künstlerhaus als Ort vitaler künstlerischer Auseinandersetzung auf höchstem Niveau in Stuttgart auszubauen und sichtbar zu machen.
Season 1 — Auf der Umlaufbahn
Folgende Künstler:innen und Kollektive wurden für die Satellit Raum- und Projektstipendien 2021 am Schlossplatz ausgewählt:
Episode I
Mi 14.04.21—Mi 28.04.21
Lowland
Episode II
Mi 28.04.21—Mi 12.05.21
Episode III
Mi 12.05.21—Mi 26.05.21
Episode IV
Mi 26.05.21—Mi 09.06.21
Episode V
Mi 09.06.21—Mi 23.06.21
Fünfte Kraft: Min Bark, Mizi Lee, Johanna Mangold, Paula Pelz
Episode VI
Mi 23.06.21—Mi 07.07.21
SATELLIT STUTTGART ist ein Zusammenschluss von Künstler:innen in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart und gefördert von der Wüstenrot Stiftung im Rahmen der Sonderförderung Kultur trotz Corona.
Die aktuelle Situation bringt für soloselbstständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kulturschaffende viele Herausforderungen mit sich. Satellit Stuttgart soll eine Plattform sein, durch die freie Projekte jetzt sichtbar werden. Wir möchten unser lokales Netzwerk stärken und weitreichende, interdisziplinäre Dialoge generieren.
Wir suchen nach neuen Orten der Kunst im öffentlichen Raum und wünschen uns Kooperation und Kollaboration unterschiedlicher Akteur:innen, um in unserer gegenwärtigen Lebensrealität Kunst weiterhin zu produzieren und erfahrbar zu machen.
Mit Satellit Stuttgart schaffen wir ein neues Format eines temporären, innerstädtischen Kunstraums, zu dem wir professionelle soloselbständige Künstler:innen, Gestalter:innen und Kollektive aus Stuttgart und Umgebung einladen, sich mit einem Projektvorschlag zu bewerben.
Durch Satellit wird eine leerstehende Ladenfläche in der Stuttgarter Innenstadt für 3 Monate (April—Juli) zum temporären Atelier, Ausstellungs- und Galerieraum, zur Interventions- und Experimentierfläche für Kulturschaffende unterschiedlicher Sparten.
Die Projektstipendien werden jeweils für zwei Wochen (14 Tage) an eine/n Künstler:in (oder eine Künstlergruppe/Kollektiv) vergeben. Enthalten sind, die Nutzung der Ladenfläche und ein Projektkostenzuschuss/Honorar in Höhe von 800€. Den Auf-/Abbau und Transport organisieren die Projektstipendiat:innen selbst.
Projektleitung: Karima Klasen, in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart
Aktuelle Informationen:
Instagram @satellit_stuttgart
www.kuenstlerhaus.de
Kontakt: satellit@kuenstlerhaus.de
Zu unserer sechsten Dienstags-Werkstatt laden wir Ania Corcilius ein. Aufgrund der aktuellen Bestimmungen wird auch diese Veranstaltung online stattfinden. Sie können via Zoom unter folgendem Link an der Veranstaltung teilnehmen:
Zoom-Meeting beitreten
https://us02web.zoom.us/j/86556521495?pwd=d3l6aENSTUFhZ3RoQjk4UUQzd2NTZz09
Meeting-ID: 865 5652 1495
Kenncode: 656406
Ania Corcilius
hat an der HfbK Hamburg und dem Whitney Independent Study Program New York studiert. Thematischer Schwerpunkt ihrer künstlerisch-kuratorischen Arbeit ist die Stadt als sozialer Raum. Nach vielen Jahren zuerst in Berlin und dann in San Francisco, lebt Ania Corcilius mit Ihrer Familie heute in Stuttgart. Seit 2018 engagiert sie sich beim Verein Stadtlücken e.V.
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Dienstags-Werkstatt
Ab Oktober 2020 treffen sich jeden zweiten Dienstag des Monats um 19 Uhr Künstler:innen und Kulturschaffende im Künstlerhaus Stuttgart, um ihre künstlerische Praxis vorzustellen und sich mit anderen auszutauschen, zu diskutieren und sich näher kennenzulernen.
Das Künstlerhaus lädt jeweils eine:n Künstler:in, oder ein Kollektiv ein – gemeint sind spartenübergreifend und transdisziplinär alle Kunst- und Kulturschaffenden – , über ihre Arbeitsweisen, ihre Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen wohnhaft in Stuttgart und Umgebung oder auf der Durchreise, an alle Kulturschaffende, Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, usw. und ist offen für alle!
Das neue Format wurde von Ronald Kolb initiiert und wird vom Beirat des Künstlerhauses unterstützt.
Im Zentrum von Ramaya Tegegnes Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart steht die auf Erfahrungen beruhende Auseinandersetzung der Künstlerin mit der zwiespältigen Rolle von Kunstinstitutionen, die eine anti-rassistische Haltung einnehmen, jedoch gleichzeitig aktiv rassialisierte Ungleichbehandlung befördern. Diese gewaltige Kluft zwischen erklärter und tatsächlicher Politik ist, so Tegegne, im Kunstbereich weit verbreitet. Aktuell steht diese Kluft insofern verstärkt im Fokus gesellschaftlicher Aufmerksamkeit, als dass verschiedene soziale Bewegungen sich nicht mehr nur für Chancengleichheit hinsichtlich der individuellen Zugänglichkeit und Repräsentation von BIPOC in Institutionen einsetzen, sondern strukturellen Rassismus aufbrechen wollen und gemeinsame institutionspolitische Gestaltungs- und Verwaltungsstrukturen einfordern. Tegegnes Ausstellung beschäftigt sich einerseits damit, wie stark rassialisierte Auswahlkriterien und Aneignungspraktiken die Funktionsweisen von Kunstinstitutionen heute noch bestimmen, und andererseits damit, wie diese historisch gewachsenen und festgeschriebenen Strukturen sich in der gelebten Alltagserfahrung widerspiegeln.
Tegegnes neue, in der Ausstellung präsentierte Filmarbeit Framer Framed[1] zeigt eine Beratungssitzung des Vorstands einer unbenannten Kulturinstitution in der französischsprachigen Schweiz. Dieses fiktive Vorstandstreffen beruht auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 2019, als eine Gruppe Schwarzer männlicher Migranten dazu gezwungen wurde, das Foyer einer mit staatlichen Mitteln finanzierten Schweizer Kulturinstitution zu verlassen, die zu der Zeit einen Film über die Diskriminierung und Exklusion Schwarzer männlicher Migranten in der Schweiz zeigte. Ein*e Mitarbeiter*in der Institution forderte die Personengruppe mit der Begründung auf, das Foyer zu verlassen, dass sie herumlungere und Förder*innen beim Besuch einer Filmvorführung störe. Dieses Ereignis muss laut Tegegne sowohl in Zusammenhang mit der weit zurückreichenden Geschichte anti-Schwarzer Gesetze bezüglich „Herumlungerns“ und Vagabundierens, als auch im weiteren historischen Kontext rassistischer Gesetzgebung zum Eigentumsrecht und dem öffentlichen Raum gelesen werden. Framer Framed ist eine Antwort auf dieses spezifische Ereignis, das Tegegne eigens miterlebte und in das sie eingriff, indem sie zunächst den*die Mitarbeiter*in konfrontierte und sich anschließend mit einer gemeinschaftlich organisierten Briefkampagne an den Vorstand der Institution wandte. Da die Institution zu den gewählten Kontaktmaßnahmen weder ausführlich Stellung bezog noch Mittel und Wege zur Verfügung stellte, gemeinsam über mögliche angemessene Vergeltungs- und Entschädigungsmaßnahmen zu beraten, suchte Tegegne nach anderen Formen, um eine Anhörung über die Angelegenheit zu organisieren.
Die geskripteten, inszenierten und gespielten Beratungen in Framer Framed führen einen Ort der Verwaltungsstrukturen, Urteile und Streitbeilegung vor, der jenseits der fortgeschriebenen historischen Realität institutioneller Verfahrensweisen operiert, die Eigentumsrecht und -verhältnisse auf Basis rassialisierter Ausschluss- und Enteignungskriterien regeln. Tegegnes Film verkörpert vielmehr eine kollektive Erfahrung der Freude, Solidarität und des Trotzes, und zeugt dabei gleichzeitig von einem schmerzhaften Ergebnis: eine umfassende Beratung des Institutionsvorstands über die Gleichstellung von BIPOC realisierte sich letztlich nur in der Fiktion der künstlerischen Arbeit. Und dieses schmerzhafte Ergebnis – das mit einem realen, aktiven Unterdrückungssystem einhergeht, das Regressansprüche von BIPOC vollständig in den Bereich der Worte, nicht in den der Taten, verdrängt – entsteht durch die hinterlistige Täuschung, die Tegegnes Ansicht nach spezifisch für die Funktionsweisen des Kunstfeldes ist. In der Briefkampagne hatte Tegegne die Organisator*innen der Präsentation des Filmes – der sich mit der Diskriminierung und Exklusion Schwarzer Migranten in der Schweiz beschäftigte – sowie den Vorstand der ausrichtenden Institution dazu aufgefordert, sich für anti-rassistische Richtlinien ein- und diese selbst umzusetzen. Dass die Institution sich gegenüber diesen politischen Forderungen nicht äußerte, während sie gleichzeitig eine künstlerische Arbeit zeigte, die sich mit dem Inhalt der Forderungen direkt auseinandersetzte, ist beispielhaft dafür, wie Kunstinstitutionen strukturelle Veränderungen verhindern, indem sie künstlerische Inhalte von ihren eigenen Produktions-, Verbreitungs- und Rezeptionsbedingungen entkoppeln. Welche Rolle spielen Kunst- und Kulturorganisationen in diesem Zusammenhang, wenn ihre eigenen Positionen bezüglich sozialer Gerechtigkeit auf rein inhaltlicher Ebene verharren? Was sollen Künstler*innen als Produzent*innen von Inhalten tun, wenn institutionelle Verhaltensweisen in unmittelbarem Konflikt mit den Werten stehen, die ihre künstlerische Arbeit ausdrückt? Welche Methoden und Techniken können Künstler*innen nutzen, um ihre symbolischen, affektiven und sensorischen Interventionen mit den Strukturen, die diese künstlerischen Interventionen verwalten und regulieren, in Einklang zu bringen?
Framer Framed bediehnt sich der reflexiven, situationsspezifischen und interventionistischen Theatermethoden, die der brasilianische Autor, Dramaturg und Pädagoge Augusto Boal in den 1950er und 1960er Jahren aus den Traditionen des Schwarzen Experimentellen Theaters in New York und während der Zeit entwickelt hat, in der er am Teatro de Arena de São Paulo in Brasilien Forum-Theaterproduktionen organisiert hat. Boals Forum-Theaterproduktionen brachten benachteiligte lokale Gemeinschaften im Theaterraum zusammen, um in Form von Rollenspielen und Workshops politische Ziele und Forderungen für ihre Gemeinschaften zu entwickeln. Für die Darstellung der für Framer Framedaufgenommenen Beratungssitzungen hat Tegegne Filmemacher*innen und Darsteller*innen gecastet, die sich als Schwarz identifizieren und im französischsprachigen Schweizer Raum leben und arbeiten, darunter auch eine Person, die 2019 direkt in das Ereignis involviert war. Eine weitere Forum-Theatermethode, die Tegegne für ihren Film verwendet, ist eine Mischung aus geskripteten Szenen und ungeskripteten Inputs sowie Feedback, das die Darsteller*innen und Produktionsmitarbeiter*innen während des Drehs der Beratungsszenen am Set äußerten. An einem der zentralen Punkte diskutieren die Darsteller*innen und Produktionsmitarbeiter*innen vor der Kamera frei von jeglichem Skript über ihre jeweiligen Gründe, am Film mitzuarbeiten sowie darüber, was die fiktive inszenierte Beratung des Vorstands über das Feld künstlerischer Produktion aussagt. Während der geskriptete Teil der Beratungen vielfach auf Satire baut, war es Tegegne wichtig, den Aspekt der Entfremdung zu untermauern und die realen Verhältnisse der Produktionsarbeit von Framer Framed unvermittelt offenzulegen. Über die Filmproduktion hinaus war es Tegegne ein Anliegen, die in Framer Framed behandelten politischen Imperative mit einer Befragung des institutionellen Kontexts des Künstlerhaus Stuttgart und seiner Rolle für die Rezeption ihres Films, aber auch ihrer Ausstellung allgemein, zu verbinden.
Während der Vorbereitung von Unusability might be assumed unless there are signs indicating otherwise[2] hat sich Tegegne mit der Ausstellungsgeschichte des Künstlerhaus Stuttgart auseinandergesetzt und eine wirtschaftsrechtliche Struktur geschaffen, um die Produktionsmittel für ihre Ausstellung zu verwalten. Tegegne ist die erste Schwarze Person, die seit der Gründung im Jahr 1978 eine umfassende Einzelausstellung für das Künstlerhaus Stuttgart produziert. Dieser historische Umstand ist richtungsweisend für einige der Entscheidungen, die die Künstlerin bezüglich der Dramaturgie und Nutzung des Raumes getroffen hat, in der ihre Arbeit gezeigt wird. Mit einer Absperrung aus halb-durchsichtigen Theatervorhängen hat Tegegne einen Großteil des Raums so ausgegrenzt, dass er für Besucher*innen weitestgehend unzugänglich ist und ihnen jegliche Möglichkeit verdeckt wird, den Raum zu überblicken. Die Ambivalenz der Künstlerin gegenüber der Nutzung eines Raumes, der sich nicht weiterentwickelt hat, um für sie nutzbar zu werden, wird in der gesamten Ausstellung deutlich. Zunächst äußert sie sich in der verdeckenden und gleichzeitig durchsichtigen Grenze. Der leerstehende Teil des Raums ist für Auseinandersetzungen gesperrt, die Absperrung wird aber durch den halb-durchsichtigen Stoff, der als optischer Filter fungiert, aufgeweicht – ein eindeutiges Hindernis und Weichzeichnungslinse zugleich. Und dann ist da der von Tegegne zum Filmschauen entworfene Raum: etwas abseits, ein Rückzugsort, der Besucher*innen willkommen heißt und ein Gefühl von Intimität, Offenheit und Behagen vermittelt. Neben der symbolischen, affektiven und sensorischen Begegnung, die die Theatervorhangsstruktur schafft, hat Tegegne die Brauchbarkeit der finanziellen Bedingungen hinterfragt, mit denen Ausstellungshäuser üblicherweise arbeiten. In Vorbereitung auf ihre Ausstellung hat die Künstlerin einen eingetragenen Verein gegründet, der eine Organisationsgrundlage für ihre Arbeit bietet und ihr dem Vereinsrecht gemäß eine direktere Handhabe über die Finanzierung ihrer Ausstellung ermöglicht. Beispielsweise werden die für ihre Ausstellung beantragten Drittmittel direkt an den Verein überwiesen und nicht, wie sonst üblich, über die Gastinstitution abgewickelt. Mit Hilfe dieser wirtschaftlichen und rechtlichen Struktur verwaltet die Künstlerin die für ihre eigene Arbeit sowie für zusätzlich angestellte Personen notwendigen Mittel ohne die institutionelle Vermittlungsinstanz der Gastinstitution, die sonst gemäß ihrer Steuerpflicht die zentrale Übersichts- und Berichterstattungsverantwortung innehat. Indem sie ihr künstlerisches Interesse und dessen Umsetzung unmittelbar an materielle Grundlagen knüpft, mobilisiert Tegegnes Ausstellung Schwarzer Ambivalenzen[3] gegenüber der Brauchbarkeit etablierter, vererbter Strukturen von Kunstinstitutionen.
[1] Tegegne entleiht den Filmtitel von: Trinh T. Minh-ha, Framer Framed, Routledge, 1993
[2] Tegegnes Inspiration für den Ausstellungstitel stammt aus den Schriften von Sara Ahmed, im Besonderen: Sara Ahmed, What’s the Use? On the Uses of Use, Duke University Press, 2019, S. 57
[3] Ambivalenz ist eine aktive, kritische Positionierung, kein passiver Zustand des Wiederspruchs. „Ambivalenz“ und verschiedene Formen „Schwarzer Ambivalenz“ wurden zuerst in den Black Studies und Schwarzen Radikalen Traditionen formuliert. In diesem Zusammenhang ist auch der Begriff „Double Consciouness“ – doppeltes Bewusstsein – zu nennen, der häufig mit William Edward Burghardt Du Bois in Verbindung gebracht wird, der diesen Begriff in soziologische und politische Diskurse eingeführt hat, hier besonders in seiner wegweisenden Publikation The Souls of Black Folk (1903; dt. Die Seele der Schwarzen (2003)). Die Notwendigkeit von „Ambivalenz“ wurde auch in intersektionalen und Schwarzen feministischen Schriften diskutiert, die die festgeschriebenen und unterdrückenden Dichotomien aufbrechen wollen, die intersektionale vernetzte feministische Arbeit historisch verhindert haben.
Die Arbeiten der Künstlerin Eva Barto zeichnen sich durch eine situationsspezifische Befragung der Bedingungen und Verhältnisse aus, innerhalb derer ihre Arbeiten hergestellt und verbreitet werden. Dabei internalisiert Barto häufig die bestehenden sozioökonomischen und materiellen Gegebenheiten eines bestimmten Ortes, nutzt diese für ihr eigenes Kunstschaffen um und erhöht deren Komplexität. Bartos Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart setzt sich mit dem wirtschaftsrechtlichen Rahmen auseinander, mit dem im Kunstfeld finanzielle Zuwendungen gehandhabt werden. Anstatt lediglich über die Verwaltungsstrukturen hinter Geldgeschenken, finanzieller Unterstützung und Philanthropie im Allgemeinen nachzudenken, schafft die Ausstellung eine Reihe spezifischer Geschäftsbeziehungen zwischen Förder:innen und Geförderten, Spender:innen, Sponsor:innen und den jeweiligen Zuwendungsempfänger:innen. Den rechtlichen Rahmen für diese Geschäftsbeziehungen und ihre jeweiligen Konsequenzen bieten Verträge, die die Künstlerin eigens zur Mittelverwaltung ihrer Ausstellung entwickelt und durchgesetzt hat. Transparent mit finanziellen Spenden umzugehen und Ausgleichsleistungen im Kunstfeld offenzulegen, versteht Barto als Kritik an idealisierten Vorstellungen von Unabhängigkeit und als Möglichkeit, die chaotischen, verworrenen und konsequenterweise sehr wohl in Abhängigkeiten mündenden, tatsächlich gelebten Arbeitsbeziehungen und -verhältnisse hervorzuheben.
Dass finanzielle Unterstützung für die Künste aktuell ein Problem darstellt, ist weit bekannt. Fundraising beruht im weltweit vernetzten Kunstbereich hauptsächlich auf privat verwalteten wirtschaftsrechtlichen Vereinbarungen im Rahmen von gemeinnützigen Spenden und Mäzenatentum. Dabei wird das US-amerikanische Kulturfördersystem, das seit den frühen 1980er Jahren vollständig auf den Strukturen einer politischen Ökonomie individueller finanzieller Beiträge beruht und von privat verwalteter Philanthropie dominiert wird, vermehrt in die Kunstfelder weiterer Länder übertragen. Ein Beispiel dafür sind die in den USA üblichen Donor Advised Funds, die in ihrer Zuwendungsform deutschen Stiftungsfonds ähnlich sind, steuerlich jedoch anders behandelt werden. Diese und ähnliche gesetzlich festgeschriebenen Mechanismen ermöglichen die rechtlich abgesicherte Umwandlung öffentlich finanzierter, kultureller Dienstleistungen in nicht-öffentliche, private Formen der Vermögensverwaltung, die durch Steuerentlastungen und Kapitalrendite begünstigt werden. Im Zusammenhang mit den Investitionskapazitäten und -entscheidungen von gemeinnützigen Organisationen sind Kunstinstitutionen in vielen Ländern damit ein zentraler Faktor. Institutionen, die Kunst produzieren und verbreiten, dienen häufig als Steueroasen zur Vermeidung von Steuerzahlungen, während die „Philanthropische Klasse“ sie gleichzeitig verstärkt für Privatinvestitionen im Rahmen der wirtschaftsrechtlichen Anreize nutzt, die gemeinnütziges Unternehmertum und soziale Anleihen für sie bereithalten. Diese Investitions- und Renditelogik ist eine treibende Kraft hinter der Ausweitung von Fundraising-Aktivitäten und Strategieabteilungen in Kunst- und Kulturorganisationen, die mit einzelnen Geldgeber:innen und deren Stiftungen innerhalb der jeweiligen Vermögensverwaltungsstrukturen zusammenarbeiten.
Während die Anzahl privater Stiftungen in Deutschland steigt, werden gemeinnützige Spenden von einer immer kleiner werdenden Gruppe von Individualpersonen getätigt.[1] Wenn weniger Personen mehr Geld geben, werden gemeinnützige Zwecke in Deutschland zunehmend von einer sehr kleinen, ausgewählten Personengruppe innerhalb wenig transparenter Verwaltungsarrangements bestimmt. Angesichts drohender Kürzungen öffentlicher Ausgaben drängt sich für das Kunstfeld in Deutschland und darüber hinaus (so beispielsweise auch in Frankreich, wo Barto lebt und arbeitet) die Frage auf, ob steuerbegünstigte Modelle privater Gemeinnützigkeit und der unternehmerische Ansatz, der mit Fundraising im Kunstfeld zusammenhängt, zunehmend als Ersatz für staatliche Zuschüsse erwartet werden. Wie wird sich Kunst- und Kulturförderung vor dem Hintergrund einer solchen Erwartungshaltung an private Mittel und Einnahmequellen verändern? Und welche Rolle spielt dabei gesellschaftliche und wirtschaftliche Benachteiligung, die das Modell eines privat verwalteten Patronats und seines Gemeinwohlengagements notwendig erscheinen lässt?
Förderung, Spenden und Sponsoring sind Antworten auf Förderanträge und Fundraising-Bemühungen. Kunstinstitutionen stehen bei der Verfestigung neoliberaler Philanthropie und unternehmerischen Fundraisings als Antworten auf eine sozioökonomische Notwendigkeit an erster Stelle. Während der Fokus meist auf einer Unterscheidung zwischen verschiedenen Förderformen wie Zuschüsse, Spenden und Sponsoring liegt, sind die Funktionsmechanismen dieser verschiedenen Kulturförderungsmodi ähnlich: die jeweiligen Zuwendungsgeber:innen schreiben die Förderbedingungen und Vergaberichtlinien sowie die Formen der Berichterstattung über die Ergebnisse entlang bestimmter Maßgaben fest, die wiederum Teil ihrer eigenen Fördervereinbarungen sind und damit den Ergebnissen und Evaluationskriterien entsprechen, die sie zur Messung ihres Erfolgs festgelegt haben. Besonders im Kunstfeld ist es zunehmend schwer, zwischen den einzelnen Fördermaßnahmen und ihren Anwendungsbedingungen zu unterscheiden, weshalb die juristische Einordnung von Spenden innerhalb der letzten Jahre komplexer geworden ist. Aus rechtlicher Perspektive dreht sich die Unterscheidung der unterschiedlichen Systeme zur finanziellen Unterstützung der Künste um die jeweiligen Gesetze, Konsequenzen und Effekte bezüglich Steuerlast, Gemeinnützigkeit und der damit zusammenhängenden Zahlungen. Aber die juristische Klassifizierung finanzieller Zuwendungen im Kunstfeld wirft auch wichtige Fragen auf. Beispielsweise gelten Spenden nach deutschem Recht als Zuwendungen oder Schenkungen, die den Empfang einer direkten Gegenleistung oder Entschädigung für die Spende über die gesetzlich verankerte Steuerentlastung hinaus verbieten. Jedoch bleiben Fragen bezüglich möglicher Gegenleistungen für Spenden ungeklärt, wenn diese Spenden für die Produktion von Kunstwerken verwendet werden, die für den Privatbesitz gedacht sind (und der Großteil von Kunstwerken ist als rechtliches Eigentum natürlich für den Privatbesitz gedacht).
In Vorbereitung auf ihre Ausstellung The Supporters im Künstlerhaus Stuttgart hat Barto dieses sehr aktuelle Problemfeld hinsichtlich des Deutschen Kunstkontextes untersucht und spezifische – unterschiedliche, jedoch miteinander zusammenhängende und sich oft überlappende – Formen finanzieller Unterstützung miteinander verschränkt, nämlich Fördergelder, Spenden und Sponsoring. Die Künstlerin hat sich aktiv um diese verschiedenen, für die Finanzierung der Ausstellung verwendeten Quellen bemüht – sowohl der notwendigen Produktionsmittel als auch der unterschiedlichen, jedoch vergleichbaren Beziehungsgefüge wegen. Gemeinsam mit dem Künstlerhaus Stuttgart hat Barto eine Ausstellungsförderung von der Landesregierung Baden-Württemberg eingeworben. Diese Förderung vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg erlangt besonders vor dem Hintergrund an Bedeutung, wenn man die Entwicklung der staatlichen Förderrichtlinien parallel zu veränderten öffentlichen Bedürfnislagen betrachtet. Die Förderung, die unter dem Titel „Kunst Trotz Abstand“ lief, wurde als direkte Antwort auf die Auswirkungen der Covid 19-Pandemie für freischaffende Künstler:innen und Organisationen verabschiedet. Zusätzlich zum Fokus auf Künstler*innen-Honorare und Produktionskosten, war ein Teil des Geldes für infrastrukturelle Erweiterungen gedacht, die für die Umsetzung von Gesundheitsmaßnahmen und Hygienekonzepten notwendig waren. Barto hat diese Förderung – sowie die von Seiten des Künstlerhaus Stuttgart aus seinem mit städtischen Geldern finanzierten Budget zur Verfügung gestellten Mittel – um eine Spende der Galerie Max Mayer, einer vom Inhaber Max Mayer in Düsseldorf betriebenen, kommerziellen Galerie, aufgestockt.
Schließlich ist Barto noch ein zusätzliches Arbeitsverhältnis eingegangen, um die im Rahmen ihrer Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart miteinander vergleichbaren Formen der Vergabe und des Empfangs finanzieller Zuwendungen auszudehnen. Die Künstlerin schlug vor, die Ausstellung in Stuttgart mit einer Ausstellung ihrer Arbeiten im Kunstverein Nürnberg zu spiegeln – einer Institution, die im Vergleich zum Künstlerhaus Stuttgart viel stärker auf die Einwerbung von Drittmitteln angewiesen ist. Während Bartos Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart fast vollständig durch öffentliche städtische und Landesmittel finanziert wird, wird die Ausstellung im Kunstverein Nürnberg, die ebenfalls den Titel The Supporters trägt, hauptsächlich durch das Sponsoring der Galerie Max Mayer ermöglicht. Während die Spende, die die Galerie Max Mayer ans Künstlerhaus Stuttgart geleistet hat, eine über die gesetzesmäßige Steuerentlastung hinausgehende Gegenleistung verbietet, ist das Sponsoring für den Kunstverein Nürnberg hinsichtlich möglicher Entschädigungszahlungen wesentlich weniger restriktiv geregelt. Der komplexe Kreislauf unterschiedlicher, aber vergleichbarer Beziehungen, den Barto zwischen diesen Kunstinstitutionen orchestriert hat, wird mit Hilfe eines Vertragssystems formalisiert, das die jeweiligen Zuwendungsformen und ihre Auswirkungen regelt. Diese Vereinbarungen sind in Form von unlimitierten Editionen, die die Künstlerin zur kostenlosen Verteilung an alle Besucher*innen erstellt hat, Teil beider Ausstellungen.
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, “The Supporters” zu präsentieren, ein Projekt von Eva Barto, das in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Nürnberg und der Galerie Max Mayer, Düsseldorf, entstanden ist.
[1] Council on Foundations Report, “Non-Profit Law in Germany” (März, 2020). European Fundraising Association, “Growing Philanthropy in Germany“ https://efa-net.eu/features/your-voice-growing-philanthropy-in-germany (März, 2021).
Als Schnittstelle zwischen international wahrgenommenen Ausstellungsprogrammen, der Stuttgarter Künstler:innenschaft und den wichtigen Diskursen der Stadtgesellschaft spielt das Künstlerhaus eine immer wichtigere Rolle. Diese Bedeutung schlägt sich nun auch in einer neuen Website nieder. Nach einem intensiven Arbeitsprozess geht www.kuenstlerhaus.de mit neuem Design und klarer Struktur heute online.
Die neue Online-Präsenz setzt auf Besucher:innenfreundlichkeit, Transparenz und Offenlegung aller Inhalte durch eine neue Navigation, und ein übersichtliches Design.
Die Idee für die neue Website war es, das Künstlerhaus Stuttgart ganzheitlich bereits auf der Startseite darzustellen, und eine Struktur zu schaffen, die es ermöglicht, Informationen leichter auffindbar zu machen, und Ausstellungsprogramm, Aktivitäten in unseren Werkstätten und Ateliers gleichberechtigt darzustellen.
Das Stuttgarter Büro matter of war dabei für das Design, Valentin Alisch für die technische Umsetzung verantwortlich Die Projektleitung lag in den Händen der Geschäftsführerin Romy Range, die vom Vorstand bei der Realisierung unterstützt wurde.
Transparenz und Übersichtlichkeit
Alle Bereiche des Künstlerhauses stehen jetzt gleichberechtigt nebeneinander und sind für die Nutzer:innen direkt einsehbar. Ob es sich um Ausstellungen, Werkstätten, Atelierstipendiat:innen oder um Mitgliedschaften im Künstlerhaus handelt – alles ist auf einen Blick erfassbar und über die Navigation direkt zugänglich. Die Bildkacheln auf der Startseite ermöglichen zusätzlich einen intuitiveren Zugang zu den einzelnen Menüpunkten wie Ausstellungen, Ateliers oder Werkstätten. Die Agenda bietet darüberhinaus einen Überblick über alle kommenden Veranstaltungen und Ausstellungen. Alle Inhalte sind auch weiterhin sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch vorhanden.
Neue Menüpunkte, neue Inhalte
Wir haben aber nicht nur bestehende Inhalte neu strukturiert, sondern heben Beteiligungsmöglichkeiten mit den Kategorien Vermittlung und Mitgliedschaft deutlicher hervor. Im Bereich Vermittlung wird zum Beispiel in den nächsten Monaten auch unser Projekt mit dem Hölderlin-Gymnasium sichtbar.
In unserem neuen Shop kann man Editionen und Publikationen ab sofort erwerben, und den Kauf über die Website abwickeln. Auch Mitgliedschaften können ab sofort online abgeschlossen werden, was eine Vereinfachung für alle Nutzer:innen darstellt.
Neu ist darüber hinaus die Funktion der Website als umfangreiches Recherchetool mit Filteroptionen. Sie bietet unterschiedlichen Nutzer:innen die Möglichkeit, sich gezielt in eine Vielzahl von Themen zu vertiefen und Inhalte zu suchen.
Klares und einfaches Design
Frische Farben, viel Weißraum, großformatige Bilder und der Einsatz von Videos: Die neu gestaltete Website bietet den Nutzer:innen alle wichtigen Inhalte auf einen Blick. Jede Unterseite bietet einen Einstieg über Bilder und Videos, gefolgt von Langtexten.
So sind beispielsweise unsere Werkstätten ab sofort nicht nur über Bilder, sondern auch über Videos erfahrbar. Jede Werkstatt mit ihren Besonderheiten wird in den kommenden Monaten mit einem Kurzfilm vorgestellt. Den Anfang machen die Werkstätten für Keramik, Siebdruck und Radierung.
Archiv aus über 40 Jahren Künstlerhaus
Mehr als 40 Jahre Künstlerhaus Stuttgart lassen sich in unserem Archiv finden. Um den Besucher:innen die Recherche zu erleichtern, haben wir nicht nur eine Such-, sondern auch eine Filterfunktion einbauen lassen, sodass man gezielt nach Ausstellungen oder Veranstaltungen, Publikationen oder ähnlichem recherchieren kann. Wir haben Archivmaterial aufgearbeitet, Bildmaterial recherchiert, und neue Inhalte generiert. Das Archiv ist dabei weiterhin ein Work in progress. In den nächsten Monaten werden wir dieses mit weiteren Inhalten ergänzen.
Mit dieser neuen Website soll das Künstlerhaus Stuttgart in allen Facetten erlebbar sein, und alle Nutzer:innen bestmöglich über alle Aktivitäten des Vereins informieren.
Frau Dr. Hannelore Paflik-Huber, Kunstwissenschaftlerin, stellt sich als 1. Vorsitzende in der Mitgliederversammlung am 25.3.2021 des Künstlerhaus Stuttgart e.V. nicht mehr zur Wahl.
Dies nimmt das Künstlerhaus Stuttgart zum Anlass zurückzublicken und die wichtigsten Verdienste und Aktivitäten ihrer Amtszeit aufzuführen und zu würdigen.
17 Jahre lang, von 2004 bis 2021, hat die 1. Vorsitzende die Verantwortung für das Künstlerhaus Stuttgart getragen. In dieser Zeit konnten insgesamt vier künstlerische Leiter*innen berufen werden: Axel Wieder (2007–2010, heute Direktor Kunsthalle Bergen), Misal Adnan Yıldız (2011–2014, heute Co-Direktor Kunsthalle Baden Baden), Fatima Hellberg (2015–2019, heute Direktorin des Bonner Kunstvereins) und Eric Golo Stone (künstlerischer Leiter seit 2020).
Von 2004 bis 2006 installierte sie die Gruppe Visual Music, gemeinsam mit Roland Blach, Thomas Maos, Cornelia und Holger Lund, Laurenz Theinert, Hans Dieter Huber und Wolf Helzle im Künstlerhaus. Am 13.1.2006 organisierte sie mit dieser Gruppe in den Räumlichkeiten des Künstlerhaus Stuttgart das eintägige Symposium 1. Visual Music Party.
Von 2006 an hat Frau Paflik-Huber acht Jahre lang am sogenannten grauen Tisch im 1. Stock des Künstlerhauses mit ihrem Mann, Prof. Hans Dieter Huber, eine Diskussionsrunde geleitet, an der Sean Rainbird, Staatsgalerie Stuttgart, Dr. Marion Ackermann, Kunstmuseum Stuttgart (nachfolgend Dr. Ulrike Groos), Iris Dressler, Hans D. Christ (WKV), Axel Wieder (nachfolgend Misal Adnan Yıldız), Nikolaus Koliusis, freischaffender Künstler, Klaus Gerrit Friese, Galerist, Nikolaus Forstbauer, Stuttgarter Nachrichten, Uta und Rudolf Scharpff, Sammler, teilgenommen haben. Letztere waren auch die Sponsoren der Abende, zu denen externe Vortragende eingeladen wurden. Die Inhalte der Diskussionen waren die zeitgenössische Kunst, deren Vermittlung, Förderung und Distribution, speziell auf Stuttgart und Baden-Württemberg bezogen.
2009 wurde nach einem Vorschlag des Stuttgarter Künstlers Nikolaus Koliusis dem Künstlerhaus Stuttgart der Stiftungspreis für Kunst und Wissenschaft der Hypo Real Estate Bank International AG verliehen, gemeinsam mit der Stankowski Stiftung. Das Preisgeld für jede Institution betrug 7.500 €. Die gemeinsame Preisverleihung konnte Frau Paflik-Huber in den Räumen des Künstlerhaus Stuttgart organisieren.
Als Geschäftsführerin konnte sie zuletzt 2016 Romy Range berufen.
2011 hat Frau Paflik-Huber die externe Keramikwerkstatt in das Haus integriert. Zuvor war diese nur im Sommer nutzbar und räumlich weit entfernt vom Künstlerhaus gelegen.
Des Weiteren hat sie stets Sorge getragen, dass alle Werkstätten im Hause erhalten bleiben und es ermöglicht, diese von der Ausstattung stets auf einem aktuellen Stand zu halten. Mit ihrem Engagement hat sie dafür gesorgt, dass die immer größere Nachfrage an Ateliers in Stuttgart durch den Aus- und Anbau von vier auf sieben Atelierräume beantwortet wurde. Sie hat im Liegenschaftsamt Befürworter*innen gefunden, in der Atelieretage eine Küche und einen sanitären Bereich einzubauen. Waren es zu Beginn ihrer Amtszeit 2004 circa 25 Bewerber*innen für die Atelierstipendien, so ist ihre Zahl 2020 auf 71 angestiegen. Die Jury zu der Auswahl fand stets unter ihrem Vorsitz statt.
In ihre Amtszeit fällt die Verfassung einer umfangreichen Geschäftsordnung, die vom Vorstand und Beirat in mehreren Klausurtagungen entwickelt wurde und auf das Haus der Künstler*innen in einer individuellen Sprache und Form ausgerichtet ist. Es war Frau Paflik-Huber ein großes Anliegen, das Archiv des Künstlerhauses dem Stadtarchiv Stuttgart zu übergeben. Am dortigen Ort ist das wertvolle Archivmaterial bestmöglich aufbewahrt, verwaltet, inventarisiert und die Dokumente sind jederzeit einsehbar. Der Leiter der Stadtarchives, Prof. Roland Müller hat mit seinen Mitarbeiter*innen einen Vertrag ausgearbeitet, der das Fotomaterial, die Dokumente und Teile des Filmmaterials auf der Basis eines aktuellen Urheberrechtes zum Inhalt hat. Kostenfrei wurde 2016 alles in das Stadtarchiv überführt und in den Server dieser Institution eingespeist.
Gemeinsam mit Fatima Hellberg und Romy Range konnte Frau Paflik-Huber das ehemalige Restaurant Zadu in Federführung von dem damaligen Kämmerer und 1. Bürgermeister Michael Föll ab dem Jahr 2016 umbauen lassen. Ihre Aufgabe war es dabei, die Finanzierung mit der Stadt zu sichern und die gestalterischen sowie architektonischen Aufgaben mit zu entscheiden und zu verantworten. Das entscheidende Gremium bestand aus Architekten, Bauleitern, Liegenschaftsamt, Romy Range und Fatima Hellberg. Für die Moderation war die 1. Vorsitzende zuständig.
Für das Jubiläumsjahr 2018 hat Hannelore Paflik-Huber Michael Klett als Schirmherr gewonnen. Ihn und zahlreiche weitere private Sponsoren sowie Stiftungen konnte sie dafür gewinnen, die Publikation zum Jubiläum, die sie mit dem Künstlerhaus herausgegeben hat, zu finanzieren und einen Festakt zum Jubiläum zu veranstalten, bei dem sie als Moderatorin durch den Abend geführt hat.
2019 eröffnete in den umgebauten Räumen im Erdgeschoss das Restaurant Im Künstlerhaus, für das sie mit Romy Range und Fatima Hellberg den Restaurantbetreiber Sebastian Werning als Pächter vertraglich verpflichtet hat.
2019 ist unter ihrer Herausgeberschaft für das Künstlerhaus die Publikation „Künstlerhaus Stuttgart 40 Jahre 1978-2018“ im Verlag avedition erschienen. Das Buch umfasst die Geschichte des Hauses und die Gründungszeit des Künstlerhauses mit grundlegenden Texten des Kunstwissenschaftlers Hans Dieter Huber. Die Publikation gibt Einblick in die Werkstätten und Ateliers und stellt alle Künstlerischen Leiter*innen in Interviews und Statements vor. Zahlreiche Gratulant*innen aus der Stuttgarter- und der internationalen Kunstszene kommen zu Wort. Es ist ein Standwerk zu einem der wichtigsten Häuser der Stadt Stuttgart und zu einer international einzigartigen Kunstinstitution.
In all den Jahren bestand ihr Anliegen darin, das Künstlerhaus finanziell abzusichern, damit das Haus ein geschützter Ort für Künstler*innen bleibt. Sie hat jederzeit einen sehr guten Kontakt mit der Stadt und den Gemeinderät*innen gehalten und zusätzlich zahlreiche Sponsor*innen gewinnen können. Die Sicherung der Zuschüsse ist ihren umsichtigen Verhandlungen mit den Politiker*innen und dem Kulturamt zu verdanken. Damit auch die Mitglieder selbst zu Wort kommen, wurden zu Beginn ihrer Amtszeit die zwei Veranstaltungsreihen Visual und Local eingeführt. Jedes Mitglied kann hier eine Veranstaltung, eine Performance, einen Vortrag, eine Vortragsreihe, einen Film, etc. vorschlagen und präsentieren. Der Beirat stimmt nach Einreichung finanziell wie inhaltlich über die eingereichten Vorschläge ab.
Ihr großes Anliegen war es, den Studierenden der Kunst und Architektur von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Kunstgeschichte der Universität Stuttgart, sowie der Fachhochschulen in Pforzheim und Schwäbisch Hall dank ihrer Lehraufträge an diesen Institutionen das Künstlerhaus vorzustellen. So besuchte sie mit ihren Studierenden die Ausstellungen, vermittelte zahlreiche Atelier- und Werkstattbesuche von Kunstprofessor*innen, um somit immer wieder den Nachwuchs und interessierte Kreise auf das Haus aufmerksam zu machen.
Ihr oberstes Ziel war jederzeit, Künstler*innen einen Raum zu geben, damit diese in den Werkstätten ihre Arbeiten produzieren, in den Ateliers 1 bis 3 Jahre arbeiten und von dort aus Kontakte zu anderen Institutionen knüpfen konnten. Besonders wichtig war es ihr, den jeweiligen künstlerischen Leiter*innen die Freiheit für die Präsentation ihrer kuratorischen Konzepte zu geben und diese auf zwei Ausstellungsebenen zu zeigen. Die Diskussion sollte stets aktuell sein, dafür hat sie den notwendigen finanziellen Bedarf eingestellt. Es gilt, den Leiter*innen den größtmöglichen Freiraum zu geben, damit diese die noch nicht etablierte, aktuelle Kunst in Stuttgart sichtbar zu machen und den Stuttgarter Künstler*innen, Bürger*innen und einem internationalen Publikum eine aktuell geführte Diskussion anzubieten.
Des Weiteren hat sie erfolgreich in der Stadt, national und international, dazu beigetragen, dass das Künstlerhaus jederzeit im Gespräch ist, dass Neugierde geweckt wird und vor allem, dass das Alleinstellungsmerkmal dieser Kunstinstitution heute auch international anerkannt und geschätzt wird.
Als Abschiedsabend ist ein Abend mit einer Filmvorführung und Diskussion zum Werk der Filmemacherin und Künstlerin Ulrike Ottinger geplant. Pandemiebedingt steht hier noch kein Termin fest. Eine weitere Abschiedsveranstaltung ist eine Diskussionsrunde mit den Neuen Auftraggebern, die sie mit Romy Range organisiert.
Wir haben der scheidenden 1. Vorsitzenden Frau Paflik-Huber eine Menge zu verdanken. Sie prägte in all den Jahren das Haus mit ihrer großen Kenntnis der zeitgenössischen Kunst, ihrem Überblick über aktuelle, kuratorische Konzepte und ihren zahlreichen nationalen wie internationalen Kontakten. Ihrer sehr guten Vernetzung in der Stuttgarter Kunst- und Künstler*innenszene ist es zu verdanken, dass das Künstlerhaus stets im Gespräch war und ist. Ihre Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen in Baden-Württemberg ermöglichte es, viele angehende Künstler*innen und Kunstwissenschaftler*innen ans Haus zu binden. Ihre ehemaligen Studierenden des Studiengangs Kommunikationsdesign der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart haben über all die Jahre hinweg die Erscheinungsbilder des Hauses mitgestaltet.
Wir möchten zum Schluss noch etwas nicht Selbstverständliches hervorheben: Es ist ein Ehrenamt.
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, die neuen Atelierstipendiat:innen des Jahres 2021/22 bekanntzugeben, die ab 01. Mai 2021 ihre Ateliers im Künstlerhaus beziehen werden. Auch in diesem Jahr kann das Künstlerhaus sechs herausragenden Künstlerinnen und Künstlern, Künstlergruppen und Kollektiven Arbeitsräume für ein Jahr zur Verfügung stellen.
Neu begrüßen dürfen wir Helen Weber, Janis Eckhardt und Eva Dörr und Lena Meinhardt.
Die Stipendien von Alba Frenzel, Lennart Cleemann und Marlon Lanziner und Valentino Berndt (MAVA) wurden um ein weiteres Jahr verlängert. Jasmin Schädler wird in ihrem letzten Jahr als Stipendiatin ihr Atelier mit ihren Kolleginnen Susanne Brendel und Julia Schäfer des n.n.n. collectives teilen.
Janis Eckhardt
Janis Eckhardts (*1994) Arbeitsweise verbindet ausgehend von Konstellationen und Objekten, persönliche Faszinationen mit gegenwärtigen sozialen Umständen. Arbeiten entstehen meist durch einen beiläufigen Moment, der aus den angesammelten Materialien hervorgeht. Performative Aspekte, das Wiederverwenden von eigenem und fremdem Material sowie dessen Historie, Distribution und Rekontextualisierung, ziehen sich als Mechanismen durch seine Arbeit. Dabei ist er stets auf der Suche nach nicht rein symbolischer Reproduktion und Darstellung, sondern einem Eingriff, der eine Ambivalenz produziert und aufrechterhält.
Helen Weber
Helen Weber (*1994) studierte Bildende Kunst in Stuttgart und in Istanbul. Arbeitet individuell und kollektiv zwischen Innen- und Außenraum. Teil des Schwäbischen Online-Albvereins, des kollektiv_mitteperformance und ROSANNAWIDUKIND. Wirft sich mit feldforscherischem Anspruch in Kontexte, was Aktionen, Skulpturen, Texte, Videoinstallationen und diverse Formen der Dokumentation zur Folge hat. Seit Längerem gilt ihr Interesse den Widersprüchen des “Deutschen Waldes”, einer ideologischen Spielwiese zwischen Survival, Waldeinsamkeit*, Volkstum, Protest, Zecken, Natur- und Klimaschutz.
*Im Juli 2020 entwaffnet der “Schwarzwald- RAMBO“ Y. Rausch bei einer Kontrolle in seinem Gartenhüttchen 4 Polizeibeamte und findet anschließend auf sechstägiger Flucht vor Polizeihubschraubern Obdach im heimischen Schwarzwald. In einem Video schildert die Anwohnerin die Situation: „Ich war im Garten beschäftigt und auf dem Weg runter habe ich die Straße abgeguckt – weil man sich halt irgendwie umschaut momentan – und dann habe ich einen jungen Mann in Tarnanzug mit einem langen Wanderstock die Straße langlaufen sehen. Er lief wie ein Wanderer.“
n.n.n. collective
n.n.n. collective wurde im Jahr 2014 von Jasmin Schädler, Julia Schäfer und Susanne Brendel gegründet. Schädler studierte Theaterregie an der Akademie für Darstellenden Künste Baden-Württemberg (2016) und Kunst Praxis am Dutch Art Institute (2019). Schäfer machte ihren Abschluss in Bildender Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (2020) und Brendel studierte Bühnen- und Kostümbild und Bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (2021).
Gemeinsam entwickeln sie Formate, die sich sowohl im Bereich der Bildenden als auch der DarstellendenKunst bewegen. Inhaltlich beschäftigen sie sich gleichermaßen mit literarischen und theoretischen Texten und deren Potential, szenische Vorgänge auszulösen. Ihre Arbeiten waren u. a. im Projektraum des Kunstverein Wagenhalle, dem Schauspiel Stuttgart und dem Theater Rampe zu sehen.
Unterstützt durch die Publikationsförderung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg erscheint 2021 ihre Publikation vom Aufgang der Sonne. Darin werden Texte und künstlerische Arbeiten präsentiert, die im Rahmen einer kritischen Auseinandersetzung mit Hegels Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte entstanden sind.
Eva Dörr & Lena Meinhardt
Lena Meinhardt und Eva Dörr arbeiten seit 2019 als Künstlerinnenduo zusammen. Ihre Arbeiten begegnen sich im Feld der Soundinstallation.
Lena Meinhardt war Kontaktstudentin in Computermusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Aktuell studiert sie an der HdM Stuttgart Audiovisuelle Medien. In ihren Kompositionen verselbstständigen sich Aufnahmen von Orten, Objekten oder Texten durch kraftvolle Klangsynthesen. Zusammen mit Eva Dörr, die unter anderem am KIT Karlsruhe und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Bildende Kunst und Mathematik studierte, entstehen Orts- oder kontextbezogene Arbeiten. Eva Dörrs künstlerische Schwerpunkte liegen im Bereich der (Sound-) Installation und dem Video. Sie konzentriert sich auf die akustische Wahrnehmung von zumeist marginalen Räumen und Orten.
Die Arbeit ABELKA ist Teil des selbstorganisierten Ausstellungsprojektes „Kehrmaschine“. Gleich getaktet mit weiteren Arbeiten der Ausstellung vermischt die 8-Kanal-Sound Installation die Lüftungsanlage der Halle mit einer 60-minütigen Komposition, die das Raumgedächtnis zum Thema hat und die Halle mit Klängen und deren Reflexionen füllt.
Alba Frenzel
Alba Frenzel studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Während ihres Studiums befasste sie sich mit Fotografie im Feld der zeitgenössischen Kunst. Nach ihrem Diplom im Sommer 2017 stellte sie ihre Arbeiten Fotopapier, Licht, Ei zusammen mit weiteren Preisträger:innen im Rahmen des Fotowettbewerbs gute aussichten – junge deutsche fotografie in den Deichtorhallen Hamburg aus. Im Frühjahr 2021 erscheint ihre erste Publikation Kreatur o.T. beim Vexer Verlag.
In ihrer künstlerisch-forschenden Arbeit interessiert sie sich dafür, wie „lebendige Kunst“ entsteht. Bei ihrer aktuellen Recherche stieß sie durch Zufall auf den „Leberwurstbaum“, der im Duden auf derselben Seite steht wie „Leben“. „Meine Arbeit ist eine groß angelegte Forschung, in der mit dem Leberwurstbaum so umgegangen wird als ob er Kunst sei oder mit Kunst als sei sie ein Leberwurstbaum. Die Qualitäten, die sich metaphysisch auf die Eigenschaften von Kunst umdenken lassen, werden dabei ausgewählt.
Das von mir gesammelte heterogene Material zu dem ursprünglich in Westafrika heimischen Baum stammt aus verschiedenen gefundenen Quellen: Bildern, Katalogtexten, Videos, Fachaufsätzen und Internet-Suchergebnissen.“
Lennart Cleemann
Lennart Cleemann (*1990) kommt aus der Architektur. Er studierte in Hannover, Aarhus und Stuttgart. Bevor er zur Kunsthochschule in Stuttgart kam, machte er ein Praktikum bei Buchner Bründler Architekten in Basel (Schweiz). Diese Zeit prägte seine Denkweise und Arbeitshaltung bezüglich des von ihm so benannten „poetischen Pragmatismus“. In der Kunstklasse Reto Bollers hat er seine Affinität für den direkten Kontakt mit Material und dessen emotionale Potenz entdeckt.
In seiner Arbeit behandelt er vor allem Themen der Ein- und Zweisamkeit sowie Themen des sexuellen Begehrens und Konsums. Die Befreiung aus einer gefühlten Hilflosigkeit gegenüber gesellschaftlich und gedanklich festgefahrenen Strukturen ist dabei ein Ziel seiner Arbeit. Er hat eine Verbundenheit zu rohen, unbehandelten Materialen, welche häufig den Ausgangspunkt seiner Arbeit darstellen. Diese werden gerne mit Fundobjekten von der Straße und Baustellen kombiniert und in Kontext miteinander gesetzt.
Am Künstlerhaus Stuttgart hat er sich mit dem Bestreben beworben, das bereitgestellte Atelier als einen Testraum für Installationen, im Sinne einer dystopischen Wohnung, zu nutzen. Die Idee stammt vor allem aus der Auseinandersetzung mit dem Motiv des Bettes als Ort des Rückzugs, der Lethargie, aber auch der Intimität und Freude.
Er erkundet Gefühls- und Beziehungszusammenhänge, welche ihn in seinem Alltag beschäftigen. Der Testraum kann auch als eine Art Baustelle betrachtet werden, die sich in stetigem Wandel befindet. Leben und Tod, Schönheit, Zerstörung und Verfall haben hier gleichermaßen eine Daseinsberechtigung.
Marlon Lanziner und Valentino Berndt (MAVA)
Marlon Lanziner und Valentino Berndt arbeiten seit 2014 als Künstlergruppe MAVA an der skulpturalen Ausarbeitung von Umweltphänomenen. In ihrem Projekt “the rain brings the color” zeigen sie, wie durch Verwitterungsprozesse von Kupfermaterialien in Reaktion mit Regenwasser Farbschlieren auf einer weißen Marmortreppe entstehen und wie diese das Aussehen der Treppe transformieren.
Marlon Lanziner (*1989) und Valentino Berndt (*1988) absolvierten das Studium der Bildenden Kunst an der ABK Stuttgart von 2010 bis 2018.
2019 entwarf Marlon Lanziner mit Eva-Marie Holzner die erste Edition von „Vadonna“-Kleinskulpturen. Die aus Bronze gefertigten und individuell gefärbten Unikate beziehen sich zum einen auf die klassische Mariendarstellung, der „Madonna“, zum anderen auf das weibliche Geschlecht, und verbinden beide Aspekte in den Skulpturen.
2020 publizierte Marlon Lanziner und Valentino Berndt das MAVA Kunstbuch Die Geschwindigkeit der Erde, welches die künstlerischen Projekte von 2014 – 2020 zusammenfasst. Im folgenden Jahr 2021 planen sie die Veröffentlichung des Buches im Rahmen einer Ausstellung.
Im Rahmen des Atelierprogramms werden Arbeitsstipendien an herausragende Künstlerinnen und Künstler sowie Bewerber:innen aus den Bereichen Architektur und Theorie vergeben. Ihnen steht mietfrei ein Arbeitsraum im Künstlerhaus zur Verfügung. Zudem können die Werkstätten des Künstlerhauses kostenfrei genutzt werden. Die Arbeitsräume werden anhand der eingegangenen Bewerbungen jährlich vergeben. Die Entscheidung über die Vergabe trifft der Beirat des Künstlerhauses. Stipendienbeginn ist in diesem Jahr coronabedingt der 1. Mai 2021 . Die Jury bestand aus Vertretern des Vorstands und des Beirats des Künstlerhaus Stuttgart e.V.
Ülkü Süngün
studierte Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste. Mit unterschiedlichen Medien wie Fotografie, Installation, Bildhauerei und Lecture Performances setzt sie sich in ihrer Arbeit kritisch mit Migrations- und Identitäts(politiken) und Erinnerung auseinander und betreibt mit ihren prozessorientierten und kollaborativen Ansätzen künstlerische Forschung. Als Dozentin an der Merz Akademie und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart beschäftigte sie sich auch mit emanzipatorischen Fragen in der Lehre. Im Künstlerhaus realisiert sie ihr Projekt Institut für Künstlerische Migrationsforschung (IKMF). Mit ihrem 2017 gegründeten Verein, macht sie ihre bisherige künstlerische und sozial- und gesellschaftskritische Praxis strukturell sichtbar und nutzt dabei Räume nomadisch. Im Frühjahr 2019 wurde im Rahmen dieses Projektes die Veranstaltungsreihe ACTIVIST ACADEMY. VISUAL STRATEGIES I mit mehreren offenen Workshops im Künstlerhaus realisiert. 2019 hatte sie mit dem IKMF einen Aufenthalt im zeitraumexit in Mannheim: GEMEINGUT JUNGBUSCH. Sie untersuchte im Viertel Jungbusch, Funktionen von Migration und Kultureinrichtungen im Kontext der Gentrifizierung. Stationen des Aufenthaltes waren die Kurzfilm-Kinoreihe KANAKINO mit Belit Sag und Cana Bilir-Meier.
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Dienstags-Werkstatt
Das Künstlerhaus lädt jeweils eine:n Künstler:in, oder ein Kollektiv ein – gemeint sind spartenübergreifend und transdisziplinär alle Kunst- und Kulturschaffenden – , über ihre Arbeitsweisen, ihre Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen wohnhaft in Stuttgart und Umgebung oder auf der Durchreise, an alle Kulturschaffende, Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, usw. und ist offen für alle!
Das neue Format wurde von Ronald Kolb initiiert und wird vom Beirat des Künstlerhauses unterstützt.
Florian Model
mäandert zwischen kuratorischer und künstlerischer Praxis und beschäftigt sich mit dem Einfluss technologischer Entwicklungen auf gesellschaftliche Prozesse und Strukturen, indem er die Folgen dieser komplexen Systeme simuliert. Er leitet gemeinsam mit Johanna Markert und Lukas Ludwig die nomadische gemeinnützige Organisation Anorak e.V. Zu den jüngsten Gruppenausstellungen gehören MADE IN CHINA in der MAB Society Shanghai (2013), Soft Nepotism in der Bar Du Bois Vienna (2014), Expectations in den Composing Rooms Berlin (2015), Zunfthaus der Künstler im Cabaret Voltaire Zürich und the route of friendship runs into a big beautiful wall in der Ladrón Gallery Mexico City (2018).
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Dienstags-Werkstatt
Ab Oktober 2020 treffen sich jeden zweiten Dienstag des Monats um 19 Uhr Künstler*innen und Kulturschaffende im Künstlerhaus Stuttgart, um ihre künstlerische Praxis vorzustellen und sich mit anderen auszutauschen, zu diskutieren und sich näher kennenzulernen.
Das Künstlerhaus lädt jeweils eine*n Künstler*in, oder ein Kollektiv ein – gemeint sind spartenübergreifend und transdisziplinär alle Kunst- und Kulturschaffenden – , über ihre Arbeitsweisen, ihre Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler*innen wohnhaft in Stuttgart und Umgebung oder auf der Durchreise, an alle Kulturschaffende, Kunstvermittler*innen, Kurator*innen, usw. und ist offen für alle!
Das neue Format wurde von Ronald Kolb initiiert und wird vom Beirat des Künstlerhauses unterstützt.
Im Juni 2020 haben wir, Akteur:innen und Institutionen im Bereich der Künste, die in Baden-Württemberg angesiedelt sind, uns zu einem offenen, unabhängigen und disziplinübergreifenden Bündnis für gerechte, diverse und inklusive Verhältnisse im Kunst- und Kulturbetrieb zusammengeschlossen: ein Bündnis, das auf regionaler, bundesweiter und transnationaler Ebene aktiv werden möchte, um einen systemischen Wandel herbeizuführen.
Was uns bewegt, sind die Sorge um die Zukunft der Künste sowie die Überzeugung, dass diese nur dann unabhängig bleiben, wenn sich die Strukturen und Bedingungen des Kunst- und Kulturbetriebs sowie für Kunst- und Kulturarbeiter:innen radikal verändern. Der Begriff „Kunst- und Kulturarbeiter:innen“ schließt für uns sämtliche im Bereich der Künste freischaffend oder angestellt Tätigen ein: von den Künstler:innen, Kurator:innen oder Dramaturg:innen bis hin zu Sicherheits- und Reinigungsdiensten.
Neben dem Anliegen, eine grundlegende Veränderung der bestehenden kulturpolitischen Strukturen und Förderpolitiken in Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung zu erreichen, ist es uns ebenso wichtig, unsere eigenen Arbeits-, Denk- und Entscheidungsweisen im Hinblick auf einen gerechten, diversen und inklusiven Kunst- und Kulturbetrieb auf den Prüfstand zu stellen.
Mit diesem Schreiben senden wir Ihnen das erste ausführliche öffentliche Statement des Bündnis für eine gerechte Kunst- und Kulturarbeit, Baden-Württemberg.
STATEMENT
mehr lesen
MITMACHEN / KONTAKT
Dieses neue ist ein offenes und derzeit noch lückenhaftes Bündnis. Wir freuen uns auf viele weitere Beteiligte aus unterschiedlichen Bereichen und Kontexten der Künste, die an dem Bündnis mitarbeiten und / oder als Mitunterzeichner:innen auftreten möchten.
Sie haben Interesse
· aktiv am Bündnis für eine gerechte Kunst-und Kulturarbeit, Baden-Württemberg, mitzuwirken und / oder
· Mitunterzeichner:in zu werden?*
Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an
info@dasbuendnis.net
Mehr Informationen unter www.dasbuendnis.net
Damaris Wurster
ist bildende Künstlerin, freie Editorin und Schriftstellerin. Sie studierte an der Merz Akademie und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
In ihren Arbeiten setzt sie sich mit der Abstraktion der Fotografie und digitalen Kompositionen auseinander. Ausgangsmaterialien sind analoges Filmmaterial, digitale Fotografien sowie Found Footage. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit arbeitet sie als Editorin mit dem Schwerpunkt Medienkunst.
2016 gründete sie gemeinsam mit Anne Pflug und Christiana Teufel das Lowland Magazin und das gleichnamige Ausstellungsprojekt. Das Projekt soll die Vernetzung von Künstler:innen aus unterschiedlichen Disziplinen fördern.
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Dienstags-Werkstatt
Das Künstlerhaus lädt jeweils eine:n Künstler:in, oder ein Kollektiv ein – gemeint sind spartenübergreifend und transdisziplinär alle Kunst- und Kulturschaffenden – , über ihre Arbeitsweisen, ihre Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen wohnhaft in Stuttgart und Umgebung oder auf der Durchreise, an alle Kulturschaffende, Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, usw. und ist offen für alle!
Das neue Format wurde von Ronald Kolb initiiert und wird vom Beirat des Künstlerhauses unterstützt.
Jasmin Schädler ist Regisseurin und bildende Künstlerin. Nach ihrem Bachelor in Physik und Kulturwissenschaften studierte sie Theaterregie bei Christof Nel an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg und absolvierte einen Master in Kunstpraxis am Dutch Art Institute. Ihr künstlerischer Fokus liegt in der Sezierung von Zusammenhängen und Etymologien. Technologie und Wahrnehmung stehen aktuell im Zentrum ihrer Auseinandersetzung. Ein längerfristiges künstlerisches Forschungsprojekt ist ihre Arbeit zur Interaktion zwischen Mensch und Algorithmen. Zuletzt zeigte sie hierzu eine Lecture Performance am Silent Green (Berlin) im Mai 2019.
2020 realisiert sie gemeinsam mit Bongile Gorata Lecoge-Zulu eine Arbeit für das Festival Die irritierte Stadt, in der es um die performative Diversität der Wahrnehmung des Stadtraums geht. Als Teil des Kollektivs die apokalyptischen tänzer*innen (www.apocalyptic.dance) entwickelt sie Performances in enger Zusammenarbeit mit dem Theater Rampe und als Teil der Nachwuchsplattform Freischwimmen.
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Dienstags-Werkstatt
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Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen wohnhaft in Stuttgart und Umgebung oder auf der Durchreise, an alle Kulturschaffende, Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, usw. und ist offen für alle!
Das neue Format wurde von Ronald Kolb initiiert und wird vom Beirat des Künstlerhauses unterstützt.
NAF
sind die beiden Künstler:innen Nana Hülsewig und Fender Schrade. Ihre Zusammenarbeit begann 2013 im Künstlerhaus Stuttgart. Seidem arbeiten sie konsequent an einer Ästhetik der Überschreitung in den Bereichen Popmusik, Theater und Bildende Kunst. Für ihre Bühnenarbeiten wurden sie 2019 bereits zum zweiten Mal mit dem Tanz- und Theaterpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Im Juni 2015 erhielten sie für ihre Projektreihe „NORM IST F!KTION“ die dreijährige Konzeptionsförderung des Landes Baden-Württemberg. Seit 2018 erweiterten NAF mit ihrem Projekt „DIE WERKSTATT“ ihr Duo mit internationalen Künstler:innen und entwickelten im Kollektiv künstlerische Arbeitsmethoden, ihr Instrument und ihre Kompositionen. Die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig und das Theater Rampe Stuttgart sind dabei ihre engen Verbündeten.
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Dienstags-Werkstatt
Ab Oktober 2020 treffen sich jeden zweiten Dienstag des Monats um 19 Uhr Künstler:innen und Kulturschaffende im Künstlerhaus Stuttgart, um ihre künstlerische Praxis vorzustellen und sich mit anderen auszutauschen, zu diskutieren und sich näher kennenzulernen.
Das Künstlerhaus lädt jeweils eine:n Künstler:in, oder ein Kollektiv ein – gemeint sind spartenübergreifend und transdisziplinär alle Kunst- und Kulturschaffenden – , über ihre Arbeitsweisen, ihre Hintergründe und Vorgehensweisen zu sprechen. Wir wollen eine Plattform etablieren, in der sich intensiver zur künstlerischen Praxis ausgetauscht wird und uns so vernetzen, solidarisieren und gegenseitig stärken.
Die Reihe richtet sich an alle Mitglieder des Künstlerhaus Stuttgart, an Künstler:innen wohnhaft in Stuttgart und Umgebung oder auf der Durchreise, an alle Kulturschaffende, Kunstvermittler:innen, Kurator:innen, usw. und ist offen für alle!
Das neue Format wurde von Ronald Kolb initiiert und wird vom Beirat des Künstlerhauses unterstützt.
Es ist kein Geheimnis, dass das Feld der Kunst eine besonders richtungsweisende Funktion für die politische Ökonomie erlangt hat. Wir sind uns bewusst, in welchen Missstand die Kunst mittlerweile vollständig eingebunden ist. Plutokratische Herrschaftsformen und Strategien der Vermögensverwaltung definieren zunehmend die betrieblichen Strukturen der Kunstinstitutionen. Die Orte der Produktion, Distribution, Vermittlung, Rezeption und Konsumption des Kunstbetriebes sind gänzlich gleichbedeutend mit sozioökonomischer Ungleichheit. Künstler:innen sind ein gern zitiertes Beispiel dafür, wie Arbeiter*innen in einer hyperatomisierten Branche ausgebeutet, enteignet und entrechtet werden, die von asymmetrischen Eigentumsrechten, Freiberuflerverträgen, Vertraulichkeitsvereinbarungen und mündlichen Angeboten beherrscht wird.
Wie greifen wir in die daraus folgenden rechtlich-ökonomischen Strukturen ein, die gelebte Beziehungen und Arbeitsverhältnisse in der Kunstwelt bestimmen? Wie überwinden wir die unerträgliche Entkopplung zwischen dem politischen Anspruch, den Kunstwerke in sich tragen und den tatsächlichen politischen Gegebenheiten, die die Bedingungen der Produktion und Distribution von Kunstwerken bestimmen?
Die Arbeitsgruppenreihe
Die Ausstellung Arbeitsgruppen des Künstlerhauses Stuttgart stößt eine zweijährige Reihe geschlossener Arbeitsgruppen an, die eine grundlegende Neubewertung der institutionellen Verwaltungsstrukturen, sozioökonomischen Bedingungen und Arbeitsverhältnisse der Kunstproduktion und -distribution vornehmen sollen. Diese Arbeitsgruppen, bestehend aus lokalen, regionalen und internationalen Interessenträgern werden für das Künstlerhaus Stuttgart Richtlinien, Verträge und Satzungen entwerfen und umsetzen. Neben der direkten Anwendung auf das Künstlerhaus Stuttgart als reaktive institutionelle Fallstudie, bietet die Arbeitsgruppenreihe ein Modell kollaborativer Leitungsstruktur und fördert erfahrungsbasierte Untersuchungen gemeinschaftlicher politischer Strategien.
Das Künstlerhaus Stuttgart wurde 1978 von Künstler:innen gegründet und bietet deshalb einen institutionellen Rahmen, der sich organisatorisch eignet, um Ordnungsstrukturen und Entscheidungsprozesse aus Sicht praktizierender Künstler:innen neu zu betrachten und umzugestalten. Als Kunstinstitution, dem deutschen Vereinsrecht unterstellt, kommt dem Stimmrecht der Mitglieder in der Satzung des Künstlerhauses eine entscheidende Bedeutung zu. Zusätzlich zur Verantwortung, die mit der Wahrung des Stimmrechtes einhergeht, unterhalten die Mitglieder – deren Mehrheit sich aus Künstler:innen und anderen Berufsgruppen, die ihrer Arbeit künstlerische Kriterien zugrunde legen, zusammensetzt – zahlreiche Werkstätten und Ateliers, die im gleichen Gebäude wie die Ausstellungs- und Büroflächen untergebracht sind. Folglich nehmen Künstler*innen einen Platz ein, der die institutionelle Verantwortung eng mit den unmittelbaren Produktionsbedingungen des Künstlerhauses verzahnt.
Durch das Beharren auf dem Künstler als Schlüsselfigur in Entwurf und Umsetzung institutioneller Richtlinien, fordert die Reihe geschlossener Arbeitsgruppen am Künstlerhaus Stuttgart den weithin verinnerlichten Erwartungshorizont heraus, der besagt, dass die Arbeit von Künstler:innen notwendigerweise rein inhaltliche, zum Konsum bestimmte Ergebnisse hervorbringe. Arbeitsgruppen stellt somit auch zur Disposition, inwieweit ausstellende Kunstinstitutionen der Aufmerksamkeitsökonomie und ihrer gegenwärtigen Nachfrage nach konsumierbarem Inhalt widerstehen können, indem sie jene Arbeit von Künstler:innen, die nicht zum Konsum bestimmt ist, anerkennen und wertschätzen. Nur wie können Künstler:innen und ihre Institutionen die tatsächlich gelebten Bedingungen vollständig verwirklichen, die Kunst als untrennbar von den in Kunstwerken verankerten symbolischen, sensorischen und affektiven Systemen hervorbringen und vertreiben?
Das Videodokument der Arbeitsgruppe Services
Der Ausstellungsteil von Arbeitsgruppen am Künstlerhaus Stuttgart zeigt das vollständige Videoarchiv, das eine historische, geschlossene Arbeitsgruppe über Arbeitsverhältnisse und institutionelle Steuerungsstrukturen im Kunstfeld dokumentiert. Diese fand am 22. und 23. Januar 1994 im Kunstraum der Universität Lüneburg statt, einer Ausstellungsinstitution ohne Sammlung in Lüneburg (heute: Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg). Der Kunsthistoriker und Kurator Helmut Draxler und die Künstlerin Andrea Fraser organisierten diese zweitägige Arbeitsgruppe auf Einladung der Kodirektor:innen des Kunstraumes Beatrice von Bismarck, Diethelm Stoller und Ulf Wuggenig. Teilnehmer:innen der Arbeitsgruppe außer den Organisator:innen und Kodirektor:innen waren Judith Barry, Ute Meta Bauer, Jochen Becker, Ulrich Bischoff, Iwona Blazwick, Susan Cahan, Michael Clegg, Stephan Dillemuth, Renée Green, Martin Guttmann, Renate Lorenz, Christian Philipp Müller, Fritz Rahmann und Fred Wilson. Die ausgesprochen ehrlichen und kritisch reflektierten Arbeitsgruppendiskussionen zwischen Organisator:innen, Vertreter:innen des Kunstraumes und den eingeladenen Fachleuten wurden auf Video aufgenommen. Dieses Video wurde in der Folge als Teil der Ausstellung Services: Eine Frage nach Bedingungen und Verhältnissen projektorientierter künstlerischer Praktiken (Kunstraum Lüneburg, 24. Januar – 20. Februar 1994) gezeigt. Direkt im Anschluss an ihr Debüt im Kunstraum Lüneburg wanderte die Ausstellung Servicesan das Künstlerhaus Stuttgart (1994), den Kunstverein München (1994), das Depot in Wien (1995), das Sous-sol, École Supérieure d’Art Visuel in Genf (1995) und das Provinciaal Museum in Hasselt (1995). Hiernach wurde das Ausstellungsprojekt als Parasite am Clocktower, PS1 in New York (1997), und als Antagonisms am Museu D’Art Contemporani de Barcelona (2001) realisiert. Es wurden zwar jeweils Arbeitsgruppen mit neuen Gästen und Vertreter*innen der jeweiligen Gastinstitution organisiert, jedoch gab es keine weiteren Videoaufzeichnungen.
Die Ausstellung Services – sowie die geschlossene Arbeitsgruppe als zentrale operative Einheit, welche die Ausstellung selbst hervorbrachte – entsprang der Untersuchung des Modells der Dienstleistung, die Draxler und Fraser gemeinsam unternahmen. Das Ziel des Vorhabens war es, eine Gemeinsamkeit der Kunstpraktiken der frühen 90er-Jahre, die sich durchweg in ephemeren Displays und Aktivitäten zeigte und nicht als veräußerbare Objekte auf den Kunstmarkt übertragen wurden, in ökonomischen Begriffen zu fassen. Eine zentrale Fragestellung beispielsweise war es, inwieweit Wirtschaftstheorien der Dienstleistungserbringung herangezogen werden könnten, um das Verständnis einer Honorarverhandlung zwischen Künstler*in und Institution, bei der es um ein nicht veräußerbares Werk geht, zu erweitern. Ihre Forschung an der Dienstleistungserbringung erforderte eine Neubewertung der sozioökonomischen Bedingungen und Verhältnisse, unter denen künstlerische Praxis ausgeübt wurde. Indem sie den Begriff der Dienstleistung ins Gespräch brachten, um bestimmte Arbeitsformen im Kunstfeld zu erfassen, machten sie Gebrauch von einer langen Geschichte sozialer, rechtlicher und ökonomischer Analyse der Dienstleistungsarbeit.
Ein Hauptmerkmal der Dienstleistung als Arbeitsform ist die Gleichzeitigkeit von Produktion und Konsumption, die durch eine ständige Anpassung der Arbeitszeitanforderungen vermittelt werden. Zeitliche Flexibilität – die justierbare Disziplinierung der Zeit – die der Notwendigkeit der Produktion als direkte und immanente Antwort auf die Nachfrage des Verbrauchers entspringt, unterstellt Dienstleistungen den oftmals prekären rechtlichen Standards von Subunternehmer- und Freiberuflerverträgen. Im Dienstleistungssektor teilen sich Arbeitgeber und Konsument zunehmend die arbeitgebende Funktion. Die Nähe des Produzenten zu den Launen der Konsumenten ist ausschlaggebend für die Betrachtung der Missstände und Missbräuche am Dienstleistungserbringer. Desweiteren schufen die instabilen Arbeitszeitbedingungen grob asymmetrische Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Um die fortdauernde Ausnutzung und schlechte Behandlung der Dienstleistungsarbeiter*innen zu verstehen, ist es unabdingbar, die geschlechts- und herkunftsspezifische Dimension sowie die sozial geformten Identitäten und Körper der im Dienstleistungssektor Angestellten mit einzubeziehen. Ausbeutung, Enteignung und Entrechtung der Dienstleistenden müssen auch in ein Verhältnis zu der ursprünglichen und fortdauernden Geschichte der Sklaverei, Leibeigenschaft und des Menschenhandels gesetzt werden. Als warenförmige Arbeitsform, welche ausschließlich auf Anfrage in Auftrag gegeben wird, hat die Bereitstellung von Dienstleistungen Unternehmen und Organisationen in Arbeitsvermittlungsagenturen verwandelt, welche Sozialabgaben, Rechtsschutz und Lohnsteuern auf den Arbeiter abwälzen. Diese rechtlich gültigen Ausnahmeregelungen für Arbeitgeber haben dafür gesorgt, dass die Beauftragung von Dienstleistungen zunehmende Verbreitung in der Weltwirtschaft gefunden hat.
Die Dienstleistungsforschung beschreibt einen wachsenden Arbeitssektor und ein oft kopiertes Modell des Arbeitsmanagements, welches erst noch in das Arbeitsrecht, die Gewerkschaftsarbeit und in die institutionellen Einstellungspraktiken Eingang finden muss. Es gibt viele Hürden für die Regulierung der Dienstleistungsarbeit. Da gibt es die Rechtsschwierigkeiten der Anwendung vertraglicher Teilhabe auf einzelne Dienstleistungen, welche auf schriftlichen oder mündlichen privaten Einzelverträgen beruhen, die oftmals lediglich einseitige Angebote darstellen, die jeglichen Verhandlungsspielraum zu den Geschäftsbedingungen, die dem Dienstleistungserbringer zum Vorteil sein könnten, entbehren. Darüber hinaus gibt es ideologische Hindernisse für die Implementierung von Arbeitsstandards im Dienstleistungssektor. Die Interaktion zwischen Produktion und Konsumption, sowie die variablen Arbeitszeiten, die die Dienstleistung kennzeichnen, werden oft als ideale Bedingungen und Beweis für die hohe individuelle Autonomie des Dienstleisters hochgehalten. Dienstleistungsarbeit und Selbstständigkeit im Allgemeinen werden mit Unabhängigkeit und dem höheren Maß an Kontrolle darüber wann, wo und für wen man arbeitet, beworben. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass beispielsweise die Bezeichnung „Freier Kurator“ lediglich einen Euphemismus für einen Beruf darstellt, der durch die wiederholte Betonung seiner Unabhängigkeit die tatsächlichen Abhängigkeiten, die am Werk sind, verleugnet. Selten kommt zum Vorschein, von wem welche Art von Abhängigkeit ausgeht, wenn von Unabhängigkeit die Rede ist. Die Arbeitsverhältnisse verstecken sich im dominanten Modell künstlerischer Produktion, zum Teil auch, weil die Behauptung der künstlerischen Unabhängigkeit von den bestimmenden Institutionen, Lieferketten und Fertigungssystemen oftmals die in diesen Zusammenhängen vorherrschenden Arbeitsverhältnisse verleugnet. Das Beharren auf künstlerischer Unabhängigkeit schließt einen kollektiven Prozess, in dem wir unsere Arbeitsbedingungen organisieren und gemeinsam die Bürden unserer arbeitenden Subjektivitäten aufarbeiten könnten, aus. Schließlich spalten, verneinen, widersprechen und übergehen Künstler:innen, Kurator:innen und andere Kulturarbeiter:innen durch ihre selbsterklärte Politik künstlerischer Unabhängigkeit nicht nur die materielle Politik ihrer Arbeitsverhältnisse, sie reißen auch eigentlich gemeinsame Kämpfe an sich.
Im Zuge der Arbeitsgruppe Services im Kunstraum Lüneburg diskutierten 1994 die Teilnehmer:innen offen ihre Arbeitserfahrungen und tauschten sich über ihre konkreten Kämpfe innerhalb sich gleichender Arbeitsbedingungen aus. Das Videodokument dieser zweitägigen Diskussion bietet einen umfassenden Einblick in diese gemeinsamen Kämpfe, chaotischen Interaktionen und komplexen Fragestellungen, die in einer Einführung sowie in vier thematischen Blöcken, einer Abschlusssitzung und einer öffentlichen Präsentation der Organisatoren und Teilnehmer:innen, verhandelt wurden. Die thematischen Sitzungen hießen: Institutionen Dienen (Serving Institutions), Dem Publikum Dienen (Serving Audiences), Gemeinschaften Dienen (Serving Communities), Künstlern und Kunst Dienen (Serving Art and Artists). Die Ausstellung Arbeitsgruppen am Künstlerhaus Stuttgart hebt diese Diskussionen der Arbeitsgruppe am Kunstraum Lüneburg hervor, um eine Geschichte der individuellen und kollektiven Zwangslagen, mit denen Arbeiter:innen im Kunstkontext konfrontiert sind, zu erzählen. Und durch die Übernahme der Arbeitsgruppenstruktur von Services strebt Arbeitsgruppen eine Aktualisierung der Geschichte der Ausstellung an. Diese Vergangenheit in die Gegenwart drängend, schlägt die Ausstellung ein Modell der intervenierenden Sinnbildung und kollektiven Organisation vor, das auf die gegenwärtige historische Konstellation der Arbeitsverhältnisse und Ordnungsstrukturen in der künstlerischen Produktion und jenseits derselben angewandt werden kann.
Im Kontext der Ausstellung Arbeitsgruppen entsteht eine neue Publikation The Services Working Group (1994 – 1995) in Zusammenarbeit mit dem Verlag Fillip, Vancouver. Dieses Buch greift die Geschichte der Arbeitsgruppe Services auf und stellt ihren politischen Imperativ in Bezug auf aktuelle Realitäten im Kunstbetrieb zur Disposition. Es enthält ein frisch produziertes englisch-deutsches Transkript der kompletten ursprünglichen Arbeitsgruppendiskussionen. Die vom Künstlerhaus Stuttgart und dem Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg koproduzierte Übersetzung dieses Transkripts übernahm Fiona Bryson. Brysons Übersetzung dient ebenfalls als Untertitel für das Videodokument der Arbeitsgruppe Services im Rahmen der Ausstellung Arbeitsgruppen.
Übersetzung: Anna Romanenko & Björn Kühn
This exhibition has been realized with public funding from the city of Stuttgart
Additional funding for this exhibition has been provided by Wüstenrot Stiftung and Kunstraum of the Leuphana University Lueneburg
The publication, The Services Working Group (1994 – 1995), released in conjunction with this exhibition, is published by Fillip, Vancouver
Foto: Michael Koch, Courtesy of Kunstraum of the Leuphana University Lueneburg
Büro:
Hannah Becker, Assistenz Geschäftsführung
Regine Pfisterer, Buchhaltung und Mitgliederbetreuung
Romy Range, Geschäftsführung
Technisches Team:
Ridvan Civelek
Eva Dörr
Kai Fischer
Siggi Kalnbach, Technische Leitung
Michelin Kober
Rebecca Ogle
Markus Feifel Pargas
Max Reschke
Anne Römpp
Ciara Tierney
Künstlerhaus Team Vermittlung:
Thora Gerstner
Maya Roismann
Anna Romanenko
Mira Simon
In der zweiten Ausstellung der Reihe Flurschau zeigt das Künstlerhaus Stuttgart die Stuttgarter Künstlerin Christiane Lesch. Sie präsentiert erstmals eine Auswahl an Öl- und Acrylgemälden und Druckgrafiken aus ihrem über 40-jährigen Schaffen im Künstlerhaus Stuttgart.
Während sie seit den 1980er Jahren vor allem durch ihre Illustrationen und Kinderbücher Bekanntheit erlangte, bestimmt seit vielen Jahren die freie Malerei ihr Werk. Mit großer Leidenschaft und Intensivität beschäftigt sie sich mit Farben und Formen, die eine nicht-sinnliche Erfahrung zum Ausdruck bringen. Durch das gezielte Weglassen von Einzelheiten fordert sie den Betrachter heraus, neue Assoziationen herzustellen. Ihre Öl- und Acrylgemälde stellen dabei immer auch eine Suchbewegung, ein Wagnis dar.
Ein weiterer wichtiger Komplex ihrer künstlerischen Praxis ist die Radierung, die sie seit 1985 in der Werkstatt des Künstlerhauses kontinuierlich weiterentwickelt. Mit ihrem zeichnerischen Können und einer großen Portion Humor entstehen dabei eigenwillige und detailreiche Bilder, die als Kontrast oder auch als logische Ergänzung zu ihrem malerischen Werk zu verstehen sind.
Christiane Lesch ist 1940 geboren, und in Kiel und Erlangen aufgewachsen. Sie studierte Grafik-Design in Nürnberg. Ab 1975 arbeitete sie als Buchillustratorin für Kinderbücher und begann Anfang der 1990er Jahre das freie Malen. Seit 1985 arbeitet sie zusätzlich im druckgrafischen Bereich – der Radierung – im Künstlerhaus Stuttgart. Von 2000 bis 2009 wurde sie von der Galerie Königsblau vertreten. Sie lebt und arbeitet in Stuttgart.
Mit der Reihe Flurschau präsentiert das Künstlerhaus 4-mal jährlich Künstler*innen, die in den Werkstätten des Künstlerhauses arbeiten. Sie zeigen einen Auszug aus ihrem Werk dort, wo es entsteht. Der Diskurs über die Arbeiten steht dabei genauso im Mittelpunkt wie die Präsentation selbst.
Künstlerhaus Stuttgart
Werkstattflur, Zugang durch das Restaurant Im Künstlerhaus
Reuchlinstraße 4b
Eric Golo Stone, Los Angeles, wird zum 1. Januar 2020 neuer Künstlerischer Leiter des Künstlerhaus Stuttgart. Stone tritt damit die Nachfolge von Fatima Hellberg an, deren Zeit als Künstlerische Leiterin turnusmäßig im Dezember 2019 endet.
Stone’s Schriften und Ausstellungen betonen rechtliche Mechanismen und sozioökonomische Bedingungen, die die Produktion, Verteilung und Rezeption von Kunst ausmachen. Von 2013 bis 2017 war er Kurator bei LAXART, Los Angeles. Im Jahr 2018 organisierte er die Ausstellung und das Programm Contractual Situations We Live By in der Kunsthalle Bern. Zusätzlich zu seiner derzeitigen Arbeit an mehreren Buchprojekten organisiert er den US CODE: Titel 26, eine Forschungsinitiative und Ausstellung im Artists Space, New York, die sich mit der daraus resultierenden Beziehung zwischen Kunstbereich, Steuerrecht und systemischer Ungleichheit in den Vereinigten Staaten beschäftigt. Seine Essays wurden unter anderem in den Kunstzeitschriften Afterall, Oktober, Texte zur Kunst und Flash Art veröffentlicht. Er hat den Creative Capital 2018 der Andy Warhol Foundation Arts Writers Grant für das Buch, Artist Contracts in the Political Economy erhalten. In diesem Buch untersucht er, wie Künstler*innen Verträge nutzen, um in die rechtlichen Rahmenbedingungen, Transaktionsstrukturen, Eigentumsbeziehungen, Schuldenverpflichtungen und Arbeitsbedingungen einzugreifen, in denen die künstlerische Produktion tätig sind.
„Das Künstlerhaus Stuttgart“, sagt Stone anlässlich seiner Berufung, „war immer ein Raum, in dem Ideen der institutionellen Steuerung in Frage gestellt, verordnet und als künstlerische Interessen verkörpert werden. Die Künstlerische Leitung des Künstlerhauses ist seit jeher als mehrjähriges Projekt angelegt, und diejenigen, die in die Position des künstlerischen Leiters gewählt wurden, beziehen sich oft auf ihren künstlerischen Praxishintergrund oder halten künstlerische Kriterien im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Es ist diese besondere institutionelle Identität, die das Künstlerhaus meiner Meinung nach einzigartig qualifiziert, auf die aktuellen strukturellen Probleme zu reagieren, die in der Kunstwelt so offensichtlich sind. Eine junge Generation von Praktizierenden erkennt heute, wie das Kunstfeld weltweit zu einem Indikator und Begleiter für die weit verbreitete sozioökonomische Ungleichheit und Ausbeutung geworden ist. Ich halte es für unerlässlich, dass Kunstinstitutionen diesem Bewusstsein Raum geben, indem sie die tatsächlichen Lebensbedingungen und Beziehungen betrachten, in denen die künstlerische Produktion operiert.“
Das Team, der Beirat und der Vorstand des Künstlerhauses freuen sich sehr auf die künftige Zusammenarbeit mit Eric Golo Stone.
Dr. Hannelore Paflik-Huber, 1. Vorsitzende
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Romy Range (rr@kuenstlerhaus.de).
19:00–22:00 Uhr
Mike Kelleys absurdes Meisterwerk Day Is Done ist ein fragmentarisches, abendfüllendes Musical, in dem Vampir*innen, Anhänger*innen der Gothicszene, Hinterwäldler*innen, Mim*innen und Dämon*innen die Hauptrollen spielen. Das Video umfasst die Teile #2 bis #32 von Kelleys facettenreichem Projekt Extracurricular Activity Projective Reconstructions, in dem Trauma, Misshandlung und unterdrückte Erinnerung vor dem Hintergrund persönlicher und massenkultureller Erfahrungen neu verhandelt werden. Für das Kunstwerk sammelte Kelley hunderte von Fotografien aus Highschool-Jahrbüchern, die „außerlehrplanmäßige Aktivitäten“ zeigen – insbesondere solche, die er als „gesellschaftlich akzeptierte Devianz-Rituale“ bezeichnete. Diese Abbildungen wurden von Kelley verschiedenen Kategorien zugeordnet, darunter religiöse Zeremonien, Zusammenkünfte von Rowdies, Tanzveranstaltungen, Feste von Provinzler*innen und Hinterwäldler*innen, Halloween und Gothicszeneparties, satanische Rituale, Pantomimen und Reitveranstaltungen. Jedes der 31 Videokapitel des Films ist einer dieser Kategorien gewidmet und beinhaltet eine Aufführung oder zeitbasierte Nachstellung der von den jeweiligen Fotografien dokumentierten Aktivitäten. Diese Reenactments wurden in einem unbekannten institutionellen Bau samt Sporthalle durchgeführt, den Kelley als „Erziehungskomplex“ (Educational Complex) bezeichnete. Das Ergebnis ist eine bewusst zusammenhanglose Erzählung, die von kulturellen und institutionellen Ritualen, der komplexen Verwundbarkeit von Jugendlichen und den möglicherweise verdrängten Erinnerungen von Erwachsenen an traumatische Erfahrungen handelt.
Day Is Done ist beispielhaft für Kelleys Faszination für das, was er das „amerikanische Karnevaleske“ nannte – eine ambivalente Kategorie, die zwischen Humor, Erotik, Abgründigkeit und Entfremdung angesiedelt ist. In der Annäherung an seine Subjekte orientiert sich Kelley dabei nicht immer an den anthropologischen Konventionen der Identifikation und Katalogisierung von Verhaltensweisen und Typen, sondern verfolgt einen radikal rekonstruktiven Ansatz, indem er die gesellschaftlich akzeptierten Ritualen und die volkstümliche Unterhaltung mit pervertierten, gewaltsamen und surrealistischen Ebenen überlagert.
Ein Screening im Künstlerhaus Kino zu Ghislaine Leungs Ausstellung CONSTITUTION.
Das Künstlerhaus Stuttgart präsentiert mit dem neuen Format Flurschau bis zu 4-mal jährlich Einzelschauen von Künstler*innen im Werkstattflur im Erdgeschoss des Künstlerhauses. Die Künstlerinnen und Künstler, die in den Werkstätten arbeiten, erhalten die Möglichkeit, einen Auszug aus ihrem Werk dort zu präsentieren, wo es entsteht. Damit knüpft dieses Format an die Idee des Künstlerhauses als Produktionsort an.
Die Auseinandersetzung mit den Arbeiten steht dabei genauso im Mittelpunkt wie die Präsentation selbst. In Gesprächen und Diskussionen soll ein stärkerer Austausch zwischen Künstlerinnen und Künstlern über das gezeigte Werk ermöglicht werden.
In der ersten Flurschau präsentiert das Künstlerhaus Stuttgart Hauke Hein. In der Ausstellung zeigt er Arbeiten der Konkreten Kunst und der Lithographie. Gleich mehrere in der Ausstellung gezeigte Werke stehen in der Tradition der Konkreten Kunst. „Abstrakte Ideen werden in konkreter Form sichtbar gemacht“ – so Max Bill, einer der herausragenden Vertreter dieser Kunstrichtung. Die Bilder entstehen nicht durch die subjektive künstlerische Gestaltung und Objektivierung (Abstraktion) konkreter Wirklichkeit, die Struktur selbst ist es, die in einer bewusst gedachten und gewollten Systematik dargestellt wird. Die Idee wird „konkret“.
Trotz der klaren und eindeutigen Konstruktion der Bilder ist ihre Objektivität flüchtig. Beim Betrachten löst sie sich in eine Vielzahl subjektiver Möglichkeiten der Wahrnehmung auf. Vieldeutigkeit und Unschärfe beruhen allerdings nicht auf einer Ungenauigkeit der Bildkonstruktion. Sie entstehen ausschließlich im Auge der Betrachter*innen. Ihr Standpunkt, ihr Blickwinkel, ihre Interpretation sind somit unverzichtbarer Bestandteil des Kunstwerks. Das Bild selbst ist ein Konstrukt und damit in gewisser Weise objektiv. Seine Wahrheit aber ist relativ.
An der Lithographie fasziniert ihn die Möglichkeit der seriellen Herstellung bei gleichzeitig großer Individualität des einzelnen Drucks. Das Flachdruckverfahren – im 19. Jahrhundert von Alois Senefelder entwickelt – setzt allerdings viel handwerkliche Erfahrung und eine gut ausgestattete Werkstatt voraus. Beides wird im Künstlerhaus Stuttgart angeboten. Als Druckmedium dient ein Kalkstein, auf den das geplante Motiv mit einer fetthaltigen Tinktur seitenverkehrt aufgetragen wird. Nur an diesen Stellen nimmt der Stein die später aufgerollte Farbe an. Der gleiche Stein kann mehrfach verwendet werden. Das bedeutet, dass bei gleichbleibendem Motiv durch veränderte Farbgebung ganz unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden können. Einige Möglichkeiten werden in der Ausstellung beispielhaft gezeigt.
Hauke Hein, 69, studierte 1970 bis 1975 in Bochum und Berlin Kunstgeschichte, Freie Malerei und Kunstpädagogik. Später arbeitete er als Konstruktionsleiter eines metallverarbeitenden Betriebs. Seit 2015 ist er Student der Freien Kunstschule Stuttgart. In jüngster Zeit widmete er sich neben der Figuren- und Porträtmalerei vor allem der Konkreten Kunst und der Lithographie.
2018 erhielt sein Bild Stufungen bei der 30. Stuttgarter Kunstausstellung des Vereins zur Förderung der Kunst Stuttgart e.V. den 2. Preis in der Kategorie Mischtechnik.
Text: Hauke Hein/Romy Range
Ein besondereres Haus mit einer besonderen Geschichte. Diese ist nun auch in Buchform erhältlich. In dieser Publikation, die anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Künstlerhauses erscheint, wird am Beispiel der Künstlerischen Leiter*innen eine Geschichte des Kuratierens erzählt. Zu Wort kommen Kunstschaffende, die hier am Beginn ihrer Laufbahn künstlerische Projekte realisieren konnten, wie Douglas Gordon, Susanne Kriemann, Olafur Eliasson, Sharon Lockhart, Roman Signer, Oscar Tuazon und viele mehr. Persönlichkeiten der Kunstszene geben ihre Statements zur besonderen Bedeutung dieses Hauses ab. In zwei Artikeln wird erstmals die Geschichte des Hauses und die der Gründungszeit erfasst.
Das Künstlerhaus wurde 1978 von Stuttgarter Künstler*innen gegründet und hat sich seitdem zu einer überregional und international profilierten Institution für Gegenwartskunst entwickelt. In einem Zyklus von vier bzw. fünf Jahren wechselt die künstlerische Leitung und damit auch das kuratorische Konzept.
Die Herausgeberin ist Hannelore Paflik-Huber. Sie ist Dozentin für Gegenwartskunst und Ästhetik, Kuratorin und Autorin zu Zeitaspekten und feministischen Fragestellungen. Seit 2004 ist sie 1. Vorsitzende des Künstlerhauses Stuttgart e. V.
Über den Verlag
Die avedition GmbH, Fachverlag für Architektur und Design, wurde 1992 gegründet. Strategisch ist der Verlag auf interdisziplinäre Gestaltungsbereiche wie Innen- und Ausstellungsarchitektur, Szenografie, Produkt- und Kommunikationsdesign spezialisiert.
Deutsch
664 Seiten, Softcover
450 Abbildungen
20 x 26 cm
ISBN 978-3-89986-287-4
€ 49 [D]
Oktober 2019
Durch eine kleine, in eine massive Wand eingelassene Tür hindurch sichtbar, hängen und falten sich weiß lackierte Wände zu einem Raum, der durch mehrere kleinere lackierte Türen akzentuiert ist. Tonale Klänge füllen Inseln und Nischen des Raums, die sich gegeneinander verschieben und bewegen. Direkt gegenüber stehen vorgefertigte weiße, mit Polyurethan gefüllte Metallpaneele, die mittels Schrauben und weißen pulverbeschichteten Metallwinkeln im Betonfußboden arretiert sind. Zwei dieser Paneele fassen kleine, nicht zu öffnende Isolierglasfenster mit Lüftungsschlitzen sowie Doppelstecker, von denen weiß ummantelte Elektrokabel zurück zu der lackierten Wand zu je einer Stromquelle verlaufen. An der Rückseite eines der Paneele befindet sich, in niedriger Höhe und nah an der Wand montiert, ein großer Monitor, auf dem eine Videodatei von einem kleinen versteckten Mediaplayer abgespielt wird, dessen Kabel durch eine Kombination aus Kabelbindern und einem unverschlossenen herzförmigen Vorhängeschloss zusammengehalten werden. Zur Energieversorgung dieser Geräte windet sich ein weißes Kabel bis zur Stromquelle des weiter entfernten Paneels. Die Steckdosen des anderen Paneels bleiben ungenutzt und sind abgedeckt. Daneben stehen drei weitere vorgefertigte weiße Metallpaneele mit jeweils einer Einzelsteckdose, von denen weiß ummantelte Kabel zu einer Stromquelle an der lackierten Wand führen. An zwei dieser Paneele sind kleine schwarze, aus Kunststoff gegossene Laternen angebracht, deren weiß ummantelte Kabel zu den Buchsen des jeweils anderen verlaufen. Ein weiteres einzeln stehendes vorgefertigtes weißes Paneel. Dieses ist ohne Stromversorgung. Ein kleiner weißer pulverbeschichteter, an der Wand angebrachter Heizkörper ist daran befestigt, der seine Energie von einem einzelnen kleinen, dunkelgrau-hellgrünen Kasten mit Digitaldisplay erhält, der außerdem ein kleines hausförmiges Keramikobjekt in Pink, Weiß und Grün mit Strom versorgt, das eine Glühbirne einschließt. Hinter dieser Reihe von Paneelen befinden sich zwei große schwarze Lautsprecher, etwas zu nah beieinander, von denen die bereits erwähnten tiefen Klänge ausgehen. Darüber hinaus eine Reihe von vierzig Keramikobjekten bedruckt mit schwarzem Text, paarweise in durchsichtiges Zellophan mit reichlich roten Herzen eingewickelt, dazu überdimensionale Rosetten und hellrosafarbenes und rotes gekräuseltes Geschenkband, die wie Eingeweide am Fuße der Objekte liegen. An der weiß lackierten Wand hängen in niedriger Höhe 272 knapp zugeschnittene Bilder, die in den Jahren 2017, 2018 und 2019 aufgenommen wurden.
CONSTITUTION wurde von der Chisenhale Gallery, London, in Auftrag gegeben und dort vom 25. Januar bis 24. März 2019 präsentiert. Die Ausstellung erhielt zusätzliche Produktionsunterstützung durch das Artist-in Residence-Programm des EMPAC, The Curtis R. Priem Experimental Media and Performing Arts Center am Rensselaer Polytechnic Institute. Für die Präsentation im Künstlerhaus Stuttgart sind zusätzliche, kontextspezifische Elemente entstanden.
Mit freundlicher Unterstützung von Fürstenberg Zeitgenössisch, Donaueschingen und ESSEX STREET, New York.
Einerseits scheint eine tiefverankerte Kontinuität Dinge und Ereignisse zu verbinden und so Bedeutung zu erzeugen, die wundersam erscheint. Ob diese Kontinuität materieller oder ideeller Natur ist, magisch oder rational, sei dahingestellt – sie vermittelt das Gefühl einer ihr innewohnenden und gleichzeitig überschreitenden Vernetzung, gleich eines Gewebes oder Bewusstseins, welches das immanente Selbst überwindet. Andererseits hat man den Eindruck des Kontrollverlusts, eines Abdriftens des Realen ins Unmögliche, etwas löst sich auf und gerät aus den Fugen. In den Zwischenräumen dieser Tektonik oszilliert Abel Auers Werk.
Vieles in seiner Arbeit verweist auf das Verborgene, Obskure, oder gar das Esoterische – dasjenige, was man nicht so ohne weiteres wahrnimmt. Wobei es sich aber nicht um einen Fluchtpunkt des Eskapismus handelt, sondern um einen Raum d(r)inglicher und spiritueller Notwendigkeit. Eine Überschneidung des Bestimmten und etwas, das nicht im bestimmenden Archetypus des Realen gefasst werden kann – keine vermeintliche Polarität, sondern die Überzeugung, dass diese Bereiche untrennbar miteinander verknüpft sind – ist für Auers Denken von zentraler Bedeutung. In dieser Art des Verständnisses des „Wirklichen“ finden sich Anklänge an die Denkweisen avantgardistischer / spiritueller Bewegungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die Intensität und Inbrunst einer Verschwörung, und eines dunklen Netzwerks.
Diese Ausstellung hat sich aus einem ausführlichen Dialog über Schönheit im Angesicht der Auslöschung, Kunst als überlebensnotwendiges, magisches Denken und Sinngebung des Sinnlosen heraus entwickelt. Factor X / The Work umfasst Zeichnungen und Malereien, Collagen, Videos, Requisiten und Materialien – ein Vorschlag und eine temporäre Struktur aus bereits existierenden und neugeschaffenen Arbeiten.
Mit freundlicher Unterstützung von Corvi-Mora, London; Fürstenberg Zeitgenössisch, Donaueschingen; und Albrecht Hauff, Thieme Verlag
Das Künstlerhaus Stuttgart präsentiert in der Reihe Visit am 10. Juli 2019 den Film DAS MILAN-PROTOKOLL von Peter Ott im hauseigenen Kino.
Die Zuschauer:innen haben im Anschluss an die Filmvorführung die Möglichkeit, mit dem Regisseur Peter Ott ins Gespräch zu kommen.
DAS MILAN-PROTOKOLL spielt im Grenzgebiet zwischen Irak und Syrien, fünf Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs. Eine deutsche Ärztin wird bei einem Krankentransport von Angehörigen eines Clans gekidnappt, der mit dem IS zusammenarbeitet, und eine geheime Waffenlieferung in dem Transport vermutet. Der Film zeigt eindrücklich die Konflikte und Verstrickungen im Nahen Osten sowie das politische Machtspiel und die Interessen der jeweiligen Parteien.
Peter Ott ist seit 2007 hauptamtlicher Professor im Bereich Film und Video an der Merz Akademie in Stuttgart und ist besonders für seine Dokumentarfilme wie Übriggebliebene ausgereifte Haltungen bekannt. DAS MILAN-PROTOKOLL ist der bisher einzige deutsche Film, der an den Originalschauplätzen an der Grenze zwischen Irak und Syrien gedreht wurde.
DAS MILAN-PROTOKOLL erhielt 2019 den Preis der Deutschen Filmkritik für die „Beste Filmmusik“ für Ted Gaier. Nominiert waren außerdem für das „Beste Drehbuch“ Peter Ott und für die „Beste Hauptdarstellerin“ Catrin Striebeck.
Stephen Sutcliffes neue Arbeiten, die sich an Philip Larkins Gedichtsammlungen „The Less Deceived“, „The Whitsun Weddings“ und „High Windows“ anlehnen, sind bereits seit langer Zeit in Arbeit und bestehen aus einer Reihe reduzierter und destillierter Videocollagen. Diese erweitern Sutcliffes langjährige, nahezu zwanghafte Beschäftigung mit kulturellem Selbstverständnis, gesellschaftlichen Schichten und Betrachtungen über Tod und Scheitern und werden in Dialog mit ausgewählten Videos des Künstlers aus der Zeit der frühen 2000er bis heute präsentiert.
Sutcliffes Praxis ist von einer anhaltenden Auseinandersetzung mit Literatur geprägt – eine Verknüpfung, die auch in diesem neuen Werkkomplex aufs Neue bemüht, herausgefordert, aber auch problematisiert wird. Im Ton und Ansatz weisen Sutcliffe und Larkin erstaunliche Ähnlichkeiten auf: Beide unternehmen den Versuch, eine Zeit durch die Linse privater Erfahrungen sowie die Bewegungen zwischen in Schieflage geratenem Realismus und Unbehagen wiederzugeben; darüber hinaus verbindet sie ein gewisser Scharfsinn und Humor. Im Format des kurzen, collagenartigen Videos, kanalisiert Sutcliffe sowohl die charakteristische Struktur als auch die Stimmung seiner literarischen Bezüge und lässt diese auf seine eigene unverkennbare Sprache und Zeit einwirken.
In der Biografie Larkins, wie auch in denen vieler Schriftsteller*innen, die Sutcliffes Arbeit beeinflusst haben, darunter der ostdeutsche Autor Uwe Johnson, findet sich Rückzug als wiederkehrendes Motiv; ganz bewusst suchten diese ausgesprochen entlegene Orte auf, neigten gewissermaßen zur Trostlosigkeit. In diesem Ansatz steckt eine ambivalente Verbindung von Leben und Arbeit: Einerseits die Verweigerung von Teilhabe, andererseits das Verlangen, die gesellschaftlichen Zustände der eigenen Zeit mit unverstelltem Blick darzustellen – ein Verhältnis zu Sichtbarkeit, das heutzutage, wenn überhaupt, nur schwer aufrechtzuerhalten wäre. Sutcliffes neue Videos I am (for the birds) und General Knowledge, Arbeiten die mit Melancholie und Absurdität auf kulturelle Zugehörigkeit und ein Gefühl des Gefangenseins schauen, führen diese ambivalente Logik fort.
High Windows, Dead Birds ist die bislang umfassendste Präsentation von Sutcliffes künstlerischer Arbeit, und die erste im deutschsprachigen Raum. Die Ausstellung beinhaltet seine neuen Videos neben retrospektiven Elementen und räumlichen Interventionen, die in Dialog mit den Räumen des Künstlerhauses Stuttgart realisiert werden.
Stephen Sutcliffe (*1968, Harrogate, Großbritannien) lebt und arbeitet in Glasgow. Jüngste Einzelausstellungen umfassen: Sex Symbols in Sandwich Signs, Talbot Rice Gallery, Edinburgh (2017); Twixt, Cup and Lip, The Hepworth Wakefield (2016); Going Over, Rob Tufnell, London (2015); Outwork and Workings out, Tramway, Glasgow (2013); Cubitt, London (2009); und Art Now Lightbox, Tate Britain, London (2005). Gruppenausstellungen umfassen: Container and Contained, Künstlerhaus Stuttgart (2015); Down Where Changed, Cubitt, London (2014); The Reluctant Narrator, Museu Coleção Berardo, Lisbon, Portugal (2014); For as Long as You Like, Gaudel De Stampa, Paris (2015). In Kürze erscheint bei Sternberg Press Sutcliffe at Fifty, ein Buch über die Arbeit des Künstlers, Book Works veröffentlicht dieses Jahr das autobiografieähnliche Werk Much Obliged.
Zauber der Moderne ist ein dreitägiges Musikfestival im Künstlerhaus Stuttgart, das sich über zwei Etagen erstreckt und das Konzerte und Performances sowie ein Filmprogramm mit Salon beinhaltet. Das Festival ist täglich ab 16 Uhr geöffnet – mit Filmen u.a. von Cosey Fanni Tutti, Tim Plester, Rob Curry und Richard Olivier, sowie mit Essen von Björn Luchterhand.
PROGRAMM
Sonntag, 5. Mai, ab 16 Uhr
Metabolismus
Matinée
Bild: Christian Flamm
Fotos: Markus Milcke
Zauber der Moderne ist ein dreitägiges Musikfestival im Künstlerhaus Stuttgart, das sich über zwei Etagen erstreckt und das Konzerte und Performances sowie ein Filmprogramm mit Salon beinhaltet. Das Festival ist täglich ab 16 Uhr geöffnet – mit Filmen u.a. von Cosey Fanni Tutti, Tim Plester, Rob Curry und Richard Olivier, sowie mit Essen von Björn Luchterhand. Das Festival wurde mit einem Setdesign von Julia Lenzmann und Monika Nuber, mit visuellen Elementen von Graham Lambkin und Christian Flamm, konzipiert. Zusammengestellt von Michael Paukner und Fatima Hellberg.
PROGRAMM
Samstag, 4. Mai, ab 20 Uhr
Alasdair Roberts
F.S.K.
Vic Godard & Subway Sect
Zauber der Moderne ist ein dreitägiges Musikfestival im Künstlerhaus Stuttgart mit Richard Youngs, Shirley Collins, Graham Lambkin, Alasdair Roberts, F.S.K., Vic Godard & Subway Sect und Metabolismus.
In dieser bewusst gewählten Kombination verschiedener Sensibilitäten und Ansätze kommen Verbindungen zum Tragen, die jenseits stilistischer Kategorien existieren und von gemeinsamen Neigungen ausgehen: Eine gewisse Kontingenz und transformative Qualitäten ziehen sich durch die Klangwelten, wobei das Programm von Fantum und Anhängerschaft zeugt. Sich über zwei Stockwerke des Künstlerhauses erstreckend, versteht sich Zauber der Moderne als Gesamterlebnis – parallel zum Musikfestival gibt es ein Filmprogramm im Künstlerhaus Kino sowie einen Salon und eine Bar mit Essen und Trinken – und es entsteht eine Gemeinschaft, die über die Stuttgarter Avantgardemusik- und Kunstszenen hinausgeht.
Mit visuellen Elementen von Graham Lambkin und Christian Flamm, einem Set-Design von Monika Nuber und Julia Lenzmann, einer Bar von Moritz Finkbeiner und Essen von Björn Luchterhand.
PROGRAMM
Freitag, 3. Mai, ab 20 Uhr
Richard Youngs
Shirley Collins mit Ian Kearey
Graham Lambkin
Bild: Christian Flamm
„ohne Auftrag“ entstehen in den Werkstätten und Ateliers des Künstlerhauses Stuttgart bereits seit 1978 fortwährend neue Arbeiten. Hieran anknüpfend gewährt die gleichnamige Ausstellung im Stuttgarter Rathaus einen Einblick in die künstlerische Produktion der Institution. So unterschiedlich die 16 exemplarisch ausgewählten Künstler*innen sind, ist auch das Spektrum der jeweils von ihnen eingesetzten Medien. Angefangen von Zeichnung und Malerei über Fotografie und Keramik bis hin zu verschiedenen Drucktechniken verschaffen sie einen faszinierenden Eindruck der Bandbreite kreativer Möglichkeiten in den Werkstätten des Künstlerhauses.
Die präsentierten Werke interpretieren den von den Künstler*innen selbst gewählten Ausstellungstitel auf facettenreiche Weise. Während einige den Fokus auf das kreative Schaffen „ohne Auftrag“ legen, begreifen ihn andere bezogen auf den Werkprozess und variieren beispielsweise den Auftrag von Material. Darüber hinaus sind Positionen vertreten, die inhaltlich das Sujet „ohne Auftrag“ thematisieren.
Die generationsübergreifende Gruppenausstellung zeigt einmal mehr eindrücklich die Rolle des Künstlerhauses Stuttgart als Ort des Austauschs sowie der künstlerischen Produktion.
Mit freundlicher Unterstützung der Landeshauptstadt Stuttgart
SPEED 2 besteht aus drei eigens für die Ausstellung produzierten Arbeiten von James Richards und Leslie Thornton, sowie einer von Richards zusammengestellten Ausstellung-in-der-Ausstellung mit Arbeiten von Horst Ademeit, Tolia Astakhishvili, Adelhyd van Bender, Bruce Conner, Emily Feather, Terence McCormack, Vi Khi Nao, Jeff Preiss, Jens Thornton und Thomas Zummer.
Im Entstehungsprozess um SPEED 2 beschäftigten sich Richards und Thornton mit einer Reihe psychischer und zeitlicher Zustände, einem rauschartigen Verbundensein und wissenschaftlichen Staunen sowie einem Gefühl ökologischer Verunsicherung. Das Oszillieren zwischen ordnendem Impuls und Kontrollaufgabe zieht sich als wiederkehrendes Merkmal durch die diversen Ausstellungsmodi von SPEED 2: Kinovorstellung, skulpturale Videowand, Soundinstallation, Lesesaal und Gruppenausstellung.
Viele der in der Gruppenausstellung vertretenen Werke entstanden vor der Kulisse dunkler Vorahnungen und drohender Selbstzerstörung in der Ära des Kalten Krieges, wobei sich nicht selten unheimliche Parallelen zur Gegenwart auftun. Die vorherrschende Atmosphäre birgt eine obsessive Energie, eine wiederkehrende Faszination für Strahlung, systematische Gliederung und Aufzeichnung von Erfahrungen sowie für bewusstseinsverändernde Effekte und Rituale. Dieses Gefühl fieberhafter Wiederholung und Arbeit, das van Bender als „göttliche Schinderei“ beschrieb, kommt auch in Bruce Conners psychedelischen Inkblot Drawings zum Ausdruck.
SPEED 2 entstand angeregt durch einen Impuls zur Kollaboration, der aus dem gemeinsamen Arbeitsaufenthalt der Künstler_innen am CERN hervorging. Das Zentrum für Nuklearforschung wurde zu einem Ort für das gemeinsame künstlerische Arbeiten und Denken – die größte Maschine der Welt, welche die kleinsten Teilchen erforscht, eine Kombination aus dem unbegreiflich Großen und dem Alltäglichen, die sich in der Logik von SPEED 2 wiederfinden lässt. Die Ausstellung enthält eigenständige Arbeiten, darunter Richards’ großformatige Videowand Phrasing und Thorntons Kino-Installation Cut from Liquid to Snake, sowie die Wandtext- und Videoinstallation Sheep Machine Redux, welche speziell für die Räumlichkeiten der Malmö Konsthall konzipiert wurde. Alle Arbeiten sind aus den individuellen Praktiken der Künstler*innen und zugleich im Geiste der Zusammenarbeit entstanden – manchmal Bündelung, manchmal durchaus bewusste Störung der gegenseitigen Empfindungen. Die Biografien Richards’ und Thorntons unterscheiden sich in so wesentlichen Punkten wie Geschlecht, Alter und Sexualität. Jedoch vereint sie die Neigung, sich aufgeladenes Material anzueignen und es ohne offenkundige Wertung oder Moralisierung zugleich aufzufüllen und zu entleeren. Sie sind aufeinander eingespielt, jegliche Form anerkannter, bequemer Bedeutungen aufzuspüren und zu erschüttern. Dabei produzieren sie Arbeiten mit einem höchst spezifischen Sinn für den gegenwärtigen Moment und die mit ihm verbundenen Dringlichkeiten.
Im Auftrag von Malmö Konsthall und Künstlerhaus Stuttgart
Mit freundlicher Unterstützung von Pedro Barbosa; Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg; Wüstenrot Stiftung; Ritter Sport; pbb Stiftung für Kunst und Wissenschaft und British Council.
Besonderer Dank gilt Rodeo, Galerie Isabella Bortolozzi, Cabinet Gallery, Andrea Bellini, Centre d’art Contemporain Genève und CERN.
Stuttgart, 13. März 2019 – Das Künstlerhaus Stuttgart ist zum zweiten Mal hintereinander und zum vierten Mal insgesamt als einer von 18 Kunstvereinen in Deutschland für den ADKV-Art Cologne Preis für Kunstvereine 2019 nominiert. Der von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine sowie der Art Cologne jährlich vergebene Preis, würdigt jene Kunstvereine, die eine “innovative Ausstellungspraxis und herausragende Kunstvermittlungsarbeit”[1] leisten. Unter 300 Mitgliedskunstvereinen wählten Vertreter*innen der zeitgenössischen Kunstszene aus je einem Bundesland ihre Favoriten aus.
Zusammen mit dem Künstlerhaus Stuttgart sind folgende Kunstvereine in diesem Jahr nominiert: die KUNSTrePUBLIK, Berlin; die nGbK Neue Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin; der Bonner Kunstverein; der Kunstverein Braunschweig; der Dortmunder Kunstverein; der riesa efau, Dresden; der Kunstverein Freiburg; der Grazer Kunstverein (Österreich); der Kunstverein St. Pauli, Hamburg; das Künstlerhaus Lauenburg; der KV – Verein für zeitgenössische Kunst Leipzig; die Halle für Kunst, Lüneburg; der Mannheimer Kunstverein; der Kunstverein Springhornhof, Neuenkirchen; der Kunstverein Neuhausen/Fildern; der Brandenburgische Kunstverein, Potsdam sowie der Nassauische Kunstverein Wiesbaden.
Der ADKV-Art Cologne Preis für Kunstvereine wird im April auf der Art Cologne zusammen mit dem ADKV-Art Cologne Preis für Kunstkritik vergeben.
[1] Quelle: Pressemitteilung, ADKV, https://kunstvereine.de/de/preise
Jeder Teil von Henrik Potters neuem Werkkomplex Heedless Sleep entfaltet einen kleinen Erzählstrang innerhalb der Ausstellung. Die einzelnen Elemente fügen sich zu einem merkwürdigen Gebilde zusammen und teilen eine gemeinsame Kontur. Dabei machen sie sich aber auch gegenseitig das Leben schwer, indem sie zugleich kitschige und ernsthafte Register ziehen. Sie müssen in Einklang gebracht werden, um in (un)behaglicher Koexistenz nebeneinander bestehen zu können.
Im Zentrum der für das Künstlerhaus Stuttgart entstandenen Installation steht eine strenge Komposition, die allerdings von den Eigenarten und Ausbrüchen der eigentlichen Arbeiten unterminiert wird – eine Art sickernde Logik, die ebenso auf formalen Erwägungen beruht wie auf konzeptuellen. Sowohl Form als auch Ansatz der menschengroßen Leinwände von Heedless Sleep besitzen eine eindeutig körperliche Dimension. Nicht ungleich Körpern, sind die Arbeiten gleichermaßen zerbrechlich und zäh. Die Materialien Holz, Stoff, Farbe und Lehm wurden so intensiv bearbeitet, dass die Berührung tiefen Eindruck hinterlassen hat – ihnen haften die schmutzigen und abgegriffenen Spuren von Objekten an, die über längere Zeit gebraucht und benutzt wurden. In vielerlei Hinsicht greift Heedless Sleep den aktuellen Diskurs um embodiment (z. Dt. Verkörperung), Prekarität und Gesundheit auf, verlagert die Untersuchung aber in einen Bereich, der weder hygienisch noch verwerflich abstoßend ist – eine Faszination für Verletzlichkeit und Belastbarkeit, für einen Körper, „der Dreck unter den Fingernägeln hat“; ein Einstellen auf die simultane, bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und Flüchtigkeit von Körpern, die leben und sich wandeln und auf Ebenen zerfallen, die sowohl greifbar als auch kaum wahrnehmbar sind. Diese Ästhetik gründet auf einer Logik, die der Vorstellung von polierter Oberflächlichkeit, Unternehmer*innentum und Produktion zuwiderläuft – eine Form des Machens, die sich vornehmlich mit den unangenehmen und peinlichen Facetten des Seins befasst.
In ihrer Fülle und Merkwürdigkeit bilden die Arbeiten, die aus einem erweiterten Schaffensprozess von mehr als einem Jahr hervorgegangen sind, eine Gemeinschaft. Einerseits ist dieser künstlerische Schaffensmodus mit Innerlichkeit und einer unvermeidlichen Erkundung des Selbst verbunden. Andererseits bietet er die Möglichkeit, sich auf einen ausgedehnten Moment großer Ungewissheit und Prekarität einzustellen – die Arbeiten sind vor dem Hintergrund der aktuellen sozialen und politischen Krise entstanden. Die innerhalb der Installation entstehenden Verbindungen sind sowohl materieller als auch immaterieller Natur; sie fühlen sich ein in den Augenblick, an dem Affekt und abstrakte Besorgnis in einen physischen Zustand umschlagen, auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene. Diese Bewegungen und Risse bilden einen Unterton, der sich durch das Werk und dessen Haltung zieht.
Die Anliegen von Heedless Sleep artikulieren sich in der Form, und im künstlerischen Prozess. Es geht darum, „den Moment abzupassen, wo einem die Arbeit sympathisch wird, wo sie zugänglich und auf beinah anrührende Weise präsent wird, sodass man sie so, wie sie ist, einfach akzeptieren muss“. In diesem Sinne bleiben die Arbeiten nicht einer einzelnen Idee oder Geste verhaftet; vielmehr ist ihnen ein gewisser Verhandlungsspielraum eingeschrieben, der sowohl in verschiedenen Facetten der Lust als auch in einer großen Melancholie ihren Ursprung findet.
Der englisch-schwedische Künstler Henrik Potter lebt und arbeitet in London. Jüngste Ausstellungen umfassen Landlords are not currently collecting rent in self-love, Cell Project Space, London, 2016; Oh, of course, you were berry picking, DREI, Köln, 2015; Down Where Changed, Cubitt, London, 2014 sowie PdT im Palais de Tokyo, Paris, 2014.
Gibt es eine Form der Haltung oder der Logik, die künstlerischem Denken zutiefst eigen ist? Und wenn das so ist, welche Rolle spielt der Widerspruch in der Formulierung eines künstlerischen Denkmodells? Diese Überlegungen bilden den Kern des zweitägigen Symposiums mit Abel Auer, Marc Matter, Birgit Megerle und Elena Poulou im Künstlerhaus Stuttgart und in der Staatsgalerie Stuttgart.
In offenen und geschlossenen Formaten treten die Diskussionen und Präsentationen in einen Dialog mit einem avantgardistischen Erbe künstlerischen Schaffens, genauer: mit der Kanalisierung und Hinterfragung der Denkweise Marcel Duchamps. Zugleich ist dies ein Einfühlen in die ambivalenteren Facetten seines Werks, die das Potenzial simultaner Bestätigung und Verneinung mit einschließen, sowie das der Sprache entgegengebrachte Misstrauen und die Aufforderung, ein eigenes Bewertungssystem einzuführen.
Moderiert wird der Abend von Fatima Hellberg, Michael Hiltbrunner und Susanne M.I. Kaufmann.
Um 17.30 Uhr findet eine Führung durch die Ausstellung Marcel Duchamp. 100 Fragen. 100 Antworten. statt.
Eine gemeinsame Veranstaltung der Staatsgalerie Stuttgart, des Künstlerhauses Stuttgart und des Institute for Contemporary Art Research der Zürcher Hochschule der Künste.
19:30–21:00 Uhr
Mystizismus war noch nie eine „ungefährliche“ Bestrebung, wie der gefeierte Kabbala-Gelehrte Gerschom Scholem bemerkte. In Anbetracht der antagonistischen Haltung des Mystizismus gegenüber der institutionellen Doktrin sind die Gefahren für seine Anhänger offensichtlich; doch die Risiken für den interessierten Wissenschaftler, so Scholem, sind ebenfalls nicht unerheblich. Im Fokus von Alpha Centauri, einem zweiteiligen Experiment mit Studierenden der Kunstakademien Stockholm und Stuttgart, standen einige der Kreuzungspunkte von Geist und Materialität, und das damit verbundene Unbehagen.
Das offene Seminar mit dem Philosophen Klaus Corcilius erforscht zentrale Grundlagen der Logik und beginnt mit der Frage „Was ist Denken?“. In einer Kombination aus gelesenen Texten und auf seiner langjährigen Beschäftigung mit der Lehre Aristoteles’ basierenden Gedanken, unternimmt Corcilius’ Präsentation eine eingehende Betrachtung des Seins, und bewegt sich dabei zwischen dem Menschsein und der Natur, in Richtung einer Definition von Kunst.
Klaus Corcilius ist Professor für antike Philosophie an der Universität Tübingen. Zuvor war er außerordentlicher Professor an der University of California in Berkeley. Sein Hauptinteresse gilt der antiken Philosophie, in Theorie und Praxis sowie im Besonderen Aristoteles.
Die Arbeit erstreckt sich über zwei Etagen des Künstlerhauses, die zu Ateliers und Wohnräumen umfunktioniert wurden, zu einer durch individuelles sowie kollektives Wirken aktivierten und definierten Umgebung. Über den Zeitraum des Zusammenlebens und -arbeitens entsteht hier ein gemeinschaftliches Werk, das die widersprüchlichen Dimensionen von Kontrolle/Rahmen und Unvorhersehbarkeit erkundet.
Dieses Kapitel von Alpha Centauri, entwickelt in Zusammenarbeit mit Abel Auer, fand unter der Beteiligung von Leon Dürnay, Janis Eckhardt, Juliane Gebhardt, Hyunjeong Ko, Evgenia Kosareva, Lea Lenk, Jaewon Park, Tzusoo und Helen Weber statt. Die Studierenden erweiterten das Setting und die Parameter der ersten Gruppe und deuteten den Raum in Reaktion auf die vorgefundene Situation und durch die Entwicklung einer eigenen gemeinsamen Logik auf radikale Weise um; es entstanden neue Arbeiten, andere wurden verändert oder entfernt. Zentral für die Diskussionen während dieses Prozesses war dabei das Verhältnis zwischen Verwurzelung und Materialität und deren Beziehung zum Verborgenen, Obskuren und Unbekannten. Diese Phänomene wurden aus diversen Perspektiven untersucht, darunter die Überlegungen des Ethnobotanikers und Autors Terence McKenna zur Hyperdimensionalität der Wirklichkeit oder Paul Theks Arbeit mit Materialität und Kontingenz, bis hin zu Fragen der Intention und Aufmerksamkeit künstlerischer Produktion. Hierbei entwickelte sich innerhalb der Gruppe die gemeinsame Idee des ‚Metabosch‘ – die assoziative Entfaltung einer spekulativen Fiktion, die sich zwischen den phantasmagorischen Geisteswelten Hieronymus Boschs und der Erzählung eines quasi-spirituellen Unternehmens bewegt. Während dieses Setting zunehmend materielle Gestalt annahm, wurden dunklere, mitunter apokalyptische Untertöne laut, die Assoziationen wecken zwischen Ökologie, Unternehmenskultur und schwarzen Löchern.
Alpha Centauri testet die Möglichkeiten und Begrenzungen aus, mit denen sich eine Institution in der Ausrichtung eines prozessbasierten Projektes konfrontiert sieht, und untersucht die Vorgänge, die in die Erschaffung eines Environments mit materiellen sowie immateriellen Schichten einfließen. Teil dieser Prozesse sind das Geschehenlassen von Geselligkeit und Uneinigkeit und die Bedeutung des Transformativen in der Lehre und Produktion von Kunst.
Zusammengeführt von Annika Eriksson (Royal Institute of Art, Stockholm) und Fatima Hellberg (Künstlerhaus Stuttgart)
*Alpha Centauri ist das dem Sonnensystem am nächsten gelegene Sternensystem. Wissenschaftler haben versucht, die Existenz eines erdähnlichen Planeten in Alpha Centauri anhand eines Durchgangs nachzuweisen – eine geringfügige Verdunklung des Sterns während des Planetentransits wurde festgestellt – ohne jedoch einen abschließenden Nachweis zu erbringen.
Teil I von Alpha Centauri wurde realisiert mit: Maiken Buus Andersen, Izabel Färnstrand, Salad Hilowle, Sonia Sagan, Oscar Kaleva Karlsson, Vida Lavén, Mari Mattsson, Linnéa Ndangoya Palmcrantz, Emilie Palmelund, Levi Sebton und Jesper Vesterlund
Die Arbeit erstreckt sich über zwei Etagen des Künstlerhauses, die zu Ateliers und Wohnräumen umfunktioniert werden, zu einer durch individuelles und kollektives Wirken aktivierten und definierten Umgebung. Über den Zeitraum des Zusammenlebens und -arbeitens entsteht hier ein gemeinschaftliches Werk, das die widersprüchlichen Dimensionen von Kontrolle/Rahmen und Unvorhersehbarkeit erkundet.
Als pädagogisches Projekt und als Experiment ist Alpha Centauri auch eine Reflexion über die zunehmende Allgegenwart der Managementkultur und die damit verbundene Bedeutung von Messbarkeit, Performance und Selbstbewertung. Das Projekt betrachtet diese Form des Managements und deren Manifestationen in Kunstbetrieb und -vermittlung, während es zugleich alternative Szenarien durchspielt. Teil dieses Verfahrens ist es, an der Kontingenz der gegebenen Strukturen festzuhalten, sich jedoch auch mit dem dritten, aus dem kollaborativen Prozess heraus entstehenden Geist auseinanderzusetzen – mit dem Verankerten und Materiellen und deren Verschränkungen mit dem Verborgenen und Unerkennbaren.
Diese Praktiken verbinden sich mit der Geschichte des Künstlerhauses Stuttgart, einem Ort, an dem die Selbstorganisation – seit seiner Gründung Ende der 1970er durch junge Künstler*innen sowie Kunststudierende – Tradition hat. Im Rahmen von Alpha Centauri werden die Energie und die Freude avantgardistischer Lebens- und Arbeitsformen in einen Diskurs eingebracht, der diese historischen Privilegien und Exklusionen jedoch auch kritisch hinterfragt.
Trotz seines unvorhersehbaren Ausgangs versucht Alpha Centauri unter gegebenen Voraussetzungen der Kunstlehre und -produktion wie Gemeinschaftlichkeit, Uneinigkeit, Transformation und dem Unbeschreiblichen zu entstehen und bestehen.
Teil I
Maiken Buus Andersen, Izabel Färnstrand, Salad Hilowle, Sonia Sagan, Oscar Kaleva Karlsson, Vida Lavén, Mari Mattsson, Linnéa Ndangoya Palmcrantz, Emilie Palmelund, Levi Sebton und Jesper Vesterlund
Eröffnung am 30. November mit einem Auftritt von YOR um 21 Uhr
Teil II von Alpha Centauri eröffnet am 15. Dezember um 19 Uhr
Leon Dürnay, Janis Eckhardt, Juliane Gebhardt, Hyunjeong Ko, Evgenia Kosareva, Lea Lenk, Jaewon Park, Tzusoo und Helen Weber
Zusammengeführt von Annika Eriksson (Royal Institute of Art, Stockholm) und Fatima Hellberg (Künstlerhaus Stuttgart)
*Alpha Centauri ist das dem Sonnensystem am nächsten gelegene Sternensystem. Wissenschaftler haben versucht, die Existenz eines erdähnlichen Planeten in Alpha Centauri anhand eines Durchgangs nachzuweisen – eine geringfügige Verdunklung des Sterns während des Planetentransits wurde festgestellt – ohne jedoch einen abschließenden Nachweis zu erbringen.
Veröffentlichung von Occasional Criticism, ein Textband über Kino, Kritik, Publikum und darüber, wie Film sich in unser alltägliches Leben einschreibt – von Mike Sperlinger
am Freitag, den 26. Oktober um 18 Uhr im Delphi Kino
Tübinger Str. 6, 70178 Stuttgart
anschließend Dinner im Künstlerhaus Stuttgart
„Es ist notwendig festzustellen, … dass es nur einen wahren Grund gibt, weil es nur einen wahren Gott gibt; dass die Natur oder Kraft eines jeden Dinges nichts ist außer dem Willen Gottes; dass alle natürlichen Gründe keine wahren Gründe, sondern lediglich scheinbare Gründe sind.“
– Nicholas Malebranche
„Ein Theaterstück ist eine Rarität, das mit größter Sorgfalt ausgesucht, lang erwartet, erlebt, in aller Länge diskutiert und erinnert werden will. Ein Film jedoch ist weder hier noch dort.“
– Dorothy Richardson
Ganz im Sinne von Occasional Criticism, in welchem Mike Sperlinger die Idee weiterentwickelt, dass jede Filmvorführung letztlich bloß Gelegenheit für Spekulation, Gemeinschaft und Geselligkeit bietet, wissen wir nicht, welcher Film an diesem Abend im Delphi Kino gezeigt wird. Bevor der Film beginnt, wird eine Audioaufzeichnung aus einem anderen Kino zu hören sein, aufgenommen vor 30 Jahren in Berlin von der Filmkuratorin und Autorin Madeleine Bernstorff. Nach dem Film erhält jede*r Besucher*in eine Ausgabe von Occasional Criticism und ist herzlich dazu eingeladen, bei einem Dinner mit Sperlinger und Bernstorff im Künstlerhaus Stuttgart weiter zu diskutieren.
Der Abend ist Teil von Gemini, kuratiert von anorak und realisiert in Kooperation mit der Akademie Schloss Solitude, dem Künstlerhaus Stuttgart sowie dem Delphi Kino.
Die erste Ausstellungseröffnung von Gemini findet am Freitag, den 16. November um 19 Uhr im Solitude Projektraum statt. Mit Arbeiten von Rosa Aiello, Tupac Cruz, Daniel Hopp, James N. Kienitz Wilkins, Julica Morlok und Ana Wild.
Bild: Bau der New Jersey Schnellstraße, 17. November 1951. Courtesy: Library of Congress
In diesem Jahr feiert das Künstlerhaus Stuttgart sein 40-jähriges Bestehen. Seit vier Jahrzehnten zeichnet sich das Künstlerhaus inzwischen durch ein international renommiertes kuratorisches Programm aus. Darüber hinaus verfügt es seit vielen Jahren über ein interdisziplinäres Atelierprogramm mit jährlich vergebenen Stipendien sowie zehn Werkstätten, die von Drucktechnik über Audio bis hin zur Keramik reichen und vor allem lokalen Künstler:innen einen Produktionsort bieten. 1978 war es der Wunsch der Initiativgruppe, für Künstler:innen einen Produktions- und Ausstellungsort, und gleichzeitig einen Ort des Austauschs und der Kommunikation zu schaffen. Dieser Wunsch erfüllte sich, sodass auch 40 Jahre später Absolventen der Kunstakademien genauso wie erfahrene lokale und internationale Künstler:innen einen Produktionsort im Künstlerhaus vorfinden, der gleichzeitig zum Diskurs einlädt.
Erstmalig präsentiert das Künstlerhaus Stuttgart auf Einladung der Kunstfreunde Waldenbuch & Steinenbronn nun in Waldenbuch eine Ausstellung, die Arbeiten von Künstler:innen aus den Ateliers und Werkstätten des Künstlerhauses präsentieren wird. Unter dem Titel Zu Gast in Waldenbuch nehmen die Künstler:innen die Möglichkeit wahr, einen Einblick in ihr Schaffen zu geben und zeigen neben Malerei, Siebdruck und Lithographie auch Installationen und Keramiken.
Das Künstlerhaus Stuttgart bedankt sich herzlich bei den Kunstfreunden Waldenbuch & Steinenbronn für die Zusammenarbeit.
Eine Filmvorführung, präsentiert von der Galerie Isabella Bortolozzi und dem Künstlerhaus Stuttgart im Babylon Kino in Berlin anlässlich der Buchrelease von Ellen Cantor, A history of the world as it has become known to me. Mit einer Einführung von Fatima Hellberg.
BABYLON
Rosa-Luxemburg-Str. 30
10178 Berlin
babylonberlin.eu
Dienstag, den 25. September 2018
19–22.30 Uhr
Ellen Cantor, Pinochet Porn (2008–2016) ist ein epischer Experimentalfilm, in dem die gesamte Bandbreite des Werks der verstorbenen Künstlerin Ellen Cantor (1961–2013) zum Ausdruck kommt. An der abendfüllenden Episodenerzählung über die miteinander verflochtenen Leben von fünf Kindern, deren Heranreifen und Aufwachsen hat Cantor die letzten fünf Jahre ihres Lebens gearbeitet. In Pinochet Porn stehen Super-8-Film, Archivmaterial und animierte Zeichnungen nebeneinander. Der Film bedient sich dem Format der Seifenoper, ist ebenso tragisch wie komisch und gezeichnet von einer subversiven Sexualität. Cantor verwebt persönliche, politische und historische Elemente; indirekt dreht sich die Geschichte um den politischen Dissens zu Zeiten des Pinochet-Regimes in Chile. Zugleich ist Pinochet Porn – der Film zeigt eine Reihe von Künstler*innen, Kurator*innen, Autor*innen, Filmemacher*innen, Underground-Protagonist*innen, Musiker*innen und deren Kinder – das Dokument eines bestimmten Moments in der New Yorker und Londoner Avantgarde-Kunst und -Kultur.
Ellen Cantor, A history of the world as it has become known to me
Herausgeber*innen: Lia Gangitano, Fatima Hellberg und Jamie Stevens
Mit Beiträgen von: Dodie Bellamy, Jonathan Berger, John Brattin, Ellen Cantor, Lia Gangitano, Cy Gavin, Joseph Grigely, Clara López Menéndez und John Maybury
Verleger: Sternberg Press, Künstlerhaus Stuttgart, CCA Wattis Institut für zeitgenössische Kunst und Participant Inc
Design: Pedro Cid Proença
Lektorat: Ben Caton (DE), Gitte Lindmaier (DE)
Übersetzung: Robert Schlicht
Preis: 26 EUR
Für eine Bestellung des Buchs, senden Sie bitte eine E-Mail an info@kuenstlerhaus.de
Die nächste Buchrelease wird mit einer Launch-Veranstaltung bei Participant Inc., New York am Sonntag, den 28. Oktober, ab 14 Uhr stattfinden.
Mit freundlicher Genehmigung von Ellen Cantor Estate und Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin
A history of the world as it has become known to me wurde mit der großzügigen Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes, der Stadt Stuttgart, der Wüstenrot-Stiftung, des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg (MWK), und Valeria Napoleone realisiert.
Am 22. September 2018 feiert das Künstlerhaus Stuttgart bei einem offiziellen Festakt sein 40-jähriges Bestehen. Außerdem wird nach einjähriger Bauzeit mit dem sanierten und neu gestalteten Lokal im Künstlerhaus im Erdgeschoss ein völlig neuer Veranstaltungsort mit eigenem Gastronomieangebot im Stuttgarter Westen eingeweiht.
Impressionen des Abends mit einem großen Dank an Wolfgang Dauner, Jon Shit sowie alle Rednerinnen und Redner und nicht zuletzt an alle Gäste.
Mit freundlicher Unterstützung von Kessler Sekt, Lammbrauerei Hilsenbeck, Collegium Wirtemberg, WGV Versicherungen, Piano Fischer
In den vergangenen vier Jahren hat der aus London stammende Architekt Simon Jones gemeinsam mit dem Künstlerhaus Stuttgart wegweisend am Umbau des Cafés mitgewirkt. Mit dem nun geplanten Workshop folgt das Künstlerhaus seiner Tradition, denn auch im ursprünglichen Café wurde das Mobiliar in Zusammenarbeit von Künstler:innen, Mitarbeiter:innen und den Nachbar:innen hergestellt.
Zu diesem Workshop wollen wir Sie herzlich eingeladen. Gemeinsam mit uns können Sie zwischen dem 10. und 24. August die neuen Möbel für das Café bauen. Erfahrung in der Arbeit mit Holz ist nicht notwendig aber vorteilhaft, ebenso wie einen oder mehrere Tage Zeit, um die Möbel komplett fertig stellen zu können.
Wenn Sie Interesse haben an unserem Workshop mitzuwirken, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail an info@kuenstlerhaus.de
Derzeit werden der Eingang sowie die öffentlichen Räume im Erdgeschoss des Künstlerhauses renoviert und erhalten dank Simon Jones Studio und Matheson Whiteley ein neues Design. Das Londoner Designteam wird von dem Stuttgarter Büro härtner ito architekten unterstützt. Die Sanierung wird von der Stadt Stuttgart finanziert und im Herbst des Jahres 2018, anlässlich des 40. Jubiläums des Künstlerhauses, abgeschlossen.
Seit seiner Gründung 1978 in einer ehemaligen Kofferfabrik ist das Künstlerhaus Stuttgart ein Ort für künstlerische Produktion und Austausch. Es umfasst ein Ausstellungsprogramm mit zeitgenössischer Kunst sowie ein Atelier- und Werkstattprogramm. Das Umbauprojekt Künstlerhaus Stuttgart wurde im Rahmen des kuratorischen Programms der Künstlerischen Leiterin Fatima Hellberg initiiert und in enger Zusammenarbeit mit Dr. Hannelore Paflik-Huber, 1. Vorsitzende des Künstlerhausvorstands, und der Geschäftsführerin Romy Range realisiert. Das Projekt reflektiert die Geschichte und den Geist der Institution und zeigt Wege auf, wie deren Gründungsgedanke und die damit verbundenen Ambitionen einen Ausgangspunkt für die gegenwärtigen Bestrebungen bilden können. Der Umbau fällt mit vier Jahrzehnten künstlerischen Arbeitens und Ausstellens, mit jahrelanger Experimentierfreude und Wissensproduktion zusammen und zielt darauf ab, das avantgardistische Erbe der Institution zu pflegen und gleichzeitig die aktuellen Bedürfnisse nach einem sozialen und öffentlichen Raum in der Stadt Stuttgart zu berücksichtigen.
Simon Jones Studio ist ein multidisziplinäres Design Studio im Norden Londons. Die Arbeiten des Studios verbinden architektonische Projekte, Ausstellungsdesign, Möbelproduktion und praktische Herstellung. Im Mittelpunkt des Büros steht die Werkstatt mit ihrem besonderen Augenmerk auf Materialien und Details. Jones entwarf das Design für das Auditorium für die Ausstellung Container and Contained ebenso zu der Performance INPUT OUTPUT von Gregg Bordowitz, 2015. Seitdem besteht eine anhaltende Zusammenarbeit zwischen Jones und dem Künstlerhaus.
Das Projekt mit Simon Jones wird in Kooperation mit Kulturregion Stuttgart im Rahmen des Projekts Drehmoment realisiert.
Mit der freundlichen Unterstützung der Stadt Stuttgart. Besonderer Dank geht an den Verein Alnatura hilft! e.V., die Bürgerstiftung Stuttgart, Bosch GmbH, Kvadrat A/S und der Holzhandlung Wider GmbH & Co. KG
15:00–18:00 Uhr
Mit Ingo Busch, Jochen Detscher, Tilda George, Sören Hiob, Yvette Hoffmann, Anna Jacobi, Katrin Kinsler, Karima Klasen, Karen Kreuselberg, Flora Lenzmann, Christiane Lesch, Gisela List, Mark Metzner, Ann-Kathrin Müller, Monika Nuber, Anne Pflug, Eva Schmeckenbecher, Christiana Teufel, Michael Wackwitz, Julia Wenz, Uta Weyrich & Eva Paulitsch, Damaris Wurster, Mona Zeiler und Ute Zeller von Heubach
Treffpunkt: Künstlerhaus Stuttgart, Reuchlinstraße 4b, 70178 Stuttgart
ab 20 Uhr Drinks im Künstlerhaus Stuttgart
25 Künstler*innen präsentieren an einem einzigen Nachmittag an 17 höchst unterschiedlichen und ungewöhnlichen Orten im Stuttgarter Westen neue Arbeiten und realisieren ortsspezifische Projekte im Innen- und Außenraum. Für einen Tag bringen sie das Künstlerhaus und seine Geschichte als Produktionsort buchstäblich nach draußen und zeigen Arbeiten, die von Malerei und Fotografie bis hin zu Video und raumgreifender Installation reichen.
Beginnend im Künstlerhaus Stuttgart, mit einem Lageplan ausgestattet, kann sich jeder Besucher eigenständig auf den Weg machen, und Station für Station im Stuttgarter Westen abgehen. Orte wie der Leipziger Platz und die S-Bahn-Station gehören genauso dazu wie die lokale Stammkneipe. Mit etwas Glück entdeckt man somit nicht nur neue und spannende Arbeiten, sondern auch unbekannte Orte.
Das Projekt geht auf einen Vorschlag des Künstlers Georg Ozory zurück und richtete sich an ehemalige und aktuelle Atelierstipendiaten sowie Künstler*innen, die in den Werkstätten des Künstlerhauses arbeiten.
Ein herzlicher Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Ihre Räumlichkeiten für diesen Tag zur Verfügung stellen.
Fotos: Florian Model
Realisiert mit der Unterstützung der Landeshauptstadt Stuttgart.
SPEED besteht aus zwei eigens für die Ausstellung produzierten Arbeiten von James Richards und Leslie Thornton, sowie einer von Richards zusammengestellten Ausstellung-in-der-Ausstellung mit Arbeiten von Horst Ademeit, Adelhyd van Bender, Bruce Conner, Emily Feather, Terence McCormack, Jeff Preiss und Jens Thornton.
Im Entstehungsprozess um SPEED beschäftigten sich Richards und Thornton mit einer Reihe psychischer und zeitlicher Zustände, einem rauschartigen Verbundensein und wissenschaftlichen Staunen sowie einem Gefühl ökologischer Verunsicherung. Das Oszillieren zwischen ordnendem Impuls und Kontrollaufgabe zieht sich als wiederkehrendes Merkmal durch die diversen Ausstellungsmodi von SPEED: Kinovorstellung, skulpturale Videowand, Lesesaal und Gruppenausstellung.
Viele der in der Gruppenausstellung vertretenen Werke entstanden vor der Kulisse dunkler Vorahnungen und drohender Selbstzerstörung in der Ära des Kalten Krieges, wobei sich nicht selten unheimliche Parallelen zur Gegenwart auftun. Die vorherrschende Atmosphäre birgt eine obsessive Energie, eine wiederkehrende Faszination für Strahlung, systematische Gliederung und Aufzeichnung von Erfahrungen sowie für bewusstseinsverändernde Effekte und Rituale. Dieses Gefühl fieberhafter Wiederholung und Arbeit, das van Bender als „göttliche Schinderei“ beschrieb, kommt auch in Bruce Conners psychedelischen Inkblot Drawings zum Ausdruck.
Angeregt durch einen Impuls zur Kollaboration transformiert SPEED den Monolog ängstlicher Spekulation in eine dialogische Praxis. Die Ausstellung enthält eigenständige Arbeiten, darunter Richards’ großformatige Videowand Phrasing und Thorntons Kino-Installation Cut from Liquid to Snake, und doch sind alle Elemente im Geiste der Zusammenarbeit entstanden – manchmal Bündelung, manchmal durchaus bewusste Störung der gegenseitigen Empfindungen. Die Biografien Richards‘ und Thorntons unterscheiden sich in so wesentlichen Punkten wie Geschlecht, Alter und Sexualität. Jedoch vereint sie die Neigung, sich aufgeladenes Material anzueignen und es ohne offenkundige Wertung oder Moralisierung zugleich aufzufüllen und zu entleeren. Sie sind aufeinander eingespielt, jegliche Form anerkannter, bequemer Bedeutungen aufzuspüren und zu erschüttern. Dabei produzieren sie Arbeiten mit einem höchst spezifischen Sinn für den gegenwärtigen Moment und die mit ihm verbundenen Dringlichkeiten.
Im Auftrag von Künstlerhaus Stuttgart und Malmö Konsthall
Eine zweite Version von SPEED findet in der Malmö Konsthall, 15. März – 26. Mai 2019, statt
Bildnachweis: Illustrator, General Electric, (Anonym), 1964 anlässlich des Ausstiegs von Gunnar Thornton aus dem Nuclear Powered Airplane Project, das er von 1952 bis 1964 leitete.
Mit freundlicher Unterstützung von Pedro Barbosa, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Wüstenrot Stiftung, Ritter Sport, pbb Stiftung für Kunst und Wissenschaft und British Council.
Besonderer Dank gilt Rodeo, Galerie Isabella Bortolozzi, Cabinet Gallery, Andrea Bellini, Centre d’art Contemporain Genève und CERN.
Dieses Buch beschäftigt sich mit Ellen Cantors Werk durch die Linse ihres Films Pinochet Porn (2008–16) und wird zu einem Dokument seiner Entstehung. Der epische Experimentalfilm bringt die facettenreiche Praxis der Künstlerin zum Ausdruck – und erweitert sie radikal. In Form einer episodischen Erzählung über fünf Kinder, die unter dem Regime von General Augusto Pinochet in Chile aufwachsen, ist der Film, der in Cantors zwei Heimatstädten London und New York aufgenommen wurde, eine Beobachtung von Geschichte vermittels fiktiver Spekulationen über private Erfahrungen in einer totalisierenden politischen Ordnung. A history of the world as it has become known to me vereint Texte und Archivmaterialien von Cantor, darunter die vollständige Reproduktion ihres gezeichneten Drehbuchs Circus Lives from Hell (2004), neben Beiträgen von Autor*innen, Künstler*innen, Beteiligten und Freund*innen, die über Cantors Praxis, den Film Pinochet Porn und eine einzigartig transgressive Vision reflektieren: explizit feministisch, erbarmungslos emotional, dramatisch im Ton und, wie Cantor selbst es ausdrückte, erwachsen im Gegenstand.
Herausgeber*innen: Lia Gangitano, Fatima Hellberg und Jamie Stevens
Mit Beiträgen von: Dodie Bellamy, Jonathan Berger, John Brattin, Ellen Cantor, Lia Gangitano, Cy Gavin, Jospeh Grigely, Clara López Menéndez und John Maybury
Publiziert von: Sternberg Press, Künstlerhaus Stuttgart, CCA Wattis Institute for Contemporary Arts und Participant Inc
Design: Pedro Cid Proença
Lektorat: Ben Caton
Deutsches Lektorat: Gitte Lindmaier
Übersetzung: Robert Schlicht
Preis: 26 EUR
Zur Bestellung des Buches kontaktieren Sie bitte info@kuenstlerhaus.de
Karl Holmqvist, Künstler, Poet und Freund von Cantor liest ein Stück von besonderer Wichtigkeit und Verbindung – „Give it more heart and more nuance…“
Das vollständige Programm zur Buchpräsentation schließt bevorstehende Veranstaltungen bei Participant Inc, New York und in der Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin mit ein.
Realisiert mit freundlicher Unterstützung durch die Kulturstiftung des Bundes, die Stadt Stuttgart, die Wüstenrot Stiftung, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK), und Valeria Napoleone
Dieses Buch beschäftigt sich mit Ellen Cantors Werk durch die Linse ihres Films Pinochet Porn(2008–16) und wird zu einem Dokument seiner Entstehung. Der epische Experimentalfilm bringt die facettenreiche Praxis der Künstlerin zum Ausdruck – und erweitert sie radikal. In Form einer episodischen Erzählung über fünf Kinder, die unter dem Regime von General Augusto Pinochet in Chile aufwachsen, ist der Film, der in Cantors zwei Heimatstädten London und New York aufgenommen wurde, eine Beobachtung von Geschichte vermittels fiktiver Spekulationen über private Erfahrungen in einer totalisierenden politischen Ordnung. A history of the world as it has become known to me vereint Texte und Archivmaterialien von Cantor, darunter die vollständige Reproduktion ihres gezeichneten Drehbuchs Circus Lives from Hell (2004), neben Beiträgen von Autor_innen, Künstler_innen, Beteiligten und Freund_innen, die über Cantors Praxis, den Film Pinochet Porn und eine einzigartig transgressive Vision reflektieren: explizit feministisch, erbarmungslos emotional, dramatisch im Ton und, wie Cantor selbst es ausdrückte, erwachsen im Gegenstand.
Preis: 26 EUR
Zur Bestellung des Buches kontaktieren Sie bitte info@kuenstlerhaus.de
Herausgeber_innen: Lia Gangitano, Fatima Hellberg und Jamie Stevens
Mit Beiträgen von: Dodie Bellamy, Jonathan Berger, John Brattin, Ellen Cantor, Lia Gangitano, Cy Gavin, Jospeh Grigely, Clara López Menéndez und John Maybury
Publiziert von: Sternberg Press, Künstlerhaus Stuttgart, CCA Wattis Institute for Contemporary Arts und Participant Inc
Design: Pedro Cid Proença
Lektorat: Ben Caton
Deutsches Lektorat: Gitte Lindmaier
Übersetzung: Robert Schlicht
Karl Holmqvist, Künstler, Poet und Freund von Cantor liest ein Stück von besonderer Wichtigkeit und Verbindung – „Give it more heart and more nuance…“
Das vollständige Programm zur Buchpräsentation schließt bevorstehende Veranstaltungen bei Participant Inc, New York und in der Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin mit ein.
Als zwei parallele Stränge eines Projekts führen Flamms Ausstellung und das von Mike Sperlinger ausgewählte Filmprogramm auf einen historischen Konflikt kultureller Produktion zurück. Auf Unterlaufung und Techniken der Enttäuschung – Strategien und Haltungen innerhalb einer bestimmten Reihe von Geschichten, Überbleibseln und Unterordnungen. Diese Verschiebungen der moralischen Auffassungen künstlerischer Produktion wurden in Künstlerhaus Stuttgart heraufbeschworen durch eine Kombination ausgestellten Zweifels und vager Erinnerung und einem Filmprogramm, das in drei Kapiteln präsentiert wurde – The Target Shoots First, The Future of Exploitation und Can Artists Sell Out?. Dieses letzte Zusammentreffen hebt zwei Filme des Programms von Oliver Payne/Nick Relph und Jay Chung/Q Takeki Maeda hervor, die sich beide mit Fragen des Überlebens, innerer Notwendigkeit und Sehnsucht beschäftigen.
House and Garage
von Oliver Payne und Nick Relph, 2000, 40 min
The Sixth Year (Teil 3)
von Jay Chung und Q Takeki Maeda, 2013, 12 min
„Man gewöhnt sich an einiges.“
Künstlerhaus Stuttgart ist Christian Flamms erstes Ausstellungsprojekt, das sich ausschließlich mit Skulptur befasst. Darin rücken die Hauptinteressen des Künstlers, namentlich Haltung und Komposition, in den Vordergrund. Von persönlicher Erinnerung geleitet und geteilter Erfahrung getragen wird die Vergangenheit in die Gegenwart überführt, bis diese sich schließlich auflöst.
Die Ausstellung wird begleitet von The End of Selling Out, einem speziell konzipierten Filmprogramm.
The End of Selling Out
Eröffnungsveranstaltung: 23. Februar, 20 Uhr
Vorführung und Gespräch mit dem Londoner Filmemacher Paul Kelly, der unter anderem seinen Film Take Three Girls (The Dolly Mixture Story) als Europapremiere zeigen wird. Gefolgt von einem Gespräch zwischen Sperlinger und Kelly.
Kinoprogramm – Teil 1: The Target Shoots First
24. Februar – 11. März, Mittwoch bis Sonntag von 12-18 Uhr
Debt Begins At 20
Stephanie Beroes, 1980, 40 min
Grassroots-Dokumentation über die Punk-Szene in Pittsburgh.
The Target Shoots First
Chris Wilcha, 2000, 72 min
Videotagebuch eines Philosophie-Absolventen, der im Tonträgerversand arbeitet und in deren Bemühungen verwickelt wird, bei ihren Katalogkunden Nirvana und andere Grungebands zu vermarkten.
Durchsetzt mit Werbespots mit Stücken von Mobys Album Play.
Kinoprogramm – Teil 2: The Future of Exploitation
12. März – 29. März, Mittwoch bis Sonntag von 12-18 Uhr
Dig!
Ondi Timoner, 2004, 100 min
Paralleles Portrait von The Brian Jonestown Massacre und The Dandy Warhols auf der Suche nach Ruhm.
What is a Group?
Ian Svenonius, 2016, 30 min
‘The first Sci-Fi Documentary Rock ‘n’ Roll Exploitation Film.’
Durchsetzt mit ausgewählten Werbespots:
John Lydon – Country Life
Bob Dylan – Chrysler
Robyn – Volvo Drive-E
Kinoprogramm – Teil 3: Can Artists Sell Out?
30. März – 15. April, Mittwoch bis Sonntag von 12-18 Uhr
Arena Brains
Robert Longo, 1987, 35 min
Satire über die Kunstwelt New Yorks in den 1980ern, mit Ray Liotta als geldsüchtiger Künstler.
Lukas & Hoffmann zu Gast bei der Künstlergruppe Schleifschnecke
Cosima von Bonin, mit Nicolaus Schafhausen und Markus Schneider, 1994, 60 min
House and Garage
Payne und Relph, 2000, 25 min
Zwei junge Künstler, noch an der Kunsthochschule, versuchen Popmusik, Jugendkultur, Kunst und Kommodifizierung zu verbinden.
The Sixth Year
Jay Chung und Q Takeki Maeda, 2013, 65 min
Satirische Online TV Serie über die Kunstwelt.
Durchsetzt mit Ausschnitten aus Argument by Anthony McCall & Andrew Tyndall, 1978
Mehrere kurze Auszüge aus dem Film, die einen leeren Bildschirm zeigen, zu dem ein dröhnendes Voiceover über die Schwierigkeit klagt, eine radikale Kunstpraxis mit einem normalen Job zu verbinden.
Realisiert mit der Unterstützung der Stiftung der Landesbank-Baden-Württemberg, Hugo Boss und PhotoFabrics.
L. Cohen (2017, 48 min) ist eine Filmvorführung und ein Gespräch mit James Benning im Künstlerhaus Kino. Benning spricht an dem Abend über einige seiner Arbeiten und seine Haltungen zum Film, darunter Aspekte wie Aufmerksamkeit, Einstimmung und Geduld, den eigenen Sinnen Beachtung schenken; sie schärfen und verfeinern. Und über den Vorgang der Bewusstwerdung, wie sich Gedanken, Erinnerungen, Erwartungen, Annahmen und Selbstablenkung in die Wahrnehmung einschleichen.
Spring Bloom in the Marginal Ice Zone ist ein Konzert von Jana Winderen und markierte die Veröffentlichung der abschließenden Publikation von Techne, mit Beiträgen von Judith Engel, Lina Lenzmann und Boris Ondreička.
Techne ist eine Kooperation zwischen dem Künstlerhaus Stuttgart und Theater Rampe. Das Projekt wird mit der Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) realisiert.
One Rotation of This Light ist eine Reihe von Screenings im Setting This Light von Andrew Norman Wilson, welches sich zwischen Kino und Skulptur verortet. Das erste Screening, Raumdunkel, zusammengestellt von Fatima Hellberg und Johanna Markert zeigt:
Degrees of Blindness von Cerith Wyn Evans
19 min ● SD Video ● Farbe ● Ton ● 1988
Far Out von Peter Wächtler
4 min 24 sek ● HD Video ● Farbe ● Ton ● 2016
All Smiles and Sadness von Anne McGuire
7 min ● SD Video ● S/W ● Ton ● 1999
Vögel sterben von Janis Eckhardt
3 min 27 sek ● HD Video ● Farbe ● Ton ● 2017
Kim Wilde Auditions von Cerith Wyn Evans
5 min ● SD Video ● Farbe ● Ton ● 1995
One Rotation of This Light setzt sich in drei Zyklen fort, welche sich über den Abend, die Nacht und den folgenden Tag erstrecken. Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit Katharina Jabs und ihrem Filmseminar an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart entwickelt. Im Laufe der 24 Stunden werden Arbeiten von Künstler*innen und Filmemacher*innen gezeigt, darunter Cyprien Gaillard, Lucile Hadžihalilović, Brigid McCaffrey und Aleksei Yuryevich German sowie Found Footage und weitere Filme, ausgewählt aus den Playlists von This Light.
Weitere Informationen und das vollständige Programm finden Sie unter thislight.org.
One Rotation of This Light ist Teil einer fortlaufenden Veranstaltungsreihe von Techne and the Decency of Means, einer Ausstellung und Kooperation zwischen dem Künstlerhaus Stuttgart und Theater Rampe. Das Projekt wird mit der Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) realisiert.
Ein Konzert von Hans-Joachim Irmler von der Band FAUST.
Hans-Joachim Irmler begann früh mit tonerzeugender Technologie zu experimentieren. Als Teenager baute er seine erste Orgel, 1969 zog er nach Hamburg, um Kunst zu studieren und fürs Fernsehen zu arbeiten. Aus einer losen Gruppe an Künstler*innen, Musiker*innen und Filmemacher*innen kristallisierte sich die Band Faust heraus – eine Band, die mittlerweile allen, mit einem Interesse and Avant-Garde Musik, bekannt ist.
Ein Gespräch und eine Reflexion mit Bonnie Camplin über Produktion aus den Perspektiven der Mittel, der Überlebenskunst und der Energie.
Mit ausgewählten Film- und Videoarbeiten, darunter:
Get Me A Mirror, 2006, 5′ 58”
Cancer, 2004, 4′ 39”
Terrazzo, 2008, 3′ 12”
Special Afflictions by Roy Harryhozen, 2006, 5′
Colonial Fanny, 2007, 1′ 33”
“A” (Like Akarova), 2006, 3′
Good Health, 2003, 2′ 50”
Dieses Screening und Gespräch ist Teil einer aktuellen Veranstaltungsreihe im Rahmen von Techne and the Decency of Means, einer Ausstellung und Zusammenarbeit zwischen Künstlerhaus Stuttgart und Theater Rampe.
Das Projekt wird realisiert mit der Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK).
Diese Ausstellung und die damit verbundenen Veranstaltungen werden mit der Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg (MWK), der SV SparkassenVersicherung, der pbb Stiftung Deutsche Pfandbriefbank, der Hypo Kulturstiftung, Ritter Sport, dem ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) sowie dem Regierungspräsidium, dem Bezirksbeirat West und der Bürgerstiftung Stuttgart realisiert.
Techne and the Decency of Means wird kuratiert von Fatima Hellberg und Johanna Markert (Künstlerhaus Stuttgart) mit Marie Bues und Martina Grohmann (Theater Rampe). Der Ausstellungstitel ist eine Hommage an den Autor und Filmemacher Stefan Themerson, dessen Praxis sich um die Rückbesinnung auf die Bedingungen der eigenen Mittel bemüht.
“Diese Skulptur ist ein Prototyp für ein freies Kino, das aus dem Verlangen heraus entsteht, individuelle und privatisierte Sehgewohnheiten in ein öffentliches Setting zu übertragen. Das Kino trägt den Namen This Light.”
Wenn öffentlicher Raum rapide privatisiert wird und sich Aufmerksamkeit im Streaming von medialen Inhalten in Einsamkeit verliert, aktiviert dieses Kino jene Möglichkeiten, die Netzwerktechnologien mit sich bringen. In einem subjektiven, mäandernden und kontinuierlichen Zeigen von Video- und Filmmaterial öffnet es einen Raum, hin zu einer kollektiven Seherfahrung.
Die täglich wechselnden Playlists und damit verbundenen Veranstaltungen werden konzipiert von Andrew Norman Wilson und eingeladenen Gästen. This Light ist Teil der Ausstellung Techne and the Decency of Means.
Alle Playlisten und das aktuelle Programm unter: thislight.org
Andrew Norman Wilson ist Künstler und lebt in Los Angeles. Nachdem er Journalismus und Kommunikation studierte, arbeitete er an verschiedenen aktivistischen Dokumentarfilmprojekten und als kommerzieller Videoproduzent. Seit 2008 hat er unter anderem im Whitney Museum; im MoMa PS1, New York und im Centre Pompidou, Paris ausgestellt und unterrichtete an den Universitäten Harvard, Oxford und Cambridge.
Techne and the Decency of Means und die damit verbundenen Veranstaltungen werden mit der Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg (MWK), der SV SparkassenVersicherung, der pbb Stiftung Deutsche Pfandbriefbank, der Hypo Kulturstiftung, Ritter Sport, dem ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) sowie dem Regierungspräsidium, dem Bezirksbeirat West und der Bürgerstiftung Stuttgart realisiert.
Techne and the Decency of Means geht aus einer Produktionsplattform hervor, die in Kollaboration von Künstlerhaus Stuttgart und Theater Rampe realisiert wird. Das Projekt umfasst neu konzipierte Arbeiten und Formate, die Künstler*innen übergreifend für den Ausstellungsraum und die Bühne entwickelt haben, und nimmt in seiner Herangehensweise und Haltung Bezug auf das antike Verständnis von ‚téchne‘, als ein Wissen, das sich im Machen artikuliert.
Téchne ist ein Begriff, der immer wieder auf sich selbst zurückverweist und einen Prozess beschreibt, der materiell und funktional verankert und im selben Moment kontingent und unbeherrschbar ist. Dabei deutet téchne auf eine wechselseitige Abhängigkeit von zwei Wissensformen hin, einer theoretischen und einer praktischen, ohne eine innere Trennung oder Hierarchie zwischen beiden vorauszusetzen.
Viele der hier gezeigten Arbeiten nehmen gleichzeitig mehrere Rollen und Funktionen ein. Von Andrew Norman Wilsons This Light, eine Arbeit, die als Skulptur, Kino und Prototyp operiert, zu Ulrich Bernhardts Die Schrecklich Gute Mutter, teils Ofen, teils Skulptur und Performance. Diese vielgestaltigen Werke sind als Settings realisiert, Environments die betreten werden können. Dies ist eine Qualität, die auch bei Setting Sculpture, einem Skulpturenpark und Event Setting von Annabella Spielmannleitner und Benjamin Köder, spürbar wird.
Die Videoarbeiten, Performances und Installationen dieser Ausstellung sind durch die Produktionsplattform Techne verbunden, welche die Bedingungen und Bewegungen zwischen Absicht und Material in den Fokus nimmt. Ein wiederkehrendes Element der entwickelten Arbeiten ist die Neugier an und Bemühung um eine besondere Form des Begreifens. Ein Begreifen, das vom Material ausgeht und in seiner inhaltlichen und formalen Gestalt bei einem Verständnis ankommt, das seine Aufmerksamkeit aktiv auf das Machen als einen hervorbringenden Prozess legt. Diese Auseinandersetzung, die sowohl aus einer ursprünglichen Intention hervorgeht als auch mit in Betracht zieht, wie eine Technologie oder Materialität auf Prozesse rückbeziehend einwirkt, schließt ein Nachdenken über die Bedingungen von Entfremdung mit ein. Ein Verständnis gegenüber der Ökologie einer Praxis zu entwickeln, ist ein Verweis darauf, Produktion nicht als isolierten Vorgang zu betrachten, sondern auch Formen des Machens zu berücksichtigen, die naturgegeben und notwendigerweise verhandelt und verortet werden müssen.
Das Wort téchne wird in seiner ursprünglichen Bedeutung nicht mehr benutzt. Und doch galt es hier, über einen längeren Zeitraum hinweg und durch die Realisierung mehrerer Projekte, an einer Auseinandersetzung mit diesem Begriff festzuhalten, der oszilliert, sich windet und verhandelt zwischen dem, was ist und was (noch) nicht ist. Die Ausstellung ist ein Knotenpunkt dieses Austausches und der Produktionsprozesse, die téchne sowohl dem Zweifel und der Entfremdung aussetzen als auch mit der Lust und dem Vergnügen verbunden sind, der Welt etwas hinzuzufügen.
Diese Ausstellung und die damit verbundenen Veranstaltungen werden mit der Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg (MWK), der SV SparkassenVersicherung, der pbb Stiftung Deutsche Pfandbriefbank, der Hypo Kulturstiftung, Ritter Sport, dem ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) sowie dem Regierungspräsidium, dem Bezirksbeirat West und der Bürgerstiftung Stuttgart realisiert.
Der Ausstellungstitel ist eine Hommage an den Autor und Filmemacher Stefan Themerson, dessen Praxis sich um die Rückbesinnung auf die Bedingungen der eigenen Mittel bemüht.
A performance reflecting on the ancient notion of ‚téchne‘ following Boris Ondreička’s long running research and writing on Pharmakon.
Boris Ondreička (*1969) ist Künstler, Autor und seit 1987 Sänger und Song-Schreiber der lo-fi-Band Kosa z nosa, von 2001 bis 2011 war er Leiter der Kunst-Initiative tranzit.sk, seit 2012 ist er Kurator am Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Wien.
Ein Nachmittag mit Filmen von Hildegarde Duane and einer Abschlussveranstaltung ihrer Ausstellung Western Woman im Künstlerhaus Stuttgart.
Hildegarde Duane, The Shape of the Universe, 1983, 1 Min 57 Sek
Hildegarde Duane und David Lamelas, Smart People, 1991, 10 Min
Hildegarde Duane, Blind Drink, 1982, 1 Min 10 Sek
Hildegarde Duane, Perfect Couple, 1982, 8 Min 30 Sek
Hildegarde Duane und David Lamelas, Scheherazade, 1980, 24 Min
Dem Screening geht um 16 Uhr ein Rundgang durch die Ausstellung mit der Kuratorin Fatima Hellberg voraus, gefolgt von einem Gespräch mit Hildegarde Duane.
*Hildegarde Duane und David Lamelas, 1991
Die Ausstellung und alle damit verbundenen Veranstaltungen wurden mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Albrecht und Sabrina Hauff, dem ZKM Karlsruhe und optiplan realisiert. Besonderer Dank gilt dem Württembergischen Kunstverein, LUX und Eidotech.
Ausstellung bei Dold Projects, St. Georgen, Schwarzwald
Sören Hiobs Arbeiten kommen ein wenig schockiert, angewidert, reserviert und traumatisiert daher, aber sie tun es immer gefasst und entschieden. Diese Ausstellung zeigt neue und bereits existierende Gemälde und Videoarbeiten.
Sören Hiob lebt und arbeitet in Stuttgart. Jüngste Ausstellungen (Auswahl): Heute im Interview: Die Dinge, Künstlerhaus Dortmund, 2017; if you are into it I’m out of it, Palermo Galerie, Stuttgart, 2016; According to Georges Perec, Akademie der Bildenden Künste Warschau, 2015; The Call of the Wild, Kunstmuseum Bonn, 2015; Stipendium Vordemberge-Gildewart, Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, 2013. Hiob ist Atelierstipendiat im Künstlerhaus Stuttgart.
Die Ausstellung ist nach Vereinbarung geöffnet
Dold Projects
Gerwigstraße 11
D–78112 St. Georgen
www.doldprojects.de
Realisiert in Zusammenarbeit zwischen dem Künstlerhaus und Dold Projects.
Screening und Gespräch mit Hildegarde Duane, Steven Cairns und Fatima Hellberg.
Programm
HD, Pink Slip, 1983, Video, 7 min
HD, Silk, 1977, Video, 1 min 15 sek
HD, East is Red, 1976, Video, 26 min
HD, The Shape of the Universe, 1983, Video, 1 min 57 sek
HD, Blind Drink, 1982, Video, 1 min 10 sek
HD, Freedom, 1988, Video, 2 min 20 sek
Mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und Albrecht und Sabrina Hauff
Die in Los Angeles lebende Künstlerin Hildegarde Duane, die seit Mitte der Siebzigerjahre medienübergreifend arbeitet, umwirbt in ihren Video- und Fotogeschichten die Randbereiche massenmedialer Unterhaltung und deren archetypische Figuren. Auf zwei Etagen zeigt das Künstlerhaus Stuttgart nun die erste Einzelausstellung der Künstlerin in Europa und bietet damit einen umfassenden Überblick ihrer Arbeiten von 1978 bis heute.
Western Woman ist zugleich eine Anspielung auf Duanes kalifornische Wurzeln und auf die stereotypen Konventionen, die die Künstlerin in ihren Werken sowohl aufruft als auch ins Wanken bringt. Ihre Annäherung an den Feminismus und feministische Diskurse offenbart eine Haltung und einen subversiven Darstellungsmodus, die sich des Humors, der Ironie und der Doppelbödigkeit gleichermaßen bedienen. Duanes langjährige Faszination für die Feinheiten und potenziellen Verkehrungen symbolträchtiger Bilder verrät ein Gespür für das Abgründige und den kritischen Punkt eines Bildes, an dem es in sein Gegenteil umschlagen kann – eine Qualität, die sie als „durchdringend und dennoch losgelöst“ beschreibt.
Duane arbeitet häufig kollaborativ; ihre künstlerische Praxis erwächst geradezu aus einem Geist der Kollaboration und begann 1975 mit vielfältigen Videoprojekten in den Schnitträumen des Long Beach Museum of Art. Zahlreiche Künstler*innen, Schauspieler*innen und Musiker*innen wirken bei diesen Projekten vor und hinter der Kamera mit; dabei ist die langjährige Zusammenarbeit mit dem ehemals in Los Angeles lebenden argentinischen Künstler David Lamelas von zentraler Bedeutung. Andere wiederkehrende Kooperationspartner*innen, darunter Ilene Segalove, bilden eine Peergroup von Künstler*innen und Videomacher*innen der Westküste, deren Anliegen denen der Pictures Generation vorausgingen.
Die Ausstellung wirft ein Schlaglicht auf Schlüsselwerke in Duanes Schaffen und umfasst video- und bildbasierte Installationen, die mit Größe und Form experimentieren. Viele der hier gezeigten Fotogeschichten werden für diese Präsentation von der Künstlerin neu konzipiert; ihnen gegenübergestellt sind jüngere Bild- und Textarbeiten sowie Monitore mit zentralen Videos. Der treffende geistreiche Ton von Duanes Arbeiten unterstreicht deren Aktualität. Die kühne Bildsprache der Künstlerin und ihre stets scharfsinnigen Neuinterpretationen des Banalen haben eine Wirkungskraft, die sich einfacher Kategorisierung entzieht. Unehrfürchtig und energisch erschafft sie fortwährend das (weibliche) Bild, um es dann wieder aufzulösen.
Mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und Albrecht und Sabrina Hauff
Ein Konzert von Purpur Spytt im Künstlerhaus Erdgeschoss, zur Ausstellungseröffnung von Hildegarde Duanes Western Woman.
Künstlerhaus Kino
2. Stock
Gefolgt von Screenings mittwochs–sonntags
4. Juni–30. Juli, 12 und 16 Uhr
Das neukonzipierte Künstlerhaus Kino eröffnet mit Pinochet Porn (2008–16), einem epischen Experimentalfilm, in dem die gesamte Bandbreite des Werks der verstorbenen Künstlerin Ellen Cantor (1961–2013) zum Ausdruck kommt. An dieser abendfüllenden Episodenerzählung über die miteinander verflochtenen Leben von fünf Kindern, deren Heranreifen und Aufwachsen arbeitete Cantor die letzten fünf Jahre ihres Lebens.
Den Ausgangspunkt des Filmes bildet eine Serie von 82 Zeichnungen mit dem Titel Circus Lives from Hell, die sich später zum Drehbuch der episodischen Erzählung entwickeln sollte. Der Film bestehend aus Super-8-Film, Archivmaterial und animierten Zeichnungen, bedient sich dem Format der Seifenoper, ist ebenso tragisch wie komisch und gezeichnet von einer subversiven Sexualität. Cantor verwebt persönliche, politische und historische Elemente; indirekt dreht sich die Geschichte um den politischen Dissens zu Zeiten des Pinochet-Regimes in Chile. Jedes Kind, dem sich der Film widmet, wird zu einem Container seines individuellen komplexen Erlebens der Diktatur. Ebendiese Strukturen, die die erwachsenen Charaktere im Rückblick erschaffen, verweisen auf die zentrale Fragestellung des Films: Entscheidet man sich für die Tragödie? (Is tragedy a choice?)
Pinochet Porn ist das Dokument eines ausgedehnten Moments einer avantgardistischen Szene in New York und London – er entstand unter Mitwirkung einer Reihe von Künstler*innen, Kurator*innen, Autor*innen, Filmemacher*innen, zentralen Figuren des Underground, Musiker*innen und deren Kindern. Diese Präsentation ist die Deutschlandpremiere des Filmes und folgt einer langfristigeren Beschäftigung mit der künstlerischen Praxis und Herangehensweise Cantors. Den Abschluss und Höhepunkt dieses Projektes bildet die Publikation A history of the world as it has become known to me (Sternberg Press, Sommer 2018), herausgegeben von Lia Gangitano, Fatima Hellberg und Jamie Stevens.
Pinochet Porn (2008–16)
Super-8-Film übertragen auf Video (s/w und in Farbe, Ton), 123 min
Regie: Ellen Cantor
Bild: Ellen Cantor, Pinochet Porn, Courtesy Estate of Ellen Cantor.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes
Ein kollaboratives Set, das sich innerhalb des dreitägigen Workshops YOUR WORDS IN MY MOUTH | MY VOICE ON YOUR TONGUE entwickelt hat und sich dabei auf Transkription im materiellsten und lebendigsten Sinne durch Schreiben, Lesen und Ausstellungsformen konzentriert.
Die YOUR WORDS IN MY MOUTH | MY VOICE ON YOUR TONGUE Workshop- und Veranstaltungsreihe wurde mit Ghislaine Leung, der Critical Studies Abteilung des Sandberg Institute Amsterdam sowie mit Lucie Berjoan, Callum Copley, Ioanna Gerakidi, François Girard-Meunier, Rosie Haward, Asja Novak and Stefanie Rau und dem Künstlerhaus Stuttgart entwickelt.
Ein Abend mit Videos und Lesungen, präsentiert von Ghislaine Leung.
Programm
- Ghislaine Leung, Hollis and Money, 2017, Spoken Word (live), 5 min
- John Knight, MacGuffin 8-2975, 1975, 16mm Film übertragen auf Digital Video, s/w, kein Ton, 9 min 37 sek. Courtesy: Greene Naftali und Cabinet
- Jay Chung und Q Takeki Maeda, Loretta Fahrenholz, The Sixth Year, Episode 2, 2013, Digital Video, Farbe, Ton, 8 min 7 sek. Courtesy: Die Künstler*innen und Cabinet
- Kathy Acker, Raw Heat, 1977, Spoken Word, 4 min 30 sek. Courtesy: Western Front Archive
- Jesper List Thomsen, #L O V E O F G O D, 2015, Spoken Word (live), 7 min. Courtesy: Der Künstler
- Stephen G. Rhodes, Responsible Cats (with Keston Sutherland), 2016, Digital Video, Farbe, Ton, 3 min 50 sek. Courtesy: Der Künstler
- Claudia Rankine, From Citizen, 2015, Spoken Word, Ausschnitt 4 min 30 sek.
- Rosa Aiello, A River In It, 2015, Digital Video, Farbe, Stereo Sound, 9 min 48 sek. Courtesy: Die Künstlerin. Sprecherin: Olga Pedan
- Julia Heyward, Shake Daddy Shake, 1976, 16mm Film übertragen auf Digital Video, s/w, Stereo Sound, 5 min 22 sek. Courtesy: Die Künstlerin und EAI
- Meredith Monk, Last Song, 2008, Ton, 7 min 16 sek.
Hollis & Money findet im Rahmen des dreitägigen Workshops YOUR WORDS IN MY MOUTH | MY VOICE ON YOUR TONGUE von Ghislaine Leung, dem Critical Studies Programm des Sandberg Institute Amsterdam und dem Künstlerhaus Stuttgart statt.
Hollis & Money wurde beauftragt vom Cell Project Space in Zusammenarbeit mit dem ICA, London als Teil von Ghislaine Leungs The Moves im Cell Project Space
They were two superior eels at the bottom of the tank and they recognized each other like italics1
Eine ebenso geheimnistuerische wie freimütige Stimmung verbindet die menschlichen und nicht-menschlichen Figuren, die Dorota Jurczaks Bildwelt bevölkern. Es ist eine Laune, die sich auch als Unbehagen niederschlagen kann. Die Ausstellung inszeniert neue Radierungen und Bronzereliefs, die ihren Ursprung in den Werkstätten des Künstlerhauses haben, als Installation, die der Betrachter umrunden und durchschreiten kann.
Zwei zentrale Gestalten der Ausstellung sind die zarten Umrisse eines Jungen und eines Mädchens, die jeweils vor einer halb geöffneten bzw. geschlossenen Tür stehend, deren Türknauf festhalten. Als lebensgroße Bronzereliefs sind sie unbeholfen an der Schwelle zwischen Warten und Eintreten gefangen. Sie sehen einander nicht – die Augen der Figuren fehlen, aber die fein modellierten Türknäufe erwidern den Blick des Betrachters durchaus. Es gibt eine Spannung zwischen dem Drang zu kommunizieren und dem Wunsch sich zu verstecken, die in den beiden Skulpturen, aber auch in den Figurationen der Radierungen zum Ausdruck kommt. Es gibt keinen einzelnen Ort innerhalb und zwischen den Arbeiten, der die Essenz als solche in sich birgt, stattdessen baut sich ein wechselseitiges Verständnis auf; charakterlicher Ausdruck ist mit gleicher Sorgfalt einem Vogel, einer Brust, sowie den beiden dünnen Gestalten mit den langen Händen verliehen. Jurczaks Figuration deutet an, wie viel – oder viel eher – wie wenig es braucht, um Geist und Idiosynkrasie eines Wesens heraufzubeschwören.
„Johanna“ wird zur Chiffre oder Hülle einer möglichen Personifizierung, oder zum Ersatz für eine solche; gleichzeitig ist es ein Verweis auf den Vornamen der damaligen Leiterin der Radierwerkstatt. Johanna, diese Johanna, ist eine Reflexion sowohl über die fiktionale Möglichkeit und Melodie eines Namens und zugleich ein Hinweis auf den physischen und kollektiven Prozess, der die Erstellung der Figuren überhaupt ermöglichte.
1 Anne Carson, Autobiography of Red, 1998
Dorota Jurczak (geb. 1978 Warschau, Polen) lebt und arbeitet in Stuttgart. Zu ihren letzten Einzelausstellungen zählen: ~.{ }.~, Culturgest, Lissabon und Porto (2016); Lucifers, Etablissement d’en face, Brüssel und Bzzz, Galeria Piktogram, Warschau (2015); Kloake, Corvi-Mora, London (2011). Eine Auswahl an Gruppenausstellungen schließt ein: Tarantallegra, Hester Gallery, New York (2016); Affective Affinities, Frans Hals Museum, De Hallen Haarlem (2014); Exposition d’Hiver, Marc Jancou Contemporary, Genf; Salon der Angst, Kunsthalle Wien, Wien; A Top-Hat, a Monocle, and a Butterfly, Etablissement d’en face, Brüssel; Zweiter Streich, Fürstenberg Zeitgenössisch, Donaueschingen (2013); The Slimy Trail of Slug and Snail, P.S.1 MoMA, New York (mit Abel Auer) (2007); Von Mäusen und Menschen, 4. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, Berlin (2004).
Mit freundlicher Unterstützung von Corvi Mora, London, Sammlung Scharpff sowie
Fotos: Frank Kleinbach
Der Umbau Raum war ein Projekt und Modell, das in den Jahren 1996–98 von Nicolaus Schafhausen im Künstlerhaus Stuttgart realisiert wurde. Ohne festgelegten Zeitplan und nur teilweise in seiner Nutzung definiert, war Der Umbau Raum ein von Künstler*innen gestalteter Ort mit Einrichtungsgegenständen und Objekten, der als Bibliothek, Arbeitsplatz, Wohnzimmer und Treffpunkt genutzt wurde.
Der Umbau Raum als Ort, aber auch als Metapher, ist Ausgangspunkt dieses Gespräches zwischen Schafhausen und Fatima Hellberg.
Der Abend ist der erste in einer Reihe an Betrachtungen und Gesprächen im Hinblick auf das Jubiläum 2018 und hat seinen Ausgangspunkt sowohl in einem avantgardistischen Gründungsethos des Künstlerhauses als auch den Arten und Weisen, in denen dieser erweitert und kritisch reflektiert wurde.
Nicolaus Schafhausen ist Kurator, Autor und Direktor der Kunsthalle Wien. Seit 2012 ist er Strategischer Direktor der Fogo Islands Arts, einer Initiative der kanadischen Shorefast Foundation. Er kuratierte den Deutschen Pavillon der 52. und 53. Venedig Biennale und 2015 den Kosovo Pavillon. 2015 war Schafhausen Co-Kurator der 6. Moskau Biennale für Zeitgenössische Kunst. Er lehrt am HISK, Higher Institute for Fine Arts in Gent und ist Gastprofessor an der HBKsaar, Saarbrücken. Von 1995–98 war er der Künstlerische Leiter des Künstlerhauses.
Eine Veranstaltung zur Eröffnung von Techne im Theater Rampe.
In den 1980er-Jahren war Peppermint Park der Titel einer Reihe von pädagogischen Heimvideos. Ihr Produzent, eine Investorengruppe, wollte aus den Erzählmodellen Profit schlagen, die die Sesamstraße zu Bildungs- und Unterhaltungszwecken für Kinder entwickelt hatte. In der Show treten verschiedene Puppen auf, die Kindern unterschiedliche Lektionen beibringen – von Buchstaben, Zahlen und Farben bis hin zu Tieren und anderem. Als ich klein war, besaß ein Freund der Familie mehrere Kopien der VHS-Kassetten und ich weiß noch, wie mir die für mich unerklärliche Tanzsequenz einer ausreißenden Marionette, die wie eine Vogelscheuche aussah, Angst einjagte (youtube.com/watch?v=RLq0XFmcTPE). Vor einigen Jahren tauchten einige Ausschnitte aus der Show im Internet wieder auf; seither hat sich meine Beziehung zu der tanzenden Vogelscheuche von Entsetzen zu Faszination gewandelt.
2010 bewiesen der Physiker Aaron O’Connell und seine Kollegen, dass ein kleines, mit bloßem Auge erkennbares Stück Metall zur gleichen Zeit schwingen und nicht schwingen kann. Dies bedeutet im Wesentlichen, dass Gegenstände unabhängig von ihrer Größe an zwei Orten zugleich sein können. Wie es scheint, bedeutet Existenz also, unbeständig zu sein, während Sterben bedeutet, beständig zu werden. Oder dass klassische Logik – in der ein Ding entweder A oder B, niemals jedoch A und B zugleich ist – abgelöst wird von einer Quantenlogik, nach der alle künftigen Möglichkeiten in der Gegenwart existieren.
Jeder gute theoretische Physiker weiß, dass seine Realitätsmodelle einen ästhetischen konzeptuellen Raum beschreiben, in dem alle Materie nur Information ist. O’Connell formuliert es so: „Menschen haben Realitätsmodelle, und diese Modelle sind Beschreibungen, bringen uns aber der Wahrheit nicht näher.“1 Wie Dinge aufgrund der physikalischen Kausalität erscheinen, spielt sich also in einem Kino der Objekte ab. Das soll nicht heißen, dass es Drehbuchautoren für unser Leben gibt, nur, dass jedes Schauen, jedes Messen auch eine Justierung, eine Farce, eine Übersetzung, eine Interpretation ist. Und wer könnte schon von sich behaupten, dass er oder sie nie auf Erzählungen zurückgreifen würde, um Dingen einen Sinn zu geben?
Eine Entität, die sich in der Quantenlogik auf den Tod zubewegt, könnte man für das Gegenstück zu der Erzählkonvention halten, wonach sich Film und Literatur auf ein Ende zubewegen. Dauer und Häufigkeit der Handlung auf der Leinwand (Plot) fallen zeitlich immer enger mit der chronologischen Abfolge der Ereignisse zusammen (Story). Nehmen wir James Camerons Science-Fiction-Actionthriller Terminator.
Im Jahr 1984 erscheint der Terminator aus dem Jahr 2029, um die weibliche Hauptfigur des Films, Sarah Connor, zu ermorden. Der gesamte Film besteht aus dieser Verfolgungsjagd und endet, als Sarah den Terminator in einer Hydraulikpresse zerstört. Plot und Story entsprechen einander hiereins zu eins – sie sind deckungsgleich – und das Publikum verlässt das Kino gebannt von einer amourösen Distanz.
Auflösung, Verwandlung, Entwicklung – Kinoleinwände und Fernsehbildschirme verlangen beständig nach neuen Ausdrucksformen. Diese neuen Inhalte entspringen einer Endlosschleife, die sie zugleich reproduzieren – eine ziellose, unendliche Menge an kommerziellen Produktzyklen, die sich hinter neuen Gesichtern und Moden verstecken. Im Ausstellungsraum wird die unendliche Kausalschleife jedoch zu einer Erzähltechnik, die auf der Oberfläche zur vollen Entfaltung kommen kann. Sie bildet eine Schleife, bevor irgendjemand auf der Bildfläche erscheint und nachdem alle verschwunden sind. Die Erzählschleife wird zum realen Objekt.
Ich will damit nicht sagen, dass ich mich als Künstler besonders befreit fühle. Und ich habe mit dem Gedanken gespielt, mir ein Boot zu kaufen und angeln zu lernen, um das Meer essen und den Regen trinken zu können, frei von allen Verpflichtungen, die eine Mietwohnung und ein Beruf mit sich bringen. Doch vielleicht hat mich diese Aussteiger- und Angellaune, die ich mir als Erinnerung an eine mögliche Alternative bewahre, wie ein Ablenkungsmanöver in einem Film in die Irre geleitet, so dass ich meine dann freier zu sein. Vielleicht sollte ich in eine Zukunft investieren und anfangen, Geld zu sparen und Eigentum zu erwerben, anstatt in Wohnzimmern und fremden Betten zu schlafen, bloß um Dinge zu machen, die niemand gebrauchen kann.
Ist ein Kühlschrank ein MacGuffin, eine Technik, die dazu dient, Erzählungen über Wirtschaftswachstum, technischen Fortschritt und Familienwerte eine bestimmte Richtung zu geben? Ein Produkt, das man wiederum mit weiteren Produkten zu füllen hat? Wenn ich Kinder hätte, wäre der Kühlschrank dann der Grund, warum sie bei mir blieben? Und wenn sie mich nicht mehr bräuchten, würden sie mich dann genauso lieben? Würden sie von meinem Tod und ihrem Erbe träumen? Schon gut, ich bin momentan nicht dieser Mensch. Und überhaupt bin ich ein Strohmann-Argument – eine rhetorische Technik, ein Trugschluss, ein Widerspruch – und versuche nur, durch diesen gottverdammten Tag zu kommen. Vielleicht gibt es viele weitere Tage … selbst wenn es ausschließlich nach mir ginge, wäre ich mir da nicht so sicher. Ich stelle mir die Unendlichkeit des Todes vor und breche in Panik aus. Ich zittere innerhalb dieser geschlossenen Gedankenschleife, fühle mich jedoch mit allen anderen verbunden, die je deswegen existiert haben. Mensch zu sein bedeutet, an der Wahnvorstellung zu leiden, dass man eine willenlose Puppe sein könnte, und Künstler zu sein bedeutet, Dinge zu machen, die man gerne auf der Welt sehen möchte, um dieser Wahnvorstellung zu trotzen, indem man an all dem vorbeikommuniziert, was man rational wegerklären könnte.
1 Aaron O’Connell, „Struggling with Quantum Logic: Q&A with Aaron O’Connell” www.blog.ted.com, 2011 (abgerufen am 19. Aug. 2016)
Andrew Norman Wilson ist Künstler und lebt in Los Angeles. Er nimmt am TechneResidency Programm und an der Ausstellung teil. Zu seinen letzten Ausstellungen zählen die Gwangju Biennale (2016), die Berlin Biennale (2016), die Bucharest Biennale (2016), Bread and Roses im Museum of Modern Art Warschau (2016) und On Sweat, Paper and Porcelain bei CCS Bard in Annandale-on-Hudson, New York (2015). Er hat Vorträge an den Universitäten in Oxford und Harvard sowie an der Universität der Künste Berlin und CalArts gehalten. Über seine Arbeit wurde in Aperture, Art in America, Artforum, Buzzed, Frieze, Gizmodo/Gawker, The New Yorker und Wired berichtet.
Ein Abend mit Max Boss und Stine Omar a.k.a. Easter in der Neuen Schachtel – eine Offsite-Performance zur Ausstellung Hamlet im Künstlerhaus Stuttgart.
Neue Schachtel
Innerer Nordbahnhof
70191 Stuttgart
Confusion, exhaustion, boredom and often bitterness
ein Gespräch mit Alkisti Efthymiou am Donnerstag, den 20. Oktober um 19 Uhr.
Der Abend ist Teil von Mixed Feelings und wird präsentiert von anorak im Künstlerhaus Stuttgart.
It’s hard to know what we institute when we don’t institute but we do know what it feels like.
– Stefano Harney und Fred Moten
Confusion, exhaustion, boredom and often bitterness ist ein Nachdenken und Gespräch mit Alkisti Efthymiou über die affektive Arbeitsrealität in prekären (Beinahe-)Institutionen. Vor der Kulisse eines künstlichen Lagerfeuers wird Alkisti zunächst über ihre Erfahrungen mit und Gedanken zu ihrem langjährigen Engagement in der Athen Biennale sprechen. In diesem ersten Teil wird sie versuchen die Konflikte und inneren Widersprüche zu beschreiben, die zwischen dem Glauben an und der Hingabe für das kritische und kreative Potential einer solchen (Beinahe-)Institution auf der einen und den frustrierend instabilen Arbeitsbedingungen auf der anderen Seite, auftauchen.
Diese Gedanken bilden den Rahmen für ein Gespräch über Fragen der Prekarität in einer Gegenwart der ‚Krise‘, die eingeschrieben in unseren Alltag, zum Normalzustand wird. Oder anders formuliert: Wieso fühlt es sich so schwierig an etwas zu ‚instituieren‘, wenn es keine Möglichkeit gibt zu wissen, dass wir etwas, geschweige denn was wir in Gang setzen oder einrichten.
Mixed Feelings wird kuratiert und präsentiert von anorak, in Kollaboration mit dem Künstlerhaus Stuttgart und der Palermo Galerie. Mixed Feelings ist Veranstaltungsreihe und Ausstellung und dreht sich um die Frage, inwieweit Alltäglichkeit einen Zugang zu einem sozialen Raum eröffnet und diesen erfahrbar macht – das Alltägliche als Atmosphäre.
Die Ausstellung in der Palermo Galerie geht noch bis zum 25. Oktober und ist nach Anmeldung geöffnet.
Alkisti Efthymiou (geb. 1988) lebt als Kulturschaffende und angehende Autorin in Athen. Derzeit absolviert sie ein Masterstudium in Gender Studies an der Panteion Universität für Sozial- und Politikwissenschaften (Athen) und arbeitet als Kuratorische Assistentin im Künstlerhaus Stuttgart. Mit einem Hintergrund im Bereich Kulturwissenschaften, feministischer und queerer Theorie interessieren sie Fragestellungen zu den Themenfeldern Gender, Identität, Sexualität und Affekt in Verbindung zu zeitgenössischer Kunst. Bis Juni diesen Jahres arbeitete sie als Programmkoordinatorin der Athen Biennale.
Anorak ist ein Kollektiv und Kunstverein um Lukas Ludwig, Florian Model und Johanna Markert. Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der kollaborative Prozess. Wir sind davon überzeugt, dass diese gemeinschaftliche Arbeitsweise Möglichkeiten eröffnet, die über unsere individuelle Arbeit hinausgehen.
Mixed Feelings wird kuratiert und präsentiert von anorak, in Kollaboration mit dem Künstlerhaus Stuttgart und der Palermo Galerie. Mixed Feelings ist Veranstaltungsreihe und Ausstellung und dreht sich um die Frage, inwieweit Alltäglichkeit einen Zugang zu einem sozialen Raum eröffnet und diesen erfahrbar macht – das Alltägliche als Atmosphäre.
Die Ausstellung in der Palermo Galerie geht noch bis zum 25. Oktober und ist nach Anmeldung geöffnet.
Hamlet ist eine Gruppenausstellung, die von der gleichnamigen Arbeit des schwedischen Künstlers Richard Vogel ausgeht. Vogels Version des Hamlet (1997) ist eine Video-Assemblage aus gefundenem und inszeniertem Bildmaterial und eine melancholische, trocken-humorvolle Reflexion darüber, was es heißt, ein Leben zu ordnen. Der Künstler richtet sein Augenmerk beständig, aber durchaus mit Ambivalenz auf die fließenden Übergänge zwischen Verlangen und Überlebenskunst – das heißt auf die Art und Weise, wie unser Leben, insbesondere unser Zusammenleben, immer mit dem einhergeht, was das notwendige Maß übersteigt, aber dennoch unverzichtbar ist. Wie im ursprünglichen Shakespearedrama besteht die Tragödie in Vogels Hamlet in der Form der fortdauernden und beunruhigenden Aussicht, zu einer Lebensform zu gelangen, die nicht nur toleriert werden kann, sondern sich als sinnvolles, vielleicht sogar gutes Leben beschreiben lässt.
Dieses zu verhandeln zieht sich mit all seinen Freuden und Leiden wie ein roter Faden durch die Ausstellung und kommt auch in dem Film Barnförbjudet (1979) der Filmemacherin und Dramatikerin Marie-Louise Ekman zum Tragen. Auf ihrer Suche nach Möglichkeiten des Zusammenseins und seltenen Momenten der Erfüllung reden die Figuren in Ekmans Film ständig über die Köpfe der anderen hinweg, sie reden übereinander und aneinander vorbei. Wie gehen wir mit Widersprüchen um, die beschämend oder zweifelhaft, peinlich oder unbehaglich scheinen? Die Tragödie ist eine Hülle, ein Ort, an dem sich Widersprüche entfalten, und nach außen gekehrt und beobachtet werden können. Die Frage von Intimität und Distanz spielt bei den Arbeiten und der Form dieser Ausstellung eine Schlüsselrolle.
Die Ausstellung präsentiert eine Reihe von räumlichen Veränderungen, die von der Künstlerin Annika Eriksson (Mutter) in Zusammenarbeit mit Fatima Hellberg (Tochter), der Künstlerischen Leiterin des Künstlerhauses, konzipiert wurden; zu sehen sind außerdem Werke mit bewegten Bildern von Robert Ashley, Stephan Dillemuth & Nils Norman, Trisha Donnelly, Marie-Louise Ekman mit Kristina Abelli Elander und Richard Vogel.
Mit einer Performance von Easter am Samstag, dem 22. Oktober, um 22 Uhr, Neue Schachtel, Innerer Nordbahnhof, 70191 Stuttgart.
Mit freundlicher Unterstützung von
Biergarten Tschechen & Söhne
Karlshöhe
Ein Freiluftkino auf der Karlshöhe am Sonntag, 11. September mit:
Sören Hiobs
Light that Burns, 2014
The (Hair) Cut, 2014
Stay Still, 2010
Still Jungle, 2016
Green Introduction, 2016
Screening note: It would be confusing. Unforgivable. A great adventure.
Das Freiluftkino findet jedes Jahr in den Spätsommertagen statt mit einer Aussicht auf die Hänge des Stuttgarter Südens.
7 Types of Ambivalence ist ein Dinner und Gespräch mit Mike Sperlinger. Der Abend ist die erste Veranstaltung von Mixed Feelings und wird präsentiert von anorak im Künstlerhaus Stuttgart.
Lassen sich Gefühle wie Drinks mixen? Ist Fremdschämen das Gegenteil von Schadenfreude? Ruft zeitgenössische Kunst jemals eindeutige Gefühle hervor? Ist Ambivalenz wirklich die bessere Hälfte von Ironie? Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Ambiguität und Ambivalenz? Sollten wir ambivalente Gefühle haben, wenn wir William Empson im Titel dieser Veranstaltung falsch zitieren? Dies sind einige Fragen, die während einem Dinner zur Diskussion stehen, zubereitet mit einer Extraportion Ambivalenz. Jedem Gang geht eine kurze Präsentation zu einem Thema voraus, das wir vermutlich wichtiger nehmen, als wir es zugeben würden.
Mike Sperlinger (geboren 1977) ist Professor für Writing and Theory an der Kunstakademie Oslo. Er ist Mitbegründer und war Assistant Director von LUX, einer in London ansässigen Organisation für Videokunst. Mike Sperlinger schreibt für Magazine wie Art Monthly, Afterall, Frieze und Radical Philosophy und ist Herausgeber mehrerer Bücher. Zur Zeit arbeitet er an einer Publikation mit Texten des Künstlers Ian White. Er ist Stipendiat der Akademie Schloss Solitude.
Anorak ist ein Kunstverein und ein Kollektiv um Lukas Ludwig, Florian Model und Johanna Markert. Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der kollaborative Prozess. Wir sind davon überzeugt, dass diese gemeinschaftliche Arbeitsweise Möglichkeiten eröffnet, die über unsere individuelle Arbeit hinausgehen. Durch das Experimentieren mit Formaten wie Ausstellungen, Dinnern, Gesprächen und Screenings versuchen wir Orte des ernsthaften, gegenseitigen Austauschs zu entwickeln.
Mit freundlicher Unterstützung von
In Krankheit als Metapher beschreibt Susan Sontag den Höhepunkt einer „nihilistischen und sentimentalen“ Logik aus dem neunzehnten Jahrhundert, die weibliches Leiden reizvoll fand: „Traurigkeit machte einen ‚interessant‘. Traurig zu sein, war ein Zeichen von Sensibilität und vornehmer Art. Das heißt: machtlos sein.“
In diesem Vortrag reflektiert Leslie Jamison den Prozess des Versuchs über weiblichen Schmerz zu schreiben – als ausgeführte Haltung und authentische Erfahrung – und sie stellt sich die umfassendere Frage, wie man Leiden darstellen kann, ohne es zu mythologisieren. Wie beschreiben wir eine Wunde ohne sie zu glorifizieren? Jamison wird über den Prozess sprechen, wie sie ein möglichst weites Spektrum der Welt heranzuziehen versucht, um sich ihr in diesem Ringen anzuschließen: die persönlichen Geschichten und Träume ihrer Freund*innen, die blutigen Songtexte ihrer Lieblingsmusiker*innen, die Duschszenen in ihren Lieblingsfilmen. Was heißt es, die Wunde aus dieser reichen Quelle zu schöpfen und was bedeuten uns unsere Wunden?
Der Vortrag in englischer Sprache findet im Rahmen einer Reihe von Veranstaltungen und Screenings statt, welche von den charakteristischen Anliegen und Methoden von Ellen Cantors Werk ausgehen.
Leslie Jamison ist Autorin und lebt in New York. Zu ihren Werken zählen The Gin Closet (2010) und The Empathy Exams (2014). Aufgewachsen in Los Angeles, studierte sie in Harvard und nahm am renommierten Graduiertenprogramm Iowa Writers’ Workshop teil. Ihre Promotion in Englischer Literatur erlangte sie an der Universität Yale.
Café Weiß
Geißstraße 16
70173 Stuttgart
Abel Auer und Momus sprechen über ihre jeweiligen Erfahrungen in der Kunstwelt und erforschen ihre innere Motivation weiterzumachen und, nach Beckett’s Formulierung, „besser zu scheitern“.
Effort & Circumstance ist eine Gesprächsreihe rund um künstlerische Praxis, Überlebenskunst und Sehnsucht im Café Weiß. Im Setting einer Kneipe, die eigentlich sonntags geschlossen bleibt, wird das Format zu einem halböffentlichen Zusammenkommen, das sich irgendwo zwischen einer Unterhaltung über Arbeiten und deren Entstehungsbedingungen bewegt.
Abel Auer, 1974 in München geboren ist ein deutscher Künstler, der auch schreibt und kuratiert. Er hat in den 90ern die „Akademie Isotrop“ in Hamburg gegründet und auch später oft in kollaborativen Zusammenhängen gewerkelt z. B. mit Kai Althoff. Seit einiger Zeit kontextualisiert er sich lieber im Musikmilieu. Sein Schaffen oszilliert zwischen totalem Outsider- und/oder Insidertum.
Momus, 1960 in Schottland geboren, macht seit drei Jahrzehnten schräge Indie Pop Platten. Die Geschichten, die er in der Kunstwelt erzählt, machten ihn zum „unzuverlässigen“ Dozenten und Vortragenden, der außerdem sechs Romane veröffentlicht hat.
Ein Screening und Vortrag von Künstler und Autor John Cussans über Ellen Cantors Werk, die Zusammenarbeit mit ihr und den gemeinsamen Film Whitby Weekender: Dance Lessons.
John lernte Ellen Cantor 2002 kennen, nachdem ein Freund ihm empfahl ihren ersten Film Within Heaven and Hell anzuschauen. Aus einem Treffen entstand eine enge Freundschaft; sie arbeiteten zusammen an Performances und drehten während Johns 40. Geburtstags im Jahr 2005 Whitby Weekender, eine Videodokumentation über die britische Tanz- und Musiksubkultur des Northern Soul. Der Film wurde 2006 fertiggestellt.
John Cussans ist Künstler, Autor und Wissenschaftler, dessen Praxis von Video, Performance und „image-making“ bis hin zu alternativer Pädagogik reicht. Er ist derzeit Leiter des Masterstudiengangs Kunst (MFA) an der Ruskin School of Art in Oxford (GB).
Mit freundlicher Unterstützung von
Ellen Cantor kombinierte gefundene Materialen mit tagebuchähnlichen Notizen und Zeichnungen, um ihren Eindrücken und Erfahrungen persönlichen Begehrens und institutioneller Gewalt nachzuspüren. In ihren Zeichnungen, ihrer Malerei, ihren Collagen und Videos koppelte Cantor Figuren und Sequenzen aus Filmklassikern aus, um den ideologischen Darstellungsformen des Quellenmaterials eine neue Richtung zu geben. Fiktive Figuren aus Disney-Zeichentrickfilmen, Kulthorrorklassikern, dem New-Wave-Kino und Familienfilmen bilden einen visuellen Filter für Cantors intime Enthüllungen. Gebannt von der scheuen Naivität von Figuren wie Schneewittchen und Bambi erweiterte Cantor in ihren Zeichnungen den narrativen Horizont dieser Figuren um explizite sexuelle Begegnungen und krisengeschüttelte Beziehungen.
„My perversion is the belief in true love“ überschrieb Cantor die zu ihren Lebzeiten einzige Überblicksausstellung ihrer Videoarbeiten. Dieser Satz – ein aufrichtiges emotionales Bekenntnis, das auch ein Affront gegen die strukturellen „Perversionen“ normativen Verlangens war – bildet den Dreh- und Angelpunkt dieser Ausstellung. Cantors Arbeiten werden immer von einer bestimmten Willenskraft vorangetrieben – einem Willen, der politische Absichten verfolgt, auf bildhafte Weise wirkt, präzise, dramatisch, emotional und – wie Cantor selbst gerne sagte – „thematisch nicht jugendfrei ist“.
Eine Besonderheit der Ausstellung und ein Schwerpunkt der Begleitpublikation ist Cantors Arbeit Pinochet Porn. Der Film ging aus einer Reihe von Zeichnungen mit dem Titel Circus Lives from Hell (2005) hervor und erzählt in episodischer Form von fünf Kindern, die unter dem Regime von General Augusto Pinochet in Chile aufwachsen. Pinochet Porn wurde in New York und London gedreht und mit engen Freunden und Kollaboratoren Cantors besetzt. Der Film inszeniert eine libidinöse Kritik der systematischen und sadistischen Zerstörung von Selbstdarstellung. Durch Cantors fiktive Spekulationen über persönliche Erfahrungen in einer totalisierenden politischen Ordnung wird Geschichte zu einem Phänomen, das beobachtet werden kann. Der Film endet mit einer Frage: Ist die Tragödie eine Entscheidung?
Die Ausstellung ist als Überblick in Form einer Hommage konzipiert. Sie zeigt ein vielschichtiges Œuvre und bringt einige der zentralen Themen und Arbeitsweisen von Cantors künstlerischer Praxis zum Ausdruck; dabei tritt sie in Dialog mit Freunden und Wegbegleitern, die Cantors Werk prägten – mit dem Zirkel „magischer intuitiver Zusammenarbeit“, wie die Künstlerin es nannte.
Ellen Cantor (geb. 1961 in Detroit, gest. 2013) war eine sehr produktive Künstlerin; sie lebte und arbeitete in New York und London. Zu ihren Ausstellungen zählen: Within a Budding Grove, Participant Inc., New York (2008); Bambi’s Beastly Buddies, Sketch, London (2005); Transmission Gallery, Glasgow (2000); My Perversion is the Belief in True Love, Kunsthalle Wien (1999); Video 1995–1998, Kunstverein Salzburg (1999); und Remember the 14 Days and Nights, Vorarlberger Kunstverein, Bregenz (1997).
Die Ausstellung, die Publikation sowie die Begleitveranstaltungen werden mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes realisiert. Das erste Kapitel dieses Projekts, Ellen Cantor – Cinderella Syndrome, war vom 8. Dezember 2015 bis zum 10. Februar 2016 im CCA Wattis Institute for Contemporary Arts in San Francisco zu sehen. Besonderer Dank gilt Lia Gangitano und Participant Inc., John Cussans, Joseph Grigely, Mark Cantor und Jonathan Berger.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des Ellen Cantor Nachlasses.
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich bekannt geben zu können, dass Fatima Hellberg zur neuen Künstlerischen Leitung des Künstlerhauses Stuttgart berufen wurde. Die bislang in London lebende und arbeitende Kuratorin wurde vom Auswahlkomitee einstimmig aus einer großen Zahl von internationalen und hochwertigen Bewerbungen ausgewählt. Die Auswahl folgt einer Reihe von Künstlerischen Leitern von hervorragendem nationalen und internationalen Rang, wie Ute Meta Bauer, Nicolaus Schafhausen, Elke aus dem Moore, Axel John Wieder und jüngst Adnan Yildiz.
Hellberg kuratierte sowohl Ausstellungen und Kunstprojekte in Großbritannien als auch in international renommierten Häusern, wie beispielsweise in der Tate Modern, der South London Gallery, der Malmö Konsthall (Sweden) oder dem ICA (London). Sie arbeitete mit Künstlern und Denkern zusammen, wie Gregg Bordowitz, James Richards, Laurie Spiegel, Beatriz Preciado and Julia Heyward. Bislang arbeitete sie bei Cubitt in London als Kuratorin und wird dort auch noch bis Juni 2015 an Projekten beteiligt sein. Bei Cubitt leitete sie ein umfangreiches und experimentelles Ausstellungs- und Performance-Programm und veröffentlichte diverse Publikationen. Darüber hinaus war sie zuvor Kuratorin bei Electra, London.
Hellberg schreibt zudem für diverse Kunstmagazine, wie Frieze, Texte zur Kunst und Afterall, hielt Vorträge und Vorlesungen bei If I Can’t Dance, I Don’t Want To Be Part of Your Revolution (Amsterdam), Kunst-Werke (Berlin), Sandberg Institute (Amsterdam), Tate Modern (London), Museum of Modern Art Warschau und anderen. Ursprünglich aus Schweden stammend, studierte Hellberg Kunstgeschichte an der Oxford University und im Anschluss „Curating Contemporary Art“ am Royal College of Art in London.
Hellbergs Ausstellungsprogramm im Künstlerhaus Stuttgart beginnt am 27. März 2015. Die 1. Vorsitzende des Künstlerhauses Stuttgart, Frau Dr. Hannelore Paflik-Huber, sieht in der Besetzung der Position mit Fatima Hellberg eine Wahl für ein unabhängiges, intelligentes und anspruchsvolles Programm, das die Tradition des Künstlerhauses Stuttgart, als einen ambitionierten Ort für experimentelles Arbeiten mit einer reichen Geschichte und einer unverwechselbaren Vision, fortführt.
14:00–23:00 Uhr
Graham Lambkin und Künstler Ed Atkins diskutieren darüber, welche Rolle Material, Intimität, Zufälle und Orte in der Entstehung und Rezeption von Lambkins Arbeit spielen.
Graham Lambkin ist ein multidisziplinärer Künstler, der im Bundesstaat New York lebt. Mit der Gründung seiner Band The Shadow Ring machte er zu Beginn der 90er Jahre erstmals von sich reden. Nach der Auflösung der Gruppe unternahm Lambkin eine Reihe von beeindruckenden und höchst originellen Solo-Veröffentlichungen, darunter Salmon Run (2007) und Amateur Doubles (2012), eine von der Kritik gefeierte Trilogie mit dem experimentellen Tape-Musiker Jason Lescalleet, bestehend aus The Breadwinner (2007), Air Supply (2010) und Photographs (2013); Making A (2013) ist eine Gemeinschaftsarbeit mit Keith Rowe, dem namhaften Tabletop-Gitarristen und Gründungsmitglied des Ensembles AMM. In seiner jüngsten Veröffentlichung, Schwarze Riesenfalter, tritt Lambkin zusammen mit Michael Pisaro, dem Komponisten der Künstlergruppe Wandelweiser, in einer musikalischen Neubearbeitung von Texten von Georg Trakl auf.
Ed Atkins lebt und arbeitet in Berlin. Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen Recent Ouija im Stedelijk Museum, Amsterdam (2015); Ed Atkins in der The Serpentine Gallery, London; und Bastards im Palais de Tokyo, Paris (beide 2014). Zu seinen Gruppenprojekten letztes Jahr gehörten die 14. Istanbul Biennial; The New Museum Triennial, NYC; Teen Paranormal Romance im Renaissance Institute, Chicago; und ein neues Projekt, Performance Capture, als Teil des Manchester International Festival. Diesen Sommer begann sein einjähriges artist-in-residency Stipendium beim DAAD in Berlin. Es stehen Projekte bei SMK Kopenhagen; Castello di Rivoli, Turin; The Kitchen, NYC; Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin; Gavin Brown’s Enterprise, NYC; DHC Art, Montreal bevor. Eine Veröffentlichung mit seinen gesammelten Schriften wird 2016 erscheinen.
Wer sich mit den Werken von Graham Lambkin befasst, muss sich fast zwangsläufig auch mit dem Thema Gewicht auseinandersetzen: mit Schwerkraft, mit dem Entfernen von Gewicht, mit Verlust. Mit The Shadow Ring rückte zu Beginn der 1990er Jahre seine Beschäftigung mit Musik in den Vordergrund. Der Sound der Gruppe ergab sich aus einer rastlosen und feinfühligen Bewegung zwischen verschiedenen Genres und Formen: ein selbstgezimmerter, elektronisch verzerrter Post-Punk-Gestus mit ausgeprägtem Gespür für die Struktur, Haptik und Kraft von Sprache.
Wie seine späteren Soloauftritte und Dialoge mit anderen Musikern – von Salmon Run und Amateur Doubles bis hin zu Breadwinner und Making A – gründen auch Lambkins Zeichnungen auf einem feinen Gespür für die Spezifizität von Klangtiefen. Hier ist die Methode nicht nur der Unterbau, sondern auch das verbindende Prinzip: die Intimität und Sparsamkeit der Mittel, die Faszination für das häusliche Field Recording und seine potenzielle Verletzlichkeit sowie der notwendige Glaube an das produktive und grenzüberschreitende Potenzial von Zufällen.
In seiner bislang größten Ausstellung, Moon blows close, zeigt Lambkin mit einer Live-Performance, einem speziell zu diesem Anlass konzipierten Salon und einem Konvolut an neuen, größtenteils aus Zeichnungen und Malerei bestehenden Arbeiten, wie sehr es ihn zum Randständigen zieht. Der Raum seiner klangbasierten Arbeiten hat die Gestalt einer 40 Meter langen, gemalten Kulisse und ist eine geschwungene, weiche Architektur, die eine schützende Umgebung für Lambkins Performance und anschließende Audioarbeiten liefert und einen Raum für sein Gespräch mit dem Künstler Ed Atkins bietet.
Darstellungsform des neuen Werkkomplexes an Aquarellen und Zeichnungen für Moon blows close ist ein System aus Wandschirmen – ein Verweis auf Lambkins ambivalenten Reflex, in der Aufbauphase und Umsetzung seiner künstlerischen Arbeit Dinge zu verstecken, zu schichten und zu enthüllen. Obwohl seine Arbeiten unbestreitbar auf eine gewisse Weltvergessenheit hindrängen – einem Raum äußerster Konzentration, der in einen Prozess übergeht – merkt man seiner künstlerischen Tätigkeit ebenso ein rastloses Gespür für eine Politik der Affekte an. Eine Melancholie und ein gleichzeitiges Gefühl von Vergänglichkeit, wie es in dem zentralen Gedicht und Stimmungsanzeiger von Moon blows close zum Ausdruck kommt:
Turning in to meet a kiss
three soft words blow close
through the open aperture
sending the day’s last message
the future of wind on stone
Now it is quiet
He puts out his hand,
and touches wax.
Graham Lambkin ist ein multidisziplinärer Künstler, der im Bundesstaat New York lebt. Mit der Gründung seiner Band The Shadow Ring machte er zu Beginn der 90er Jahre erstmals von sich reden. Nach der Auflösung der Gruppe unternahm Lambkin eine Reihe von beeindruckenden und höchst originellen Solo-Veröffentlichungen, darunter Salmon Run (2007) und Amateur Doubles (2012), eine von der Kritik gefeierte Trilogie mit dem experimentellen Tape-Musiker Jason Lescalleet, bestehend aus The Breadwinner (2007), Air Supply (2010) und Photographs (2013); Making A (2013) ist eine Gemeinschaftsarbeit mit Keith Rowe, dem namhaften Tabletop-Gitarristen und Gründungsmitglied des Ensembles AMM. In seiner jüngsten Veröffentlichung, Schwarze Riesenfalter, tritt Lambkin zusammen mit Michael Pisaro, dem Komponisten der Künstlergruppe Wandelweiser, in einer musikalischen Neubearbeitung von Texten von Georg Trakl auf. Lambkin kuratiert darüber hinaus das Kye-Label, das seit seiner Gründung 2001 Klangwerke von zeitgenössischen Künstlern wie Vanessa Rossetto, Malcolm Goldstein und Matt Krefting veröffentlicht und daneben Archivbestände etwa von Henning Christiansen, Moniek Darge und Anton Heyboer erschließt. Bislang sind fünf Bücher mit Kunst und Texten von Lambkin erschienen: Unfocused Hands (2004), Dumb Answer To Miracles (2009), Dripping Junk (2010) Millows (2012) und als letztes Came To Call Mine (2014), eine Sammlung an Illustrationen und Erzählungen für Kinder.
Gefördert durch die pbb Stiftung für Kunst und Wissenschaft.
Für Moon blows close entwickelte Lambkin einen Salon aus einer großformatigen Malerei. Bei der Gestaltung der 40 Meter langen Kulisse folgt er den unterschiedlichsten Formen und arbeitet diese heraus – ein Stoßzahn, den Fuß einer Lerche, eine Schildkröte. Die Arbeit, die gleichzeitig das Setting für Lambkins Performance und Soundinstallation bietet, wird zur Methode – einem notwendigen und entschlossenen Glauben in den Zufall der Formen und Gedanken folgend, ist sie eine Meditation über Zusammenleben und die innigen Tiefen des Bewusstseins von Tieren.
Mit freundlicher Unterstützung von
Café Weiß
Geißstraße 16
70173 Stuttgart
Effort & Circumstance ist eine Gesprächsreihe rund um künstlerische Praxis, Überlebenskunst und Sehnsucht sonntagnachmittags im Café Weiß. Im Setting einer Kneipe, die eigentlich sonntags geschlossen bleibt, wird das Format zu einem halböffentlichen Zusammenkommen, das sich irgendwo zwischen einer Unterhaltung über Arbeiten und deren Entstehungsbedingungen bewegt.
In der ersten Session dieser Veranstaltungsreihe treffen Stephan Dillemuth und Saim Demircan aufeinander. Teils in Form eines Screenings, teils im Gespräch erörtern sie ein Konzept, das Dillemuth als ‚control image‘ bezeichnet, und die Methode des Aufgebens um sich wieder neu zu erfinden – dies alles vor dem Hintergrund von Dillemuths Arbeiten, angefangen bei seinen frühen Gemälden und Disko Dekorationen der 1980er bis hin zu seiner jüngsten Installation und Assemblage von animierten beweglichen Körpern, The Damned.
Stephan Dillemuth ist Künstler und Professor an der Akademie der Bildenden Künste München. Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen The Damned in der Galerie Reena Spaulings Fine Art in New York (2015) und Neueröffnung in der Galerie Nagel Draxler in Köln (2015).
Der Kritiker und Kurator Saim Demircan lebt und arbeitet in München. Von 2012 bis 2015 war er Kurator im Kunstverein München und davor stellvertretender Kurator für außerhäusige Projekte in der Focal Point Gallery in Southend-on-Sea, Großbritannien. Er schreibt regelmäßig für frieze d/e, frieze und Art Monthly und ist Redakteur der Zeitschrift Art Papers.
www.societyofcontrol.com
Ein Vortrag von Kunsttheoretiker John Roberts über die Praxis revolutionärer Bewegungen, Historizismus und die Avantgarde, im Setting der Ausstellung e d’ambiente von Jean-Michel Wicker und Michael Kleine.
John Roberts ist Professor für Kunst & Ästhetik an der University of Wolverhampton. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen zählen: The Art of Interruption: Realism, Photography and the Everyday; The Philistine Controversy(with Dave Beech); Philosophizing the Everyday; The Necessity of Errors / Die Notwendigkeit von Irrtumen und Revolutionary Time and the Avant-Garde.
Mit freundlicher Unterstützung von
copy copy copy
softly softly softly*
Rauch ist das zentrale Material und strukturierende Mittel der Ausstellung e d’ambiente von Jean-Michel Wicker und Michael Kleine. Rauch wird hier als Bildfläche aufgefasst, der anstelle von Raum agiert oder Raum schafft und dabei Information aufdeckt oder verschwinden lässt. e d’ambiente ist sowohl Überblick als auch Dialog zwischen Wicker und Kleine und zugleich Ausdruck von und Freude an einer Folge von Stimmungen.
Die Ausstellung nutzt die vertikale Architektur der beiden Geschosse des Künstlerhauses und stellt mit eigens für sie geschaffenen sowie bereits vorhandenen Arbeiten die schon lang andauernde Beschäftigung mit der verschlungenen Sprache der Begierde in unserer Zeit in den Vordergund. Seit den frühen 1990er Jahren bewegte sich Wickers reiches Schaffen in den Bereichen Publikation, Typografie, Skulptur, Gartenbau und Performance: mit langsamen oder schnellen Formen der Zirkulation und Veröffentlichung. Ein Schlüsselelement in der Artikulation von Publikationen, kinetischen Skulpturen und der Bodenskulptur/Tanzfläche ist eine von Wicker und Kleine gemeinsam realisierte Szenografie. Dafür wurde die ursprünglich von dem Architekten Simon Jones entworfene Struktur entkleidet und umgestaltet, wobei das Skelett des Salons erhalten blieb und in seinem Kern in eine sorgfältig komponierte Verbindung von Raum und Fläche einbezogen wurde. Besonders in den Entscheidungen über Material und Raum ist die Szenografie von e d’ambiente durch den Kontext von Oper und Theater in Michael Kleines Arbeit geprägt.
e d’ambiente versteht sich als Einladung zu einer Erfahrung, in der sich eine Form der künstlerischen Arbeit fortschreibt, die das Erfassen von Positionen verlangsamt und beschleunigt. Es ist ein Prozess, bei dem auch die Rhythmen und Formen der Zirkulation integraler Bestandteil ihrer Ästhetik und ihres politischen Anliegens sind: eine Parabel und ein starkes Verlangen nach Veränderung.
Parrallel zur Ausstellung e d’ambiente im Künstlerhaus Stuttgart wird Jean-Michel Wickers Ausstellung futurbella in der Kunsthalle Bergen zu sehen sein (30. Oktober–16. Dezember). Die beiden Präsentationen sind Wickers bisher größte institutionelle Ausstellungen und werden vom Künstler als ein ganzheitliches Projekt betrachtet, welches an zwei unterschiedlichen Orten gezeigt wird.
Jean-Michel Wicker ist Gründer und Herausgeber der Verlage Le Edizioni della Luna (Nizza, 2006–2008), Le Edizioni della China (Berlin, 2008–2011) und Ballabella papers (Berlin, seit 2009). Seine Arbeiten wurden gezeigt bei: Sandy Brown, Berlin; ICA, London; Cubitt, London; New Theater, Berlin; Motto, Berlin; Donlon Books, London; Kunsthalle Bern; Artists Space, New York; Kunsthalle Zürich und Kunst-Werke, Berlin. Neben seiner Arbeit im Print-Bereich war Wicker auch Gründer des 27m² urban garden Casa Jungle in Nizza (2003–2009). Der Schwerpunkt von Michael Kleines Arbeiten liegt in den Bereichen Oper und Bildende Kunst. Seine Objekte und szenischen Arbeiten waren an der Hamburger Staatsoper; in der Sammlung Klosterfelde, Hamburg; im ZKM Karlsruhe; im Pavillon der Berliner Volksbühne und in der Mausoleumskirche, Graz zu sehen. Zu seinen neueren Projekten zählen: 10 Toccaten von Michelangelo Rossi, von Michael Kleine; Ein Stück von und mit Michael Kleine; San Ignacio; Am anderen Ende der Leitung – Michael Kleine. Während der Monate September / Oktober 2015 wird er in der Galerie Helga Maria Klosterfelde Edition Berlin ausstellen.
Mit freundlicher Unterstützung des Bureau des arts plastiques et de l’architecture / Institut Français und des Französischen Ministeriums für Kultur.
Biergarten Tschechen & Söhne, Karlshöhe
Eine Filmvorführung anlässlich der Finnisage von Rachel Reupkes Einzelausstellung Lean in auf der Karlshöhe Stuttgart, mit:
Bonnie Camplin, Terrazzo, 2008
Stan Douglas, Television Spots and Monodramas, 1987–1991
Adrian Maben & Pink Floyd, Live at Pompeii, 1972
Seth Price, Ugly Kill, 2000
Steve Reinke, Treehouse, 1997
Rachel Reupke, Land of Cockaigne, 2007
Karel Zeman, Inspirace, 1949
screening note: Awe, reverence, respect, self-respect, shamefastness, sense of honor, sobriety, moderation, regard for others, regard for the helpless, compassion, shyness, coyness, scandal, dignity, majesty, Majesty.
Rachel Reupke lebt als Künstlerin und Filmemacherin in London. Sie war jüngst mit Einzelausstellungen vertreten u. a. in der Cubitt Gallery, London und im Tyneside Cinema, Newcastle, (beide 2015) sowie 2014 im Londoner Cell Project Space. Ihre Arbeiten waren in letzter Zeit zu sehen im Ullens Center for Contemporary Art, Peking; im Museum moderner Kunst, Wien; im Wattis Institute, San Francisco; in der Tate Britain, London und im Warschauer Museum für Moderne Kunst. 2014 war Reupke auf der Shortlist für den Jarman Award nominiert.
Gefördert durch
Spannungen sind ein zentrales Element in Rachel Reupkes Werk. Seit langem ist bei ihr eine besondere, zuweilen morbide, Faszination für die ästhetischen und politischen Wirkpotenziale an sich unbedeutender Gefühlsregungen wie Frustration, Verärgerung und Antriebslosigkeit zu beobachten. Lean in, die erste Retrospektive zu Reupkes Schaffen, umfasst Werke der Zeit von 2006 bis heute. Die in zwei Teile gegliederte Ausstellung präsentiert ihre künstlerische Arbeit in Form eines Überblicks über Schlüsselwerke, flankiert von einem temporären Kino, in dem ein kuratiertes Programm läuft u. a. mit Beiträgen von Loretta Fahrenholz, Peter Roehr und Owen Land, in denen von ihrem Werk und ihrer Arbeitsweise wiederum im Medium Film die Rede ist.
Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist Reupkes Auseinandersetzung mit der vorgefertigten und sterilen Welt der Agenturbilder, Werbeaufnahmen und generischen Filmsequenzen. Es geht hier um Gefühle, denen meist jegliches kathartische Element abgeht, um emotionale Zustände, die mit der Suspension, der Hemmung von Handlungen verbunden sind.
Formalismen spielen dabei eine wichtige Rolle, aber auch das, was dabei als Überschuss anfällt, was durchschlägt, überschwappt, sich Luft verschafft. Die jüngste der in der Ausstellung gezeigten Arbeiten ist Letter of Complaint (2015) – ein stark stilisiertes und streckenweise vielschichtiges Historienstück, das sich um ebenso banale wie verzweifelte Beschwerdebriefe dreht. Der Film, der sich stilistisch und konzeptuell an Form und Geist der schematisch-bürokratischen Ausdrucksweisen der Unzufriedenheit orientiert, bewegt sich in Randbereichen – der Sublimierung, der Erschöpfung und nicht zuletzt des Überschwangs.
Der Umstand, dass etwas leicht und dabei doch grundlegend „schräg“ ist, begegnet auch in den Arbeiten Wine & Spirits (2013) und 10 Seconds or Greater (2009). Sie verwenden den Jargon der Klassifizierung von Agenturbildern und das Repertoire visueller und emotionaler Schlagwörter. Solche vorgefertigten Aufnahmen werden oft verwendet, um Reklame für Produkte zu machen, die keine materielle Substanz haben: Krankenversicherungen, Altersvorsorgeprodukte, Darlehen – es gibt einen riesigen Fundus an gestellten Szenen mit Menschen, die krank sind, Zeugen eines Verkehrsunfalls werden, an einer Beerdigung teilnehmen oder Probleme mit einer Rechnung haben. Die subtile Montage solcher Szenen ergibt – in jeder Hinsicht – so etwas wie ein Antinarrativ. Bei aller Schematik der Repräsentation sind die Stücke von großer expressiver Intensität; in Umlauf gebracht werden austauschbare Bilder, die uns nicht repräsentieren. Ihr Ausdrucksgehalt verhält sich paradoxerweise proportional zu dem Grad, in dem jeglicher Ausdruck sorgfältig entfernt und außerhalb des Bildes entsorgt wurde.
Das temporäre Kino bietet Gelegenheit, eine weitere Facette von Reupkes Werk zu erkunden – ihre Landschaftsaufnahmen, bei denen sich ein an Caspar David Friedrich erinnernder Sinn für das Kompositorische mit dem unguten Gefühl verbindet, dass alles Menschliche verschwunden ist. Die Fehlstelle ist hier direkter angesprochen, sie äußert sich in der Abwesenheit menschlicher Figuren, was den Ansichten von Bächen, Feldern und Bergen einen postapokalyptischen Unterton verleiht. Ein Fehlen, das sich umso lauter bemerkbar macht, als im Hintergrund die Tonspur von Reupkes Containing Matters of no very peaceable Colour (2009) zu vernehmen ist: „Verhalten, emotionaler Stress … Lebensstile, blondes Haar …“
Rachel Reupke lebt als Künstlerin und Filmemacherin in London. Sie war jüngst mit Einzelausstellungen vertreten u. a. in der Cubitt Gallery, London, und im Tyneside Cinema, Newcastle, (beide 2015) sowie 2014 im Londoner Cell Project Space. Ihre Arbeiten waren in letzter Zeit zu sehen im Ullens Center for Contemporary Art, Peking; im Museum moderner Kunst, Wien; im Wattis Institute, San Francisco; in der Tate Britain, London und im Warschauer Museum für Moderne Kunst. 2014 war Reupke auf der Shortlist für den Jarman Award nominiert.
Diese Ausstellung ist das erste von Fatima Hellberg organisierte Programm und eröffnet zugleich einen neuen, vom Simon Jones Studio gestalteten Raum im Künstlerhaus Stuttgart.
Container and Contained ist eine Auseinandersetzung mit Innerlichkeit und Autorität. Im Zentrum steht eine neue Struktur: ein eigens gebauter Raum, der für die verschiedenen Durchläufe der Live-Aktion konfiguriert und umkonfiguriert werden kann. Der vom Simon Jones Studio gestaltete Raum für Performances und performative Aktionen im weiteren Sinne beginnt sein für ein Jahr konzipiertes Programm mit einer zu diesem Anlass entstandenen Auftragsarbeit des Dichters, Künstlers und Aktivisten Gregg Bordowitz. Seine Arbeit – halb Performance, halb Vortrag – beschäftigt sich mit Formen von Innerlichkeit und Verlockung und setzt damit seine seit Langem stattfindende Auseinandersetzung mit Struktur und Politik des Schreibens und Sprechens aus dem eigenen Inneren fort.
Die Frage nach einer Arbeitsweise, die ihre eigene Brüchigkeit, ihr eigenes Versagen in sich trägt, die Notwendigkeit eines geistigen Raums für Ideen, die vielleicht erst noch entwickelt werden müssen, begegnet uns in den Arbeiten dieser Ausstellung immer wieder. Ihr Titel – Container and Contained – verweist auf die Arbeiten des Psychoanalytikers Wilfred Bion (1897–1979) zu Innerlichkeit und Struktur und auf seine beharrlich vertretene Vorstellung, dass es einen Raum gibt „hinter“ den Erscheinungen an der Oberfläche, die unser Empfinden und unsere Wahrnehmung bestimmen.
In der Ausstellung erkundet Julia Heywards selten gezeigte, zwischen Film und Performance stehende Arbeit Shake Daddy von 1976 den Körper als Gefäß, das als Kanal dient, durch das gesprochen wird – eine Thematik, die auch Stephen Sutcliffs bissige Videoschleife A Policeman is Walking (2009) durchzieht. Brice Dellspergers Bewegtbildarbeit Body Double 23 läuft im Dunkeln, mit einer lippensynchronen und stark affektierten Performance mit dem Opfer des Films, das, wie Dellsperger es ausdrückt, den Übergang vollzieht „von der Anonymität zur Berühmtheit, vom Leben zum Tod“. Derweil ringt die skulpturale Arbeit des 1994 verstorbenen Hongkonger Künstlers Antonio Mak mit Humor und Pathos mit dem geteilten Ich. Der Filmemacher und Musiker Tony Conrad reflektiert in seiner minimalistischen skulpturalen Installation Untitled (2014) über Einschluss und Transparenz, und mit ihrer Fotoserie It’s Not My Body verschiebt Josephine Pryde das Bild und die Imagination des inneren Wesens in die Sphäre von Affekt und Science Fiction.
19:00–23:00 Uhr
„Während der Performer zwischen Settings und Codes, zwischen Genres und Genen wechselt, stülpt er den Wollstrumpf um (wendet das Innere nach außen), um die Dichotomien umzukehren, dabei aber die Polaritäten der strukturierenden Kontinuitäten beizubehalten. Wolle oder Seide, rau oder weich, Härchen oder Futter – wir reden hier nicht von Strümpfen. Wir reden von Dichtung, wohl oder übel.“
Gregg Bordowitz ist ein Schriftsteller, Künstler und Lehrer, der in New York und Chicago lebt und arbeitet. Er ist der Direktor des Low-Residency MFA Program der School of the Art Institute of Chicago.
INPUT OUTPUT wurde für das Künstlerhaus Stuttgart in Auftrag gegeben. Um die Lecture Performance zu sehen, besuchen Sie bitte Contemporary Art Daily.
Ein Auditorium und ein Raum für Performance entworfen von Simon Jones Studio, London. In Dialog mit Künstler*innen und Nutzer*innen des Ortes, wurde das Auditorium als Teil des kuratorischen Programms der künstlerischen Leitung Fatima Hellberg gebaut. Ein Raum für Performance für Gregg Bordowitz, ein Kino für Rachel Reupke, eine Installation von Graham Lambkin und ein Rahmen und Veranstaltungsort von Jean-Michel Wicker.
Das Container und Contained Auditorium markiert den ersten Schritt in einem langen Dialog und der Zusammenarbeit zwischen Simon Jones Studio und dem Künstlerhaus Stuttgart, welches in der Entwicklung eines Konzepts für das neu renovierte Erdgeschoss, in Zusammenarbeit mit dem Architektenbüro Matheson Whiteley, gipfelt.
Nach vier Jahren, in denen Adnan Yildiz als künstlerscher Leiter für das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm verantwortlich war, endet seine Arbeitsphase im Stuttgart mit einem Abschiedsevent: Goodbye My Love am Freitag, 12. Dezember 2014 um 21 Uhr.
Die Veranstaltung schließt sich direkt an die Finissage der aktuellen Ausstellung Future Scenarios with an Open End an, in deren Rahmen ein spannendes Screening mit Filmen von Lindsay Foster und Allan Sekula zu sehen sein wird. Darüber hinaus steht ebenfalls die neue Ausgabe des griechischen Kunst- und Kulturmagazins South as a State of Mind im Mittelpunkt mit einem Beitrag von Marina Fokidis. Fokidis ist eine der drei Inputgeber*innen für Future Scenarions with an Open End und arbeitete an der Entwicklung des Projektinhalts mit. Beginn Finissage: 18 Uhr.
Goodbye my Love findet im 2. OG des Künstlerhauses Stuttgart statt und versucht auch, die Experimente, die Adnan Yildiz und Viron Erol Vert während der Installation von Verts aktueller Einzelausstellung Vakanüvis entwickelt haben, zu reflektieren. Der Raum wird so in eine „Antique Discotheque“ transformiert, in der Art, wie sich Vert und Yildiz auf den Ort als Raum für Reflexionen zu Nähe, Vertrautheit und Obsessivem beziehen.
Der Abend wird auch zur offenen Bühne für weitere Beiträge, die das Bedürfnis nach Veränderung, die nie endenden Prozesse der künstlerischen Produktion und Neuanfänge im Zusammenhang mit einer institutionellen Situation in Frage stellen. Dies geschieht sowohl in der Performance von Nana Hülsewig und Fender Schrade als auch durch die Installation von Valentin Leuschel. Leuschel stand bezüglich seines eigenen offenen Forschungsprojekts, das Themen wie Geschlechterrollen, Gemeinschaft und Identität zum Gegenstand hat, in einem sehr engen Austausch mit Yildiz.
Programm
18 Uhr Einlass
Präsentation von Neuerscheinungen
Ahmet Öğüt / Monographische Publikation Tips and Tricks
South as a State of Mind Magazin, Ausgabe # 5
18.30 Uhr Finissage: Future Scenarios with an Open End
Screening:
Lindsay Foster, Downward Ascension (Ode to the Flaneur), 2011, 8′ 42”
Allan Sekula & Noël Burch, The Forgotten Space, 2010, 113′
21 Uhr Eröffnungsrede für Goodbye My Love
Hannelore Paflik-Huber
21.15 Uhr Musikperformance I Want to Break Free
Nana Hülsewig & Fender Schrade
21.30 Uhr Live Set When are we starting again?
Elmar Mellert und Iassen Markov
Installationen von Valentin Leuschel and Viron Erol Vert
Podiumsdiskussion im Rahmen der „Kairo-Tage“:
Welche Bedeutung haben unabhängige Kunstorte und künstlerische Interventionen für die Entwicklung einer Stadt?
Grußwort: Dr. Susanne Eisenmann, Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport der LHS Stuttgart
Begrüßung: Elke aus dem Moore, ifa (Institut für Auslandsbeziehungen)
Einführung: Didem Yazici, Künstlerhaus Stuttgart
Moderation: Demian Bern
Podium:
Sarah Rifky, Projektraum Beirut, Kairo
Paula Kohlmann, Projektraum LOTTE, Stuttgart
Laura Bernhardt, Calwer Passage, Stuttgart
Nora al-Badri und Jan Nicolai Nelles, Berlin (Street-Art-Projekt World Wide Wheat, Kairo)
Die Podiumsdiskussion ist eine Kooperation zwischen dem ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) und dem Künstlerhaus Stuttgart. Sie entsteht in Anlehnung an die „Kairo-Tage“, einer Initiative der Stadt Stuttgart und dem Verein Yalla e. V., die zur Feier der Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Kairo stattfinden.
Even my mum can make a book ist ein mobiles Archiv für zines, Künstlerbücher und unabhängige Publikationen, das 2010 in Istanbul von Gamze Özer, Kristina Kramer und Timothée Huguet gestartet wurde. Seitdem ist das Archiv ständig gewachsen und wurde an verschiedenen Orten gezeigt. Bis jetzt sind über 300 Teilnehmer aus der ganzen Welt mit ihren Publikationen vertreten. Während der Ausstellung kann jeder an unseren Workshops teilnehmen und eigene Bücher oder zines machen. Da emmcmakeabook ein ständig wachsendes Archiv ist, sind Einsendungen immer willkommen.
evenmymumcanmakeabook.tumblr.com
Content development: Marwa Arsanios, Marina Fokidis und Alina Serban
Ausstellung: Kasper Akhøj und Tamar Guimarães, Marwa Arsanios, Ion Grigorescu, Samir Harb, Yorgos Sapountzis, mobile archive project Even my mom can make a book*, initiiert von Gamze Özer, Timotheè Huguet und Kristina Kramer, sowie das Forschungsprojekt Open End basierend auf den Archiven von Künstlerhaus & Akademie Schloss Solitude
Finissage: Lindsay Foster und Allan Sekula
- Auf welche Weise beeinflussen politisches Klima und kultureller Kontext die künstlerische Praxis und kuratorisches Denken?
- Wie tauschen wir Ideen aus, kommunizieren in der künstlerischen Gemeinschaft und wie erkunden wir andere künstlerische Praktiken?
- Welches sind die gemeinsamen künstlerischen Strategien, die wir im Umgang mit Institutionen und ihren Rahmenbedingungen teilen, und wo liegen die Hauptverantwortlichkeiten von Institutionen, die die Verbreitung von künstlerischer Forschung und Produktion steuern genauso wie die Bewahrung dessen, was produziert wird?
- Was bleibt uns nach intensiver Zusammenarbeit, nach Ausstellungen und Forschungen in den Archiven?
- Was bringt Hoffnung für eine bessere Zukunft?
Diese Fragen sind das Resultat eines über das Jahr 2014 andauernden Dialogs über Ausstellungspraktiken zwischen zwei Institutionen in Stuttgart, dem Künstlerhaus Stuttgart und der Akademie Schloss Solitude. Die Ergebnisse werden in zwei parallel gezeigten Ausstellungen und einem öffentlichen Begleitprogramm präsentiert.
Das Projekt Future Scenarios with an Open End wurde initiiert von Jean-Baptiste Joly, Direktor der Akademie Schloss Solitude, und Misal Adnan Yildiz, künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Stuttgart, die sich zu einer Forschung mit offenem Ende und einem Ausstellungsexperiment entschlossen unter gemeinsamer Nutzung ihrer institutionellen Ressourcen. Die Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit den Kuratorinnen und Kooperationsstipendiatinnen Marwa Arsanios (Beirut/Libanon), Marina Fokidis (Athen/Griechenland) und Alina Serban (Bukarest/Rumänien) entwickelt, die im Rahmen des Projekts bereits in 2014 zwei Monate an der Akademie Schloss Solitude wohnten und arbeiteten. Seit dem vergangenen Frühjahr fanden regelmäßige Diskussionen und informelle Treffen statt für den Austausch von Ideen, Beobachtungen und Referenzen, um den konzeptuellen Grund der Ausstellungspraxis zu schaffen.
Das Ausstellungsprogramm, das aus künstlerischen Projekten, Archivstudien, Interventionen und Public Talks besteht, untersucht die entscheidenden Instrumente des politischen Denkens, den institutionellen Kontext und die künstlerische Motivation und fungiert als Brücke zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft beider Institutionen.
Mit ausgewählten Arbeiten von Kasper Akhøj und Tamar Guimarães, Marwa Arsanios und Ion Grigorescu entwickelt die Ausstellung eine vielschichte Form filmischer Sprache, die die Wahrnehmung von geopolitischen Wirklichkeiten, historischen Transformationen und der Position des Künstlers, der nach universeller Wahrheit sucht, untersucht. Zudem zeigt Samir Harb Arbeiten aus seiner derzeit entstehenden Graphic Novel und Yorgos Sapountzis eine noch unveröffentlichte Arbeit, in der er sich mit einem historischen Moment unserer weltweiten Agenda befasst. Des Weiteren wird eine Installation mit Kunstbüchern gezeigt, die von jungen Künstler*innen zwischen Istanbul und Berlin gesammelt wurden: Das Archivprojekt Even my mum can make a book, initiiert von Gamze Özer, Timothée Huguet und Kristina Kramer, durchwanderte die Netzwerke der Künstler*innen und wird durch einen open call des Künstlerhauses noch erweitert werden. Und schließlich resultiert die zwischen Künstlerhaus Stuttgart und Akademie Schloss Solitude stattfindende Diskussion in der Präsentation der Forschung und der Archive der Institutionen mit Blick auf die Künstler*innen, ihre Projekte und Arbeiten, die sich nie getroffen, nie überschnitten haben – deren mögliche Treffen aber Sinn gemacht hätten.
Mit der Kartografierung geteilter Erinnerungen zwischen Stuttgart, Athen, Bukarest und Beirut, unter Einbezug vieler Geschichten von Brasilien bis Palästina, zeigt die Ausstellung mögliche Wege für diejenigen, die nach einer Zukunft suchen. Auf der notwendigen Suche nach Solidarität, kollektiver Identität und künstlerischen Visionen will das Projekt – wie ein gemeinsam verfasster, offener Brief – Diskussionen um die Grauzonen zwischen individueller Verantwortung von Künstler*innen und ihrer in Zeiten der Krise fast unmöglich gewordenen intellektuellen Verortung initiieren.
Die physische Distanz, die Geschichte der Zusammenarbeit und die Vielfalt konzeptioneller Interessen zweier Institutionen sind der Ausgangspunkt für das Projekt; ihre Archive, Ausstellungsräume und Budgets genauso wie ihre Bushaltestellen (das einfachste öffentliche Transportmittel zwischen Künstlerhaus und Akademie Schloss Solitude) verbinden ihre Erinnerungen.
Zum ersten Mal in ihrer fast drei Jahrzehnte dauernden Existenz erarbeiten das Künstlerhaus Stuttgart und die Akademie Schloss Solitude ein gemeinsames Projekt, das zu einer andauernden Auseinandersetzung darüber führen soll, wie wir arbeiten, was wir teilen und was am Ende bleibt.
* Even my mom can make a book ist ein mobiles Archiv für zines, Künstlerbücher und unabhängige Publikationen, das 2010 in Istanbul von Gamze Özer, Kristina Kramer und Timothée Huguet gestartet wurde. Seitdem ist das Archiv ständig gewachsen und wurde an verschiedenen Orten gezeigt. Bis jetzt sind über 300 Teilnehmer aus der ganzen Welt mit ihren Publikationen vertreten. Während der Ausstellung kann jeder an unseren Workshops teilnehmen und eigene Bücher oder zines machen. Da emmcmakeabook ein ständig wachsendes Archiv ist, sind Einsendungen immer willkommen.
Besuchen Sie die Ausstellung aus den Werkstätten des Künstlerhaus: ‘Indigo, Zinnober und andere Schönfärbereien’ in den Museen Albstadt. Noch bis 11. Oktober 2014. Mehr Informationen zum Programm unter
http://www.albstadt.de/museen/maschenmuseum/sonderausstellungen
Das Künstlerhaus Stuttgart präsentiert mit Unterstützung der Stiftung Kunstfonds Bonn die erste institutionelle Einzelausstellung des Berliner Künstlers Viron Erol Vert mit neuen Produktionen. Durch ihren Titel verweist die Ausstellung auf die „Osmanischen Hofchroniken“ (vakanüvis), die offiziellen Aufzeichnungen der kaiserlichen Geschichte durch den Hofchronisten des Sultans. Durch diese Metapher in Verbindung mit methodologischen Aspekten von Verts künstlerischer Praxis und seinem narrativen Fokus auf die mediterrane Geschichte, erzeugt die Ausstellung eine Querverbindung zwischen Geschichtsschreibung und künstlerischer Produktion. Nicht nur Verts künstlerisches Interesse an Glaubenssystemen, kultureller Identität und linguistischer Erfahrung sondern vielmehr auch seine persönliche Geschichte spielt eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung seines Forschungsprozesses.
„Viron Erol Vert arbeitet wie ein Alchimist. Er sammelt Abbildungen, spannende Geschichten und Charaktere, die ihn inspiriert haben und setzt sie im Licht seiner eigenen Phantasie wieder zusammen. Er benutzt seine optischen Codes, die er mittels strategischen Designs anwendet, wodurch neue Vorlagen entstehen, die er wiederverwendet um eine neue Kulisse zu erschaffen. So wie jeder gute Märchenerzähler glaubt er fest an seine eigenen Geschichten. Man könnte fast sagen, er dokumentiert seine eigene Epoche wie ein Vakanüvis (Der Chronist oder Hofhistoriker).“[1]
Die Ausstellung im zweiten Obergeschoss des Künstlerhauses Stuttgart bringt drei Hauptarbeiten von Vert zusammen, die in drei verschiedenen Medien produziert wurden und die auf verschiedenen Ebenen der Abstraktion gründen – gefiltert durch die visuellen, auditiven sowie Material-Forschungen, in denen Handwerker und Künstler aus Istanbul und Berlin in den jüngsten Kooperationen mit Vert ihr kreatives Potenzial unter Beweis stellen konnten. In Zusammenarbeit mit dem Musiker und Soundkünstler Hermione Frank und dem DJ/Videoeditor Hanno Hinkelbein schuf Viron Erol Vert ein meditatives Videostück, das aus animierten Formen kultureller Codes und historischen Symbolen zusammengefügt wurde, die Vert selbst aufgenommen hat. Wie in einer atomaren Zeremonie fliegen abstrakte Formen vor einer schwarzen Oberfläche, erinnern an ein orbitales Flugzeug und das Publikum hört den Künstler, wie er die Alphabete seiner erkenntnistheoretischen Kosmologie buchstabiert.
Folgt man dem weiter, laden passgenaue Vorhangelemente, die von oben kreisförmig um eine Spiegel-Metall-Skulptur hängen, zum weiteren Erkunden der Ausstellung ein. Am Ende bricht eine Photographie mit der abstrakten narrativen Struktur der Ausstellung – sie wurde aufgenommen in einem traditionellen Photostudio in Galata in Istanbul und ist für Vert verbunden mit morgenländischen Erinnerungen – und lässt uns den Künstler als frotzelnden Chronisten unserer Zeit zuzwinkern.
[1] Misal Adnan Yildiz, Who is Viron Erol Vert?, 7 Perde / 7 Curtains, Ausstellungskatalog, Galerist, Istanbul 2012
Viron Erol Vert (*1975) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte an der Universität der Künste (UdK) in Berlin und später am Institut für Bildenden Künste der Royal Academy Antwerpen. Er erlangte einen akademischen Grad an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), Fachrichtung Mode Design sowie an der Weißensee Kunsthochschule (KH Berlin), Fachrichtung Textil- und Flächendesign. Seit 2004 hat Viron Erol Vert an diversen Ausstellungen in Belgien, Frankreich, Deutschland, Spanien und in der Türkei teilgenommen. 2008 wurde er von der Türkischen Gesellschaft für Bildhauerei und Kunst im Rahmen der Ausstellung Contemporary Artists Prize Exhibition für den ersten Preis in der Kategorie Malerei und Illustration nominiert. Jüngst wurden seine Arbeiten im Kult Houte Couture Shop Colette in Paris, in der Gruppenausstellung Die ungarische Methode im Kunstquartier Grauer Hof in Aschersleben und in der Galerie Reinhard Hauff in Stuttgart gezeigt. Darüberhinaus waren Verts Arbeiten auch zu sehen in der Jubiläumsausstellung The Mechanical Corps anlässlich des 40-jährigen Bestehens im Künstlerhaus Bethanien sowie in einer Ausstellung zum 10-jährigen Jubiläum des Clubs Berghain in Berlin. Seine erste große Einzelpräsentation 7 Perde / 7 Curtains hatte Vert im Herbst 2012 in der Galerie Galerist in Istanbul.
Hinweis: Im Rahmen des Art Alarm ist die Ausstellung bereits tagsüber geöffnet.
Unterstützt durch die Stiftung Kunstfonds Bonn
Ein Projekt aus den Werkstätten des Künstlerhaus Stuttgart über die Beziehungen zwischen Körper, Schutz und Vernetzung.
body shelter net verbindet die einzelnen Werkstätten im Künstlerhaus in der Auseinandersetzung mit einem gemeinsamen Thema. 35 Künstler*innen nehmen mit Arbeiten teil, die eigens zu diesem Anlass in den Werkstätten des Künstlerhauses geschaffen wurden. Sie bilden das ganze Spektrum der Werkstätten – Lithografie, Siebdruck, Radierung, Skulptur/Keramik, Photographie, Mixed Media – ab.
Im Mittelpunkt des Projektes steht die künstlerische Praxis im Rahmen eines Ortes, der Werkstätten im Künstlerhaus, und einer Gruppe der Künstler*innen, die sich zusammengefunden haben, um gemeinsam eine Ausstellung zu entwickeln. Das Arbeiten als Gruppe innerhalb der Werkstätten bildet daher auch den Ausgangspunkt für die künstlerische Exploration der Frage nach den Beziehungen zwischen Körper, Schutz und Vernetzung – body shelter net. Die Ausstellung knüpft an das Mitglieder-Projekt Zinnober an, das im Jahr 2012 im Künstlerhaus Stuttgart zu sehen war. Nach der ersten Präsentation wurde die Ausstellung, die in diesem Zusammenhang auch inhaltliche Erweiterungen erfahren hat, in weiteren Museen im Umkreis von Stuttgart gezeigt. Die Idee zum Projekt body shelter net begründet sich aus einer der Aufgaben, die sich das Künstlerhaus Stuttgart vor mehr als 35 Jahren zum Ziel gesetzt hat: Künstler*innen in Stuttgart und Umgebung mit Produktionsräumen in Form von interdisziplinären Werkstätten zu unterstützen.
Die Werkstätten für Photographie, Film, Siebdruck, Radierung, Lithographie, Hochdruck, Keramik sowie die Medienwerkstatt mit den Bereichen Video und Audio befinden sich im selben Gebäude in der Reuchlinstraße 4b wie die Ateliers, Büro- und Ausstellungsräume des Künstlerhauses Stuttgart. Hier entsteht die Kunst Stuttgarter Künstler*innen, die einzeln und in Gruppen arbeiten und, wenn sich die Gelegenheit bietet, auch im Austausch und in Kooperation mit internationalen Künstler*innen, die ins Künstlerhaus kommen, um ebenfalls an ihren Werken zu arbeiten. Regelmäßig finden in den Werkstätten Einführungskurse und Seminare zu verschiedenen Einzelthemen statt. Die Werkstätten bieten nicht nur Raum für künstlerische Experimente und die Produktion der Arbeiten, sondern auch einen Ort der Diskussion und des künstlerischen Austauschs.
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, im Rahmen seines Sommerprogramms mit HNTBS die erste Einzelausstellung der Berliner Künstlerin, Filmemacherin und Autorin Hito Steyerl in Stuttgart zu präsentieren. Zur Eröffnung von HNTBS findet ein Vortrag von Hito Steyerl statt.
Ausgehend von ihrer jüngsten Videoarbeit HOW NOT TO BE SEEN A Fucking Didactic Educational .MOV File (2013), wird die Künstlerin den Ausstellungsraum in ein aktives Lernumfeld verwandeln und dabei einige visuelle Elemente aus der Arbeit nachbilden. Das Werk ist die Verballhornung eines Lehrfilms mit performativen Komponenten; es geht um digitale Räume, die Politik der medialen Repräsentation und die Stellung des Einzelnen im Kontext der Verbreitung von Bildern, von Kontrollmechanismen und der Geschichte des Kinos. Im Hinblick auf die Ebenen Abstraktion, Konzeptkunst, Grafik und Skulptur, die in Steyerls Schaffen angelegt sind, wird die Ausstellung mit Strike (2010) eine weitere Videoarbeit der Künstlerin mit einbeziehen, bei der sie den Bildschirm eines LCD-Fernsehers zertrümmert, um in einem Akt der Abstraktion einen Augenblick der Wirklichkeit einzufrieren. Ebenso findet ein Vortrag („35 ways to break through a wall“) statt, den sie nach einer Einführung von Misal Adnan Yildiz bei der Eröffnung halten wird.
Steyerl zählt zu den führenden Stimmen der zeitgenössischen Kunst. Als Künstlerin, die eine ganz eigene filmische Sprache entwickelt hat, als Autorin, die vielschichtige, kontroverse Argumentationen und kritisches Denken mit feministischen und antimilitaristischen Statements verbindet, nimmt sie eine einzigartige Position ein.
Hito Steyerl arbeitet als Filmemacherin, Videokünstlerin und Autorin in Berlin. Ihre Arbeiten waren in mehreren (Einzel-)Ausstellungen zusehen, zudem 2013 auf den Biennalen von Venedig und Istanbul; 2010 auf den Biennalen von Gwangju und Taipeh; 2008 auf der Biennale von Shanghai; 2007 auf der documenta 12 in Kassel und 2004 auf der Manifesta 5.
Gefördert durch den International Production Fund (IPF) – 2013 Partner: Outset England, Dermegon Daskalopoulos Foundation for Culture and Development, Outset USA, Outset Netherlands mit Promoters Van Abbemuseum, Maurice Marciano Family Foundation. Hito Steyerl How Not To Be Seen. A Fucking Didactic Educational .MOV File 2013, HD video file, single screen, 14 min. Director of Photography Berlin: Christoph Manz. Director of Photography Los Angeles: Kevan Jenson. 2nd unit: Leon Kahane AD: Esme Buden, Alwin Franke. Postproduction: Christoph Manz, Alwin Franke. Make-Up and Costume Design: Lea Søvsø. Choreography and Performance: Arthur Stäldi. Producer: Kevan Jenson Dolly Grip Los Angeles: Tony Rudenko, Peter Jenson. Educational Dummy: Hito Steyerl. Commissioned by Massimiliano Gioni, Venice Biennale. Thank you to: Brian Kuan Wood, Meggie Schneider, Laura Poitras, Diana McCarty, Christopher Kulendran Thomas, Anton Vidokle. HNTBS (Künstlerhaus Stuttgart, May-July 2014) Production and Installation team: Robert Steng, Cosima Grosser and Markus Heller Graphic design and layout production: Fabian Schewe Thanks to Prolab, Eidotech, Claudia Gienger and Michael Müller
Das Künstlerhaus Stuttgart präsentiert in seinem Frühjahrsprogramm die erste umfassende Einzelausstellung des in Istanbul lebenden Bildhauers Erdağ Aksel in Deutschland. Die Ausstellung Life of Objects legt den Fokus dabei auf grundlegende konzeptuelle Tendenzen in Aksels künstlerischer Praxis, wie an einer neuen Videoarbeit, die speziell in diesem Kontext produziert wird, veranschaulicht werden soll. Dadurch, dass die Ausstellung als methodische Untersuchung operiert, wird sie zur monographischen Studie und zielt darauf ab, einen Parallelprozess zu entwickeln, welcher wiederum der Text- und Bildproduktion für eine neue Publikation dient. Diese wird gegen Ende des Jahres veröffentlicht werden und liefert einen Überblick über das Oeuvre von Erdağ Aksel.
Seit den späten Siebzigern arbeitet Aksel mit diversen Medien an verschiedenen Fragestellungen, die mit den Traditionen von Malerei, Land Art, Skulptur und Installation im Zusammenhang stehen. In der türkischen Kunstszene spielt er zudem eine Schlüsselrolle als Mentor für viele aufstrebende Künstler*innen und Kurator*innen. Ebenso ist er ein streitbarer Geist als sich konzeptuelles Denken zunehmend auch mit fundamentalen Fragen zur Materialität, der Politik des Symbolismus, der Geschichte der Moderne, des Nationalismus und des Militarismus sowie der Bürokratie beschäftigt.
Die Ausstellung mit dem Titel Life of Objects beabsichtigt, die Physikalität unserer Beziehung zu den Dingen hervorzuheben, ebenso wie die Vorstellung von Materialität bezüglich der sozialen Symbole und psychologischen Assoziationen, die den Dingen auf verschiedenen Ebenen von Erkenntnis und Wahrnehmung zugerechnet werden. Die Auswahl der Arbeiten folgt einem kuratorischen Entscheidungsprozess, in dem die zentralen Elemente in Aksels konzeptueller Annäherung aufgelöst werden sollen; der Künstler produziert hauptsächlich Arbeiten in Serie, deren Titel wie Kapitel anmuten. Die Ausstellung reflektiert nicht nur die Übergänge von bestimmten Fragestellungen, die um Themen kreisen wie die türkische Moderne, die Politik der Symbole und die Transformation von nationaler Identität. Vielmehr trägt die Ausstellung auch zum Verständnis dafür bei, wie Dinge in bestimmten kulturellen, sozialen und politischen Zusammenhängen kategorisiert, gesammelt, konserviert/bewahrt und wahrgenommen werden.
Erdağ Aksel wurde 1953 in Izmir geboren. Er studierte Kunst in den Vereinigten Staaten und erlangte seinen ersten akademischen Grad an der West Virginia Universität. Mittels einer Assistenzstelle konnte er seine Studien am Creative Arts Center der WVU bis 1979 fortführen. Seine Lehrtätigkeit begann er ebenfalls an der West Virginia Universität und setzte sie fort an der Dokuz Eylül Universität, der California State Universität, San Jose, der Ecole Nationale D’Art de Bourges, Frankreich und der Bilkent Universität in Ankara, wo Aksel auch als Vorsitzender des Departments of Graphic Design aktiv war. Erdağ Aksel hatte seine erste Soloausstellung 1978 an der West Virginia Universität, gefolgt von zahlreichen weiteren Einzelausstellungen in Istanbul, Izmir, Ankara, London und Danzig. Darüber hinaus nahm er an verschiedenen Gruppenausstellungen in der Türkei und im Ausland teil. Aksel war eingeladen, seine Arbeiten bei der Istanbul Biennale (1989) zu zeigen, bei der achten Internationalen Kleinskulptur Triennalein Budapest (1990), im italienischen Pavillon der 45. Biennale in Venedig (1993) und jüngst in der Ausstellung A history of inspiration des Palais de Tokyo in Paris (2013). Außerdem nahm er 1987 und 1988 an den bahnbrechenden Ausstellungen A Cross Section of Avant-garde Turkish Art teil und darüber hinaus an der The Modern and Beyond: 1950-2000 Ausstellung im Santral Istanbul (2007-2008). Seine Arbeiten wurden sowohl von vielen internationalen Privatsammlern als auch von Kunstinstitutionen für ihre Sammlungen angekauft, vom Istanbul Museum of Modern Art bis hin zur Tate Modern. Erdağ Aksel arbeitet zur Zeit in Istanbul und lehrt dort an der Sabancı Universität.
Die in Kassel ansässige kurdische Künstlerin Mehtap Baydu konzentriert sich in einer performativen Annäherung auf Fragenstellungen zu Geschlecht, Identität, Migrationspolitik und deren möglichen Überschneidungen. Im Dialog mit Misal Adnan Yıldız gestaltet sie ihren Beitrag zum Event durch eine Adaption eines eigenen, bereits existierenden Werkes Reden ist Silber (2010), einer skulpturalen Installation. Das Werk basiert auf einem altem türkischem Sprichwort: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. Die Künstlerin hat mit 21 Frauen aus verschiedenen Ländern dafür zusammengearbeitet. Sie hat ihre Lippen modelliert, als diese schwiegen und hat Bronzeabgüsse davon erstellt. Für ihre Performance im Künstlerhaus wird Mehtap Baydu mit einem neuen Material arbeiten. Misal Adnan Yıldız wird ihr hierbei zur Seite stehen.
Momus wird einen performativen Vortrag aus seiner laufenden Reihe von Emotionalen Vorträgen über die Liebe halten. Während das Musikvideo zu seinem 2011 erschienenen Song Love Wakes The Devil läuft, wird Momus das Video periodisch unterbrechen, um auf eine pseudo-kritische Art über die Signifikanz von individuellen Linien zu sprechen, welche verbunden sind mit seinem Essay Douce, das letztes Jahr in der Sternberg Press Volume Solution: Love, herausgegeben von Ingo Niermann, veröffentlicht wurde. Die Emotional Lectures Serie kontrastiert subjektive und objektive Ebenen, indem sie leidenschaftliche und geistige für einen witzigen Effekt nebeneinander stellt.
Skeptical Thougts on Love lässt solche künstlerischen Sichtweisen hinter sich, die noch von vielfältigen Formen der Nähe, der Vertrautheit und des Obsessiven ausgehen. Methodologisch ist die Ausstellung inspiriert von der physischen Wirklichkeit, den möglichen Auswirkungen und dem Wandlungsvermögen der Liebe. Die Ausstellung stellt Mutmaßungen über die Potentialität von Liebe an, als sei diese die einzig mögliche Form des Widerstands, die in unserer heutigen Einsamkeit noch eine erkenntnisbezogene/kollektive Revolution bewirken könnte. Sie fordert Stille als ein konzeptuelles Werkzeug im Umgang mit menschlichen Beziehungen und Kunst und will als Versuchsgelände für Selbstbeobachtung, Selbstanalyse und Selbstreflexion fungieren.
Das ganzjährige Performance-Programm des Künstlerhauses Stuttgart endet am Freitag, dem 31.01.2014 mit der in Berlin lebenden und arbeitenden Künstlerin Mariechen Danz. Danz bezieht sich auf die pädagogischen Aspekte einer Kunstinstitution – im Rahmen des Performanceprogramms Ich/I, bringt die Künstlerin unterschiedliche Formate von Lernen, Lehren und Interaktion in einer eklektischen Form von Konzert, Workshop und Vortrag zusammen. Als eines der leitenden Motive in ihrer Arbeit, spielt die konzeptuelle Verbindung zwischen Lernen, Lesen und Sprache eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Performance. Im Fall von Body/Book unterstützt das Werk Tower Vessel Tooth (Book B) (2013) die Performance. Die Arbeit zeigt unterschiedliche illustrierte Formen des menschlichen Körpers, einschließlich Irrtümern und Abweichungen innerhalb der Geschichte der Anatomie. Ebenso werden Figuren, Gesten und Skizzen gezeigt, die verbunden sind mit kulturellen Mythen, Offenbarungen und der Geschichte des menschlichen Wissens über den Körper. Durch das Stück wird die Metapher „Body/Book“ ihre Aussage formen und das Publikum wird Teil der Show werden. Danz wird für die Performance mit dem in Bremen lebenden und arbeitenden Künstler Conor Cilligan zusammenarbeiten.
Die Wagenhalle als Ort der künstlerischen Produktion im Spannungsfeld von Gentrifikation und Selbstverwaltung
Ausstellung und Diskussion im Künstlerhaus Stuttgart
Das Künstlerhaus Stuttgart hat sich stets aktiv mit kulturellen, politischen und soziologischen Fragen befasst, die die Stadt Stuttgart in den letzten Dekaden geprägt haben. Die entscheidende Frage wurde zunächst bei der Diskussionsveranstaltung gestellt, die am 9. Oktober 1981 unter dem Titel Kunstprovinz oder Kunstmetropole? – Wie entwickelt sich die Kunstszene im Künstlerhaus Stuttgart stattfand. Zu den Teilnehmer*innen zählten Joseph Beuys, Manfred Rommel, Wieland Schmied, Laszlo Glozer, Michael Klett und die „Bunte Fabrik“ (Knoedler & Lepetit). Und diese Frage ist noch heute berechtigt.
Als eine weitere Verbindung zur Thematik haben wir spontan in das diesjährige Winterprogramm ein von Künstler:innen initiiertes Ausstellungsprojekt mit aufgenommen, das den Fokus auf künstlerische Forschung und Produktion legt, die in den Ateliers im Nordbahnhofareal stattfindet.
Das Projekt möchte das Spektrum dessen kritisch vorstellen, was hier geschaffen wurde, um darüber nachzudenken, was morgen dort in diesem Aral geschehen könnte.
Der in Stuttgart arbeitende Künstler Robert Steng, technischer Leiter im Künstlerhaus, organisiert diese Ausstellung gemeinsam mit den Künstler:innen, die in den Wagenhallen arbeiten. Ziel ist es, den urbanen Wandel und die künstlerische Produktion in der Stuttgarter Innenstadt neu zu überdenken.
„Eines der wenigen positiven Resultate von Stuttgart 21 entstand als reines Nebenprodukt. In dem chaotischen Gerangel um die gigantische Neugestaltung der Stuttgarter Innenstadt ergaben sich Brüche und Freiräume, die von Künstler*innen seit dem Jahr 2000 intensiv genutzt werden. Auf dem Gebiet des Nordbahnhofviertels entstanden in den Waggons eines stillgelegten Bauzuges Atelier-, Ausstellungs- und Konzerträume. Später kamen die Wagenhallen dazu, die mit ihrer riesigen Fläche Heimat für viele Künstler*innen und Musiker*innen geworden ist. Bis dahin waren in der Stadt alle Quartiere straff auf Nützlichkeit durchstrukturiert, selbstverwaltete Atelierhäuser und Produktionsflächen waren kaum vorstellbar. In den lang anhaltenden Turbulenzen um S21 konnte sich der (anfangs kurzfristig gedachte) Kunstort am Nordbahnhof entwickeln. Der große Erfolg und die starke Nachfrage nach Atelierräumen machen deutlich, welches Vakuum damit gefüllt wurde. Nachdem die Waggons mittlerweile geräumt und damit Geschichte sind (wie andere Atelierhäuser, z. B. OP Nord), scheint eine langfristige Perspektive für die Wagenhallen als Ort der künstlerischen Produktion greifbar nah und notwendiger denn je. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die zentrale Lage der Wagenhallen Begehrlichkeiten aller Art für profitable Nutzungen weckt – Stichwort Gentrifizierung. Es stellt sich auch die Frage, ob die Stadtplanung es, nachdem sie sich vom ersten Schrecken über die Konflikte um S21 erholt hat, schaffen kann und will, diesen Ort zu schützen und zu integrieren. Intern stehen die Nutzer der Wagenhalle vor der Aufgabe, die Struktur ihrer Selbstverwaltung zu organisieren und die Ausrichtung – inhaltlich und räumlich – zu gestalten. Hierbei ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, den Ort als Produktionsfläche von Bildender Kunst wahrzunehmen und zu fördern und den Atelierbetrieb auszuweiten.
Das Besondere an den Wagenhallen ist ihre Dynamik und Größe, das Umfeld von Eisenbahnindustrie und proletarischem Wohnviertel, an der Bundesstraße mit ihrem unaufhörlichen Verkehrsfluss und doch sehr zentral gelegen. Dieser Ort ist einzigartig und für Jahrzehnte unersetzbar!
Die Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart ist keine Gesamtübersicht über das Schaffen in den Wagenhallen, sondern eine subjektive Auswahl von einigen Künstler:innenn, die nach meiner Auffassung den stofflichen Gehalt des Ortes, seine Flüchtigkeit und die Unwahrscheinlichkeit seiner Geschichte transportieren. Die gezeigten Positionen sind besonders vom Ort geprägt oder erst durch ihn möglich gemacht. Die Außenwahrnehmung der Produktion (wie derzeit in der Galerie der Stadt Backnang) und die Diskussion zum Thema der Gentrifikation soll dazu beitragen, die Wagenhallen zu unterstützen.“
Robert Steng
Ich/I, das ganzjährige Performance-Programm des Künstlerhaus Stuttgart präsentiert eine bedeutende Künstlerin aus Berlin, Emine Sevgi Özdamar. Als eine intellektuelle Brückenbauerin zwischen der deutschen Bühnentradition und der türkischen Literatur arbeitete sie auf verschiedenen Wegen daran, Performances im Spektrum von Schauspielerei bis zum Schreiben zu schaffen. Darüber hinaus forderte sie auf künstlerischem Weg die Migrationspolitik und Berichterstattung durch ihre Arbeit heraus. Misal Adnan Yıldız, der Özdamar bereits im letzten Jahr für ein Porträt der türkischen Zeitung Taraf interviewte, führte ein ausführliches Gespräch mit ihr, in dem Emine Sevgi Özdamar die Möglichkeit erörtert, ihre öffentliche Lesung aus den frühen 1990er Jahren zu wiederholen. Nach der Veröffentlichung ihrer Erzählungen Mutterzunge (1990; engl: Mother Tongue) erhielt sie 1991 als erste ausländische Autorin den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis für einzelne Kapitel ihres Romandebüts Das Leben ist eine Karawanserei, hat zwei Türen, aus der einen kam ich rein, aus der anderen ging ich heraus, der 1992 erschien.
Während des Auswahlprozesses lud die Jury alle Kandidat:innen zum Wettbewerb ein. Özdamar wurde während ihres Gesprächs mit der Jury gefilmt und ihre Lesung wurde auch im deutschen Fernsehen gesendet (1991). Im 2. Obergeschoss des Künstlerhaus Stuttgart wird Özdamar die Dokumentation des historischen Materials mit einer Live-Performance zusammenführen, die sich inhaltlich mit der Thematik auseinandersetzt, wie Institutionen eine künstlerische Vision und kulturelle Identität einschätzen.
Künstler*innen
Jonathas de Andrade (Brazil), Marwa Arsanios (Lebanon), Zbyněk Baladrán (Czech Republic), Michael Blum (Israel/Canada) and Damir Nikšić (Bosnia/Sweden), Deanna Bowen (US/Canada), Pavel Braila (Moldova), Aslı Çavuşoğlu (Turkey), Park Chan-Kyong (South Korea), Josef Dabernig (Austria), Elena Damiani (Peru), Shezad Dawood (UK), Annika Eriksson (Sweden), Antanas Gerlikas (Lithuania), Annemarie Jacir (Palestine), Lars Laumann (Norway), Aníbal López (A1 53167) (Guatemala), Reynier Leyva Novo (Cuba), Basim Magdy (Egypt), Cinthia Marcelle (Brazil), Bradley McCallum & Jacqueline Tarry (US), Ivana Müller (France/The Netherlands/Croatia), Ahmet Ögüt (Turkey), Jenny Perlin (US), Agnieszka Polska (Poland), Sara Ramo (Spain), Wok the Rock (Indonesia), Sona Safaei (Iran), Heino Schmid (The Bahamas), Prilla Tania (Indonesia), Alexander Ugay (Kazakhstan), Sun Xun (China), Jin-Me Yoon (Korea), Dale Yudelman (South Africa), Helen Zeru (Ethiopia), Chen Zhou (China).
Videoprogramm
Im Jahr 2010 rief das ICI das PROJECT 35 ins Leben. Ein Videoprogramm bestehend aus Ein-Kanal-Videos, die von 35 international tätigen Kurator*innen ausgewählt wurden. Alle Kurator*innen wählten eine Arbeit einer Künstlerin bzw. eines Künstlers aus, von dem sie der Meinung sind, dass sie oder er wichtig ist, um von einem internationalen Publikum wahrgenommen zu werden. Das Ergebnis dieser Auswahl wurde an verschiedenen Orten präsentiert: Berlin, Deutschland; Cape Town, Südafrika; Lagos, Nigeria; Los Angeles, Kalifornien; New Orleans, Louisiana; Skopje, Mazedonien; Storrs, Connecticut; Taipei, Taiwan und Tirana, Albanien. Nachdem sich PROJECT 35 einer so großen Popularität erfreute und sehr erfolgreich verlief, kooperierte das ICI mit weiteren 35 internationalen Kurator*inneen um PROJECT 35 Volume 2 zu produzieren. Wieder schafft es das ICI aus seinem umfangreichen Netzwerk an Kurator*innen die Komplexität von regionalen und internationalen Verbindungen unter den Teilnehmer*innen und die Vielfalt ihrer unterschiedlichen Herangehensweisen für eine Videoproduktion zusammenzuführen. 35 Kurator*innen aus 6 Kontinenten, von denen jeder eine Arbeit für diese Zusammenstellung auswählt, um die Vielfalt der künstlerischen Arbeitsweisen in diesem Medium der Öffentlichkeit zu präsentieren und zugänglich zu machen.
PROJECT 35 Volume 2 ist eine Wanderausstellung, die von Independent Curators International (ICI), New York produziert wurde. Diese Ausstellung wurde teilweise ermöglicht durch Spenden von der Horace W. Goldsmith Foundation, der Robert Lehmann Foundation, dem ICI Kuratorium und von Spendern des ICI Fonds.
Das aus dem Lateinischen stammende Wort post scriptum, bezieht sich als postscript (PS oder P.S.) auf Texte, die dem Haupttext nachgeordnet werden. Als Begriff meint der Terminus „geschrieben nach“ und könnte interpretiert werden als das, „was nach dem Schreiben/Text“ kommt. Seit Januar 2011 entstanden im Künstlerhaus Stuttgart zwölf Solo-Ausstellungen (betitelt mit Künstlerische Dialoge), zwei große publikumsorientierte Programme (zum einen das diskussions- und veranstaltungsbasierte Programm Critical Voices, gemeinsam mit Platform 3, München und zum anderen das einjährige Performance Programm ICH/I), zwei große Gruppenausstellungen (ECHT? und Apparatus Criticus & Locus), einige kontextabhängige Projekte (Wie geht’s dir Stuttgart?, Künstlerhaus besucht, Zinnober, Solidaritäts-Auktion, Auktion 2012 etc.), Editionen, Publikationen und viele andere Formen der künstlerischen Forschung und Produktion. Wir streben nun an, einige jüngst gemachte Erfahrungen mit Raum, Material und konzeptionellem Rahmen in verschiedenen infrastrukturellen Veränderungen und der institutionellen Organisation von Zeit und Ort zu reflektieren. Während dieses Prozesses der Neubetrachtung unserer Rolle und Position freuen wir uns, Ihnen einige Gespräche, Vorträge, performative Veranstaltungen und ein Videoprogramm zu präsentieren – als weiterführende Notizen zu unserem Ausstellungsprogramm.
Let us spend the night together
Hauptprogramm:
Das Herbst-Programm des Künstlerhauses Stuttgart startet mit der dritten Episode des Performance-Programms ICH/I. Die eingeladenen Künstler formen die Art und Weise, in welcher Institution und Team für sich Zeit und Raum organisieren, indem sie den institutionellen Ort mit Vorschlägen für Veränderung, Neuausrichtung, Verhandlung und Ideenreichtum erkunden.
Als Teil des ICH/I Herbst-Programms wird Discoteca Flaming Stars Vorschlag An Open Scenario for Future am Freitag, den 20. September ab 18.30 Uhr vorgestellt. Die Veranstaltung soll die ganze Nacht bis zum Morgengrauen dauern. Das gezeigte Videomaterial wird einen imaginären Ort zwischen Dystopie und Utopie schaffen, dessen Poesie Fragen aufwirft, wie: Wo stehen wir? Wohin gehen wir? – mit einer starken Referenz zu postindustriellen Landschaften und Pasolinis Uccellaci e Uccellini (Große Vögel, Kleine Vögel; Italien 1966).
Wenn Sie die ganze Nacht mit uns phantasieren wollen, bringen Sie bitte Decken, Schlafsäcke und Kissen mit.
Ebenfalls am Freitag Abend zeigt das Künstlerhaus zum ersten Mal die Dokumentation Process Late Lunch von Chloë Bass; auch die Installation Stair Case of a Hanging Power Garden for Künstlerhaus 2013 von Ulrike Buck im Innenhof kann besichtigt, gekostet und erfahren werden.
Eingeladen zum Sommerprogramm des Performance Programms ICH/I mit dem Untertitel Local Utopias entwarf die Stuttgarter Künstlerin Ulrike Buck eine dauerhafte Installation für die Feuertreppe im Hinterhof des Instituts, den es mit den Nachbarn Zadu, Kaufmännische Schule, dem Ballettstudio Royal und dem Hausmeister teilt.
Die Idee zu diesem Projekt entstand im letzten halben Jahr, das Buck umgeben von Dschungel und exotischen Landschaften um und in der Metropolis Mexiko Stadt verbrachte. Beobachtungen, Erfahrungen und Diskussionen mit einheimischen (indigenen) Mexikaner flossen ebenso in die Skulptur ein, wie der Austausch mit Regina Fasshauer und Bucks Mitbewohner Konrad Krammer, die beide professionell am Botanikus interessiert sind. Die Gartenskulptur konzentriert sich auf Magie, Kraft und auch den Unterhaltungswert konsumierbarer Pflanzen, die für energetisierende Rezepte wie Tees und Cocktails, sowie als Küchenkräuter verwendet werden können. Historisch betrachtet, geht es darum, Formen botanischen Wissens wiederzuentdecken, die in der modernen postindutriellen Welt in Vergessenheit geraten sind. Das Projekt korrespondiert ausserdem mit individuellen Formen von Heim- und Hobbygärten in Wohnungen, Hinterhöfen und auf Balkonen. Als Aussenskulptur befindet sich Bucks Stair Case of a Hanging Power Garden zwischen institutionellem und öffentlichem Raum. Es ist ein Garten, entworfen für das Künstlerhaus Stuttgart, das sozialer Raum mit Künstlerateliers, Workshops und Ausstellungen ist. Schlussendlich könnte der an der Feuertreppe hängende Garten als vertikale Lebensader die horizontale Organisation von Raum und Zeit des ganzen Hauses aufbrechen.
Marco Schmitt hat sich während seines jüngsten Forschungsaufenthalts in New York City besonders mit einer bestimmten Frage beschäftigt: Wie operieren Institutionen und inwieweit repräsentieren die Strukturen der Verwaltung und des Managements die Kunstinstitutionen? Zur weiteren Untersuchung dieser Frage besuchte und fotografierte er die Büros von Schlüsselfiguren der New Yorker Kunstwelt. Das Büro des Direktors des Guggenheim Museums, Richard Armstrong, das des Ausstellungsdirektors des New Museums, Massimiliano Gioni und das Performa-Büro von RoseLee Goldberg. Seine Fotografien konzentrieren sich auf die Arbeitsumgebung, auf persönliche Gegenstände. Er macht Aufnahmen von Details und Fragmenten des Designs und seiner Sprache und abstrahiert es dadurch. Wie wird es eingesetzt und was sagt es möglicherweise darüber aus, wie der jeweilige Direktor arbeitet? Diese Einblicke hat er nach Stuttgart gebracht und seine Serie hier fortgesetzt. In der Installation im Künstlerhaus kombiniert er das New Yorker Material mit dem aus Stuttgart. An ganz unterschiedlichen Stellen im ersten Stock des Künstlerhauses, in dem sich die Büros befinden, bringt er die Bilder an. Die Besucher*innen sind zu einem Rundgang mit dem Künstler eingeladen, um die Fotoarbeiten zusammen als eine kollektive Erfahrung zum Büro Kontext zu entdecken und zu lesen.
“Geht in mein Büro und seht in meine Ausstellung! Schaut in mein Büro und seht meine Einstellung… Was haben das Guggenheim Museum NYC, das New Museum, Performa NYC, der Württembergische Kunstverein Stuttgart und das Künstlerhaus Stuttgart gemeinsam? Jedes von ihnen hat eine Direktoren Position und jeder Direktor hat seine eigene Bürostruktur.”
APPARATUS CRITICUS & LOCUS
Das Künstlerhaus Stuttgart feiert den 35. Jahrestag seiner Gründung mit der Doppelausstellung Apparatus Criticus & Locus sowie mit der Ausstellung Footnotes, die als Satellit in Kooperation mit dem Projektraum Lotte stattfindet. Diese Ausstellungen wurden im Rahmen zweier laufender kuratorischer Prozesse in Gesprächen, durch Reaktionen und Feedback recherchiert, entwickelt und realisiert.
Zunächst verfolgt Apparatus Criticus die Absicht, ein konzeptuelles Werkzeug zu sein für die Erkundung zeitgenössischer Formen der kritischen Distanz und der Frage, wie verschiedene künstlerische Ausdrucksformen an ihre Gegenstände herangehen. Kritischer Apparat, lateinisch: apparatus criticus, meint eine Sammlung von Anmerkungen, Lesarten und weiterem Material, die einem gedruckten Text beigegeben ist. Damit wird das Ausstellungsmachen als offene Aufzeichnung definiert, in Anlehnung an die Praktiken des prozessbasierten Schreibens. Wenn die Ausstellung nach den potenziellen Beziehungen zwischen den Kunstwerken fragt, die sich gegenseitig assoziativ auf kontextuellen, konzeptuellen und kritischen Ebenen ansprechen, zielt das darauf ab, künstlerische Arbeitsweisen zu analysieren und wie sie ihre kritische Distanz zu Inhalt, Gegenstand und Materialwahl in Übereinstimmung mit ihren Identitäten, Positionen oder Situationen zu bestimmen. Apparatus Criticus behandelt das Format Ausstellung, könnte man metaphorisch sagen, wie primäres Quellenmaterial, das eine Textausgabe begleitet. Die Ausstellung experimentiert mit den Möglichkeiten, durch verschiedene Strategien eine grammatische Form der Ausstellung zu entwickeln, Strategien, die der Textkritik entlehnt sind. So besteht kein Unterschied mehr zwischen dem Machen und dem Lesen einer Ausstellung, wobei die Varianten einer Ausstellung, eines Texts, etwa der Ort, die Ausgabe, die Quelle, Gegenstände und Fußnoten, bei der Präsentation sichtbar sind.
Parallel zu diesem Ausstellungsprozess war Locus ein Konzept, das auf Apparatus Criticus reagierte. Locus ist eine Ausstellung, die untersucht, wie in Kunstwerken das Eingehen auf Gegebenheiten Form und Position annimmt. Es ist dies „ein Ort, an dem man Dinge findet“, ein Bezugspunkt, der die Beziehungen zwischen aufeinander reagierende Handlungen und Vorschlägen nachzeichnet. Als Allegorie des Ausstellungsorts versucht Locus, das Publikum durch Kunstwerke neugierig zu machen, sie anzuregen, sich die Situationen vorzustellen, auf die die Kunstwerke reagiert haben. Ähnlich wie Lebewesen neigen Kunstwerke dazu, die vielfältigen Aspekte des Alltagslebens zu reflektieren, und oft entstehen sie in Reaktion auf spezifische Situationen, auch solche emotionaler, natürlicher, politischer und gesellschaftlicher Art. In diesem Sinne gibt Locus einen Überblick über Reaktionen, wie sie in künstlerischen Positionen zum Ausdruck kommen, die sich aus unterschiedlichen Bezügen herleiten. Indem die Ausstellung unterschiedliche Grade untersucht, in denen die Kunst kritische Dimensionen annimmt, sowie die parallelen Lesarten der ausgestellten Werke, reagiert sie auf die Traumata der Zerstörung, auf Utopien, die seltsamen Narrative vom „In-der-Geschichte-verborgen-sein“, von Politik und der Ungezwungenheit der Natur.
Apparatus Criticus & Locus sind in den Räumen des Künstlerhauses Stuttgart gleichzeitig zu sehen, was eine parallele Lesart als eine Doppelausstellung vorzeichnet. Dagegen macht die Ausstellung Footnotes im Projektraum Lotte den Prozess der Erforschung durch Kunstwerke, durch Zeichnungen, Skizzen, Bezüge und Fußnoten kenntlich. Mit diesen Ausstellungen entstehen nicht nur zwei unabhängige konzeptuelle Einheiten, sie bilden auch einen monolithischen Ausstellungsort, der die Zusammengehörigkeit von Ausstellungsmachen, Kuratieren und der Arbeit mit Künstler*innen postuliert.
Auftakt: TENDER BUTTONS mit dem Kurator*innenkollektiv Electra aus London
Tender Buttons ist zum einen Gespräch, zum anderen ein Screening initiiert von Fatima Hellberg, das sich dabei mit Werken von James Richards, Auto-Italia, Wu Tsang and Kajsa Dahlberg auseinandersetzt. Der Abend will Praktiken zusammenführen, die sich mit den Fragen beschäftigen, was passiert, wenn Verlangen mit Technologie verschmilzt und was dieses Abgleiten für eine Politik der Repräsentation bedeuten könnte. Massenmedien wie Internetclips, Videos sowie andere Fundstücke und recyceltes Material reichern diese Untersuchung an und führen sie zu der Fragestellung, wie man Raum für alternative Subjektivitäten finden kann, ebenso wie eine Politik der Geschlechter und und Sexualität – entweder innerhalb oder in Beziehung zur Mainstream Produktion von Persönlichkeitsbildern.
Seit dem Frühjahr 2011 findet im Künstlerhaus Stuttgart unter dem Titel Künstlerische Dialoge eine Reihe von Einzelausstellungen statt mit der Zielsetzung, die methodologischen Aspekte des Ausstellungsmachens zu erkunden. Die Einzelausstellungen wurden mit Verfahren geplant und konzipiert, die darauf abzielen, unterschiedliche Ansätze in Hinblick auf Konzeption, Kontext, Logistik, Material, Zeit, Raum und Architektur miteinander in Beziehung zu setzen.
Die Einzelprojekte wurden auf der Grundlage einer umfassenden Untersuchung über die Arbeitsweisen der eingeladenen Künstler*innen entwickelt. Sie erfolgte nach einem kontextbezogenen und kritischen Ansatz. Indem sie unterschiedliche Beziehungen zur Institution, zum Publikum und zur Stadt entwickelten, wurden die Einzelprojekte zu regelrechten Feldstudien. Sie ermöglichen einen klaren Blick auf die Funktion, die Rolle und die Möglichkeiten von Ausstellungen. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Serie Künstlerische Dialoge als eine kritische Plattform für ein institutionell verankertes Programm diente, bei dem es darum ging, sich in Verbindung zu einem Forschungs- und Entwicklungsprozess zu setzen, der in den Ateliers der Künstler*innen vonstatten geht. Als nichtkommerzielle Organisation, die von Stuttgarter Künstler*innen als experimenteller Raum mit Ateliers und Studios gegründet wurde, präsentiert das Künstlerhaus Stuttgart diese Einzelausstellungen im Sinne von Produktionseinheiten, weniger als pädagogische Präsentationen.
SLAVS AND TATARS – Behind Reason
Die Einzelausstellung des Künstlerkollektivs Slavs and Tartars übernimmt den Titel ihrer aktuellen Serie mimeographischer Drucke: Behind Reason (2012). Sie thematisieren die Kluft, die sich heute zwischen den unterschiedlichen epistemologischen und ontologischen Wirklichkeiten in West und Ost auftut. Die neueren Arbeiten von Slavs and Tartars, die von Transliterationen bis zu synkretistischen Formen reichen, wurden gewählt, um den Beziehungen auf den Grund zu gehen, die zwischen unserer Wahrnehmung und unserem Denken bestehen, besonders die Fähigkeit der Sprache, die Verbindungen zwischen einer textbasierten Imagination und den zeitgenössischen Bildwelten zu entschlüsseln. Behind Reason will, um es konzeptuell zu fassen, das Lesen als einen Akt in den Blick nehmen, der in gleichem Maße emotional, architektonisch und analytisch ist.
Den Kern der Ausstellung bildet die Installation PrayWay (2012), eine hybride Form zwischen Rahlé, einem traditionellen Pult für heilige Schriften, und Takht (wörtlich: Flussbett), den verbreiteten Sitzbereichen in Teestuben. Das Stück haben die Künstler:innen von der Münchener Sammlerin Angela Staffa ausgeliehen; nach dem Ende der Ausstellung wird PrayWay für zwei Jahre hier verbleiben als ein Treffpunkt für die Veranstaltungen, Performances und Diskussionen der zweiten Etage. Außerdem wird das Künstler*innenkollektiv zwei weitere neue Arbeiten präsentieren: Kitab Kebab (KHS), ein ortsspezifisch konzipierter Bücherspieß, sowie eine Ausgabe von Samizabt, ein Klangstück, das sich mit Dichtung als Mittel des Widerstands durch linguistische und politische Übersetzung beschäftigt.
CEVDET EREK – Pattern Anti-Pattern
Bei Cevdet Erek liegt der konzeptuelle Fokus auf der Achse zwischen Raumwahrnehmung, der gedanklichen Verarbeitung von Höreindrücken und dem Herausklopfen des Rhythmus eines Raums. Die wichtigsten Elemente sind dabei die Verwendung von Sound und der Dialog mit der Architektur; und durch das musikalische Denken und die allegorische Auffassung von Rhythmen schafft er Installationen in unterschiedlichen Größendimensionen. Erek betrachtet diese Ausstellung als eine Art Testlauf für die Untersuchung der kognitiven Muster, mit denen er sich in diesen Werken beschäftigt. Der Künstler führt „anti-pattern“ (Gegenmuster) als Schlüsselbegriff ein. Er stammt aus dem Kontext der Ingenieurwissenschaften und meint die ineffektive Problemlösung in der künstlerischen Arbeit, die bei jedem Werk vorkommt. In dieser Ausstellung führt der Künstler seine Erkundungen im Bereich der Klanginstallationen weiter. Sein Ausgangspunkt sind die physischen Koordinaten des Ausstellungsraums (im Falle des Künstlerhauses handelt es sich um eine ehemalige Kofferfabrik). Im Zentrum seines Grundrisses befindet sich eine Klanginstallation, eine Art skulpturaler Gestus. Sie erinnert an seine Ausstellung Week in der Kunsthalle Basel und an Room of Rhythms, seinen Beitrag zur dOCUMENTA (13) in Kassel. Erek wird zudem eine Auswahl aus seiner Serie Rulers and Rhythm Studies (2007-2011) zeigen, in der er die Wahrnehmung und Repräsentation von Zeit als Abstraktion kollektiver oder persönlicher Erinnerung hinterfragt. Um seinen konzeptuellen Ansatz und seine Technik der Abstraktion zu erkunden, wird die Ausstellung auch eine Auswahl seiner Zeichnungen, Objekte, grafischen Arbeiten und Collagen umfassen.
Der Künstler wird zudem eine ortsspezifische Installation zeigen, die sich mit dem aktuellen Zustand der vierten Etage des Künstlerhauses auseinandersetzt. Einbezogen werden auch einige architektonische Elemente von früheren Installationen der Künstlerischen Dialoge, etwa gestrichene Wände, Beleuchtungslösungen usw.. Ergänzt wird diese Geste, indem der Künstler seine Wahrnehmung von Farbe mit kulturellen Codierungen in Verbindung bringt, die die visuell wahrnehmbaren Eigenschaften „vorgefertigter“ Farbtöne in Objekte der Begierde verwandelt, in Fetische und Gegenstände der Obsession.
Die letzte Episode der Künstlerischen Dialoge wird am Freitag, den 8. März 2013, eröffnen. Sie lädt die Besucher:innen des Künstlerhauses Stuttgart ein zu einem künstlerischen Erlebnis, das hinterfragt, welche Rolle Wörter, Buchstaben, Notizen, Rhythmen und sprachliche Elemente in einem Prozess spielen, der zu einer Abstraktion von politischem Bewusstsein und der Meta-Kognition in Zeit und Raum führt. Wie der Frühling die Körper lebender Organismen, die Natur und den menschlichen Geist zu neuem Leben erweckt, zielt der Versuch, diese beiden künstlerischen Arbeitsweisen zusammenzubringen, darauf ab, eine doppelte Frage aufzuwerfen, die uns alle beschäftigt: Hören wir nur unsere eigene Stimme, wenn wir lesen, schreiben oder denken und damit linguistische Denkakte vollziehen? Oder gehört jeder Buchstabe, jede Stimme, jeder Gedanke letztlich dem Universum?
Fotos: Bernhard Kahrmann
HINWEIS: Bitte beachten Sie den Veranstaltungsort in der Filmgalerie 451 (NICHT im Künstlerhaus)
Ort: Filmgalerie 451, Gymnasiumstraße 52, 70176 Stuttgart
Homepage: www.filmgalerie451.de
Doors open: 19:00 Uhr
Programm: Ein Gespräch zwischen Başak Senova und Adnan Yildiz zum Übersetzungsprojekt und Vorführung von The Tower: A Songspiel, 2012 von Chto Delat?
Auf den Spuren von DADA und seiner Auseinandersetzung mit den Schrecken des Krieges ist Das Übersetzungsprojekt ein bescheidener Versuch, Verbindungen zu finden in aktuellen parallelen Themenbereichen. Erfasst und verarbeitet von zeitgenössischen Künstler*innen mit unterschiedlichen Lebenswelten und Perspektiven. Künstler*innen, die in verschiedenen geographischen Zonen leben und arbeiten. Im Zusammenhang mit Dem Übersetzungsprojekt präsentiert das Cabaret Voltaire aus Zürich den Film Cabaret Crusades: The Horror Show File, (2010) von Wael Shawky. Im Anschluss wird im Rahmen einer Ausstellung The Tower: A Songspiel, (2010) von Chto Delat? gezeigt. Das Übersetzungsprojekt findet statt im Rahmen des Gedenkens an das 97-jährige Bestehen von DATA im Cabaret Voltaire (Direktor Adrian Notz) in Zürich vom 5. Februar bis 5. Mai 2013.
Über den Film The Tower: A Songspiel, (2010, 37′)
Der Film ist eine Kritik an der gegenwärtigen russischen Gesellschaft und den Machtstrukturen des Landes. Trotz lokaler Widerstände, beabsichtigt Gazprom sein Hauptquartier für die lokalen Mitarbeiter*innen vor Ort in einem 404 Meter hohen Wolkenkratzer in St. Petersburg unterzubringen. Nichtsdestotrotz wird der Gazprom-Tower von der Obrigkeit als Symbol des modernen Russlands gepriesen.
Filmkonzept: Vilensky Dmitry & Tsaplya (Olga Egorova)
Regisseur: Tsaplya (Olga Egorova)
Drehbuch: Chto Delat?
Komponist: Mikhail Krutik
Choreografie: Nina Gasteva, Mikhail Ivanov und Tsaplya
Set: Dmitry Vilensky und Gluklya (Natalya Pershina)
Kamera: Aryom Ignatov
Schnitt: Vilensky und Tsaplya
Credit: Chto Delat?
Künstlerhaus Porträt: Ich/I (ganzjährig)
Ich/I ist ein einjähriges Performance-Programm, das sich den verschiedenen künstlerischen Positionen und institutionellen Rollen widmet und die Tradition der Gattung Porträt erkundet. Debattenbeiträge, Erinnerungen und Tonaufnahmen der einzelnen Performances werden dokumentiert. So entsteht im Verlauf des Projekts so etwas wie das Porträt eines Künstler:innenateliers als einer von Künstler*innen getragenen Institution. Die Liste der teilnehmenden Künstler:innen und die Terminplanung werden gemeinsam mit jungen Kulturschaffenden erarbeitet. In dem Projekt soll es auch darum gehen, zu fragen, wie Künstler:innen heute ihre Rolle im Hinblick auf Kontextualität, Performativität und Institutionenkritik definieren, ausfüllen und verändern.
Dieses Projekt wird mit Mitteln der Stiftung Deutsche Pfandbriefbank unterstützt
Ausstellungsmacher im Künstlerhaus und Lotte: Apparatus Criticus & Locus
Apparatus Criticus & Locus ist als simultanes Ausstellungsprogramm konzipiert. Das Künstlerhaus Stuttgart arbeitet hier mit Lotte (Willy-Brandt-Straße 18, 70173 Stuttgart), dem jüngsten von Künstler:innen initiierten Off-Space in Stuttgart, zusammen. Das Ausstellungsprogramm bringt unterschiedliche Generationen zusammen, eine traditionsreiche und eine ganz junge Institution, aber auch verschiedene Generationen von Künstler*innen, ältere und neuere Ausstellungsmodelle und kuratorische Diskussionen.
Das Künstlerhaus Stuttgart zeigt im Rahmen der Reihe Künstlerische Dialoge eine Einzelausstellung des kurdischstämmigen Künstlers Ahmet Öğüt (geb. 1981).
Der in Istanbul und Amsterdam lebende Künstler Ahmet Öğüt zeigt seine erste Einzelausstellung in Stuttgart mit einem umfassenden Überblick über seine jüngsten Projekte sowie frühere Videoarbeiten und Performances. Die Ausstellung ist in beiden Ausstellungsebenen in der 2. und 4. Etage des Künstlerhauses Stuttgart zu sehen. Mit This exhibition’s factual accuracy may be compromised due to its practical nature soll eine kritische Sicht auf die Art und Weise entwickelt werden, wie wir als ökonomische, aber zugleich irrationale Subjekte gesellschaftliche Veränderungen in einer Welt im Übergang einfordern und herbeiführen.
Als Zeitzeuge von politischen Übergangsprozessen in einem globalen Umfeld steht Ahmet Öğüt mit seinem konzeptuellen Ansatz für kritisches Denken und partizipatorische Imagination. Öğüts Projekte zeigen in der Art, wie sie mit dem potenziellen Publikum kommunizieren, sein Verständnis von politischer Subjektivität und dem kollektiven Unterbewusstsein.
Um Öğüts frühere Arbeiten zu kontextualisieren, wird das Publikum des Künstlerhauses mit einer Wiederaufführung einer frühen Performance konfrontiert – einem Okey genannten traditionellen türkischen Spiel. Die Performance wird am Ende der Ausstellung stattfinden.
In enger Zusammenarbeit mit Lost Books, einem Stuttgarter Verlag, den Juliane Otterbach, eine Atelierstipendiatin des Künstlerhauses, gegründet hat, wird begleitend zur Ausstellung ein Künstlerbuch erscheinen, das Öğüts letzten Beitrag Stones to throw (2011) enthält.
¹ Die sachliche Richtigkeit dieser Ausstellung könnte durch ihren praktischen Charakter beeinträchtigt sein.
Architecture without Architecture ist ein Projekt von Asli Serbest und Mona Mahall (Igma) in Kooperation mit Misal Adnan Yıldız (Künstlerhaus Stuttgart).
Wenn Architektur als konzeptionell offenes, künstlerisches Feld bestimmt wird, dann muss sie sich nicht auf Gebäude beziehen. Dann muss sie keinen institutionellen Vorgaben folgen und keiner Konvention nachgeben. Dann muss sie nur Position beziehen zu dem, was vorher und heute als Architektur gilt. Dabei kann sie affirmativ oder konfrontativ sein, oder beides zugleich. Sie kann filmisch, grafisch, aktivistisch oder erzählerisch sein. Sie kann existierende Formen verwenden oder Anti-Form werden. Sie kann Institutionen, Begriffe und die Rolle der Architekt*innen in Frage stellen. Sie kann testen, wo ihr Feld endet und die Grenze neu setzen.
Im Umfeld des Künstlerhauses Stuttgart ist Architektur – zumindest für uns – zudem die Frage nach dem künstlerischen, städtischen und historischen Kontext in der Stadt Stuttgart. Die Antworten auf diese Frage sind individuell und mutig, sie reichen von einer Ping Pong Party, einem obsessiven Video, einem Bildertausch, einer Schattenskulptur, einer Soundinstallation, einem Raumsynthesizer, einer Traumtoilette, über ein Voting hin zu einem Lichtraum.
Das Künstlerhaus Stuttgart beginnt sein Herbstprogramm mit einer Einzelausstellung des brasilianischen Künstlers Pedro Wirz (geb. 1981), der 2011 mit dem Peter-Hans-Hofschneider-Preis ausgezeichnet wurde, welchen die Kunststiftung Baden-Württemberg alle zwei Jahre an Absolvent*innen von Kunsthochschulen und junge talentierte Künstler*innen vergibt, die Stuttgart verbunden sind.
Die Ausstellung Not the New, Not the Old, But the Necessary (Nicht das Alte, nicht das Neue, sondern das Notwendige) arbeitet auf verschiedenen Ebenen mit konzeptuellen Ansätzen wie Abstraktion, Partizipation und Kuratieren. Wirz setzt hier seine Serie der Curated Sculptures fort. Dazu hat er John Beeson, Giovanni Carmine, Carson Chan und Rebecca Lamarche-Vadel eingeladen, eine Auswahl von Kunstwerken zu kuratieren, die einer Liste von insgesamt 243 Werken verschiedener Künstler*innen entnommen sind, mit denen Pedro Wirz in den letzten vier Jahren zusammengearbeitet hat.
Die wichtigste konzeptuelle Grundlage der Schau entstammt jedoch der japanischen Kultur: Origami, die Kunst des Papierfaltens, die hier nicht nur als künstlerische Technik genutzt wird, sondern auch als Ausdruck der Abstraktion. Dabei nimmt Wirz den Einfluss der japanischen Kultur auf Brasilien in den Blick und greift hierfür auf seine eigenen Kindheitserfahrungen mit Origami zurück, die sich nicht nur in der Ausstellung, sondern auch in Form eines Künstlerbuchs materialisieren und auf diese Weise ein soziales Netzwerk der Ideen, Bilder und Handlungsweisen schaffen.
Wirz zitiert, wenn er die Grundgedanken seiner Verfahrensweise auf den Punkt bringt, mit Sol LeWitt einen jener Künstler*innen, von denen er wichtige Inspirationen für sein eigenes künstlerisches Schaffen erhalten hat: „Irrationalen Gedanken sollte man unbedingt und logisch folgen.“ und „Die Konzeption eines Kunstwerks kann durchaus auch das Material des Objekts oder den Herstellungsprozess betreffen.“ Wirz erkundet die Möglichkeiten des Tauschs von Rollen und Positionen in der Kunstwelt. Das erfordert eine gewisse Experimentierfreude, die von der zentralen Frage ausgeht: Was passiert, wenn wir Süden und Westen vertauschen, Künstler*innen und Kurator*innen, Papier und Skulptur – oder umgekehrt?
Eine Ausstellung mit Unterstützung des Peter-Hans-Hofschneider-Preises 2011 in Zusammenarbeit mit der Kunststiftung Baden-Württemberg.
Vortrag von Eva Eis, Dipl.-Restauratorin bei Kremer Pigmente / Farbmühle Aichstetten. Der Vortrag findet in deutscher Sprache statt.
Mit freundlicher Unterstützung der
Die Druckwerkstätten und die Keramikwerkstatt im Erdgeschoss sowie das Fotolabor im 1. Stock sind für Interessierte geöffnet und geben Einblick in die Produktionsbedingungen im Künstlerhaus. Die hier arbeitenden Künstler:innen lassen sich an diesem Tag über die Schulter schauen, bieten Technikvorführungen an und stehen für die Beantwortung von Fragen rund um das Arbeiten im Künstlerhaus zur Verfügung.
Ein Projekt über Selbstorganisation, Arbeitsräume und Materialität
Recherche und Produktion:
Daniel Coley, Jochen Detscher, Regina Fasshauer, Ronald Kolb, Birgit Mendel, Gwendolyn Rabenstein, Misal Adnan Yıldız
mit Material-Bibliothek, Archiv und Q & A / Werkstätten Künstlerhaus Stuttgart
Am Freitag, den 29. Juni 2012, eröffnet die diesjährige Sommerausstellung des Künstlerhauses Stuttgart unter dem Titel ZINNOBER-SOMMER 2012. Die Ausstellung versammelt Werke lokaler Künstler:innen unterschiedlicher Disziplinen, die eigens vor Ort in den Künstlerhaus-Werkstätten entstanden sind. Darüber hinaus werden eine Werkstoffbibliothek, Archivmaterial sowie Interviews mit den teilnehmenden Künstler:innen präsentiert.
Die Idee zum Projekt ZINNOBER-SOMMER 2012 begründet sich aus jener Aufgabe, die sich das Künstlerhaus Stuttgart seit fast 35 Jahren zu eigen macht: Künstler:innen in Stuttgart und Umgebung mit Produktionsräumen in Form von interdisziplinären Werkstätten zu versorgen.
ZINNOBER-SOMMER 2012 bringt die einzelnen Werkstätten im Künstlerhaus in der Auseinandersetzung mit einem gemeinsamen Thema im Sinne einer formalen und/oder inhaltlichen Klammer zusammen: „ZINNOBER“, das klassische Pigment mit seiner historischen und kunsthistorischen Bedeutung, aber auch seiner umgangssprachlichen Mehrdeutigkeit.
ZINNOBER-EDITION
Anlässlich der Ausstellung wurde eine Editions-Mappe mit ausgewählten Arbeiten aufgelegt, die im Rahmen der Finissage am 2. September im Künstlerhaus präsentiert und erstmalig angeboten wird. Insgesamt werden 10 Mappen aufgelegt, die jeweils 11 Arbeiten enthalten, die wiederum auch einzeln erworben werden können. Alle Blätter sind in den Künstlerhaus-Werkstätten entstanden, darunter Fotografie, Lithographie, Siebdruck und Radierung.
Editions-Mappe ZINNOBER
Auflage 10 + 2 (10 Mappen + alle Einzelblätter jeweils 2mal zum Einzelverkauf)
Mappen-Preis: 520 €, Preise der Einzelblätter auf Anfrage
An der Edition beteiligte Künstler*innen:
Jochen Detscher, Yves Findling, Angelika Flaig / Matthias Schneider-Hollek, Tilda George, Manu HarmsSchlaf, Christiane Lesch, Gisela List, Birgit Mendel, Monika Pfrommer, Stefanie Schellenberger
Mit freundlicher Unterstützung der
moderiert von Misal Adnan Yıldız
BANKLEER bedient sich verschiedenster Medien und Formate, um auf politische, soziale und historische Ereignisse zu antworten. Als Kunstkollektiv schaffen sie skulpturale Objekte, Videos, Fotos und Zeichnungen, die dokumentierte Performances und deren Settings aufgreifen und weiterverarbeiten. In ihren raumfüllenden Installationen verwischen sie die Grenzen zwischen Performer*innen und Publikum, der Ausstellungsraum wird zur Bühne, Zuschauer*innen Teil des Geschehens. Zentrales Merkmal in ihren Arbeiten ist das Wechselspiel zwischen Dokumentation und Fiktion, von gesellschaftlicher Realität und künstlerischer Autonomie, Kunst und kunstfremden Kontexten.
Critical Voices ist eine künstlerische Diskurs-Plattform, die ein Jahr hindurch die beiden Städte München und Stuttgart in Dialog versetzt. Zwei Non-Profit-Einrichtungen – PLATFORM3 Räume für zeitgenössische Kunst München und das Künstlerhaus Stuttgart – laden jeweils eine aktuelle Position nacheinander an beide Orte ein. Die Gastredner:innen aus verschiedenen Teilen Europas interagieren mit dem lokalen Publikum und dem veränderten institutionellen Rahmen.
Critical Voices erzeugt eine dynamische Gesprächssituation, die mit der Verbreitung von Wissen, der Übertragung von Bildern, Mobilität, Zeitmanagement, Kontextualität und der veränderlichen Variabel „Publikum“ experimentiert. Die Gesprächsreihe entstand in Zusammenarbeit, ist aber dennoch in das jeweilige spezifische Programm beider Partner:innen eingebettet: Im Künstlerhaus Stuttgart rundet Critical Voices eine Reihe von Soloprojekten mit dem Titel KÜNSTLERISCHE DIALOGE ab, bei PLATFORM3 ist sie Teil der diesjährigen Reflexion zum Begriff des „Zusehers“.
Critical Voices untersucht, wie unterschiedliche kritische Positionen ihr Publikum erreichen und wie die Anwesenheit des Zusehers, die Zeitlichkeit seines Blickes und die Möglichkeit seines Mitwirkens einen künstlerischen und kuratorischen Zusammenhang formt.
In Kooperation zwischen PLATFORM3 und Künstlerhaus Stuttgart.
Räume für zeitgenössische Kunst
Kistlerhofstr. 70 (Haus 60/3. Stock)
D-81379 München
Tel: +49-89-324 9009-0
www.platform3.de
Anfahrt: Haltestelle Aidenbachstrasse U3, Buslinien 51/53/136/N40, 10 Minuten vom Sendlinger Tor
Der in Berlin lebende Künstler Johannes Paul Raether (geboren 1977) erschafft fremdartige Charaktere, die ein ganz eigenes Leben entwickeln und aus vielfältigen Identitäten zusammengesetzt sind. Diese Figuren bewegen sich in unterschiedlichen Erscheinungsformen durch die Zeit und treten in unterschiedlichen Szenarien auf. Raether sammelt, bearbeitet und ordnet Textmaterial so, wie es den Figuren in der Erfüllung ihrer jeweiligen Mission entspricht. Jede Figur hat ihre eigene Konfiguration aus Hautfarbe, Material, Stoff und Handlungsobjekten.
Raether setzt sich mit dem Format Einzelausstellung auseinander, indem er kritisch hinterfragt, in welchem Verhältnis bestimmte Elemente der Inszenierung wie Requisiten, Licht oder Verfahren der Theatralität zu einer Ausstellungsinstallation und einem Programm stehen. Er versteht das Ausstellungsmachen „eher als die Produktion einer Sequenz von Situationen als die Anordnung von Objekten“.
Für seine Einzelausstellung im Künstlerhaus Stuttgart wird sich Raether mit zwei seiner jüngst geschaffenen Charaktere beschäftigen: Transformella, die 2010 erstmals in Erscheinung trat, und Protektorama von 2011. Im Kontext der Ausstellungen werden die beiden Figuren „eine ihrer Schwestern“.
Protektorama ist eine „Weltheilungshexe“, eine schlumpfartige Figur mit Spickzettel, Ritualkästchen und Zauberstab. Sie wohnt in einem heilbringenden Wald, einem düsteren antikapitalistischen Kultort, der an eine Wettkampfstätte – vielleicht auch an ein Fitnessgerät – erinnert und zugleich als Smartphone-Filmstudio dient. Die Hexe erklärt Marx zum Zauberer, ein Überraschungsei verwandelt sich in eine Voodoo-Puppe, während die Filmemacherin Maya Deren Schirmherrin einer Reise wird, die durch die Geschichte der Märkte, des Geldes und der Wertform führt. Die abstrakten Prinzipien der kapitalistischen Produktionsbedingungen sind, wie japanische Geister, unversehens in die toten Produkte geschlüpft – in alle Dinge sowie die Lebewesen. Sie umkreisen den Globus in gigantischen Warenströmen, doch die Weltheilungshexe greift dieses gespenstische und irrationale Imperium mit ihrem wenig subtilen und letztlich zerbrechlichen Gegenzauber an.
Ihre ältere Schwester Transformella, die sich selbst „Trümmerkönigin“ nennt, wird zurückgeschleudert in die Zukunft der Reproduktion. Sie betritt die Bühne in einem Mantel aus Kinderwagensitzen, einem Latex-Anzug und einem sich selbst ausdruckenden 3-D-Printer. In einem Marathonvortrag, bei dem sie mit Gummi, Milch und Flüssiglatex hantiert, beleuchtet sie die komplexe Thematik der industrialisierten menschlichen Reproduktion, der Selbstreplikation von Maschinen, der liberalen Eugenik und der kollektiven Vorstellungen, die einem transhumanen Kapitalismus zugrunde liegen. Am Ende präsentiert sie einen Vorschlag, wie die Enge des traditionellen Familienmodells durch Ersatzschwangerschaften und Gentechnik gesprengt werden könnte, um so dem technologischen Fortschritt im Kapitalismus emanzipatorische Effekte abzugewinnen.
Die Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart kreist um das Thema Verwandlung: Der Status der Objekte in den Ausstellungsräumen ändert sich je nach deren Verwendung als Teil einer Performance, als Requisiten oder als Skulpturen. Die Installation verändert sich in Abhängigkeit des Szenarios, das die Figuren brauchen, und davon, ob eine Live-Performance stattfindet oder ob die Performance dokumentiert wird und in welcher Weise Künstler*innen sich selbst in Wirklichkeitssplitter der beiden Charaktere verwandelt.
Finissage-Party im Rahmen des Screening-Programms AYE dunkelblau – part one in der Galerie Parrotta
Ein Abend mit Filmen moderiert von Susanne Winterling und Yusuf Etiman im Künstlerhaus Stuttgart. Gezeigt wird u. a. Le Chant de Styrene von Alain Resnais.
Le Chant de Styrene ist ein Imagefilm für die Plastikindustrie, realisiert vom späteren Großmeister des Kinos Alain Resnais im Jahr 1958 mit einer damals und auch in diesem recht technischen Kontext schon erkennbar seidenen Kamera-Arbeit von Sacha Vierny, einem Lobgesang auf Kunststoff, verfasst in Alexandriner-Versen von Raymond Queneau, und einer algorithmisch komponierten Originalmusik von Pierre Barbaud.
Ausgehend von diesem Zeugen der Zeit, als Kunststoff noch revolutionäre Zukunft bedeutete, werden an diesem Abend mehrere Kurzfilme, Musikclips und Werbespots als Zwischenstand einer Recherche präsentiert, bei der es um die Wechselspiele zwischen dem (weiblichen?) Körper und Technologie geht, um Natu(e)r(lichkeit) und Ku(e)nst(lichkeit), um dreh- und dehnbare Mittelteile, um (Um)werbung und vieles andere mehr – selbstverständlich bleibt auch hier alles optional.
Das komplette Videoprogramm von AYE dunkelblau wird am Veranstaltungstag bis 21 Uhr in der Black Box der Galerie Parrotta zu sehen sein.
Clemens Krümmel liefert eine illustrierte Analyse einiger Motive aus dem japanischen Film Nowhere Man und eine Ästhetik der belebten Steine mit Ausschnitten aus weiteren Filmen und Werken.
Im Anschluss an seinen Vortrag wird der Film Nowhere Man gezeigt, in dessen Mittelpunkt ein Manga-Künstler steht, der seine zunehmend kommerzieller werdende Profession gegen einen Steineladen eintauscht. Nowhere Man ist das Regiedebüt des Schauspielers Naoto Takenaka, das auf einem berühmten Manga von Yoshiharu Tsuge basiert und 1991 beim Filmfestival in Venedig mit dem Fipresci-Preis ausgezeichnet wurde.
Nowhere Man (Muno no hoto)
Japan 1991, japanisch mit engl. Untertiteln, 107 min
Regie und Hauptdarsteller: Naoto Takenaka
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, neue Arbeiten der in Berlin lebenden schwedischen Künstlerin Annika Eriksson im Rahmen der Einzelausstellung Die Trilogie zu präsentieren.
Die Ausstellung umfasst eine Trilogie von Videoarbeiten – neben den Video-Installationen Wir sind wieder da (2010) und Wir Bleiben/The Last Tenants (2011) Erikssons neueste Arbeit It did happen soon (2012) als Erstaufführung. Die Werke sind konzipiert als ein fortgesetzter Dialog mit Zeiten des Übergangs, die hier sowohl in Momenten des Widerstands und des Ungehorsams als auch in Zuständen der Erschöpfung und der Passivität erkundet werden. Berlin, wo die Künstlerin lebt und arbeitet, und ein Ort, an dem sich Science Fiction als Mittel zur Beugung von Zeitabläufen realisieren lässt, diente bei der Umsetzung der drei Arbeiten als Dreh- und Angelpunkt.
Erikssons neue Videoarbeit It did happen soon geht auf Recherchen zu den Schriften und Erfahrungsberichten der legendären Berliner Kommune 1 zurück, die oft als die erste politisch motivierte Wohngemeinschaft in Deutschland beschrieben wird. Eriksson versetzt die Erfahrungen der Kommune in eine Sphäre zeitlicher Unbestimmtheit. Die Erzählungen der Beteiligten, die um den Willen und den Elan zur Veränderung der Verhältnisse kreist, wird in einen uneindeutigen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang gebracht. Dabei verschmilzt in einer dreiteiligen, von einem jungen Schauspieler vorgetragenen Schleife dokumentarisches Material mit Ausschnitten aus Sience Fiction-Erzählungen.
Ein ähnliches Empfinden von gebrochener Zeit, die Verlorenes nicht beschreibt, ergibt sich auch in Erikssons Video-Installation Wir sind wieder da. In dieser Arbeit sehen sich die Betrachter*innen einer Gruppe von Berliner Punks gegenüber, die in einem scheinbar endlosen dunklen Raum herumlungern. Punks, die eine zentrale Rolle für das Berliner Selbstverständnis spielen, manifestieren ihren Standpunkt durch „Nichtstun“. In dem Stück erscheint die Parole „Versagen als Erfolg“ als Motto im Subtext, Rauch und Wind verbreiten etwas Glamour. Die Punks erscheinen wie Geister, sind aber immer noch in der Lage, uns ein Gefühl für zukünftige Szenarien eines vorstellbaren Morgen zu vermitteln.
Wir Bleiben/The Last Tenants spielt in einem grauen, auf den ersten Blick wenig beeindruckenden Haus in Berlin-Mitte, in dem die Künstlerin selbst einige Jahre gewohnt hat. Das Haus wurde 1755 gebaut, hat also Jahrhunderte, Jahrzehnte, die beiden Weltkriege überstanden. Zur Zeit, als Wir Bleiben/The Last Tenants gedreht wurde, stand dem Haus die vollständige Umwandlung bevor, denn es sollte für die Einrichtung von Luxus-Apartments saniert werden. Das Video porträtiert die vier letzten im Haus verbliebenen Mieter*innen und beschäftigt sich mit ihrem Widerstand und ihrer Entschlossenheit, ihr Bleiberecht einzufordern.
Die Ausstellung von Annika Eriksson wurde durch die freundliche Unterstützung von IASPIS und dem Schwedischen Honorarkonsulat Stuttgart ermöglicht.
Für die Produktion von It did happen soon dankt die Künstlerin: Kamera und Schnitt: Philip Fleischer Schauspieler*innen: Jan Hallman and Nikolas Deutsch
Produktionsmanagement: Egemen Demirci Besonderer
Dank an: Frank Berberich, Maria Cruz, Olle Eriksson, Fatima Hellberg, Michael Krome, Selina Lai, Rainer Langhans, Lettre International, Elisabeth Pallentin, Rotes Antiquariat Berlin, Guido Schirmeyer, Skulpturenpark Berlin und Paul Stöcker.
Als Teil der Ausstellung Dreamland präsentiert Sarah Rifky ein gemeinsam mit Maha Maamoun kuratiertes Filmprogramm unter dem Titel State of Fluidity. Das Programm geht der Frage nach, inwiefern sich die Lesbarkeit und Wahrnehmung von Filmen unterscheiden, je nachdem, ob sie Teil eines Filmprogramms sind oder als Einzelwerke in einer Ausstellung präsentiert werden.
Kuratorenführung durch die Ausstellung mit Adnan Yildiz.
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, die erste Einzelausstellung von Florian Zeyfang in Stuttgart zu präsentieren.
Die Ausstellung Steine setzt die langjährige Beschäftigung des in Stuttgart geborenen Künstlers mit experimentellen Formen von Bewegtbild und Narration fort. Sie zeigt die Ergebnisse eines neuen Arbeitskomplexes, der die grundlegende Frage Zeyfangs nach dem Gebrauch von Medien und deren reflexiver Brechung aufgreift.
Dabei sind, wie schon in älteren Arbeiten Zeyfangs, Archive, stille Bewegtbilder und Reduktion die zentralen Ausgangspunkte dieser Ausstellung. Zeyfang thematisiert dabei Bewegtbild und Narration durch „minimale“ Sujets: er zeigt Bilder von Steinen als Teil einer Reihe von Sammlungen, die er auf unterschiedlichen Reisen dokumentierte. Für seine Video- und Diaprojektionen nähert er sich den Formen der Steine an ihrer Fundstätte an oder benutzt Bilder bearbeiteter Steine, die Teile eines städtischen Archivs bilden. Steine scheinen sich dem Format Bewegtbild zu widersetzen; sie sind leblos und doch aufgeladen mit Zeit und Geschichte. Als Reste einer Stadt wie auch als Findlinge formulieren Steine einen ob seiner Größe kaum wahrnehmbaren, nicht abbildbaren Zeitrahmen.
Kuratorenführung durch die Ausstellung mit Adnan Yildiz
Das Künstlerhaus Stuttgart zeigt mit Dreamland die erste Einzelausstellung von Solmaz Shahbazi in Stuttgart.
Als Absolventin der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zeigt Shahbazi im Künstlerhaus einen Ausschnitt aus ihrem filmischen und fotografischen Schaffen der letzten Jahre.
Die Ausstellung Dreamland vereint mit Persepolis den dritten Teil von Shahbazis Tehran Trilogy sowie die Fotoserie Dreamland Cairo und den gleichnamigen Film aus dem Jahr 2010. Überdies zeigt die Ausstellung zwei Work-in Progress-Arbeiten der Künstlerin.
Anlässlich der Sonderausstellung Michel Majerus im Kunstmuseum bietet das Künstlerhaus Stuttgart jeweils an zwei Terminen einen ganztägigen Siebdruck-Workshop an, der einen Einblick in die Technik und Möglichkeiten des künstlerischen Siebdrucks vermittelt. Die Teilnehmer*innen haben die Möglichkeit, unter Anleitung kleine Arbeiten nach eigenen Vorlagen zu drucken.
Im Anschluss an den Workshop im Künstlerhaus findet eine Führung durch die Majerus-Ausstellung im Kunstmuseum statt, bei der die Siebdrucke des Künstlers im Zentrum stehen.
mind. 3, max. 6 Personen pro Workshop
Kosten pro Person und Workshop: 125 € / ermäßigt 95 € (inkl. Material, zzgl. Eintritt Kunstmuseum)
In Kooperation mit dem
Das diesjährige Programm im Künstlerhaus Stuttgart endet mit einer Filmvorführung und anschließenden offenen Diskussion zum Thema “Public Domain und Zukunftsvisionen”. Misal Adnan Yıldız präsentiert die bisherigen Ergebnisse seines laufenden Recherche-Projekts Future Audience anhand von Filmreferenzen, die als Public Domain-Inhalte gemeinfrei zugänglich sind und sich mit Science Fiction-Narrativen und verschiedenen Utopie-Modellen befassen.
Mit Arbeiten von:
Nevin Aladag, Erdag Aksel, Benjamin Badock, Mathias Beckmann, Hagen Betzwieser/Sue Corke, David Blandy, Byung Chul Kim, Anne-Lise Coste, Discoteca Flaming Star, Marc Dittrich, Annika Eriksson, GFS, Nilbar Güres, Claude Horstmann, JAK, Bernhard Kahrmann, Inga Kerber, Karima Klasen, Dieter Krieg, Steffen Kugel, Anja Luithle, Matthias Megyeri, Eleonora Meoni, Gabriela Oberkofler, Ahmet Ögüt, Dan Perjovschi, Johannes Paul Raether, Rock und Bluse, Simone Rueß, Yorgos Sapountzis, Eva Schmeckenbecher, Slavs and Tatars, Robert Steng, Erik Sturm, Chen Wang, Sylvia Winkler/Stephan Köperl, Georg Winter, Ming Wong und vielen anderen.
Das Künstlerhaus Stuttgart lädt am Samstag, den 10. Dezember 2011 zu einer großangelegten Kunstauktion in seine Räumlichkeiten ein. Als Ort der Produktion, des Experiments und des Diskurses über zeitgenössische Kunst spielt das Künstlerhaus Stuttgart seit seiner Gründung im regionalen wie im internationalen Kontext eine wichtige Rolle. Um die bisherige Dichte an Aktivitäten auch in finanziell schwierigen Zeiten weiterhin leisten zu können und die Institution als offenes und unabhängiges Zentrum der Kunst zu erhalten, sucht das Künstlerhaus unablässig nach alternativen Mitteln und Möglichkeiten, um seine Arbeit zu finanzieren.
Aus diesem Grund wurden zahlreiche Künstler*innen aus Stuttgart und der Region als auch dem internationalen Umfeld um Werkspenden gebeten, die in einer Abendveranstaltung mit anschließender Party zu Gunsten des Künstlerhauses versteigert werden. Sämtliche Erlöse aus der Versteigerung werden dem Künstlerhaus zur Verfügung gestellt, um finanzielle Engpässe auszugleichen, die nicht zuletzt seit den Budgetkürzungen im Stuttgarter Kulturhaushalt vor zwei Jahren den Betrieb des Künstlerhauses zunehmend erschweren.
Die gestifteten Arbeiten stammen nicht nur von aktuell in den Künstlerhaus-Ateliers arbeitenden Stipendiat*innen und von Beteiligten diesjähriger Ausstellungen im Künstlerhaus, sondern auch von befreundeten Künstler*innen, die dem Haus und seiner Arbeit nahe stehen und ein Zeichen der Verbundenheit setzen möchten. Darüber hinaus haben sich die Galerie Parrotta, die Galerie Klaus Gerrit Friese und die Galerie Reinhard Hauff sowie das Galerienhaus Stuttgart ebenfalls bereit erklärt, jeweils ein Werk aus ihrem Galerieprogramm für die Auktion im Künstlerhaus zur Verfügung zu stellen.
Die zu ersteigernden Werke können im Rahmen der LINIE WEST Nr. 5 am Dienstag, den 6. Dezember 2011, von 18 bis 20 Uhr im Künstlerhaus sowie den Galerien Parrotta, Friese und Hauff vorbesichtigt werden. Zur Vorbesichtigung liegt im Künstlerhaus und den beteiligten Galerien die komplette Werk- und Preisliste auf.
AUKTIONSVORBESICHTIGUNG IM RAHMEN DER LINIE WEST Nr. 5
Dienstag, 6. Dezember 2011, 18–20 Uhr
Künstlerhaus Stuttgart: Reuchlinstraße 4b
Galerie Parrotta: Augustenstraße 87-89
Galerie Klaus Gerrit Friese: Rotebühlstraße 87
Galerie Reinhard Hauff: Paulinenstraße 47
Das Künstlerhaus Stuttgart dankt allen beteiligten Künstler*innen, Galerie Parrotta, Galerie Klaus Gerrit Friese, Galerie Reinhard Hauff und dem Galerienhaus Stuttgart für ihre großzügigen Werkspenden und dem ICI New York für die beratende Unterstützung.
Am Samstag, den 5. November 2011, fand im Künstlerhaus das erste Kuratorische Frühstück statt.
Zu Gast waren Dorothee Richter, Leiterin des Postgraduiertenprogramms “MAS Curating” an der Zürcher Hochschule der Künste, und Studierende der ZHdK sowie Kurator*innen, Künstler*innen und Kunsthistoriker*innen, um Erfahrungen und Ideen zu folgender Schlüsselfrage auszutauschen und zu diskutieren: Wie können verschiedene kuratorische Ansätze und Methoden in unterschiedlichen kulturellen Kontexten bestehen? Dabei kreiste die Diskussion um den zentralen Begriff des “Kontextes”.
Das Frühstück endete mit einer Führung durch die aktuellen Ausstellungen von Nilbar Güres und David Blandy.
Führung durch die Ausstellungen mit Regina Fasshauer, Kuratorische Assistentin des Künstlerhaus Stuttgart.
Führung in deutscher Sprache.
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, die ersten umfassenden Einzelausstellungen des britischen Künstlers David Blandy und der türkischen Künstlerin Nilbar Güreş zu präsentieren.
Die Schau Child of the Atom von David Blandy verwandelt den zweiten Stock des Künstlerhaus Stuttgart in ein Filmtheater und zeigt eine Auswahl seiner Videoarbeiten. Nilbar Güreş monografische Ausstellung Self-Defloration im vierten Stock des Künstlerhaus präsentiert die Vielfalt ihrer künstlerischen Arbeit, die sich narrativ mit Gender-Fragen auseinandersetzt.
Beide Ausstellungen werden im Rahmen der Reihe KÜNSTLERISCHE DIALOGE präsentiert, die mittels parallel stattfindender Einzelausstellungen unterschiedliche künstlerische Ansätze zu jeweils wechselseitigen Kontexten und Fragestellungen kombiniert und gemeinsam diskutiert.
Anknüpfend an die jüngsten Diskussionen um die atomare Energieerzeugung in Deutschland, zeigt das Künstlerhaus Stuttgart mit dem Film Child of the Atom (2010) die neueste Arbeit von David Blandy als Teil einer Präsentation weiterer ausgewählter Videos.
In einem Gespräch über Child of the Atom sagt David Blandy: „Es gibt einen Mythos in unserer Familie, der besagt, dass mein Großvater die japanische Kriegsgefangenschaft nicht überlebt hätte, wäre die Atombombe über Hiroshima nicht abgeworfen worden. So könnte man argumentieren, dass ich meine Existenz einem der schrecklichsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte und dem Tod von 110.000 Menschen zu verdanken habe.“
Als Schauplatz für die Serie Çırçır (2010), die auf der 6. Berlin Biennale erstmals präsentiert wurde, wählt Nilbar Güreş ein Stadtviertel İstanbuls, das sich in einer problematischen urbanen Transformation befindet. In Nilbar Güreş „Drehbüchern“ mit häufig offenem Ende spielen Frauen, die in einer migrantischen, von patriarchalischen Strukturen geprägten Kultur leben, die Hauptrolle. Sie erlangen die Möglichkeit, sich zu „befreien“ und gleichzeitig an unser kollektives Bewusstsein zu appellieren.
Die Collage Self-Defloration (2006) zeigt eine weibliche Figur, die sich selbst entjungfert und verweist in abstrakter Art und Weise auf das Konzept des „3. Blicks“.
Güreş macht deutlich, dass sie vor allem daran interessiert ist, wie Frauen auf ihre Arbeit reagieren. Aber auch aus „männlichen“ Reaktionen ließen sich sehr genaue Rückschlüsse auf deren Haltung zu Gender-Fragen erkennen.
Aktuell arbeitet Künstlerhaus-Leiter Adnan Yildiz an einer von RAMPA/Istanbul verlegten Publikation zu Güreş’ künstlerischer Arbeit.
Wo Nilbar Güreş die Theatralik als eine Strategie für die Entwicklung offener Skripte einsetzt, verarbeitet David Blandy die Geschichte des Kinos und Referenzen aus der Popkultur, um seine Meta-Erzählungen zu entwerfen.
Beide verwenden die Titel einzelner Arbeiten als „Überschriften“ ihrer Ausstellung und positionieren sich damit als Künstler*innen, die persönliche Fragestellungen und politische Haltungen immer auch mit grundlegenden existentialistischen Bedürfnissen in Beziehung setzen.
Child of the Atom wurde realisiert mit der freundlichen Unterstützung von der Daiwa Anglo-Japanese Foundation und dem Arts Council England.
Die Ausstellung STUTTGART, HOW ARE YOU DOING? legt einen speziellen Fokus auf die künstlerische Forschung und Produktion in der Stadt Stuttgart. Die Ausstellung untersucht künstlerische Positionen und Statements, aus denen sich im lokalen Kontext globale Perspektiven entwickeln. Vor 33 Jahren gründeten Stuttgarter Künstler*innen das Künstlerhaus Stuttgart als einen unabhängigen Raum für Kunst. Seit damals hat es sich zu einer der deutschlandweit bedeutsamsten Plattformen für experimentelle Kunst entwickelt, insbesondere in Bezug auf die konzeptuelle Diversität der künstlerischen Beiträge und die kuratorische Forschung. Das Interesse des kuratorischen Teams der Ausstellung, Adnan Yildiz, Michael Birchall und Regina Fasshauer, liegt darin, die künstlerischen Motivationen und kuratorischen Experimente wiederaufleben zu lassen, die die Geschichte und Identität des Hauses geprägt haben. Durch die Verbindung von Geschichtlichkeit mit dem gegenwärtigen Kontext des Künstlerhauses, wird die Frage STUTTGART, HOW ARE YOU DOING? als eine reflexive Form des Dialogs aufgeworfen. Dabei werden ausgewählte Werke aus verschiedenen Schaffensphasen zusammengebracht: Neue Projekte, die während Atelierbesuchen, Feldforschung, Open Calls oder Archivbesuchen entstanden. Von Beginn an war es dem kuratorischen Team ein Anliegen, einen offenen Prozess zu schaffen, dessen Titel auf das entscheidende Ziel hindeutet, einen Dialog mit der Stadt zu initiieren.
Ausgehend von dem Forschungsprozess erkannten die Kurator*innen eine thematische Tendenz innerhalb der Werke, nämlich eine unterschwellige kritische Perspektive auf die soziale Agenda der Stadt. So stellt beispielsweise The Sun Dies Anyway von Hagen Betzwieser und Sue Corke eine technische Anlage dar, die es ironischerweise ermöglicht, sich mit einem solarbetriebenen Solarium zu bräunen. Anahita Razmis Miss Atomic Bomb bezieht sich auf eine Reihe von Prograndafotografien aus den 1950ern, die von den USA erstellt wurden, um ihr Atomprogramm zu sexualisieren.
Sylvia Winkler & Stephan Köperls Projekt Stiefkind ZOB betrachtet ein Busterminal, das mitsamt seiner marginalisierten Community in die Peripherie der Stadt verlegt wurde, und damit ein Sinnbild davon abgibt, wie öffentlicher Raum von neoliberaler Politik kontrolliert und reglementiert wird. Dan Perjovschis Zeichnungen sind ein kritischer Blick auf das Bahnhofsprojekt “Stuttgart 21” und wurden in Zusammenarbeit mit dem Württembergischen Kunstverein Stuttgart in der Siebdruckwerkstatt des Künstlerhauses reproduziert. Die daraus entstandene limitierte Edition wird während der Ausstellung verkauft, der Gewinn kommt Künstler*innen zu Gute.
Während des Ausstellungsprogramms werden die im Künstlerhaus absässigen Künstler*innen ihre Ateliers öffnen und ihre neuen Produktionen präsentieren. Parallel zur Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart ist das Publikum eingeladen gemeinnützige Kunsträume wie zum Beispiel Oberwelt e. V., Self Service Open Art Space, Hermes und der Pfau und Kunstverein Wagenhallen zu besuchen sowie bei der Eröffnung des neuen Kunstraums 10m² in der Senefelderstraße 67 dabei zu sein. Ein Rahmenprogramm aus Performances, Präsentationen sowie Diskussionen wird geboten.
Künstlerhaus Stuttgart besucht:
Montag, 4. Juli, 20 Uhr – Oberwelt e.V. (Reinsburgstr. 93)
Mittwoch, 6. Juli, 19-21 Uhr – Eröffnung des neuen Kunstraums 10m2 (Senefelderstr. 67/Hinterhaus)
Donnerstag, 7. Juli, 19 Uhr – Hermes und der Pfau (Dorten Haus, Christophstr. 5a/Hinterhaus)
Freitag, 8. July 19 Uhr – Self Service Open Art Space (Eberhardstr. 6/Eichstr.)
Mittwoch, 13. Juli, 19 Uhr – Kunstverein Wagenhallen (Innerer Nordbahnhof 1)
Donnerstag, 14. Juli, 20.30 Uhr –”Looking Downtown: Politics, Art, Context” Vortrag und Podiumsdiskussion mit Hans D. Christ, Iris Dressler und Adnan Yildiz (Künstlerhaus, 4. OG)
Donnerstag, 21. Juli, 19 Uhr –Curatorial Tour with Michael Birchall in English (Treffpunkt Künstlerhaus 2. OG)
Samstag, 23. Juli, 11-20 Uhr – LINIE WEST No. 4 Galerien Parrotta, Klaus Gerrit Friese und Reinhard Hauff & Künstlerhaus Stuttgart
Samstag, 23. Juli, 17 Uhr –Offene Diskussion: “Stuttgart West – What does this location mean for institutions and their audience?” mit Dengler und Dengler, Galerienhaus, Gedok, Iris Hellriegel, Claude Horstmann, Oberwelt, Ellen Reis, Anja Rumig; Moderation: Hannelore Paflik-Huber, Adnan Yildiz
Samstag, 23. Juli, 19.30 Uhr –LINIE WEST SUMMER PARTY mit Monsieur Mo Rio (Live Performance) (Klaus Gerrit Friese Gallery)
Donnerstag, 28. Juli, 19 Uhr -Kurator*innenführung mit Regina Fasshauer (Treffpunkt Künstlerhaus 2. OG)
Samstag, 30. Juli – Finissage (Künstlerhaus, 2. OG)
Samstag, 30. Juli, 17 Uhr – Kunstbüro zu Besuch im Künstlerhaus Stuttgart, Vortrag und Diskussion mit Ramona Dengel
Samstag, 30. Juli, 19 Uhr – Byung Chul Kim “3 min. Performance Contest”
“Alptraum Partizipation/Spatial Enabling”
Markus Miessen und Misal Adnan Yıldız im Gespräch
(in englischer Sprache)
Willkommen in Harmonistan! Der Begriff “Partizipation” wurde im vorangegangenen Jahrzehnt zunehmend zu oft verwendet. Als noch jeder in einen Partizipierenden verwandelt wurde, ist der oftmals unkritische, unschuldige und romantische Gebrauch des Begriffs nunmehr angsteinflössend. Oft noch mit einer nostalgischen Fassade der Ehrenhaftigkeit, falscher Solidarität und political correctness versehen, ist Partizipation zum Standard von sich aus der Verantwortung schälender Politiker*innen geworden.
Markus Miessen ruft auf zu einem Format der konfliktreichen Partizipation – nicht länger mehr ein Prozess der “Einladung”, sondern ein Mittel des Handelns ohne Auftrag, als ungeladener Ideengeber und Initiator: ein erzwungener Eintritt in Wissensgebiete, die wohl von fremdem Denken profitieren. Manchmal muss Demokratie unter allen Umständen vermieden werden.
“Let’s get physical” ist ein offener Untersuchungsprozess und Projektvorschlag im Rahmen der Sommerausstellung “Wie geht’s, Stuttgart?” im Künstlerhaus Stuttgart. Das Projekt startet mit einer Reihe von Gesprächen, Veranstaltungen und Diskussionsabenden, die von yvsl organisiert werden. Mit einem spezifischen Fokus auf den existierenden und möglichen Konditionen des Künstlerhaus Stuttgart, zielt “Let’s get physical” darauf ab, eine Vision für deren architektonische Realitäten und seine Verbindung mit der Stadt zu entwickeln.
Das Künstlerhaus Stuttgart präsentiert mit „Die Geschichte von Şener Özmen“ die erste Einzelausstellung von Şener Özmen in seiner 21-jährigen künstlerischen Schaffenszeit. In Verbindung mit der zeitgleich laufenden ersten monografischen Schau von Nevin Aladağ in ihrer Heimatstadt Stuttgart, „Alles auf Anfang”, formiert sich ein KÜNSTLERISCHER DIALOG, der unterschiedliche kulturelle Klimata und politische Systeme zueinander in Beziehung setzt.
Die beiden Einzelausstellungen, die am Mittwoch, den 20. April 2011, um 19 Uhr eröffnen, bilden den Auftakt der Reihe KÜNSTLERISCHE DIALOGE, die mittels parallel stattfindender Einzelausstellungen unterschiedliche künstlerische Ansätze zu jeweils wechselseitigen Kontexten und Fragestellungen kombiniert und gemeinsam diskutiert.
Die konzeptionelle Gemeinsamkeit zwischen Şener Özmen und Nevin Aladağ besteht darin, starre Sichtweisen auf Kulturen und Identitäten konsequent zu hinterfragen. Beide Ansätze basieren auf einer eigenen individuellen Haltung, verweisen aber gleichzeitig auf die sozialen Realitäten jenseits von Territorien, Kategorisierungen und Vorurteilen. Die Zusammenführung dieser beiden Methoden in einem gemeinsamen KÜNSTLERISCHEN DIALOG lässt Geschichten von Kurden in der Türkei und Türken in Deutschland ebenso aufeinanderprallen, wie Musik aus Istanbul und die südostanatolische Landschaft um Diyarbakır, genauso wie zwei völlig unterschiedliche Arten von Ironie und Humor.
Für die Unterstützung in Bezug auf Recherche und Produktion für KÜNSTLERISCHE DIALOGE I danken wir:
Prolab, Stuttgart / WiesingerMedia, Stuttgart / Eidotech, Berlin / Edition Taube, Stuttgart / Outlet Istanbul / Michael Birchall / Halil Altindere / Cengiz Tekin / Zelal Özmen / Egemen Demirci / Familie Aladağ Für wesentliche Anregungen danken wir außerdem Vasif Kortun und seiner Ausstellungsreihe “Recollection/Memory I” (Istanbul: 1993, …), welche die Diskussion in Deutschland zur Geschichte der Gegenwart, zu postmodernen Identitäten und neo-globaler Ökonomie durch Fragen nach Migration, Minderheiten, Nationalismus und Integration maßgeblich bereichert hat.
Videoprogramm “OUR DARKNESS”
19:00—2:00 Uhr, 2. Stock
Das Screening-Programm “Our Darkness” versammelt Videoarbeiten, die sich mit dem Verborgenen, Verdrängten und Verheimlichten innerhalb gesellschaftlicher Zusammenhänge auseinandersetzen. Eigens für die LANGE NACHT DER MUSEEN in Stuttgart zusammengestellt, bietet das Programm eine installative Raumsituation, in der die Arbeiten im Laufe einer Nacht gemeinsam erlebt werden können. “Dunkelheit” wird somit nicht nur zu einer Maßeinheit für die Stärke einer visuellen Wahrnehmung, sondern zum Instrumentarium der Untersuchung sozialer Kontrolle und politischen Bewusstseins.
Videoarbeiten von:
Emmanuelle Antille: “Even If We Fall”, 2007
Yael Bartana: “Mary Koszmary”, 2007
Guy Ben Ner: “Stealing Beauty”, 2007
Klaus vom Bruch: “Das Duracelband”, 1980
Keren Cytter: “Der Spiegel”, 2007
Jen DeNike: “Wrestling”, 2003
Discoteca Flaming Star: “Anger and Depression”, 2004
Christoph Draeger: “Helenés (Apparition of Freedom)”, 2005
Harun Farocki: “Aufstellung”, 2005
Andrea Fraser: “Museum Highlights: A Gallery Talk”, 1989
Dara Friedman: “Jodie”, 1998
Dieter Froese: “The Piece in the Country (Failure Piece #2)”, 1979
Christoph Girardet/ Matthias Müller: “Phoenix Tapes (#3 Derailed)”, 1999
Niklas Goldbach: “TEN”, 2010
Bettina Gruber/Maria Vedder: “Der Herzschlag des Anubis”, 1988
Tracey Moffatt: “Heaven”, 1997
Gary Hill: “Around and About”, 1980
Saskia Holmkvist: “Interview with Saskia Holmkvist”, 2005
Judith Hopf: “Zählen!” , 2008
Laura Horelli: “Haukka-pala / [A-Bit-to-Bite]“, 2009
Christian Jankowski: “Angels of Revenge”, 2006
William E. Jones: “The Fall of Communism as Seen in Gay Pornography”, 1998
Korpys/Löffler: “The Nuclear Football”, 2004
Billy Lumby: “Suspended Animation”, 2009
Bjørn Melhus: “I´m not the Enemy”, 2011
Moser/Schwinger: “Acting Facts”, 2003
RASKIN (Rotraut Pape, Andreas Coerper): “Mutter Vater ist tot”, 1987
Mika Rottenberg: “Squeeze”, 2010
John Sanborn/Kit Fitzgerald: “Access”, 1978
Corinna Schnitt: “Living a Beautiful Life”, 2003
Lydia Schouten: “Echoes of Death / Forever Young”, 1986
Clemens von Wedemeyer: “Silberhöhe”, 2003
William Wegman: “New and Used Car Salesman”, 1973
Ming Wong : “Angst Essen / Eat Fear”, 2008
Florian Zeyfang: “Franzekens Way”, 2003
Offene Werkstätten “EIN DRUCK – EIN EINDRUCK”
19:00—2:00 Uhr, Erdgeschoss
Die Druckwerkstätten und die neue Keramikwerkstatt präsentieren verschiedene Techniken sowie fertige Arbeiten.
“ECHT?“ ist die erste Ausstellung von Misal Adnan Yıldız, dem neuen künstlerischen Leiter des Künstlerhaus Stuttgart. Präsentiert werden auf künstlerischer Forschung basierende Werke, die von der Vorstellung fiktionalisierter Realität beeinflusst sind und die untersuchen, wie Selbst-Reflexivität in künstlerischer Produktion funktionieren kann. Ein Künstler*innengespräch mit Ming Wong, ein Workshop mit Ruti Sela und Mayaan Amir sowie eine Gruppenausstellung über zwei Stockwerke macht das Projekt zu einer Bühne, auf der neue Formen künstlerischer Realität und kritischer Imagination hinterfragt werden.
Während der Ausstellung ist ein Poster von Slavs and Tatars am Kulturplatz der Klett-Passage am Hauptbahnhof Stuttgart zu sehen.
Beatrice Gibsons Filmarbeiten beschäftigen sich mit der Stimme und ihrer Aufzeichnung, sie untersuchen die Äußerungen, die Menschen und Orte formen. Dabei greift die Künstlerin auf grafische Notationsverfahren, etwa aus der experimentellen Musik oder von Drehbüchern, und das Gespräch als ein Strukturprinzip zurück. Die Produktion der Filme ist häufig als offener Prozess angelegt, der in unterschiedlichem Maße an kollektive Zusammenhänge übergeben wird. Indem verschiedene Personengruppen zusammen gebracht werden, und durch eine mehrere Übersetzungsschritte durchlaufende Produktion von gesprochenem Text, werden die Akteure in Gibsons Filmen und ihre Stimme genauestens aufgezeichnet und in einen neuen Zusammenhang gebracht, beschrieben, bezeichnet und wiederaufgeführt. Das Fiktionale spielt in den Filmen, die mit einer stark ästhetisierten Bildsprache operieren, eine wichtige Rolle, sowohl auf der Ebene der formalen Konstruktion wie in der Rezeption: als sozialer Antriebskraft, Bearbeitungsprinzip, selbstreflexive Anordnung oder als Mittel, eine Verschiebung in der Bedeutung und ihrer Wahrnehmung zu erzeugen.
Neben drei Filmarbeiten ist eine neue Arbeit zu sehen, die eigens für das Künstlerhaus Stuttgart produziert wird. Als erstes Kapitel der Publikation The Tiger’s Mind, die im Laufe der nächsten Monate in einem fortlaufenden Prozess entsteht sind sechs Künstler*innen und Autor*innen (John Tilbury, Alex Waterman, Celine Condorelli, Jesse Ash, Christoph Keller und Axel Wieder) eingeladen, während der Ausstellung ein öffentliches Gespräch zu führen, das Cornelius Cardews gleichnamige Partitur von 1967 interpretiert. Die Partitur wird als Organisationsprinzip für Stimmen genutzt, deren Diskussion um die Beziehung zwischen Künstler*innen und Publikum, die Bedeutung von Interpretation, und die Fähigkeit von Text und Bild für das Nachdenken und die Teilhabe kreist. Aus dem Material, das im Laufe des Arbeitsprozesses entsteht, wird die Publikation produziert, die gleichzeitig die Diskussion dokumentiert und das kritische Potential von experimenteller Verschriftlichung untersucht.
Die Ausstellung The Tiger’s Mind von Beatrice Gibson basiert auf einer neuen Publikation der britischen Künstlerin, die in Zusammenarbeit mit dem Herausgeber und Typographen Will Holder entsteht. Die Ausstellung ist ihre erste Einzelpräsentation außerhalb Englands. Das Vorwort für The Tiger’s Mind mit einem Text von Beatrice Gibson, Will Holder and John Tilbury erscheint zur Ausstellung und ist im Künstlerhaus kostenlos erhältlich. Der zweite Teil erscheint im Dezember 2010.
Im Rahmenprogramm der Ausstellung finden öffentliche Diskussionen statt (24. und 28. November) sowie eine Performance am 28. November um 19 Uhr.
MIt freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes, Des Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrages über die Deutsch-Französische Zusammenarbeit, des Ministère de la Culture et Communication de France, Cultures France, dem Institut français sowie d.c.a.
Zum Abschluss seines Programms am Künstlerhaus Stuttgart stellt Axel John Wieder inhaltliche Leitlinien und Überlegungen vor und diskutiert zusammen mit Michael Dreyer über die Rolle von Vermittlung, Autorschaft und Institution.
In the Middle of Affairs zeigt Werke und Projekte, die sich mit Vertriebswegen und alternativen Handlungsfeldern von künstlerischer Arbeit auseinandersetzen. Die Arbeiten haben eine bewusste Nähe zur Sprache von Design und Werbung, operieren in kommerziellen Medien und greifen deren Arbeitsweise auf oder reflektieren diese. Die Ausstellung umfasst Arbeiten aus den letzten 30 Jahren und neu entstandene Werke. Zudem sind eine Auswahl von Pressetexten, Einladungskarten, Werbeanzeigen und andere Dokumente zu sehen, die auf die sozialen Netzwerke verweisen, die um eine Arbeit oder Präsentation herum gespannt werden und die oft als Katalysatoren zur Kontextualisierung des Werks oder der Themenfelder funktionieren. So fokussiert das Ausstellungsprojekt auf eine kritische Haltung gegenüber der eigenen Positionierung und untersucht ihre Medien und Verfahren, wie Zeitschriften und anderen Druckmedien, institutionelle Räumen, Rollen und Identitäten, als eigenständigen Aspekt von Bedeutungs- und Wertbildungsprozessen.
In the Middle of Affairs fungiert nicht nur als Ausstellungstitel, sondern ist gleichzeitig eine Beschreibung der Arbeitsmethode, bei der die eigene Involviertheit die Blickrichtung vorgibt und der Versuch einer Untersuchung aus der Nähe unternommen wird. Sie verbindet verschiedene Ansätze zu einem bewusst fragmentarischen Narrativ, das wechselnde Perspektiven und verschiedene historische Ebenen vereint. Den Ausgangspunkt des Projektes bildet eine Ausstellung, die Egija Inzule und Tobias Kaspar im Zusammenhang für die Präsentation der ersten Ausgabe des Magazins PROVENCE 2009 in Basel realisiert haben. Diese Ausstellung bestand aus zwei Vitrinen, in denen die Journal Series des amerikanischen Kunstlers John Knight sowie ausgewählte Anzeigen des französischen Sammlers Ghislain Mollet-Viéville aus den 1970er und 80er Jahren gezeigt wurden, und die sich wie ein verräumlichter Klappentext der vorgestellten Zeitschrift lesen lies.
Die Präsentation im Künstlerhaus Stuttgart zeigt darüber hinaus weitere historische Werke von Louise Lawler, Ulises Carrión, der von Phillipe Thomas gegründeten Agentur readymades belong to everyone und der Gruppe IFP (Information Fiction Publicité). Von Silvia Kolbowski ist eine neu entstandene Retrospektive auf eine Arbeit von 1990 zu sehen. Nairy Baghramian, Nicolas Ceccaldi, Nina Könnemann, Hans-Christian Lotz, Bonny Poon und die Gruppe Udio sind mit zum Teils neu entwickelten Arbeiten in der Ausstellung vertreten. In einem die Ausstellung begleitendem Reader, zusammengestellt von Maja Wismer, wird mittels einer Auswahl an Texten und Dokumentationsmaterial, die in den Arbeiten thematisierte Auseinandersetzung mit Mechanismen der Selbstpositionierung, des Marktes und der Kulturindustrie erweitert.
Einen weiteren Ansatzpunkt des Projektes stellt das Interesse an einer anderen Ökonomie dar. Eigene Ausstellungsräume, selbst verlegte Bücher und Zeitschriften, die Tätigkeit von Künstler*innen in der Modewelt, im Musikbetrieb oder im Grafikdesign sind nicht nur tatsächliche Alternativen zum etablierten Kunstbetrieb, die eine ökonomische Basis oder alternative Plattformen garantieren. Sie lassen sich auch als mögliche “Loopholes” verstehen, die zumindest für einen Moment einen gewissen Freiraum außerhalb des als einschränkend oder normativ empfundenen etablierten künstlerischen Feldes bieten können. Vor allem bieten diese Strategien jedoch auch solche Anlässe, die eigene Position innerhalb dieses Feldes zu reflektieren und sichtbar zu verhandeln. Die – temporäre oder testweise – Übernahme unterschiedlicher Tätigkeiten lässt sich als Mittel verstehen, die Stellung der Autor*innen und des Werkes innerhalb der jeweiligen kulturellen und soziopolitischen Situation zu überprüfen.
Presentness is Grace, Performance von Udio
Donnerstag, 30. September, 20:30 Uhr
17 Uhr: (Goodbye to) Manhattan (2010, 110 min.), Filmpräsentation von Ken Okiishi
19 Uhr: Displaying footnotes, Präsentation von Maja Wismer
20 Uhr: Cocktails
21 Uhr: Bruno & Michael are smiling und Skipperrr, Konzert
Freitag, 1. Oktober
Lilia Prado Superstar Film Festival, Ulises Carrión und de Appel arts centre, Amsterdam 1984
Sonntag, 31. Oktober, 19 Uhr
Kasper Akhøj befasst sich in seinen Arbeiten mit Aspekten der Architektur- und Designgeschichte. In der Ausstellung Welcome (TO THE TEKNIVAL) im Künstlerhaus präsentiert er zwei neue Projekte über die jüngste Renovierung von Eileen Grays modernistischer Villa E. 1027 (1929) sowie das Displaysystem Abstracta (Poul Cadovius, 1960). Mit Fotografien und Skulpturen verfolgt er die Transformation von gestalterischen Entwürfen durch ihren Gebrauch und den Lauf der Zeit. Die Ausstellung reflektiert die Zufälligkeit von Geschichte sowie das Verhältnis von Gestaltung und Aneignung.
In der fortlaufenden Arbeit Welcome (TO THE TEKNIVAL) (seit 2008) geht es um die Wirkmacht der Geschichtsschreibung. Im Zentrum des Projektes steht das von der modernistischen Architektin und Möbeldesignerin Eileen Gray entworfene Haus E. 1027 in Südfrankreich, das derzeit restauriert wird. Aufgrund der Geschichte des Gebäudes, das unter anderem ein vom berühmten Architekten Le Corbusier gegen den Willen der Architektin angebrachtes Wandbild enthält, sind die Entscheidungen, was als erhaltenswert oder ursprünglich angesehen wird, höchst umstritten. Akhøj dokumentiert den Baufortschritt regelmäßig, um die verschiedenen historischen Ebenen des Gebäudes zu erfassen, die zugleich wiederhergestellt und zerstört werden. Der Titel der Arbeit bezieht sich auf zwei nebeneinander stehende, aber aus unterschiedlichen Zeiten stammende Wandschriften im Gebäude.
Die zweite Arbeit Abstracta (seit 2007) arbeitet mit einem Displaysystem, das der dänische Architekt Poul Cadovius ursprünglich 1960 für eine Weltausstellung entworfen hatte. 2006 nahm Kasper Akhøj an einem Forschungsprojekt im ehemaligen Jugoslawien teil und entdeckte dabei das modernistische Display in großer Anzahl und unterschiedlichsten Formen und Nutzungszusammenhängen. In der Folge versuchte der Künstler die Geschichte des modularen und flexiblen Systems Abstracta nachzuvollziehen, das vor allem in China und in Mittelosteuropa reproduziert wurde und dort in Schuhgeschäften, Marktständen und Museen gleichermaßen zum Einsatz kommt. Neben einer fotografischen Dokumentation des Systems im Einsatz verfolgt Kasper Akhøj in diesem Projekt vor allem eine skulpturale Umarbeitung der über die Jahre angekauften Elemente, die ihm als Arbeitsmaterial dienen. In ihrer Präsentation im Raum erinnert die Installation an die utopische Architektur der Spätmoderne, an modulare Megastrukturen in einer Modellansicht, und ruft auf diese Weise den Kontext des Entwurfs in den 1960er Jahren in Erinnerung.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit Overgaden, Kopenhagen.
Mit freundlicher Unterstützung des Danish Arts Council Committee for Visual Art und der Baden-Württembergischen Bank.
Die Veranstaltung Cultural Identities setzt sich in einer Konferenz und einem mehrtägigen Workshop mit dem Verhältnis von visuellen Identitäten und Design in Kunstinstitutionen auseinander. Dabei sollen insbesondere zwei Aspekte im Zentrum stehen: Zum einen diskutiert die Veranstaltung die Rolle von Grafikdesign bei der Darstellung und Vermittlung von Kunstinstitutionen. Welche Funktion hat das grafische Erscheinungsbild, um das Selbstverständnis einer Institution – ihren inhaltlichen Anspruch, aber auch den Bezug zu einer bestimmten Auseinandersetzung – deutlich zu machen? Wie sehen experimentelle Formen des Brandings in diesem Bereich aus? Auf einer zweiten Ebene diskutiert die Veranstaltung Design als Gegenstand der institutionellen Praxis. Was sind die Möglichkeiten von Designausstellungen – und was heißt in diesem Zusammenhang Design?
Die Veranstaltung Cultural Identities ist eine Kooperation zwischen der Kunstakademie Stuttgart, dem Institut für Buchgestaltung und Medienentwicklung und dem Künstlerhaus Stuttgart.
Die Veranstaltung Cultural Identities setzt sich in einer Konferenz und einem mehrtägigen Workshop mit dem Verhältnis von visuellen Identitäten und Design in Kunstinstitutionen auseinander. Dabei sollen insbesondere zwei Aspekte im Zentrum stehen: Zum einen diskutiert die Veranstaltung die Rolle von Grafikdesign bei der Darstellung und Vermittlung von Kunstinstitutionen. Welche Funktion hat das grafische Erscheinungsbild, um das Selbstverständnis einer Institution – ihren inhaltlichen Anspruch, aber auch den Bezug zu einer bestimmten Auseinandersetzung – deutlich zu machen? Wie sehen experimentelle Formen des Brandings in diesem Bereich aus? Auf einer zweiten Ebene diskutiert die Veranstaltung Design als Gegenstand der institutionellen Praxis. Was sind die Möglichkeiten von Designausstellungen – und was heißt in diesem Zusammenhang Design?
Die Veranstaltung Cultural Identities ist eine Kooperation zwischen der Kunstakademie Stuttgart, dem Institut für Buchgestaltung und Medienentwicklung und dem Künstlerhaus Stuttgart.
Åbäke: You don’t Remember Saying It?
If a tree falls in a forest and nobody is there to witness it, would a poster about it make it more real? A collaborative workshop between Åbäke and Axel Wieder, starting from the archive of the Stuttgart Künstlerhaus and the gaps in the memory it accumulated. How fiction and fakes are sometimes more real than the facts.
Please come with the remembrance of a significant event for which you have no photographic documentation. Please bring a physical object which is apparently trivial but triggers an unexpected story.
Ludovic Balland: Remember me what you saw
Ausgehend von kürzlich gesehenen Ausstellungen untersucht der Workshop wie mit typographischen Mitteln Erinnerungen an Ausstellungen kommuniziert werden können. Die Teilnehmenden produzieren jeweils drei Poster. Drei Erinnerungen, eine Sequenz: Wie die Erinnerungen miteinander verbunden sind kann frei gestaltet werden, aber sie bilden ein Sequenz , nur mit typographischen Mitteln, ohne Bilder. Es geht also auch um das Schreiben, um das Transkribieren von dem, was wir sehen. Es geht um das, was wir von visuellen Erfahrungen im Gedächtnis behalten.
Manuel Raeder: threnodials, melting snowballs, rivers and trees
The starting point of the workshop will be the local newspaper of the day and ending with the newspaper of the day forming a complete and circular movement with in itself.
Zeit: Mittwoch, 23. Juni, 18 Uhr, Donnerstag, 24. Juni, 10-18 Uhr (oder nach Bedarf), Freitag, 25. Juni, 10-15 Uhr.
Die Workshops sind ausgebucht, leider können keine weiteren Anmeldungen mehr angenommen werden. Der Besuch der Vorträge und Diskussionen am Freitag, den 25. Juni und Samstag, den 26. Juni ist für alle Interessierten offen. Wir bitten dennoch auch für die Teilnahme um eine Anmeldung unter info@kuenstlerhaus.de.
Mit Josef Strau, Chantal Akerman, Axel Wieder und New Order
Die Veranstaltung beginnt pünktlich. Dauer: ca. 20 Minuten. Nach Beginn der Veranstaltung ist kein Einlass möglich.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung “Juliette Blightman: the day grew dark” statt.
Köken Ergun (*1976 in Istanbul) ist Künstler und nimmt derzeit an der Ausstellung Another Country/Eine andere Welt, kuratiert von Övül Durmuşoğlu, in der ifa-Galerie Stuttgart teil. In der Reihe Hier und Jetzt im Künstlerhaus Stuttgart präsentiert er Ausschnitte aus dem Archiv des B’Tselem, dem israelischen Zentrum für Menschenrechte in den besetzten Gebieten. Seit 2007 hat B’Tselem im Rahmen eines Kameraprojektes mehr als 150 Videokameras an palästinensische Familien in Konfliktgebieten verteilt. Der Künstler zeigt Ausschnitte aus diesem Archiv, die persönliche und unerwartete Momente widerspiegeln.
Die Reihe Hier und Jetzt präsentiert in einer wöchentlichen Veranstaltung Künstler*innen, die – teils vorübergehend – in Stuttgart leben und arbeiten. In Gesprächen, Performances und Diskussionen stellt die Reihe Arbeitsansätze aus verschiedenen Sparten und Disziplinen vor und deutet so ein Panorama junger Kunst in Stuttgart an.
Teile der Veranstaltungsreihe sind in einer Kooperation mit der Akademie Solitude entstanden. Kuratoren: Michael Birchall, Axel Wieder.
Pia Maria Martin arbeitet mit dem Medium des Films. Ihre Aufmerksamkeit gilt scheinbar nebensächlichen Dingen und alltäglichen Abläufen. Leere Räume, die dem öffentlichen Blick entzogen sind, werden nicht nur zum Ort ihrer Produktion, sondern auch zur Inspirationsquelle für ein Schauspiel, das auf der gefundenen Bühne stattfindet. Pia Maria Martin (*1974 in Altdorf) lebt und arbeitet in Stuttgart. Zuletzt waren Ausstellung mit ihren Arbeiten in der Galerie Reinhard Hauff, der Thomas Erben Gallery New York und im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich zu sehen.
Die Reihe Hier und Jetzt präsentiert in einer wöchentlichen Veranstaltung Künstler*innen, die – teils vorübergehend – in Stuttgart leben und arbeiten. In Gesprächen, Performances und Diskussionen stellt die Reihe Arbeitsansätze aus verschiedenen Sparten und Disziplinen vor und deutet so ein Panorama junger Kunst in Stuttgart an.
Teile der Veranstaltungsreihe sind in einer Kooperation mit der Akademie Solitude entstanden.
She sat at the window watching the evening invade the avenue. Her head was leaned against the window curtains, and in her nostrils was the odour of dusty cretonne.
She was tired. Her time was running out, but she continued to sit by the window, leaning her head against the window curtain, inhaling the odour of dusty cretonne. Down far in the avenue she could hear a street organ playing. She knew the air.
Sam de Groot (*1985 in Amsterdam) arbeitet als freier Grafikdesigner und veröffentlichte eine Reihe von Romanen in seinem Verlag TRUE TRUE TRUE. Seit kurzem arbeitet er an einer Reihe von Performances, in deren Rahmen er vorhandene Texte rezitiert, Filmausschnitte zeigt sowie Stand-up Comedy und Lieder vorträgt. Dabei geht es ihm um die Auslotung von Themen wie Narzismus und Fetischismus sowie der Mechanismen des Begehrens.
Die Veranstaltung findet statt im Rahmen der Ausstellung Motto Stuttgart in Kooperation mit Motto Distribution.
Die Reihe Hier und jetzt präsentiert in einer wöchentlichen Veranstaltung Künstler*innen, die – teils vorübergehend – in Stuttgart leben und arbeiten. In Gesprächen, Performances und Diskussionen stellt die Reihe Arbeitsansätze aus verschiedenen Sparten und Disziplinen vor und deutet so ein Panorama junger Kunst in Stuttgart an.
Teile der Veranstaltungsreihe sind in einer Kooperation mit der Akademie Solitude entstanden.
Die Reihe Hier und jetzt präsentiert in einer wöchentlichen Veranstaltung Künstler*innen, die – teils vorübergehend – in Stuttgart leben und arbeiten. In Gesprächen, Performances und Diskussionen stellt die Reihe Arbeitsansätze aus verschiedenen Sparten und Disziplinen vor und deutet so ein Panorama junger Kunst in Stuttgart an.
Ivan Civic arbeitet im Bereich Performance, Videoinstallation, Fotografie und Design und beschäftigt sich dabei mit gesellschaftlichen Strukturen, insbesondere mit den Grenzen innerhalb konventioneller Zusamenhänge wie der Kernfamilie, Beziehungen sowie kulturellen und intellektuellen Zirkeln. Indem er Zeichen, Symbole und Fetische instinktiv aus dem häuslichen Kontext oder ihrem öffentlichen Zusammenhang löst, unterstreicht Civic die Mechanismen, Dynamiken, Widersprüche und Konflikte von sozialen Beziehungen.
Teile der Veranstaltungsreihe sind in einer Kooperation mit der Akademie Solitude entstanden.
Die Reihe Hier und jetzt präsentiert in einer wöchentlichen Veranstaltung Künstler*innen, die – teils vorübergehend – in Stuttgart leben und arbeiten. In Gesprächen, Performances und Diskussionen stellt die Reihe Arbeitsansätze aus verschiedenen Sparten und Disziplinen vor und deutet so ein Panorama junger Kunst in Stuttgart an.
Teile der Veranstaltungsreihe sind in einer Kooperation mit der Akademie Solitude entstanden.
Die Reihe Hier und jetzt präsentiert in einer wöchentlichen Veranstaltung Künstler*innen, die – teils vorübergehend – in Stuttgart leben und arbeiten. In Gesprächen, Performances und Diskussionen stellt die Reihe Arbeitsansätze aus verschiedenen Sparten und Disziplinen vor und deutet so ein Panorama junger Kunst in Stuttgart an.
Teile der Veranstaltungsreihe sind in einer Kooperation mit der Akademie Solitude entstanden.
Anlässlich der letzten Öffnungstage der Ausstellung Oscar Tuazon: Against Nature lädt das Künstlerhaus Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart zu einer Spezialführung ein. Nach einem Besuch der Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart führt Christian Bergmann, Architekt und Wissenschaftler, durch das historische Gebäude des Instituts für Leichte Flächentragwerke (1967-68) von Frei Otto, Rolf Gutbrod und Team.
Für die Ausstellung Against Nature im Künstlerhaus Stuttgart realisierte Oscar Tuazon neue, umfangreiche Arbeiten, die an die Geschichte der experimentellen Architektur und des Selbstbaus anknüpfen. Die Führung wird insbesondere auf den innovativen Forschungsansatz am Institut für Leichte Flächentragwerke (IL) seit seiner Gründung von Frei Otto 1964 eingehen. Das IL entwickelte im Austausch mit Biolog*innen, Mediziner*innen und Paläontolog*innen experimentelle Konstruktionen, die auf pneumatischen und biologischen Konstruktionsprinzipien basieren. Das bekannteste Gebäude Ottos ist die zwischen 1968 und 1972 realisierte Überdachung des Olympiageländes in München. Der Pavillion in Stuttgart-Vaihingen entstand ursprünglich als Versuchsbau für den deutschen Pavillion auf der Weltausstellung 1967 in Montreal.
16 Uhr: Führung durch die Ausstellung “Oscar Tuazon: Against Nature”, Axel John Wieder (Ort: Künstlerhaus Stuttgart, Reuchlinstr. 4b, Stuttgart-West)
17.30 Uhr: Führung durch das Institut für Leichte Flächentragwerke (heute ILEK), Christian Bergmann (Ort: ILEK, Pfaffenwaldring 14, Stuttgart-Vaihingen)
Preis: 3,00 EUR (reduziert: 1,50 EUR). Der Transfer erfolgt mit PKWs oder S-Bahn.
Wir bitten um Anmeldung: info@kuenstlerhaus.de
In Zusammenarbeit mit Motto Distribution präsentiert das Künstlerhaus Stuttgart eine umfangreiche Auswahl von Künstler*innenbüchern und Zeitschriften, die als Ausstellung, temporäre Buchhandlung und Archiv funktioniert. Die Zusammenstellung bietet einen vielfältigen und ungewöhnlichen Überblick über zeitgenössische künstlerische Publikationen, von Do-it-yourself-Zines bis hin zu Veröffentlichungen renommierter Institutionen.
Motto wurde 2007 in der Schweiz von Alexis Zavialoff als spezialisierter Vertrieb für Zeitschriften und Fanzines im Bereich Kunst und Design gegründet. Mit dem wachsenden Netzwerk kamen zunehmend auch Bücher und kleinere selbstpublizierte Projekte hinzu, die inzwischen den Schwerpunkt des Programms bilden. Die unterschiedlichen Vertriebssysteme von Motto, darunter Präsentationen und temporäre Buchläden in Moskau, Vilnius, Amsterdam, Vancouver, Tokyo und anderen Städten, reflektieren die Flexibilität und den Anspruch des Independent Publishing. 2008 eröffnete Motto eine eigene Buchhandlung in Berlin-Kreuzberg. Zusätzlich veranstaltet Motto regelmäßig Präsentationen von Büchern und Zeitschriften sowie Diskussionsveranstaltungen, die sich Fragen des Publizierens sowie Kunst, Grafikdesign, Fotografie, Typografie und ähnlichen Themen widmen. 2009 organisierte Motto erstmals die eintägige Messe für selbstpublizierte Veröffentlichungen Unter dem Motto, die im September 2010 erneut stattfinden wird.
Process Wall ist der Titel eines Programms für ephemere Formate, das über das gesamte Jahr 2010 im 2. Stock des Künstlerhauses stattfinden wird. Anstelle klar abgegrenzter einzelner Ausstellungen zeigt das Programm jeweils mehrere, zeitlich und räumlich überlagerte Präsentationen. Darunter werden Ausstellungen, Zeitschriftenpräsentationen und Interventionen ebenso zu finden sein wie Vorträge, Notizen, Ankündigungen oder einzelne historische Referenzen. Die Process Wall zielt auf eine kollektive Autorschaft, die sich über einen längeren Zeitraum aus den Aktivitäten im 2. Stock entwickelt. Als erste Beiträge werden ab März 2010 eine Ausgabe der Zeitschrift Facehug von Takuji Kogo (*CANDY FACTORY PROJECTS) sowie das Projekt Autogestion, or Henri Lefebvre in New Belgrade von Sabine Bitter und Helmut Weber zu sehen sein.
Facehug #3: Takuji Kogo/*CANDY FACTORY PROJECTS
Facehug #3 präsentiert Takuji Kogo, Künstler und Gründer von *CANDY FACTORY PROJECTS, einem internationalen und auf Zusammenarbeit basierenden Multimediaprojekt. *CANDY FACTORY PROJECTS entstehen in unterschiedlichen Formaten wie Ausstellungen, Webseiten, Publikationen und Veranstaltungen. Die Projekte untersuchen das Hinterland der globalen Ökonomie anhand so unterschiedlicher Beispiele wie dem Veränderungs- und Verwahrlosungsprozess postmoderner Architektur in Tokyo, Tourismus an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea oder den großen Tomatenanlagen in Sizilien, die von rumänischen und tunesischen Migrant*innen bewirtschaftet werden.
Für die dritte Ausgabe von Facehug stellt Takuji Kogo die Audioarbeit “Music from *CANDY FACTORY” mit dazugehörigen Lyrics vor, die aus gefundenen Textstellen von Werbepostern, aus Junk mail, Onlineforen, Kleinanzeigen und Horoskopen bestehen und von synthetischen Stimmen vorgetragen werden. Die Installation im Künstlerhaus Stuttgart wird durch Takuji Kogos fortlaufend weiterentwickelte Fotoskulptur Non_sites ergänzt.
Facehug ist ein Zeitschriftenprojekt von Ana-Maria Hadji-Culea, das sich der künstlerischen Auseinandersetzung mit Text widmet. Facehug erscheint jährlich und nimmt mit jeder Ausgabe andere Formen an, um neue Möglichkeiten des Publizierens zu erproben.
Facehug #3 kann auf iTunes heruntergeladen werden. Die Lyrics stehen auf der Seite von Facehug zur Verfügung.
Sabine Bitter/Helmut Weber: Autogestion, or Henri Lefebvre in New Belgrade
1986 nahm der französiche Stadttheoretiker Henri Lefebvre gemeinsam mit den Architekten Serge Renaudie und Pierre Guilbaud an einem internationalen Wettbewerb zur Neudefinition urbaner Strukturen in Neu-Belgrad teil. Ihre städtebaulichen Vision für die 1948 gegründete Hauptstadt der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien betont die Prozesse und Potentiale der Selbstorganisation, um gescheiterten Konzepten der von oben verordneten Stadtplanung entgegen zu wirken. Für Lefebvre hatten zu diesem Zeitpunkt sowohl die Versprechen der kapitalistischen wie auch der staatssozialistische Moderne versagt.
Sabine Bitter und Helmut Weber nahmen den bislang unveröffentlichten Text Lefebvres zum Ausgangspunkt für eine Reihe von künstlerischen Arbeiten sowie einer umfangreichen Publikation, die sich mit den sozialen und politischen Widersprüche zwischen zeitgenössischen Konzepten des Selbstmanagements und der Selbstorganisation sowie Lefebvres Idee der “autogestion”, der aus dem Aufbruch der 1960er Jahre geborenenen Konzept der Selbstverwaltung, beschäftigen. Im Künstlerhaus zeigen Bitter und Weber dazu eine Reihe von Drucken, die als alternative Cover des Künstlerbuches dienen.
Am Donnerstag, den 8. April, 19 Uhr diskutiert Helmut Weber mit dem Frankfurter Stadtsoziologen Klaus Ronneberger über Lefebvres Theorie, einerseits in historischer Hinsicht, andererseits in Bezug zu aktuellen Debatten und dem prekären Zusammenhang zwischen Selbstverwaltung und neoliberalem Selbst-Management. Im Anschluss ist der Film von Bitter/Weber, NEW, Novi Beograd 1948 – 1986 – 2006 zu sehen.
Lan Tuazon wird in ihrer Präsentation über Regeln der Verführung in alltäglichen Beziehungen sprechen. “Wollen Sie wissen, wie man soziales Verhalten liest oder wie man eine Gruppensituation öffnet? Lernen Sie wie man Wert demonstriert, Zeichen liest und überzeugend sich selbst spielt. Wenn Sie nicht wissen, was Neurolinguistische Programmierung bedeutet – vielleicht sollten Sie es wissen.”
Die Reihe Hier und jetzt präsentiert in einer wöchentlichen Veranstaltung Künstler*innen, die – teils vorübergehend – in Stuttgart leben und arbeiten. In Gesprächen, Performances und Diskussionen stellt die Reihe Arbeitsansätze aus verschiedenen Sparten und Disziplinen vor und deutet so ein Panorama junger Kunst in Stuttgart an.
Teile der Veranstaltungsreihe sind in einer Kooperation mit der Akademie Solitude entstanden.
Die Reihe Hier und jetzt präsentiert in einer wöchentlichen Veranstaltung Künstler*innen, die – teils vorübergehend – in Stuttgart leben und arbeiten. In Gesprächen, Performances und Diskussionen stellt die Reihe Arbeitsansätze aus verschiedenen Sparten und Disziplinen vor und deutet so ein Panorama junger Kunst in Stuttgart an.
Teile der Veranstaltungsreihe sind in einer Kooperation mit der Akademie Solitude entstanden.
Die Reihe Hier und jetzt präsentiert in einer wöchentlichen Veranstaltung Künstler*innen, die – teils vorübergehend – in Stuttgart leben und arbeiten. In Gesprächen, Performances und Diskussionen stellt die Reihe Arbeitsansätze aus verschiedenen Sparten und Disziplinen vor und deutet so ein Panorama junger Kunst in Stuttgart an. Die unterschiedlichen Haltungen und sozialen Zusammenhänge verdeutlichen die Pluralität einer lokalen Szene, ihre Spezifizität wie auch ihre Verbindung mit überregionalen Diskursen. Die Veranstaltungen sollen eine direkte Auseinandersetzung mit den Künstler*innen ermöglichen und mögliche neue Präsentationsformen erproben.
Hier und jetzt wird im zweiten Halbjahr 2010 fortgesetzt.
Teile der Veranstaltungsreihe sind in einer Kooperation mit der Akademie Solitude entstanden.
Künstlerische Forschung und transdisziplinäre Zusammenarbeit am MIT
Der ungarische Künstler Gyorgy Kepes, Gründungsdirektor des Center for Advanced Visual Studies (CAVS) am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge/USA, propagierte “art on a civic scale”. Seine disziplinübergreifende Publikationsreihe “Vision and Value” beeinflusste nicht nur andere Künstler*innen, sondern hinterließ einen starken Eindruck bei Wissenschaftler*innen weit über das Wirkungsfeld des MIT hinaus. Das CAVS wurde zum Epizentrum von Künstler*innen, die an einem wissenschaftlichen und forschungsorientierten Umfeld interessiert waren. Kepes und in seiner Nachfolge Otto Piene, Mitglied der Gruppe ZERO, fokussierten am CAVS die gegenseitige Beeinflussung von Kunst, Wissenschaft und Forschung.
Wie stehen wir heute zu solchen Kooperationen? Was verstehen wir unter künstlerischer Forschung? Wird Kunst dadurch instrumentalisiert? Auf welche Art und Weise kann sich Kunst heute in die Gestaltung von Gesellschaft einmischen bzw. einbringen? In ihrem Vortrag wird Ute Meta Bauer über diese Fragen ebenso sprechen wie über die Bemühungen am MIT, künstlerische Forschung und Lehre wieder zusammenzuführen.
Eine Veranstaltung des Kunstbüros Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Künstlerhaus Stuttgart.
Im Anschluss an die Veranstaltung findet um 20 Uhr in der Galerie Klaus Gerrit Friese ein Gespräch der Reihe “Über Kunst” der Stuttgarter Nachrichten zwischen Ute Meta Bauer und Nikolai B. Forstbauer statt.
www.galeriefriese.de
Anlässlich der Veröffentlichung der Monographie Stefan Panhans – 5 Videos im Verlag Merz & Solitude präsentiert das Künstlerhaus Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Merzakademie das Videoprogramm Stage of Desire. In sieben Videos rufen zehn Künstler*innen das Begehren als dialektisches Gegenüber des Erkennens auf und fragen nach der Vermittlung von Emotionen. Die Verschränkung von Realität und Fiktion ist gemeinsames Thema der eingeladenen Künstler*innen, ebenso wie die Selbstbefragung des Mediums Film.
Programm
Keren Cytter: Der Spiegel (2007), 4:30 min
In Der Spiegel wird die Zuschauer*innen mit dem nackten Körper einer zweiundvierzig-jährigen Protagonistin konfrontiert, die sich selbst als Sechzehnjährige sieht, die der Mann, den sie will, nicht umhin können wird zu lieben. Ihr Spiegelbild zerstört diese Selbstwahrnehmung. Ein Chor – der für die Stimme der Menge steht – kommentiert die Liebeserklärungen der Protagonistin: “Subtitles: and young bodies are better than an old woman.” Keren Cytter lässt die theatralisch inszenierte, verdichtete Situation in einem fast leeren Raum stattfinden. Als Requisiten dienen Spiegel und die Kamera selbst. Die Blicke und Kommentare der Anderen treten als gesellschaftliche Instanzen auf.
Stefan Panhans: If a store clerk gave me too much change (2009), 15 min
In If a store clerk gave me too much change richtet die Kamera den Blick auf eine Raumcollage mit diversen Requisiten, in deren Mitte sich ein bizarr verkleideter Protagonist befindet. Stefan Panhans’ Figur spricht Zitate aus Ratgebern für Leben und Karriere, unterstützt von zwei Schauspielerinnen. Die Slogans überhöhen die grenzenlose Bereitschaft des flexiblen neoliberalen Arbeiters zum enthusiastischen life-long learning. Außerhalb der Vorstellungskraft zirkulieren die Worthülsen als leere Zeichen verlorener Repräsentanz.
Ming Wong: Angst Essen (2008), 27 min
Ming Wongs Filmtitel zitiert eines von Rainer Werner Fassbinders bekanntesten Werken, Angst essen Seele auf mit Brigitte Mira. Das Sozialdrama portraitiert Deutschland in den 1970er Jahren und fokussiert dabei auf eine Reihe verdrängter Probleme wie Fremdenfeindlichkeit, fehlende Gerechtigkeit, Probleme zwischen alten und jungen Menschen und die Entfremdung im Arbeitsalltag, die bis heute aktuell sind. Ming Wong drehte den gesamten Film Szene für Szene nach, wobei er selber alle Rollen spielte. Gleichermaßen respektlos wie als Hommage durchlebt er den Film im Selbstversuch. Was clownesk wirken könnte, gibt dem Film eine starke Künstlichkeit, etwa wenn die Feindseligkeit und die Vorurteile zwischen den verschiedenen Protagonist*innen des Films durch die selber Person dargestellt werden.
Ho Tzu-Nyen: The Bohemian Rhapsody Project (2006), 5:52 min
Ho Tzu-Nyen inszenierte für sein Video ein Casting für einen fiktiven Film, der auf dem Text des Liedes Bohemian Rhapsody (1975) von Queen basieren sollte. Die 22 zur Endauswahl eingeladenen professionellen und nichtprofessionellen Schauspieler*innen treten im ehemaligen Gerichtssaal eines Rathauses auf und werden dabei von einem Publikum aus weiteren Schauspieler*innen und einem Filmteam beobachtet. The Bohemian Rhapsody Project zeigt ausschließlich dieses Vorsprechen, zusammengeschnitten auf die Originallänge des Liedes Bohemian Rhapsody. Zwischen gesprochenem Text und gelegentlichen musikalischen Einschüben wechselnd, spielt das Video mit den Erinnerungen des Zuschauers an den Discopopklassiker.
Eske Schlüters: After the Rehearsal (2008), 7:30 min
Der Film zeigt die Schauspielerin Delphine Seyrig in Probenmitschnitten, die dem Making-of von Chantal Akermans Jeanne Dielman, 23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles (1975) entstammen. Zusammen mit isolierten Filmszenen bilden diese die Vorlage zu Betrachtungen über Formen des Einübens, die auf der Tonebene durch Versatzstücke theatertheoretischer Texte erweitert werden.
Judith Hopf, Deborah Schamoni, Clemens Schönborn: Elevator Curator (2005), 22 min
Die ehemalige Kultusministerin Frankreichs kommt in ihrer neuen Profession als europäische Kuratorin für Gegenwartskunst nach Istanbul an, um die Ausstellung von drei Stipendiat*innen zu begutachten. Während die drei Künstler*innen, überrascht von der Ankunft der Kuratorin, versuchen, eine Ausstellung zu improvisieren, erlebt Elodie Schneider eine Persönlichkeitsveränderung. Elevator Curator wurde als Teil der kollektiven Soap Opera Ping Pong D´Amour: Der Aufbruch konzipiert und realisiert.
Das Künstlerhaus zeigt zwei Einzelausstellungen von Susanne Kriemann und Oscar Tuazon, die sich auf unterschiedliche Weise mit der sozialen Funktion von Architektur auseinandersetzen. Beide Künstler*innen haben für die Ausstellung jeweils neue Arbeiten entwickelt und beziehen sich dabei auf spezifische Aspekte der Architekturgeschichte in Stuttgart.
Ausgangspunkt von Susanne Kriemanns Arbeit Ashes and broken brickwork of a logical theory bildet ihr Interesse für historischen Momente, in denen utopische Modelle sichtbar werden und wieder zusammenfallen. Was von solchen Aufbrüchen bleibt, sind seit der Moderne häufig fotografische – oder filmische – Bilder. Die Arbeit von Susanne Kriemann, die im Künstlerhaus Stuttgart erstmals zu sehen ist, kombiniert eigene Fotografien mit Archivmaterial. In einer Serie von Fotografien sowie einer Diainstallation verknüpft sie die Rezeptionsgeschichte der modernistischen Weissenhofsiedlung (1927) in Stuttgart mit den riesigen archäologischen Ausgrabungsstätten in Vorderasien, um in assoziativer Weise nach dem Verhältnis von Gegenwart und Vergangenheit zu fragen.
In ihren fotografischen Projekten verfolgt Susanne Kriemann einen rechercheorientierten Ansatz. Ausgehend von spezifischen Beobachtungen, die zumeist mit dem Ausstellungsort zusammenhängen, verfolgen die Projekte ihre jeweiligen Motive durch historische Schichten und über geographische oder soziale Distanzen hinweg. Dem Medium der Fotografie kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Die Bilder sind nicht nur ein Mittel der Veranschaulichung von Tatsachen, sondern selbst immer auch Gegenstand der Untersuchungen der Künstlerin. Durch Bezüge auf die Geschichte der Fotografie wird die Art und Weise, wie Bilder unseren Blick auf die Welt konstruieren, zum zentralen Thema ihrer Arbeit.
Eine wichtige Figur in der Stuttgarter Ausstellung spielt Agatha Christie, die neben ihrer Tätigkeit als Krimiautorin auch auf archäologischen Exkursionen mit ihrem Ehemann Max Mallowan als Fotografin tätig war. Ihre Erfahrungen im Mittleren Osten dienten wiederum als Inspiration für viele ihrer Romane, unter anderem für den “Mord im Orient-Express”. Die Weissenhofsiedlung, auf der anderen Seite, existiert zwar in großen Teilen bis heute, in der Architekturgeschichte hat sie aber eine Art Parallelexistenz als Fotografie, die sich immer weiter vom aktuellen Zustand entfernt.
Die Ausstellung von Susanne Kriemann ist eine Koproduktion mit dem Ausstellungsraum Kiosk in Gent, wo sie im Frühjahr 2010 zu sehen sein wird. Zum Ende der Ausstellung erscheint eine Publikation, die mit einer Veranstaltung präsentiert werden wird.
Susanne Kriemann (b. 1972) studierte an der Kunstakademie in Stuttgart und an der Ecole Nationale Superieure des Beaux Arts in Paris, sie lebt in Rotterdam und Berlin. Zuletzt hatte sie Einzelausstellungen im Stedelijk Museum Bureau Amsterdam, in der Galerie Wilfried Lentz Rotterdam und bei Uqbar Berlin (alle 2009). Sie war außerdem an Gruppenausstellungen in der Ursula Blickle Stiftung in Kraichtal, Berlin 89/09 in der Berlinische Galerie, im Nederlands Fotomuseum Rotterdam und an der 5. Berlin-Biennale beteiligt. 2009 erschien ihre Monographie One Time One Million bei Roma Publications, Amsterdam.
Das Künstlerhaus zeigt zwei Einzelausstellungen von Susanne Kriemann und Oscar Tuazon, die sich auf unterschiedliche Weise mit der sozialen Funktion von Architektur auseinandersetzen. Beide Künstler*innen haben für die Ausstellung jeweils neue Arbeiten entwickelt und beziehen sich dabei auf spezifische Aspekte der Architekturgeschichte in Stuttgart.
Oscar Tuazon arbeitet seit einigen Jahren an skulpturalen Werken, die deutliche Bezüge zur Formensprache der Architektur aufweisen. Hatten frühere Arbeiten dabei eine Nähe zu funktionalen Aspekten der Architektur, so konzentriert sich Oscar Tuazon inzwischen zunehmend auf die Materialität der eingesetzten Werkstoffe. Baumaterialien wie Beton, einfaches Bauholz, Glas und Metall werden von ihm häufig entgegen ihres eigentlichen Zweckes verwendet und entwickeln so neue ästhetische Qualitäten. Eine wichtige Referenz für Oscar Tuazon ist dabei Architektur, die von ihren Nutzern selbst entwickelt oder ausgeführt wurde. Er ist fasziniert vom Erfindungsreichtum spontaner Siedlungen und vom improvisierten Gebrauch unterschiedlichster Materialien, mit denen sich Menschen in Räumen einrichten.
Für die Ausstellung Against Nature im Künstlerhaus Stuttgart realisierte Oscar Tuazon eine Reihe von neuen Arbeiten, die an die Forschungen des legendären Instituts für Leichte Flächentragwerke (IL) an der Universität Stuttgart und des Forschungslabors für Experimentelles Bauen in Kassel anknüpfen. Das Institut für Leichte Flächentragwerke wurde von Frei Otto 1964 gegründet und entwickelte im Austausch mit Biolog*innen, Mediziner*innen und Paläontolog*innen experimentelle Konstruktionen, die auf pneumatischen und biologischen Konstruktionsprinzipien basieren. Das bekannteste Gebäude Ottos ist die zwischen 1968 und 1972 realisierte Überdachung des Olympiageländes in München. Das Kassler Institut wird bis heute von Frei Ottos ehemaligem Mitarbeiter Gernot Minke betrieben.
Oscar Tuazon greift in seiner Installation nicht nur auf die formellen Eigenschaften der architektonischen Forschungen zurück, im Zentrum seines Interesses steht vielmehr die Radikalität des in die Architekturvisionen eingeschriebenen Lebensentwurfs, etwa nomadischer oder völlig isolierter Lebensweisen. Mit leichten Stahlkonstruktionen, rohem Beton, Plastikplanen und Reifen gliedert Oscar Tuazon den Ausstellungsraum und übersetzt die Fähigkeit von Architektur, Stimmungen zu erzeugen, in den Ausstellungsraum. In die Installation sind weitere Arbeiten integriert, die wie Modelle funktionieren und so die räumliche Inszenierung zwischen tatsächlicher und bildhafter Architektur oszillieren lassen. Der Titel der Ausstellung geht auf die englische Übersetzung von Joris-Karl Huysmans Roman Gegen den Strich (1884) zurück, der das Leben eines jungen Ästheten beschreibt, der schließlich völlig zurückgezogen in einer ganz und gar künstlichen Welt lebt.
Oscar Tuazon (b. 1975 Seattle, WA, USA) lebt und arbeitet in Paris. Er hat in den letzten Jahren an zahlreichen internationalen Austellungen teilgenommen. Zu seinen letzten Ausstellungen zählen Einzelpräsentationen im Centre international d’art et du paysage, Ile de Vassiviere, Galerie Balice Hertling Paris, in der David Roberts Foundation London, Standard Oslo (alle 2009), bei Michele Maccarone New York, dem Seattle Art Museum (2009) und im Palais de Tokyo Paris (2007). Im nächsten Jahr zeigt er eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Bern. Zusätzlich zu seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit ist Oscar Tuazon Mitbetreiber der Galerie Castillo/Corrales in Paris sowie von Section 7 Books, einem Buchladen, der gleichzeitig als Ort des Austausches zwischen Künstler*innen in Paris dient. Against Nature ist Oscar Tuazons erste Einzelausstellung in Deutschland.
Die Ausstellung von Oscar Tuazon wird vom Institut Français und CULTURESFRANCE unterstützt.
Der mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Stiftungspreis der Stiftung für Kunst und Wissenschaft geht in diesem Jahr zu gleichen Teilen mit jeweils 7.500 Euro an das Künstlerhaus Stuttgart und die Stankowski-Stiftung. Mit dem Stiftungspreis, der einmal im Jahr vergeben wird, prämiert die Stiftung herausragende kulturelle Leistungen in Baden-Württemberg.
Dr. Max Gögler, Vorsitzender des Stiftungsvorstands: “Das Künstlerhaus und die Stankowski-Stiftung tragen wesentlich zum kulturellen Leben in Baden-Württemberg, aber auch darüber hinaus bei. So unterschiedlich die beiden Preisträger auch sein mögen, so ähneln sie sich doch im konzeptionellen Ansatz: Beide haben sich vom klassischen Museumsbild entfernt und öffnen Kunst und Künstlern den Weg in den öffentlichen Raum. Die Kunst hat den Bilderrahmen verlassen.”
Eine Reihe von Konzerten und Performances bildet einen zentralen Teil des Projektes Cornelius Cardew und die Freiheit des Hörens und stellt neue und unterschiedliche Zugänge auf das Werk von Cornelius Cardew vor. Zu den Veranstaltungen zählen Konzerte mit ehemaligen Mitarbeiter:innen von Cardew (wie Keith Rowe) als auch verschiedene Interpretationen seiner Hauptwerke durch die Staatsoper Stuttgart, den französischen Dirigenten Jean-Jacques Palix sowie den elektronischen Musiker Ekkehard Ehlers. Für eine weitere Aufführung nähern sich die französischen Choreographen Annie Vigier und Franck Apertet aus der Perspektive des Tanzes mit Cardews Kompositionen. Die letzte Aufführung der Reihe wird von Horace und Walter Cardew, den beiden Söhnen des Komponisten, gestaltet.
Michael Parsons: Walk
05.11.2009, 15:00 Uhr
Ort: Hauptbahnhof Stuttgart, Haupthalle
Keith Rowe: Konzert und Gespräch
05.11.2009, 19:00 Uhr
The Great Learning – Paragraph 7, Leitung: Jean-Jacques Palix
Ekkehard Ehlers, Innocence
07.11.2009, 19:00 Uhr
The Great Learning – Paragraph 1, Leitung: Stefan Schreiber
20.11.2009, 19:00 Uhr
mit dem Jugendchor der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart unter der Leitung von Thomas Schäfer
The Great Learning – Paragraph 5, Leitung: Annie Vigier, Franck Apertet, Lore Gablier
Horace and Walter Cardew: Konzert
21.11.2009, 17:00 Uhr
Ort, wenn nicht anders angegeben: Künstlerhaus Stuttgart, 2. Stock
Eintritt: 5,00 EUR (ermäßigt: 3,00 EUR)
05. November 2009, 15 Uhr
Michael Parsons: Walk
Ort: Hauptbahnhof Stuttgart, Haupthalle
Michael Parsons Walk wurde ursprünglich 1969 für das Scratch Orchestra geschrieben und im Mai 1970 zum ersten Mal auf dem Vorplatz der Euston Station aufgeführt. “Walk” gilt als eine der bekanntesten Kompositionen des Orchesters, es ist eine verbale Partitur für eine beliebige Anzahl von Personen, die sich im öffentlichen Raum bewegen. Das Stück besteht aus einfachen Körperbewegungen und Pausen, deren Dauer und Geschwindigkeit von Zufallszahlen bestimmt und von den Teilnehmer*innen interpretiert wird.
Michael Parsons (geb. 1938) ist Komponist und Musiker und gilt als einer der Pioniere der experimentellen Musik in England. Er gründete 1969 gemeinsam mit Cornelius Cardew und Howard Skempton das Scratch Orchestra. Eine Zusammenstellung seiner Kompositionen für Klavier wurde vor kurzem von Mathieu Copeland veröffentlicht (Michael Parsons: Piano Music 1993-2007, Klavier: John Tilbury).
05. November 2009, 19 Uhr
Keith Rowe: Konzert und Gespräch
Keith Rowe, ehemals Mitglied des Scratch Orchestra und des einflussreichen Improvisationsensembles AMM, gibt eines seiner legendären Konzerte mit präparierter E-Gitarre. Rowe entwickelte zunächst vor allem mit AMM einen unkonventionellen Gebrauch der Gitarre, mit dem er für die Avantgardemusik neue Spielmöglichkeiten vorbereitete. Er legt zum Spielen die Gitarre auf einen Tisch und verwendet Materialien, um sie ähnlich wie ein Klavier zu präparieren. Im Anschluss an das Konzert spricht Rowe über die Geschichte des Scratch Orchestra und von AMM.
Keith Rowe (geb. 1940) ist ein britischer Gitarrist und bildender Künstler. Er ist einer der Begründer der elektroakustischen Improvisation. Mitte der 1960er Jahre gründete er zusammen mit Lou Gare und Eddie Prévost die Gruppe AMM, die Cornelius Cardew bei der Ausarbeitung seiner improvisationsorientierten Stücke wie “Treatise” und “The Tiger’s Mind” beeinflusste.
07. November 2009, 19 Uhr
The Great Learning – Paragraph 7, Leitung: Jean-Jacques Palix
The Great Learning besteht aus sieben einzelnen Werken oder Paragraphen und wurde zwischen 1968 und 1971 von Cornelius Cardew geschrieben. Die Komposition basiert auf den sieben einleitenden Absätzen des Ta Hio, des ersten der vier Bücher, die dem chinesischen Philosophen Konfuzius zugeschrieben werden. Cardew benutzte eine Übersetzung des Dichters Ezra Pound und begleitete oder unterbrach die gesprochenen und gesungenen Textabschnitte mit ausführlichen musikalischen Interventionen, die auf unterschiedlichste Weise notiert sind. Cardew verwandte klassische Notenschrift, andere grafische Darstellungsformen sowie Textbeschreibungen, die bis zur freien Improvisation reichen. Das ganze Werk dauert etwa sieben Stunden, die einzelnen Paragraphen haben eine Dauer zwischen 30 Minuten und zwei Stunden.
Der Paragraph 7 für eine beliebige Anzahl geübter oder nichtgeübter Stimmen ist der einzige Paragraph aus Cornelius Cardews The Great Learning ohne Instrumente. Die einfachen Textanweisungen benötigen keine musikalische Erfahrung und können praktisch von jeder Gruppe eingeübt werden. Paragraph 7 ist Cardews am weitesten gehender Versuch ein musikalisches Werk zu schaffen, das mit technischer Virtuosität und der damit einhergehenden hierarchischen Unterteilung zwischen Aufführenden und Zuhörer*innen in der traditionellen musikalischen Praxis bricht. Die Komposition ist deshalb so gestaltet, dass es keine formale Unterscheidung zwischen einer Aufführung von ausgebildeten Sänger*iinnen und einer Gruppe “musikalischer Unschuldiger”, wie Cardew es nannte, gibt. Das Konzert wird von Jean-Jacques Palix gemeinsam mit einer Gruppe aus Stuttgart realisiert.
Jean-Jaques Palix ist Komponist und Dirigent und war in den 1980er Jahren Mitbegründer von Radio Nova, nachdem der vorher u.a. für Radio France tätig war. Er betreibt des Label Song Active Production.
Ekkehard Ehlers: Innocence
Der Musiker Ekkehard Ehlers arbeitet in unterschiedlichsten Zusammenhängen im Bereich der elektronischen Musik. Neben seinen Soloprojekten, u.a. für die Labels Force Inc. und Klang, veröffentlichte er gemeinsam mit Sebastian Meissner als Autopoesies und mit der Band März. Er verwendet Samples unterschiedlichster Herkunft, auch aus der Neuen Musik, in überraschenden neuen Zusammenhängen. Seit 2001 arbeitet Ehlers an einer Serie von musikalischen Rekonstruktionen, etwa von Cornelius Cardew und John Cassavetes, die auf dem Album Plays (2002) zusammengefasst wurden. Ausserderm arbeitete Ehlers mit den Choreographen William Forsythe und Christoph Winkler und produzierte Remixe und Livekonzerte für die Red Hot Chili Peppers. Für das Konzert in Stuttgart wird Ehlers erstmals die späten politischen Kompositionen von Cornelius Cardew aufgreifen.
20. November, 19 Uhr
The Great Learning – Paragraph 1, Leitung: Stefan Schreiber, mit dem Jugendchor der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart unter der Leitung von Thomas Schäfer
Fertiggestellt im April 1968, wurde der Paragraph 1 aus The Great Learning zum ersten Mal im Rahmen des Cheltenham Music Festival im Juli 1968 aufgeführt. Obwohl die Notation und die Anforderungen an die Musiker*innen außerhalb der musikalischen Konventionen liegen, wurde der Paragraph 1 nicht für Laien geschrieben – tatsächlich wurde das Scratch Orchestra erst später gegründet. Paragraph 1 beginnt mit einem Orgelsolo und gipfelt in einer Reihe von Pfeifensoli, die mit dem gesprochenen Chor aus Ezra Pounds Übersetzung des Konfuzius-Textes alternieren. Die unterschiedlichen, erfinderischen und eigenwilligen Verfahren, mit denen Cardew in The Great Learning die Schriftzeichen des Ta Hio in Noten übersetzt, kann man hier in den kunstvollen kalligraphischen Strichen und Schnörkeln beobachten, die Notenköpfe und Hälse der traditionellen Notenschrift in den Pfeifensoli ersetzen.
21. November, 17 Uhr
The Great Learning – Paragraph 5, Leitung: Annie Vigier, Franck Apertet, Lore Gablier
Der Paragraph 5 aus The Great Learning ist für eine unbegrenzte Anzahl von Teilnehmer*innen, die nicht notwendigerweise musikalisch ausgebildet sind. Das Stück beginnt mit einem “Gebärdenspiel” aus einer Reihe von Gesten, die amerikanisch-indianischen Zeichensprachen des 19. Jahrhunderts entlehnt sind. Cardew entwickelte die Gesten als visuelle Übersetzungen der kalligraphischen Elemente, die den chinesischen Text des fünften Absatzes aus Konfuzius’ Ta Hio bilden. Der Pantomime folgen acht kurze, textlich notierte Kompositionen, denen jeweils eine gemeinsame Rezitation von Ezra Pounds Übersetzung des konfuzianischen Textes vorangeht. Gebärdenspiel und darauffolgende Kompositionen sind als sorgfältig einstudierte Übungen gedacht, die den eigentlichen Höhepunkt des Stückes vorbereiten: eine kollektive und freie Improvisation.
Paragraph 5 wird von der Tanzcompagnie Les gens d’Uterpan produziert, die von den Tänzern und Choreographen Annie Vigier und Franck Apertet in Paris gegründet wurde. Annie Vigier und Franck Apertet zählen zu den herausragenden Positionen in der zeitgenössischen Performancekunst in Frankreich und arbeiten seit einigen Jahren an der Grenze zwischen Tanz und bildender Kunst. Ihre Stücke behandeln den menschlichen Körper und dessen Repräsentation in der tänzerischen Arbeit. Vigier und Apertet schaffen einen konzeptuellen Zugang auf den zeitgenössischen Tanz, der eine neue Betrachtung der verschiedenen Methoden der Darstellung, Produktion und Interpretation von Tanz ermöglicht, die Grenzen zwischen Tänzern sowie die Stellung des Betrachters in Frage stellt.
Tänzer*innen: Sophie Demeyer, Déborah Lary, Clémentine Maubon, Stève Paulet, Luis Andres Corvalan Correa, Emilie Bonnaud, Santiago Reyes, Thibaud Croisy, Lore Gablier.
Les gens d’Uterpan (Annie Vigier und Franck Apertet), sind seit September 2008 “artists in residence” des CAC Brétigny und werden unterstützt vom Département de l’Essonne und dem CAC Bretigny, einer Einrichtung der Communauté du Val d’Orge. Weitere Unterstützung vom Büro für regionale Kulturarbeit Ile-de-France, dem Ministerium für Kultur und Kommunikation der Region Ile-de-France und dem Département de Paris.
Mit freundlicher Unterützung von Geigenbau Goes, Stuttgart.
Horace and Walter Cardew: Konzert
Horace Cardew studierte Saxophon und Klarinette an der Royal Academy of Music. Er arbeitet als Musiker in unterschiedlichen Zusammenhängen, u.a. mit Walter & Sabrina. Walter Cardew studierte an der Guildhall School of Music und am Goldsmiths College und arbeitet mit Walter & Sabrina seit den ersten Veröffentlichungen 1994. 2006 gründete er Danny Dark Records (www.dannydarkrecords.com) und veröffentlicht bislang unveröffentlichte Werke ihres Vaters Cornelius Cardew. Horace and Walter Cardew werden Kompositionen für Klarinette und elektrische Gitarre spielen sowie Interpretation einiger der Ode Machines aus dem Paragraph 5 von Cornelius Cardews The Great Learning. Die Ode Machines sind vokale Melodien die solo oder begleitet aufgeführt werden können.
Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation mit der Staatsoper Stuttgart und wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg unterstützt. Das Projekt von Annie Vigier, Franck Apertet und Lore Gablier wird vom Institut français Stuttgart, dem Institut français Berlin / Bureau de la création artistique – Théâtre et Danse und von Le Générateur unterstützt.
Die Ausstellung Quasar ⇔ Lanterns, die der Künstler Ei Arakawa gemeinsam mit dem Musiker Sergei Tcherepnin für das Künstlerhaus Stuttgart entwickelt hat, besteht aus einer Installation, drei Videos, einer Reihe von Soundarbeiten sowie einer Performance. Die Installation nimmt das Zentrum des Ausstellungsraumes ein und bildet eine aus unterschiedlichen, symbolisch aufgeladenen Objekten wie Teppichen und Laternen zusammengestellte räumliche Barriere. Jeden Tag wird die Installation zu einer unterschiedlichen Zeit durch eine von drei Soundarbeiten aktiviert, die jeweils etwa 30 Minuten lang sind. Die Klangarbeiten sind über ein System in den Räumen installierter Lautsprecher zu hören, wodurch der Sound eine enorme räumliche Wirkung entfaltet. Die Musik kombiniert analoge Synthesizer und andere Instrumente mit atmosphärischen Aufnahmen, sogenannten Field Recordings, die auf Reisen der beiden Künstler in die Türkei und Georgien entstanden sind.
Ei Arakawa und Sergei Tcherepnin erproben in ihrer gemeinsamen Ausstellung das Zusammenspiel von Musik und bildender Kunst, das in der Tradition der modernen Avantgarden, aber auch einer Reihe von interdisziplinären Nachkriegstraditionen (etwa dem amerikanischen Arts & Technology-Programm und Jikken Kobo aus Japan) steht. Wie diese interessieren sich die beiden Künstler für die Möglichkeiten, künstlerische Environments zu schaffen, die Besucher+innen physisch in das Werk einbeziehen und ihre Rollen und Wahrnehmung verändern. Indem die Installation auf eine von der subjektiven Bewegung abhängige Erfahrung hin konzipiert ist, entwickelt der Raum eine gleichsam performative Qualität. Eine weitere Ebene bilden historische und biographische Aspekte, die Ei Arakawa und Sergei Tcherepnin einfließen lassen, etwa durch die Neubesetzung der Tonspur eines japanischen Films aus den Nachkriegsjahren (produziert von einem ehemaligen Mitglied von Jikken Kobo) oder gefilmten Performances in Georgien, wo Tcherepnins Großvater als Komponist an der vorsowjetischen Avantgardebewegung beteiligt war. Die Installation bietet keine historische Rekonstruktion oder eine konkrete Erzählung, sondern verknüpft die verschiedenen Bedeutungen und Ebenen, um Fragen, etwa nach dem Verhältnis von Klang und Raumerfahrung, zu stellen und Momente der Instabilität und des offenen Austauschs zwischen verschiedenen kulturellen Systemen zu inszenieren.
Als Teil der Ausstellung zeigen Ei Arakawa und Sergei Tcherepnin im temporären Projektraum WHITE HEAT die Performance Lanterns ⇔ Quasar, die eine verdichtete Variante der Ausstellung darstellt. Die Performance findet am 20. September 2009 um 17 Uhr statt.
Mit freundlicher Unterstützung der Teppichgalerie Borhanian, Stuttgart und Südwest Sound, Neustadt an der Weinstrasse.
Stadtstaat untersucht die wechselseitigen Beziehungen zwischen zeitgenössischen Formen der Regierung und den visuellen Strategien, die dabei zum Einsatz kommen. Dabei dient ein imaginärer Stadtstaat als Fallstudie. Das vorgestellte politische Konstrukt ist das Ergebnis der unwahrscheinlichen Fusion zweier Städte in verschiedenen Ländern und in einiger Entfernung, Stuttgart und Utrecht. Das Szenario des fiktiven Staates spielt vor dem Hintergrund der gegenwärtigen geopolitischen Bedingungen: der ökonomischen Krise, der wachsenden Bedeutung von Netzwerken, Partnerschaften und strategischen Allianzen als Ersatz von Herrschaft und der zunehmenden Anforderung an Städte, in globalem Maßstab mit anderen Städten in einen Wettbewerb um Sichtbarkeit zu treten.
Das Projekt beschäftigt sich mit der Entwicklung einer Marke und anderen Darstellungsmodellen des Stadtstaates, die in einem umfangreichen politischen Programm münden. Der Gestaltungsprozess ist als visueller Horizont angelegt, in dem das Unmögliche sichtbar wird, um neue Möglichkeiten vorstellbar zu machen. Dieses der üblichen Vorgehensweise bei der Vorstellung und Repräsentation einer politischen Einheit entgegenlaufende Verfahren eröffnet einen spekulativen Wahrnehmungsraum für die verschiedenen Ebenen, auf denen sich Städte und Nationalstaaten formieren, und die Effekte neuer Informationstechnologien auf räumliche Strukturen. Die grafische Oberfläche wird auf diese Weise zu einem möglichen Medium der Kommunikation und der politischen Interaktion.
Im Zentrum des Projektes stehen die im Ausstellungsraum in Form einer räumlichen Assemblage gezeigten visuellen und repräsentativen Elemente des Stadtstaates. Diese basieren auf einer Recherche über die beiden Städte und ihren bestehenden visuellen Markenzeichen. Einen weiteren konzeptuellen Ansatzpunkt des Projektes bildet die langfristige Beschäftigung von Metahaven mit neuen Verfahren der Informationstechnologie, wie Kompressions- und Verschlüsselungsmethoden. Diese Verfahren beschreiben nicht nur neutrale Prozesse der Informationstechnokratie, sie stellen vielmehr auf fundamentale Weise bekannte Vorstellungen von Identität, Kommunikation, dem Zugang zu Information und der Rolle des Designers in Frage. Stadtstaat reflektiert solche und andere üblicherweise verborgenen Mechanismen und den Raum, den sie erzeugen.
Stadtstaat wird vom Künstlerhaus Stuttgart und Casco Office for Art, Design and Theory in Utrecht gemeinsam produziert und gezeigt. Das Projekt entfaltet sich in zwei Episoden an den zwei Ausstellungsorten.
Mit freundlicher Unterstützung der Mondriaan-Foundation und dem Medienpartner Slanted.
Following the rebuilding of post-war Western Germany after 1945, the film series Come in, friends, the house is yours! reflects on the opportunities and linits of democratic learning, thinking and acting under market-economy conditions. Künstlerhaus Stuttgart presents two modified programs that was curated by Florian Wüst from Kinemathek Karlsruhe. Modern urban design, civil self-help and education form thematic priorities of the historical re-education films, documentaries and animated films.
Curated by Florian Wüst. Cooperation partner: Kinemathek Karlsruhe.
Short film program: Selbst ist der Mensch
Introduced by Florian Wüst
May 14, 2009, 7 pm
New Town
John Halas & Joy Batchelor, UK 1948, 8′
After 1945, England built numerous new housing estates to reduce the overcrowding in big cities and to create substitute for houses and apartments that were damaged or destroyed during the war. The animated film New Town by John Halas and Joy Batchelor is about the average citizen Charly. Charly contrasts the unhealthy life and work in the old industrial metropolis with the new functional cities: open green areas, diverse housing estates and community centers form the basis of modern life circumstances.
Lender: British Film Institute, London
Jedermann ein Fußgänger
Willi Prager, Producer: Zeit im Film, BRD 1950, 13′
Increasing traffic in Western German cities became a problem in the 1950s, the number of accidents surged dramatically. The re-education film Jedermann ein Fußgänger shows that it’s not only a job of the police to master the situation – it also requires ordinary citizens to be attentive and responsible. The films shows a session of Stuttgart’s traffic parliament, where car drivers, pedestrians, residents, tradespeople and communal representatives come together to “discuss problems, hear opinions and find the best solution for everyone”. The film suggests concrete measures – straightening of streets, installation of mirrors at critical crossroads, etc. – and shows democratic processes regarding public concerns.
Lender: Kinemathek Hamburg
Und was meinen Sie dazu?
Eva Kroll, Producer: Zeit im Film, BRD 1950, 18′
A loudspeaker van drives across Marburg inviting people to a discussion about gender equality. It’s a discussion about a new mindset – not comparable to a market argument on the quality of offered fish. There are rules that are supposed to keep the discussion going. The aim of a discussion is to examine all sides of the problem so that everyone can form an opinion. In order to give an introduction on the techniques of discussing, Eva Kroll participated in a training for discussion leaders at House Schwalbach in Taunus. Different to the principle of the Führer during the Nazi regime, the remembrance of the religious conversations of Marburg (1529) proves the discussion culture in German history.
Lender: Kinemathek Hamburg
Das Haus am Dornröschenweg
Hans F. Hermann, Producer: Zeit im Film, BRD 1958, 21′
The house in Dornröschenweg connects the topics democratic education and private homes. Paul Möller, main character of the film, goes to court over a building licence for an estate in the suburbs of Hamburg that was declined by the authorities. He eventually wins and is allowed to build. A conversation with a man, a migrant from the GDR, gives a twist to the story: The man doesn’t believe in the success of the trial which illustrates the intention of the film: Creating faith in the principle that everyone is equal in front of the law and that everyone is free to go to court against the state.
Lender: Bundesarchiv – Filmarchiv, Berlin
Mit beiden Füßen auf der Erde
Loriot, Commissioner: DIE WAAGE, BRD 1959, 3′
The association DIE WAAGE. Gemeinschaft zur Förderung des sozialen Ausgleichs e.V. existed from 1952 to 1965 and represented an informal circle of companies that advocated for social market economy and the bourgeois majority in the elections for German Parliament. The last film of WAAGE Mit beiden Füßen auf der Erde (1959) was written by Loriot.
Lender: Foundation Rheinisch-Westfälisches Economic Archive Cologne#
Porträt einer Bewährung
Alexander Kluge, BRD 1964, 13′
Porträt einer Bewährung recounts the live story of former police head constable Karl Müller-Segeberg who was born in 1900 and dutifully served under six administrations until an fateful incident happened during an official act. Unintentionally, a shot unloaded and as a consequence, Müller-Segeberg was pensioned against his will. Alexander Kluge’s film is an authentic portrait of a deeply obedient person. The film was awarded the main price at the Western German Short Film Days at Oberhausen in 1965.
Lender: Deutsche Kinemathek, Berlin
Short film program: Jugend von morgen
Introduced by Florian Wüst
Thursday, May 28, 2009, 7 pm
Aus der Spielkiste
Gerhard Grindel, BRD 1955, 9′
Aus der Spielkiste shows the opening of a playbox by the Red Cross Berlin. Donated toys are repaired and lended to children whose parents can’t afford buying new toys. The administration of the charitable organization is done by children which fosters personal development, responsibility and the awareness to treat common property carefully.
Lender: Federal Archive – Film Archive, Berlin
Aufsätze
Peter Nestler, BRD 1963, 10′
Peter Nestler created a documentary on the school routine of children in in the Swiss mountains. Students recite own essays describing their way to school, their classes or the looks of their teachers. Each recital is different, each child tries to keep a balance between Swiss German and standard German.
Lender: Deutsche Kinemathek, Berlin
Ferien vom Alltag
Johannes Lüdke, Producer: Zeit im Film, BRD 1951, 15′
An introvert baker asks „What do I do?“ (with the afternoon, vacation, life) and Ferien vom Alltag gives an answer. It is a community college excursion to Bavaria, that teaches its participants a democratic mindset, international understanding and a sense for aesthetics. The main characters and the audience have the same learning objective: creating social capacity to act.
Lender: Federal Archive – Film Archive, Berlin
Lehrerstützpunkt
Klemens Becker, Werner Nitzschke, Andreas Mücke, Lienhard Wawrzyn, BRD 1975, 26′
In the 1970s, 15 integrated comprehensive schools were established in West-Berlin, huge concrete buildings based on the same model. Classes 7-10 are located in so-called middle level centers, each of them housing 1500 students and 120 teachers. Sick leaves of teachers are very common in these schools. The film Lehrerstützpunkt that was produced at German Film and Television Academy Berlin shows the daily routine of an ordinary teacher, from waking up to leaving for school. During breakfast, the teacher has nightmare-like visions and considers staying home at his Lehrerstützpunkt.
Lender: Deutsche Kinemathek, Berlin
Het Leesplankje (The Reading Lesson)
Johan van der Keuken, NL 1973, 10′
At Dutch primary schools, students learn reading by using combinations of words and images. In Johan van der Keukens short film Het Leesplankje, these images printed on small cards are gradually being replaced with current events. The filmmaker presents his political world view: “Within a very small space I attempted as far as possible to separate the sequential nature of the images and their meanings. By using short takes I was able to get as far as Salvador Allende’s speech and scenes of Pinochet assuming power in Chile. Then we return again to the beginning, but the whole memorising process is now destroyed.” (Johan van der Keuken)
Lender: Idéale Audience International, Paris
Proper Education
Eric Prydz, SE 2006, 4′
In late 2006, Eric Prydz released his single Proper Education based on a sample of Pink Floyds Another Brick in the Wall (1979). For the first time ever, Pink Floyd had allowed a remix of one of their songs. The Swedish house DJ turned the classic into more than just a remix: The video clip shows that especially students and youths can safe the planet that is currently threatened by climate change.
Copyright: Ministry of Sound
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln und USIA – Embassy of the United States of America.
Ausstellung
Edgar Arceneaux, Jos De Gruyter/Harald Thys, Ruth Ewan, Dani Gal, Ines Schaber/Stefan Pente, Jeronimo Voss
“Come in, friends, the house is yours!” thematisiert Prozesse der Gemeinschaftsbildung und demokratischen Mitbestimmung. Das Projekt umfasst Ausstellungen und Veranstaltungen im Künstlerhaus Stuttgart und im Badischen Kunstverein sowie eine Filmreihe in der Kinemathek Karlsruhe und im Künstlerhaus. Im Zentrum der Ausstellungen stehen verschiedene Methoden, über die sich gesellschaftliche Identifikation und Teilhabe vermitteln. Dazu zählen sowohl partizipative Verfahren, politische Abstimmungsprozesse und pädagogische Herangehensweisen, als auch bildhafte und sprachliche Formen, über die sich gemeinschaftliches Handeln artikuliert. Die künstlerischen Formate reichen von Zeichnungen, Fotografien und Filmen über Installationen und Skulpturen bis hin zu Aktionen und Workshops. Der Projekttitel bezieht sich auf ein Zitat des brasilianischen Theaterautor:innen und Pädagog:innen Augusto Boal. Die von ihm entwickelten experimentellen Theaterformen waren explizit als Foren politischer Verhandlung angelegt.
Mit welchen Bildern, Symbolen und Rhetoriken wird die Identifikation des Einzelnen mit einer sozialen, politischen, ökonomischen oder kulturellen Idee argumentiert? Wie greift die heutige Gesellschaft auf kollektive Sprach- und Bildgedächtnisse zurück, um Gemeinschaft zu konstituieren und welche Mechanismen des Ein- oder Ausschlusses bedingt dieser Konsens wiederum? Aber vor allem: Was für neue Aktionsräume ergeben sich aus einer Beschäftigung mit den visuellen und sprachlichen Grenzen gegenwärtiger Gesellschaftsformen?
Das Projekt geht von der Annahme aus, dass sich Gemeinschaften über ein geteiltes Bild- und Sprachvokabular herstellen. Institutionen wie Schulen, Universitäten, Parlamente, aber auch Kultureinrichtungen spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie normative Vorstellungen und Ideen einüben. „Come in, friends, the house is yours!” reflektiert die ambivalente Funktion von Bildung und Vermittlung und sensibilisiert für die Möglichkeit neuer Produktivität im Konflikt. Dem französischen Philosophen Jacques Rancière zufolge wird nur durch ein kritisches Hinterfragen der etablierten “Aufteilung des Sinnlichen” politisches Handeln wieder möglich.
So hinterfragen einige künstlerische Beiträge die Funktion schulischer Institutionen oder die Mechanismen staatlicher, sozialer oder wirtschaftlicher Repräsentation. Andere Arbeiten bieten hingegen eigene Strukturen für gemeinschaftliche Partizipation an Politik und Wissen oder widmen sich methodischen Fragen zur Vermittlung über Text und Bild. An diese Diskussion schließt auch die Filmreihe an, in der Re-Education-Filme einen Schwerpunkt bilden. Diese Filme wurden im Nachkriegsdeutschland zum wichtigsten Mittel einer Imagekampagne der westlichen Alliierten, um eine spezifische Idee von Demokratie und Marktwirtschaft massenwirksam zu verbreiten.
Die Präsentationform im Künstlerhaus Stuttgart reflektiert das Thema, indem die Ausstellung selbst als “Bühne” für Diskussionen und Auseinandersetzungen konzipiert ist. Künstlerische Werke stehen neben dokumentarischen und theoretischen Beiträgen und Filmscreenings, die Fragen der Mitbestimmung und der gesellschaftlichen Teilhabe vor dem Hintergrund der Pädagogik, des Städtebaus und der politischen Ästhetik diskutieren. Zusätzlich wurden weitere Initiativen aus Stuttgart eingeladen, die Räume im Künstlerhaus für eigene Präsentationen zu nutzen und divergierende Schwerpunkte zu setzen, die Prinzipien der Mitbestimmung pragmatisch erproben.
“Come in, friends, the house is yours!” bildet den thematischen Auftakt für den Beitrag des Künstlerhaus Stuttgart im europaweiten Projekt “Neue Auftraggeber”. In den nächsten 18 Monaten werden in diesem Rahmen zwei künstlerische Projekte in Zusammenarbeit mit existierenden sozialen Gruppierungen erarbeitet.
Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Badischen Kunstverein und der Kinemathek Karlsruhe statt.
Credits: 1: Dani Gal: The Record Archive, fortlaufend 2: Jos De Gruyter / Harald Thys: Ten Weyngaert, 2007 3: Installationsansicht 4: Jeronimo Voss: Representation Fails, 2009
Selbst ist der Mensch, Kurzfilmprogramm mit Einführung von Florian Wüst
Donnerstag, 14. Mai, 19 Uhr
Die Maschinen denken über Dich nach. Die kybernetischen Träume des Gordon Pask, Vortrag von Margit Rosen
Dienstag, 19. Mai, 19 Uhr
Vorträge und Filmprogramm mit Marina Vishmidt und Steve Rushton
Freitag, 22. Mai, 19 Uhr
Das Erziehungsbild, Vorträge und Filmprogramm mit Marion von Osten und Barbara Wurm
Montag, 25. Mai , 19 Uhr
Das Erziehungsbild, Filmprogramm
Dienstag, 26. Mai, 19 Uhr
Jugend von morgen, Kurzfilmprogramm mit Einführung von Florian Wüst
Donnerstag, 28. Mai, 19 Uhr
Kunst und Teilhabe, Gespräch mit Susanne Jakob und Silke Schwab
Montag, 8. Juni, 19 Uhr
Urban Surplus, Centralities and Counter-operations, Workshop und Vorträge mit Andreas Müller und Miguel Robles-Durán, Moderation: Stephan Trüby
Freitag, 12. Juni, 15 Uhr
M.O.M.I. und Richheart, Konzert/Performance
Samstag, 20. Juni, 19 Uhr
Mit freundlicher Unterstützung der LBBW-Stiftung und des Landes Baden-Württemberg.
Come in, friends, the house is yours! thematisiert Prozesse der Gemeinschaftsbildung und demokratischen Mitbestimmung. Das Projekt umfasst Ausstellungen und Veranstaltungen im Künstlerhaus Stuttgart und im Badischen Kunstverein sowie eine Filmreihe in der Kinemathek Karlsruhe und im Künstlerhaus. Im Zentrum der Ausstellungen stehen verschiedene Methoden, über die sich gesellschaftliche Identifikation und Teilhabe vermitteln. Dazu zählen sowohl partizipative Verfahren, politische Abstimmungsprozesse und pädagogische Herangehensweisen, als auch bildhafte und sprachliche Formen, über die sich gemeinschaftliches Handeln artikuliert. Die künstlerischen Formate reichen von Zeichnungen, Fotografien und Filmen über Installationen und Skulpturen bis hin zu Aktionen und Workshops. Der Projekttitel bezieht sich auf ein Zitat des brasilianischen Theaterautor:innen und Pädagog:innen Augusto Boal. Die von ihm entwickelten experimentellen Theaterformen waren explizit als Foren politischer Verhandlung angelegt.
Mit welchen Bildern, Symbolen und Rhetoriken wird die Identifikation des Einzelnen mit einer sozialen, politischen, ökonomischen oder kulturellen Idee argumentiert? Wie greift die heutige Gesellschaft auf kollektive Sprach- und Bildgedächtnisse zurück, um Gemeinschaft zu konstituieren und welche Mechanismen des Ein- oder Ausschlusses bedingt dieser Konsens wiederum? Aber vor allem: Was für neue Aktionsräume ergeben sich aus einer Beschäftigung mit den visuellen und sprachlichen Grenzen gegenwärtiger Gesellschaftsformen?
Das Projekt geht von der Annahme aus, dass sich Gemeinschaften über ein geteiltes Bild- und Sprachvokabular herstellen. Institutionen wie Schulen, Universitäten, Parlamente, aber auch Kultureinrichtungen spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie normative Vorstellungen und Ideen einüben. Come in, friends, the house is yours! reflektiert die ambivalente Funktion von Bildung und Vermittlung und sensibilisiert für die Möglichkeit neuer Produktivität im Konflikt. Dem französischen Philosophen Jacques Rancière zufolge wird nur durch ein kritisches Hinterfragen der etablierten “Aufteilung des Sinnlichen” politisches Handeln wieder möglich.
So hinterfragen einige künstlerische Beiträge die Funktion schulischer Institutionen oder die Mechanismen staatlicher, sozialer oder wirtschaftlicher Repräsentation. Andere Arbeiten bieten hingegen eigene Strukturen für gemeinschaftliche Partizipation an Politik und Wissen oder widmen sich methodischen Fragen zur Vermittlung über Text und Bild. An diese Diskussion schließt auch die Filmreihe an, in der Re-Education-Filme einen Schwerpunkt bilden. Diese Filme wurden im Nachkriegsdeutschland zum wichtigsten Mittel einer Imagekampagne der westlichen Alliierten, um eine spezifische Idee von Demokratie und Marktwirtschaft massenwirksam zu verbreiten.
Die Präsentationform im Künstlerhaus Stuttgart reflektiert das Thema, indem die Ausstellung selbst als Bühne für Diskussionen und Auseinandersetzungen konzipiert ist. Künstlerische Werke stehen neben dokumentarischen und theoretischen Beiträgen und Filmscreenings, die Fragen der Mitbestimmung und der gesellschaftlichen Teilhabe vor dem Hintergrund der Pädagogik, des Städtebaus und der politischen Ästhetik diskutieren. Zusätzlich wurden weitere Initiativen aus Stuttgart eingeladen, die Räume im Künstlerhaus für eigene Präsentationen zu nutzen und divergierende Schwerpunkte zu setzen, die Prinzipien der Mitbestimmung pragmatisch erproben.
Come in, friends, the house is yours! bildet den thematischen Auftakt für den Beitrag des Künstlerhaus Stuttgart im europaweiten Projekt Neue Auftraggeber. In den nächsten 18 Monaten werden in diesem Rahmen zwei künstlerische Projekte in Zusammenarbeit mit existierenden sozialen Gruppierungen erarbeitet.
Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Badischen Kunstverein und der Kinemathek Karlsruhe statt.
Programm
Selbst ist der Mensch
Kurzfilmprogramm mit Einführung von Florian Wüst
Donnerstag, 14. Mai, 19 Uhr
Die Maschinen denken über Dich nach. Die kybernetischen Träume des Gordon Pask
Vortrag von Margit Rosen
Dienstag, 19. Mai, 19 Uhr
Vorträge und Filmprogramm mit Marina Vishmidt und Steve Rushton
Freitag, 22. Mai, 19 Uhr
Das Erziehungsbild
Vorträge und Filmprogramm mit Marion von Osten und Barbara Wurm
Montag, 25. Mai , 19 Uhr
Das Erziehungsbild
Filmprogramm
Dienstag, 26. Mai, 19 Uhr
Jugend von morgen
Kurzfilmprogramm mit Einführung von Florian Wüst
Donnerstag, 28. Mai, 19 Uhr
Kunst und Teilhabe
Gespräch mit Susanne Jakob und Silke Schwab
Montag, 8. Juni, 19 Uhr
Urban Surplus. Centralities and Counter-operations
Workshop und Vorträge mit Andreas Müller und Miguel Robles-Durán, Moderation: Stephan Trüby
Freitag, 12. Juni, 15 Uhr
M.O.M.I. und Richheart
Konzert/Performance
Samstag, 20. Juni, 19 Uhr
Mit freundlicher Unterstützung der LBBW-Stiftung und des Landes Baden-Württemberg.
Die zweitägige Veranstaltung untersucht die Möglichkeiten partizipativer Produktionsformen und einer zeitgemäßen Kunstvermittlung von Kunstvereinen und Museen. Welche Rolle spielt das Publikum heutzutage in einer Kunstinstitution? Wie funktioniert Vermittlung? Unter welchen Bedingungen und mit welchen Mitteln können Ausstellungen zu Kommunikationsräumen werden?
Zeitgenössischen Vermittlungsmodellen geht es darum, Betrachter:innen einzubeziehen und mit diesen als Co-Produzent:innen, Kompliz:innen oder Ausstellungskritiker:innen in Verhandlungen zu treten. Auf diese Weise stellen sie auch für die Kunstinstitution Ansätze dar, ihren Auftrag durch neue dynamische Formen der Kunstpräsentation weiterzuentwickeln.
Die Veranstaltung beschäftigt sich am Freitag in Vorträgen und Paneldiskussionen mit der Kunstvermittlung als eigenständigem Handlungsraum im Spannungsfeld zwischen institutionellen und emanzipativen Ansprüchen. Am folgenden Tag bieten Workshops einen Einblick in neue Formen der Vermittlung und diskutieren die Potentiale einer reflexiven und experimentellen Vermittlungspraxis.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) mit dem Künstlerhaus Stuttgart und Claudia Hummel (Kunstvermittlerin & Künstlerin, Berlin).
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, die erste Einzelausstellung von Rosalind Nashashibi in Deutschland zu präsentieren. Die britische Künstlerin ist vor allem für ihre konzeptionellen Filmarbeiten sowie Collagen und Fotografien bekannt. Die Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart stellt das Werk von Rosalind Nashashibi mit einem konzentrierten Überblick ihrer Filmarbeiten vor.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die drei als 16mm-Projektionen gezeigten Filme Eyeballing (16mm, 2005), Bachelor Machines Part 1 (16mm, 2007) und Footnote (16mm, 2008), die in den letzten Jahren entstanden sind. Weitere Film- und Videoarbeiten der Künstlerin werden in einem zusätzlichen Filmprogramm vorgestellt. Die Arbeiten befassen sich auf unterschiedliche Weise mit der psychologischen Atmosphäre von zunächst alltäglich erscheinenden Orten und Gegenständen. Obwohl sie von unterschiedlichen Zusammenhängen handeln, wie etwa dem Leben auf einem Frachtschiff (Bachelor Machines Part 1) oder Traumzuständen zwischen Wachsein und Schlaf wie in Footnote, so eint die Filme ein zugleich analytischer Blick wie auch eine ausgesprochen elegante und dichte filmische Sprache.
Die Konfrontation der unterschiedlichen, aus verschiedenen Werkphasen der Künstlerin stammenden Filme ermöglicht eine Aufmerksamkeit für immer wiederkehrende Themen und formale Strategien in Nashashibis Werk, etwa ihrer Beschäftigung mit anthropomorphen Bildern. Die Ausstellungsstruktur bezieht sich auf ein Arbeitsprinzip der Künstlerin, die immer wieder auf ältere eigene Arbeiten zurückgreift und diese in veränderter Form in neuere Arbeiten integriert. Nashashibis wohl bekanntester Film ist Eyeballing, in dem statische Einstellungen von als abstrahierte Gesichter erscheinenden architektonischen Details und Objektanordnungen mit distanzierten Beobachtungen einer Polizeistation in Lower Manhattan abwechseln. Ähnliche Gesichtsmotive finden sich denn auch in Bachelor Machines Part 1 wieder, nehmen dort jedoch im Zusammenhang eines als Organismus erscheinenden Frachtschiffes eine andere Funktion ein. Die Filme verfolgen, wie sich das Erkennen von Zusammenhängen in bekannten Formen wie dem des menschlichen Körpers organisiert und durch diese strukturiert wird. Nashashibi setzt dabei auf der Ebene des Tons, des Schnitts oder der Gegenüberstellung von Bildern immer wieder Unterbrechungen ein, durch die eine zweite Bedeutungsebene entsteht und die einen Zusammenhang mit der Befragung von Machtverhältnissen oder der herrschenden Rationalität erzeugen.
Die Ausstellung Three Black Minutes handelt vom Sehen und dessen sozialer Konditionierung. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten und Projekte von fünf internationalen Künstler:innen hinterfragen, wie Sichtbarkeit im Bereich der Kunst, aber auch in theoretischen und kuratorischen Auseinandersetzungen verstanden wird. Three Black Minutes ist nicht als monolithische Präsentation konzipiert, sondern umfasst im Sinne eines Festivals auch kurzfristige Präsentationsformen wie Performances, Vorträge und Musikpräsentationen.
Das moderne Ausstellungswesen beruht auf der Annahme, dass über die visuelle, bildhafte Präsentation von Artefakten Wissen vermittelt werden kann. Diese Annahme teilen Ausstellungen mit anderen Bereichen des modernen Lebens, wie dem Bildjournalismus, didaktischen Theorien, aber auch der Werbung. Seit dem Beginn der Moderne wurde intensiv erforscht, wie die visuelle Vermittlung funktioniert und wie deren Effekt, etwa politische Aufklärung oder Werbung, optimiert werden kann. So experimentierte das moderne Ausstellungswesen mit unterschiedlichen Modellen der Sichtbarmachung. Experimentelle künstlerische Positionen fanden in der Ausstellungsgestaltung neue Betätigungsfelder. Eine der wichtigsten Ausstellung dieser Zeit fand in Stuttgart statt, die Film und Foto-Ausstellung (FIFO, 1929), die das neue Sehen vorstellte, das durch diese bildgebenden Techniken ermöglicht wurde.
Das Ausstellungsprojekt Three Black Minutes richtet sein Augenmerk demgegenüber vor allem auf die sinnstiftenden Qualitäten des Sehens. Das Sehen und die Produktion von Erkenntnissen, aber auch das innerhalb von visuellen Prozessen kanalisierte Begehren werden in den künstlerischen Arbeiten selbst zum Gegenstand der Auseinandersetzung. Die Arbeiten untersuchen das Verhältnis von konstruierter Perspektive und bildhaftem Eindruck, wie etwa die penibel konstruierten Zeichnungen von Isabelle Cornaro, oder von Geschichte und Foto- und Tondokumenten (Jeremiah Day). Sie führen vor, wie sich der Blick in soziale Konstellationen einschreibt, wie in Megan Francis Sullivans Gemälden und Fotografien, und durch technische Apparate wie das Kino konstruiert wird (Nadim Vardag). Von Richard Hawkins ist eine Reihe von Collagen mit männlichen Fotomodellen zu sehen, die in ein Spiel von Erscheinen und Verschwinden verwickelt sind. Die Ausstellung erzeugt einen Blickwinkel, unter dem die Schnittstellen zwischen Gestaltung und Kunst, Dokumentation und Fiktion erneut befragt werden müssen.
Die Performance von Jeremiah Day rekonstruiert die frühe Geschichte der Black Panther Party im Lowndes County. Ausgehend von einigen Fotografien erzählt der Künstler die historischen Ereignisse und erprobt ihren Bezug auf die Gegenwart. Day ringt auf fast physische Weise mit dem historischen Vergessen und bildet Lowndes County als einen Ort voller Bedeutungen ab, an dem sich lokale Geschichte und globale Veränderungen überschneiden.
Lowndes County: Prologue ist der erste Teil eines fortlaufenden Projektes von Jeremiah Day über die Bürgerrechtsorganisation Lowndes County Freedom Organization aus Alabama, die zur ersten Black Panther Party wurde.
Die französische Künstlerin Florence Lazar reflektiert in ihren Filmen und Installationen, wie sich politische und soziale Bedingungen in die Medien ihrer Repräsentation einschreiben und wie dabei neue Bilder und Räume entstehen. Im Künstlerhaus präsentiert Florence Lazar eine Auswahl ihrer Filme, die sie über die Nachkriegssituation im ehemaligen Jugoslawien gedreht hat. In ihrer Konzeption und Bildästhetik verdeutlichen diese Filme, wie sich in einer Mikrosituation ein spezifischer politischer Raum konstruiert, und ermöglichen dabei eine differenzierte, persönliche Beschreibung der politischen Ereignisse. Im Anschluss diskutieren Florence Lazar und Astrid S. Klein.
Gezeigt werden u.a. Les Paysans (Die Bauern, 2000, 18 min.), Etoile rouge (Roter Stern Belgrad, 2006, 10 min.), Le lieu de la langue (Der Ort der Sprache, 2007, 10 min.). Die Filme werden mit englischen Untertiteln gezeigt.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Die Ausstellung Der Nutzen jedes Sonnenstrahls widmet sich dem künstlerischen Werk des polnischen Filmemachers Julian Antonisz. Im kommunistischen Polen war Antonisz eine umstrittene Figur. Die Ökonomie seiner Kunst und seiner technischen Erfindungen resultieren in ihrem bisweilen absurden Einfallsreichtum aus einer ironischen Beobachtung der sozialistischen Realität. Im Unterschied zu einer distanzierten Kritik entwickelte Antonisz eine affirmative Haltung, die auf einem Bejahen dessen beruhte, was sie eigentlich in Frage stellte. Auf diese Weise untersuchen seine Werke den herrschenden Diskurs, ohne sich von ihm lossagen zu müssen und stellen vielmehr in einer Art subversivem Akt eine poetische Alternative inmitten der sozialistischen Realität zur Schau.
Das Werk von Julian Antonisz wird in der Ausstellung im Künstlerhaus mit Arbeiten jüngerer Künstler*innen konfrontiert. Die gezeigten Künstler:innen Anca Benera (Rumänien), Jakup Ferri (Kosovo), Ahmet Ögüt (Türkei) und Janek Simon (Polen) gehören zu einer Generation von Künstler*innen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa, die in den letzten Jahren international Beachtung gefunden hat. Ihre Arbeiten reagieren häufig auf den Transformationsdruck, der auf sozialen Kontexten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa seit dem Fall des Eisernen Vorhangs lastet, der gleichzeitig neue Möglichkeiten, aber auch neue Zwänge erzeugt.
Mit freundlicher Unterstützung durch
Das Künstlerhaus Stuttgart zeigt die erste Einzelausstellung des in Chile geborenen Künstlers Cristóbal Lehyt in Europa. Cristóbal Lehyt arbeitet mit den Medien von Zeichnung, Fotografie und Installation und hat in den letzten Jahren vor allem in den USA und Südamerika an wichtigen Ausstellungen teilgenommen. In der Ausstellung in Stuttgart zeigt Cristóbal Lehyt die fortlaufende Serie El Norte (Der Norden) sowie neue Arbeiten, die vor Ort in Stuttgart entstehen, darunter eine Serie von Portraits von Stuttgarter:innen und ein subjektives Modell der Stadt.
Die Arbeiten von Cristóbal Lehyt kreisen um die Frage, wie das eigene subjektive Empfinden mit kulturellen Prägungen, aber auch mit Projektionen und Erwartungen zusammenhängt. So zeigt die Serie El Norte Fotografien und Zeichnungen der großen Wüste im Norden von Chile sowie gefundene Motive, etwa abfotografierte Zeitungsausrisse, die der Künstler assoziativ in den Zusammenhang der Serie bringt. Die Wüste, die ein Drittel der Fläche Chiles ausmacht, ist ein ebenso faszinierender wie lebensfeindlicher Ort und kann symbolhaft für die widersprüchliche Entwicklung Südamerikas gelesen werden. Obwohl Cristóbal Lehyt mit einem offensichtlichen Interesse an den politischen und sozialen Konflikten vorgeht, verweigern sich seine Arbeiten einer narrativen, dokumentarischen Lesart.
Für die Ausstellung in Stuttgart entsteht eine Reihe von großformatigen Portraits mit dem Titel Drama Projection, die sich dem Thema der Subjektivität über die Tätigkeit des Zeichnens nähern.
Zur Ausstellung erscheint im Verlag JRP-Ringier ein Katalog mit einem Text von Julia Bryan-Wilson und Gesprächen mit Sabeth Buchmann und Javier Téllez.
Mit freundlicher Unterstützung von
Yorgos Sapountzis zeigt im Künstlerhaus Stuttgart eine neue Performance. Mit bunten Stoffen und anderen improvisierten Materialien realisiert er eine kurzfristige poetische Intervention in den Alltag, die Fassade und Umgebung des Künstlerhauses miteinbezieht. Die Arbeiten des Künstlers bewegen sich zwischen abstrakter Formensprache und verschiedenen Traditionen der Strassenkunst, sie beinhalten Video, theatralische Inszenierung und elektronischer Musik. Die Performance wurde von Yorgos Sapountzis zum Abschluss der Ausstellung Soziale Diagramme. Planning Reconsidered konzipiert.
Yorgos Sapountzis war zuletzt an der Athen-Biennale und in diesem Jahr an Art Basel Statements beteiligt.
Vor dem Hamburger Hafen liegt ein von seinen Eignern verlassenes Schiff. Weil sich in der Mannschaft Reste des Marineapparats der Komintern befinden, ruft sie weitere revolutionäre Zellen zu Hilfe. Diese greifen vom Bewusstsein einer Dokumentarfilmerin Besitz, die eigentlich einen Film über den Hafen drehen sollte.
Der Film Hölle Hamburg (2007, 88 min., R.: Peter Ott und Ted Gaier) beruft sich gleichermaßen auf das Lehrstück Die Maßnahme von Brecht/Eisler/Dudek wie auf den ethnologischen Film Les Maitres Fous von Jean Rouch. Der Film handelt vom Leben im Postfordismus und der Art, wie Macht von uns Besitz ergreift.
Regie: Peter Ott, Ted Gaier, Kamera: Deborah Schamoni. Mit Martina Schiesser, Ibrahima Sanogo, Bill Parton, Olajide Akinyosoye, Dschingis Bowakow, Andreas Matti, Matthias Breitenbach, Moses Holl u.v.a.m.
www.hoellehamburg.org
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Die Ausstellung Soziale Diagramme. Planning Reconsidered vereint historische Dokumente und zeitgenössische künstlerische Projekte, die sich mit komplexen gesellschaftlichen Systemen befassen. Die in der Ausstellung vorgestellten Werke erforschen die Dynamiken sozialer Interaktionen. Sie fragen nach der Bedeutung gestalterischer Praktiken für die Funktionsweise sozialer Beziehungen. In welcher Relation stehen individuelle Bedürfnisse und die Organisation gemeinschaftlicher Räume? Was sind mögliche Funktionen von Autorschaft, von Informationen und von Machtverhältnissen in Gestaltungsprozessen?
Die Ausstellung gibt einen Einblick in die lebhaften methodischen Debatten, mit denen seit den frühen 1960er Jahren versucht wurde, die gesellschaftliche Entwicklung in zunehmend komplexen Modellen zu fassen. Zurzeit werden solche Ansätze wieder verstärkt von Künstler:innen und Gestalter:innen aufgegriffen, um damit die Funktion von Kommunikation und Kontrolle in gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen zu untersuchen. Die Ausstellung umfasst historische Architekturzeichnungen, Fotografien, Modelle und Videos aus den letzten 40 Jahren sowie Projekte aktuell arbeitender Künstler:innen und Architekt:innen.
Die Auseinandersetzungen mit Entwurfsmethodik, die im Zentrum der Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart stehen, stellten bereits seit den 1960er Jahren die Frage, wie belastbare Bezüge der gestaltenden Disziplinen zur Wirklichkeit konstruiert werden könnten. Die zunächst auf Wissenstransfer aus anderen Disziplinen gegründete Auseinandersetzung mit kybernetischen, systemtheoretischen und aus der Wirtschaft abgeleiteten Verfahren wurde bald einer radikalen Politisierung unterworfen. So betrafen spätere Forschungen vor allem die emanzipativen Potentiale direkter Beteiligungsverfahren.
Für das Ausstellungsprojekt Soziale Diagramme. Planning Reconsidered werden diese Ansätze und ihr Einfluss auf die künstlerische Produktion der Gegenwart im internationalen Maßstab untersucht und vorgestellt. Planungstheorie und Entwurfsmethodik werden dabei als diskursives Feld verstanden, von dem aus Annahmen über die Welt und ihre Repräsentation hinterfragt und spekulative Formen der Interpretation und der Kritik entwickelt werden können. Ausstellungsarchitektur von Andreas Müller.
Historische Beiträge:
Bruce Archer, Arch+, Lucius Burckhardt, Paul Davidoff, Design Methods Group, Emory Douglas, Richard D. Duke, Helga Fassbinder (Sanierungsgruppe Kreuzberg), Allan Feldt, Marc Fester und Nikolaus Kuhnert, Martin Geiger, Ruth Glass, John Habraken / SAR, Studienarbeiten an der Hochschule für Gestaltung Ulm (Dozenten: Bruce Archer, Horst Rittel, Anthony Froschaug, Hans Gugelot, Walter Zeischegg), John Chris Jones, Reiner Kallhardt, Martin Krampen, Helmut Krauch / Studiengruppe für Systemforschung, Projektgruppe Kommunikationstechnik Universität Stuttgart (Claus Dreyer, Harald Ortlieb, Andreas Strunk, Ulrich Bernhardt), Max Lock Centre, Wolf Reuter, Horst Rittel, Sanfte Strukturen, John FC Turner, Anthony Ward.
Das Bild der Zukunft war in den letzten Jahrzehnten durch eine paradoxe Situation gekennzeichnet. Während eine Vorstellung von der Zukunft im Bereich der Politik durch die Verbannung von neuen politischen Projekten aus der Sphäre der Imagination abgewertet wurde, bildet die Zukunft gleichzeitig die Grundlage der globalen Ökonomie. Während das Ausdenken von Politik durch seine unvorhersehbaren Potentiale die Normalität der “notwendigen Reformen” stört, wurden Risiko und Vorhersagen in ökonomische Instrumente verwandelt, die Gewinne erzeugen, die Ergebnisse der “tatsächlichen Ökonomie” bei weitem übersteigen. Die Abtrennung von den Grundlagen politischer Imagination wurde jedoch in letzter Zeit durch eine neue, sich selbst versichernde Ausrichtung des Neoliberalismus zunehmend durchlässiger. Das gegenwärtige sozialpolitische System verändert seine Kommunikationsstrategie von einzelnen kleinen Änderungen hin zur Begründung einer völlig neuen historischen Epoche, die einen ganzen Apparat von legitimierenden Bezügen aus der westlichen Vorstellungswelt benötigt.
Untersuchungen über Präsentationsverfahren von Kunst gehen zumeist vom Medium der Ausstellung aus. Angesichts einer zunehmend interdisziplinären künstlerischen Praxis und diversifizierten Präsentationsformaten müssen die Fragen nach den Bedingungen der Kunstpräsentation jedoch auch an die Gestaltung ihres institutionellen Rahmens gestellt werden. Die Veranstaltung Institution als Medium diskutiert die Wechselwirkungen zwischen künstlerischer Praxis und deren Präsentation im Hinblick auf Institutionen oder institutionsähnliche Strukturen wie Zeitschriften: Welches Publikum wird angesprochen, wie zirkuliert Wissen, was macht die Architektur mit dem sozialen Geschehen, welcher soziale Raum entsteht?
Die Reflektion von Theorie und Praxis des Ausstellens bildet einen fortlaufenden Schwerpunkt im Programm des Künstlerhaus Stuttgart. Die Veranstaltung Institution als Medium wurde in Zusammenarbeit mit der Kunstwissenschaftlerin Dorothee Richter und der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) konzipiert. Eine Dokumenation der Veranstaltung erscheint im Rahmen einer thematischen Ausgabe des Online-Magazines on-curating.org (Herbst 2008).
Die Veranstaltung Institution als Medium wurde in Zusammenarbeit mit dem MAS Curating der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) konzipiert.
Im Laufe der letzten Jahre durchlief das Medium Ausstellung bedeutende Veränderungen: Die Dominanz der Objekte verschwandt und es entwickelte sich zu einem lebendigen Ort. Szenografie verleiht dem Ausstellungsort Atmosphäre. Eine performative Darstellungsweise, die von Künstler*innen des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde, scheint zunehmend traditionelle Kunstwerke zu ersetzen. Diese Prozesse weisen eine komplexe Auffassung von Zeit und Raum auf und verdeutlichen ein Verhältnis zwischen Objekt und Subjekt, das für die westliche Welt ungewöhnlich ist. Eckhardt Siepmann arbeitet als Sezenograf und Autor. Zwischen 1976 und 1995 das Werkbundarchiv – Museum der Dinge in Berlin. In sienem Vortrag wird er sich mit dem Thema Zeit innerhalb des Mediums Ausstellung befassen und eine Reihe von eigenen Projekten präsentieren.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Das Künstlerhaus Stuttgart präsentiert die Einzelausstellung Darstellungen der Zukunft der dänischen Künstlerin Katya Sander. Im Zentrum der Ausstellung steht eine für diesen Anlass neu produzierte große Videoinstallation, die sich thematisch mit der Produktion von Zukunftsvorstellungen auseinandersetzt. Zusätzlich werden weitere Arbeiten und Dokumentationen von Projekten zu sehen sein.
Die Ausstellung ist der zweite Teil eines längerfristigen Projektes von Katya Sander und dem Künstlerhaus Stuttgart, das im November 2007 mit einem öffentlichen Workshop begonnen hat und im Herbst 2008 mit der Veröffentlichung einer Publikation einen Abschluss findet. Katya Sander war zuletzt mit dem umfangreichen Videoprojekt 9 Scripts from a Nation at War (gemeinsam mit Andrea Geyer, Sharon Hayes, Ashley Hunt und David Thorne) an der documenta 12 in Kassel beteiligt.
Die Künstlerin ist neben Interventionen, Zeichnungen und Fotografien vor allem mit filmischen Arbeiten bekannt geworden, die den Einfluss der Imagination auf politische, alltägliche oder historische Ereignisse erkunden. Das Imaginäre umfasst für Katya Sander dabei nicht nur das subjektiv Erdachte, sondern einen Raum der Vorstellungen, des Möglichen und Denkbaren. Anhand von zentralen Eckpunkten des politischen Denkens, wie etwa dem Konzept der Öffentlichkeit oder der Ökonomie, verfolgen die Arbeiten von Katya Sander, wie gesellschaftlich wirksame Vorstellungen entstehen und unser Handeln und unsere Reflektion strukturieren. Die narrative Methode einer Verflechtung von inszenierten Momenten und dokumentarischem Material erlaubt der Künstlerin, dem Bezug von Erzählung und Realität nachzugehenund allgemeinden Status politischer Subjektivität zu hinterfragen.
Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit Darstellungen der Zukunft geht von der Frage aus, wie eine Vorstellung der Zukunft berechnet und beschrieben wird und welchen Einfluss diese Vorstellungen auf die Gegenwart haben. In fünf nebeneinander stehenden Projektionen werden Interviewaufnahmen mit Wissenschaftler*innen aus Demographie, Stochastik, Wissenschaftsgeschichte und dem Finanz- und Versicherungswesen mit Bildern einer Schauspielerin montiert, die sich auf einer tricktechnisch erzeugten Reise durch verschiedene Landschaften befindet. Formal sind diese Szenen durch einen Blue Screen geprägt: eine alte Filmtechnik, die nahtlose Übergänge zwischen verschiedenen Räumen und Zeiten erlaubt und insbesondere aus dem Science Fiction-Film bekannt ist. Eine weitere Bezugnahme der Arbeit liegt auf den Interview- und Montagefilmen des deutschen Filmemachers und Autors Alexander Kluge, die die Zuschauer*innen an einem Prozess der Aufdeckung und Entwirrung teilhaben lassen. Auch die Hauptdarstellerin in Katya Sanders filmischer Installation, dargestellt von Susanne Sachsse, ist bei Aufzeichnungen zu einer Recherche zu sehen. Am Ende steht hier jedoch kein Ergebnis, sondern ein offen umrissenes Netz von inhaltlichen Bezügen oder Erzählungen, die unsere Vorstellungen über die Zukunft gleichzeitig ermöglichen wie auch regulieren.
Das Medium Video spielt in Katya Sanders Arbeiten eine Rolle, die über die Abbildung dokumentarischer Tatsachen oder die Konstruktion von Erzählungen hinausgeht. Das Verhältnis von Subjektivität und Erzählung wird von der Künstlerin auch durch eine präzise räumliche Inszenierung des filmischen Materials und eine Analyse seiner Wirkung auf die Betrachter untersucht. Die Installationen bestehen zumeist aus Mehrfachprojektionen in spezifischen architektonischen Konstruktionen, die unterschiedliche Blickwinkel erlebbar machen. Die Installation Darstellungen der Zukunft besteht aus einer Fünffachprojektion, die so angeordnet ist, dass die einzelnen Teile in unterschiedlicher Kombination zu sehen sind und die Gesamtinstallation immer nur in Teilen wahrgenommen werden kann. Erst in der Betrachtung realisiert sich die filmische Erzählung und wirft die Betrachter:innen gleichzeitig auf einen subjektiven Standpunkt zurück.
Mit freundlicher Unterstützung von Danish Arts Council Committee for International Visual Art.
Die Ausstellung At the Ground Floor of the City von Atelier d’Architecture Autogérée (AAA) präsentiert zum ersten Mal in Deutschland ein umfangreiches Planungsprojekt der französischen Gruppe, das auf beispielhafte Weise mit Nutzerbeteiligung arbeitet. AAA arbeitet häufig mit Modellen temporärer und flexibler Architektur. Das Künstlerhaus zeigt eine Serie von Videos und diagrammatischen Zeichnungen, die das Projekt Ecobox der Gruppe dokumentieren. Der Schwerpunkt der Präsentation liegt auf den diversen Nutzungen des Projektes, durch die sich die gebauten Strukturen immer wieder veränderten. Das Projekt wurde durch eine Langzeit-Videostudie dokumentiert. Statt eines statischen Bildes ermöglicht die Präsentation so eine Erforschung der experimentellen Dynamik des Projektes.
Atelier d’Architecture Autogérée (AAA) initiierte seit 2001 eine Reihe von selbstorganisierten Projekten im Pariser Stadtteil La Chapelle, mit denen die Bewohner:innen Zugang zu bislang nicht oder wenig genutzten Räumen erhalten sollten. Das Projekt schlägt eine flexible Nutzung von Raum vor und ermöglicht eine Vielfältigkeit von Lebensstilen und Lebensformen. Das Ecobox-Projekt begann mit einem temporären Garten, der zwischen 2002 und 2004 angelegt und genutzt wurde. Im Sommer 2005 wurde der Garten demontiert, um an einem neuen Standort, einem leerstehenden Grundstück in derselben Gegend, wieder aufgebaut zu werden. Einfache Bauformen und Techniken erlaubten einer großen Anzahl von Nachbar:innen am Bauprozess teilzunehmen. Eine Reihe von Modulen (Küche, Werkbank, Radiostation, Bibliothek, Wassersammelbecken) wurde von AAA gemeinsam mit Anwohner*innen realisiert. Das Projekt hat sich inzwischen zu einer Plattform für kritische Planungsdebatten entwickelt und vernetzt Aktivitäten auf lokaler und transnationaler Ebene. Seit Herbst 2005 wird Ecobox von einer Nutzerinitiative betrieben.
Verbindendes Moment der unterschiedlichen Arbeitsansätze in der Ausstellung stellt die Einbeziehung von Materialien dar, die von anderen Beteiligten stammen. Die Projekte präsentieren Gegenstände und Ideen, die möglicherweise der Inspiration oder einer Analyse dienen. Sie nähern sich den sozialen Kontexten, die sie interessieren, indem sie deren Ausdrucksformen sammeln, statt sie zu abzubilden, und beteiligen weitere Teilnehmer:innen ganz wörtlich an der Produktion der Ausstellung im Künstlerhaus. Auf diese Weise stellen die Projekte eine Beziehung zwischen der jeweiligen künstlerischen Produktion und deren äußeren sozialen Bedingungen her. Es entstehen gemeinschaftliche Konstruktionen, die sich nicht mehr der Idee des individuellen Ausdrucks oder einer kollektiven Identität verschreiben, sondern vielmehr die Wechselwirkungen zwischen Selbst und Wir sichtbar machen, wie sie Jean-Luc Nancy beschreibt: „dass das ‚Selbst‘ nicht existiert, es sei denn durch ein ‚Mit‘, das es gewissermaßen strukturiert.“
Mareike Hofmann und Jan Löchte haben in ihrem Arbeitsraum im Künstlerhaus seit Oktober 2007 eine Reihe von Veranstaltungen mit dem Namen Kammerflirren durchgeführt. Zu den Veranstaltungen waren befreundete Künstler*innen eingeladen, eigene Arbeiten oder ein Thema vorzustellen und zu diskutieren. Im Rahmen der Ausstellung Zu Gemeinschaften setzen die beiden Künstler die Veranstaltungsreihe fort. Yildiz Aslandogan und Lukas Hofer zeigen eine Reihe von architekturbezogenen Projekten. Die ausgestellen Objekte und Videos zeigen unterschiedliche Zuständen, die Projekte der beiden Architekten in ihrem Verlauf annehmen. Die beiden Arbeiten, die Eva Paulitsch und Uta Weirich in der Ausstellung Zu Gemeinschaften zeigen, entstanden ursprünglich im Rahmen eines Langzeitprojektes mit Jugendlichen in Fellbach, darunter eine Sammlung von Handyfilmen, die Eva Paulitsch und Uta Weyrich von Jugendlichen ertauscht haben. Die Beiträge von Fergus Feehily treten mit dem Ausstellungsthema vielleicht auf subtilste Weise in Kontakt. Er zeigt neben eigenen Malereien einen Tisch (der natürlich wiederum wie eine in den Raum gekippte Leinwand gelesen werden kann) mit arrangierten Gegenständen, etwa einem Buchstabenstempelset oder einem Buch, das der Künstler an einer Zollstation gefunden hat. Die Objekte wirken wie Ausläufer der wirklichen Welt, zu denen sich die Bilder von Fergus Feehily aus ihrer monochromen Grundierung hinbewegen.
Die Ausstellung Zu Gemeinschaften ist mit den Stipendiat:innen des interdisziplinären Atelierprogramms im Künstlerhaus entstanden.
Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, in Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe einen Vortrag von Madelon Vriesendorp zu präsentieren.
Madelon Vriesendorp ist Mitgründerin des Office for Metropolitan Architecture (gemeinsam mit Rem Koolhaas sowie Elia und Zoe Zenghelis) und prägte die visuelle Sprache der wegweisenden frühen Projekte des Architekturbüros. Ihr Gemälde “Flagrant délit”, das auf dem Umschlag von Koolhaas’ Buch „Delirious New York“ (1975) abgebildet ist, zeigt das Chrysler und das Empire State Building, in flagranti ertappt vom Rockefeller Center. Das Bild zählt zu den schönsten Versuchen, das unbewusste Doppelleben der modernen Architektur abzubilden. Dennoch ist Madelon Vriesendorp heute ein “nahezu unbekanntes Künstlergenie” (Hans-Ulrich Obrist). Ihr Beitrag für eine kritische Architekturgeschichte wird in diesem Jahr erstmals ausführlich in einer Retrospektive an der Architectural Association in London und in der Aedes Galerie Berlin gewürdigt. Im Künstlerhaus Stuttgart wird Madelon Vriesendorp über ihre Zeichnungen und Gemälde für Office for Metropolitan Architecture und für den Architekturtheoretiker Charles Jencks sprechen.
Moderiert wird die Veranstaltung von Stefan Trüby.
Die Veranstaltung findet im Rahmen eines Workshops mit Studierenden der HfG Karlsruhe im Künstlerhaus Stuttgart statt (Seminar „Raum-Modelle“ im Studiengang Ausstellungsdesign und kuratorische Praxis, Prof. Wilfried Kühn und Doreen Mende, mit Stephan Trüby und Axel John Wieder). Der Workshop untersucht das Potential von Ausstellungen und Publikationen für eine kritischen räumliche Praxis. Der Vortrag von Madelon Vriesendorp bildet den öffentlichen Abschluss des Seminars.
www.ausstellungsdesign.hfg-karlsruhe.de
Veröffentlichung: The World of Madelon Vriesendorp, hrsg. von Shumon Basar und Stefan Trüby, London: AA Publications, 2007.
Sabeth Buchmann und Helmut Draxler stellen drei kürzich in der Reihe PolYpeN im b_books-Verlag erschienene Publikationen vor. PolYpeN ist als Initiative von vier Autor*innen – neben Buchmann und Draxler noch Clemens Krümmel und Susanne Leeb – entstanden, die auf Kunstkritik als eine Praxis und Produktionsform mit spezifischen Kategorien und Werthorizonten zielt. Dabei geht es vor allem darum, einer von Konflikten und Widersprüchen bereinigten Funktion der Kunstkritik innerhalb des Kunstbetriebs eine andere Vorstellung entgegenzuhalten, die sich zwischen Kultur- und Gesellschaftskritik und den kritischen Praktiken von Künstler*innen situiert.
Buchvorstellung:
Sabeth Buchmann: Denken gegen das Denken. Produktion, Technologie, Subjektivität bei Sol LeWitt, Hélio Oiticica und Yvonne Rainer, Berlin: b-books 2007.
Helmut Draxler: Gefährliche Substanzen. Zum Verhältnis von Kritik und Kunst, Berlin: b-books, 2007.
Helmut Draxler: Die Gewalt des Zusammenhangs. Raum, Referenz und Repräsentation bei Fareed Armaly, Berlin: b-books, 2007.
http://www.bbooks.de/verlag/polypen/
Die Künstlerin Katya Sander realisiert in Zusammenarbeit mit dem Künstlerhaus Stuttgart ein längerfristiges Projekt, das sich mit Techniken der Erforschung und Sichtbarmachung der gesellschaftlichen Zukunft auseinandersetzt. Insbesondere geht es dabei um die Frage, auf welche Weise das Unerwartete und Unvorhersehbare in Zukunftsvorstellungen konzipiert wird und welche Auswirkung die Imagination und Vermittlung einer möglichen Zukunft auf die Gegenwart haben. Was passiert, wenn sich jemand sich entscheidet, etwas anders zu machen?
In einem ersten Teil des Projektes werden diese Fragen in einem öffentlichen Workshop gemeinsam mit Gästen diskutiert. Der Workshop verfolgt die Frage nach der Zukunft und ihrer Sichtbarkeit in unterschiedliche Wissensgebiete wie Demographie, Wahrscheinlichkeitstheorie und politische Theorie. Die Geschichten, die innerhalb dieser wissenschaftlichen Felder erzählt werden, dienen dem Projekt als Ausgangspunkt, um Gesellschaftsentwürfe und verschiedene Techniken der Sichtbarmachung von Zukunft zu untersuchen. Im April 2008 werden Ergebnisse des Projektes in eine Ausstellung von Katya Sander im Künstlerhaus münden.
Gäste: Emmanuel Didier (Centre d’Etudes Sociologiques sur le Droit et les Institutions Pénales, Paris), Philipp von Hilgers (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin), Joanna Konieczna (Institut für Soziologie, Universität Warschau), Prof. Dr. Gerhard Winkler (Institut für Biomathematik and Biometrie, Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, München).
Jay Chung und Q Takeki Maeda zeigen in ihrer Einzelausstellung im Künstlerhaus Stuttgart eine Reihe von inhaltlich zusammenhängenden neuen Arbeiten. Die beiden in Berlin lebenden Künstler:innen sind vor allem für ihre Foto- und Textarbeiten bekannt, die subtile Grenzen zwischen Realität und Fiktion ausloten. Chung und Maeda schliessen an die Formensprache und die Medienreflexion der Concept Art der späten 1960er Jahre an, weiten ihrer Auseinandersetzung aber auf Aspekte des alltäglichen Lebens aus.
So übernehmen Chung und Maeda für eine Fotoserie zwei Rollen aus der populären Jugendbuchserie Die Hardy Boys, um sich anhand der Geschichte einigen Orten in Mexiko zu nähern. Die Buchserie erschien zwischen 1927 und 1979 unter dem Namen F.W. Dixon, der seinerseits das Pseudonym einer kommerziellen Schreibwerkstatt war. Die Fotoserie zeigt die Orte ohne erkennbare Intervention der Künstler*innen, begleitet von einem Text, der die narrative Aufladung spekulativ erkundet und dessen Wahrheitsgehalt selbst unklar bleibt. Eine zweite Arbeit besteht aus einem Skript für eine Folge der TV-Serie Gilmore Girls, das von den Künstler:innen anlässlich eines Talentwettbewerbes der Firma Disney verfasst wurde. Das Skript versucht Stil und Inhalt der existierenden Serie möglicht genau auf eine neue Geschichte zu übertragen, erzeugt dabei aber unweigerlich Abweichungen, die umso deutlicher auf die in der eigentlichen Serie vorgeführten Sprachen und Verhaltensweisen deuten. Eine dritte Arbeit kündigt ein im nächsten Jahr geplantes Projekt in Kopenhagen an, eine überdimensionale Louis Vuitton-Tasche, deren Innenraum besichtigt werden kann.
Die Installation im Künstlerhaus präsentiert die einzelnen Objekte auf eine Weise, die ihren Status uneindeutig lässt. Sie sind weder ausschließlich ein Kommentar zu den kulturellen Artefakten, auf die sich die Bilder, Objekte und Texte beziehen, noch sind sie tatsächlich aus dem Wunsch entstanden, die angesprochenen Genres zu erfüllen oder zu perfektionieren. Sie sind vielmehr in einen Zwischenzustand gebracht – zwischen Fiktion und Dilletantismus, zwischen Drehbuch und Objekt – und kommentieren sich gegenseitig. Die bühnenartige Ausstellungsarchitektur hebt den narrativen Charakter der Arbeiten zusätzlich hervor. Die Ausstellung ist nur bei Nacht zu sehen, wenn der unbeleuchtete Ausstellungsraum in ein schattiges Halbdunkel getaucht ist.
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Akademie Schloss Solitude produziert.
Seit Anfang 2007 hat die Berliner Arbeitsgemeinschaft ifau und Jesko Fezer gemeinsam mit dem Künstlerhaus Stuttgart die räumliche Konzeption der Institution überarbeitet. Zur Eröffnung der umgebauten Räume diskutieren die Berliner Architekten in einem offenen Gespräch mit dem Sozialgeografen Roland Lippuner über mögliche Verhältnisse zwischen Architektur und Alltag.
Der Entwurf von ifau und Jesko Fezer für den Umbau des Künstlerhaus Stuttgart besteht aus einer Reihe minimaler Eingriffe, die sich aus den diversen Anforderungen der Nutzung abgeleitet haben. Für den Alltagsbetrieb und die Anlässe des künstlerischen Programms sollten neue Möglichkeiten eröffnet werden, die eine programmatische Diversität des Hauses und deren Zusammenhang rekonstruieren, dabei aber nicht versuchen, die Identität der Institution in einer übergeordneten architektonischen Geste neu zu erfinden. Die Schnittstellen unterschiedlicher Tätigkeiten im Haus und die Orte sozialer Interaktion bildeten dabei den Ausgangspunkt für punktuelle Umgestaltungen.
So wurden neue Räumbeziehungen zwischen den Büros und Werkstätten eingeführt, die den Besucher*innen und die Alltagsroutinen mitdenken. Der Flur wurde zur Bibliothek und zur Besprechnungszone erweitert. Im Zusammenhang mit der Außendarstellung fand eine Reorganisation des Informationsmaterials statt. Eine Bar wurde in eine bestehende Raumtrennung integriert und durch einen einfachen Klappcounter und Vorhänge ergänzt.
Zum Abschluss der Ausstellung von Ken Okiishi und Nick Mauss und ausgewählt von den Künstler:innen präsentiert das Künstlerhaus Stuttgart die von Bernard Queysanne vorgenommene Verfilmung von Georges Perecs Roman Un homme qui dort (Ein Mann, der schläft). Der Film, ausgezeichnet mit dem Prix Jean Vigo 1974, folgt in tagebuchartigen Aufzeichnungen dem Alltag eines jungen Mannes (Jacques Spiesser), der gegen die Routine seines Alltags rebelliert und sich dem ästhetischen Studium von Objekten und Situationen hingibt. Zu sehen ist die englische Fassung des Films, in der die Stimme von Shelley Duvall, Star in vielen Filmen von Robert Altman, den inneren Monolog des Hauptdarstellers übersetzt. Der Film ist nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder in einem deutschen Kino zu sehen.
“The recent release of Un homme qui dort on DVD is the biggest film event since the complete print of La Passion de Jeanne d’Arc was found in a closet in a Norwegian mental institution. The English-language dubbing of Perec and Queysanne’s masterpiece was only printed once and screened a handful of times, even though it features a flabbergasting voice-over by Shelley Duvall. Three years later, the relatively unknown Duvall would win best actress at Cannes for her portrayal of Millie Lammoreaux, the emotionally hermetic character in Robert Altman’s epically weird Three Women. The voice of Millie that says with famous disaffection, “I guess she’s never lived in a decorated place before,” speaks Perec’s stark experiment in psychological exhaustion with the same softened Texas accent: a fabulously odd chimera. ” (Ken Okiishi, Nick Mauss)
Die in Los Angeles lebenden und arbeiteten Künstler:innen Julia Meltzer und David Thorne produzieren unter dem Namen The Speculative Archive hauptsächlich Videos, aber auch Installationen, Fotografien und Texte. Während frühere Projekte sich mit Staatsgeheimnissen und der Konstruktion von Geschichte beschäftigten, geht es in den neuen Arbeiten um die Rolle von Dokumenten – Bildern, Texten, Objekten und Körpern – bei der Produktion und Durchsetzung bestimmter Vorstellungen der gesellschaftlichen Zukunft. Die Videos von The Speculative Archive waren zuletzt im Sonderprogramm Kinomuseum der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen (kuratiert von Ian White), auf dem Impakt Festival in Utrecht und dem Images Festival in Toronto (Preis für das beste internationale Video) zu sehen.
The Speculative Archive präsentieren innerhalb der Reihe Visit ihre Videoarbeiten Not a matter of if but when (32 min.) und We will live to see these things, or, five pictures of what may come to pass (47 min.), die beide in Damaskus gedreht wurden.
Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit dem Badischen Kunstverein Karlsruhe organisiert.
Mit A Fair to Meddling Story zeigt das Künstlerhaus Stuttgart die erste institutionelle Ausstellung der beiden Künstler Ken Okiishi und Nick Mauss, die in Berlin und New York leben. Die Ausstellung versammelt gemeinsame und individuelle Arbeiten, darunter neue Zeichnungen und Objekte von Nick Mauss und Videoarbeiten von Ken Okiishi. Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf eine Kurzgeschichte der amerikanischen Autorin Jill Johnston, die durch ihre bemerkenswerte Mischung von kritischem und fiktionalem Schreiben bekannt geworden ist.
Ken Okiishi und Nick Mauss arbeiten sowohl an eigenen Werken wie an gemeinsamen Projekten. Das gemeinsame Interesse der beiden Künstler gilt verdrängten Aspekten der modernen visuellen Kultur. Sie greifen die ästhetischen Ausdrucksformen vergangener Epochen oder verlorener Utopien auf und verfolgen sie in heutige Bedeutungszusammenhänge. So werden ein Art Deco-Buchumschlag, Abbildungen bestimmter Ecken von New York oder ein musikalisches Portrait der Malerin Florine Stettheimer als lose Enden in die eigene Arbeit eingeführt und in das jeweilige künstlerische Medium übersetzt. Dabei verweisen diese Bezugnahmen nicht nur auf ihren Ursprung. Die beiden Künstler*innen interessieren sich vielmehr für die permanente Transformation von kulturellen Bedeutungen. Die heterogenen Referenzen werden als Momente eines performativen Prozesses offen gelegt, der sich zwischen eingespieltem Sinn und dessen subjektiver Aneignung und Umwertung vollzieht.
Im Hintergrund steht die Frage nach den kulturellen Mechanismen von Vermittlung und Übersetzung. Nick Mauss verwendet Elemente, die den Blick auf seine fragmentarischen, anspielungsreichen Zeichnungen bewusst inszenieren. Ken Okiishis Videoarbeiten beziehen sich auf filmische Vorlagen, wie Larry Clarks Kids oder Manhattan von Woody Allen, denen sie sich nähern, um unterschiedlichen Projektionen auf die angebotenen Narrative auf die Spur zu kommen. Als Ausgangspunkt der Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart dient die gemeinsame Installation Walking around Corona Park, thinking about the future (2005), für die sich die Künstler:innen selbst bei der Erkundung des Geländes der Weltausstellungen in New York 1939 und 1964 fotografieren. Die Suche nach den Resten der Ausstellungsarchitektur mündet in einer Reflexion über die Wirkweise gesellschaftlicher Erzählungen, über Nostalgie, Zukunft und ästhetische Gegenwart.
Zur Ausstellung wird ein Künstlerbuch erscheinen, das vom Künstlerhaus in Zusammenarbeit mit der Galerie Neu, Berlin herausgegeben wird.
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Die “offene Form” (Oskar Hansen) entstand in den 1950er Jahren als Reaktion auf die erstarrten Gestaltungsprinzipien der Moderne und wurde im Rahmen der Architekturdebatten intensiv diskutiert. Die Konferenz mit internationalen Expert*innen diskutiert ausgehend von der Ausstellung 1,2,3… Avant-Gardes (Open Form #2) die Auswirkungen dieses theoretischen Konzeptes auf die zeitgenössische visuelle Kultur und das heutige Raumverständnis. Die Vorträge und Gespräche erörtern, welche Verhältnisse und Beziehungen sich in der Spätmoderne zwischen physischem Raum und dem Raum der Darstellung eröffneten und wie sich diese im Kontext heutiger Diskussionen verstehen lassen. Was für Möglichkeiten wurden gefunden, ein prozesshaftes Verständnis von Raum, wie es aktuell wieder diskutiert wird, abzubilden und zu vermitteln? Welche Rolle spielten dabei unterschiedliche Medien wie Fotografie, Film, Performance und der Zusammenhang der Kunst- oder Architekturausstellung? Wie wirkt sich ein verändertes Verständnis von Raum auf die Darstellung von Raum aus, oder umgekehrt, welche Auswirkung hatten experimentelle Ausdrucksformen auf das Raumverständnis der Beteiligten?
Die Veranstaltungen finden in englischer Sprache statt.
Programm
Freitag, 13.07.2007
18.00 Uhr: Einführung: Axel Wieder, Lukasz Ronduda, Florian Zeyfang
18.30 Uhr: Ulrich Bernhardt (Stuttgart): Über die Ausstellung “Neue Kunst aus Polen”, 1981
19.00 Uhr: Michal Wolinski (Piktogram Magazine, Warschau): From Sculpture to Social Interaction. The Art Activity of KwieKulik and Gutt & Raniszewski
Samstag, 14.07.2007
14.00 Uhr: Einführung: Axel Wieder, Lukasz Ronduda, Florian Zeyfang
14.30 Uhr: Lukasz Ronduda (CCA Ujazdowski Castle Warschau): Between Conceptualism and Nominalism. The Polish Art Scene in the 1970s
15.30-16.00 Uhr: Pause
16.00 Uhr: Marc Glöde (Freie Universität Berlin): “Continual Passages” in Cinema and Architecture. A Talk
17.00 Uhr: TJ Demos (University College London): Notes on the Open Form, Today
18.00-19.00 Uhr: Pause
19.00 Uhr: Felicity D. Scott (Columbia University, New York): Future Adaptability
20.00 Uhr: Diskussion
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Als Teil der Ausstellung 1,2,3… Avant-Gardes (Open Form #2) präsentiert die Künstlerin und Regisseurin Joanna Warsza ein neues Projekt in Zusammenarbeit mit der BW-Bank Stuttgart. Das Projekt nutzt die Form einer offiziellen Führung und stellt üblicherweise verschlossene Räume als Bühne vor, um Fragen nach Teilhabemöglichkeit und alltäglicher Performance zu stellen.
Eine Bank ist eine scheinbar selbstverständliche Institution. Dennoch sind ökonomische Strukturen, ihre Logik und die Art, wie sie in der Bank institutionalisiert sind, immer auch von imaginären Konzepten durchdrungen. Die Führung findet während der Öffnungszeiten der Bank statt wird durch verschiedene Räume der Bank führen.
Im zweiten Stock des Künstlerhauses sind zusätzlich einige Filme und Dokumentationen von Joanna Warsza zu sehen, u.a. Virtual MoMA Warsaw (2007, zusammen mit Beat Gugger und Rudi Steiner) und Althamer TR1, TR2 (2006, zusammen mit Pawel Althamer).
Das Konzept der “offenen Form”, erfunden von Architekt Oskar Hansen und weiterentwickelt von seinen Studierenden in Richtung Film und Performance, steht im Zentrum von 1, 2, 3… Avant-Gardes (Open Form #2) im Künstlerhaus Stuttgart. Die “offene Form” entstand in den 1950er Jahren als Reaktion auf die erstarrten Formgebungsprinzipien der Moderne und wurde im Rahmen der internationalen Architekturdebatten der Spätmoderne (etwa im Team 10) intensiv diskutiert. Vor dem Hintergrund des sozialistischen Polens entwarfen die jungen Künstler*innen in den 1960er und 1970er Jahren innovative Formen filmischen Arbeitens und performativer Interventionen, die beziehungsreiche Wechselverhältnisse zwischen Bild- und Realraum eröffnen. Im Rahmen von 1, 2, 3… Avant-Gardes (Open Form #2) werden in Stuttgart die kulturellen und politischen Auswirkungen dieser Gedanken untersucht: Warum sind diese Ideen heute wieder aktuell? Zum ersten Mal überhaupt versammelt die Ausstellung eine umfangreiche Auswahl von Filmen und Diaschauen dieser wichtigen Vertreter späterer Film-/Kunstbewegungen und zeigt sie zusammen mit Arbeiten junger Künstler*innen, die die “offene Form” wieder entdeckt haben.
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem CCA Ujazdowski Castle und Piktogram Magazine produziert.
Das Ausstellungs- und Forschungsprojekt 1, 2, 3… Avant-Gardes beschäftigt sich seit seiner ersten Station in Warschau mit der (keineswegs abgeschlossenen) Geschichte des Experiments in Film und Kunst sowie mit den Beziehungen zwischen diesen beiden Feldern. Die Ausstellung im CCA Ujazdowski Castle 2006/07 präsentierte Künstler:innen und Filmemacher:innen aus unterschiedlichen Ländern und Generationen, die der umfangreichen Geschichte des polnischen Avantgardefilms gegenüber gestellt wurden.
Ein wichtiger Teil der Ausstellung sind Rekonstruktionen und Archivmaterial. Dazu werden Arbeiten von Pawel Althamer und Artur Zmijewski gezeigt, die diese Tradition des offenen Experiments wieder aufnehmen und reflektieren.
Zu der Ausstellung ist die Publikation 1, 2, 3… Avant-Gardes erschienen mit Texten von Steven Ball und David Curtis, David Crowley, Anselm Franke, Stefanie Peter, Lukasz Ronduda, Leire Vergara, Jan Verwoert, Axel Wieder und Michal Wolinski, herausgegeben von Lukasz Ronduda und Florian Zeyfang.
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Die Veranstaltungsreihe Politik der Institution/Institutional Politics widmet sich anhand einer Reihe von verschiedenen Beispielen der veränderten gesellschaftlichen Rolle von Kunstinstitutionen der Gegenwart. Bis in die 1990er Jahre hinein standen die klassischen Orte der Kunstvermittlung im Verdacht, kritische Impulse der Kunst zu zähmen und in den bürgerlichen Bildungskanon einzupassen. Von Künstler*innen initiierte Institutionen wie das Künstlerhaus Stuttgart reagierten hierauf und versuchten offene Räume für die Präsentation experimenteller Praktiken zu entwerfen.
Heute scheint dagegen angesichts eines immer mächtigeren Marktes auch Museen und Kunsthallen die Funktion eines erweiterbaren Freiraumes zuzukommen, der trotz ihrer zunehmenden Integration in städtische Repräsentationsstrategien durchaus auch die Teilhabe an öffentlichen Konflikten ermöglichen und für kritische Projekte genutzt werden kann. Im Blickpunkt der Veranstaltungsreihe sollen unterschiedliche Strategien stehen, Ausstellungen und ihre Institutionen als gesellschaftliche Verhandlungsräume zu konzipieren, insbesondere im Hinblick auf die Folgen und Möglichkeiten, die die Veränderungen der Rahmenbedingungen für Institutionen wie das Künstlerhaus haben.
Emily Pethick (Casco Utrecht) und Rodrigo Mallea Lira (Tensta Konsthall) stellen exemplarisch zwei Kunstinstitutionen vor, die sich in ihrer Programmatik radikal auf eine Verschränkung von künstlerischen und gesellschaftlichen Bewegungen beziehen. Während die Tensta Konsthall auf eine Aktivierung ihres lokalen Umfeldes setzt, geht Casco vor allem von einer transdisziplinären Theoriebildung aus. In einem Gespräch werden Shumon Basar und Pelin Tan, zwei Architekturtheoretiker*innen, die veränderten baulichen Anforderungen an Institutionen der Gegenwartskunst und die bisweilen problematischen Aspekte der Repräsentation von sozialer Interaktion erörtern. Eine in Zusammenarbeit mit dem Württembergischen Kunstverein organisierte Präsentation von Jochen Becker und Julien Enoka-Ayemba stellt schließlich die Projektreihe From/To Europe vor, die sich mit der Repräsentation der Kolonialgeschichte Europas auseinandersetzt und dabei auch die Macht über die Darstellung dieser Geschichte thematisiert.
Der Temporäre Zeitschriftenkiosk präsentiert zu den üblichen Öffnungszeiten des Künstlerhauses 25 Zeitschriften, vor allem aus den Bereichen Kunst, Urbanismus und Architektur. Viele dieser Zeitschriften sind von Künstler*innen oder Forscher*innen selbst produziert, erscheinen in kleiner Auflage oder experimentieren mit den Grenzen dieses Mediums. Der Kiosk ist ein Display zur Vermittlung und zum Vertrieb dieser Zeitschriften, die vielfach zum ersten Mal in Stuttgart zu sehen sind. Ältere Ausgaben der beteiligten Zeitschriften stehen zur Einsicht bereit. Der Kiosk ist eine Vorschau auf die öffentlich zugängliche Bibliothek und das Archiv, das im Herbst 2007 im 1. Stock des Künstlerhauses eingerichtet wird und ebenfalls über einen Schwerpunkt mit historischen und aktuellen Künstler*innen-Zeitschriften verfügt. Die Gestaltung des Kiosks übernahm Bora Tanay.
Magazinauslage
An Architektur (Berlin), Butt (Amsterdam), Fillip (Vancouver), Bidoun (New York), Metropolis M (Utrecht), Dot Dot Dot Magazine (New York), Cabinet (Brooklyn), Afterall (London), Maska (Ljubljana), Frakija (Zagreb), Piktogram (Warschau), Pages (Rotterdam), Art-ist (Istanbul), Fucking Good Art (Rotteram), Grey Room (New York, Cambridge, MA), Derive. Zeitschrift für Stadtforschung (Wien), Ridykelous (New York), GLU (Amsterdam), Pin-Up. Magazine for Architectural Entertainment (New York), Volume/Archis (Amsterdam), Memphis etc. (Wien/Berlin), Starship (Berlin), Basso (Berlin), 032c (Berlin), Newpaper (London)
Die Gruppenausstellung Das offene Ende präsentiert Arbeiten von Falke Pisano, Sarah Pierce/The Metropolitan Complex und Tue Greenfort, die bewusst keinen Anfang und kein Ende zu haben scheinen. Sie widmen sich vielmehr den Zwischenzuständen von Prozessen, deren Resultat noch unbestimmt ist, und entwickeln aus dieser Herangehensweise spezifische ästhetische und politische Paradigmen. Ein wesentliches Merkmal stellt dabei eine Offenheit gegenüber den Kontexten der künstlerischen Produktion und Präsentation dar, die in die Bedeutung einfließen und deren Wechselwirkung mit den Arbeitsweisen der Künstler*innen sichtbar bleibt.
Falke Pisanos Ausstellungsbeitrag A Sculpture turning into a Conversation (2006) zeigt mit den Mitteln eines auf Video präsentierten Vortrags, wie eine abstrakte Skulptur von einer Gruppe von Menschen zum Anlass einer Interaktion genommen wird. Der Vortrag der Künstlerin ist nicht nur eine Beschreibung des Vorganges, sondern nimmt selbst ein spekulatives Verhältnis zum Dargestellten ein. Der Sinn oder Inhalt, den die Skulptur bzw. deren Nutzung entwickelt, entsteht durch die sprachliche Beschreibung der Künstlerin, die im Laufe des Videos eine systematische Logik entfaltet, Bedeutung konstruiert und diese bisweilen auch wieder selbst untergräbt. Eine zweite Arbeit der Künstlerin – Chillida (Forms & Feelings) (2006) – nimmt die Publikation eines prominenten Public Relation-Fachmannes über Skulpturen von Eduardo Chillida zum Anlass für eine Reflexion der Beziehungen zwischen den Objekten, deren Repräsentation und den Gefühlen, die diese bei ihren (direkten wie inderekten) Betrachter:innen auslösen.
Sarah Pierce’ längerfristiges Projekt The Metropolitan Complex lässt sich als eine Untersuchungsanordnung verstehen, die Beziehungen zwischen Institutionen und einzelnen Öffentlichkeiten betrifft. Wie finden sich letztere in der Arbeit von Institutionen wieder, und wie können ihre Anliegen zum Gegenstand der Institutionen werden? In einer Geste, vergleichbar mit Christopher D’Arcangelo, der in den 1970er Jahren seine Tätigkeit als Handwerker bei der Einrichtung von Ausstellungsräumen als eigene künstlerische Produktion deklarierte, reserviert sich Sarah Pierce eine Rolle im Ausstellungsbetrieb, die scheinbar mehr mit verwaltungstechnischen Tätigkeiten als mit künstlerischer Produktion zu tun hat. The Metropolitan Complex produziert seit 2003 eine Reihe von Publikationen, die innerhalb von spezifischen Ausstellungssituationen geführte Gespräche ohne Publikum veröffentlichen, die Bedingungen der Ausstellungsproduktion zum Thema haben. Eine weitere Reihe von Projekten besteht aus Archiven, die von The Metropolitan Complex zusammengestellt werden, die sich auf eigene Projektrecherchen wie auf bereits bestehende Sammlungen beziehen. Auszüge aus vier dieser Archive (The Red Archive Dublin, The Meaning of Greatness, Affinity Archive Dublin, Monks Garden) sind gemeinsam mit Publikationen von The Metropolitan Complex in der Ausstellung zu sehen.
Die Arbeit von Tue Greenfort entstand bei einem Besuch des Künstlers in Stuttgart. Mit einer mobilen Druckwerkstatt ausgerüstet erkundete Greenfort die Stadt und fertigte Abdrucke von Gullideckeln. Die bisweilen verzierten Schachtabdeckungen sind bekannt, im alltäglichen Verkehr nimmt man sie jedoch kaum wahr. Sie stehen für einen Teil der Stadt, der unserer Aufmerksamkeit üblicherweise entzogen ist, an dem sich der sichtbare Teil der Stadt – die Straße – mit dem unsichtbaren, unterirdischen Versorgungssystem überschneidet. Wie andere Arbeiten des Künstlers zeigt die Gullideckeldruckwerkstatt die Aufmerksamkeit Greenforts für solche Stellen der Stadt, in der unterschiedliche Interessen, Widersprüche und Konflikte deutlich werden können, beispielsweise durch das Verschwimmen der Grenzen zwischen Natur und Kultur. Viele Projekte Greenforts beginnen mit solchen Orten als Ausgangspunkt für eigene Eingriffe oder nutzen sie zur Untersuchung der Strukturen, die unsere Umwelt gestalten. Die in der Ausstellung im Künstlerhaus gezeigte Arbeit hat dagegen einen bewusst dokumentarischen Charakter – bereits die Bestandsaufnahme der gezeigten Orte stellt eine Intervention dar, indem sie ihre Sichtbarkeit erzeugt und der Verhandlung zur Verfügung stellt.
In drei Vitrinen wird weiteres dokumentarisches Material gezeigt. Eine Vitrine enthält Publikationen des Künstlers Chris Evans, der ausgehend von Skulpturen im öffentlichen Raum die Verflechtungen zwischen Künstler*innen, ihren Auftraggeber*innen, den jeweiligen Interessen und Orten sowie der spezifischen Formensprachen, in denen diese Verflechtungen sichtbar werden können, erforscht. Eine zweite Vitrine dokumentiert eine Reihe von institutionskritischen Ansätzen, etwa ein Buch des Konzeptkünstlers Ian Wilson, der seit Mitte der 1960er Jahre mit am weitgehendsten an einer Entdinglichung seiner Kunstproduktion gearbeitet hat, insbesondere in einer Serie von Arbeiten, die aus nichtaufgezeichneten mündlichen Unterhaltungen bestand. Ben Kinmont produzierte eine Dokumentationsbroschüre über den früh verstorbenen Künstler Christopher D’Arcangelo. Von Rachel Harrison stammt eine Collage, die ein Foto aus der kürzlich am Hammer Museum in Los Angeles gezeigten Ausstellung Société Anonyme mit Rekonstruktionen von Marcel Duchamp gestalteter Bildrahmen enthält. Die dritte Vitrine zeigt Kopien und Publikationen von Cedric Price, Oskar Hansen und einem Projekt aus New York – The Stand – das für eine Zeit auf einem Markt in China Town existierte, Dinge anbot und zum Verweilen einlud.
Seit 1994 arbeitet die Gruppe Bernadette Corporation in unterschiedlichen personellen Konstellationen von Paris, Berlin und New York aus in verschiedenen Medien und symbolischen Zusammenhängen. Zunächst für die Organisation von selbst erfundenen sozialen Events innerhalb der Kunstwelt gegründet, produzierte Bernadette Corporation von 1995-1997 ein Modelabel, gab von 1999-2001 das Kunst-Mode-Film-Magazin Made in USA heraus und veröffentlichte 2005 den kollektiv verfassten Roman Reena Spaulings, benannt nach einer fiktiven Person, die seither auch als Künstlerin (und Galeristin) im Kunstbetrieb agiert.
Als Zentrum des künstlerischen Interesses von Bernadette Corporation lässt sich der Versuch ausmachen, innerhalb der gegenwärtigen Mechanismen von Populärkultur und Kunst Strategien des kulturellen Widerstands zu erfinden und zu erproben. Sie eignen sich Verfahrensweisen der Unterhaltungsindustrie an und widmen diese für eigene, experimentelle Zwecke um. Die Projekte von Bernadette Corporation funktionieren als Untersuchung der Wirkweisen einer globalisierten Kultur auf Arbeitsweisen und Sichbarkeiten, indem sie eine immer wieder neue Erfindung ihres kollektiven Künstler:innensubjekts testen oder, wie im Film Get Rid of Yourself (2001-2003) am Beispiel der autonomen Bewegung während der Anti-G8-Proteste in Genua, in Beziehung zu anderen Kollektiventwürfen setzen.
Seit 2006 betreibt Bernadette Corporation Pedestrian Cinema, eine temporäre Underground-Filmfirma, die in schneller Folge Elemente eines möglichen Films herstellt und zeigt. Resultate sind einzelne Szenen, Screentests, Drehbücher, Requisiten und Flyer. Dabei geht es weniger um den eigentlichen Film als Ergebnis des Arbeitsprozesses. Vielmehr nutzen Bernadette Corporation das Narrativ der Filmproduktion als Medium für Begegnungen und Ereignisse. Im Künstlerhaus präsentieren Bernadette Corporation eine räumliche Umsetzung dieses Projektes.
Die Gruppe Halbton ist durch Zusammenarbeit von Künstler:innen, die die Druckwerkstatt des Künstlerhauses benutzen, entstanden. Der Zusammenschluss soll gemeinsame Arbeit fördern, Synergien entwickeln und Ausstellungsprojekte realisieren.
Die Gruppe stellt sich im Rahmen von Visit vor, um Mitgliedern und Besucher:innen des Künstlerhauses Einblick in ihre Arbeit zu geben. Arbeiten der Gruppe werden frei im Raum präsentiert. Danach werden die Gäste zu Schmalzbrot und Originalen in die Werkstätten geladen.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Als Beginn des Programmes der neuen künstlerischen Leitung präsentierte das Künstlerhaus Stuttgart ein Filmprogramm mit drei Beiträgen, die Kunstinstitutionen in Zwischensituationen zeigen. Außerhalb des gewohnten funktionellen Zusammenhangs bieten sie einen Freiraum für Umnutzungen, oder neue Akteur*innen übernehmen die Regie.
Gitte Villesen: The Building – The Bikeshop – Andy’s furniture (Digital Video, 2001, 20 min)
“Das Projekt entstand im April 2000 in einem Gebäude in der S. Blackstone Avenue, 6100, an der South Side von Chicago. Das Land und das Gebäude gehören dem Künstler Dan Peterman und beherbergen eine kleine Gemeinschaft, die vielen verschiedenen Aktivitäten nachgeht. Unter anderem gibt es dort ein Atelier, das von Künstler*innen für kürzere Aufenthalte als Arbeits- und Wohnraum genutzt werden kann. Dort wohnte ich während meines Aufenthalts in Chicago. In mehreren meiner Werke habe ich mich dafür interessiert, wie Menschen versuchen, ihre Ideale, Träume und Wünsche im Rahmen ihrer konkreten wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und geschlechtsspezifischen Situation zu realisieren. Fast alle Aktivitäten im Gebäude und um das Gebäude herum haben eine klare ideologische Seite, die mit einer ganz spezifischen konkreten Realität verbunden ist. Das Video konzentriert sich auf die Menschen, die das Gebäude benutzen, sowie das, was sie dort tun. Im Mittelpunkt stehen die Blackstone Bicycle Works.” (Gitte Villesen)
Lucy Skaer, Rosalind Nashashibi: Flash in the Metropolitan (16 mm, 2006, 3:25 min)
Für den Film Flash in the Metropolitain wagten sich Lucy Skaer und Rosalind Nashashibi bei Nacht in das New Yorker Metropolitain Museum. Unter Stroboskop-Blitzen scheinen die Objekte aus Ozeanien, Afrika und Nah-Ost von ihrem starren Ausstellungsdiktat befreit und in ihrer ursprünglichen Magie reanimiert.
Judith Hopf, Natascha Sadr Haghighian, Florian Zeyfang: Proprio Aperto (Digital Video, 2005, 6 min)
“Der touristischen Neugierde und der Neigung zu Kontemplation, Parklandschaften, Spazierengehen, war es wohl geschuldet, dass wir 1998 die Giardini, das Gelände der Biennale in Venedig außerhalb der Biennalezeit aufsuchten. An einem Wintertag fanden wir das Pavillongelände und die darauf erbauten, den verschiedenen Nationen zugeordneten Architekturen verbarrikadiert und zugenagelt oder, wenn nicht derart vor Vandalismus und Aneignung geschützt, umgenutzt vor.” (Judith Hopf, Natascha Sadr Haghighian, Florian Zeyfang) Die dabei von Judith Hopf, Natascha Sadr Haghighian und Florian Zeyfang geführten Gespräche resultieren in einem Text, der um Ruinenlandschaften, Gespenster und das Dasein in der Kulturhegemonie kreist. Die Bilder – eigentlich Fotos – werden in langsamen Schwenks abgetastet, wobei der unterschiedliche Zerstörungsgrad der Pavillons mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt.
Etwa zur selben Zeit, als das Stuttgarter Künstlerhaus gegründet wurde, begann im Süden der Stadt ein gelernter Industriedesigner damit, eine Maschine zu bauen, die mehr Energie liefern sollte, als in sie hineingesteckt wurde. Ein aus Permanentmagneten zusammengesetzter Zylinder sollte, einmal angestoßen, zwischen einem Paar gegenpoliger Backen eine immerwährende Bewegung in Form einer Unendlichkeitsacht ausführen und dabei Arbeit leisten, letztlich das Energieproblem lösen. Da die Bewegung jedoch nach kurzer Zeit immer wieder zum Stillstand kam, waren aufwendige Hilfsmechaniken vonnöten, die das Problem des wandernden Totpunktes allerdings nicht wirklich lösen konnten, sondern zu einer allmählichen Vergrößerung und Verkomplizierung der Maschine führten.
Im Laufe von 25 Jahren entwickelte sich so aus einem etwa schuhschachtelgroßen Antriebsaggregat eine bizarr aussehende, aus Zahnrädern und hunderten von Kugellagern bestehende Apparatur, die nicht nur die Geschichte ihres Scheiterns in sich aufspeichert, sondern auch die Möglichkeit, das Scheitern selbst als etwas Produktives zu begreifen. Betrachtet man diese Maschine – entgegen ihrer Intention – als ein Kunstwerk, lässt sie sich in vielfältiger Weise zur Analyse des aktuellen Kunstgeschehens nutzen. Insbesondere hinsichtlich der Frage, inwiefern Kunst heute erfolgreich die Verschiebung ihres Totpunktes betreibt.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Eine Ausstellung im Rahmen des Atelierstipendiums.
Ein bunter Abend mit Performances und Ausstellungen der Stipendiat*innen des Künstlerhauses.
Programm
19:30 – 24:00 Mirja Wellmann: Ritzungen in Plexiglas
19:30 – 20:00 / 21:00 – 22:00 / 23:00 – 24:00 Ilka Götz: Diaprojektionen aus der Serie “lost-and-found”, Videoinstallation “Short Cut”
Stumm ziehen die Diaprojektionen aus der Serie lost-and-found von Ilka Götz im zweiten Stock die Aufmerksamkeit auf sich. Ein Abstecher in den dritten Stock lohnt sich. Dort zeigt sie ihre Videoinstallation Short Cut, die – wie auch die Diaprojektionen – während des Stipendiums im Künstlerhaus entstanden ist. Ebenfalls im dritten Stock sind neue Arbeiten von Mirja Wellmann zu sehen. Ihre Ritzungen in Plexiglas befassen sich in einem erweiterten Sinne mit dem Hören. Wellmann setzt “audiovisuelles” in einer ganz eigenen Sprache um.
20:00 – 21:00 Visual Music-Sequenzen Version I + II:
ja&nein: Wolf Nkole Helzle, Axel Hanfreich, Jogi Nestel
Hammerhaus – die nächste Dimension: Kurt Laurenz Theinert, Axel Hanfreich
CVTV: Matthias Siegert, Mark Lorenz Kysela
Es beginnen Axel Hanfreich (Sequenzer), Wolf Nkole Helzle (Visuals) und Jogi Nestel (Schlagzeug) mit der Premiere von ja&nein. Während ihrer ca. 20minütigen Performance quietscht ein Filzstift beim analogen Schreiben eines geheimnisvollen Textes von Thich Nhat Hanh.
Die Schreibgeräusche werden analog/digital in den Sequenzer übernommen, woraus abartige Sounds entstehen. Präzise, analoge Beats des virtuosen Schlagzeugs steuern digital gekoppelt zwei Bildfolgen, Personen aus der Vogelperspektive und Verkehrszeichen: Bewegung und Begrenzung in drei Bild- und fünf Informationsebenen. Entkoppelte Kopplung, die Besucher nicht vergessend. Vergessen werden die Besucher sicher auch nicht Hammerhaus – die nächste Dimension. Das bewährte Duo für grobe Elektropoesie von Kurt Laurenz Theinert (visual piano) und Axel Hanfreich (Sequenzer) gewinnt durch die begnadete Softwareentwicklung von Phillip Rahlenbeck die Z-Achse. Die live gespielten Bilder werden räumlich, sprengen durch die neuartige Projektion das Format der Leinwand und füllen den Raum. Feine Linienmuster tasten sich wie Scanner durch den Raum, weiße Klötze hämmern den Rhythmus an die Wand, gezeichnete bunte Spuren werden zu flächigen Farbrauscherlebnissen … und wie immer, mit schmatzenden Beats, die am Boden zu kleben scheinen. Intellektuell berauschend sind dann die audiovisuellen Konstruktionen mit dem selbst entwickelten CVTV von Mark Lorenz Kysela und Matthias Siegert. Sie koppeln Video und Sound in einer ungewöhnlichen Weise. Videosignale werden hörbar – Audiosignale werden sichtbar. Im geschlossenen Kreislauf der Signale spielt sich die Maschine selbst und wird von den Maschinisten durch minimale Eingriffe lediglich betreut.
Der Ball der Demaskierung ist ein festlicher Anlass, um das Ausstellungsprojekt Maskharat abzuschliessen.
Eine Maskerade erlaubt es, Teile zu zeigen, die man sonst nicht von sich preisgibt oder in eine Rolle zu schlüpfen, die man schon immer einmal gern spielen wollte. Sie kann eine Erweiterung darstellen und zur Transformation beitragen. Jede Maskerade trägt immer auch einen demaskierenden Charakter. Der Ball im Künstlerhaus bietet die Möglichkeit zur De/Maskierung. Kommen Sie verwandelt oder nutzen Sie vor Ort die Möglichkeit dazu!
An diesem Abend werden verschiedene Performances von Künstler:innen zu sehen sein. Verwandlungen und Transformationen von Alex Györfi & Peter Holl, Juliane Solsmdorf & Antje Majewski, Stefanie Oberhoff & Lambert Mousseka und Michael Hilton Live. Ausserdem sind Ausschnitte aus dem Münchner Bohemeleben zu sehen mit der Gruppe k2ao. Für musikalische Unterhaltung sorgen Institut für Feinmotorik und Michael Pauknery.
Jeder Stuttgarter kennt den Max-Eyth-See. Doch wer kennt heute noch die Person Max Eyth?
Seit einem Jahr arbeitet der Medienkünstler Ulrich Bernhardt über Max Eyth, den Dampftechnik-Ingenieur, Reise- und Abenteuerschriftsteller und DLG-Verbandsfunktionär des 19. Jahrhunderts. Im Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Ute Harbusch befragt er den Zeitsprung zwischen damals und heute sowie das zu allen Zeiten unentschiedene Verhältnis zwischen Technik und Kunst und stellt Beispiele seiner bisher entstandenen Arbeiten vor.
Dazu werden viele historische Fotodokumente und Reproduktionen von Zeichnungen Max Eyths zu sehen sein, außerdem werden Videosequenzen von Ulrich Bernhardt und zahlreiche Dokumente seiner laufenden Recherchen gezeigt.
Max Eyth hatte in Stuttgart Maschinenbau studiert und wurde zu einem Pionier der Industrialisierung in der Landwirtschaft. Er bereiste als Handelsvertreter eines englischen Dampfmaschinen-Herstellers nahezu alle Kontinente, um neue Techniken des Pflügens und auch der Binnenschiffahrt mittels Dampftechnik einzuführen. Auf seine Wander- und Lehrjahre folgten dann die Meisterjahre in Deutschland: die Gründung und Leitung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG). Schließlich ließ er sich als Schriftsteller nieder und verfasste auf der Grundlage seiner Erlebnisse Romane und Erzählungen wie den Bestseller Hinter Pflug und Schraubstock (1899). Dieses Jahr ist sein 100. Todestag (und zugleich 170. Geburtstag) zu feiern.
Ulrich Bernhardt ist Max Eyth an die Schauplätze von dessen Arbeit und dessen Büchern gefolgt. So beispielsweise nach New Orleans, wo Eyth unmittelbar nach dem nordamerikanischen Bürgerkrieg eintraf – heute, nach den Verwüstungen durch den Hurrikan Katrina, steht die Stadt erneut vor der Aufgabe, sich neu zu erfinden, mit und trotz fortschreitender Technisierung. Oder nach Ägypten: Zur Hochzeit des Kolonialismus profitierte Eyth dort von einem ungeheuren, aber kurzen Baumwollboom – heute ist das Nildelta zersiedelt und die Megapolis Kairo steht vor riesigen Problemen, während die Landwirtschaft zum Teil wieder auf den technischen Stand aus der Zeit der Pharaonen zurückgefallen ist.
Ute Harbusch: Mit Dampf und Phantasie – Max Eyth – Schriftsteller und Ingenieur, Kirhcheim u. Teck, 2006
Es treten auf: Eine Sirene, ein Hawaimädchen, zwei Matrosen, ein alter Vogel, ein junger Vogel, zwei weitere Matrosen, der griechische Gott Tunte, ein amerikanischer Altstar, eine russische Stummfilmmutter und eine Nymphe der deutschen Romantik. Die Autorinnen umschreiben ihre ironische, irritierende, durch Brüche verfremdete Filmcollage wie folgt: “Wir wollen ungestraft zur Wirklichkeit, auch zur poetischen Wirklichkeit hinzuerfinden / andere Formen des Lebens beschreiben / ganz neue Welten ersinnen / neue Menschen, neue Zwitterwesen, was immer uns einfällt / Wir fordern die Identifikation des Zuschauers / sein moralisches Engagement in Situationen, die jenseits von Gut und Böse liegen, die Fixpunkte und Konstanten seines Weltbildes verschwimmen lassen / Wir entführen den Zuschauer in psychisches Niemandsland.”
Raoul Hausmann wiederum: “Im Collageprinzip überschneiden sich Bereiche und Zitate des kommerzialisierten Alltags und der Musik, die von Geräuschen, sakralen Gongs, über Hawaiimusik, Schuricke-Melodien, Musette-Walzer bis zu birmesischen Gesängen und kultischen Ketchak-Rhythmen reicht, und der Sprache – literarischen Texten von Apollinaire, die auch schon das Zitatverfahren anwenden, Phrasen aus der Welt des amerikanischen Showbusiness (Hollywood-Altstar), Wehklagen einer russischen Stummfilmmutter gebrochen haben […], treten die Satire, die Groteske, die Karikatur, der Clown und die Puppe auf; und es ist der tiefe Sinn dieser Ausdrucksformen, durch das Aufzeigen der Marionettenhaftigkeit, der Mechanisierung des Lebens, durch die scheinbare und wirkliche Erstarrung hindurch, uns ein anderes Leben vorstellen zu lassen.”
Die Betörung der Blauen Matrosen, Regie: Ulrike Ottinger, D 1976, 16 mm, Farbe, 50 min, mit Tabea Blumenschein, Rosa von Praunheim, Barry Tannenbaum, Valeska Gert u. a.
Die Maskerade ist seit Urzeiten ein Mittel der kulturellen und politischen Artikulation. In ihrer Kritik scharf und bissig, trägt sie die Attraktivität und Leichtigkeit eines Scherzes. Maskharat bedeutet im Arabischen Narr, Posse oder Scherz und betont die aktive Handlung der Maskerade. Masken sind Mittel der Transformation und ermöglichen es, gesellschaftliche Zuschreibungen, Geschlechtergrenzen oder kulturelle Festschreibungen zu überschreiten.
Die Maske selbst ist eine Form der Unterscheidung, ein Dazwischen, das zwei Seiten trennt und gleichzeitig verbindet. Eine Denkfigur des „einig Entgegengesetzten“ (Hölderlin).
Maskharat behauptet nicht eine Authentizität hinter der Maske, sondern geht von der ständigen Veränderbarkeit von Identitäten aus. Maskeraden ermöglichen es, soziale und geschlechtliche Festschreibungen umzuschreiben und sie als Inszenierungen zu entlarven.
Maskharat ist als Projekt angelegt, in dessen Zentrum eine Ausstellung mit zeitgenössischen Positionen steht. Zwei künstlerische Produktionen werden im September und Oktober von den Künstler:innengruppen Puppet in a box und The Set im Künstlerhaus entstehen. Das Filmprogramm wird von Madeleine Bernstorff zusammengestellt und begleitet. Am 1. Dezember findet der Ball der Demaskierung mit einer Reihe von Performances statt. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.
20. Oktober 2006: Projektvorstellungen von Radioinitiativen
Neben der klassischen Radioszene gibt es seit vielen Jahren Gruppen und Initiativen, die mit einer großen Bandbreite an Inhalten und Formaten experimentieren. Exemplarisch lassen wir drei Radioinitiativen zu Wort kommen, sprechen mit Ihnen über ihre Arbeit und fragen, welche Formen von Radio uns in Zukunft begleiten werden.
Janka Kluge, Oliver Kempter: Freies Radio für Stuttgart
Sarah Washington, Knut Aufermann: Radio Simulator
21. Oktober 2006: Projektvorstellungen Radiointerventionen
Das ist kein Radio. Oder doch? Es sind eingeladen: Künstlerische Projekte, die sich die technische Funktionsweise von Radio zu Nutze machen, dessen Systematik aber außer Acht lassen oder in Frage stellen.
Nik Hummer, Gammon: Thilges
Paololuca Barbieri Marchi, Alberto Caffarelli, Andrea Masu, Giacomo Porfiri, Matteo Erenbourg: Alterazioni Video
Eine Veranstaltung des Künstlerhaus Stuttgart und Mediaspace.
Die Ausstellung Tipic_no präsentiert die zeitgenössische Kunst der jungen Künstlergruppe “Barake” aus Sarajevo. Der Titel (deutsch: typisch) ist eine ironische Anspielung auf die Nachfrage des ausländischen Kunstmarktes, eine besondere typische Kunstart aus Bosnien und Herzegowina zu exportieren: die so genannte ›Kriegskunst‹. Dürfen die Künstler:innen des kleinen balkanischen Vielvölkerstaates auch ›normale typische‹ Künstler*innen sein, die sich mit den Themen beschäftigen, die sie als bedeutend ansehen? Ist eine andere Sichtweise erlaubt bzw. wird sie akzeptiert? Das Friedensabkommen von Dayton wurde vor über zehn Jahren unterzeichnet. Bei keinem anderen Land ist jedoch die Kriegsassoziation in den Köpfen der Menschen so stark ausgeprägt wie bei dem Gedanken an das Vielvölkerland Bosnien und Herzegowina. Die Verknüpfung ist berechtigt: Die Reliquien des Krieges sind sowohl in den sozioökonomischen Strukturen des Landes zu spüren, als auch an den zahlreichen ruinösen Bauten zu sehen. Diese Ausstellung negiert keinesfalls die sogenannte ›Kriegskunst‹, denn sie ist auch ein Teil der Realität des Landes. Die Ausstellung will vielmehr zeigen, dass auch eine junge selbstbewusste Generation von Künstler:innen existiert, die nicht nur als ›Kriegerstatter‹ wahrgenommen werden möchte.
Christiana Biron setzt sich in ihren Arbeiten vorwiegend mit der einzigartigen Multiethnie des europäischen Kleinstaates auseinander. In ihrer Photoserie “Tanzende Zigeunermädchen” und in ihren märchenhaften “Fabeltiere – Collagen” setzt sie dieses Thema der Völkerdiversität auf eine spielerische Art und Weise um.
Demis Sinancevics Arbeiten sind ironische Anspielungen auf die heutige politische und wirtschaftliche Lage des Landes. Der Künstler arbeitet vorwiegend mit einfachen Mitteln und reduziert seine unscheinbaren Arbeiten auf das ›Wesentliche‹.
Der Künstler Edin Vejselevic jongliert geschickt mit diversen Kunstsparten; seine Arbeiten bewegen sich zwischen Raum-Körper-Performance-Installationen. In seinen Fotographie – Triptychen setzt er die diversen Arbeiten in einen neuen Bezug zueinander und verändert damit in einem gewissen Maße die ursprüngliche Intention seiner Arbeiten. Der humorvolle Umgang mit den jeweiligen Themen bleibt immer erhalten.
Kapetanovic beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit der Historie. Sieht die Zukunft anders aus, wenn die Vergangenheit neu definiert wird? Ist die Erinnerung auszulöschen?
Der Künstler Ervin Babic setzt sich in seinen Arbeiten “1km” (Währung des Landes Bosnien und Herzegowina: Konvertibilna Marka) immer aufs Neue mit der Bedeutung des Wertes bzw. mit der Wertlosigkeit auseinander.
Die Analyse der visuellen Erfahrung spielt in Jasmin Durakovics Fotographien eine bedeutende Rolle. Seine Fotoserie “Blindes Mädchen” ist eine Auseinandersetzung mit dem ‘Sehen’ als nicht nur physikalisch visueller Sinneswahrnehmung, sondern als auch eine psychisch-psychische Erfahrung.
Leila Cmajcanins Grafiken sind geheimnisvolle Darstellungen mystischer Gestalten. Die Vorlagen für ihre Arbeiten entnimmt die Künstlerin aus ihrem sozialen Umfeld, die sie dann kunstvoll verformt.
Muhamed Begics und Samir Fejzovics Raum-Installationen sind Neuverwertungen und Umwandlungen der schon existenten Objekte, die dadurch eine neue Funktionalität bekommen.
Kadribasics schleierhafte schwarz-weiß Grafiken spielen mit der Mehrdeutigkeit der Zeichen. Dabei bedient sich der Künstler sowohl der symbolischen Bildersprache als auch des rätselhaften Signifikants des Titels.
Rund um die uns derzeit vordringlich erscheinenden Themen Umgang mit Raum, Komposition, Improvisation und Notation und den Fragen zum Kern visueller und musikalischer Aussagen und Vorgehensweisen wird sich der Workshop ganz der intensiven Arbeit, der Diskussion und dem gegenseitigen Austausch zwischen Musiker*innen und bildenden Künstler:innen widmen.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
„Im Buch tres marias arbeite ich mit einem Archiv aus eigenen und gefundenen Bildern verschiedener Genres, Themen und Motive. Ich wähle aus und ordne zu Bildfolgen und filmischen Sequenzen, die durch die Kombination und Montage eine Narration eröffnen. Die Ordnung folgt weder Chronologie noch Kategorie, übergeht ursprüngliche Zusammenhänge: Wir sehen Fotografien, die wie historisches Material wirken, Orte, Alltagsszenen, Personen, die uns bekannt vorkommen, sich jedoch einer Eindeutigkeit entziehen und einen Raum für Vermutungen auftun. Beeinflusst ist meine Arbeit durch den Film Letztes Jahr in Marienbad von Alain Resnais (1961): durch die Frage der Ungewissheit, der Fragwürdigkeit von Erinnerung als Konstruktion (gewiss so war es) als Entfernung und Neuformulierung (gewiss so wird es gewesen sein) im Zufall einer Ordnung als offene Lesart der Präsenz der Bilder (gewiss so ist es). Archivbilder werden in der Verweigerung eines vermeintlich Offensichtlichen zum Material der Erfindung von Geschichte und Geschichten.“ (Heidemarie von Wedel)
Die Präsentation im Künstlerhaus nimmt die unterschiedlichen Ebenen im Buch als Modell für den Entwurf eines räumlichen Layouts: in Form einer Inszenierung von Parallelitäten, Folgen mit Leertasten oder Schnitten, Montage und Bildmischungen. Bild, Text und Ton als autonome Elemente kommentieren sich gegenseitig. Der Ausstellungsraum wird zum Filmset mit Projektionen, Lesung und Musik. Die Bild-Ton Aufzeichnung wird zum Material für einen Film zum Buch.
Referenzliteratur:
Heidemarie von Wedel: “tres maria. Zwei Erzählungern”
Barcelona / Lisboa / Stuttgart / Roma.
Mit einem Text von Eva Meyer, Berlin
Künstlerbuch erschienen 2005 bei merz&solitude
Filmset und räumliches Layout: Hagen Betzwieser
Bild und Ton: Weltraumquartett (Leonard Herrmann, Konstantin Lom, Achim Sieg)
Kamera: Klaus Oppermann
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Dirk Stewen bewegt sich in seinen Zeichnungen, Collagen und Fotografien in einer Art Zwischenraum. Seine Bilder tragen eine narrative Ebene ohne einen eindeutigen Referenzrahmen erkennen zu lassen. Sie spielen mit aufgeladenen Momenten intensiver Emotionen. Stewen experimentiert mit sexuellen Konnotationen, mit den Klischees erotischer Spiele. Seine Arbeiten tragen die Kraft der Obsession und sprechen von seelischen Zuständen wie Ängsten, Verletzlichkeit, Erschöpfung und Demütigung. Sie wirken zart, frivol und manchmal aggressiv.
Stewen gelingt es in seinen Objekten eine physikalische Leichtigkeit herzustellen, die der metaphorischen Schwere seiner Bilder entgegengesetzt ist. Die ästhetische Sprache und Eigenständigkeit nährt sich aus der Wahl und dem Einsatz des Materials und der starken Komposition der einzelnen Elemente seiner Ensembles. Alle Arbeiten stehen in der Tradition der Fotografie, sei es im Umgang mit ineinanderfließenden Flüssigkeiten in seinen Aquarellen oder in der Benutzung von Theaterplakaten und Tusche. Der Gebrauch von Papier, das bereits durch Alterungsprozesse eine Zeit durchschritten hat, findet hier einen neuen Einsatz ohne den Anschein einer Präexistenz zu leugnen, sie lassen einen Zweifel an der Autorschaft aufkommen. Die Art wie Stewen diese unterschiedlichen Materialien einsetzt und sein hoher Grad an Abstraktion erzeugen eine Spannung und Aggressivität, die erst durch den Moment des Zufälligen und Vergänglichen in eine Fragilität und Leichtigkeit überführt wird.
Im Künstlerhaus Stuttgart ist Dirk Stewen mit einer ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland vertreten. Er zeigt eine eigens für die Ausstellung produzierte Reihe von Fotografien und Collagen. Die Ausstellung wird durch sogenannte “Konfetti-Bilder” getragen, Fotopapiere, die mit hochpigmentierter Zeichentusche geschwärzt und mit Papier und Konfetti besetzt und benäht wurden. Die vordergründig formale Strenge dieser Arbeiten wird durch die herunterhängenden Nähfäden gebrochen. Der Rhythmus der Ausstellung wird von diesen dunkelschwarzen Bildern vorgegeben, dazwischen sind Ensembles aus Fotografien gesetzt, die teilweise auf alten Papierbögen und übermalten Flächen präsentiert werden.
Andreas Mayer-Brennenstuhl im Gespräch am “e-Kamin” mit Kai Bauer (Stuttgart) und Enno Schmidt (Frankfurt) zum Thema Funktion und Funktionalisierung künstlerischer Rollenmodelle in der aktuellen gesellschaftlichen Situation.
Die Existenzweise des Künstlers als Projektionsfläche für autonome Lebensentwürfe und selbstbestimmte Produktionsformen ist eine problematische Denkfigur, vor allem in der aktuellen gesellschaftlichen Situation, in der sich das “Ende der Arbeitsgesellschaft” immer deutlicher abzeichnet. Sie verspricht einerseits die Einlösung der modernen Utopie eines autonomen Individuums und offenbart zugleich die Defizite dieses Konzeptes im Zerfallsprozess gesellschaftlicher Bezüge.
Die damit verbundene Problematik zeigt sich auch konkret in den Funktionalisierungen, die dieses Konzept derzeit erlebt: Die Künstler*innenexistenz soll nicht nur als Modellfall für das out-sourcing von Arbeitsverhältnissen dienen (mit allen sozialen Folgen der Prekarisierung); nach den Vorschlägen der “Hartz-Komission” sollten Künstler*innen sich darüberhinaus auch engagieren als Animateure bei der “Künstlerischen Qualifizierung von Langzeit-Arbeitslosen”, bei der “Betreuung von Selbsthilfegruppen”, in “Auftritten bei Benefizveranstaltungen zugunsten des Arbeitsmarktes” oder bei “Patenschaften für Beschäftigungs-Initiativen”.
Diesen Begehrlichkeiten wird in einer Installation von Andreas Mayer-Brennenstuhl im Künstlerhaus Stuttgart die Vision von Kasimir Malevich gegenübergestellt, der schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem programmatischen Text unter der Überschrift ” Die Faulheit als wahre Bestimmung des Menschen” eine andere Lösung des Arbeits-Problemes vorausgedacht hat: Die Trennung von Arbeit und Einkommen, verwirklicht im Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen!
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Jet Set – Le Coupé Décalé
Vortrag von Soro Solo
La Jet-Set heisst ein aktueller Style in Paris und Abidjan, der unmittelbar mit der Musikbewegung Sagacité und dem Tanzstil Le Coupé Décalé verbunden ist. Interessanterweise ist diese Bewegung außerhalb der Elfenbeinküste, in der Diaspora, in Paris und London entstanden und propagiert einen opulenten und verschwenderischen Lebensstil. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Krise der Elfenbeinküste scheint diese hedonistische Bewegung sozialkritische Themen und patriotische Inhalte zu meiden, um so der Ideologisierung des Alltags zu entfliehen und sich hemmungslos einem extravaganten Vivre hinzugeben.
Soro Solo ist Kulturjournalist und Radiomacher, er lebt im Exil in Paris.
Style und urbane Kultur – Über die Problematik der wechselseitigen Einflüsse urbaner Kulturen am Beispiel von Abidjan und Paris
Vortrag von Binda N’gazolo, Regisseur
Binda N’gazolo wird in performativer Weise über Le Ziguéhi berichten, einen Lebensstil der Jungen in Abidjan, die sich in Gangs organisieren, urbane Territorien besetzen und mit Markenkleidung ihre prekäre soziale Situation verschleiern. Das Training des Körpers durch Kampfsport ist ein wichtiger Teil ihrer Kultur und der Tanzstil Ziguéhi erinnert ebenfalls an Martial Arts. Logobi tchatche, eine Art Slam, sowie Rap sind ihre musikalischen Ausdrucksweisen. Über ihre Sprache, Nouchi, das Argot der Straße, verschaffen sie sich Respekt und Gehör. N’gazolo untersucht die Lebenssituation und den Austausch der Szenen in Abidjan und Paris am Beispiel der Slameurs Vogo Soutra, Abidjan, mit denen er als Regisseur arbeitet. In ihren Texten und Choreographien repräsentieren sie als urbane Erzähler das “versteckte Gesicht” ihrer politischen und gesellschaftlichen Umgebung.
Binda N’gazolo ist Regisseur, Erzähler und Schauspieler lebt in Abidjan und Paris.
Respect is dead, long live respect! – The cultural impact of Black Dress, Fashion and Style
Vortrag von Carol Tulloch
Carol Tulloch, Kuratorin am Black Visual Culture Department des Victoria & Albert Museums in London arbeitet seit vielen Jahren über Black Style und die Beziehung zwischen Migration und Kleidung in der Diaspora (hier vornehmlich Großbritannien). Ihr Vortrag handelt von den unmissverständlichen Zuschreibungen, die Black Style erfährt, als kultureller Agitator, als Händler von urbaner Authenzität oder als Mediator kulturellen Erbes. Tulloch klärt die akademische Bedeutung dieser Begriffe und positioniert sie damit neu.
Briller et s’envoler – Glänzen, Schillern, Abheben und Davonfliegen
Über die Notwendigkeit, sich in einer europäischen Metropole selbst zu erfinden
Präsentation von Astrid S. Klein
Das Ausstellungsprojekt “Les histoires communes” ist aus einem Workshop hervorgegangen, der sich auf experimentell-künstlerische Weise mit Fragen der globalen Zirkulation von Mode beschäftigte. Wie ziehe ich mich an und wie sehen mich die anderen? Wie ist das Bild von uns selbst geprägt, wie das, das wir von anderen haben und welche Rolle spielt dabei die Kleidung? Was geschieht, wenn wir die Rollen oder die Kleider tauschen und in die Hülle des Anderen schlüpfen. Mode spielt als Träger von Identitäten und Modellen bei allen Fragen eine maßgebliche Rolle. Kleidung macht es möglich, in verschiedene Identitäten zu schlüpfen und so die eigene Person zu vervielfältigen.
Um mögliche Antworten auf diese und andere Fragen zu bekommen, bietet Wiebke Trunk an zwei Terminen eine “offene Werkstatt” im Künstlerhaus Stuttgart an. Gemeint ist damit, dass den Besucher*innen der Ausstellung die Möglichkeit gegeben wird, einen Nachmittag lang, zunächst angeregt durch eine Diskussion über textile Kultur und die im Workshop “Couture commune” entstandenen Arbeiten, selbst Kleider oder textile Objekte in einer Werkstattsituation zu fertigen.
Foto: Künstlerhaus
Die akustische Gesellschaft versteht sich nicht allein als sozial oder politisch strukturiertes Gefüge eines territorialen Zusammenlebens von Menschen; Gesellschaft kann als akustisches Gefüge gehört und betrachtet werden. Ihre akustischen Merkmale sind charakterisierbar.
Der Mensch ist hierbei Teil einer komplexen Lautsphäre – eines „geräuschhaften Territoriums“; kurz gesagt: er ist Geräuschemacher und Hörer zugleich. Auditive Einflüsse und Informationen beschreiben einen grundlegenden Teil seines Verhältnisses zu Umwelt und Kultur.
Neben Studien in den Kulturwissenschaften, der Akustikökologie und den interdisziplinären Forschungen im „Akustikdesign“ seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt sich ebenfalls in den Bildenden Künsten schon seit Beginn des letzten Jahrhunderts eine Entwicklung, Geräusche zu analysieren und in der künstlerischen Arbeit einzusetzen. Parallel zu den technischen Entwicklungen stehen hierfür unterschiedliche Ansätze wie das Geräusch-Instrumentarium, partizipatorische Arbeiten, Konzepte und Partituren. Alle diese Entwicklungen verweisen über das Geräuschhafte zunächst in einen lebensweltlichen Zusammenhang und entgrenzen das Musikalische: die Dominaz der Zeitgebundenheit ergänzt sich durch den Raum.
Gegenüber dem geschlossenen System der tradierten Kunstmusik bildet das Geräusch eine völlig neue, aus dem „Realen“ bezogene Material- und Wahrnehmungsebene. Als zeitgenössischer Spiegel von Gesellschaft führt das Geräuschhafte insbesondere zurück an den Ort seiner Entstehung. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das Geräusch als akustisches Ereignis, als eine Konstellation, die ihre Ordnung nicht nur aus der Zeit, sondern ebenso aus dem Raum bezieht.
Soundscape-Studien und ausgewählte Einspielungen künstlerischer Positionen zeigen eine Integration und Nutzung akustischer Elemente, deren Herkunft auf die reale Welt des Hörens verweist.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Im Projekt Couture commune arbeiten afrikanische und europäische Künstler:innen zusammen. Ihr Thema ist die Untersuchung, Herstellung und Präsentation von Kleidung. Alle Teilnehmer:innen bringen dabei ihren jeweiligen kulturellen Hintergrund, ihre Erfahrungen mit Textilien, ihre Vorlieben und Interessen, und nicht zuletzt ihren eigenen Körper in das Projekt ein. Eine der wichtigen Fragen für alle Teilnehmer:innen ist – welche Bilder und Vorstellungen habe ich von mir, meinem Körper und den Kleidern, die ich trage, und welche Bilder und Vorstellungen von Bekleidung verbinde ich mit Anderen?
Damit bewegt sich das Couture commune in einem Grenzbereich von Bekleidung, Mode, Kunst und Forschung. Experimentiert, entwickelt und gebaut wird in einem Workshop mit fremden und eigenen Körper- und Modebildern, aus denen die Künstler:innen aus unterschiedlichen Textilien und Materialien, Kleider entwickeln, die sie in einer anschliessenden Performance zeigen. Der Arbeitsraum dieses Workshops ist dabei zunächst vor allem Werkstatt, um später dann als Ausstellungsraum zu fungieren, in dem neben Skizzen und Entwürfen, die Fotos und Videos des gesamten Projektes zu sehen sein werden.
Anlässlich der Langen Nacht der Museen findet am 18. März 2006 eine offene Werkstatt statt sowie eine Performance und Modenschau im Figurentheater FITZ am 23. März 2006 um 22 Uhr (als Auftaktveranstaltung des dortigen Theaterfestivals “Spurensuche”).
Die zweitägige Veranstaltung wurde von der Künstlerin und Theoretikerin Ruby Sircar und dem Kulturwissenschaftler Anil Jain in Zusammenarbeit mit dem Künstlerhaus konzipiert. Die eingeladenen Teilnehmer:innen der Veranstaltung kommen aus den Bereichen Theorie, Kunst, Film und Musik und besprechen mit ihren unterschiedlichen Beiträgen das Thema Migration und Rassismus im deutschsprachigen Raum.
Besonders wichtig ist es den Beitragenden die Ausschlussmechanismen aufzuzeigen, denen Menschen oder Kulturen begegnen, die als Migrant*innen im deutschsprachigen Raum leben sowie Wege zu besprechen um diese Mechanismen aufzubrechen und gegen mögliche Abkapselungen anzugehen.
Die Sozialarbeiterin Inci Güler bringt Alltagserfahrungen aus ihrer Sozialarbeit mit sogenannten ausländischen Jugendlichen oder Menschen der zweiten Generation in Stuttgart ein und fragt in ihrem Projekt „Ich bin kein Rassist, aber…“ nach verinnerlichten Rassismen; die Berliner Autorin Miriam Stein wird Themen wie Adoption, Heimat und Fremdbestimmung besprechen; der Filmemacher Wayne Yung geht in seinen filmischen Arbeiten Themen wie Identität, kulturelle Migration und Gender an. Der erste Veranstaltungsteil mit den Beiträgen von Güler, Stein und Yung diskutieren Fragen nach Fremdzuschreibung, Identität und Selbstbestimmung in der Migration.
Im zweiten Teil stellt der Tübinger Sozial- und Medienwissenschaftler Peter Holzwarth seine Praxis mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund vor. Der Stuttgarter Filmemacher Cem Kaya und die beiden Wort- und Soundkünstler Gün Aydemir und Daniel Vujanic werfen Fragen nach dem/der Anderen auf und entwickeln Strategien, die eigene Position – in der Diaspora und außerhalb – neu zu überdenken.
Die Veranstaltung wird von der Wiener Gruppe FO/ GO Lab dokumentiert und steht im Anschluss der Öffentlichkeit als Arbeitsmaterial im Künstlerhaus zur Verfügung.
Mit der Ausstellung und einer Vortragsreihe greift das Künstlerhaus eine Diskussion um künstlerische und theoretische Positionen zum Thema Migration auf und erweitert sie um spezifische Fragestellungen im deutschsprachigen Raum: Wann beginnt und wann endet Migration? Wie ergibt sich die Frage nach einer angenommenen, gemeinsamen Vergangenheit, die jede*r teilt, der*die von Migration betroffen ist? Was macht eine zweite Generation aus? Was ist migrationsbedingte Sozialisation? Gibt es eine*n Subaltern*e im deutschsprachigen Raum?
Das sind Fragen, die die Künstlerin Ruby Sircar und der Sozialwissenschaftler Anil Jain in der von ihnen konzipierten Vortragsreihe stellen. Parallel zeigt das Künstlerhaus ein Ausstellungsprojekt der Künstlerinnengruppe FO/GO Lab aus Wien.
FO/GO Lab ist ein Labor, eine Gruppe, die 2001 in Wien gegründet wurde. Sie setzt sich, jeweils projektbezogen, aus verschiedenen Mitgliedern zusammen. Zur Zeit besteht FO/GO Lab aus Angelika Bartl (Berlin), Leyla Arzu Kececi (Wien/Istanbul), Irene Lucas (Wien), Elisabeth Penker (Wien) und Ruby Sircar (Stuttgart). Die Gruppe beschäftigt sich mit Fragen der Migration, Mobilität, Rassismus und Feminismus. Die Fragen, die unter dem großen Thema Mobilität zusammengefasst werden können, werden von der Gruppe in Ausstellungen künstlerisch bearbeitet, sowie theoretisch besprochen. So auch innerhalb des Forschungsstipendiums an der Jan van Eyck Akademie, das die Gruppe 2006 in Vorträgen und in einer Publikation vertiefen wird.
Die Gruppe arbeitet in ihren künstlerischen und theoretischen Untersuchungen mit einer Art „Handapparat“, bestehend aus einer Sammlung von Video-, Print- und Audiomaterial, dass sich seit fünf Jahren mit jedem Projekt erweitert. Für die Ausstellung in Stuttgart wurde das Material neu zusammengestellt und erweitert, insbesondere mit dem Ausblick auf das Vortragsprojekt „The (Un-) Making of Migrancy. Von der Schwierigkeit kein*e Rassist*in zu sein.“, das vom 10. – 11. Februar stattfand.
Das Videomaterial, das in der Ausstellung präsentiert wird umfasst Videoarbeiten der Künstlerinnen Ursula Biemann und Alejandra Riera, von europäischen Filmemacherinnen wie Maria Binder und Paula van der Oest sowie dem spanischen Aktivist*innenkollektiv Precarias a la Deriva und Frauenorganisationen, die weltweit zum Thema informeller Sektor und Marginalisierung arbeiten.
Eine Soundinstallation und eine ausgewählte Sammlung an präsentiertem Textmaterial zeichnet neben den visuellen Mobilitätsstudien die Praxis einer kulturellen Übersetzung nach. Wie gehe ich mit Material um und wie übersetze ich in verschiedene alltägliche Situationen? Wie kann das Material einen institutionellen Rahmen sprengen? Die Mobilitätsstudien, die FO/GO Lab betreibt und die sich im Sprachgebrauch der Gruppe abzeichnen, ist auch im Titel der Ausstellung im Künstlerhaus ablesbar: “Movilities” ist eine Zusammensetzung des Wortes Mobilität aus dem Spanischen und dem Englischen.
Nicht Musik als Gegenstand Bildender Kunst („Vom Klang der Bilder“, Staatsgalerie Stuttgart 1985) oder als intermediales Feld (Fluxus etc.), sondern die sich zwischen 1950 und 1970 allmählich institutionalisierende Praxis der sogenannten „Neuen Musik“ wird in dieser Ausstellung als paradigmatisches Konfliktfeld von Autorschaft, Genie, Werkstatus, also als Urszene der Kunst mit allen Aufbruchs- und Restaurationssymptomen, wie wir sie heute wieder kennen, verstanden und angesprochen. So sind die Kernstücke der Ausstellung ein Konzertflügel, eine authentische Synthesizeranlage aus dem Jahr 1970, eine Kopie des Gemäldes Optophon II von Francis Picabia sowie eine Fülle von Materialien und Originalgrafiken.
Denn musikalische Produktionsformen, speziell die der Nachkriegsavantgarde, lassen den Konflikt von Freiheitsversprechen und Zwangsregimen wie dem Orchesterapparat, dem Urheberrecht, dem Aufführungsrecht offen zu Tage treten. Sie erzwingen Formen der Segregation und Divergenz, der Arbeitsteilung, der Körperdisziplin sowie Ökonomien, die eine Tendenz zum Vorbürgerlichen haben. In der Bildenden Kunst herrscht zwar umgekehrt die Konvergenz vom Medien und Rollen, jedoch bleibt das Verhältnis von Autor und Werk, in ähnlicher Weise wie in der Musik, ein gespaltenes.
Als Problemzonen der „Werktreue“ spielen die in der Installation/Performance thematisierten Apparate und Maschinen sowie die menschlichen Individuen und Diskurse dabei eine ebenso wichtige Rolle wie strittige Urheber- und Aufführungsrechte.
Michael Dreyer verweist mit dieser Arbeit auf das System der „Kunst“, auf dessen Produktionsverhältnisse und Verkehrsformen. Im Mittelpunkt stehen Autor:innenschaft, Interpretation, Technologie, Ökonomie, Authentizität, Indexikalität und Institution sowie deren Geschichte. Als konkrete Modelle dienen der “Konzertflügel” als Universalinstrument des 18. Jahrhunderts; Texte von Cornelius Cardew, Daniel Buren u. a.; “Stockhausen” als Prototyp eines männlichen, narzisstischen, polarisierenden und dabei wichtigen Avantgarde-Komponisten; der „Synthi 100“ als Universalinstrument der vor-digitalen Technologie, ein Gemälde von Franci Picabia, Grafiken von Grandville, ein amerikanischer Comic aus den 50er Jahren sowie Originalgrafiken und Texte.
Was Daniel Buren über Kunst, das Atelier, das Werk, das Museum, die Rolle der Künstler:innen, Kurator:innen und Kritiker:innen geschrieben hat, läßt sich an den Verfahren und Verkehrsformen der Avantgardemusik zwar nicht unbedingt besser, zumindest aber „anders“ offenlegen wie in Texten. “Pianistin, eine Aufnahme ‘elektronischer Klänge’ von Stockhausen anhörend” reflektiert Formen und Ansätze institutionskritischer Kunst, die bereits als historisches Phänomen zu betrachten sind.
Dienstag, 17. Januar 2006, 21 Uhr – Eröffnung
Metabolismus 2 (Einführung: Diedrich Diederichsen)
Christoph Blattmacher, Thilo Kuhn, Werner Nötzer
Montag, 23. Januar 2006, 19 Uhr – Befragung
„but is it art?“ Werk, Autor, Apparat in der Kunst und der Musik
Wilhelm Beermann, Helmut Draxler, Michael Dreyer, Annette Eckerle, Otto Kränzler, Michael Paukner
Dienstag, 24. Januar 2006 – Vorführung
“Pianistin, eine Aufnahme ‚elektronischer Klänge’ von Stockhausen anhörend” – Klavierstück Nr. IX von Karlheinz Stockhausen / Patches aus ‚Sirius‘ (1977) von Karlheinz Stockhausen mit dem Synthi 100
Lluïsa Espigolé Ibáñez, Otto Kränzler
Visual Music ist eine Initiative zur Bündelung und Intensivierung der in Stuttgart und in der Region stattfindenden Aktivitäten im Bereich von Visual Music. Unter “Visual Music” werden Arbeiten verstanden, die sich mit dem Zusammenspiel von Bild und Ton und deren wechselseitigen Verbindungen befassen. Die Initiative Visual Music thematisiert Produktion, Präsentation und Reflexion dieser Kunstrichtung. Sie ist ein Zusammenschluss von VJs, Musiker:innen, Kunstwissenschaftler:innen, Kurator:innen und Vertreter:innen verschiedener Kunst- und Kulturinstitutionen und wurde Mitte des Jahres 2005 gegründet.
In der 1. Visual Music Party im Künstlerhaus werden erstmals Arbeiten der Mitwirkenden vorgestellt, und es wird zum Kennenlernen der Initiative eingeladen.
Performances:
– Thomas Maos & Mirja Wellmann
– Laurenz Theinert & Axel Hanfreich & Martin Stortz
– Wolf Helzle & Jörg Koch
Theoretische Beiträge zum Thema Visual Music:
– Roland Blach
– Prof. Dr. Hans Dieter Huber & Dr. Hannelore Paflik Huber & Dr. Cornelia Lund & Dr. Holger Lund
www.visual-music.net
Das T-Shirt ist der beliebteste Träger von Botschaften und Identätssymboliken. So dient es auch als aktivistische Handlungsanweisung. Eindeutig politische Symbole sind heute meist Markenlabeln gewichen. In einem Vortrag spürt Roswitha Baumeister der ironischen Aneignung des Labelings nach. Dabei zeichnet sie die Geschichte des T-Shirts von der Soldatenunterwäsche über das Pop-Shirt bis zum Straftatbestand nach. Danach können eigene Konzepte in einem zweitägigen Workshop entwickelt und umgesetzt werden.
Die Künstlergruppe Die Weissenhofer gründete sich 1995 (bis 2001 mit Sebastian Rogler, bis 2003 mit Thomas Raschke) im Sinne einer geistigen Bruderschaft (siehe: Lucasbund), die neben der Propagierung ihrer künstlerischen Ziele (Erarbeitung und Verbreitung intelligenter, handgemachter Kunst mit einem Bildvokabular aus Alltag, Pop etc.) vor allem eine gemeinsame Strategie verfolgt (Bob: „Gemeinsamer Katalogversand spart Portokosten“).
An die Stelle des Manifestes der Avantgarde-Gruppe setzen die Weissenhofer die Künstler:innenlegende. „Bereits in frühester Jugendzeit, so will es die Legende, entflohen die Weissenhofer-Brüder dem ärmlichen Dasein im Wallis, wo sie durch Löffelschnitzen und das Bemalen kleiner Holzscheiben mit alpinen Motiven zum Familienunterhalt beitragen mussten, in die neue Welt …“ (Martin Stather). Die in den Staaten bald erfolgreichen Künstler:innen und Liverock-Musiker:innen kehrten als Die Weissenhofer nach Old Europe zurück.
Die Weissenhofer zeigen wie man die Künstler:innengruppe als strategisches Kollektiv nutzen kann: Verbindung von Bildender Kunst und Musik-Performance, Selbstdarstellung und Öffentlichkeitsarbeit, Einbringung individueller Kontakte, Aufgabenverteilung und Nutzung individueller Stärken, Entwicklung von Ausstellungsideen, gemeinsamen Installationen und Aktionen sowie auf den Ort zugeschnittenen Präsentationsformen, kollektive Erarbeitung von Katalogen und Drucksachen, künstlerischer Austausch.
Das 10-jährige Bestehen der Künstler:innengruppe feiern die Weissenhofer mit einem programmatischen Abend. Zum Liverock-Auftritt kommt die Urbesetzung der Weissenhofer mit Thomas Raschke und Sebastian Rogler zusammen. Neben einem Festvortrag und klassischer Performance-Kunst gibt es Videos von und über die Weissenhofer, einen Einblick in das umfangreiche Archiv (Memorabilien, Einladungskarten, Drucksachen, Plakate, Fotos, Skizzen, Briefe), käufliche Fanartikel, intensive Gespräche, Kerzenlicht und Getränke.
Referenzliteratur:
Die Weissenhofer – mobile immobile
Ausstellungskatalog 2005,
Hrsg./Inst: Mannheimer Kunstverein
Verlag: Verlag das Wunderhorn, Heidelberg
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
„Das Künstlerpaar beschäftigt sich im Verlauf der sechsjährigen Zusammenarbeit nicht nur mit der Fotografie, sondern ebenso mit dem Experimentalfilm und mit Installationen. Von großer Bedeutung für die Konfiguration ihrer bisherigen Arbeiten ist, dass sie sich auf keine Trademark festgelegt, sondern den unterschiedlichen Experimenten verschrieben haben. Wenn sie selbst ihre Arbeitsmethode mit der Improvisation in der Musik vergleichen, deckt sich diese Einstellung mit der Struktur ihres Werkansatzes, nämlich Erfahrungsmuster derart auszuloten, dass durch den eingenommenen subjektiven Blickwinkel, also durch Reaktion auf bestehende Sachverhalte Bilderfolgen unterschiedliche Gestalt annehmen, verbunden durch das Ziel, einen möglichen Weg des Erkennens freizulegen.“
Werner Fenz – Neue Galerie Graz, Österreich
Für die Veranstaltungsreihe Visit werden Ruth Anderwald und Leonhard Grond zwei ihrer filmischen Arbeiten (femme eau mort, 2000 und This Kind Of Things – He And Us, 2002) vorstellen, sowie in einem kurzen Vortrag anhand aktueller Fotoarbeiten auf ihre Arbeitsweise eingehen.
Ruth Anderwald und Leonhard Grond leben momentan in Wien. In ihrer Arbeit setzen sie sich mit Fragen der menschlichen Wahrnehmung auseinander.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Die Ausstellung Verdunklung/Darkening ist aus einer Ausgabe der in Berlin erscheinenden Zeitschrift Starship entstanden. Wie die Zeitschrift lädt auch die Ausstellung die beteiligten Künstler*innen ein, sich mit dem hinter dem Begriff stehenden Phänomen zu beschäftigen. Es ging den Herausgeber*innen von Starship nicht darum, anhand von künstlerischen Arbeiten den Begriff zu illustrieren, sondern gemeinsam mit den Künstler*innen diese Tendenz der Verdunklung zu untersuchen, an deren Rändern auch eine Reihe ambivalent eingesetzter konservativer Zeichen in Bildern ihren Eingang ins zeitgenössische Kunstgeschehen gefunden hat.
Im künstlerischen Feld der Verdunklung gehen die Künstler*innen absichtlich uneindeutig mit Zeichen um. Verdunklung bezeichnet darin einen generellen Zweifel über das, was sagbar ist. Darin setzt sich die Welt aus Phänomenen zusammen und was diese zusammenhält liegt jenseits der gesprochenen Sprache. Es scheint so. Man soll Zeichen lesen lernen oder sich Geschichten erzählen lassen. Mehr als das, was man sieht, wird nicht gesagt werden, aber es gibt die Auslassungsstelle, die Verdunklung der eigentlichen Aussage.
Mit dem Begriff Verdunklung ist eine Tendenz in der zeitgenössischen Kunst gemeint, die absichtlich auf die Ambivalenz von bildlichen Zeichen setzt. Es geht um die schon von Platon konstatierte ungesicherte Übermittlung in jeder Form nicht direkter Kommunikation, also jeder Form von Schrift oder Bild. Darum, dass man sich nie über die Wirkung des Übermittelten im Betrachter sicher sein kann und es deshalb nicht ratsam ist, die essentielle Aussage solchen Medien anzuvertrauen, sondern absichtlich Auslassungen an jene Stellen zu setzen.
Starship wird von den Künstler:innen Hans-Christian Dany, Martin Ebner und Ariane Müller herausgegeben. Die die Ausgabe der Zeitschrift durchziehende Erzählung zum Thema Verdunklung soll auch in der Ausstellung präsent werden. Das Phänomen sprachlicher oder bildlicher Verdunklung teilt die Ausstellung in zwei übereinanderliegende Teile, die nur bei Licht oder in Dunkelheit sichtbar werden.
Auch in den Bildern des in Paris lebenden Malers Alex Amann sind die Personen und Gegenstände in einer entfernten Welt erstarrt. Durch den Einsatz malerischer Technik wird im Betrachter ein Vertrauen zum Bild erzeugt, dessen Sujet sich dadurch als gleichsam immer schon dagewesen weiter schreiben kann.
Die Zeichnungen des Berliner Künstlers Dirk Bell nehmen die symbolgeladenen Posen der Figuren eines Bildes von Leonor Fini als Ausgangspukt einer zeichnerischen Fragmentierung des Bildes.
Tobias Buches Collagen aus Fotografien scheinen an der Schnittstelle zwischen dem Sprechen und dem darüber bereits wieder Verzweifeln angesiedelt. Sie sind eben kein Hinweis auf etwas, sondern zunächst nur einzelne Bilder, die die seltsame Unrast des “unberaten- selbst keinen Rat geben Könnenden” entspricht, dem Walter Benjamin den Romancier vergleicht.
Die in Hamburg lebende türkische Malerin Ergül Cengiz malt eine Welt, die aus seltsam entfernten Augen zurück auf den Betrachter blickt.
Der englische Künstler John Chilver schreibt über die Figur des vertikalen Falles in Hollywoodfilmen.
Hans-Christian Dany schreibt Geschichten, die unterhalb bekannter Erzählungen liegen, Porträts von kollektiven oder vereinzelten Unbewussten.
Martin Ebner hinterfragt technische Bilder, die in der Stereotypisierung unheimliche Spiegel des Ichs entwerfen.
Die in Köln lebende Künstlerin Michaela Eichwald verwendet in ihren Bildern und Collagen verschiedene hermetische Sprachen, die sich zu bestimmten Zeiten und in verschiedenen Gesellschaftsschichten gebildet haben und jede sofort das darin gelebte Gefühl mittransportieren.
Die Berliner Künstlerin Judith Hopf beschreibt in ihrem Text “An die Inneren und Äußeren Ruinenlandschaften” die Melancholie angesichts der Schwierigkeit, in politischen Themen zu einer konkreten gemeinsamen Aussage zu kommen.
Die französische Konzeptkünstlerin Tania Mouraud hat in ihren in den früher 80er Jahren enstandenen Fotografien Pariser Schaufensterdekorationen die Unheimlichkeit der Verschiebung von aus verschiedenen Welten stammenden einzelnen Dekorversatzstücken zu Ensembles untersucht.
Ariane Müller untersucht historische Bilder intrigierender Ambivalenz, wie das der Schönheit.
Henrik Olesen benennt sein Thema, die gesellschaftliche Rezeption der Homosexualität, ebenfalls konkret, aber eben auch in einem Bereich, der von verschiedenen Formen der Ambiguität, Verschlüsselung, Exklusivität und Ausgrenzung geprägt ist.
Daniel Pflumm untersucht die Grenzen der Möglichkeit, nicht ambivalente Aussagen in der Kunst zu Bildern zusamenzufassen.
Die Berliner Künstlerin Juliane Solmsdorf stellt Bilder, Hinweise und Zeichen zu zunächst rein auf Eindrücken basierenden Collagen und Fotos zusammen, die auf ihre Intention untersucht, zerfallen und sich anders zusammensetzen.
Florian Zeyfang beschäftigt sich über ein Zitat aus einem Film von Jean-Luc Godard mit dem Begriff der Verdunklung. Die verschiedenen Überlagerungen seiner Bilder analysieren die Überblendung der Dunkelheit in das Regiertwerden des Einzelnen.
Das Künstlerhaus Stuttgart zeigt in der Ausstellung Unser Viertel Fotografien von Kindern und Jugendlichen, die im Rahmen eines Kunstprojektes unter der Leitung von Inci Güler entstanden sind. Über einen Zeitraum von einem Jahr arbeiteten 25 Beteiligte unterschiedlicher Nationalitäten im Alter von 10 bis 18 Jahren an dem Projekt, in dem sie den Alltag in ihrem Viertel beschreiben. Die Kinder und Jugendlichen stellen in den entstandenen Fotografien ihren Alltag in diesem Viertel vor. Die Auswahl der gezeigten Fotografien nahmen die Beteiligten selbst vor. Sie zeigen ihren Alltag in der Gruppe und Familie, die Architektur von der sie umgeben sind, die Plätze, auf denen sie sich täglich aufhalten. Sie zeigen das Miteinander in einem Viertel voller Spannungen.
Filmvorführung und Gesprächsrunde:
Park Fiction – die Wünsche werden die Wohnung verlassen und auf die Straße gehen
BRD 1999, 61 Minuten, Regie: Margit Czenki
Park Fiction ist ein künstlerisches und gesellschafts-politisches Projekt in Hamburg. Die AnwohnerInnen in St. Pauli forderten einen Park für ihr Viertel anstatt eines von der Stadt geplanten Bürogebäudes. Sie sammelten ihre Wünsche und fertigten Pläne für einen Park an. Nach zähem Ringen und zahlreichen Veranstaltungen, insbesondere aber nachdem Park Fiction 2002 auf der Documenta XI in Kassel, vorgestellt wurde, konnte der Park umgesetzt werden und wurde diesen Sommer feierlich eröffnet.
“Die Farben brüllen, eine Materialschlacht der Wunschproduktion. Margit Czenki hat ihren Film Park Fiction aus der Vielfalt dessen montiert, was der Einsatz für diesen Park bisher zutage gefördert hat…. Die Filmcollage “Park Fiction” ist deshalb so überaus anregend, weil sie plastisch und drastisch macht, wie das kollektive die Wunschproduktion vorantreibt und die von elenden Verhältnissen verdummten Wünsche einander im Wechselspiel immer schlauer und produktiver machen…”
Katha Schulte in: Szene Hamburg 3/99
Hallschlag
BRD 2004, Stadtteil-Dokumentation, 11 Min., Regie/Buch/Kamera/Schnitt: Felix Schwarz, Produktion: Felix Schwarz/Spätzlesinca Productions
Der Hallschlag wurde nach dem Krieg gegründet und gilt bis heute als sozialer Brennpunkt Stuttgarts. Die Bewohner (Jugendliche, Mütter und Rentner) beschreiben im Film ihr Viertel. Die Aussage: Alle leben gerne im Hallschlag und sind trotz der Probleme, die sie haben glücklich und zufrieden und keiner möchte wegziehen.
Gesprächsrunde
Zur Ausstellung Unser Viertel mit Vertreter:innen aus Kultur, Stadtplanung und dem Bohnenviertel, moderiert von Uwe Kassai:
Inci Güler, Initiatorin von Unser Viertel und Streetworkerin
Talya, Projektteilnehmerin
Veronika Kienzle, Bezirksamtvorsteherin Mitte
Herr Gläser, Bezirksplaner für die Stuttgarter Innenstadt
Odile Laufner, Stadtplanerin
Andreas Vogel, Kulturschaffender
Mit der Auffindung russischer Kinofilme in den Netzen eines Fischtrawlers vor der niederländischen Insel Texel ereignete sich in den frühen 80er Jahren weitgehend unbemerkt eine jener unter medientheoretischen Gesichtspunkten signifikanten Begebenheiten. Mit deren Lesung muss nur einmal begonnen werden, um den reichhaltigen, verzweigten Aspekten und Bezügen zu begegnen, die im Fall von Kurt Grunow und Mark-Steffen Bremer um Film, Kino, Krieg, Geschichte, Erinnerung, Öffentlichkeit kreisen.
In eingehenden Untersuchungen, die auch vor Ort unternommen wurden, entbergen regionale Kontexte der Nordseeinsel dabei ebenso ihre universale Gestalt, wie auch Aspekte der Filmchemie und die Konservierung von Erinnerung.
Ausgangspunkt für Screening ist die molekulare Erscheinung des Katalogbuches Studio: “Bigger than Life / Das Texel-Projekt” in der Gutenberg-Galaxis, die damit eine spezifische Darlegung ihrer bisherigen Arbeit anvertraut haben. Screening nimmt sich unter multimedialen Gesichtspunkten vor, synoptisch in Basiswissen über das Projekt einzuführen, vor allem aber künstlerische Praxis gerade anhand des neuen Buches methodisch zu disponieren und zur Diskussion zu stellen.
Die Autoren werden in Wort, Bild und Tat für Erhellungen diesseits und jenseits der Gutenberg-Galaxis sorgen und somit einen repräsentativen Einblick in ihre auf reichhaltige Sinn- und Erkenntnisstiftung angelegte Arbeit geben.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Das Künstlerhaus Stuttgart zeigt in der Ausstellung Unser Viertel Fotografien von Kindern und Jugendlichen, die im Rahmen eines Kunstprojektes unter der Leitung von Inci Güler entstanden sind. Über einen Zeitraum von einem Jahr arbeiteten 25 Beteiligte unterschiedlicher Nationalitäten im Alter von 10 bis 18 Jahren an dem Projekt, in dem sie den Alltag in ihrem Viertel beschreiben.
Das Bohnenviertel ist eines der ältesten Viertel der Stadt Stuttgart und ist sehr zentral in der Innenstadt gelegen. Kleine Fachwerkhäuser, Antiquitätenläden und Cafés lassen eine friedliche Idylle vermuten. Noch immer trägt das Bohnenviertel einen Ruf, der auf die siebziger Jahre zurückgeht, als sich hier die linke Boheme traf. Lebendige Lokale beherbergen Teile des Stuttgarter Rotlichtmilieus. Das Viertel gilt als Treffpunkt für Drogenszene und Menschen ohne Wohnsitz. Die Stadt hat den Großteil des Wohnraums aufgekauft und hier Projekte des sozialen Wohnungsbaus realisiert. Seit der Umgestaltung der Innenstadt (Schlossplatz) wurden nun auch die Skaterpipes im Bohnenviertel installiert, direkt zwischen Parkhaus und Spielplatz. Hier mischen sich auf engstem Raum sehr verschiedene soziale Gruppen und versuchen miteinander klarzukommen.
Die Kinder und Jugendlichen stellen in den entstandenen Fotografien ihren Alltag in diesem Viertel vor. Dieser sieht nicht anders aus als in vielen deutschen Städten, auch nicht viel anders als in anderen Gegenden. Die Auswahl der gezeigten Fotografien nahmen die Beteiligten selbst vor. Sie zeigen ihren Alltag in der Gruppe und Familie, die Architektur, von der sie umgeben sind, die Plätze, auf denen sie sich täglich aufhalten. Sie zeigen das Miteinander in einem Viertel voller Spannungen.
Vieles ist auf den Fotografien nicht zu sehen. In dem Videoprojekt, daß der Filmemacher Cem Kaya mit den Jugendlichen und Kindern durchgeführt hat, kommt mehr zur Sprache. Der Umgang mit der Angst durch die täglichen Bedrohungen durch Besucher des Viertels oder die möglichen Kriminalisierungen durch die Polizei, denen die Kinder täglich ausgesetzt sind, werden hier thematisiert.
Dass eine Stadtplanung wie die im Bohnenviertel nicht funktioniert ist offensichtlich, Spielplätze können nicht die Prostitution und den Drogenhandel verdrängen. Eher sind es die Kinder, die verdrängt werden. Eltern lassen ihre Kinder nicht auf dem Spielplatz spielen, aber es existiert auch kein anderer Raum, wo sie sich treffen können, so treffen sie sich auf der Strasse. Inci Güler ist Sozialarbeiterin und arbeitet seit 5 Jahren bei der Mobilen Jugendarbeit Stuttgart für den Caritas Verband. Sie versucht in ihrer Arbeit, die Kinder und Jugendlichen in ihrer Eigenbestimmung, Selbstverantwortung und in ihrer Gemeinschaftsfähigkeit zu stärken und ihnen Alternativen zum „schnellen Geld“ zu bieten. Mit dem Projekt “Unser Viertel”, das sie initiiert und durchgeführt hat, gibt sie den Kindern und Jugendlichen einen eigenen Raum. Den Raum der eigenen Imagination und Kreativität.
Teil der Ausstellung sind ein Filmbeitrag des Dokumentarfilmers Cem Kaya und Portraitaufnahmen der Künstlerin Gülsüm Güler. Zudem erscheint ein Bildband zur Ausstellung, an dem Angela Hörnle, Ralph Kenke, Guido Negenborn, Jonas Vietense und Alvaro Landsberger mitgearbeitet haben.
Es wird produziert und die Beteiligten sind Menschen und Maschinen. Im organisierten Ablauf der Produktion sind sie aber nicht nur Produzent:innen, sondern sie sind gleichzeitig Produkte der Anforderungen, die innerhalb der Prozesse an sie gestellt werden. Die Produktion trägt also auch auf dieser Seite Früchte, und nicht zuletzt seit sich die Orte aufzulösen scheinen. An sechs Abenden finden Vorträge im Künstlerhauses statt, in deren Mittelpunkt die Konstitution von Subjektivität unter postfordistischen Bedingungen steht. Angelehnt an Michel Foucaults Begriff der Gouvernementalität werden Anordnungen besprochen, an denen Formen des Regierens deutlich werden, die sich unter anderem mit den veränderten Produktionsbedingungen einer Informations- und Dienstleistungsgesellschaft entwickelt haben.
Organisation: Ronald Kolb & Volker Schartner.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Polnische Folklore ist das Leitmotiv der Kunstaktion Polklore. Die acht zum Projekt eingeladenen polnischen Künstler:innen der jungen Generation stellen in Stuttgart ihre individuellen Auseinandersetzungen mit den Formen und dem Nachleben der Folklore in der gegenwärtigen polnischen Kultur vor. Die künstlerischen Positionen werden in Form von kurzfristigen Aktionen und Interventionen im öffentlichen Raum in Stuttgart präsentiert.
Die Fliegende Galerie szu szu wird im Zentrum Stuttgarts mit der (auto)mobilen Galerie auftreten und ihre von dem Volkskünstler Baj-Maj inspirierten Werke präsentieren. Malgorzata Markiewicz zeigt auf der Stuttgarter Einkaufsmeile handgefertigte Röcke, die mit Zitaten polnischer Volkslieder bestickt sind. Die Gruppe Twozywo interpretiert Folklore im Zusammenhang mit Fragen um die nationale Identität. Die selbstbemalten groß- und kleinformatigen Plakate setzen so markante Zeichen im Stuttgarter Raum. Die Musiker*innen Wojt3k Kucharczyk und Deuce präsentieren eine experimentelle E-Popversion der Folkmusik im für Polklore vorbereiteten audiovisuellen Programm.
Die Vielfalt der Konzepte und Kunstformate entspricht den unterschiedlichen Varianten und aktuellen Interpretationen der Folklore: in der Mode, in der mit E-Pop neu gemischten Folkmusik und schließlich sogar in den Mustern und Schemen der kulturellen und nationalen Identität. Dabei sind auch die Präsentationsformen wichtig, die an die Volkskunst und –kultur anknüpfen. So werden die Aktionen außerhalb von Kunsträumen durchgeführt, die Plakate werden handgemalt, Kleidungsstücke handgestickt und die Projekte als künstlerische Gruppenkooperationen organisiert. Im Kontext des Deutsch-Polnischen Jahres 2005/2006 stellt das Projekt einerseits eine Verbindung zu dem klassischen „polnischen Thema“ her, andererseits schafft es aber den Spielraum außerhalb der Konvention für die Präsentation polnischer Kunst im Ausland.
Das Projekt Polklore ist eine Initiative von A:moK; Aktion mittel- und osteuropäische Kunst e.V. Berlin.
Das Projekt wird von der Robert Bosch Stiftung, dem Kulturministerium der Republik Polen, der Landeshauptstadt Stuttgart, dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Stiftung Landesbank Baden-Württemberg gefördert und vom Honorarkonsulat der Republik Polen für Baden-Württemberg und Künstlerhaus Stuttgart freundlich unterstützt.
Konzeption und Organisation:
Kaja Pawelek, Kunsthistorikerin M.A. und Kunstkritikerin; Kulturmanagerin im Programm der Robert Bosch Stiftung „Kulturmanager aus Mittel- und Osteuropa”, Stuttgart
Mitarbeit: Kasha Bittner, Kunsthistorikerin, M.A., Berlin
Das Künstlerhaus freut sich, Ihnen die Aktivitäten der Gruppe Cream aus Zürich vorstellen zu können. Unter dem Namen Cream schlossen sich 2004 eine Gruppe von acht Frauen aus dem Kulturbereich zusammen, um eine Plattform für interdisziplinär angelegte, feministische und quere Veranstaltungen zu entwickeln. Unter dem Motto “Feminizing the cultural life!” trat die international zusammengewürfelte Gruppe an, das lokale Kulturleben Zürichs aufzumischen. Schnell folgten Auftritte in Kunstinstitutionen, illegalen Bars und an der Kunstmesse Zürich.
Mit der Wahl populärer Formate (wie der Fun-Feminist-Quizshow in der Shedhalle Zürich) und medial aufgeladener Themen (wie dem Police Night – Filmprogramm) unterlaufen Cream die Erwartungen ihres Publikums. Statt den Klischees eines „akademischen“ Feminismus zu folgen, greifen sie mit Ironie zu Mitteln der Populärmedien und vereinnahmen sie. „Spaß ist die Grundlage des organisatorischen Engagements von Cream“ (Cream über Cream). So treten sie an gegen Klischees und Vereinnahmungen und formulieren eine zeitgenössische feministische Praxis, die herrlich undogmatisch ist.
Für ihren Auftritt in Stuttgart haben sie eine Auswahl von jungen Künstlerinnen aus Zürich und Basel eingeladen, die sich im Bereich Performance bewegen. Ob laut oder stumm, zart oder heftig, monumental oder ephemer, die Performances geben einen Einblick in die Performancelandschaft der deutschsprachigen Schweiz. Der reicht vom Künstlerinnenkollektiv Sexismus Production, das sich mit verschiedenen Formen von Sexismen auseinandersetzt über Sandi Kojzek, die Poesie vorträgt oder Karen Geyer, die mit kochendem Wasser oder Fahrradreifen einen Soundteppich komponiert, bis zu Miriam Steinhausers bebilderten Präsentation zum Umgang von Menschen mit urbaner Architektur. In angemessener Manier lassen kühle Cream-Drinks und heisser Sound vom DJ-Pult den Abend ausklingen.
Die polnische Kuratorin Malgosia Jankowska, die im Rahmen ihres Rechererauftrags des Büros Kopernikus, (Deutsch-Polnische Kulturprojekte) vom 7. – 21. September 2005 zu Gast im Künstlerhaus Stuttgart ist, stellt in einem Vortrag die Videoarbeiten polnischer Künstlerinnen vor.
Beginnend mit den Videos der Protagonistinnen der konzeptuellen und feministischen Bewegung der 70er Jahre – Ewa Partum, Natalia LL, Teresa Tyszkiewicz – spannt sie den Bogen zu aktuellen Produktionen der jüngeren Generation – Anna Baumgart, Anna Nizio, Angelika Fojtuch, Dodota Chilinska und Barbara Konopka.
Den in Form und Struktur sehr unterschiedlichen Arbeiten ist eines gemeinsam: der kritische Blick auf Rollensysteme und Schemata, denen Frauen gesellschaftlich und sozial ausgesetzt sind. Sie antworten mit einer eigenen Art des Geschichtenerzählens, dem Kreiiren neuer Heldinnen, die sich in einer Vermischung von Mythos, Traum und realen Begebenheiten begegnen.
Der Vortrag ist auf englischer Sprache, es werden Kunst- und Dokumentationsvideos von Arbeiten ausgewählter polnischer Künstlerinnen gezeigt.
Dieses Projekt findet im Rahmen von Büro Kopernikus – Deutsch-Polnische Kulturprojekte statt. Büro Kopernikus ist eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes.
Ein sommerlicher und turbulenter Film- und Musikabend mit Künstler:innen aus Hamburg und Stuttgart. Im Rahmen des Filmprogramms werden Super 8 und 16 mm Filme von Inger und Paper vorgeführt. Exquisite Musik von Pauki, Inger und Paper werden davor, danach und währenddessen aufgelegt. Visuals auf 16 mm von Paper werden zudem diese musikalischen Raritäten begleiten. Eine wahre visuelle Zerstreuung!
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Auf Persisch, Arabisch und in Urdu bezeichnet das Wort »raqs« den Zustand, in den drehende Derwische beim Tanzen geraten. Das Aufspüren politisch brisanter, unbequemer Phänomene, die dauerhaft nur schwer Halt auf der glatten Oberfläche der Medienöffentlichkeit finden, ist eines der Charakteristika dieses Künstler*innenkollektivs um die indischen Multimedia-Künstler Jeebesh Bagchi, Monica Narula und Shuddhabrata Sengupta.
Ihre neue Projektreihe The Impostor in the Waiting Room lenkt die Aufmerksamkeit auf den permanenten Wartezustand von Menschen, die als unfreiwillige Nomaden ihr Leben in den Transitzonen dieser Welt verbringen – meist zur falschen Zeit, am falschen Ort und ohne gültige Papiere. Die Videoinstallation They Called It The Twentieth Century ist Teil der Projektreihe The Impostor in the Waiting Room.
Der Performancekünstler Helge Meyer arbeitet international im Duo System HM2T und assoziiert in Black Market International.
Im Künstlerhaus stehen den Teilnehmern zwölf Stunden zur Verfügung, um sich theoretisch und praktisch mit der Kunst der Performance auseinanderzusetzen. Ein historischer Überblick führt in die Ursprünge der Aktionskunst ein. Anhand aktueller Positionen wie beispielsweise der Performances von Alastair MacLennan oder Marina Abramovic werden Ansätze performativen Handelns erläutert.
In praktischen Übungen nähern sich die Teilnehmer an eine eigene Performancearbeit an: In Abgrenzung zum Theater wird hier der eigene Körper als Ausdrucksmittel in Auseinandersetzung mit den Elementen Zeit, Raum und Material erprobt.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Im Rahmen des Austauschprojektes mit der Londoner Cubitt Gallery zeigt das Künstlerhaus eine Film-Triologie der amerikanischen Künstlerin Daria Martin (geb. 1973). Das Künstlerhaus wird vom 28. Juni – 31. Juli mit einer Installation der Gruppe Honeysuckle Company in der Cubitt Gallery zu Gast sein.
Am Eröffnungsabend findet um 20 Uhr ein Gespräch zwischen David Bussel (Kurator an der Cubitt Gallery) und Daria Martin statt.
Die 16 mm-Trilogie In the Palace – Birds – Closeup Gallery schaut zurück auf die erste Filmavantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunders. Ohne vordergründige Erzählung oder Dialog, vermitteln die Filme ein Gespür für die Euphorie und den revolutionären Idealen eines utopischen Geistes. Obwohl die Filme in einer nicht näher definierten Zeit oder Ort spielen, vermittelt sie die Sprache der Zeit durch Farben, Künstlichkeit und abstrakter Formen. Mit ihrer Distanz und der Betonung ihrer Geschichtlichkeit, zeigen die Filme das Scheitern eines solchen Projektes.
In the Palace, benannt nach einer Giacometti Skulptur Der Palast um 4 Uhr, ist eine Art Schattenspiel, in der die Kamera träge um eine fantasievoll bekleidete Gruppe Schauspieler:innen kreist, verweisend auf Diaghilevs Russiches Ballet und Oskar Schlemmers Slat Dance im Bauhaus 1927. Wie zuvor In the Palace beschreibt Birds eine Gruppe von Tänzer*innen, die in vielfarbigen Kostümen für sich allein stehende Handlungen mit Papprequisiten aufführen. Ein Zauberer und seine Assistentin, vier Kartenstapel in den Farben Blau, Rot, Schwarz und Grün und ein runder Drehtisch mit drei übereinander liegenden Plexiglasplatten bilden in Closeup Gallery ein Kaleidoskop aus farblich abgestimmten visuellen Auslegungen, die, wie ein Kartenspiel, immer wieder neu durchmischt und aufgelegt werden.
Das Berliner Duo “Kein Babel” sammelt Geräusche, Musikfetzen, kurz: alles, was klingt, um im Konzert die disparaten Elemente als Patchwork wieder zusammenzusetzen. Der Name ist dabei im doppelten Wortsinn Programm. Was zunächst wie eine willkürliche Wiedergabe eines babylonischen Gewirrs von Stimmen und Geräuschen erscheint, schafft gerade aus der Willkür heraus einen eigentümlichen Zusammenhang. Es ist ein prozesshaftes Experiment ohne den Anspruch von “Vollendung“, das sich den Eigenbewegungen und -kräften der Klänge und Geräusche planmäßig ausliefert. Mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass sich dabei nicht eine Aleatorik herausbildet, sondern ein geordnetes Gewebe von Geräuschen, eine Art sich selbst konfigurierendes neuronales Netz von Klangsynapsen.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Während der Ausstellungszeit vom 21.- 29. April 2005 wird die Komponistin und Klangkünstlerin Ellen Fullman aus San Francisco das Long String Instrument im Künstlerhauses Stuttgart installieren. In Begleitung des Berliner Musikers Konrad Sprenger wird sie in verschiedenen Veranstaltungen das von ihr entwickelte, 20 Meter lange Saiteninstrument vorstellen. Am Donnerstag, den 21. April 2005, 19 Uhr hält die Künstlerin einen Vortrag über die Entwicklung des Long String Instruments und spricht über weitere musikalische und künstlerische Projekte.
Ellen Fullman (geb. 1957 in Tennessee, USA) arbeitet seit nunmehr zwanzig Jahren mit dem Long String Instrument und ist mit Auftritten (u. a. mit dem Kronos Quartett) und Ausstellungen (Whitney Museum, New York; DAAD-Galerien, Berlin) im Bereich der Klangkunst international vertreten. Das Long String Instrument ist ein einzigartiges Instrument, das eine enorme Bandbreite an verschiedenen Klängen produziert. Durch die beeindruckende Installation der enorm langen Saiten und die subtilen Bewegungen der Obertöne wird das musikalische Erlebnis auch zu einer einzigartigen physischen Raumerfahrung.
Vor dem Hintergrund ihrer Arbeiten sprechen zwei brasilianische Künstler:innen über ihre Gedanken zur Antropofagia und diskutieren die Aktualität dieser Ideen. Ist ein Transfer in europäische Denkmuster möglich? Zwei international arbeitende Künstler:innen, die temporär oder dauerhaft Station in Stuttgart machen, erzählen über ihre Art der kulturellen Aneignung. Luzia Simons wohnt seit einigen Jahren in Fellbach, Laercio Redondo (Stockholm) ist Stipendiat an der Akademie Schloss Solitude.
Die Künstler:innen Mahmoud Khaled (Alexandria/Ägypten), Sylvia Winkler und Stephan Köperl (Stuttgart) haben in Kairo acht Nächte lang bis zum Morgengrauen Gespräche geführt. Dazu haben sie sich an verschiedenen, zufällig ausgewählten Orten der Stadt getroffen. Dabei ging es allgemein um einen Austausch über zeitgenössische Kunst. Im Laufe des Gesprächs entwickelten sich die jeweiligen Themen einer Nacht; so zum Beispiel: “The body’s independence of time and its limitation through social bound”; “The aesthetics of documentation” oder “The relationship between artwork, curating strategies and geographical contexts”. Mit dem ersten Tageslicht endete jeweils das Gespräch. Lediglich dieser Moment wurde durch eine Fotografie dokumentiert. So entstand eine Serie von Aufnahmen, die den Eindruck einer Gesprächsatmosphäre wiedergeben, die gekennzeichnet ist von wechselnden Aufmerksamkeits- und Konzentrationszuständen einer durchwachten Nacht.
Taking place versteht sich als ein sich stetig weiterentwickelnder Prozess, der sich mit gegenwärtigen Genderfragen in Bezug auf Architektur und Raum auseinandersetzt. Taking place bietet hierbei einen poetischen und politischen Raum für Diskussionen, Untersuchungen und für einen allgemeinen Austausch, der sich nach über sechs Jahren von einem Gespräch zwischen zwei Frauen zu einem sich ständig änderndem und größer werdenden Netzwerk von Künstler:innen, Architekt:innen, Schriftsteller:innen, Geograph:innen und Theoretiker:innen entwickelt hat.
Zwei aktuelle Mitglieder von Taking place werden über ihre Ansätze und Arbeiten berichten, sie werden Auszüge aus ihrer “erweiterten Konversation” vorstellen und diese mit ihren räumlichen Praktiken und theoretischen Schriften verbinden, um letztendlich Fragen und Diskussionen darüber zu eröffnen, wie eine feministische Praxis heute aussieht und aussehen kann. What kind of space is taking place?
Taking place fand bisher u. a. statt im Living Art Museum, Iceland (2003), School of Architecture, University of Sheffield (2002), School of Architecture, University of North London (2001).
Inselungen ist ein Projekt, bestehend aus einer Klanginstallation und einer Gesprächsreihe, die einen der zentralen Gedanken des letztjährigen Projektes Entre Pindorama fortsetzen möchte. Kern war hier der Umgang mit dem anderen, genauer mit den Ideen der Antropofagia, die für eine angstfreie Aneignung des kulturell Fremden, im metaphorischen Sinne eines Verschlingens plädieren.
Das Projekt Inselungen stellt den eingeladenen Künstler_innen, Kulturschaffenden und der Öffentlichkeit die Frage nach einer Möglichkeit, wie die Idee eines kulturellen antropofagischen Ansatzes im europäischen Diskurs verstanden werden kann. Wie gehen lokale Kulturproduzent_innen mit dieser Fragestellung um?
Verschiedene Projekte, die an unterschiedlichen Orten und Zusammenhängen realisiert wurden, stellen sich zur Diskussion. Globale Erkenntnisse werden vor dem Hintergrund lokaler Erfahrungen diskutiert und ermöglichen somit die Schaffung einer “glokalen” Ebene. Durch das Transferieren, Verbinden und Aufbrechen von Metanarrativen werden Zwischenformen gebildet. Inselungen entstehen, neue Orte, die Inhalte und Ideen zusammenziehen.
Inselungen gehen über die geografische oder geologische Begrifflichkeit einer Insel hinaus. Auch beschreiben sie nicht die Sprach- oder Kulturinseln, wie sie in den Geisteswissenschaften festgeschrieben werden. Inselungen greifen Gedanken von Lyotard und Glissant auf, die Inseln als exemplarischen Ort des kommunikativen Mit- und Ineinanders begreifen, als kulturelle Strategie, die von mehreren Wurzeln ausgeht. Inselungen versteht sich als eine Reihe unabhängiger Verständnisinselungen, die eine archipelische Gedankenkette auslöst. Die Inselung wird zum Mittelpunkt, der viele ist. Ein offenes kulturelles Netzwerk.
Inselungen wurde zusammengestellt und begleitetet von Annette Krauss, Elke aus dem Moore, Lili Scholtes, Martin Schmid und Wiebke Trunk. Freie Mitarbeit: Ruby Sircar, Assistenz: Sabina Husicic.
Dank an: Enzio Wetzel vom Goethe-Institut, Kairo.
Lucius Burckhardt (1925 – 2003) setzte sich seit den 1950er Jahren mit dem Planen und Bauen in der Demokratie auseinander. Seine scharfen Beobachtungen und kritischen Analysen haben die Gestaltung unserer Umwelt, die Lehre in den planenden Berufen und das Verständnis von Stadt grundlegend beeinflußt. Zwischen mächtigen ökonomischen Interessen und widerstreitenden politischen Ansprüchen werden seine Forschungen für das Wohl einer Gesamtbevölkerung unentbehrlich sein, wann immer geplant, gestaltet, gebaut und gewohnt wird.
Es gibt eine Geschichte der Urbanismuskritik und sie beginnt mit den Forschungen und Analysen von Lucius Burckhardt. Er schrieb früh engagiert gegen die Planungen in seiner Heimatstadt Basel an und machte diese Themen zu seinem Beruf, der ihn durch verschiedene Positionen als Soziologe, Architektur-Redakteur oder Hochschullehrer bis zum Vorsitzenden des deutschen Werkbundes und Gründungsdekan des Fachbereichs Gestaltung an der Bauhaus Universität Weimar führte. So sah er beispielsweise im Verhindern von Bauten eine wichtige Planungsaufgabe und plädierte für ein unsichtbares Design. Er forderte dazu auf, auch die “unnötigen Wünsche” von Bewohner*innen ernst zu nehmen und den “Lösungen” der Fachleuten zu misstrauen. Mit solchen Vorschlägen wie Entscheidungen aufzuschieben oder unscharfe Nutzungskonzepte zu entwickeln, legte er Grundlagen für eine prozesshafte Planung, die in der Lage ist, sich auf komplexe Wirklichkeit zu beziehen.
Organisation: Künstlerhaus in Kooperation mit der Merz-Akademie, Hochschule für Gestaltung, Stuttgart.
Referenzliteratur:
Lucius Burckhardt
Wer plant die Planung? Architektur, Politik und Mensch
Herausgegeben von Jesko Fezer und Martin Schmitz
360 Seiten, ISBN 3-927795-39-9
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
IF, OR, ELSE oder die andere Bedingung fragt nach Ähnlichkeiten und Differenzen zwischen Systemen und Schaubildern aus Lehrbüchern und Lexika der Logik/Informatik auf der einen Seite und der Sexualwissenschaft/Anthropologie auf der anderen Seite.
In einem audiovisuellen Forschungsbericht wird die Dekonstruktion beider Felder betrieben, indem der jeweils andere feldimmanent anerkannte Maßstab angelegt wird. Die beiden zentralen Fragen lauten: “Hat ein Algorithmus ein Geschlecht?” und “Ist Geschlecht berechenbar?”.
Im Rahmen des Projektes Entre Pindorama zeigt das Künstlerhaus Stuttgart zwei Videoprogramme zum Hutúz-Festival in Rio de Janeiro. Die Programme werden von Rafael Dragaud, Mitbegründer des Festivals präsentiert. Im ersten Programm wird das junge Hip-Hop-Festival mitsamt aller (sub)kultureller Ausprägungen vorgestellt, das zweite Programm zeigt exquisite Beispiele brasilianischer Musikvideos.
Entre Pindorama beschäftigt sich mit Ideen der Antropofagia, einer kulturellen Bewegung der brasilianischen Moderne, die sich für den Umgang mit dem „Anderen“ die Metapher der Menschenfresserei zueigen machte. Entre Pindorama untersucht einen möglichen Transfer dieser Ideen.
Im brasilianischen Hip Hop liegt wohl die aktuellste Form einer antropofagen Praxis. Der brasilianische Hip Hop frisst regelrecht die Einflüsse des US-amerikanischen Hip Hops und vermischt ihn mit eigenen kulturellen Elemente wie z. B. dem Samba und formt so etwas völlig Neues.
Das Hutúz Festival wurde 2003 gegründet und versteht sich selbst folgendermaßen: “Das Hutúz Hip Hop Festival ist Vereinigung, Feier, ist Bewegung in unaufhörlicher Bewegung. Es ist kulturelle, politische, soziale, musikalische, ethnische Begegnung. Ein Fest von Ideen und Idealen. Es ist die gemeinsame Party der schwarzen Bevölkerung mit anderen Völkern. Jeder ist willkommen – aber vergiss niemals: Es ist die Party der Mehrheit, der Peripherie, es ist unsere Party.”
Als Abschluss von Entre Pindorama findet am Freitag, 10. Dezember 2004 eine Party im Künstlerhaus statt, bei der DJs aus Stuttgart und Sao Paulo auflegen: Festa de Encerramento – DJ Fragstein und 01 (Subtítolo/Sao Paolo).
Im Fokus steht die Auseinandersetzung mit Rassismus aus der Sicht einer Künstlerin sowie einer Journalistin und Politologin. Anhand einer aktuellen Videoarbeit von Julika Rudelius und eines Kurzvortrags von Annette Weber werden Fragen zur Psychologie und Konstruiertheit von Rassismen diskutiert.
In Julika Rudelius Videoarbeit Your blood is as red as mine interviewt sie verschiedene schwarze Bewohner eines Amsterdamer Stadtteils zu ihrer Hautfarbe. In der scheinbaren Harmlosigkeit, mit der sie ganz naiv ihr Gegenüber zu diesem Thema befragt, spiegeln sich all die Vorurteilen und Rassismen, mit denen Schwarze in einer von Weißen dominierten Gesellschaft Tag für Tag konfrontiert werden.
Die Publikation Staunen beschäftigt sich mit den diversen Erscheinungsformen der Beeindruckung und des Beeindrucktseins. Ausgehend von der Polarisierung zwischen authentischen Wahrnehmungserlebnissen und theoretisierenden Betrachtungen werden einige klassische Positionen zum Phänomen “Staunen” untersucht (Burke, Freud, Heidegger, Benjamin, Baudrillard u. a.) und mit zeitgenössischen Kunst- und Kulturproduktionen, wie z. B. Hollywoodfilmen, Fernseh- und Theaterformaten, Ausstellungen und künstlerischen Positionen konfrontiert.
Vor allem anderen zeigt die kleine Studie über die Nichtalltäglichkeit des Unerwarteten aber, dass die verwendeten Theorien selbst der Gemütsregung Anlass geben, die der Titel adressiert. Das meint: “Kant lesen, als wäre es ein Bild Caspar David Friedrichs, Heidegger lesen, als wäre es ein Gedicht Hölderlins und Luhmann lesen, als würden seine verschlungenen Sätze die unerwartete Kommunikation selbst sein.”
Für seine Buchvorstellung im Künstlerhaus gibt Ronald Kolb einen kurzen Einblick in die im Buch besprochenen Theorien und deren Einbindungen in ausgewählte kulturelle Produktionen, die mittels Film- und Videoausschnitten wie z. B. aus Roland Emmerichs The Day after Tomorrow, von Installationen von Bill Viola oder aus Fernsehformaten wie der MTV-Sendung Jackass.
Was unter dem Eigenen und Fremden, unter kultureller Identität und Alterität verstanden wird, ist umstritten. Von diesem Verständnis hängt es ab, wie die Begegnung mit dem Anderen wahrgenommen, repräsentiert und gestaltet wird, – ob als Kulturaustausch, als Aufeinanderprallen oder als Verweigerung der Wahrnehmung des Anderen. Unter dem Stichwort der “Interkulturalität” steht in den letzten Jahren gerade diese Konzeption eines Verständigungsraums zwischen den Kulturen zur Debatte.
In einer Podiumsdiskussion stellen sich junge Kulturwissenschaftler*innen den Fragen der Konstruktion von kultureller Identität und Veränderung im Kulturaustausch, der tatsächlich Kultur als Tausch meint. Statt die Bedingung eines gelingenden Kulturaustausches allein im Verstehenwollen des Anderen zu suchen, werden sie nach Berührungsflächen fragen, an denen Koexistenz und Konflikt, Ablehnung und Entsetzen, Ausgrenzung ebenso wie Einfühlung und Einverleibung auftreten.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem IZKT – Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung – der Universität Stuttgart
Die Filmreihe Invention & Subversion ist Teil des Veranstaltungsprojekts Entre Pindorama im Künstlerhaus Stuttgart und erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Kino, Stuttgart. Organisiert wird die Reihe von Ronna Giorgio.
An Hand von einigen der repräsentativsten Werke von Regisseuren, die sich mit der bildlichen Darstellung von Problemen mittels der ursprünglichen Assoziation von Form und Inhalt beschäftigen, soll diese Filmreihe einen kurzen Überblick über filmische Innovationen, die Darstellung von Außenseitern und die problematische politische Lage in Brasilien geben. Die Filme werden in chronologischer Reihenfolge vorgestellt. Im Zentrum steht eine Suche, die Suche nach einer nationalen Identität in den 30er Jahren, nach den Ursprüngen und Fundamenten des “Cinema Novo” in den 50er und 60er Jahren, nach der Wirkung der Diktatur auf die Filmproduktion und die Vorstellungen vom Kino und nach den Wegen, die zeitgenössische Regisseure gewählt haben, um die sozialen Kontraste in der brasilianischen Gesellschaft zu porträtieren und zu diskutieren.
Programm:
Limite (Die Grenze)
Brasilien 1931, Regie: Mario Peixoto. 120 Min. Stumm, OF mit Zwischentiteln.
Ein einzigartiges und vorwärtsweisendes Werk, das den Höhepunkt des brasilianischen Stummfilms repräsentiert und den Beginn zu einer eigenen nationalen Bildsprache.
Ganga bruta
Brasilien 1933, Regie: Humberto Mauro. Originalfassung. 82 Min
Die Spannung zwischen einer neuen und der alten Gesellschaft, zwischen Natur und Industrialisation. Die Geschichte eines Geschäftsmannes, der in seinen Flitterwochen zum Mörder wird. halb Stumm- und halb Tonfilm.
Rio 40°
Brasilien 1955, Regie: Nelson Pereira dos Santos. Originalfassung mit englischen Untertiteln. 100 Min.
Ein halbdokumentarischer Film über die Menschen in Rio de Janeiro. Die Kamera folgt jungen Burschen aus einer Favela, die an der Copacabana, beim Zuckerhut und am Maracanã Stadion Erdnüsse verkaufen. Mit dem Film wurde Nélson Pereira dos Santos zum Wegbereiter des brasilianischen “Cinema Novo”, das sich mit minimalen finanziellen Mitteln auf die Darstellung aktueller Probleme des Landes besann.
Deus e o Diabo na Terra do Sol (Gott und Teufel im Lande der Sonne)
Brasilien 1964, Regie: Glauber Rocha. Deutsche Fassung. 125 Min.
Ein Klassiker des “Cinema Novo”. Er greift das Leben im Nordosten Brasiliens auf und stellt am Irrweg der Hauptpersonen exemplarisch den Einfluss des religiösen und politischen Fanatismus in diesem Teil Brasiliens dar.
Macunaima
Brasilien 1969, Regie: Joaquim Pedro, Originalfassung mit deutschen Untertiteln. 108 Min.
Unter dem Einfluss des Tropikalismus entstandene Verfilmung nach dem gleichnamigen Roman von Mário de Andrade aus dem Jahre 1922. Macunaima, geboren als Indianer, wird schwarz, und dann weiß, verlässt den Amazonasdschungel und zieht in die große Stadt und verliert trotzdem niemals den Kontakt zu seinem vorhergehenden Leben.
A Idade da Terra (Das Alter der Erde)
Brasilien 1980, Regie: Glaube Rocha. 160 Min.
Ein Exkurs über die Geschichte Brasiliens, Lateinamerikas und auch Europas, dargestellt durch fünf Erlöserfiguren, die auf unterschiedliche Weise gegen Brams, die Inkarnation der Macht, ankämpfen. Ein kinematografisches Geflecht aus Mythen, Mysterienspiel, Folklore, animistischen Kulturen, kulturellen, religiösen und politischen Statements. Der letzte Film von Glauber Rocha, dem wichtigsten Vertreter der Cinema-Novo
Bewegung.
O Invasor (Der Eindringling)
Brasilien 2002, Regie: Beto Brant. Originalfassung mit englischen Untertiteln. 97 Min.
Zwei Männer heuern einen professionellen Killer an, um sich ihres Geschäftspartners zu entledigen. Nachdem das Verbrechen verübt wurde, werden sie diesen nicht mehr los. Sabotage, ein Rapper aus Sao Paulo, der den Soundtrack lieferte und in einer Gastrolle auftrat, wurde 2003 ermordet.
Madame Satã
Brasilien/Frankreich 2002, Regie: Karim Aïnouz. Brasilianische Originalfassung mit englischen Untertiteln. 105 Min.
König und Königin, Heiliger und Satan in einer Person: João Fransicsco dos Santos (1900-1976), alias Madame Satã, ist ein Mythos in Brasilien. Sein Leben als Gauner, Transvestit, Straßenkämpfer, Gefangener und Vater von sieben adoptierten Kindern wird wie durch ein Kaleidoskop erfasst und zeigt ein facettenreiches Bild der Unterwelt Rios in den 1930er Jahren.
Edificio Master
Brasilien 2002, Regie: Eduardo Coutinho, Originalfassung mit englischen Untertiteln. 110 min.
Der schon zu Zeiten des Cinema Novo in den 60er Jahren berühmte Dokumentarfilmer Eduardo Coutinho ist in diesem Film einmal wieder sehr eindringlich den sozialen und menschlichen Problemen seiner Landsleute auf der Spur. Diesmal beobachtet er das riesige Hochhaus »Edificio Master« in Rio de Janeiros. Dabei entstand ein faszinierendes Universum der Lebenswelten aller Bewohner des die mit all ihren Freuden, ihrer Einsamkeit, ihren unerfüllten Sehnsüchten und ihren Problemen vor der Kamera Revue passieren. Ein Mikrokosmos Rio de Janeiros.
Fala Tu
Brasilien 2004, Regie: Guilherme Coelho. Originalfassung mit englischen Untertiteln. 74 Min.
Der Filmemacher folgt drei Rappern über neun Monate und zeigt auf, wie Hip-Hop das Leben dieser Jungen und Mädchen aus den Favelas Rio de Janeiros beeinflusst hat.
MC Tati Quebra-Barraco aka house wrecker ist in Brasilien eine der führenden Künstlerinnen des “Rio Funk”. In den neunziger Jahren in den Favelas entstanden, gleicht dieser Musikstil nur scheinbar dem nordamerikanischen HipHop “Rio Funk” aber ist härter, rauher und aggressiver, “Rio Funk” brennt und gilt derzeit als eine der spannendsten kulturellen Bewegungen. Die Bedeutung des “Rio Funk” hat aber nichts damit zu tun, was man sich außerhalb der Grenzen Brasiliens unter “Funk” vorstellt. Unter Minimalbedingungen kleiner Studios in Rios Vororten produziert, ist die Musik eine Collage aus den schnellen, hämmernden elektronischen Beats des “Miami Bass”, Trommelrhythmen, Samples populärer Musik und Rap. Der offensive Umgang mit Sexualität ist jedoch weniger Provokation als fordernde Direktheit und ein Ausleben des Rechts, die Dinge beim Namen zu nennen.
Das Konzert erfolgt in Kooperation mit dem Ladyfest Esslingen.
“Pindorama” nennt die indigene Bevölkerung Brasiliens zärtlich ihr Land – “das Land der Palmen“. “Entre” ist eine Aufforderung und Einladung zum Eintreten, zur Begegnung mit einer Kultur, die so vielfältig ist, dass sie sich jeglicher Stereotypisierung verweigert – “Entre” meint nämlich auch: “Dazwischen“.
Entre Pindorama ist ein zusammen mit dem brasilianischen Künstler und Dramaturgen Giorgio Ronna konzipiertes Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt, das einen Einblick in die unterschiedlichen Positionen zeitgenössischer brasilianischer Kunst geben möchte. Grundlegend hierfür ist eine Auseinandersetzung mit den Ideen der Antropofagia, einer kulturellen Bewegung des brasilianischen Modernismus, die in der kulturellen Praxis Brasiliens auch heute noch eine wichtige Rolle spielt. Die Strategie der Antropofagie, der „Menschenfresserei“, zielt auf kulturelle Aneignungsverfahren des Fremden: Das Andere wird verschlungen, dem eigenen Stoffwechselsystem zugeführt und dient somit als Baustein einer eigenen unverwechselbaren Identität im Hinblick auf eine mögliche kulturelle Erneuerung. Dieses Verfahren plädiert für eine Einverleibung statt einer Zurückweisung, für eine Aneignung statt einer Angleichung und bietet die Chance, Abgrenzungen und Hierarchisierungen zugunsten einfühlender und gleichberechtigter Unmittelbarkeiten im Umgang mit Kulturen zu hinterfragen.
Entre Pindorama möchte diese Ideen aufgreifen und im Hinblick auf ihre Aktualität und Tansfertauglichkeit untersuchen. Das Projekt versteht sich nicht als ein weiterer exotischer Blick auf ein lateinamerikanisches Land, sondern als ein Angebot, neu über kulturelle Festschreibungen nachzudenken und möglicherweise den Verdauungsstörungen westlicher Gesellschaftsstrukturen entgegenzuwirken – gegebenfalls sogar Abhilfe zu leisten.
Die Ausstellung im Künstlerhaus zeigt sechs Positionen zeitgenössischer Kunst aus Brasilien. Der Beitrag von Joâo Modé trägt das Projekt außerdem auch in den öffentlichen Raum: Er wird seine Arbeit auf einem öffentlichen Platz in Stuttgart mit Beteiligung der Einwohner realisieren.
Der Workshop des Künstlers Ricardo Basbaum stellt aktuelle künstlerische Ansätze vor und thematisiert eine performative Umsetzung des gesellschaftlichen Systems von Ich und Du.
Die Vortragsreihe mit dem Titel Antropofagia – Gestern und Morgen ist in einem zweitägigen Seminar zusammengefasst, das öffentlich zugänglich sein wird. Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen führen ein in Ideen und Strategien der Antropofagie und diskutieren ihre Aktualität.
Eine weitere Rahmenveranstaltung, in denen Fragen der Konstruktion kultureller Identität und möglicher Berührungsflächen mit dem Anderen und Fremden nachgegangen und in einem aktuellen Kontext verortet werden sollen, finden in Kooperation mit dem IZKT (Internationales Zentrum für Kultur und Technikforschung der Universität Stuttgart) statt.
Einen Einblick in das innovative Filmschaffen Brasiliens von 1931 bis heute bietet das Filmprogramm Invention & Subversion in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Kino Stuttgart. Die vorgestellten Filme zeigen exemplarisch die Konflikte und Problematiken der brasilianischen Gesellschaft auf.
Abschließend widmet sich Entre Pindorama einem der aktuellsten und brisantesten Beispiele gegenwärtiger antropofager Praxis: Der brasilianischen Hip Hop Bewegung. Hip Hop in seiner nordamerikanischen Variante mit allen Facetten der Hip Hop Kultur wird in Brasilien buchstäblich „gefressen“, und doch entsteht durch die eigenen Stoffwechselvorgänge etwas völlig Neues, wie zum Beispiel Rio Funk. Mit MC Tati präsentieren wir in Kooperation mit dem Ladyfest Stuttgart-Esslingen eine der führenden Künstlerinnen dieses Genres. Weitere Positionen des brasilianischen Hip Hops stellt Rafael Dragaud, der Mitbegründer des Hutúz Hip Hop Festivals in zwei Videoprogrammen vor.
Der brasilianische Künstler Joâo Modé wird in der Woche, 18.10. bis 23.10. 2004 ein großes Netz auf dem Marienplatz knüpfen. Der wesentliche konzeptuelle Ansatz ist dabei die Beteiligung und Zusammenarbeit vieler Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Materialien (Wolle, Fäden, Garn, Seil, Schnur etc.) diese Arbeit entwickeln. Das Künstlerhaus Stuttgart lädt alle herzlich dazu ein, am Rede-Projekt des brasilianischen Künstlers Joâo Modé auf dem Marienplatz teilzunehmen.
„Die Situation der Kunst ist seit den späten siebziger Jahren sehr unübersichtlich geworden. Das hat mit der Explosion der Kunst seit den sechziger Jahren zu tun, die neue (beispielsweise performative) Gattungen und neue Medien entwickelt und weite Bereiche aus anderen Künsten und Wissenschaften (Literatur, Theater, Tanz, Musik, Design, Werbung, Jugendkultur, Soziologie, Psychologie, Ethnologie, etc.) vereinnahmt hat; das hat aber ebenso auch mit dem Verlust des Projektes „Moderne“ zu tun.
In den späten siebziger Jahren hat postmodernes Denken in der Kunst begonnen, sich durchzusetzen; deswegen existieren keine allgemein anerkannten, verbindlichen Diskurse und Kriterien mehr, die das weite Feld der Kunst ordnen würden. Der Überblick über die Vielzahl von neuen Einsätzen betont besonders solche Künstler*innen und Arbeiten, deren reflexives Niveau nicht der Tendenz zum Spektakel und zum Entertainment zum Opfer gefallen ist.“ Johannes Meinhardt
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Anfangs sahen Autos wie Kutschen ohne Pferdegespann aus. Wie wird sich die Architektur durch den Einsatz von Entwurfssoftware verändern? Zerstörte in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar Feuer wichtige Zeugnisse deutscher Literatur, so reicht bei einer CD mit unserer Lieblingsmusik bereits ein kurzes Sonnenbad. So wie Politiker früherer Tage konstantes Wirtschaftswachstum als gegeben voraussetzten, so wenig hinterfragen vielleicht auch heutige Ingenieuren ihre Grundannahmen. Mehr zu diesen Fragen und Themen aktueller Digitalkultur bietet die Vortragsreihe Code & Kommunikation, veranstaltet von Betacity.de.
Die konzeptuelle und gestalterische Arbeit an und mit Software wird in drei Feldern beleuchtet: Architektur, Archivsysteme und Gender Studies. Akteure der Digitalkultur berichten aus ihrer Praxis:
Arnold Walz
Parametrisierte Architektur
Der Stuttgarter Architekt Arnold Walz programmiert Entwurfsgeometrien und forscht an der Umsetzung parametrisierter Architektur in Verfahrenstechnik. Er zeigt die aktuelle Ausweitung planerischer und baulicher Standards am Beispiel eigener Projektbeteiligungen auf – u. a. am Neubau des Daimler-Benz-Museums in Untertürkheim.
Arnold Walz ist international tätiger Spezialist für parametrisierte Architektur. Als Gründungsmitglied des Künstlerhaus Stuttgart richtete er in den 70er Jahren die Architekturwerkstatt ein und arbeitete u. a. mit den Argonauten zusammen.
Jürgen Enge
Digitale Medienarchivsysteme
Angesichts der rasanten Änderung der Standards sind nachhaltige Nutzungsstrategien und Archivierungstechnologien von Institutionen und Autoren gleichermaßen verzweifelt gesucht. Jürgen Enge, vormals Projektmanager für digitale Archivierungssysteme am ZKM und seit neuestem Projektleiter des EU-Projekts Oasis für ortsunabhängige Präsentation von elektronischer Kunst an der HfG Karlsruhe, wird allgemeinverständlich Grundlagen und Problematik der Archivierung digitaler und elektronischer Trägermedien erörtern.
Im Anschluss wird der Medienkunst-Pionier und Mitbegründer von The Kitchen Woody Vasulka aus Sicht des Künstlers seine eigene Archivarbeit beschreiben.
Francis Hunger
Computer als Männermaschine
In seiner Diplomarbeit gleichen Titels beschreibt der Künstler Francis Hunger den Computer als Maschine, die aus einer männlich dominierten Ingenieurkultur heraus konstruiert wurde. Spätestens 1984 mit der Einführung der fensterorientierten-Grafikoberfläche und Maus-Bedienung des Apple MacIntosh wandelte sich der Computer von der Maschine zum Medium. Hunger untersucht die Frage, ob dieser Wandel auch eine neue „Nutzer*innen“-Kultur begründen konnte.
Francis Hunger ist Künstler und DJ, lebt und arbeitet in Leipzig. Seit 1997 verarbeitet er subkulturelle Phänomene der Internetgemeinde und dazugehörige Geschlechterrollen und schreibt Software.
Künstler & Benz (Katrin Kinsler und Julia Wenz) präsentieren im Künstlerhaus Stuttgart einige der während des Atelierstipendiums 2004 entstandenen Arbeiten.
Ausgehend vom Gedanken eines gemeinsamen Logos, bzw. einer gemeinsamen Selbstdarstellung, erarbeiteten die beiden Künstlerinnen verschiedene Themen. Dadurch entstanden Spannungsfelder, Berührungspunkte und Schnittmengen zwischen Einzelarbeiten aber auch gemeinsame Projekte.
Die Wahl der Darstellung bewegte sich hauptsächlich im Bereich der freien Graphik: Zeichnungen, Fotografien und am Computer generierte Arbeiten.
Im Rahmen der Ausstellung Paperworks – Äste der Imagination stellt die Frankfurter Künstlerin Isabelle Fein das von ihr herausgegebene Whistler Magazin vor. Im Anschluss wird ein Filmprogramm mit Filmen von Isabelle Fein, Susan Turcot und Ute & Detel Aurand gezeigt.
Das Whistler Magazin wird seit April 2004 von Isabelle Fein (geb. 1973) herausgegeben. In den beiden an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung erschienenen Ausgaben des Whistler Magazins sind Texte, Zeichnungen, Collagen und Fotografien verschiedener Künstler zum Thema „Stadtjugend“ und „Landjugend“ versammelt, die ein poetisch feinfühliges Bild jugendlicher Lebenswelt entwerfen.
„Wir in den Ästen der Bäume – imitieren die Vögel – versuchen uns zu verständigen (und zu verlieben)“ (Isabelle Fein).
Amor de lohn
S/W-Super-8 Film auf DVD, 20 min., Regie: Susan Turcot
Amor de Lohn ist ein Film der kanadischen Künstlerin Susan Turcot, deren Bleistiftzeichnungen gegenwärtig in der Ausstellung Paperworks zu sehen sind. Der 2002 an der Jan van Eyck Akademie in Maastrich entstandene Film besteht aus sieben Abschnitten, die durch die intensive Beschäftigung mit den Gedanken der Mystik des 13. Jahrhunderts inspiriert sind. Susan Turcot bezieht sich dabei besonders auf die Bewegung der Beginen, die im Mittelalter in Holland und Belgien eigene Frauengemeinschaften zur unabhängigen Verwirklichung ihres Glaubens gegründet haben.
Fadenspiele 2
16 mm, 8 min., Regie: Ute & Detel Aurand
In dem in Zusammenarbeit mit ihrer Schwester entstandenen Film Fadenspiele 2 von Ute Aurand entstehen aus Farben, Fäden, Steinen und verschiedenen Elementen der Natur Bilder, die ständig ihre Form verändern. Ute Aurands „visuelle Filmgedichte“ verwandeln Film in Malerei, sie setzen Dinge in Bewegung, in denen eines aus dem anderen entsteht und sich so ständig Neues bildet.
Seit 1997 realisieren Stephan Köperl und Sylvia Winkler ihre künstlerischen Arbeiten in Großstädten verschiedenster Länder. Mit der Aufmerksamkeit von Neuankömmlingen beobachten sie die Besonderheiten der jeweiligen Orte, und versuchen diese zu ihrer eigenen kulturellen Prägung in Beziehung zu setzen. Dabei selbst als Akteur*innen in Erscheinung zu treten sehen sie als eine Möglichkeit, die Alltäglichkeiten einer Metropole mitzuspielen.
Nach einem längeren Aufenthalt in Mexico City präsentierten Winkler und Köperl die Stadt in einem Setting aus nachgestellten Eindrücken und dokumentierten Performances.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Ashok Kapur ist seit Oktober 2002 Atelierstipendiat im Künstlerhaus Stuttgart. Im Juni 2004 hat er seine während der Stipendienzeit entstandenen Tuschezeichnungen im Künstlerhaus Stuttgart in einer Einzelausstellung präsentiert.
Künstlerische Arbeitsweise und die Bemühung um Wissen und kognitive Klärung fallen in den Arbeiten von Ashok Kapur zusammen, intellektuelle und künstlerische Nachforschung trennen sich nicht in zwei unverbundene Teile. Die Konzeption seiner Arbeiten zeigt einen Ansatz, der eine assoziative Vorgehensweise mit der einer formalen Strenge und Zurückhaltung in der Präsentationsform verbindet.
Ein Dokumentation in From eines Katalogs wurde produziert und kann über das Künstlerhaus bezogen werden.
Das Künstlerhaus bot im Mai 2004 einen Workshop mit dem Berliner Künstler Gunter Reski an, der sich der Zeichnung als Dokumentation widmet. Das Projekt war als Austauschprojekt angelegt.
Der Workshop wandte sich an Künstler:innen, Studierende und Interessierte. An vier Tagen wurden unterschiedliche Sujets in verschiedenen Stilwegen behandelt. Aus den entstandenen Zeichnungen, den protokollierten Diskussionen und Arbeitsbesprechungen über Zeichnungen und den daraus entstehenden Fragen entstand eine Zeitung unter dem Titel Draw & Order 2.
Die Ausstellung wurde mit ausgesuchten Zeichnungen des Workshops zusammen gestellt. Einige Motive wurden im Ausstellungsraum als Wandmalerei umgesetzt.
Ultrachrome. Bei diesem Projekt werden Vorlagen von bereits existierenden Landschaftsgemälden aus unterschiedlichen Epochen in Piktogramme transcodiert. Sowohl der Himmel, als auch Gebäude, Tiere und Pflanzen etc. werden ersetzt durch Zeichen (Computerprogramm CoralDraw). Das Ergebnis wird in Originalgröße mit Hilfe der Ultrachrome-Technik auf Acrylglasplatten (4mm) gedruckt.
Hintergrund dieser Arbeit ist eine Beschäftigung mit Kartographie. Neben Kartographie war das Grundthema eigentlich immer der Mensch gewesen. Fragen, inwieweit neue Erkenntnisse das Bild des Menschen verändert haben, wie und warum menschliches Planen so häufig und zwangsläufig in Sackgassen führen, welches Verständnis er von der ihn umgebenden Wirklichkeit und welches Verhältnis er zur Natur hat, bilden den Kern der künstlerischen Arbeit. Daraus entwickelte sich eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema der Landschaftsmalerei und somit einer Beschäftigung mit unterschiedlichen Weltanschauungen der jeweiligen Epochen.
Metalogos. Hektik und Stress, wenig Zeit für Dinge, für die Muse und Ruhe nötig sind, wie zum Beispiel zur Wahrnehmung von Kunst, bestimmen den Alltag einer schnelllebigen Gesellschaft. Ziel dieses Projektes ist es, Möglichkeiten zu suchen, Kunst in den Alltag zu integrieren, und zwar in Momenten der Ruhe und Entspannung, also eine Suche nach einer Erweiterung der Präsentationsmöglichkeiten von Kunst. Das Projekt ist auch ein Versuch, mehr Menschen die Gelegenheit zu geben, sich mit Kunst zu umgeben. Die Metalogos sind Zeichen, die Logos ähnlich sind, jedoch keine Werbung machen, sondern eine künstlerische Aussage auf kurze und prägnante Weise vermitteln sollen. Sie sollen Impulse geben, Ideen entwickeln und Fragen aufwerfen. Entscheidend ist, dass mit der größtmöglichen Anzahl von Leuten kommuniziert wird. Auch sind sie unabhängig von sprachlichen Barrieren und somit weltweit verständlich. Die Metalogos entwickeln sich sowohl aus alltäglichen Erfahrungen, als auch aus Untersuchungen von gesellschaftlichen, politischen und medialen Zusammenhängen. Es findet also wieder eine Transcodierung statt. Manche Zeichen werden auch aus dem ursprünglichen Kontext (Ultrachrome) herausgelöst.
In letzter Zeit ist in Deutschland die Diskussion um Kunst als Ressource für Bildungsprozesse verstärkt geführt worden. Allerdings blieben bisher die Institutionen, in denen Gegenwartskunst gezeigt wird, bei dieser Debatte weitgehend außen vor. Bei dem Workshop Soft Logics in der Kunstvermittlung wurde anhand von Projekten aus Belgien und England der Blick auf gegenwärtige internationale Vorgehensweisen in der Kunstvermittlung gelenkt, bei denen die Grenze zwischen Ausstellungsprogramm und Kunstvermittlung, zwischen Kunstproduktion und Bildungsarbeit unscharf wird. Diese wurden gemeinsam mit Praxisbeispielen aus dem deutschsprachigen Raum diskutiert und auf ihre spezifischen Probleme und Potentiale untersucht. Inwieweit erscheint es möglich und sinnvoll, Anregungen aus der Praxis aus anderen Ländern auf die Arbeit in der Kunstvermittlung hier zu übertragen und welche Wünsche nach Veränderungen und Erweiterungen ergeben sich daraus?
Das 25-jährige Bestehen des Künstlerhauses Stuttgart, seine allmähliche Transformation von einem selbstorganisierten Künstlerverein mit zahlreichen „soziokulturellen Projekten“ zu einer international renommierten, exklusiv wahrgenommenen Kunstinstitution, bietet Anlass, darüber nachzudenken, wie es zu dieser Dichotomisierung von Kunst versus Bildung gekommen ist. Doch anstelle einer historischen Analyse möchten wir auf diesem Workshop anhand von Beispielen aus Belgien und England den Blick auf gegenwärtige Vorgehensweisen lenken, bei denen die Grenze zwischen Ausstellungsprogramm und Kunstvermittlung, zwischen Kunst und Bildung unscharf wird.
Dies geschieht dadurch, dass im Rahmen der Kunstvermittlung der betreffenden Institutionen künstlerische Beteiligungsprojekte unter Einbezug unterschiedlichster Öffentlichkeiten durchgeführt werden, die sich nicht mehr auf die Vermittlung der Kunst im Ausstellungsraum konzentrieren. Durch diese Projekte wird die Funktion der Galerien ein Stück verschoben bzw. sie werden um eine Funktion erweitert. Besonders interessant ist dabei der Platz der Künstler:innen, die in solchen Projekten arbeiten. Sie befinden sich in einem Zwischenraum. Ihre Arbeit ist oft beiläufig oder gezielt institutionskritisch. Gleichzeitig solidarisieren sie sich mit ihren Beteiligten und damit auch mit der Institution.
Die Künstler:innen, die diese Programme auf der administrativen Ebene in den Education Departments entwickeln, tun dies oft mit einem dezidiert politischen, auf Inklusion und Veränderung der Institution zielenden Anspruch. Es gelingt ihnen, einiges davon einzulösen. Gleichzeitig artikuliert sich z. B. in der unterschiedlichen Qualität von Sichtbarkeit die Beständigkeit der institutionellen Hierarchien (Ergebnisse aus den Education Projekten tauchen so gut wie nie im Galerieraum auf). Doch hier stellt sich die Frage, ob Sichtbarkeit immer auch einen Zuwachs an politischer Macht bedeutet. Vielleicht ist es gerade die „Halbsichtbarkeit“, die das Potential dieser Projekte ausmacht? Denn sie bedeutet auch, dass sie nicht den gleichen Regulierungen ausgesetzt sind wie die Kunst in der Galerie.
Anhand dieser Ambivalenzen deutet sich an, dass es bei der Frage nach der Funktion von Kunst in Bildungssettings um weiterreichende Fragen geht. Dazu gehört auch die oft diskutierte Tatsache, dass Künstler*innen perfekte Rollenmodelle für funktionierende Subjekte in deregulierten Gesellschaften abgeben und vielleicht gerade deswegen als Bildungsarbeiter*innen gegenwärtig ins Blickfeld geraten.
Im Rahmen des Workshops möchten wir unter anderem über diese Frage diskutieren.
Lottie Child
Lottie Child ist Mitbegründerin des Künstler*innenkollektivs The Twenteenthcentury und der University of Openess, einem Netzwerk mit einem Knotenpunkt in dem von Künstler*innen betriebenen Raum Limehouse Town Hall in London. Als Mitglied dieses Netzwerks hat sie Ereignisse wie den Cartographers Congress organisiert und klettert regelmäßig auf Gebäude und Monumente im Stadtraum. Im Rahmen der University of Openness betreibt sie ausserdem die Mailingliste ArtEd, „a forum for thinking critically about activities that are financed through gallery and art education.” Lottie Child begreift ihre Projekte in der Kunstvermittlung als künstlerische und dabei immer auch als kritische Praxis.
Auf dem Workshop wird sie einige der Projekte diskutieren, die sie in Kooperation mit der Whitechapel Art Gallery, dem Camden Art Center und Schüler*innen verschiedener Schulen Londons durchgeführt hat.
WHAT>, Leuven, Belgien
Das Projekt What> beschreibt sich selbst als „meeting point for visual culture“. Seine offizielle Aufgabe besteht darin, das kulturelle Erbe der Stadt Leuven zu vermitteln. Doch statt Kunstvermittlung als Service zu betreiben, nimmt What> den Auftrag zum Anlass, mit möglichst verschiedenen sozialen Gruppen der Stadt zu kooperieren. Ein allgemein verfügbarer Begriff wie „Orte“ oder „Dinge“ dient dabei jeweils als Matrix. Von dieser ausgehend, entfaltet sich ein What> Projekt zwar nicht unkontrolliert, aber in wenig vorhersagbare Richtungen, es bildet eine Plattform, von der unterschiedlichste Aktivitäten ihren Ausgang nehmen können. Artefakte aus dem Museum tauchen dabei auf, werden im Kontext von What> jedoch – nicht zuletzt durch die vielen verschiedenen Handlungen, die nun um sie herum stattfinden – umgedeutet.
Herman Labro und Rika Colpaert werden die bisherigen Projekte von What> dokumentieren und zur Diskussion stellen.
Liz Ellis
Liz Ellis wurde vor ihrem Kunststudium als Psychiatrieschwester ausgebildet. Heute arbeitet sie als freiberufliche Künstlerin und Kunstvermittlerin in unterschiedlichen Institutionen, mit einem Schwerpunkt auf dem Vermittlungsprogramm der Tate Modern in London. Sie blickt auf 15 Jahre Erfahrung in der kunstvermittelnden Arbeit zurück. Diese begriff sie von Anfang an auch als aktivistische Praxis, bei der es darum geht, eine Kunstinstitution wie die Tate für Gruppen zu öffnen, die aus diesen Räumen physisch und/oder symbolisch ausgeschlossen sind – und dadurch auch die Funktionen der Institution selbst immer wieder zu verschieben. Sie ist Mitglied der Gallery Education Research and Reading Group, einer Gruppe von Londoner Künstlerinnen, die in der Kunstvermittlung arbeiten und sich gleichzeitig auf der Ebene der Theorieproduktion und -diskussion mit diesem Arbeitsfeld auseinandersetzen.
Liz Ellis wird von ihrer Arbeit mit dem Schwerpunkt „Community Education“ in der Tate Modern berichten.
Janice McLaren
Janice McLaren ist Fotografin und organisiert seit einigen Jahren Projekte für die Photographers Gallery in London, in denen Künstler*innen mit Schulen oder anderen Gruppen zusammenarbeiten. So entstand zum Beispiel ein bebilderter Führer für Flüchtlingskinder, die neu an eine Schule kommen. Diesen können die betreffenden Schulen als Online-Ressoure in allen Sprachen, die an der Schule gesprochen werden, herunterladen und für die Kinder ausdrucken. In einem der jüngsten Projekte trat die Fotografin Michéle Fourier mit Leuten aus der Stadt in Kontakt, deren Alltag von Kochen für andere bestimmt ist. Aus speziell dafür gefertigten Speisen entstandt ein großformatiges Foto im Stil barocker Stilleben. Durch die Projektreihen von Janice McLaren hat sich der Begriff der Kunstvermittlung auch an der Photographers Gallery verschoben. Es geht hier nicht mehr darum, die Ausstellungen der Galerie zu erklären, sondern mit Künstler:innen in anderen Funktionszusammenhängen als dem des Ausstellungsmachens zu kooperieren.
Was das für die Kunstvermittlung bedeutet, wird Janice McLaren an einigen Projektbeispielen darstellen.
Mit verschiedensten Medien wie Fragebögen, Interviews, Schriftinstallationen, Transparenten und Videoaufnahmen erforschte die Künstlerin Judith Siegmund mit beinahe wissenschaftlicher Genauigkeit die intimsten Gedanken, Ängste und Hoffnungen von “normalen” Bürger*innen bezüglich Fremden und Fremdenfeindlichkeit im Grenzgebiet der europäischen Union: an der deutsch/polnischen und an der österreichisch/slowenischen Grenze. Die gesammelten Sprachfetzen und Bilder sind nun in dem dreisprachigen Buch (deutsch, polnisch, slowenisch) zu lesen und anzusehen.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Im Rahmen des Projekts Soft Logics wurde zu einem Vortrag mit Diskussion eingeladen, die sich um die aktuelle Bedeutung des Begriffs “Selbstorganisation” drehte. In der Veranstaltung wurde der Frage nachgegangen, wie dieser Begriff noch zu füllen ist, nachdem selbstgemachte Organisationsformen in ökonomisch verwertbare Systeme eingegliedert wurden bzw. sich zunehmend einer Vereinnahmung stellen müssen. Können selbstorganisierte Strukturen noch eine Gegenposition verkörpern? Macht es überhaupt Sinn, diese Frage so noch zu stellen?
Verschiedene Vertreter:innen der Stuttgarter Kulturszene waren eingeladen, ihre Versionen und Visionen, Projekte, Ansichten und Ziele einer “Selbstgemachten Mikroutopie” vorzustellen und zu diskutieren.
Der Abend Style Politics thematisierte verschiedene Formen und Praktiken der künstlerischen und politischen Artikulation. Sowohl die Modedesignerin Zohra Opoku (Hamburg) als auch die Musikerin Meli (Stuttgart) finden durch ihre Arbeit jeweils verschiedene Wege, um Identitäts- und Herkunftsdiskurse zu provozieren und neu zu artikulieren.
Zohra Opoku verarbeitet in ihren Kollektionen afrikanische und europäische Stoffe, aber auch durchaus aufgeladene Symbole, wie Flaggen der ehemaligen DDR. Sie wird an diesem Abend ihr neues Magazin Pokuaa vorstellen, das sich in Fotos, Zeichnungen und Interviews aus Ghana und Deutschland der Diskussion um die “deutsche Identität” stellt.
Die Musikerin Meli thematisiert in ihren Songs vor allem sozialkritische und rassistische Problematiken und Zuschreibungen. Ihr Debütalbum Skillz en Masse wurde von Kritiker*innen als sehr schlau und ausdrucksstark gelobt. “Elementar assimilieren sie Meli niemals / ich integrier euch alle”. Meli sprach über ihre Arbeit und stellte sie auch musikalisch vor.
Carol Tulloch, Kostümhistorikerin am Victoria & Albert Museum (London) spannte mit ihrem Vortrag über Style- und Identitätspraktiken der Black Diaspora schließlich den theoretisch-diskursiven Rahmen. Tulloch arbeitet als freie Kuratorin und forscht seit geraumer Zeit über Black Diaspora Styles.
Moderiert und konzipiert wurde der Abend von Bakri Bakhit (London).
Erster Teil einer Reihe von Paukner Unterhaltung, der sich mit der Musik beschäftigt, die sonst nur unter Hand weitergereicht und als Geheimtipp gehandelt wird. Wohnzimmerathmosphäre die einlädt sich über Musik und die anderen wichtigen Dinge zu unterhalten. Paukner Unterhaltung wird mehrfach in diesem Jahr mit seiner Musikalischen Weiterbildung zu Gast im Künstlerhaus sein.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Archivarische Praktiken treten in der zeitgenössischen Kunst häufig auf. Zunehmend wird Archiv nicht nur als Ort zur Bewahrung von Geschichte gedacht, sondern als dynamisches Denk- und Handlungsmodell. Was macht eine archivarische Praxis attraktiv? Wie funktioniert ein Archiv als Ort der aktiven Erinnerung? Die von Carmen Mörsch organisierte Veranstaltung Geführte Labyrinthe stellte unterschiedliche Ansätze archivarischer Praktiken vor.
Programm:
Begrüßung, Elke aus dem Moore
Künstlerhaus Archiv, Heike Schröder
B+B Archiv, Sophie Hope & Sarah Carrington
Kontext/Kunst/Vermittlung, Carmen Mörsch & Michaela Schweiger
Curating Degree Zero, Dorothee Richter & Barnaby Drabble
Moderation, Claudia Seidel
Das Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt Soft Logics, das anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Künstlerhauses Stuttgart konzipiert wurde, setzt einen Rahmen, der Konzepte aus der Gründungszeit des Künstlerhauses aktualisiert und nach einer kulturellen Praxis fragt, die inklusiv und offen agiert.
Als Gründungsidee diente dem Künstlerhaus der Begriff der Interdisziplinarität, der seit den siebziger Jahren sehr häufig benutzt wird. Interdisziplinäres Arbeiten ist verknüpft mit der Erkenntnis, dass disziplinäre Grenzen auf Definitionsmacht begründet und damit verschiebbar sind. Soft Logics führt ein Stück weiter als Interdisziplinarität und fordert eine radikalere Offenheit. Während Interdisziplinarität eine gemeinsame Forschungsfrage voraussetzt, zu der verschiedene Disziplinen gemeinsam arbeiten, ermöglichen die „weichen Logiken“ einen offeneren Rahmen. Auch Beiträge, die quer laufen, sich rhizomatisch verhalten und sich nicht direkt der Forschungsfrage subsumieren lassen, können bereichernd sein.
„Interdisciplinary is increasingly regarded as essential critical practice, for a discipline that builds walls around itself (…) is likely to stagnate. Here the Philosopher Michel Serres offers a pertinent image: I believe that there is box-thought, the thought we call rigorous, like rigid, inflexible boxes, and sack-thought, like systems of fabric. Our philosophy lacks a good organum of fabrics.‘ (Michel Serres: Rome. The Book of Foundations. Stanford 1991) (…) Serres also argues for ‚soft logics‘ – modes of thought that are open and inclusive.“ (Barnett, Penina; Jeffries, Janis; Ross, Doran: Letters of the editors. In: Textile. The Journal of Cloth and Culture. Vol. I, Issue 1, London, Spring 2003)
Der von dem französischen Philosophen Michel Serres geprägte Begriff “Soft Logics” taucht in letzter Zeit vermehrt in kultur- und textiltheoretischen Kontexten auf. Michel Serres entwirft damit ein Modell des Denkens, das offen und einschließend angelegt ist und damit im Gegensatz zu „harten Logiken“ steht, die harte Abgrenzungen und Kategorien vornehmen. Um bildlich den Unterschied deutlich zu machen benutzt er die textile Metapher des “Sacks”, den er der “Schachtel” gegenüber stellt. Der Sack ist verglichen mit der Schachtel nichts Ungenaues. Er schlägt nur eine andere Form der Präzision vor. In den Falten des Sacks versteckt sich Unvorhergesehenes, in ihrer Unübersichtlichkeit ist weniger Kontrolle möglich als mit der Schachtel. Daraus kann Überraschendes entstehen, und anfängliche Fragen und Interessen können sich verschieben.
Auf das Kunstfeld bezogen stellen „weichen Logiken“ Verbindungen her, die Begehrensstrukturen und Hierarchien, Ein- und Ausschlüsse infrage stellen und klare Trennungen zwischen etablierten und nicht etablierten (dem Feld zugehörigen/nicht zugehörigen) Strukturen (Produktionen, Diskursen, Subjekten) aufheben. Soft Logics enthält das Potential, gegen die Schärfe der Abgrenzungen offensiv vorzugehen. Die sich dadurch entwickelnden Energien machen Projekte möglich, die Dichotomien ignorieren (Dichotomien wie z.B. Kunst versus Bildung, versus Kunsthandwerk, Sozialarbeit, Kulturarbeit oder frei versus angewandt, lokal versus international). So versucht Soft Logics ein organisches Zusammenspiel verschiedener Denk-, Aktions- und Kommunikationsmodelle zu entwerfen, in dem komplexe Ideen gedeihen und Konturen angenommen werden können.
Soft Logics verflechtet mehrere Aspekte miteinander: Im Ausstellungsteil und der Eröffnungsveranstaltung, sowie in den Filmprogrammen werden Fragen zum Umgang mit Geschichte gestellt. Wie manifestiert sich Geschichte, wie wird sie erzählt und weitergegeben? Dem Archiv als Zwischenraum von Erinnern und Vergessen widmet sich die Veranstaltung Geführte Labyrinthe. Unterschiedliche archivarische Praktiken werden vorgestellt und diskutiert. Die Filmprogramme Archive & Positionen untersuchen Aspekte der erzählten Geschichte, der Oral History.
Bei dem Roundtable Selbstgemachte Mikroutopien mit Vertreter:innen der Stuttgarter Kulturszene beschäftigen wir uns mit der Frage nach der aktuellen Bedeutung von Selbstorganisation und eines möglichen Dagegens oder Dabeis.
Um Identitätspolitiken geht es in der Veranstaltung Style Politics mit Vertreter:innen aus Mode, Musik und Kulturtheorie.
Der Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet ein Workshop für Künstler:innen, Kunstvermittler:innen und weiteren Interessierten. Dabei geht es um die Frage, wie Kunst und Bildungsarbeit zusammenfliessen können.
Soft Logics präsentiert drei Archive, die sich mit unterschiedlichen Ansätzen künstlerisch-kultureller Praxis beschäftigen. Die Bearbeitung des Archivs des Künstlerhauses ist als fortlaufender Prozess im Ausstellungsraum sichtbar. Durch wöchentlich stattfindende Interventionen (Das Archiv verrichten – Performing the Archiv) wird das Archiv zugänglich gemacht, weitergeführt und ergänzt.
Das B+B Archiv ist eine mobile Sammlung von Dokumenten partizipatorischer und sozial engagierter Praktiken. Es wird seit drei Jahren von dem Kuratorinnenteam B+B, Sophie Hope und Sarah Carrington zusammengetragen und vereint internationale Projekte der letzten zehn Jahre. B+B werden über ihre Praxis sprechen und vor Ort fortführen.
Das Archiv Kontext/Kunst/Vermittlung beinhaltet Projekte, die sich in einem Zwischenraum von Kunst und Kunstvermittlung ansiedeln. Dieses Archiv, das im Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin untergebracht ist, wird anlässlich der Ausstellung im Künstlerhaus aktualisiert und um neue Positionen ergänzt.
Das Künstlerhaus Stuttgart hat auch beim Filmwinter 2004 seine Kooperation mit Wand 5 fortgesetzt und am Sonntag, den 18. Januar 2004 um 18 Uhr eine Werkschau von Nina Könnemann (geb. 1971) im Stuttgarter Filmhaus präsentiert. Während des Filmwinters waren ab dem 14. Januar im Künstlerhaus die neueste Ausgabe der A-Clips zu sehen, die im Werbeblock der Stuttgarter Kinos dem Trailer des Filmwinters beigegeben wurden.
Den Ausgangspunkt für die Videos von Nina Könnemann bilden Beobachtungen öffentlicher Ereignisse: Der Morgen nach einer Open-Air-Veranstaltung (M.U.D., 2000), ein Wohngebiet das von einem Minitornado gestreift wurde (Tourbillon, 1999), ein Sturm auf der Amüsiermeile in einer englischen Hafenstadt (Pleasure Beach, 2000). Gerade die Abwesenheit des Ereignisses, das sich vermeintlich eher zu dokumentieren lohnt, ist dabei entscheidend für ihre Wahl. In diesen Szenen erscheinen die Menschen in Gruppen, als Zuschauer, Teilnehmer oder Spieler. Indem Nina Könnemann die Abfolge der szenischen Ausschnitte aus der anzunehmenden zeitlichen Chronologie verschiebt, nachinszenierte Sequenzen einfügt und dafür anderes weglässt, gerät die geläufige Dramatik der an den Rändern der sozialen Ereignisse stattfindenden Handlungen in den Strudel des Außerordentlichen.
Die A-Clips sind ein Projekt, dessen Grundidee darin besteht, die Aufmerksamkeit des Zuschauers im abgedunkelten Kinoraum für die Platzierung politischer und subjektiv-künstlerischer Aussagen zu nutzen. Dafür wurden bisher (1997 und 2000) zwei Ausgaben Kurzfilme produziert, die sich an der Werbefilmästhetik orientieren und diese teilweise aufgreifen, persiflieren oder brechen. Die einzelnen A-Clips, jeweils ca. 50 Sekunden lang, werden zwischen die vor dem Hauptfilm gezeigten Werbeclips eingeschnitten. Die 55 A-Clips, die im Künstlerhaus Stuttgart präsentiert werden, wurden im April 2003 in drei Studios in Berlin, London und Los Angeles produziert. Entstanden sind sehr unterschiedliche Filme, die sich im großen Rahmen mit dem Thema der “inneren Verunsicherung” auseinandersetzen – jene Verunsicherung, die durch eine Diskussion von außen (von Krieg bis hin zu wirtschaftlichen Krisen- und Bedrohungsszenarios) die Menschen erfasst und zu Entsolidarisierungen führt.
Die A-Clip Produzenten und Produzentinnen sind selbst zum Teil Filmemacher*innen, Videokünstler*innen oder Künstler*innen, die in anderen Medien arbeiten, und/oder sie kommen aus Zusammenhängen, die auf neuen Wegen versuchen, politische Öffentlichkeit herzustellen.
Eingeladen waren der ehemalige Geschäftsführer und erste künstlerische Leiter des Künstlerhauses Uli Bernhardt, Prof. Heidemarie von Wedel von der Merz-Akademie und Prof. Hermann Pitz von der Akademie der Künste, München zu einem Vortragsgespräch über die Kooperation zwischen dem Künstlerhaus und dem Büro Berlin Anfang der 80er Jahre.
Uli Bernhardt zeigte in seinem Vortrag den großen Einfluss auf, den das Kunstviertel Soho in New York auf die Entstehung des Künstlerhauses hatte. Besonders wichtig war dabei die Idee der Zusammenlegung von Produktion (Werkstätten), Präsentation (Ausstellungen) und Reflektion (Diskurs) unter einem Dach. Heidemarie von Wedel organisierte 1980 im Künstlerhaus das Symposium Künstlerhäuser – wo zu?, das sich mit der Fragestellung der Selbstorganisation von künstlerischer Produktion und Präsentation befasste. Neben anderen Künstlerhäusern war auch das Büro Berlin vertreten. Auf diesen Weg entwickelte sich der Austausch zwischen Stuttgart und Berlin. Als ehemaliger Mitarbeiter vom Büro Berlin sprach der Künstler Hermann Pitz über die selbst gewählten Organisationsstrukturen und mit welchen inhaltlichen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hatten.
Im Anschluss folgte eine Diskussion darüber, wie weit sich die Vorgänge aus den frühen 80er Jahre auf die Zukunft projizieren lassen.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Vor 25 Jahren gründeten Stuttgarter Künstler*innen den Verein Künstlerhaus Stuttgart Reuchlinstraße e. V. mit dem Ziel, Stuttgarter Kunstschaffenden eine Produktionsstätte sowie eine Plattform für den kunsttheoretischen Diskurs zu bieten. Über die Jahre erlangte das Künstlerhaus Stuttgart durch die unabhängigen, aber auch kooperierenden Bereiche des Hauses und durch die künstlerische Leitung, die immer wieder den Kunstdiskurs mit neuen Impulsen anregte, internationales Renommee.
Mit einem großen Fest feierten wir am 13. Dezember das Jubiläum im Künstlerhaus offiziell. Dieses Ereignis begangen wir mit einen offenem Haus, Werkstattführungen und Präsentationen am Tage und mit einer rauschenden Party am Abend mit Konzerten aus der aktuellen Stuttgarter Musiklandschaft: rework, Audio Angel und Paukner Unterhaltung.
Mit der Ausstellung dr.uck vom 5. bis 14. Dezember wurden Ergebnisse des kreativen Schaffens aus den Druckwerkstätten des Hauses präsentiert. 15 Künstler*innen aus den Bereichen Radierung, Lithographie und Hochdruck stellten Arbeiten aus, die in jüngerer Zeit im Künstlerhaus entstanden sind.
25 Jahre künstlerisches Schaffen in allen Bereichen der Kunst, 25 Jahre Ausstellungen, Performances und Konzerte, 25 Jahre Diskussion und Auslotung der Grenzen von künstlerischen Prozessen. Das Archiv des Künstlerhauses wurde zwischen dem 13. – 19. Dezember 2003 als Archiv – Uncut in seiner Rohfassung der Öffentlichkeit präsentiert, bevor es im Februar 2004 in der Ausstellung Soft Logics in neu bearbeiteter Form gezeigt wird.
Das Künstlerhaus war bei seiner Gründung 1978 ein Ort, der durch Selbstorganisation von Künstler*innen entstanden ist und erhielt die Funktion, eine Plattform und Schaltfläche für Projekte von Künstler*innen darzustellen. Im ersten Teil der Reihe zur Selbstorganisation sind wir Aspekte der Selbstorganisation innerhalb einer Institution nachgegangen, im speziellen der Aspekte der Videowerkstatt und des Audiolabors.
Selbstorganistion bedeutete im Gegensatz zur Selbstpräsentation in Form einer Produzentengalerie etwa, sich selbst, unter Umgehung des Kunstmarktes, die Zusammenhänge zu schaffen, in denen die Arbeit erscheinen kann. Nicht bloß das Atelier verlassen und neue Räume suchen, sondern eine Produktion antreiben, die nur in diesen Räumen existieren kann und gleichzeitig auch die Kriterien entwickeln, anhand denen, die neue Form der Kunst wahrgenommen und bewertet werden kann.
Ausgehend von den 60er Jahren haben sich Kunstformen wie Performance, Video und Happening entwickelt, die zu dem Ausstellungsgehabe der herkömmlichen Galerien und Museen nicht kompatibel waren. Zudem wurde dem Schöpfungsmythos der Künstler*innen widersprochen – stattdessen sprach man von Handlungsräumen, die Kunst als Experimentier- und Forschungsfeld sahen. Das New Yorker Soho der frühen 70er Jahre war der Startschuss für eine selbst organisierte Kunst. Basierend auf diesen Erfahrungen wurde das Künstlerhaus 1978 gegründet mit dem Anspruch, ein Ort des Forschens und des Experimentierens zu sein.
Otto Kränzler und Evelyn & Reinhard Knoedler waren Künstler*innen der ersten Generation im Künstlerhaus. Reinhard und Evelyn Knoedler bauten schon 1976, vor Gründung des Künstlerhauses, die Videowerkstatt gemeinsam mit anderen Künstler*innen auf, die dann 1978 ins Künstlerhaus integriert wurde und bis 1997 existierte. Anhand des Videoarchivs sprachen sie über ihre Erfahrungen und Diskussionen im Künstlerhaus im Hinblick auf die Entwicklung eines damals neuen Mediums.
Im Anschluss gab Otto Kränzler anhand von Beispielen einen Einblick in der fruchtbaren Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen. Klangcollagen für ein Kloster, komplexe Kompositionen für die Staatsoper oder die Aufschlüsslung einer Pflanze in musikalische Strukturen für litauische Künstler*innen waren Beispiele, für ein selbst organisiertes Handeln, dessen gemeinsam war, dass weder der Weg noch das Ziel Vorgabe waren, sondern prozesshaft entwickelt wurden. Otto Kränzler ist seit 25 Jahren Werkstattleiter in der Audiowerkstatt.
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
CCAP (Centro de cooperação e atividades populares) ist eine Organisation, die seit 1986 in mehreren Favelas Rio de Janeiros aktiv ist. Die Zielrichtung ist der Aufbau und die Stärkung nachhaltiger Basisstrukturen, in eine Selbstbestimmung im Wirtschafts-, Bildungs- und Kulturbereich in den Favelas von Rio de Janeiro ermöglichen. Schwerpunkt der praktischen Arbeit liegen auf Bildung, rechtliche Unterstützung, Produktionen für ein Gemeinschafts-TV, Mikrofinanzierungen etc..
Das Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt Reigen, das vom 5. September bis 12. Oktober 2003 im Künstlerhaus Stuttgart stattfand, stellte neue Arbeiten verschiedener Gruppen von Künstler*innen vor. Der Reigen wurde eröffnet mit der Berliner Künstlergruppe Honey-Suckle Company, deren Rauminstallation Eswerde über die Dauer des Projektes zu sehen war. Bekleidung und Kunst, Objekt und Musik, Fotografie und Tanz sind Bereiche, die in der Installation Eswerde zusammengeführt wurden.
Honey-Suckle ist eine von 38 Blütenessenzen, die in der Bachblütentherapie ihre Anwendung findet. Sie hilft aus der Vergangenheit zu lernen und sich mit Blick in die Zukunft in der Gegenwart einzusetzen.
Anlässlich der Einladung zur Ausstellung Children of Berlin im PS 1 Contemporary Art Center in New York begann für die HSC ein Langzeitprojekt, welches seitdem um- und weiterbearbeitet wird. Auf der Grundlage „Berlin als das Tor zum Osten“ wurde an einer Skizze zu einem Science -Fiction Film gearbeitet, die als Rauminstallation umgesetzt wurde. Es wurde von der Reflektion der Vergangenheit ausgegangen, was die Utopien und Gestaltungsphantasien der russischen Avantgarde betrifft und geht über in die Frage, was davon heute noch Gültigkeit hat, sowohl für die künstlerische Produktion in Form einer Künstler*innengruppe, so wie die Honey – Suckle Company, bis hin zu Inhalten der Kunst selbst. Es endet schließlich in der Visualisierung von Möglichkeiten, die, nicht ohne Selbstironie, für die Zukunft entworfen werden.
Die Ästhetik des Unfertigen ist Konzept. Sie stellt sich gegen den Fortschrittshype am Ende des 20. Jahrhunderts, der durch den Jahrhundertwechsel vor allem von den Medien hervorgebracht wird. Aus dieser Installation entwickelte sich in Zusammenarbeit mit dem Musiker Jörg Hiller Neuband, 2000, eine Kombination aus Objekten, Kleidungsstücken und Musikinstallation (selbstspielende Instrumente) in Form einer neuen Band, die sowohl als Ausstellung, Coutureshow und Konzert funktioniert. Angefangen im März 2001 arbeitete die HSC mit Jörg Hiller an dem Projekt Odessau, einer Art Rechercheprojekt und Weiterführung der Idee von Neuband. Leitmotiv dieser Arbeit war neben der russischen Avantgarde das Bauhaus, eine Um- und Aufarbeitung der damaligen Ideen und Motive. Zunächst wurde ein pavillionartiger Raum entwickelt, bestehend aus zwei ineinander verschiebbaren Kuben, in dem eine eigenentwickelte Kollektion mit selbstkonstruierten Instrumenten inszeniert und fotografiert bzw. filmisch umgesetzt wurde. Als Zusatz wurden Fotoproduktionen in Dessau und dem Bauhaus Gebäudekomplex realisiert. Entstanden ist unter anderem eine fotografische Sammlung, angesiedelt zwischen Dokumentation (Aufnahmen der Bauhausgebäude in Dessau in Form von historischen Reproduktionen und aktuellen Ansichten als Sanierungsgebäude, aber auch Dokumentation der Arbeit der Künstler*innengruppe) und Fiktion (Neuinszenierung von Situationen aus dem Ideenkreis und Neuerfindung von möglichen Aufführungen). Inzwischen wurde das Buch Odessau herausgegeben, ein Bildband der die Arbeit der letzten drei Jahren darstellt.
Ein neuer öffentlicher Arbeits- und Ausstellungsraum wurde Ende Mai in Berlin eröffnet. Dort ist ein erster Test für ein Instrument, das Raum-Hurdy-Gurdy entstanden, welches die Arbeit mit selbstgebauten Instrumenten wiederum fortsetzt und als bespielbare Installation funktioniert, die Grundlage für neue Film- und Fotoarbeiten ist.
Im Rahmen der Ausstellung Ort des Gegen im Künstlerhaus Stuttgart fand eine Vortragsperformance mit Heike Föll und Judith Hopf statt.
Heike Föll (Künstlerin und Autorin, Berlin) und Judith Hopf (Künstlerin, Berlin) untersuchen anhand verschiedener kultureller Phänomene den Begriff der “Doofheit – Stupidity” als Strategie. Euphorie und Ignoranz sind die positiven und negativen Elemente der Doofheit. Gegenentwürfe gesellschaftlichen Handelns können nur mit Euphorie durchgesetzt werden, “die diese Seite der Doofheit möglicherweise produktiv machen können. Beispiele sind popkulturelle Zusammenhänge, aber auch konsumorientierte Räume, wie z. B. das Fernsehen und die Warenwelten mit ihren trickreichen Erfindungen”. (Judith Hopf)
Am anderen Ende der Doofheit steht die Ignoranz. “Krieg beginnt immer mit dem Verlassen des Gesprächs zu Gunsten von eingespielten Machtlogiken. Der Dummkopf bestätigt die bereits erprobte Regel des Vaterdiskurses. Er ist gegen Neuerungen”. (Judith Hopf)
bildwechsel wurde 1979 u. a. von Studentinnen der Hochschule für bildende Künste in Hamburg gegründet um die Präsenz von Frauen in den audiovisuellen Medien zu fördern. Seit 1986 existiert bildwechsel als Dachverband. Ein gemeinsamer Ort und eine gemeinsame Infrastruktur dienen als Basis für Vernetzung, Austausch, Repräsentation und Aktion von Künstlerinnen und Sympathisanntinnen.
bildwechsel beherbergt zwei einzigartige, internationale Sammlungen, die Videokollektion und das künstlerinnenarchiv. Das künstlerinnenarchiv sammelt zu internationalen bildenden Künstlerinnen aller Epochen und zur Darstellung und Abbildung von Frauen, Kunst und “dem Kunstwerk” in Bezug auf Kunst, Kultur, Gesellschaft, Politik und Zeit.
Darüber hinaus ist bildwechsel ein Ort, der als Treffpunkt und Veranstaltungsraum dient. Während ihrer Süddeutschlandtour machten bildwechsel und künstlerinnenarchiv mit ihrem Archivbus Halt in Stuttgart. Es werden Videos, Materialen aus den verschiedenen Sammlungen des Archivs sowie eine Performance gezeigt. Zur Unterstützung des Archivs bestand die Möglichkeit zum Ankauf von Kunstwerken verschiedener im Archiv vertretener Künstlerinnen.
Die Ausstellung Ort des Gegen versammelt Ideen eines möglichen Gegen. Sowohl in dem Entwurf einer visionären, urbanen Gemeinschaft (Borg von Inga Svala Thorsdottir) wie auch in den Überlegungen für einen Ort des Gegen (von Annette Wehrmann) stehen Wünsche und Visionen im Vordergrund.
Annette Wehrmann untersucht Orte, die wie die Rückseite einer Utopie sind; Orte, die nicht an einen Zweck gebunden sind, funktionslos und damit etwas freisetzen, was nicht den gesellschaftlichen Zwängen entspricht. In den Arbeiten der drei Künstlerinnen spielt Verweigerung eine wichtige Rolle. Judith Hopf setzt subtile Verschiebungen medialer Codes ein, um das Funktionieren außer Kraft zu setzen oder in eine neue Richtung zu wenden. Alle drei Künstlerinnen werden für Ort des Gegen neue räumliche Situationen schaffen. Annette Wehrmann wird ihre Arbeit auf die Situation im öffentlichen Raum in Stuttgart ausweiten. Am Tag nach der Eröffnung (12. Juni) ist eine Vortragsperformance von Annette Wehrmann und Inga Svala Thorsdottir geplant, in der sie von Borg und dem Ort des Gegen berichten.
Am 3. Juli findet eine weitere Vortragsperformance zum Thema “Stupidity – Doofheit” mit Judith Hopf und Heike Föll statt. Sie haben bereits ein Seminar zu diesem Thema an der Merz-Akademie gehalten. Weiter findet ein umfangreiches Filmprogramm am 4. Juli 2003 ab 19 Uhr statt , dass mögliche Orte des Gegen in unterschiedlichen Weisen zeigt. Das Filmprogramm wird von Madeleine Bernstorff, Judith Hopf und Stephan Geene zusammengestellt.
Die Hamburger Künstlerin Annette Wehrmann wird für die Ausstellung “Ort des Gegen” eine neue Arbeit entwickeln und am 12. Juni zusammen mit Inga Svala Thorsdottir eine Vortragsperformance machen.
“Der “Ort des Gegen” nimmt genau genommen keinen Platz ein. Er kann an jeder beliebigen Stelle in Erscheinung treten. Der “Ort des Gegen” befindet sich fortwährend in Bewegung: Er tritt kurzzeitig an den inneren und äußeren Rändern (…) aus dem städtischen Organismus aus. Voraussetzung für den “Ort des Gegen” ist ein Stillstand oder Versagen koordinierter Abläufe, der städtischen Funktionen: der “Ort des Gegen” ist unter anderem eben der Ort, an dem der Müll liegen bleibt. Der “Ort des Gegen” ist die Rückseite der Utopie, die dritte Dimension. Er kann an allen nicht oder eher provisorische definierten Plätzen in Erscheinung treten, an allen Ecken und Enden der Stadt.
Der funktionale Stillstand ist ein partieller, eine zeitweilige und örtliche begrenzte Bruchstelle (aber keine Sollbruchstelle) in den glatten und eleganten Abläufen, die Fortdauer und Effizienz der Stadt “Borg” gewährleisten: aus Gründen, die ich derzeit noch nicht zur Gänze überblicke, die aber dennoch zwingend sind, wird sich in der Nähe des “Ort des Gegen” häufig eine Imbissbude oder die Filiale einer Burgerkette befinden. An beider Einrichtungen Effizienz und Funktionalität kann nicht gezweifelt werden. Der “Ort des Gegen” bezeichnet eine Bruchstelle für zweckfreie Negation, insbesondere für ein zweckfreies Vergehen von Zeit, materialisiert in der Zunahme/Anhäufung von Abfall (hallo broken-window-Theorie). Irgendwo zwischen zum-Stillstand-kommen und radikaler Freisetzung. Am “Ort des Gegen” können die Einwohner Borgs zweckfrei und sinnfrei auf einander treffen, es ist aber auch dessen Gegenteil oder gar nichts möglich. Am “Ort des Gegen” wachsen – wie erwähnt – die Halden: die Halden an Zeit und Langeweile, Überfluss und Abfall.” (Annette Wehrmann: “Ort des Gegen”, ein Projekt für Borg, Island)
Inga Svala Thorsdottir, eine in Hamburg lebende isländische Künstlerin, hat das Projekt Borg entworfen – eine Idee für eine urbane community auf Island.
“Bei dem bereits nach sorgfältigster Ortsbegehung ausgewählten Areal, das bis zu einer Million Menschen aufnehmen soll, handelt es sich um ein bislang von Elfen bewohntes Gebiet nördlich der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Sowohl die Infrastruktur als auch die Gebäude werden sich an den Formen und Prozessen orientieren, die die Natur in all ihrer rationellen Vielfältigkeit vorgebildet hat. Flora und Fauna der Umgebung liefern neben dem visuellen Erscheinungsbild zusätzlich auch die zu verwertenden Ressourcen. (…) Die Vorbilder der Natur erfahren (…) durch die menschlichen Wunschbilder ein visionäres Korrektiv. Die Vorstellung von der Kunst als Nachahmung der Naturformen wird nutzbar gemacht, um Orte zu schaffen und Räume zu öffnen, die den Menschen als denjenigen vor Augen führen, der immer wieder neu mit der Aufgabe zum Entwerfen seiner selbst betraut erscheint. …” (Harald Uhr in Stars & Stripes 3, Bonn)
Die in Berlin lebende Künstlerin Judith Hopf, die vor kurzem in der Kunststiftung Baden-Württemberg ihre neue Videoarbeit zeigte, wird in der Ausstellung Orte des Gegen im Künstlerhaus Stuttgart eine neue projektbezogene Arbeit im Raum positionieren. Ihr Video Hey Produktion und Bartleby geben inhaltliche Richtungen ihrer Arbeit. Am 3. Juli 2003 zeigt sie zusammen mit Heike Föll die Vortragsperformance Stupidity.
“Eine Protagonistin sitz in einer Parklandschaft. Während sie ihr Umfeld betrachtet beginnen sich die Dinge zu verschieben, Jogger leuchten seltsam auf, eine Parkskulptur macht einen Schritt zur Seite. Die Protagonistin sieht sich gezwungen aufzustehen, Aktion zu entwickeln. Ruhig schlendert sie auf dem Parkrasen, bis sie unverhofft auf sich selber, in einer völlig neuen Rolle trifft. Während die Protagonistin versucht aus dem Schatten einer Wolke zu treten, schließt sich Ihre “bessere Hälfte” einer Gruppe an, die zu einem selbst komponierten Song, mit dem Titel “Hey Produktion”, einen musical-artigen Tanz aufführt. Schließlich verlässt die Gruppe kommentarlos die Parklandschaft. “Hey Produktion” thematisiert gesellschaftliche Strukturen, die an eine Produktivität materielle Werte knüpfen. Der Film untersucht die Bildcodes, die sich zu uns als “perfekte” Naturvorstellungen und die daran angeschlossenen Wertevorstellungen von Funktion und sozialem Gebrauch, via TV und Film übertragen. Es soll gezeigt werden, dass alle Wahrnehmung eine Frage der sozialen Eingebundenheit und Gewohnheit einschließt und nicht zwingend gleich erlebt werden muss. Mit dem Mittel der latenten Verschiebung und Irritation, die in einer unwahrscheinlichen gesellschaftlichen Aktion endet, werden derart fixe und gewohnte Bilderwelten auf einen schwankenden Boden gezogen.” (Heike Föll)
Der Bogen des Filmprogramms spannte sich von Tehran 1380, der u. a. einen präzisen Blick auf die modernistische Teheraner Großsiedlung Ekbatan wirft, über das Kurzfilmprogramm Mit dem Hochhaus leben, in dem soziale und gesellschaftliche Implikationen modernistischer Architektur eher thematisiert wurden als gestalterische, bis zu einer Darstellung der Supergroßstadt Lagos. Die “anonymen Wohnsiedlungen” werden hier hautnahen, sehr direkten Beobachtungen – oft durch die Bewohner*innen selbst – ausgesetzt. Maßgeblich für die filmische Umsetzung und die daraus resultierende Unmittelbarkeit sind mobile Aufzeichnungsapparate: die handliche Kinamokamera von Ella Bergmann-Michel, genauso wie die DV-Kamera von Hrafnhildur Gunnarsdottir, und die Kamera, mit der sich Marc Isaacs im Hochhauslift eingenistet hat. Den Bogen schloss Lagos/Koolhaas, in dem der niederländische Radikalarchitekt und Superstrukturbeobachter Rem Koolhaas die 14-Millionen-Stadt Lagos als “Feldforscher” daraufhin begutachtet, was für zukünftige Städtekonzepte wichtig werden könnte.
Der Dokumentarfilm Tehran 1380 feierte Premiere in Stuttgart. Die beiden Filmemacherinnen Solmaz Shahbazi (Architektin und Filmemacherin, Stuttgart) und Tirdad Zolghadr (Autor und Filmemacher, Zürich) waren anwesend. Die beiden Filmemacher*innen gestatten sich einen ironischen Blick auf Stadtstrukturen und Wohnformen in Teheran, ihre Perspektive entsteht in dem Zwischenraum zwischen Insider und Outsider und ist begeistert-detailgenau. Sie korrigieren vermittels kontroverser Auskünfte von Stadtsoziolog*innen, Stadtplaner*innen, Bewohner*innen und eines Fotojournalisten vorherrschende nord-westliche Mega-City-Repräsentationen und aufgeladene Iran-Projektionen zugunsten der Darstellung eines Stadtumbaus “Iranian Style”. Neunzig Prozent der Stadt Teheran sind in den letzten fünfzig Jahren entstanden, seit 1980 hat sich die Bevölkerung von Teheran vervierfacht und zählt inzwischen über 12 Millionen Einwohner*innen. Vor der Revolution 1979, zur Schahzeit wurde der Stadtteil Ekbatan gebaut, eine Hochhaussiedlung für 70 000 Einwohner*innen, die als autarke Einheit funktioniert. Nach der Revolution besann man sich zurück auf traditionellere Werte und im Stadtteil Navvab wurden sukzessive alte verwinkelte Häuser, “verworrene Viertel” zugunsten einer “Postmoderne Iranian Style” abgerissen: eine Siedlung entstand, die sich wie ein Fassadenstreifen entlang der 10-spurigen Flughafenautobahn erstreckt.
Die New Yorker Künstlerin und Aktivistin Mary Beth Edelson (geb. 1933 East Cicago/Indiana, USA) lebt und arbeitet in New York und gilt als Pionierin im feministischen Kunstkontext der siebziger Jahre. Dennoch ist sie außerhalb von Künstler*innenkreisen nahezu unbekannt. In ihrer Arbeit untersucht sie Geschlechterkonstruktionen und untergräbt die stereotype Repräsentation von Frauen auf humorvolle und teils performative Weise. Als Mitglied des Heresies Collective (u. a. mit Lucy Lippard, Miriam Schapiro, Joan Snyder) war sie Mitte der siebziger Jahre am Entstehen der feministischen Kunstzeitschrift Heresies beteiligt. Ihr politisches Engagement setzte sie in den achtziger und neunziger Jahren in der WAC (Women’s Action Coalition) und in dem Projekt Combat Zone (Campaign against Domestic Violence), einem dreimonatigen Projekt gegen häusliche Gewalt, fort.
Die Vielzahl künstlerischer Ausdrucksmittel, derer sie sich bedient – von Skulptur und Collage über Poster und Fotografie bis hin zu Installation und Performance – ermöglichen es ihr, Artikulationsräume zu schaffen und ein positives Image von ‚Frau’ zu entwerfen. Ihre aktuellen Arbeiten beschäftigen sich vor allem mit Filmmaterial und der Rolle weiblicher Filmstars.
Ihre im letzten Jahr erschienene Monografie The Art of Mary Beth Edelson, die u. a. Texte von Laura Cottingham, Alissa Friedman und Linda Aleci vereinigt und die die Kritik als “virtuellen Zettelkasten der feministischen Bewegung” bezeichnet, ist als eine Arbeit von Mary Beth Edelson vor allem auch das erste umfangreiche Buch über ihre Arbeit. Während der letzten zwei Jahre gestaltete und publizierte sie es selbst. In zahlreichen Collagen und Text-Bild-Spielereien offenbaren sich diverse Lebens- und Arbeitskontexte der Künstlerin und machen evident, wie sehr die Lebensumstände zu den Produktionsbedingungen der eigenen künstlerischen Arbeiten gehören.
Referenzliteratur:
The Art of Mary Beth Edelson
Mit Texten von Laura Cottingham, E. Ann Kaplan, Alissa Friedman, Paul Bloodgood und Linda Aleci und einer Timeline von Amy Treveloyn und Mary Beth Edelson. New York: Seven Cycles, 2002
Die Reihe Visit ist ein offenes Forum für die Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst. Hier bietet das Künstlerhaus allen Interessierten die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge oder Screenings zu erarbeiten und vorzuschlagen. Die Zusammenstellung der Reihe erfolgt durch eine Gruppe von Mitgliedern, die sich regelmäßig trifft.
Das neue Team des Künstlerhauses Stuttgart öffnete die Tore am Samstag den 17. Mai für ein abendfüllendes Fest. Den ganzen Abend waren die Werkstätten offen, in neuer Funktion war der zweite Stock des Hauses als öffentlich zugängliche Biblio- und Mediathek mit Screening-Möglichkeit und als Veranstaltungsort zu besichtigen.
Mit einer rockenden DJ-Show von The Beautiful Crew und der Breakdance-Girl-Crew Dirty Mamas erlebten wir ein rauschendes Fest im Stuttgarter Westen. Die Boy-Group The Beautiful Crew sind die Disc Jockeys Rik Rok und Paul Breitner (beide vom Institut für Feinmotorik, Köln/Bad Säckingen) und der Vokalist Michael Hilton (aka DJ Nokia 3210, Zürich). Ihre Tanzmusik zwischen Beauty House und Digital R&B schlägt den Bogen vom Konzert zur Party – inklusive feinmotorischer Plattenspieler-Manipulation und Support durch Vokalist Michael Hilton.
The Beautiful Crew legen Wert auf eine ausgefeilte Ästhetik ihres Auftritts, so sind die Outfits der Boys Konzeptionen der Züricher Designer der Label neu und c me. In einer bisherigen Zusammenarbeit mit Paul Breitner (aka Marc Matter) und Michael Hilton von The Beautiful Crew thematisierte Elke aus dem Moore im Ausstellungsprojekt BOYS (Shedhalle, Zürich, 2002) aktuelle Konzepte der Männlichkeit.
Die Präsentation gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil wird Rafi Segal über die Begleitumstände und Ereignisse rund um die Absetzung des Segal/Weizman-Projektes für den Berliner Architekturkongress 2002 sprechen. Anschliessend wird Segal näher auf die Thematik des israelischen Siedlungsbaus im Westjordanland eingehen, und sich mit dem von ihm geprägten Begriff einer “zivilen Besetzung” durch diese Form der Planungs- und Siedlungspolitik befassen.
14.12.1002
Präsentation und Vortrag von Rafi Segal, Architekt (Rafi Segal / Eyal Weizman Architects, Tel Aviv)
A Civilian Occupation – The Politics of Israeli Architecture –
Es ist fast unmöglich, auch nur annähernd vollständig über Rouchs Werk zu sprechen, da dieses nie abgeschlossen, sondern eher einständiges work in progress darstellt. Es liegen zwar einige Filmographien vor, deren weitreichendste, die in Predal 1982, bis 1981 inklusive reicht, jedoch weichen fast alle voneinander ab, sowohl was die Anzahl als auch die Datierung der Filme betrifft.
Immerhin reichen die vorliegenden Filmographien für eine grobe Übersicht und Klassifizierung aus. Danach hat Rouch schätzungsweise 120 Filme fertiggestellt, davon die größte Anzahl im heutigen Staat Niger, vor allem bei den Songhay am Fluß Niger.
12.12.2002
Filmprogramm und Vortrag von Dr. Eva Hohenberger, Filmtheoretikerin (G)
Institut für Medienwissenschaft an der Ruhr Universität Bochum.
Les Maîtres Fous (1955)
Dir: Jean Rouch
30 min, 16mm auf Video transponiert
(Englische Fassung)
Lange Zeit dienten mir Coltranes Versionen (des Roger- und Hammerstein-Songs My Favorite Things) als einer – unter mehreren – Leitfäden für die Abläufe in meiner Architektur, meiner Kunst und meinen Schriften; lange habe ich mich seinen verschiedenen Versionen – oder eher seinen verschiedenen ‘Versionierungen’ – gewidmet; nicht als einem Modell, sondern als einer Modellbildung – wie Godard sagt: “Wir müssen zeigen, dass es kein Modell gibt, nur Modellbildung.”
24.11.2002
Vortrag von Mark Rakatansky (USA), Theoretiker/Architekt
Theme as Variation: A Few of My Things
Black and White in Color dokumentiert Repräsentationsformen und Positionen von schwarzen Brit_innen innerhalb der Geschichte des britischen Fernsehens von den ersten Anfängen an bis heute. Dieser Zweiteiler entwirft eine präzise Sozialgeschichte der Rassen- und Klassenverhältnisse in England.
17.11.2002
Filmpräsentation
Black and White in Color
Part 1. (1992) 58 Min., Farbe. Engl. OF
Dir.: Isaac Julien (GB)
Die sechsteilige Serie What do those Old Films Mean? (1984/85), beschäftigt sich mit der Sozialgeschichte des frühen Kinos in sechs verschiedenen Ländern (England, Deutschland, USA, Dänemark, Frankreich, UdSSR). In jeder einzelnen Folge werden ausgesuchte filmische Beispiele unter jeweils unterschiedlichen gesellschaftpolitischen und sozialen Blickwinkeln analysiert.
16.11.2002
Filmprogramm und Vortrag
What do those Old Films Mean?
Six part series for Channel 4 Television (1987)
Each 26 min., Dir.: Noël Burch
Red Hollywood
90 min., color and b/w, documentary (1995)
Written and directed by: Thom Andersen and Noël Burch
Das Projekt Ruta/Remake fokussiert auf die Stimme/Vox, indem es zuerst das ursprüngliche Thereminvox in eine neue Version, in ein zeitgenössisches “Thera-Midi“-Gerät verwandelt.
Das “Transaction Voice Archive“ stellt ein geografisches Terrain her, das sich aus Samples konstituiert. In Ruta/Remake stellt das Ruta-Muster Grundlage für ein Notationssystem dar – einen Webrahmen, der die Stimmfäden des Archivs zu Informationslinien und Routen als ein Muster miteinander verwebt, um das Verhältnis von Stimme und Sprache zu erkunden.
>redirect, das letzte Ausstellungsprojekt von haus.0 im Künstlerhaus Stuttgart, zeigt nun am ehemaligen Standort der Bar Von Citizen Tania zu Patty Hearst aus der Sammlung Schürmann.
Dieser zweite Beitrag von Wilhelm Schürmann schließt nun im Jahr 2002 einen Kreis, der sich 1999 mit der Leihgabe der Melrose Place Bar im Rahmen des ersten haus.0 Projekts open haus eröffnete.
Das Segment Von Citizen Tania… bezieht sich – wie die Bar – auf einen einzigartigen Prozess der “Enculturation”, hier dargestellt am Beispiel der berüchtigten Transformation der Patricia Hearst von Patty zu “Tania”
>redirect eröffnet die letzte Veranstaltungsreihe des haus.0 Programms im Künstlerhaus Stuttgart. Das Projekt bewegt sich durch die Materialien des vorhandenen Kontexts, der mit den Anfängen des Programms 1999 formuliert wurde – und tritt gleichzeitig aus den Verkörperungen möglicher Formen der Zukunft die Rückreise an. >redirect suggeriert, dass die Linien, die Fiktion von Geschichte trennen, sich zu einer fragilen Räumlichkeit anordnen, wie ein Programm sie erfordert, das eine relevante Identität für ein Künstlerhaus im 21. Jahrhundert entwerfen soll.
Der Raum, in dem >redirect stattfindet, konstituiert sich aus einem spekulativen Kräftefeld von Anziehung/ Abstoßung und wird über verschiedene Produktionen erzählt, von denen einige innerhalb dieser Institution zwischen 1999 und 2002 realisiert wurden. Die Ausstellung lokalisiert dieses Feld innerhalb eines Rahmenwerkes verschiedener Praktiken, und organisiert den Raum von dort aus zu unterschiedlichen Konstellationen, so dass filmische, künstlerische, historische oder theoretische Diskurse neben denen eines Sammlers angeordnet werden können, wie das mit Von Citizen Tania zu Patty Hearst aus der Sammlung Schürmann zu sehen ist.
Ausgewählte Filmvorführungen, Vorträge und eine Performance erweitern diese Dynamik durch eine spezifische Interpretation von “Massenmedien”, durch die Bezugnahme von Identitäten früher Formen des Kinos auf dessen Anfänge innerhalb nationaler Konturen und in einer Gegenbewegung durch die Darstellung kultureller Modelle von Repräsentationspolitiken. Innerhalb einer Verlagerung von der Raumzeit ritueller Besessenheit über synthetische Muster von Stimmen, die eine noch zu schreibende Geschichte entwerfen, bis zur Produktion diskursiver Formen des Widerstands wird ein territorialer Fluss sichtbar. So erscheinen die Bruchlinien innerhalb der nahtlosen Bildung von Identitäten wieder, die durch soziopolitische und kulturelle Dynamiken in Gang gesetzt wird.
Veranstalungen im Rahmen der Ausstellung:
16.11.2002
Präsentation und Vortrag von Noël Burch (USA/F)
What Do Those Old Films Mean? (1985)
Part 2: Tomorrow the World (USA, 1902-1914), 26 Min.
Part 4: The Enemy Below (F, 1906-1922), 26 Min.
R: Noël Burch
17.11.2002
Präsentation
Portrait of Shirley Clarke (1996)
R: Noël Burch, André Labarthe
Black and White in Color, Part 1 (1992)
R: Isaac Julien
23.11.2002
Präsentation und Vortrag von John Akomfrah (GB)
Last Angel of History (1996)
R: John Akomfrah
B: Edward George
24.11.2002
Vortrag von Mark Rakatansky (USA)
Theme as Variation: A Few of My Things
12.12.2002
Vortrag von Dr. Eva Hohenberger, Filmtheoretikerin (G)
Institut für Medienwissenschaft at the Ruhr Universität Bochum.
Les Maîtres Fous (1955), 30 min, 16 mm auf Video kopiert (Englisch)
R: Jean Rouch
14.12.2002
Präsentation und Vortrag von Rafi Segal, Architekt (Rafi Segal/Eyal Weizman Architects, Tel Aviv)
A Civilian Occupation – The Politics of Israeli Architecture –
Unterschiedliche Themen zu Gender- und Identitätsfragen werden im Rahmen einer Vortragsreihe und eines Filmprogramms aus feministischer Perspektive untersucht. Im Rahmen der Vortragsreihe wird diesen Fragestellungen aus feministischer Perspektive und entlang von Beispielen nachgegangen. Eingeleitet wird die Veranstaltung mit einem Filmprogramm.
Kann die Kategorie “Geschlecht” als ein fortwährend Gesellschaft strukturierendes und konstituierendes Moment, können herrschende Geschlechterverhältnisse unterlaufen werden? Welche subversiven Strategien und widerständischen Praktiken kommen hier zum Einsatz und wo lassen sich diese verorten? Welche gesellschaftlichen Territorien eignen sich Frauen an, welche neuen Räume werden produziert und welche dissidenten Positionen eingenommen?
Filmprogramm:
17.07.2002
Forbidden fruit, 30 min, Mutare, Zimbabwe/Chemnitz, Deutschland, 2000, Sue Maluwa Bruce
The Righteous Babes, 50 min., English, 1998, Pratibha Parmar
Hammering it Out, 54 min., English, 2000, Vivian Price
18.07.2002
Vortrag von Yvonne P. Doderer – Architektin, Stadtforscherin/Stuttgart
Geographies Out of Gender?
Vortrag von Bettina Fritzsche – Sozialwissenschaftlerin/Berlin
“Süße Jungs” und “starke Frauen” als symbolische Ressourcen bei experimentellen Selbstverortungen in der Fan-Kultur von Mädchen
19.07.2002
Vortrag von Encarnación Gutiérrez Rodríguez – Doktorin und Assistenzprofessorin am Institut für Soziologie der Universität Hamburg / Hamburg
Ethnizität verqueeren – Zu Raum und Performativität
Ute Meta Bauer – Freie Kuratorin, Co-Kuratorin Documenta 11
Professorin für Theorie, Praxis und Vermittlung der Gegenwartskunst und Vizerektorin an der Akademie der bildenden Künste Wien/Wien
First Story – Women Building/New Narratives for the 21st Century
In einer szenischen Aufführung, die eine Ausbildungsveranstaltung der Frankfurter Staatsanwaltschaft der Öffentlichkeit zugänglich macht, zeigt Rainer Kirberg für haus.0 einen authentischen Fall aus der deutschen Rechtsprechung.
Kim Cascone wird in seinem Vortrag über verschiedene Aspekte seiner Soundproduktion sprechen. Im Zentrum steht das Konzept des Algorithmus, ein grundlegender Bestandteil von Cascones Werk, das sich besonders von “system-musikalischen” kompositorischen Ansätzen der 70er Jahre stark beeinflusst zeigt.
Cascone programmiert seine Ambient Industrial Music-Produktionen in Max/MSP. Seine Kompositionen weisen eine Reihe von Bezügen zu Filmsoundtracks, zu zeitgenössischen theoretischen Diskursen und zu Informationstechnologien auf.
Missing Link wurde im Jahr 1970 von Angela Hareiter, Otto Kapfinger und Adolf Krischanitz noch während ihrer Studienzeit an der Wiener Technischen Universität als sogenannte “Arbeitsgemeinschaft” gegründet.
Chronologisch und historisch gesehen, gehört diese Formation einer Zeit nach Mitte der Sechziger Jahre an, als die ersten Impulse einer jungen experimentellen Architekturszene aus Wien, der unter anderem Hans Hollein, Haus-Rucker-Co und COOP Himmeblau angehörten, Anerkennung gefunden hatten.
Ein gemeinsamer und bestimmender Faktor dieser jungen Architekt…innengeneration bestand im Mangel an Baumöglichkeiten besonders für jene, deren Wunsch es war, neue Auffassungen und Konzepte von Räumlichkeit unter den Bedingungen der Nachkriegszeit zu reflektieren. Diese Situation entwickelte sich zur Grundlage, auf der sich eine besondere Wiener Synthese einflussreicher Tendenzen damaliger zeitgenössischer Architektur entwickelte, die von einer spezifischen Rezeption amerikanischer Popkultur bis zum Bereich der Theoriedistribution reichte, wie dies beispielsweise von Gruppierungen wie Archigram praktiziert wurde. Diese Generation formulierte ihre Auffassung von Spatialität und Architektur unter anderem im öffentlichen Stadtraum: als Herausforderung an die sozialen Konventionen, die den festgeschriebenen Limitationen der statischen Architektur einer Wiener Stadtlandschaft des 19. Jahrhunderts implizit waren. So entstanden neue Formen behavioristischer, futuristischer und pop-kultureller Modelle, die von pneumatischer Architektur über Performances bis zu theoretischen Manifesten reichten.
Angela Hareiter, Otto Kapfinger, Adolf Krischanitz
Organisiert von: Constanze Ruhm
Die Beschäftigung mit Architektur, mit den Problemen der Umwelt, deren Entstehung, Wahrnehmung und Einfluß auf den Menschen als Gruppe und Individuum vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen ergab als Schwerpunkt unserer Arbeit folgende Themenkreise:
Auszug aus der haus.0 Archivseite www.haussite.net
kompletter Text / Projekt hier (deutsch / english)
Die Beziehungen von Privatheit und Öffentlichkeit und deren Polarisierung als formendes Prinzip historischer städtebaulicher Entwicklung: anhand des Modellfalls der mittelalterlichen Stadt definierten Max Weber und H.P. Bahrdt die Öffentlichkeit als Ort der freien Begegnung, als Ort des Austausches unter gleichberechtigten Individuen, für die Bürger als Ort gegenseitiger Information und gemeinsamer Willensbildung. Der Markt, bzw. der Platz stellte die “Institution” dieses Ortes dar. Privatheit ergibt sich dazu als Gegenpol individueller Entfaltung, als intimer Bereich. Übergangszonen zwischen diesen Polen bilden sogenannte Schwellbereiche. Die Verschränkung von Staat und Gesellschaft und die damit verbundene Aufhebung der genannten Polarität, die Verschiebung der Orte des Waren- und Informationsaustausches im Gefolge wirtschaftlicher Entwicklung und die Erfindung neuer Medien bewirkten durch den Verfall bürgerlicher Öffentlichkeit die Entfremdung städtischen Lebens von politischer Einflussnahme und entzogen der Stadt weitgehend das Monopol als Produktionsstätte und “Informationssystem” (Habermas). In diesem Licht erscheint heute eine Neubestimmung so gängiger Begriffe wie Urbanität, Integration, Öffentlichkeit und Privatheit als die Grundlage eines Verständnisses aktueller baulicher Probleme.
KH-Publikation: haus.0 Missing Link Publikation
Constanze Ruhm und Otto Kapfinger im Gespräch
Foto: Marjan Murat
Genetics of the Wild City (www.archined.nl/wildcity) ist ein Forschungsprojekt, das gleichzeitig am Berlage-Institut und am Postgraduate Laboratory for Architecture (Rotterdam) durch die Stealth Group (Rotterdam) entwickelt wurde.
Genetics of the Wild City untersucht die Transformation der Definition von Belgrads Urbanität – eine Stadt, die nach dem vergangenen Krisenjahrzehnt einer abrupten Verschiebung von zentral gesteuertem zu atomisiertem Wachstum unterlag. Diese Untersuchung analysiert einen Fall von Evolution im urbanen Bereich, der von einer großen Anzahl individueller, anonymer Teilnehmer:innen in Gang gesetzt wurde, und nun die Primärsysteme der Stadt in den Bereichen des Handels, des Bauwesens und der öffentlichen Dienstleistungen dominiert. Daraus entstand eine neue, nicht-regulierte Struktur, die sich als Mutations-Schicht über der existierenden Stadt ablagerte.
Anlässlich der Präsentation der Dokumentation Live from Palestine (2002) und des Spielfilms Haifa (1998) lädt haus.0 Masharawi ein, die verschiedenen Facetten seiner Arbeit zur Diskussion zu stellen. (Wegen einer kurzfristigen Programmänderung wurde an Stelle von Haifa Masharawis früher und selten gezeigter Spielfilm The Shelter (1989) gezeigt.
haus.0 präsentiert Filme und einen Vortrag des bekannten palästinensischen Filmemachers Rashid Masharawi. Masharawi wurde 1962 im Geföüchtetenlager Shatii geboren und lebt heute in Ramallah, Palästina. Im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre entstand das umfangreiche Werk des Regisseurs, das sich vor allem mit der Stellung der Geflüchteten in Hinblick auf die räumliche Politik, welcher das alltägliche Leben unterliegt, von der Zeit der ersten Intifada über die Ära des Friedensprozesses und weiter bis heute beschäftigt. Masharawis Methodologie kann als Reflektion der Produktion von Raum aufgefasst werden. Sein Werk beinhaltet Spielfilme (Rabab, ein Film über Gewalt gegen Frauen in den Camps, der im Rahmen eines Workshops entstand; Haifa, dem in Cannes ein Preis verliehen wurde), und Dokumentarfilme. Er gründete das Cinema Production Center in Ramallah, dessen Leiter er nach wie vor ist. Das Cinema Production Center ist ein Ort des kulturellen Austausches und gleichzeitig Produktions- und Ausbildungsstätte für Filmemacher*innen. Außerdem gründete Masharawi Mobile Cinema, ein mobiles Kino, das jedes Jahr durch die Camps reist, um Filme vorzuführen.
Das Werk von Ericson und Ziegler beschäftigt sich mit dem Alltäglichen als objet trouvée, mit der Gemeinschaft als ready made, mit den vielen Objekten, Artefakten und Gebäuden, die unsichtbar scheinen, weil sie in ihrer Alltäglichkeit so offensichtlich sind…
“Ihre Arbeit stellt eine kombinatorische Aktion dar, die Kunst als kulturelle Geographie, kulturelle Anthropologie und kollektive Psychologie auffasst. Als Künstler verstehen sie sich auch als Touristen – fasziniert von der ruhigen, gewachsenen Infrastruktur sozialer Gemeinschaften. (…) Alle vorstädtischen und städtischen Gemeinschaften werden von einer gedämpften, aber doch eindringlichen visuellen Eigenart zusammengehalten, und eben diese subtilen Daten sind es, die Ericson und Ziegler entdecken, sammeln und manipulieren.“ Patricia Phillips, Investigations, 1988
Eine institutionelle Dynamik erfordert Engagement. Um das Wesen dieses Engagements näher zu beleuchten, das im Künstlerhaus durch verschiedene Formen institutioneller repräsentativer Strukturen verkörpert wird, ist es notwendig, darüber nachzudenken, was man tatsächlich unter dem Begriff der “engagierten Mitgliedschaft” versteht. Von der Gründung des Künstlerhauses bis zu haus.0 ging es nicht um eine Debatte über Positionen, sondern um eine echte Form der Beteiligung, die auch in Zukunft die Art der institutionellen Dynamik des Künstlerhauses Stuttgart bestimmen wird.
Vortragsreihe/Diskussionsrunde für Mitglieder über das Selbstverständnis des Künstlerhaus Stuttgart. Gesprächsrunde mit Beirat, Vorstand und Künstlerischem Leiter.
Terre Thaemlitz produziert theorieorientierte Computermusik für Labels wie Mille Plateaux (Deutschland), Daisyworld Discs (Japan) und für sein eigenes Label Comatonse Recordings.
Er veröffentlichte sieben Soloalben; zwei Kollaborationen (darunter eine mit Bill Laswell); eine ganze Anzahl von Maxi-Singles sowie Remixes für (unter anderem) die Golden Palominos, Material und Haruomi Hosono. In seinen Arbeiten untersucht Thaemlitz die Problematik der widersprüchlichen kulturellen Funktionen von Sound-Produktion als sozialisierender Kraft und gleichzeitig Mittel zu subjektivem Ausdruck. Im Besonderen geht es Thaemlitz darum, strategische Parallelen zwischen elektroakustischer Audioproduktion und anti-essentialistischem Trans-Genderism zu entwerfen. Bezeichnenderweise findet man seine Alben in den großen Record Stores oft fälschlich unter der Kategorie “Pop/Rock” eingeordnet.
haus.0 präsentiert im Rahmen von zwei Abenden eine Reihe von Peter Watkins Arbeiten. Die Produktion La Commune (Paris 1871) dient als Navigator für weitere Vorführungen seiner Filme, Diskussionen mit Teilnehmer*innen, Darsteller*innen und Produzent*innen von La Commune.
Desweiteren wird ein neuer Dokumentarfilm über Peter Watkins mit dem Titel The Universal Clock: The Resistance of Peter Watkins des kanadischen Filmemachers Geoff Bowie, der unter anderem von den Dreharbeiten zu La Commune berichtet, gezeigt, und im Video-Plug-In sind eine Reihe von frühen Amateurfilmen, weitere Feature Films und ein erst kürzlich in Litauen entstandenes Interview mit dem Regisseur zugänglich.
Dieses haus.0-Projekt entstand auf Grundlage eines Vorschlages von Peter Watkins, die Gruppe Rebond pour La Commune vorzustellen, ein Netzwerk, das aus Teilnehmer*innen der Dreharbeiten zu La Commune (Paris 1871) besteht. Diese Gruppe entstand bereits während der Dreharbeiten zum Film, und setzt die kollektive Diskussion, die im Rahmen der Produktion entstand, in die Gegenwart fort. Caroline Lensing-Hebben, Darstellerin und Präsidentin des Vereins und Patrick Watkins, Regieassistent und Casting Director, werden in diesen zwei Veranstaltungstagen den Prozess der Filmproduktion und weitere Materialien zu Rebond präsentieren.
Filmprogramm:
07.12.2002
Vortrag von Rebond pour La Commune, (Lensing-Hebben, Watkins u. a.)
The Universal Clock: The Resistance of Peter Watkins (C 2001)
R: Geoff Bowie, 76 Min.
Punishment Park (USA 1971)
R: Peter Watkins, 88 Min.
08.12.2002
Part 1: La Commune (Paris 1871) (F 1999)
R: Peter Watkins, 180 Min.
Diskussion unter der Leitung von Rebond pour La Commune, (Lensing-Hebben, Watkins u. a.)
Part 2: La Commune (Paris 1871) (F 1999)
R: Peter Watkins, 180 Min.
Das Projekt NICHT löschbares Feuer beschäftigt sich mit dem Werk des Regisseurs und Autors Harun Farocki aus vier Jahrzehnten. Dies findet aus der Perspektive eines artist’s space, eines Künstlerhauses, zu einem Zeitpunkt statt, an dem verschiedenste Produktionen und Materialien Farockis in zwei benachbarten regionalen Institutionen präsentiert werden (Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe im Rahmen der Ausstellung CTRL [SPACE], Frankfurter Kunstverein).
NICHT löschbares Feuer gibt einen Überblick über Harun Farockis Film- und Videoarbeiten, wie auch über seine essayistische und publizistische Tätigkeit als Autor und Filmkritiker (unter anderem für Filmkritik, Film und die TAZ) . Neben der Installation Ich glaubte Gefangene zu sehen wird eine neue Arbeit mit dem Titel Die Maschinen tun die Arbeit nicht länger blind gezeigt, die auf Materialien aus aktuellen Recherchen basiert.
Diese Zusammenstellung geht vor allem auf Farockis strategische Methodologie ein, die in einer besonderen künstlerischen Praxis verankert ist, und ihn als Filmemacher und Dokumentaristen des Zeitgenössischen, als Aktivist:innen, Kritiker:innen und Essayist:innen ausweist, der sich vor allem mit Fragen der Repräsentationspolitik befasst. In seinen Filmen und Texten untersucht er durch die Anwendung vielfältiger Montageprinzipien unterschiedlichste Formen der Repräsentation. Durch neue Weisen der ‘Kadrierung’, der Anordnung des Verhältnisses eines Bildes zu anderen Bildern, wird es möglich, jene kulturellen und sozialen Bereiche zu vergleichen und zu analysieren, innerhalb derer sich Repräsentationsmodelle formieren. Farocki formuliert eine radikale Kritik der hegemonialen, offiziellen Formen von Repräsentation. Seine Zweifel an einer “Wahrheit” der Bilder eröffnen einen Blick auf die Mechanik, die sich unter deren Oberflächen verbirgt, und machen sie gleichzeitig einer kritischen Reinterpretation zugänglich, indem die Funktion von Abbild und Montage untersucht wird. Der konsequente Versuch, eine Etymologie zeitgenössischer Bilder zu schaffen, und die Strategie ihrer Wiedereinschreibung und Re-Kontextualisierung innerhalb einer Ökonomie heutiger Bildproduktion zeigen Farocki als rigorosen Theoretiker und Praktiker einer zeitgenössischen Syntax des Filmemachens.
Projekt
NICHT löschbares Feuer ( d. Harun Farocki. 16mm, b/w, 1968/69, 25 Min.)
What Farocki Taught ( d. Jill Godmilow. With Gloria Jean Masciarotte and Ted Mandell. 16mm, s/w und Farbe, 1998, 30 Min.)
Das Projekt eröffnet mit der Präsentation von zwei Filmen und einem anschließenden Künstlergespräch. Hier liegt der Schwerpunkt auf Fragen der Produktion: Farockis Film NICHT löschbares Feuer (1969), der vom Vietnamkrieg und der Herstellung von Napalm durch die amerikanische Firma DOW Chemicals handelt, wird dem Film What Farocki Taught gegenübergestellt, den die amerikanische Filmemacherin Jill Godmilow Ende der Neunzigerjahre gedreht hat. Bei What Farocki Taught handelt es sich um eine Wiederholung, um eine identische Kopie von NICHT löschbares Feuer, die jede Einstellung detailgetreu nachstellt. So entsteht über einen Zeitraum von dreißig Jahren ein Dialog zwischen zwei Artefakten, durch den die kausalen Verkettungen, die Verhältnisse von Aktion und Reaktion im Feld kultureller Produktion und Reproduktion über die Rekonstruktion vorhandener Bilder und Texte sichtbar werden können. In einem Text, den sie für diese haus.0 Präsentation verfasst hat, schreibt Jill Godmilow: “Gertrude Stein once said, ‘Let me repeat what history teaches: History teaches.’ ‘Fire’ seemed worth repeating (…)”
haus.0 Archivseite www.haussite.net
Drei Arbeiten, eine Konstellation besonderer Momente, die auf symptomatische Weise eine Art Umriss des zeitgenössischen öffentlichen Raumes wiedergeben, werden innerhalb dieser Ausstellung so angeordnet, dass ihr Verhältnis zu verschiedenen möglichen Formen von Besetzung, Aneignung und Abgrenzung deutlich werden kann. Die Grenzlinien dieser Räume werden zumeist von den Überwachungssystemen gezogen, die den urbanen öffentlichen Raum dominieren. Diese Systeme zeichnen fragmentarische Gesten und unvorhersehbare Bewegungen von Körpern auf, sie evozieren vergangene und zukünftige potentielle Transgressionen, die zum Material künstlerischer Forschungsarbeit werden.
Jede Arbeit beinhaltet performative Aspekte, beschäftigt sich mit Beobachtung und Überwachung und auch mit der Architektur als System, das institutionelle Strategien der Einschränkung inkorporiert, um den potenziellen Einflussradius der Subjekte definieren und limitieren zu können. In einem unvorhergesehenen Moment des Austausches wird die Ökonomie dieses Systems unterbrochen: ein Satzzeichen im Raum, eine Markierung, durch welche ein subversives Potenzial sich schließlich freisetzt.
Organisation: Constanze Ruhm
Die Vorträge und Filmpräsentationen beschäftigen sich mit den “Technologien der Macht”, mit urbanen Strukturen als Projektionsflächen für Social Imaginaries und mit der Konstruktion von Fiktionen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Rolle der Kunst innerhalb postrevolutionärer Gesellschaften, und ihrer Funktion als Medium der Fortsetzung unvollendeter historischer Dialoge.
Diese Zusammenstellung von Gesprächen, Vorträgen und Filmpräsentationen beabsichtigt, die besondere Qualität informeller Diskussionen hervorzuheben, die sich innerhalb der Programmstruktur von haus.0 zu einer Erzählung erweitern. Die Veranstaltung versucht, die Anordnung der Orientierungslinien zu verdichten, die aus dem Programm der ersten beiden Jahre hervorgehen, und über den Verlauf dieser Linien die Gestalt zukünftiger Produktionen erkennbar zu machen. Verschiedene Künstler*innen und Theoretiker*innen, die im Laufe der letzten drei Jahre mit Beiträgen und Arbeiten im Programm von haus.0 bereits vertreten waren, werden während der Vorträge und Diskussionen anwesend sein und eine parallele Arbeitsgruppe bilden.
In diesem Workshop wird anhand des Stücks Marat/Sade von Peter Weiss ein dialogischer Prozess entwickelt, der als offenes, performatives Szenario innerhalb eines festgelegten Rahmens angelegt ist. Während eines „Rückbesinnungsmoments“ werden die im Laufe des Workshops diskutierten Punkte mit dem Computer transkribiert.
Die Arbeiten von M/SOS, denen das Konzept des „unfertigen Dialogs“ zugrunde liegen, behandeln die Themen zeitgenössische Gesellschaft und Kultur sowie das Wirken der Kunstinstitutionen. Das haus.0-Programm entwickelte diesen Workshop, um neue methodologische Herangehensweisen aufzuzeigen. M/SOS zeigt die Zwickmühle und die dynamische Begrifflichkeit hinter „Institutionalisierung“ und „Institution“ auf.
Während des Programms 2001/2 wurde die Thematik mit den Projekten Halluzinationer sowie Peter Watkins La Commune und Ein Prozess erstmals in den Fokus gerückt.
Der M/SOS Workshop wurde von Fareed Armaly konzipiert und geleitet.
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Eine Geschichte des amerikanischen Frauencomics – von Teens to Zines zusammengestellt von Trina Robbins (USA, Autorin und Comic-Künstlerin). In ihrem von Visuals begleiteten Vortrag spricht Trina Robbins über ihren eigenen Werdegang in der Comicsindustrie, über Underground Women´s Comics, und über ihre Rolle als “Her-Storian”, als Chronistin des Geschehens.
“Es war einmal eine Frau, die hieß Ginger Rogers. Sie tanzte genau so gut wie Fred Astaire, nur rückwärts, und in hohen Absätzen. Wenn eine Frau in der Lage ist, so etwas zu tun, sollte es ein Kinderspiel sein, Comics zu retten.”
Trina Robbins
Die komplette Sammlung des Comics befindet sich in der Bibliothek des Künstlerhauses.
Die Idee zu der Ausstellung From Girls to Grrrlz – Eine Geschichte des amerikanischen Frauencomics von Teens zu Zines entstand, als Trina Robbins, die bekannte amerikanische Comiczeichnerin und Spezialistin für die Geschichte der Women’s Comics im Rahmen des Programms von haus.0 eingeladen wurde, ein Projekt zu realisieren. Durch dieses Projekt sollte deutlich werden, dass Robbins neben ihrer Tätigkeit als Zeichnerin außerdem noch Produzentin und auch Chronistin der Comicindustrie ist. Robbins schlug vor, ihre eigene Arbeit im Kontext der Geschichte anderer Comicszeichnerinnen vorzustellen. Die Ausstellung basiert nun auf ihrem preisgekrönten Buch From Girls to Grrrlz – A History of American Women’s Comics, from Teens to Zines (Chronicle Books, 1999).
Die komplette Sammlung der Comics befindet sich in der Bibliothek des Künstlerhauses.
Passwor(l)ds
thematisiert drei verschiedene künstlerische Methoden, die sich mit autobiografischen Materialien, fiktiven Erinnerungen und der Struktur des Verhältnisses zwischen Abbild und Text beschäftigen. Der Titel verweist auf ein Konzept, dessen Schwerpunkt ein Identitätsbegriff bildet, der von spezifischen Erfahrungen innerhalb eines kulturellen und gesellschaftlichen Rahmens geformt wird. Um Zugang zu einer Vorstellung der eigenen Identität zu erlangen, muss man sich sozusagen einer spezifischen Methode bedienen: man braucht ein ‘password’ : hier kommt die eigene Stimme ins Spiel, mit der man dieses Wort ausspricht.
So wird auf einen Begriff von Identität verwiesen als einer Struktur, die weder selbstverständlich ist noch einem statischen und unveränderlichen Zustand unterliegt. Um Zugang zu dieser Welt zu erlangen, deren Format von unterschiedlichsten Medien definiert wird, muss man das Passwort benützen, das einerseits auf rein visuellen Materialien basiert, andererseits Teil einer Stimme, der Stimme des Autors, die erzählt, erinnert und manchmal vielleicht auch plötzlich verstummt. Diese Arbeiten thematisieren das Medium als Artefakt, indem sie es aus seiner faktischen Existenz lösen, und so einen Einblick in die Mechanismen einer artifiziellen Welt erlauben, die in ein bestimmtes Verhältnis zur Struktur von Erinnerung, Reminiszenz und Bewusstsein gesetzt wird, indem besonders die Rolle des gesprochenen Worts hervorgehoben wird. Das visuelle Geschehen konzentriert sich auf die biographische Erkenntnis und Einsicht eines bestimmten Individuums, so wie sie in der gesprochenen Erzählung vermittelt wird. Identität wird innerhalb eines jeweils verschiedenen Zeitrahmens als etwas beschrieben, das sich aus medialen Artefakten zusammensetzt.
Anri Salas Ansatz wird durch den Film Intervista von 1998 repräsentiert, sowie durch eine neues Projekt mit dem Titel Schweigendes Duell, das auf der Idee eines ‘Video Kiosks’ beruht. Dieses Projekt korrespondiert mit der Philosophie von haus.0, welche die Institution als ein offenes System definiert, das sich als Hintergrund und Oberfläche für mediale ‘plug ins’ versteht. In Schweigendes Duellbezieht sich Sala auf Erinnerungen an Filme, als wären dies seine eigenen, was in gewisser Weise auch zutrifft. Das übergeordnete Organisationsprinzip eines medialen Formates, das auch den Rahmen von Erinnerungen bildet, wird auf eine scheinbar absichtslos zusammengestellte Kollektion von found footage angewendet. Der Zugang zur eigenen Erinnerung wird also auch durch die Medien bestimmt, so wie das sichtbare Innerste, die visuellen Zentren der von Kino und Fernsehen vermittelten Bilder auch wieder zu Erinnerungen werden. Dies ist ein Austauschprozess, den in Framptons Werk die Stimme des Autors vermittelt. Diese erzählende, beschreibende Stimme begleitet die filmischen Passagen, die zeigen, wie Fotografien verbrannt werden, die im Laufe dieser Transformation ihre Geschichten als Emissionen visueller Natur auf das filmische Material entladen. In diesem Prozess steht auch das Verhältnis von Stimme und Abbild auf dem Spiel, da das, was beschrieben wird, nicht dem fotografischen Dokument entspricht. So kommentiert die Stimme das Bild nicht nur, sondern strukturiert es gleichzeitig. In Reminiscences of a Journey to Lithuaniaerzählt Jonas Mekas von der Unmöglichkeit der Rückkehr an einen Ort, von dem man vertrieben wurde. Er erzählt auch von dem Versuch der Rekonstruktion einer Vergangenheit, an die nur er sich erinnert. Er versammelt Bruchstücke einer Welt, die er fast wie zufällig mit seiner Kamera einfängt in einem Versuch, von der Vergangenheit zu sprechen, während er diese in Wahrheit wieder erfindet. Filmaufnahmen wie kurze Notizen, Eintragungen in ein Tagebuch, Verschiebungen der Zusammenhänge und Zeitlinien, Vergangenheit und Zukunft begrenzt vom Kader eines Bildes. So gelangt man von einer individuellen Perspektive, die sich später als konstruiert erweist, über eine Systematik, die Filmmaterial zu Fußnoten der Erinnerung verwandelt zu den Worten, den Passwords, die, wenn man sie nicht vergessen hat, neue Geschichten eröffnen. Wäre es möglich, eigene Träume zu sammeln und aufzunehmen wie eine Bildspur, so könnte die Sammlung von Salas ‘Videokiosk’ der Versuch einer Vorwegnahme eines solchen Unternehmens sein, das seinen Ursprung in dem alltäglichen Format von Filmen hat, die man in jedem Videoverleih findet.
Hito Steyerls Die Leere Mitte wird zum ersten mal in Stuttgart gezeigt. Normalität 1-3 war auf dem Filmwinter 2000 zu sehen, mittlerweile sind 6 weitere kurze Dokumentarfilme entstanden, Normalität 1-9 wird nun ebenfalls zum ersten mal in Stuttgart gezeigt.
Diese Veranstaltung ist Teil II der Seminarreihe Geschichts- und Identitätskonstruktionen – Neue Ansätze im Dokumentarfilm, die Ute Meta Bauer für haus.0 konzipiert.
Illicit Form of Meditation stellt drei zeitbezogene Erzählungen vor, deren visuelle Texte sich als Projektionen in den Ausstellungsraum einschreiben: Splitting (1973) von Gordon Matta Clark; Halcion Sleep (1994) von Rodney Graham und Evidence (2000) von Constanze Ruhm.
Die drei Arbeiten – alle ohne Ton – werden innerhalb dieser Anordnung insofern als Meditationen im Sinne von Matta-Clarks Zitat aufgefasst, als sie die Dominanz des Mediums über den Blick thematisieren. Auf diese Art erlauben die Werke eine Sicht auf alltägliche soziale Strukturen und Architekturen, auf kollektive Bildwelten und Erinnerungsformen, die verdeutlichen, wie das Bild des Vertrauten plötzlich seine potentiell unheimliche Konstruktion durchscheinen lässt.
Das Abbild dieser methodischen Untersuchungen wird zu einer Struktur umgewandelt deren Grundriss auf das institutionelle Format von haus.0 projiziert wird. So findet eine kontinuierliche Reflexion über die Identität des Programms statt, das sich in einer weiteren Form von Illicit Meditation verwirklicht. Die Vorstellung einer soliden Architektur des Raumes wird nicht aufrechterhalten, vielmehr wird dieser von Innen nach Außen gekehrt und sozusagen institutionell invertiert, zu einem Ausstellungsort verwandelt, wo vertraute Anordnungen den Erinnerungen eines Computergedächtnisses begegnen, und in dem Signale, Verbindungen, Bewegungen unsichtbarer Kamerapfade und projizierte Schichtungen als das sonst unsichtbarer Innere virtueller Konstruktionen sichtbar werden.
compute [ musik ] r ist eine von haus.0 veranstaltete Workshopreihe mit Vorträgen und Performances, organisiert und geleitet von Florian Hecker.
haus.0 setzt einen Schwerpunkt auf die Nutzung von Video- und Audiowerkstatt als Produktionsstätten, deren Wichtigkeit schon im Gründungsmandat des Künstlerhauses betont wurde. Beide Werkstätten bieten Künstler*innen Produktionsmöglichkeiten im Sinne einer institutionellen Identität, welche den Einsatz verschiedener Technologien ermöglicht, um so neue, experimentelle Arbeitsweisen zu fördern.
Die Workshopreihe compute [musik] r setzt sich mit dem transformatorischen Raum auseinander, der das ursprüngliche Ethos analoger elektronischer Soundinstallationen mit Konzepten des digitalen Computerzeitalters verbindet. Den Auftakt der Reihe bildet ein Gespräch mit dem Komponisten Florian Hecke, der über zeitgenössische Ansätze im Bereich digitaler Sound- und Musikproduktion diskutieren wird.
Wolfgang Staehle, Künstler und Begründer des Online-Kunstprojekts The Thing, spricht über neue Entwicklungen der Online-Praxis, und über die Geschichte von net.art (einschliesslich einer Tour in die Toywar-Schlachfelder).
Toywar ist ein Spiel, das von der Künstler*innengruppe etoy entwickelt wurde, um ihre Domain vor Übernahmeversuchen zu schützen, und Ergebnis der bereits legendären Auseinandersetzung zwischen etoy.Corporation (Internetkünstler*innengruppe, gegründet 1994 ), und e Toys Inc. (eine der grössten e-commerce Gesellschaften, gegründet 1996). Nachdem eToys etoy wegen der Rechte auf den Domainnamen verklagt hatte, reagierten etoy Ende 1999 mit einer Gegenattacke Toywars. Das bedeutete Gegenklagen, Einbrüche in Customerservicedateien, Presse- und PR-Arbeit; die staatliche Handelskommission wurde eingeschaltet, online-Netshelter eingerichtet etc. Letztendlich zog e Toys ihre Klage zurück, und etoy wurde auf der Ars Electronica 2000 mit einem Preis ausgezeichnet.
Im Oktober 1999 wurde im Rahmen des haus.0-Programms mit der Ausstellung Artist Once-Removed zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt ein Teil des Werks des Künstlers Jack Goldstein (geb. 1945 Kanada) gezeigt. Dieses Projekt versuchte, Einblick in das Produktionskonzept des Künstlers zu geben, das die Herstellung von Schallplatten und Filmen, von Performances und Gemälden gleichermaßen beinhaltete.
Goldsteins Werk nahm innerhalb der zeitgenössischen amerikanischen Kunstszene, besonders in der von den Kritikern als “post-studio-art” bezeichneten Richtung, eine wichtige Position ein, indem es eine Verbindung zwischen den Siebziger und Achtziger Jahren herstellte. Über diesen Begriff der “post-studio-art” reflektiert die Ausstellung auch den Ort der Institution, an dem sie stattfindet: in einem der ersten deutschen “artist’s spaces”, der in den frühen Achtzigerjahren gegründet wurde, um Künstler*innen außerhalb der traditionellen Ateliersituation Gelegenheit zu geben, neue Medienformate zu produzieren.
Sarah Mansell ist Grafikdesignerin aus London, die sich mit der Entwicklung einer feministischen Syntax beschäftigt. Diese neue Syntax soll ermöglichen, eine konzeptuelle Strategie zwar innerhalb des eigentlichen marktabhängigen Systems, jedoch außerhalb des von Konzernen festgelegten Rahmens zu formulieren. Das Projekt setzt sich mit Identity Design, Branding, Wiedererkennbarkeit und Stereotypisierung auseinander.
In dieser Zeit des Übergangs und der Veränderung können selbst technische Medien nicht bloß Gegenstand technischer Diskussionen sein – besonders nicht innerhalb einer Institution, deren Gründungsauftrag explizit die Bedeutung zeitgenössischer elektronischer Medien wie auch deren Zugänglichkeit als Produktionsmittel für Künstler*innen betonte.
Innerhalb dieses dynamischen Prozesses werden alle digitalen Studios gegründet und ausgestattet, die räumliche Aufteilung, Nutzung sowie die Renovierung geplant und umgesetzt; notwendiges Equipment angekauft, Atelierräumlichkeiten mit angeschlossenen Stipendien geschaffen, und ein internationales künstlerisches Programm realisiert – all dies immer innerhalb einer Ökonomie der Veränderung.
Vortragsreihe/Diskussionsrunde für Mitglieder über das Selbstverständnis des Künstlerhaus Stuttgart. Gesprächsrunde mit Beirat, Vorstand und Künstlerischem Leiter.
Preservation Club ist ein fortlaufendes Musikmix-CD-Produktionsprojekt von René Straub (Mitglied von ABR Stuttgart und Erster Vorsitzender des Künstlerhauses e. V.), dessen spezifische Prämisse es ist, die gemeinschaftlich geteilte Hörerfahrung mit dem Event selbst zu verbinden.
An diesem Abend wird :kynstlerhaus René Straubs neueste Arbeit Preservation Club mit seiner frühen und selten aufgeführten Arbeit Persönliche Partyplatten (entstanden Mitte der 60er Jahre), präsentieren.
4b:b4 ist sowohl Performance wie auch Installation, eine Form der Kollaboration zwischen jenen, die am Programm von haus.0 beteiligt sind, und anderen, die in Beziehung zum Künstlerhaus stehen.
4b:b4 legt die Richtung von :kynstlerhaus fest: es handelt sich um eine Erzählung, die sich durch Keller und Schränke bis auf die Bühne in der 2. Etage bewegt, und dabei durch einen Prozess des Scriptings vom Zusammenhang zwischen Produktion und Konsum, von der Beziehung der Erinnerung zur Geschichte und vom Verhältnis des Unheimlichen zum Vertrauten erzählt. Es ist ein ungewöhnlicher Frühjahrsputz, der all die Dinge ans Tageslicht holt, die sich als Strandgut im Lauf der vergangenen zwanzig Jahren angesammelt haben.
Das Projekt :kynstlerhaus findet innerhalb eines Koordinatensystems statt, das bereits im Gründungsauftrag der Institution festgeschrieben wurde. Das Künstlerhaus sollte vorrangig eine Produktionsstätte für Künstler*innen sein. Dieser Aspekt spielt innerhalb des Programms haus.0 eine wichtige Rolle.
Das Künstlerhaus Stuttgart wurde während des Übergangs von den Siebziger zu den Achtziger Jahren zu einem Zeitpunkt gegründet, als sich die Auffassungen von verschiedenen Formen künstlerischer Praxen grundlegend veränderten. Von diesem dynamischen Punkt ausgehend versucht das Projekt :kynstlerhaus über den Moment des Zeitgenössischen eine Verbindungslinie zwischen vielfältigen möglichen Formen von Zukunft und Vergangenheit zu ziehen. Dieses Projekt verschafft somit der Öffentlichkeit Perspektiven bezüglich der weiteren Entwicklung des Programms von haus.0 wie auch bezüglich der Institution und ihrer aktiven institutionellen Identität.
Der Ansatz von :kynstlerhaus setzt eine Praxis fort, die durch das erste Projekt von haus.0 Open Haus im März 1999 eingeführt wurde. Diese Projekte sind wie Navigatoren strukturiert, die in bestimmten Abständen den Mitgliedern und der Öffentlichkeit die Orientierung von haus.0 als einen Prozess kontinuierlicher Entwicklung vorstellt. Diese sich wandelnde Orientierung steht in direktem Bezug zur Veränderung des Künstlerhauses selbst.
:kynstlerhaus ist Teil eines Prozesses, in dem versucht wird, das neue programmatische Profil von haus.0 in Beziehung zum Künstlerhaus als einer Institution zu setzen, die sich in einer wichtigen Phase der Veränderung befindet. So wird der Übergang zur nächsten Phase der haus.0 Programmstruktur geschaffen. Diese beinhaltet die Fortsetzung des künstlerischen Programms, weiteres Engagement hinsichtlich notwendiger struktureller und konzeptueller Erneuerungen der internen Produktionsmöglichkeiten (Video- und Audiostudio), sowie die Einrichtung eines Computerworkshops; weiters sollen im Rahmen performativer Dialoge Beziehungen und Verbindungen zwischen Programm, Institution und Mitgliedschaft untersucht werden. Daneben stellen die Förderung von Website-Projekten und Produktionen verschiedener Teilnehmer*innen aus unterschiedlichsten Bereichen wesentliche Teile des haus.0 Programms dar.
haus.0 kehrt zu dem bereits etablierten Format der Mitgliedertreffen zurück, in deren Rahmen verschiedene Formen der Selbstreflexion und -definiton artikuliert und diskutiert wurden. Die Im.haus-Reihe wird anlässlich der Anwesenheit zweier Mitglieder fortgesetzt, die wesentlich an den frühen Künstlerhaus-Videoproduktionen beteiligt waren und später selbst Produktionsstätten gründeten, oder in anderer Form im Medienbereich arbeiteten.
An zwei Wochenenden (22./23. 10. und 29./30. 10) präsentiert Geoff Alexander ein einstündiges Programm von selten gezeigten 16-mm Kurzfilmen aus seiner cine 16 – Sammlung. Alexander beschreibt cine 16 als ein “Kino(programm), das einmal wöchentlich in einem Kellerclub in San Jose, Kalifornien, stattfindet. Schwerpunkt des Programms von cine 16 liegt auf der Geschichte des nordamerikanischen pädagogischen Lehrfilms. cine 16 wird aus privaten Geldmitteln finanziert, verlangt keinen Eintritt, und nimmt keine Spenden an.” Alexander versteht cine 16 als eine Art von Forschungsprojekt, als ein Laboratorium, das die Ergebnisse seiner Experimente und seine Fundstücke einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Im Augenblick arbeitet Alexander an einer Veröffentlichung, die sich mit der Geschichte des pädagogischen Lehrfilms in Nordamerika befasst.
Alexanders besonderes Interesse für solche Filme hat seinen Ursprung in seiner früheren Tätigkeit als Sonderschulpädagoge. In Rahmen dieser Lehrtätigkeit benützte er als Unterrichtsmaterial eine grosse Zahl von Filmen, die er meistens in den Bibliotheken der Schulen entdeckt hatte. Mit der Zeit fielen ihm an diesen Filmen viele Besonderheiten auf, sowohl in Bezug auf deren Produktion wie auch Rezeption. Diese Filme schienen oft ungewöhnlich, und weit mehr als simple und anonyme pädagogische Mittel. Er begann sich für eine Rezeption dieser Filme auch außerhalb des institutionellen Kontexts zu interessieren. So stiess er auf längst dem Vergessen anheim gefallene Regisseure, und er begann mit einer intensiven Recherche, die schliesslich zur Entstehung einer Sammlung führte. Dies wurde durch den Umstand begünstigt, dass gerade zu diesem Zeitpunkt die meisten grossen Bibliotheken ihren Standard von Film auf Video umstellten, und daher ihre ganzen 16mm Filme loswerden wollten.
Da diese audiovisuellen pädagogischen Unterrichtsmaterialien im Amerika der Nachkriegszeit eine wichtige Rolle spielten, wurden sie so auch zu Dokumenten der Erinnerung und einer kognitiven Erfahrung in Zusammenhang mit dem amerikanischen Erziehungswesen. Die Verknüpfung von Erziehung und Medien wird am Beispiel dieser Lehrfilme ebenfalls deutlich. Bevor in den späten Achtzigerjahren Video zum gängigen Standardformat wurde, wuchsen Generationen von Amerikanern mit 16mm Kurzfilmen als dem einzigen medialen pädagogischen Mittel auf. Man konnte diese Filme damals umsonst von den Bibliotheken der Schulen beziehen.
cine 16 erzählt davon, wie Medienproduktionen inzwischen zum selbstverständlichen Teil einer Öffentlichkeit geworden sind. Für Geoff Alexander ist die öffentliche Präsentation seiner Filme genauso wichtig wie das Material selbst. Bevor er begann, die Filme einmal wöchentlich an verschiedenen Orten zu zeigen, präsentierte er sie seinem Publikum oft einfach als Projektion auf irgendeine benachbarte Hauswand.
Alexander versteht sich weder als Künstler, noch als Soziologe, sondern entwickelt cine 16 zu einer Art der öffentlichen Erzählung. Sein Ansatz gehört einer Generation an, die die Verschiebung vom Fernsehen der Nachkriegszeit zur Generation der digitalen neuen Medien mitgemacht hat. Für diese Generationstellen Programm und Ort noch eine Einheit dar. Indem er alle Veranstaltungen auf seiner website www.afana.organkündigt, schafft Alexander eine Form der Kommunikation, durch welche das ursprüngliche Mandat dieser Produktionen in einen anderen Rahmen verlegt wird. Alexander betont die Subjektivität seiner Auswahl, die jedoch weder von kritischer Rezeption, noch von simpler Faszination motiviert ist, sondern die zuallererst ein Publikum miteinbezieht, das seine Neigung zu dieser Produktionsform teilt. Welche Produktion allerdings, das ist die Frage – die eigentlichen 16 mm Filme, oder der ‘temporäre’ Raum ihrer Aufführung ?
Übersetzung: Constanze Ruhm
haus.0 Archivseite www.haussite.net
Gründungsmitglieder und Werkstattleiter*innen stellen die Gründungsidee der Werkstätten vor, desweiteren werden notwendige Veränderungen in den Werkstätten diskutiert.
Zu Beginn konzentrierte sich die Im.Haus-Reihe auf die Vereinssatzung der Institution selbst, um so die Intentionen zur Diskussion zu stellen, die jener als grundlegendes operatives Regelsystem zu Grunde liegen. Die folgenden Im.Haus-Treffen beschäftigten sich mit der Gründung der verschiedenen Medienbereiche und Studios, die integraler Bestandteil des besonderen institutionellen Charakters werden sollten. Im Jahr 1999 war dies hinsichtlich der Bedeutung und des Zustandes der Studios ein wichtiges Thema.
Parallel zur Im.Haus-Reihe bestand zu dieser Zeit die Rolle des haus.0 Programms auch darin, die Funktion einer engagierten Form der Mitgliedschaft zu verdeutlichen. So wurden nicht nur strukturelle Fragen aufgeworfen, sondern auch im Rahmen der damaligen Mitgliedertreffen sehr vernehmlich verschiedene Themen zur Sprache gebracht, die zu großen Veränderungen im Bereich des Beirats, des Vorstands und der Geschäftsführung der Institution führten.
Vortragsreihe/Diskussionsrunde für Mitglieder über das Selbstverständnis des Künstlerhaus Stuttgart. Gesprächsrunde mit Beirat, Vorstand und Künstlerischem Leiter.
Fortführung der Fußnoten-Bibliothek – hier basierend auf den Anmerkungen des Buches “Nullen und Einsen” von Sadie Plant, Berlin 1997
Auszug aus der haus.0 Archivseite www.haussite.net
kompletter Text / Projekt hier (deutsch / english)
KH-Publikation: Die Fußnotenbibliothek befindet sich in der Künstlerhaus Bibliothek.
In den ersten Monaten des haus.0 Programms wurde im Rahmen der Im.Haus-Reihe ein Diskussionsforum für die Mitglieder initiiert. Dabei ging es vor allem um das Selbstverständnis des Künstlerhauses. Die Idee bestand darin, gemeinsam Gedanken- und Handlungslinien zu entwerfen, welche die unterschiedlichen Grundlagen einer Institution definieren sollten, die nicht nur Charakter und Wesen besitzt, sondern eine umfassende institutionelle Identität.
Vortragsreihe/Diskussionsrunde für Mitglieder über das Selbstverständnis des Künstlerhaus Stuttgart. Gesprächsrunde mit Beirat, Vorstand und Künstlerischem Leiter.
Screening des Kurzfilms Film (1965) von Samuel Beckett mit Buster Keaton in der Hauptrolle.
Rainer Kirberg ist Drehbuchautor, Regisseur und dramaturgischer Berater. Seine Arbeit umfasst verschiedenste filmische Genres. Er inszenierte Musik- und Werbeclips ebenso wie Kurzfilme, Kurzspielfilme und drei abendfüllende Spielfilme. Daneben arbeitet er mit Installationen und Performances im Grenzbereich der Kunst.
Seit Beginn der 90er Jahre hat sich Rainer Kirberg aufs Schreiben für den Film konzentriert. Als Drehbuchautor entwickelte er verschiedene heterogene Formate wie Independent-Spielfilme und Daily Soaps (Gute Zeiten – Schlechte Zeiten, Mallorca). In näherer Zukunft soll wieder die Inszenierung eigener Stoffe im Vordergrund stehen.
Im Rahmen seiner Tätigkeit als Autor gilt Kirbergs Interesse speziell der Mathematik des Erzählens. Die dramatische Struktur von Geschichten ist für ihn nicht bloßes Hilfsmittel, um Erzählungen “unterhaltsamer” oder “spannender” zu machen – sie wird selbst zum Bestandteil der Arbeit. Diese selbstreferenzielle Methode unterscheidet seine Arbeit auf kontroverse Art vom Mainstream-Film.
Kirberg realisiert für haus.0 eine interaktive Erzählung, die nach dem Prinzip eines digitalen Automaten funktioniert. P’s Memory – so der Arbeitstitel – wird den User in Kommunikation mit einem fiktiven Charakter von der Daily Soap in den Mystery Thriller entführen – und von der virtuellen Welt der Daten in eine heimtückisch inszenierte Realität…
Zum Auftakt dieser Zusammenarbeit zeigt haus.0 Rainer Kirbergs ersten abend-füllenden Spielfilm, Die letzte Rache.
Der zweite Teil des Projekts Scripted Spaces: The Chase and The Labyrinth, stellt die Ergebnisse eines haus.0 Workshops vor, der von Klein geleitet wurde. Dieser Workshop resultiert in der Audioinstallation: The Global L.A. Pavilion.
Im Rahmen des Workshops wurden Dutzende aus dem Englischen ins Deutsche übertragene Hollywoodfilme analysiert, deren gemeinsames Merkmal ihr Bezug auf Los Angeles darstellte. Daraus wurden sehr kurze Sequenzen von 20 oder weniger Sekunden gesammelt. Aus all diesen Elementen ergibt sich eine Art von “Erinnerungsmusik”, ein Kompositum bestehend aus Schichten von Interventionen. Der Workshop stellt eine Möglichkeit dar, Sounds zu akkumulieren, die durch den Filter der Verbrauchererinnerung von einem Teil der Welt in einen anderen projiziert werden. Gleich der traditionellen Verbindung zwischen europäischen Filmemacher*innen und Hollywood wird auch hier ein ironischer Bezug hergestellt, der erneut aufzeigt, wie sich das globale Bild von L.A.. eigentlich darstellt: viel europäischer auf jeden Fall, als der Mythos dies suggeriert.
The Global L.A. Pavilion wurde in Zusammenarbeit mit Otto Kränzler produziert, der Leiter des Audiostudios und Gründungsmitglied des Künstlerhauses ist. Für diesen Workshop installierte Kränzler die benötigte Sampling-Technologie in den haus.0 Räumen. So konnte der Workshop parallel zur Ausstellung stattfinden. Kränzler, der für Stockhausen als Klangrealisator im WDR Radio tätig war, produziert seine aktuellen Arbeiten als Tonmeister der Zeitgenössischen Oper.
Norman Klein is professor at California Institute of the Arts, author of publications such as “Seven Minutes: The Life and Death of the Animated Cartoon” and “The History of Forgetting”. He is currently at work on two books, “The Vatican to Vegas: The History of Special Effects”, and “Missing Los Angeles: A Guide to Ruins, Fragments and Obliterated Structures”. A critic, historian and novelist, Klein also has been working on software narrative forms, one entitled “The Freud-Lissitzky Navigator”, the other “Heat and the Social Imaginary of Los Angeles”.
“Scripted Spaces: The Chase and The Labyrinth” reflects in spatial measures Norman Klein’s well-established methodological approach to media, narrative, perception and memory. It all begins with the chase – the primary expression of the American action film and screwball slapstick. Klein takes one example of director Tex Avery, who reinvented the chase through his cartoon versions. Scripted Spaces opens upon the final catastrophic chase in Avery’s cartoon “Bad Luck Blackie”, reconstructing it as if it were an 18th century peephole Kunstkammer only now enlarged to 16 meters. In this updated version the perceptual-based illusion is replaced by a contemporary assemblage of narratives that include an 18th century social navigator and a Renaissance version of the chase.
The cartoon chase is reintroduced at this monumentalized scale in honor of the overblown entertainment economy associated with the special effects movie the one grand export of Global Los Angeles. Thus like casinos, malls and churches, this is a scripted space for the ‘Electronic Baroque’.
Norman Klein developed the project parameters in link with the invitation of the haus.0 program, thus his concept reflects an institution for resource and inquiry, by introducing both a spatial installation which structures the actual rooms to his notion of the labyrinth as a model for hypertext, and audio, video and print media programs selected for the ongoing haus.0 library ‘plug-ins’.
The second part of his project, “Scripted Spaces: The Chase and The Labyrinth” introduces the results from a haus.0 workshop led by Klein in Künstlerhaus. This workshop culminates in an audio installation entitled “The Global L.A. Pavilion”. Participants selected sound samples from Hollywood films dubbed into German, following initial parameters to develop a shared German perspective on the imaginary of the American West. The selected films were set in L.A. or ‘the West’. Klein considers the workshop as introducing the sounds produced by the filters of a consumer oriented memory from one side of the world to the next. Like the old alliance between European film makers and Hollywood this is an ironic alliance again showing how the global image of L.A. is much more European than the myth suggests.
Text: Fareed Armaly
haus.0 Archivseite www.haussite.net
Rainer Kirberg leitet den Workshop The Melrose Plays, aus dem eine Video-Soap entstehen soll.
Printmaterialien als Fortsetzung von Kommunikation via Distribution spielten im Künstlerhaus immer schon eine wichtige Rolle. Die Funktion des Künstlerhauses als Ort der Herstellung interner Diskurse wird durch diese erste Zusammenstellung aller Publikationen hervorgehoben. Die Materialien reichen von den eher dokumentarischen Formaten der Anfangszeit bis zu den späteren Programmheften.
Der Ansatz von :kynstlerhaus setzt eine Praxis fort, die durch das erste Projekt von haus.0 Open Haus im März 1999 eingeführt wurde. Diese Projekte sind wie Navigatoren strukturiert, die in bestimmten Abständen den Mitgliedern und der Öffentlichkeit die Orientierung von haus.0 als einen Prozess kontinuierlicher Entwicklung vorstellt. Diese sich wandelnde Orientierung steht in direktem Bezug zur Veränderung des Künstlerhauses selbst.
Kunsthistoriker*innen in der Ausbildung der Universität Heidelberg und Stuttgart arbeiten seit dem Sommersemester 1998 unter der Leitung von Dr. Hannelore Paflik-Huber und Nicolaus Schafhausen an dem Kongress-Projekt Aesthetics, das im Herbst 1999 im Frankfurter Kunstverein realisiert wird. Erste Ergebnisse werden in einem Symposium im Künstlerhaus in Form von Statements und Kurzvorträgen vorgestellt und diskutiert.
Folgende Künstler wurden von den Studierenden vorgestellt:
Kai Althoff, Fareed Armaly, Matthew Barney, Angela Bulloch, Cosima von Bonin, Plamen Dejanov, Mark Dion, Maria Eichhorn, Roza El-Hassan, Olafur Elliasson, Tracey Emin, Ayse Erkmen, Abdrea Fraser, Rainer Ganahl, Isa Genzken, Liam Gillick, Dan Graham, Joseph Grigely, Johan Grimonprez, Douglas Gordon, Eva Grubinger, Svetlana Heger, Christine Hill, Damien Hirst, Carsten Höller, Pierre Huyghe, Fabrice Hybert, Jodi, Ilya Kabakov, Joachim Koester, Shirin Neshat, Nils Norman, Gabriel Orozco, Jorge Pardo, Dan Peterman, Stephen Pettibon, Manfred Pernice, Tobias Rehberger, Jasaon Rhoades, Piplotti Rist, Julia Scher, Gregor Schneider, Rirkrit Tiravanja, Jeff Wall, Heimo Zobering
Der Kunstverein Phase 4, der aus einem Netzwerk von Künstler:innen aus den verschiedensten Gebieten besteht, lädt nationale und internationale Künstler:innen zu einer zweiwöchigen Veranstaltung. Neben einer Ausstellung im Künstlerhaus finden zahlreiche Veranstaltungen an weiteren Orten in Stuttgart statt. Das Programm besteht aus Performances, Theateraufführungen, Lesungen, Diskussionen und Livemusik sowie Exkursionen und Workshops.
Mit Künstler:innen aus:
Stuttgart, Karlsruhe, Frankfurt, München, Kassel, Dresden, Berlin, Hamburg, Zürich, Basel, Bern, Wien, London, New York, Seattle, San Francisco, Rio de Janeiro
Anwalt-Vernetzungsbehörde, Arosa2000, Büro für werdende Kunst, Der Zug, Downtown Kiosk NY, EC-Bar Zürich, Eduard H. Henschelss symbolische Seiten, Einmal-Label, EXITheater, Fahrradhalle, Farben, Flash Excessive Access, Funkybase, Gagarin, Giant, Gmam, I-Love-You, Icons, Interactor, Interfaces, Isis’ Sichel, Jens Kloppmann, Kassette, Kiosk Bern, Komm-Raum, Kreidler, La Maison Poubelle, Lebensräume, Mac Design, Multipled Media, Museum für werdende Kunst, Nirosta, Nomadenheft, Operation Pac Man, Ost-West, Phase 5, Photo 4, PVC, Robotrace, Schattendasein, Science Club, Sergei Obratzov Egg (Claus Richter, Oliver Hussein, Sergei Jensen), Tauschendverketten, Verschaltungskunst, Wanted, 7:13, u. a.
Livemusik: Asterisk, Björn Sund Trio, Die Küche, Djukebokzsystem mit Fonda, Ed Wood, Klanstabil, Pachinko Orkester, Plasique, Studio Stockholm P4 (Felix Kubin, Jacques Plaminger, superpop), Substanz t, u. a.
Organisiert von Valentin Beinroth, Bert Schnaitmann, Malte Tinnus.
Die Konferenz beschäftigt sich mit dem Stellenwert und den Möglichkeiten der Kunst in den mittel- und osteuropäischen Ländern. Diskutiert werden soll, wie die Vermittlungsarbeit und die finanzielle Situation der dortigen Kulturinstitutionen aussehen kann. Wie könnte beispielsweise interkulturelle Kooperation mit der Arbeit von Netzwerken stärker in den globalen Kontext gelangen? Darüber hinaus stellen Künstler*innen und Migrant*innen aus verschiedenen Ländern ihre Produktionen und Positionen vor.
Organisiert von Nicolaus Schafhausen und Dr. Ursula Zeller sowie das Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart (ifa).
Ellen Eckel, Angelika Flaig, Monika Frommer, Ingeborg Hirschmüller-Ohmes, Sabine Hoffmann, Christiane Lesch, Leni Marx, Georg Ozory, Paniki, Sieger Ragg, Siegfried Schmidt, Matthias Schneider Hollek, Christina Schwab, Jutta Störl Strienz, Hans-Jürgen Wolfssturm, Prof. Dr. Böhle, Dr. Ulrike Gauss, Uli Schneider, Thomas Ruppel
Organisiert von den Werkstätten
Perfomance von Signum und Veranstaltung zum 20ig Jährigen Bestehen des Künstlerhauses
Bonvicini sammelt Zitate aus verschiedenen Filmklassikern der 60er und 70er Jahre. In der für das Künstlerhaus Stuttgart konzipierten Videoinstallation zeigt Monica Bonvicini eine immer wiederkehrende Darstellung von Frauen in Filmen, die sie als typisches Repräsentationsbild männlicher Autorenfilmemacher interpretiert.
Heidi Specker dividiert Betonfassaden in Zellen und fügt vorhandene Ornamente und architektonische Fassadendetails zu einer anonymen Struktur zusammen. Aus welchen Segmenten besteht die massive Betonschlacht, die die Wahrnehmung der Städter*innen ausmacht. Und zu was addiert sie sich?
14 Kunststudent:innen der Klasse von Daniele Buetti der Kunstakademie Stuttgart zeigen Arbeiten, die im Sommersemester 1997 unter dem Titel Global Player entstanden. Häufig sind in der Ausstellung der jungen Künstler*innen biografische Themen zu finden.
Organisiert von der Kunstakademie Stuttgart, Klasse Daniele Buetti.
Caroline von Grone malt in der Stuttgarter U-Bahn-Station Staatsgalerie im Zeitraum vom 17. Juni bis 4. Juli ein Wandbild. Die Modellsituation kann täglich außer sonntags besucht werden.
Sexuelle Begierde, Geld, Statussymbole aber auch vermeintlich Nebensächliches, Hässliches und Aggressives ist auf den Fotos von Susannne Reinhardt zu finden. Ihre Vorgehensweise ist nur scheinbar erzählerisch. Was auf Anhieb leicht entzifferbar erscheint, ist ein ironisch gebrochenes Mosaik aus verschiedenen Wahrnehmungsstrukturen.
Der Film wird im Kommunalen Kino in Stuttgart gezeigt:
Goshogaoka, 1997, 16 mm, Farbe, 63 min.
Tokarskis Arbeiten deuten die Grenze zwischen Öffentlichkeit und privater Wahrnehmung an, sie liefern Text- bzw. Bildmaterial, keine fertigen Antworten. Das Program des polnischen Kanals Polonia TV wurde per Videobeamer an die Wand im Ausstellungsraum projiziert.
Künstlerische Leitung: Nicolaus Schafhausen.
Die von Christof Blase und Kurt Weidemann moderierte Diskussion zum zwanzigjährigen Bestehen des Künstlerhauses vereint alle künstlerischen Leiter des Hauses seit 1978: Ulrich Bernhard, Veit Görner, Ute Meta Bauer und Nicolaus Schafhausen. Die unterschiedlichen Konzepte für das Haus werden im Dialog verglichen.
Die Intension der Ausstellung ist, eine Verbindung zwischen Popkultur und Kunst zu schaffen. Es werden Fans und Stars gegenübergestellt, die auf Open-Air-Konzerten oder in der Clubszene dokumentarisch festgehalten sind.
Das Fotofanzine Strahlung setzt sich aus Fotoarbeiten und Textbeiträgen zusammen und soll einen Gegenpol zu den neuen virtuellen Medien bilden. Strahlung will eine eigene künstliche Welt sein, ein eigenes Lebenssystem, das in sich funktioniert, jedoch ebenso konsumierbar wie andere Magazinprodukte bleibt.
Die hauptsächlich mit dem Computer entworfenen Zeichnungen zeigen alles, was eine Kindheit in den 80er Jahren zum Glücklichsein braucht: Stereoanlage, Comnputerspiel, Digitalwecker, usw.
Mit seinem Projekt Fernsehgalerie schuf Gerry Schum einen imaginären Ort fiktiver Ausstellung, der nicht länger den Beschränkungen musealer Austellungspraktiken unterlag. Das Künstlerhaus zeigt seine Produktionen Identifications und Volume One. In beiden Filmen wird das Kunstwerk als Film selbst zum Kommunikationsmedium mit dem Publikum. In Volume One werden zeitgenössische junge Künstler*innen präsentiert.
Die Vernissage der Ausstellung und die Eröffnung des 11. Stuttgarter Filmwinters im Künstlerhaus am 07. Januar 1998, 19 Uhr. Lamelas hat sich stets für die Grenzen zwischen den Genres interessiert. Seine Arbeiten vermitteln Informationen selektiv, so dass der Rezipient selbst Zusammenhänge herstellt und seine eigene Version des Films konstruiert.
Die Veranstaltung und die Ausstellung wird in Kooperation mit Wand 5 e.V. organisiert.
Ein Workshop in 5 Teilen (7.-11. Januar 1998) mit dem kalifornischen Experimentalfilmer Morgan Fisher. Fisher zeigte eine Auswahl von 8 Kurzfilmen. Seine Filme sind am treffensten als minimalistische Perfomance-Filme zu bezeichnen, die die Interaktion zwischen Mensch und Technik thematisieren.
Eva Grubinger thematisiert in ihrem Buch politische Gruppen und Sprache, “abstrakter Radikalismus” und die Kunst, RAF, Feminismus und Boheme, soziale Hierarchie und telematische Freundschaft.
Referenzliteratur:
–group.sex, ein Künstlerbuch von Eva Grubinger (Hrsg.)
Englisch/Deutsch, 120 Seiten
Verlag Lukas & Sternberg, Berlin/New York, 1998
ISBN 3-00-00253B-3
Organisiert von bürb. – Büro für urbanes Empfinden
Krauß schuf “eine parallele Struktur zum bestehenden Künstlerhaus”. Eine Art Abenteuerspielplatz für Kunstinteressierte mit vielen Seitenhieben auf das Konzept des hauseigenen Umbauraums.
Bildet sich über den skizzierten Prozess von Innen nach Außen ein fundamental neuer Lebensraum jenseits der traditionellen Stadt – eventuell mit ihr – heraus, den wir kultivieren sollten? Oder müssen die skizzierten Phänomene in der Stadt und Landschaft mit allen politischen, ökonomischen und planerischen Mitteln bekämpft werden?
Städtebauliches Modellprojekt und Ideenwettbewerb 1996/1997 für die Region zwischen Weimar und Erfurt.
Die neue Videoproduktion des Berliner Künstlers Daniel Pflumm schließt an die von ihm entwickelten Videoloops an, in welchen immer wieder Logos bekannter Firmen auftauchen. Durch eine hohe Beschleunigung der Wiederholungsfrequenz fordert Pflumm das Auge des Betrachters und liefert möglicherweise eine Vorschau auf zukünftige Fernsehstandards. Die Ausstellung findet im Filmhaus Stuttgart statt.
In der Filmreihe Young Japanese Cinema zeigt das Künstlerhaus vom 22.-27. Mai 1997 japanische Filme, die sich mit dem Thema städtische Identität befassen. Die zumeist in den 70er Jahren geborenen Regisseur*innen und Filmemacher*innen zeigen in ihren Produktionen unmissverständlich auf, wie die Wirtschaft Japans einen immer massiver werdenden Druck auf die Bildung sozialer und individueller Ansichten ausübt.
In Zusammenarbeit mit dem Filmkritiker Krystian Woznicki organisiert.
Nicolaus Schafhausen
Organisiert von Interface-Symposium über Schrift und Sprache & dem Künstlerhaus
Die Ausstellung findet in der Kunstakademie Stuttgart statt.
Der Besucher hat die Möglichkeit, sich nach vorheriger Anmeldung, malen zu lassen. Jeder gemalte Besucher erhält ein Foto des eigenen und eines aller in dieser Zeit entstandenen Bilder, des Blocks “Poträtsalon”.
1995 unternahm Klaus Heid eine Expedition nach Sibirien, um das in Vergessenheit geratene Volk der Khuza zu erforschen. Auf der Insel Olkhon im Baikalsee entdeckte er Spuren ihrer sagenumwobenen Kultur, die er in einem Dia- und Videovortrag präsentieren und ihren Einfluss auf unsere zeitgenössischen Kulturen aufzeigen wird.
Die Akademie Isotrop ist eine Künstler*innengruppe, die sich aus Hamburger Studierenden und selbsternannten Professor*innen zusammensetzt. Derzeit gehören 25 Mitglieder der Gruppe an. Das Ziel der Akademie Isotrop, die sich selbst als “unscharfe Organisation zur gegenseitigen Verstärkung” bezeichnet, ist es, eine Alternative zum institutionalisierten staatlichen Kunstakademiebetrieb anzubieten, um somit den veränderten künstlerischen Rahmen- und Produktionsbedingungen Rechnung zu tragen. Die Gruppe stellt an diesem Abend ihre Zeitschrift Isotrop (Hamburg, 1997) vor.
Vortrag von Hanne Loreck: “Ornament versus Abstraktion – über die hohe und die niedere Kunst”
Franz Ackermann, Michel Callies, Michel Majerus, Martin Neumaier, Hendrik Olesen, Andreas Slominski, Sean Snyder, Sebastian Stöhrer, Rirkrit Tiravanija, Christian Zickler
Die Speisen wurden zubereitet von Florian Waldvogel, der immer freitags im Umbauraum am Herd stand und die Lieblingsspeisen befreundeter Künstler*innen kochte. Eigens für diesen Zweck hat Manfred Pernice die Holzskulpur “Fiat” gebaut, die eine Mischung aus Eisenbahnwagon und Theke ist.
Georg Winter richtete im Umbauraum ein Versuchslabor ein, das eine dreimonatige Feldforschung vorsieht. In diesem Prozess misst Winter Verhaltensnormen des individuellen Medienkonsums und wertet diese Ergebnisse anhand Fragebögen aus.
[unterstrichen]Aktion mit DJs Florian & c.a.t weazle[ende]
Sharon Hayes spricht 4 Tonbänder nach, die von Patty Hearst und der Symbionese Liberation Army (SLA) aufgenommen worden waren, indem sie sich Teile des Texts gemerkt und ihn vor Publikum vorgetragen hat. Dabei bat sie das Publikum, das sich im Besitz einer Textvorlage befand, sie zu korrigieren, wenn immer sie einen Fehler machte.
Künstler:innen und Referent:innen befassen sich mit dem Thema des öffentlichen Raumes und urbaner Lebensräume. Welches ist der Gebrauchswert von spezifischer Öffentlichkeit wie sie im Künstlerhaus und in selbstorganisierten Räumen stattfindet?
Ausstellung organisiert von Umbauraum
Zehrer nähert sich subjektiv der Zeiteinheit Tag. Wie in einer methodischen Übung durchschreitet er systematisch die Phasen des Kalenders, nimmt den vorgegebenen Rhythmus zum Anlass, um seine private Erlebniswelt zu dokumentieren.
DJss aus dem Stuttgarter Clubleben stellen in der im Umbauraum gestarteten Musikreihe Poprock ihre Produktionen vor. Diese Veranstaltung wurde im weiteren Verlauf des Jahres 1997 zur festen zyklischen Veranstaltung im Umbauraum. Die 3 Veranstaltungen trugen folgende Titel: Entweder Alt oder Neu, Coverversionen, Kassettenpräsentationen.
Der Architekt, Städteplaner und bildende Künstler Edward Grinberg führt sein Konzept Domobile vor. Wie kann das Bedürfniss nach individueller Fortbewegung befriedigt werden, ohne die Lebensqualität zu beeinflussen? Vorstellung eines Systems, das die wachsenden Verkehrsprobleme in der Stadt auf radikale Weise löst.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut Français.
Der Raum dient als benutzbare Raumsituation mit Möbeln und Objekten und dient zusätzlich als Bibliothek, Diskussions-, Informations- und Kommunikationsraum. In unregelmäßigen Abständen finden Ausstellungsprojekte statt.
Vier Gesellschaftsspiele, Hype, Hit, Hack und Hegemony zu Kunst, Pop, Internet und Theorie.
Die Vortragsreihe umfasst mehrere Beiträge von Akteur*innen aus der Kulturpolitik und Ausstellungspraxis:
Markus Brüderlin (im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst) und Martin Fritz
Die Lizenz zum Handeln – Kuratorenprogramm des österreichischen Bundesministeriums und der Kunstraum Wien als beispiele flexibler Kunstförderung und innovativer Projektarbeit
Suzan Bayha, Tina-Marie Friedrich, Beate Tiger Stangl
Allgirls zum Vergnügen – Politik, Programmatik und Strategien der allgirls-Galeristinnen
Nicolaus Schafhausen
Der Entzug der Legitimation – Der Umbau von öffnetlichen Räumen am Beispiel des Künstlerhauses Stuttgart
1991 gründeten die drei Künstlerinnen in der damals noch brach liegenden Berliner Mitte ihre Galerie, um vor allem ihren Freunden in der im Aufbau befindlichen Berliner Kunstszene ein Ausstellungsforum zu bieten. Sie berichteten im Künstlerhaus Stuttgart aus ihrer persönlichen Perspektive heraus und anhand ihres Programms vom kulturellen Umbau im Berlin der 90er Jahre.
Ganahl hat mit verschiedenen Seminargruppen jeweils 25 Bücher zum Thema Kunst und Philosophie gelesen und dabei das Studierzimmer mit der Videokamera aufgezeichnet und fotografiert. Was bleibt sind zahllose Videobänder und Fotos die das Unternehmen dokumentieren.
Brynntrup hat sich als Macher homoerotischer Filme einen Namen gemacht und spielt in seinen Werken mit der Reproduzierbarkeit von Medien. Mittels Super 8, CD-ROM, Video, Farbkopie und Videoprints bietet er auf 56 generierten Bildern Privates und Ornamentales.
Die Redaktion der in Köln erscheinenden Zeitschrift Nummer schloss sich 1993 zusammen und versuchte seitdem in ihrem Magazin die Überschneidungen von Kunst und Literatur aufzudecken. Die Redakteur:innen und Herausgeber:innen stellen ihre Zeitschrift vor und analysieren ihre Auswahlkriterien.
Christoph Blase berichtet über das von ihm gegründete erste deutschsprachige Internet-Magazin Blitzreview, welches in kurzen Artikeln über das aktuelle Kunstgeschehen informiert.
Eva Grubinger berichtet über ihre Arbeit im Internet.
Eva Grubinger arbeitet mit dem World Wide Web und stellt ihr Konzept vor. Die Künstlerin richtete 1995 ein Computerprogramm (C@C, “computer aided curating”) im Internet ein, mit dem man zeitgenössische Kunst produzieren, betrachten, diskutieren und kaufen kann.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Eins steht für den Medientheoretiker Seeßlen fest: Deutschland hat in der Nachkriegszeit nicht versucht, die Nazi-Verbrechen aufzuarbeiten. Für den Münchner Medientheoretiker ist diese Epoche vielmehr eine Ära der Restauration. Für Seeßlen ist die Unterhaltungsindustrie nicht frei von Schuld: “Ein schwarzes Loch aus Scham und Schuld” – so sieht Seeßlen die Rezeption des Faschismus in der Unterhaltung.
Organisiert von Wand 5 und dem Haus des Dokumentarfilms.
Ein Überblick über das gesamte künstlerische Schaffen (Videoarbeiten, Fotografien, Zeichnungen und Installationen) von Ketty La Rocca, das durch die politische und kulturelle Umstrukturierung der 60er und 70er Jahre beeinflusst war. Darüber hinaus spricht Lukas Duwenhögger über seine Arbeit Probleema, die aus einer Neufassung des gleichnamigen Gemäldes des finnischen Malers Akseli Gallen Kallela besteht.
Zur Vernissage, die Veranstaltung “I like to recognize the tune” mit Julian Göthe.
Erasmus is late handelt von einem Dinner, das zwischen 1810 und 1997 hin und her blendet. Ibuka ist eine musikalische Unterhaltung, in der es unter anderem um den Ursprung unserer gegenwärtigen Situation geht. Sharon Lockhart zeigt Auditions, welche wie Spielproben zu einem Film entstanden.
Der isländische Künstler Olafur Eliasson und die vom Bodensee stammende Künstlerin Christa Näher zeigen im Ausstellungsraum eine abstrakte Welt, die sich “irgendwo zwischen Leben und Tod” ansiedelt.
Eliasson arrangiert Objekte, die abstrakte Naturabbilder seiner Heimat als Licht und Wasserinstallation, zeigen. Näher setzt dem schwere, barocke, süddeutsche Geschichte in Form von mytisch anmutenden Gemälden und Photos entgegen.
Eine dreifaltige Tour de Farce durch die anrüchigen Randgebiete rechten Denkens präsentiert Jürgen Brüning mit seinen Videos. Gezeigt werden Friederike Anders Die farbe Braun (30 min, 1994), Jürgen Brüning Er hat ‘ne Glatze und ist ein Rassist, er ist schwul und ein Rassist (26 min, 1994) und Reiner Gams Der Obertan (30 min, 1994).
Die Filmreihe wird organisiert von Wand 5.
Jessica Nitschke hält einen Vortrag mit dem Titel Aufnahme des Girl-Bildes in den deutschen Medien und Kerstin Grether spricht über die Kontextualisierung und Genealogie des Girl-Begriffs. Dabei werden die Unterschiede der jungen Frauenbewegung in den USA und in Deutschland untersucht und diskutiert. Darüber hinaus wird das Magazin Planet Pussy vorgestellt und unter den Referent*innen diskutiert.
Die Veranstaltung wird organisiert von Anne Phillipi und Heike Föhl.
Eingeladen wurden GaleristInnen, die ihre Arbeit in den letzten Jahren aufgenommen haben, und die unterschiedlichsten Kunstrichtungen vertreten.
Eine Filmauswahl von Joseph Zehrer.
Filmprogramm organisiert von der Künstlergruppe Schleifschnecke
Abschiedsparty von Ute Meta Bauer mit Filmprogramm und Aktion.
Ausstellung organisiert von der Künstlergruppe Schleifschnecke und Oberwelt e. V.
Künstler*innen- und Kunstzeitschriften aus den 70er Jahren sowie Monografien der Nova Scotia Series sind im Lesezimmer einsehbar.
Dieses Projekt ist im Januar 1995 im Münchner Kunstverein und ab Februar 1995 im Depot in Wien zu sehen.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten
Ausstellung organisiert von der Künstler:innengruppe Schleifschnecke
In Yvonne Rainers Filmen tritt eine klare, feministische und politische Artikulation zutage: die Psychologie politischer Radikalität, die progressiv-akademischen Diskurs-Rituale, die Beziehungsprobleme und Probleme des Alterns stehen zur Diskussion. Die Filme entwickeln eine präzise Sprache des Politischen, die aus der Alltagssprache stammt und ihren theoretischen Sättigungswert gut zu verbergen weiß.
Referenzliteratur:
Yvonne Rainer, Talking Pictures, Hrsg. Kunstverein München und Synema (Gesellschaft für Film und Medien) erschienen im Passagen Verlag, Wien 1994.
regina wurde mit Erfolg auf der Art Cologne vorgestellt und ist eine Kunstpublikation im Zeitschriftenformat, die im Zusammenhang mit der Einzelausstellung regina von Regina Möller herausgegeben wurde. Die Künstlerin verlässt dabei das traditionelle Feld künstlerischer Praxis – sie ist Redakteurin, Layouterin, Produzentin, aber auch “Titelmodell” und Promoterin von regina.
Ausstellung organisiert von der Künstlergruppe Schleifschnecke
Die Herausgeber_innen der sechsten Nummer der Anti New York Pläne stellen Konzeption und Zusammensetzung der von minimal club initiierten Zeitschrift vor.
Organisiert von: Übung sm Phantom
Konstanze Schäfer und Bärbel Schipfer veranstalten regelmäßig montags in ihrer Stuttgarter Wohnung den Barabend Glücklich und Schön als künstlerisches Projekt.
Group Material wurde 1979 von einer Gruppe von Künstler*innen gegründet, die mit dem Model des isolierten, individuellen Künstler*innen ebenso unzufrieden waren wie mit den vorherrschenden Bedingungen der Repräsentation und des Marktes. Sie sahen, dass sie sich als Künstler*innen nicht außerhalb der Gesellschaft befanden, sondern ein Teil davon waren.
Filme und Videos der französischen Schriftstellerin und Autorin.
Martha Rosler benützt für ihre künstlerische Arbeit Video, Fotografie, Perfomance, “Critical Writing” und “Fiction” gleichermaßen. Inhaltlich beschäftigt sie sich mit sozialer und politischer Analyse von Mythos und Realität patriarchaler Kultur. Indem sie die Zusammenhänge zwischen der Gesellschaft, dem Staat und der Familie, zwischen Information durch Medien und einer individuellen Information zwischen Öffentlichkeit und Privatheit hinterfragt, legt sie die inhärente Unterdrückung offen, die solchen kulturellen Phänomenen wie der Behandlung von Frauen als Objekt, der Magersucht und dem Hungern zugrunde liegen.
Im Austellungsraum wird eine temporäre Barsituation mit Musik und Filmprogramm geschaffen. Die beiden Künstler*innen sahen sich selbst als Bestandteil dieser Installation, kostümiert bedienten sie die Gäste; allerdings nur dann, wenn sie “Lust” dazu hatten.
Die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe und einer Ausstellung. In der Ausstellung war auf Pinnwänden Material zu Projekten, Ausstellungen und Organisationen zu lesen, die die Veränderung im Verhältnis von Künstlern und Institutionen von 1969 – 1994 dokumentieren.
Sechs einstündige Programme die einen Einblick in die Produktion unabhängiger und experimenteller Video- bzw. Filmschaffender in den USA geben. Die Auswahl konzentriert sich im wesentlichen auf Themen des alltäglichen Lebens. Downsizing the Image Factory reflektiert ein alternatives Verständnis von amerikanischer “domestic culture” und gibt gleichzeitig einen Überblick über die Medienszene zeitgenössischer Kunst.
Der Münchner Galerist und Autor Rüdiger Schöttle stellt das Konzept zur internationalen Ausstellung Theatergarten Bestiarium vor. Die Ausstellung wurde unter anderem 1989 bei P.S. 1 Museum in New York gezeigt.
Dan Graham ist eine der Leitfiguren für diejenigen Künstler*innen, die an dessen Crossover-Tradition der Pop-Musik, Architektur und TV-Analyse anknüpfen. Anlässlich der Veröffentlichung der Publikation Rock my Religion in mehreren Sprachen stellte sich Graham mit früheren und aktuellen Videoarbeiten vor.
Eröffnung des “Tonen Club” im Schleifschnecke-Atelier (3.Stock des Künstlerhauses).
Die in Berlin lebenden Ex-Stuttgarter*innen stellen ihre CD-Multiple vor. Das interessante an diesem Projekt ist der andere Umgang der Künstler*innen mit dem Begriff “Kunst am Bau”.
Caro Niederer kombiniert großformatige Wandteppiche mit einer Serie von Holzschnitten und kleinformatigen Ölbildern. Es geht um das “Abbilden” bereits vorhandener Bilder. Es geht nicht um das Erfinden oder Erschaffen neuer Bilder, sie reflektiert vielmehr den Umgang unsere Gesellschaft mit visuellen Informationen.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Im Ausstellungsraum werden vom 27. November 1993 bis 23. Januar 1994 14 internationale Künstler:innen- und Kunstzeitschriften präsentiert, die den Kunstdiskurs kommentieren, reflektieren und Bestandteil dessen sind.
Es liegen folgende Zeitschriften aus: ACME, New York; ART FAN, Wien; A.N.Y.P., Berlin-München; BLOCNOTES, Paris; Dank, Hamburg; documents, Paris; DURCH, Graz; frieze, London; mdu, Berlin; META, Stuttgart; Puple Rose, Paris; pig magazine, New York; Sommaire, Saint.Maur; Texte zur Kunst, Köln.
KH-Publikation: Zur Konferenz erscheint die Zeitschrift META 4 – Radical chic mit historischen und aktuellen Beiträgen von:
Absalon, Michael Asher, Marius Babias, Dara Birnbaum, Rudolf Bumiller, Francois Joseph, Chabrillat, Joshua Dexter, Yvonne Doderer, Friesenwall120/Kiron
Khosla, Dan Graham, Sandra Hastenteufel, David Kalleran, Gordon Matta-Clark, John Miller, Tania Mouraud, Maria Nordmann/Michael Lingner, Rainer Oldendorf, Mathias Pledna/HansKüng, Olaf Probst, Moritz Reichelt, Hubert Sowa, Ursula Wevers/Gerry Schum
Radical Chic Reader – Texte der Vorträge zur Konferenz von:
Dara Birnbaum, Sabeth Buchmann, Michael Corris, Joshua Decter, Gavin Jantjes, Renate Lorenz, Milada Slizinska
Parallel zur Konferenz Radical Chic im Künstlerhaus zeigt die Gruppe Schleifschnecke Dokumentationen über die Kunstschule Weinsteige sowie ausgewählte Werke. Diese Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Verein Archiv e. V..
Die Kunstschule Weinsteige wurde ursprünglich von Phil Holzhey, Rudolf Bumiller und Achim Kubinski gegründet und als Kunstinstitut, Schule, Galerie, Wohngemeinschaft und Café mit weiteren Gastlehrer:innen betrieben.
Filmprogramm organisiert von Wand 5 e. V.:
Hundstage, Video, 1985, 5 min
How to use a car, Super 8, 1986, 15 min
Tief unten, Super 8, 1987, 15 min
Sie schämen sich ihrer Tränen nicht, 16 mm, 1989, 30 min
I wonder in Pornolan, 16mm, 1990, 30 min
Morgengrauen, 35 mm, 1992, 8 min
Eine Fernseh- und Videogalerie, die Einblicke in verschiedenste Kunstrichtungen ermöglicht. Sämtliche Schum-Filme wurden innerhalb von 3 Tagen gezeigt, erweitert durch eine Ausstellung mit Publikationen, Zertifikaten und Arbeitsfotos der Dreharbeiten.
Der Vortrag zeigt auf, in welchem Ausmaß das menschliche Verhalten von spezifischen Gerüchen beeinflusst wird. Der Vortrag behandelte das Thema Körpergeruch unter verschiedenen Fragestellungen.
Die Filme geben einen Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers Gordon Matta-Clark und sind erstmals in Deutschland zu sehen. Matta-Clark ist bei uns vor allem durch seine architektonischen Eingriffe wie “splitting” bekannt. Er bearbeitet mit seinen Eingriffen nicht nur die Architektur als solche, sondern dekonstruierte mit den vorstädtischen Reihenhäusern zugleich die Ikonen des zeitgenössischen bürgerlichen Lebensgefühls.
Die Destruktionskunst zählt u. a. zum Wiener Aktionismus, Fluxus und dem Happening. Hoffmann promovierte 1992 über den Zerstörungsmythos der Kunst der 1960er Jahre. Die Destruktion ist als Reaktion des Künstlers auf die Dominanz der Wissenschaftler*innen und der allgemeinen Fortschrittsgläubigkeit der 1950er Jahre zu verstehen.
Aupetitalliot stellte die Konzeption für eine Austellung in der 7. Etage des leerstehenden Flügels des Unite Habitation, einem Sozialwohnungsbau von Le Corbusier in der französischen Arbeiterstadt Firminy, vor. 29 Wohnungen, die seit Jahren leerstehen, wurden für drei Monate von Künstler*innen, darunter auch
ABR Stuttgart, Designern und Architekten “besetzt”.
Stuttgarter Examen ist ein Film von Peter Schreiner mit Ursula Bergmann, Rudolf Bumiller, Ursula Hammer, Achim Kubinski und wird in Kooperation mit dem Archiv e. V. aus Stuttgart organisiert.
Der Film zeigt junge Künstler*innen und Gegenstände im spezifischen Klima der ersten zwei Jahre nach der documenta 5, am Ende der Ausweitung der Kunst, am Beginn des Unternehmens, die grenzenlos gewordene Kunst wieder in einem einzigen Punkt von Intensität zu konzentrieren.
Penelope Georgious Filme sind Kunstwerke. Wie alle Filme haben sie ihren Ort im dunklen Raum der Lichtspielhäuser, wo die Betrachter*innen den bewegten Bildern gegenüber im Sessel seinen Platz findet und ihnen so die nötige Zeit widmen kann.
In Kooperatin mit Dr. Robert Fleck, österreichisches Bundesministerium für Unterricht und Kunst organisiert.
Filmprogramm:
Petunia, 16 mm, 93 min. (1980)
Tonis und Eleni, 16 mm (color), 63 min. (1982)
Apostolos, 16 mm, 83 min. (1986)
Hans, 16 mm, 1990, 83 min. (1990)
Ein Sonic Youth – Tourfilm und Katalogbilder von Raymond Pettibon.
Organisierte Aktion von der Künstlergruppe Schleifschnecke.
Programm 1990 ist eine Fotoausstellung, die nicht nur einen Überblick über die vergangenen Austellungen, Vorträge, Lesungen und sonstige Veranstaltungen des Künstlerhauses bietet, sondern auch deren zeitliche Abfolge verdeutlicht. Dadurch werden die Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Projekten transparent. Zentrales Motiv der Dokumentarfotos sind die Veranstaltungsbesucher*innen, da Kunst ohne Rezipient*innen nicht vermittelt werden kann.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Ausstellung und Aktion organisiert von den Druckwerstätten.
Ausgestellt wird ein gemaltes Diorama, das nach einer gemeinsam unternommenen Reise der Künstler*innen auf die Shettlandinseln, nach Island und “weiter nördlich” entstand.
Zusätzlich werden weitere Ansichten entlegender Gegenden sowie Poster und Faltblätter über die Luzerner Alpendioramen gezeigt.
+Eine Einführung in neue Geschlechter-Studien. Eine theoretische Ergänzung und Information zur Diskussion über “Geschlechterdifferenz”.
Thematik der Veranstaltung ist die Mediale Hamburg, die durch ihr Mischmasch von Technologie und Kunst gerade auf einen nur experimentellen, an die Grenzen des Mediums gehenden Aspekt zielt. Inhaltliche Gesichtspunkte blieben auf der Strecke, zugunsten einer Fazination der Technik. Diese Problematik wird geschildert anhand des Fernsehberichtes und eines Gegenvorschlages in Form des Videoprogrammes mit Raskin, Andreas Coerper, Rotraut Pape.
Organisiert von der Künstler*innengruppe Schleifschnecke.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Sandra Hasenteufel zeigt in ihrer ersten Einzelpräsentation, die aus zwei Ausstellungen besteht, unter dem Titel 1989 drei Plastiken und ein Bild aus eben diesem Jahr. Direkt im Anschluss werden in der zweiten Ausstellung 4 Bilder aktuelle Arbeiten der Künstlerin gezeigt, die an ihrem neuen Wohnort New York entstanden.
Mit Vorführung von 22 Filmen von Peter Roehr und einem Vortrag von Paul Maenz (Köln).
Die Künstler Sephan Dillemuth und Josef Strau zeigten eine Videodokumentation zur aktuellen Situation in New Yorker Galerien.
Das Screening wird gefolgt von einem Diavortrag über den Kölner Projektladen Friesenwall 120, der das vielbeachtete Rahmenprogramm zur “alternativen” Kunstmesse Unfair zusammengestellt und organisiert hat.
Die Präsentation der Publikation Reform findet im Lesezimmer statt.
Der Künstler stellt seine Arbeit mit anschließender Möglichkeit zum Gespräch vor.
Das Lesezimmer gibt Einblicke in den aktuellen Kunstdiskurs durch die Vorstellung verschiedener Kunstzeitschriften:
ACME (New York), ART FAN (Wien), A.N.Y.P. (Berlin – München), BLOCNOTES (Paris), DANK (Hamburg), documents (Paris), DURCH (Graz), frieze (London), mdu (Berlin), META (Stuttgart), PURPLE PROSE (Paris), pig magizine (New York), Sommaire (Saint-Maur), Texte zur Kunst (Köln)
Die Busfahrt beginnt im Künstlerhaus und fährt im Laufe der Nacht verschiedene Institutionen an. Es ist die erste gemeinsame Veranstaltung von fünf Stuttgarter Einrichtungen, die man als nicht kommerzielle Vermittlungsstruktur bezeichnen könnte.
Organisiert von: Knoebel, Meyer, Reichelt, Zobernig
Sturtevant reflektierte über ihre diesjährige Retrospektive im Württembergischen Kunstverein. Sie sprach in ihrem Vortrag aber auch Probleme an, auf die man als junge, sich professionalisierende Künstlerin stößt.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten
Die gegenläufige Entwicklung des Kunstdiskurses in Nordamerika zu der Kunstentwicklung in Westeuropa wird aufgezeigt. In Amerika herrschte, bedingt durch die großen Lücken, die das AIDS-Virus in die dortige Künstler:innenrgemeinschaft gerissen hat, ein großes Bedürfnis, sich mit Körperlichkeit und Identität auseinanderzusetzen.
Organisiert von Mindy Faber und Carole Ann Klonarides.
Die Künstlerin stellt eine Art Tagebuch vor, über ihre Freund:innen, zu denen Künstler:innen, Junkies und Transvestiten gehören. Sie hat diese mehr als zehn Jahre lang mit der Kamera begleitet; viele dieser Freunde verstarben in der Zwischenzeit an den Folgen von AIDS. Nan Goldin hat keinen voyeuristischen Blick; sie klammert sich selbst nicht aus bei diesen unmittelbaren Fotos.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Im Ausstellungsraum werden Publikationen von Künstler*innen einsehbar sein, die der Informationsvermittlung und dem Kennenlernen von verschiedenen Positionen dienen sollen. Der Informationsdienst ist ein mobiles Archiv mit über 90 zeitgenössischen Künstler*innen.
Die Künstlergruppe Schleifschnecke plant Ausstellungen, die sich mit fiktiven Sprengungen befassen – die Sprengung wird nach ästhetischen Gesichtspunkten vorgenommen.
Zum Erlernen der Fähigkeiten und der technischen Gegebenheiten der Sprengung veranstaltet Schleifschnecke vom 26. Juni bis 3. Juli 1992 eine Vortragsreihe mit Fachleuten.
Bauch, Scholle, Kultur, Selbstverwirklichung, Regionalismus – plötzlich gab es keine Rechten und Linken mehr, sondern nur noch Deutsche. Pfarrer und ehemalige Hausbesitzer:innen entdecken ihre Gefühle für das Volk, das 6 Millionen vergast hatte. Volksküchen und multikulturelle Ghettos proben seitdem die neue Selektion. Der endliche Sieg gibt keine Antwort auf eventuell aufkommende Fragen. Volksverdummung, Massenhysterie und Durchführungsbesessenheit sind weder erklärbar noch darstellbar. Der endliche Sieg ist das Gelächter über den dümmsten Witz der Geschichte.
Szenische Lesung eines Stückes von Christof Wackernagel. Organisiert von Jochen Hunger.
Zu Beginn der Ausstellung wurden von der Künstlerin Voraussetzungen geschaffen, die von Kindern im Laufe der Zeit verändert wurden. So entstand ein “work in progress”, der aus der Arbeit von Maria Eichhorn und dem zwar geplanten, aber dennoch von deren eigenen Willen abhängigen Tun der Kinder bestand.
Es stehen Texte und Tapes des Berliner Kunstjournalisten Marius Babias zur Verfügung, die vor Ort überspielt und kopiert werden können und somit die Stufen der Textbearbeitung, die normalerweise im Verborgenen liegen, öffentlich machen.
Die Bilder-Installation wurde speziell für die Räumlichkeiten des Künstlerhauses konzipiert und reflektiert sowohl den Umgang mit Malerei als auch die “Austellungsgeschichte” der Räume. Eifler arbeitete mittels eines speziellen Siebdruckverfahrens direkt auf die von ihm pastellfarben getünchten Wände.
Cornelis Filme haben mit der normalerweise vom Fernsehen gebotenen Kunst- und Kulturberichterstattung wenig gemein. In seinen Künstler:innenporträts und Filmen über bedeutende internationale Ausstellungsprojekte, wie der documenta und den Biennalen gibt er den beteiligten Künstler:innen, Kurator:innen und Kritiker:innen Raum, um ihre Arbeit, Positionen und Statements direkt den Zuschauer:innen vorzustellen.
[fließtext]Ausstellungsprojekt der seit 1987 existierenden Agentur[ende]
Internationale Konferenz zur aktuellen Kunst und ihre Vermittlung. Die eingeladenen Referent:innen initiierten und realisierten in den letzten Jahren innovative Ansätze der Kunstvermittlung.
Die Farbfotografien befassen sich mit Begriffen, wie “Produktionsstätten” und “Industrielandschaften”.
Die Fotografien sind das Ergebnis einer präzisen, geduldigen Wahrnehmung, in deren Zentrum nicht ein Ereignis steht, sondern das sorgfältige Abwarten des Moments und das Abwägen aller Bildelemente. Die Ausstellung wird organisiert von Dr. Ursula Zeller.
Organisiert von: LAB F AC, Labor für Architektur
Lautgedichte, Aktionen, Präsentationen einzelner Teilnehmer:innen oder Gruppen.
Organisiert von der Künstlergruppe Schleifschnecke.
Die Künstlerin stellt ihre Arbeit mit anschließender Möglichkeit zum Gespräch vor.
Tania Mouraud steht der Konzeptkunst nahe. Seit den 70er Jahren konzipiert sie Projekte für den öffentlichen Raum.
Craig zeigt eine Ausstellungsarchitektur für einen Ausstellungsraum im Künstlerhaus. Er entwickelte seine Arbeit speziell für diesen Ort. Nun baut Craig in diesen Raum eine Konstruktion, die dazu bestimmt ist, zu funktionieren.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Barry Guy, Kontrabass und A. Frangenheim, Kontrabass
Das konzert wurde von Audio-Werkstätten organisiert.
Zum Thema “Die Kunst und ihr Ort” werden ausgewählte Werke von Beuys betrachtet:
Das Kapital (1970-1977, Hallen für Neue Kunst, Schafhausen), Beuys-Block, Bergkönig, Nashörner, Stuhl im Fett, Doppelspaten, Fond, Infiltration (Hessisches Landesmuseum, Darmstadt), Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch (Museum für Moderne Kunst, Frankfurt), Dernier espace avec introspecteur, (1964-1984), Friedenshase, Kreuzigung (Staatsgalerie Stuttgart)
Referenzliteratur:
Mario Kramer: Das Kapital Raum 1970 – 1977, Edition Staeck, Heidelberg, 1991.
Die ausgestellten Werke entstanden mit verschiedensten Grafiktechniken. Beteiligt sind unter anderem Argonaut e. V. mit dem interdisziplinären Projekt Timetunnel von Uscha Kraft. Die Künstler*innengruppe Schleifschnecke präsentiert Lautgedichte und weitere Aktionen und der modeller’s club lädt ein zu Bastelarbeiten im Audiostudio. Die Ausstellung wird organisiert von den Druckwerkstätten.
Beat Wyss beschreibt anhand von drei Beispielen die Entwicklung des Museums: Von Schinkels Museumsentwurf, zur Konzeption der Nationalgalerie in Berlin durch Mies van der Rohes bis hin zu einem zeitgemäßen Musentempel: der Staatsgalerie Stuttgart.
Referenzliteratur:
Beat Wyss: Trauer der Vollendung: Von der Ästhetik des Deutschen Idealismus zur Kulturkritik an der Moderne, Verlag Matthes und Seitz, Berlin, 1989.
Paris Absalons neuer Werkzyklus, der im Künstlerhaus ausgestellt wird, besteht aus folgenden Segmenten: Interieur corriges – korrigierende Übermalungen ausgerissener Seiten aus Einrichtungsmagazinen, Compartiments – zehn Kojen, gereinigt von allem Dekorativen, und Journal – korrigierte Möblierung in einer Zeitschrift zusammengefasst.
Ergänzend lief das Video Proposition d’Habitation, in dem Absalon einen funktionsgerechten Idealraum vorstellt, der alles Lebensnotwendige für den einzelnen Menschen enthält.
Die Ausstellung wurde in der Kasematte 7 (Austellungsraum der Hamburger Kulturbehörde) gezeigt. Die Organisation lag beim Stuttgarter Künstlerhaus.
Es werden drei Filme von Martin Kreyßig gezeigt, die sich mit der künstlerischen Arbeit von Reinhard Mucha, Harald Klingelhöller und Thomas Schütte befassen. Gegenstand der Filme ist die künstlerische Arbeit, nicht die Person des Künstlers.
Filmprogramm:
Das Figur-Grund Problem in der Architektur des Barock (für dich allein bleibt nur das Grab), 16 mm, Farbe, Magnetton, 15 min (1985/86)
Die Konjugation von “fallen”, Video 1 Zoll – C, 20 min (1990)
Tomatensalat, Video 1 Zoll – C, 40 min (1991)
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
In einer Zeit, in der die Kunst kommentarbedürftig ist, spricht Stefan Sehler durch die Verwendung von allgemeinen Zeichen den Betrachter:innen unmittelbar an. Er zeigte großformatige Bilder auf Holz, auf denen Herzen, Rosen, Augen oder Hirne in einfacher Malerei dargestellt sind.
Caramelle verblüfft mit seinen Arbeiten durch die Einfacheit der von ihm eingesetzten Mittel. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich jedoch ein raffiniert angelegtes Beziehungsgeflecht zwischen Wandmalerei, Zeichnungen, Blättern und Publikationen und seinen Vorträgen. Außerdem spricht Caramelle u. a. über die Forty Found Fakes, Vino Dramatico, Gessopieces und View.
Bei Serge Kliavings Erdkrise handelt es sich um ein öffentliches Kunstprojekt in Stuttgart, das am Eingang des Justizministeriums auf dem Schillerplatz an zwei Fahnenstangen angebracht ist. Auf den Bannerfahnen steht das Wort Erdkrise darüber ist eine Erdkugel abgebildet, die eine Gasmaske trägt. Die Arbeit Kliavings bezieht sich nicht auf den Golfkrieg; er tritt mit seiner gesamten Arbeit in einen Dialog mit der gegenwärtigen Weltsituation, um diese kritisch zu hinterfragen.
Der in New York lebende Katalane Muntadas beschäftigt sich seit 1971 mit Strukturen des manipulierbaren öffentlichen Informationsnetzes sowie mit unserem Glauben an die Wahrheit von Informationen via Fernsehen und Printmedien. Während eines Vortrags im Künstlerhaus stellt er seine aktuellen Projekte anhand von Dias und Videos vor.
Hannes Böhringer befasst sich in seinen Texten mit der Suche nach der Avantgarde und damit, dass man die “Nüsse” nicht zu früh knacken sollte. Aus diesem Grund war der Ausstellungsraum im Februar geschlossen. Hannes Böhringer las im (kunst)leeren Ausstellungsraum.
Referenzliteratur:
Hannes Böhringer: Begriffsfelder – Von der Philosophie zur Kunst und Moneten – Von der Kunst zur Philosophie, Merve Verlag, Berlin, 1985 und 1990.
In seinem Vortrag unternimmt Prof. Walter Graskamp einen mittels Dias rekonstruierten Rundgang durch Arnold Bodes erste documenta. Graskamp ist unter anderem Verfasser des Buches Unerwünschte Monumente, das sich mit dem Phänomen des Vandalismus und der Ablehnung von Kunst im öffentlichen Raum durch die Bevölkerung beschäftigt.
Der Schwerpunkt von Oldendorfs Arbeit liegt weniger auf der Herstellung von Kunstprodukten als auf der Entwicklung von Orten. Diese Vorgehensweise wird vom Künstler als eine “wahrnehmungsökologische” bezeichnet. Es geht ihm um die Struktur von Orten, wobei er versucht, mit gezielten skulpturalen und reproduktionstechnischen Eingriffen die Wahrnehmungsmöglichkeiten freizulegen, die ein vorgegebener Ort bietet.
Die Künstlerin Katharina Fritsch stellt sich und ihre Arbeit mit Dias vor, wodurch die chronologische Entwicklung ihrer Werke verdeutlicht werden soll. Der Vortrag ist eine Fortsetzung der von Veit Görners initiierten Veranstaltungsreihe, an der sich hauptsätzlich Stuttgarter Kunst- und Kunstgeschichtsstudenten beteiligen.
Michael Lingner präsentiert einen Diavortrag über einen andersartigen visuellen Einsatz von künstlerischen Texten. Er führt dies mithilfe eines von ihm per Computer geschriebenen Textes vor, den er als Fotografie seines Bildschirms, auf dem der Text lesbar ist, in Varianten wieder und wieder verwendet.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
[fließtext]3-stündiges Videoprogramm gibt Einblick über aktuelle Tendenzen des Mediums.[ende]
The Castelli/Sonnabend Tapes and Films
-A Selection-
[fließtext]Der Künstler stellt anstelle des Werkes das Gespräch als Produktionsform zwischen Künstler*in und Betrachter*in. Permanente Installation einer Plakatserie des Künstlers zum Thema Groß- und Gruppenausstellung im Foyer des Ausstellungraumes.[ende]
Ein Gespräch und ein Diavortrag im Künstlerhaus anlässlich der Ausstellung Tim Rollins + K.O.S. im Württembergischen Kunstverein Stuttgart. Tim Rollins und die Kids of Survival arbeiten daran, in den South Bronx eine Academy of Fine Arts für die dort ansässigen Jugendlichen zu gründen.
Zum ersten Mal werden Dokumente und Werke auf Film und Video des britischen Duos vorgeführt, ergänzt durch ihre früheren Editionen aus dem Bestand des Archiv Sohm der Staatsgalerie.
Die Veranstaltung besteht aus einer Filmvorführung der Dokumentation The World of Gilbert & George produziert von Philip Haas für das Arts Council of Great Britain, einer Buchpräsentation von Die Kunst von Gilbert & George durch den Autor Wolf Jahn sowie einem Dia- und Videovortrag.
Referenzliteratur:
Wolf Jahn: Die Kunst von Gilbert & George oder eine Ästhetik der Existenz, Schirmer / Mosel, München, 1989.
Während der gesamten Ausstellungsdauer ist Lotte Schwalb beim Drucken und Plattenherstellungsprozess zu beobachten.
Projekt organisiert von den Druckwerkstätten.
Der Referatsleiter für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Hamburg berichtet über interessante Projekte, Beobachtungen und neue Entwicklungen. Vorgestellte Projekte sind u. a. Jenisch Park Skulptur, D&S und Hamburg Projekt ’89 .
Referenzliteratur:
Kulturbehörde Hamburg (Hrsg.): Jenisch Park. Skulptur (Katalog), Hamburg, 1986.
Kulturbehörde Hamburg (Hrsg.): Hamburg Projekt 1989 (Kat.-Kassette), Hamburg, 1989.
Kulturbehörde Hamburg (Hrsg.): Kunst im öffentlichen Raum. Anstöße der 80er Jahre, Dumont Verlag, Köln, 1989.
Arbeiten aus der Druckgrafischen Werkstatt Walter Hanusch, Frankfurt am Main.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Mit ihrer Stuttgarter Arbeit bezieht sich Heike Pallanca auf die von ihr zunächst abgelehnte Ausstellungsarchitektur im Ausstellungsraum des Künstlerhauses. Die vorgefundene symmetrische Raumaufteilung mit ihrem hineingebauten “Fremdkörper” wird selbst zum Thema.
Der Tisch als Bildfläche, Bildträger und Experimentierfeld. Die Arbeiten müssen gelesen werden. Erst im
Detail, dort, wo die einzelnen Teile in Berührung kommen, ist die Mitteilung ablesbar.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Dr. habil. Angelika Karger
Organisiert von: Staatliche Akademie der bildenden Künste
Organisiert von Holger Scheel
Themen wie Stadtökologie, städtische Gesellschaften, Formen urbaner Produktion und urbane Kultur werden behandelt. Organisiert von LAB F AC, Labor für Architektur.
Theoretiker:innen, Kurator:innen und Künstler:innen diskutieren im Künstlerhaus das Thema “Was macht die Moderne danach?”.
Mit Jean-Christophe Ammann (MMK Frankfurt), Benjamin H. D. Buchloh (MIT Boston), Dietmar Kamper (FU Berlin), Peter Sloterdijk (Schriftsteller, München), Otto Karl Werckmeister (Northwestern University Evanston).
Theoretiker:innen, Ausstellungsmacher:innen und Künstler:innen diskutieren im Künstlerhaus das Thema “Was macht die Moderne danach?”.
Mit Bazon Brock, Peter Bürger, Franz Kaiser, Rob Krier, Gerhard Merz, Veit Loers, Ulrich Look, Peter Sloterdijk und Franz Erhard Walther.
Dr. Tilman Osterwold
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Die Auswahl von Kunstwerken der Jahre 1967-1974 ergänzt und bildet gleichzeitig einen der Höhepunkt des derzeitigen Schwerpunktes – dem Blick auf die Kunst der 70er Jahre.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Dr. h.c. Lothar Spät und findet im Neubau der Staatlichen Akademie der bildenden Künste statt.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Organisiert von Dr. Ursula Schurr
Zur Eröffnung spricht Claudia Peter.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Große Kindertheater-Aktion mit den Stücken:
“Gimpel bleibt Gimpel”, “Dampf im Urwald”, “Die Millimeter Insel”
Ein kleiner Kreis Stuttgarter Künstler*innen schuf Arbeiten, deren begriffliche Umschreibung heute längst zum Bestand gesicherter Kunstrerezeption gehört: Arte Povera, Spurensicherung, Wilde Malerei, Concept Art. Die Werke sind Leihgaben der Sammlung Anette Gmeiner, Stuttgart. Die Austellung ist Teil der 12-teiligen Reihe Kunst in Stuttgart.
Referenzliteratur:
Künstlerhaus Stuttgart (Hrsg.): Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart (Katalog), Stuttgart, 1989.
Zur Eröffnung spricht Martina Kornfeld und Pit Schmidt spielt Saxophon.
Ausstellung organisiert von den Druckwerkstätten.
Die Austellung gehört zur Reihe Kunst in Stuttgart und befasst sich mit Stuttgarter Künstler:innen, die eine Wand plakativ und im Apell-Charakter nach freien inhaltlichen Schwerpunkten gestaltet haben.
Referenzliteratur:
Künstlerhaus Stuttgart (Hrsg.): Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart, (Katalog), Stuttgart, 1989.
Gezeigt werden Werke der Künstlerhaus-Mitglieder Tilman Benatzky, Erwin Bernhardt, Karl-Heinz Böttinger, Udo Bildt, Claudia Borman, Jens Loewe, Peter Boschert, Steffen Bremer, Cataldo Crecente, Bruno Demattio, Simone Damandt, Julijana Djordjevic, Wolfgang Ehehalt, Manfred Ehm-Zurkan, Gert Elsner, Ingeborg Fischer-Schwarz, Harry Frebel, Marion Gelber, Christa Gipser, Markus Goll, Hans-Peter Hauf, Klaus Heuser, Sabine Hoffmann, Anna Hintz, Wolfram Janzer, Frank Kistner, Gabriel Kleefeldt, Rolf Klepzig, Michael Kleyer, Waltraud Kreh, Ernst Kroh, Ursula Laquay-Ihm, Christiane Lesch, Dorette Linder, Leni Marx, Erika Megyeri, Wolfgang Meixner, Barbara Mögele-Hefner, Georg Mühleck, Siegfried Müller, Hannel Nitschke-Illg, Georg Ozory, Ganbriele Panhans, Stefan Panhans, Rudolf Perl, Christa Planck, Diethelm Reichart, Erika Reis-Skuin, Chr. Riedel, Hans Rustige, Lore Sapper, Johannes Seibt, Klaus Schaeffer, Horst Peter Schlooter, Babette Schütze, Giesela Schuster, Dorothee Schwärtzel, Eva Steinwandt, Hans Peter Sturm, Stefan Stuwe, Thomas Thiele-Zoll, Stefan Thomas, Balasz Vigh, Clemens Von der Vring, Isabel Walther, Laura Wieck, Annegret Wilhelm, Sabine Wolf, Reinhard Zeffler.
Der Künstler zeigt eine “Trickfimendlosschau” mit Projektionen und einer Ausstellung der Einzelphasen.
Die Ausstellung wurde organisiert von Argonaut e.V..
KH-Publikation: Zur Reihe “Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart” ist ein Katalog erschienen, Hrsg. Künstlerhaus Stuttgart, 1989
Zum Jubiläum empfangen wir euch mit einem Café, einem Restaurant sowie einer eigens eingerichteten Cocktailbar. Neben Konzerten zeigen wir im Fernsehzimmer Art-Videos und Rückblicke auf 10 Jahre Künstlerhaus auf Großbildleinwand.
Musikprogramm: Alfonzo, Heute, The Dudes, The Shy Guy
Vorträge: Alfons Schwedler und Claus Huebner
Mit einem musikalischen Beitrag: 5 Duos von Hindemith gespielt von Michael Buss und Alan Ranebock.
Der Künstler stellt seine Arbeit vor und steht im Anschluss für ein Gespräch mit dem Publikum zur Verfügung.
Armeno Alberts, Marcel Alberts, Otto Kränzler, Peter Schick und Uli Wedlich laden ein zu einer muskalischen Live-Performance, bei der Computer und digitale Musikinstrumente neben herkömmlichen Klangerzeugern eingesetzt werden.
Ergänzt werden die Konzerte durch Vorträge zum Thema: Experimentielles Komponieren am Computer; eine Einführung für Neugierige von Prof. Rainer Wehinger und Die Musik der Kommunikationsgesellschaft von Michael Fahres.
Der Künstler stellt seine Arbeit vor und steht im Anschluss für ein Gespräch mit dem Publikum zur Verfügung.
Lieblingsstücke hiesiger Künstler.
KH-Publikation: Zur Reihe “Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart” ist ein Katalog erschienen, Hrsg. Künstlerhaus Stuttgart, 1989
Referenz Literatur: Zur Reihe “Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart” ist ein Katalog erschienen, Hrsg. Künstlerhaus Stuttgart, 1989
Der Künstler stellt seine Arbeit vor und steht im Anschluss für ein Gespräch mit dem Publikum zur Verfügung.
Alle Mitglieder haben an der Kunstakademie Stuttgart studiert und sich als Gruppe zusammengeschlossen. Es werden Arbeiten aus den Jahren 1979-1983 gezeigt.
Referenzliteratur:
Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart, Künstlerhaus Stuttgart, 1989.
Mit dieser Reihe stellen bekannte Künstler ihre Arbeiten einem Publikum vor. Es besteht die Möglichkeit, den Künstler:innen Fragen zu stellen und somit zeitgenössische Positionen besser zu verstehen.
Die Ausstellung stellt neue Projekte vor, die sich mit Lebens- und Arbeitsweisen beschäftigen und neben den bekannten Formen der Darstellung von Architektur auch zu bisher unüblichen Formen greifen (Video, Interview und Symposium, Performance, Collagen, Klänge etc.).
KH-Publikation: Zur Reihe “Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart” ist ein Katalog erschienen, Hrsg. Künstlerhaus Stuttgart, 1989
Referenz Literatur: Die Graphikfolge ist erschienen in der Handpresse S.Hoffmann als Titel 38.
Organisierte Aktion von der Kinderwerkstatt.
KH-Publikation: Zur Reihe “Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart” ist ein Katalog erschienen, Hrsg. Künstlerhaus Stuttgart, 1989
KH-Publikation: Zur Reihe “Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart” ist ein Katalog erschienen, Hrsg. Künstlerhaus Stuttgart, 1989
To guard the self-identity of the human being: isn´t it the hidden matter of art?
East-West study-project
Die Ausstellung präsentiert Arbeiten von jungen Stuttgarter Künstler*innen.
Referenzliteratur:
Künstlerhaus Stuttgart (Hrsg.): Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart (Katalog), Stuttgart, 1989.
[fließtext]Modern-Rock-Comic-Theatre-Musical[ende]
Filmprogramm organisiert von: Argonaut e.V.
KH-Publikation: Zur Reihe “Zwölf Ausstellungen – Kunst in Stuttgart” ist ein Katalog erschienen, Hrsg. Künstlerhaus Stuttgart, 1989
Performances, Aktionen, Installationen, Konzerte und Screening rund um das Medium Video.
Die Ausstellung wird organisiert von Georg Mühleck, mit Unterstützung des Centre Copy Art, Montreal.
Ein Austauschprojekt von Künstler:innen aus Stuttgart und Cardiff. Vom 08.11.1986 – 06.12.1986 stellen die Gäste aus Cardiff im Künstlerhaus ihre Arbeiten aus, die Stuttgarter Künstler:innen gastieren vom 22.11 – 20.12.1986 in der Galerie Chapter in Cardiff.
Referenzliteratur:
Künstlerhaus Stuttgart und Chapter Cardiff (Hrsg.): Direct Contact (Ausstellungskatalog), Stuttgart, 1986.
Gezeigt wird Renate Härtls Dokumentarfilm Schweigen macht Tod, der von der Entstehung eines Theaterstücks zum Thema sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen handelt. Die Filmemacherin Renate Härtl ist anwesend und steht im Anschluss für Gespräche zur Verfügung.
Aktion organisiert von LAB F AC
Ausstellung organisiert von Fotoforum
Neben der Ausstellung wird im Rahmen einer Vortragsreihe die Farbenlehre Goethes von Fachleuten aus Philosophie, Literatur, Physik und Kunst beleuchtet.
In Kooperation mit der Volkshochschule Stuttgart organisiert.
Ustadad kombiniert Elemente der Unterhaltungsmedien zu künstlerischen Aussagen, die das Publikum mit seiner eigenen Kultur konfrontieren. In der Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Realität wurde schnell klar, das Ustadad auf diesem Feld neben künstlerischer Form nur mit Humor, Ironie und Satire bestehen kann. Die Ausstellung wird organisiert von der Galerie Dienstag.
Das Rahmenprogramm besteht aus einem Konzert der Love Group, den Aktionen Militaria ‘86 und Ich, er und die anderen zwei, den Installationen News from the World und Das Andenken, der Performance Les mich X – mich sowie Videopräsentationen der Filme Nachrichten aus Heimland und How to fall in love with a Monster.
Während der Woche des französischen Videos werden im Künstlerhaus die Videosammlung des Centre Pompidou sowie das Video de Creation aus Montbeliard 1984 präsentiert.
Begleitet am Kontrabaß von Stabenow
Organisiert von: Dienstag Galerie
Die Diskussion findet in der Staatsgalerie Stuttgart statt.
Organisiert von: Dienstag Galerie
Mit einer Vorführung des Films “Leben” von Lee Jin-Sik.
Das Schauspielensemble des Freiburger Theaters in einer szenischen Lesung von Werken des russischen Lyrikers, origineller Futurist und Dramatiker Velimir Chlebnikov. Chlebnikov kämpfte zeitlebens gegen Normen, Zwänge und Konventionen. Die präsentierten Materialien wurden ausgesucht von Wil Frenken und Peter Stobbe.
Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen: Im ersten werden einfache Sachverhalte kompliziert gemacht. Im zweiten wird ein komplizierter Sachverhalt einfach dargestellt.
Die Ausstellung wird organisiert von der Dienstag Galerie und der Künstler:innengruppe PPN E. A., Kassel.
Die Theatergruppe Cogi-MCI inszeniert Non ti pago, eine Komödie in drei Akten des Schriftstellers Eduardo Fillipo in italienischer Sprache. Das Stück verwendet Elemente des alten italienischen Stegreiftheaters.
Organisiert von: Argonaut e.V
Bunter Abend mit Lesungen, Berichten und Tanz.
Regine Gfesser zeigt in einer von der Dienstag Galerie organisierten Ausstellung Fund- und Kunststücke aus Japonien, Objekte und Zeichnungen.
Das Künstlerhaus und das Amerika Haus präsentieren in einer Ausstellung im Amerika Haus die berühmten Metallmasken der amerikanischen Künstlerin Suzanne Benton. Darüber hinaus veranstaltet die Künstlerin einen Workshop zur Maskenkunst im Künstlerhaus.
Ausstellung mit begleitender Veranstaltungsreihe von Uli Bernhardt und Irene Ferchel.
Vortragsprogramm:
Dr. Hans Martin Kirn Johannes Reuchlin und die religiöse Toleranz
Prof. Dr. Decker, Hans Martin Hauff Reuchlin und Stuttgart
Vortrag und Veranstaltung einer Studiengruppe unter Leitung von Frau Dr. Schüppert Hexen – Aspekte eines Phänomens
Wolfgang Meixner, Gabriele Reichart, Diethelm Reichart und Stefan Sauter präsentieren das Projekt Terra Animata, das sich über ein Jahr ersteckte und das Thema der Landbelebung in den Ligurischen Bergen behandelte. Der Vortrag wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Beide Künstler haben an der Akademie der bildenden Künste Stuttgart studiert und mehrere Projekte realisiert. Die Ausstellung befasst sich mit der Verbindung von “Drinnen und Draußen”.
Der holländische Bildhauer zeigt neue Skulpturen.
Organisiert von: Dienstag Galerie
Roman Signer fertigt Aktionsskulpturen und versteht sich als Bildhauer, der mit plastischen Prinzipien arbeitet aber dennoch prozesshafte Entwicklungen wichtiger nimmt als objekthafte Materialisierung.
Organisiert von: Fotoforum
Organisiert von: Dienstag Galerie
Ausstellung organisiert von Fotoforum
Janos Szirtes zeigt die Performance Göbzi, den vierten und letzten Teil seiner Präsenz im Künstlerhaus. Außerdem wird eine Video- und Dia-Show über die zeitgenössische ungarische Kunstszene der 80er Jahre gezeigt. Die Veranstaltung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Organisiert von: Fotoforum
Ein peruanischer Dokumentarfilm
Mit einem Vortrag des Künstlers.
Ausstellung spanischer Künstler*innen mit einem Happening und einem großen sardischen Fest zum Abschluss. Die Ausstellung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut français, Stuttgart und wurde organisiert von Fotoforum.
Mit verschiedenen Vorträgen, Konzerten, Aktionen, Installationen, Workshops und Performances. Organisiert von Thomas Olescher.
Der Erlös wird krebskranken, bedürftigen Kindern zugute kommen.
Organisiert von: Dienstag Galerie
Eine Bildgeschichte zu 5 Musikstücken.
Organisiert von: Reihe- Zeit und Skulptur
Metasprache 1
Bettina Ammer, Audero Corrado, F. Develay, Charley Eybl, Jonathan Jackson, KAOS, Knoedler – E. und R. Lepetit, Christopher Lord, F. Martin, Norbert Meissner, Klaus Netzle, der Plan, Claude Torey
Metasprache 2
Tony Allard, Neil Armstrong, John Cage, F. Develay, Etant Donnes, Maurice Dupont, Rudi Frings, M. Gross, Ide Hintze, Jonathan X Jackson, KAOS, Charles Kissing, Gigi Knäpper, F.Martin, Franziska Megert, Torben Sborg
Eine Live-Electronic-Soloperformance, mit Stücken von Steve Reich, Andras Soos und eigenen Werken des Musikers.
Die Entdeckung und Nutzung des eigenen Gehirns als Wirklichkeitsschöpfer. Der 6. Schaltkreis ist das von den einschränkenden Programmen der Körperschaltkreise und von den larvalen Prägungen befreite Nervensystem. (T. Leary)
Die Ausstellung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Frei nach Augusto Boal Mit der Faust ins offene Messer.
Gezeigt werden sieben Filme der Filmkünstlerin: La Caverne noir, Works and Words, India Song, Son nom de Venise dans Calcutta desert, Le Camion, La Dame des Yveslines, Cesaree, Les mains negatives und La Classe de violence.
Veranstaltet in Kooperation mit dem Institut français, Stuttgart.
Künstlerisches Forschungsprojekt “media exposure”
Organisiert von: Dienstagsgalerie
Konzert und Saiteninstallation mit unterschiedlichen Materialien wie Stahlsaiten, Bindfäden, Nylonschnüre und Zahnseide. Ein neues Musikerlebnis wird durch Improvisation und Mikrofon-Verstärkung bzw. elektronische Verfremdung erreicht.
Organisiert von: Dienstag Galerie
Organisiert von: Fotoforum
Die Bilder erzählen von Begebenheiten, die Shala Blum beunruhigen sowie von ihrer Auseinandersetzung mit diesen Begebenheiten, um diese Unruhe zu bewältigen. Die Ausstellung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Jacoba Bedaux und Relly Tarlo präsentieren ein installiertes Tonkunstwerk als visuelles und akustisches Erlebnis.
Organisiert von: Dienstag Galerie
Organisiert von: Dienstag Galerie
Organisiert von: Fotoforum
Organisiert von: Dienstag Galerie
Eine 3D-Show mit eigens von Jürgen Karg komponierter elektronischer Musik. Gezeigt werden Experiemente mit fiktiven Räumen. Durchtrieben verwirrt Karg den Betrachter und ironisiert die Bildinhalte auf hinterhältige Weise.
Organisiert von: Dienstag Galerie
Ulla Schenkel zeigt Ölbilder, Zeichnungen, Pastelle, Aquarelle und Skizzen und regt Gespräche über Texte von Brecht, Kafka, Heissenbüttel und Musil an. Die Ausstellung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Der Künstler gilt als Promoter der jüngeren Kunstszene in Genf.
Organisiert von: Edition Künstlerhaus
Der Künstler zeigt großformatige Kohlezeichnungen von expressiver Wucht. Einige Darstellungen erinnern an Soldatenköpfe und militärische Szenen. Zeichnungen und Gouachen, die als autonome Arbeiten zu werten sind.
Das Windgebilde ist etwas zwischen Volkstanz im Windkanal und Luftverschmutzung. Den Erinnerungen wird ein Ende gesetzt und ein Urknall inszeniert. Hilfreich zur Seite steht die Love-Group, von den Westmedien bislang aufgrund ihres ungebrochenen Willens zur totalen Innovation totgeschwiegen, zeigt sich einmal mehr als Garant für bizarres Hörvergnügen. Die Ausstellung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Bei den Arbeiten des amerikanischen Sozialdokumentaristen Allan Sekula handelt es sich um ein Projekt mit konzepthaften Aufbau und politischer Aussage.
Der Autor, Maler und Grafiker Thomas Strittmatter zeigt eine halb-theatralische Raum-Installation.
Die Group 180 stammt aus Budapest und spielt Minimal Music. Die Stücke sind einerseits leicht, nahezu zum Wegfliegen, andererseits von einer solchen monotonen Destruktivität und Intensität, die jeder Punkgruppe zur Ehre gereichen würde. Und das alles mit Instrumenten wie Oboe, Geige und Cello. Das Konzert wird orgabisiert von Musica Nova.
Ruedi Schill hängt, nur mit schwarzen Hosen bekleidet, an der Wand und hält sich mit den Händen an einer Stange fest. Niemand wagt es, trotz mehrfacher Aufforderung, mit ihm zu tanzen. Wiederauferstandener, erbarmungswürdiger, geschundener Mensch, der nicht mehr von dieser Welt ist, sondern gezeichnet mit dem Grauen des Todes.
[fließtext]Organisiert von: Dienstag Galerie[ende]
Daniel Wymman ist an mehreren amerikanischen Universitäten Dozent und Direktor des Sound Art Recording Studios in Los Angeles. Als Komponist wirkte er an Filmen wie z. B. Apocalypse Now, Halloween und Missing mit.
[fließtext]Aktion zum Verkauf einzelner Kunstwerke z. Bsp. ein gelöschtes Videoband von Uli Bernhardt kann erworben werden (min. 20% Kunstanteil).
Organisiert von: Sanfte Strukturen, Dienstag Galerie[ende]
[fließtext]Für alle Eltern deren Kinder die Kinderwerkstatt bereits besuchen und zum Kennenlernen der Einrichtung.[ende]
Das Künstlerhaus veranstaltet eine Ausstellung und eine Podiumsdiskussion zur Jugendkultur der 1960er Jahre. An mehreren Abenden referieren verschiedene Autor:innen, Journalist:innen und weitere Zeitzeug:innen über Aspekte der Zeit. Stefan Paul spricht über Underground Filme der 1960er Jahre, Peter Grohmann befasst sich mit Literatur in Stuttgart und Andreas Gestrich und Karl Reichenberger referieren ihre Erlebnisse der Studentenrevolution in Stuttgart. Fried-Peter Bourseaux knüpft an mit dem Vortrag Vom Musterschüler zum Revolutzer und Manfred Heinfelder mit Zwischen Minirock und Marx. Helga Merkel befasst sich mit den Stuttgarter Kinderläden und die Musikjournalisten Chritof Baumann und Ralf Hillig mit Beat, Folk und Jazz der 1960er Jahre.
Scherbentheater: Roland Baisch, Patrizia Moresco, Alfonzo
Musik: Andreas Unwetter
Im Zusammenhang mit der Ausstellung services stellte Prof. Ulf Wuggening Ergebnisse einer Untersuchung vor, die sich auf den nicht national orientierten Beitrag Österreichs auf der Biennale Venedig von 1983 (Fraser, USA, Müller, Schweiz und Rockenschaub, Österreich) sowie die Malerei-Ausstellung Der zerbrochene Spiegel (Wien, Hamburg), die von Kasper König und Hans-Ulrich Obrist kuratiert wurde, bezieht.
Das anti-technische Museum als weltethische Aufklärungsstätte. Ein Entwurf anlässlich des Wettbewerbs für ein Baden-Württembergisches Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim.
Folgen einer Russlandreise. Hans Kumpf und Wolfgang Meixner packen ihre Koffer aus. Kunst und Musik aus Russland.
Die Arbeit mit Gruppen im Raum der bildenden Kunst ist ein Versuch, den beschriebenen Zielen der Institution eine offene Kommunikation entgegenzusetzen. Darüber hinaus geht es um ein Modell des Erlebens, das nicht nur private Rezeption, erst recht nicht nur Information ist.
Die Diskussion ging weniger um Definitions- und Abgrenzungsfragen als vielmehr um Qualitäts- und Haltungsfragen. Organisiert und moderiert von Prof. Kurt Weidmann.
Das Künstlerhaus Stuttgart präsentiert sich in der Eröffnungswoche mit einer Fülle von Veranstaltungen und Aufführungen. Viele Künstler:innen des Künstlerhauses gestalten das Programm. Erföffnungsansprachen von Kurt Weidemann und Ulrich Bernhardt.
Organisiert von: Reinhard Zeffler
KH-Publikation: Zur Eröffnung des Künstlerhauses wird eine Dokumentation der vergangenen 5 Jahre vorgelegt (über 90 Seiten und ca. 80 Abbildungen) Auflage von 500 Exemplaren
Jury: Ulrich Bernhardt, Gerrit Hoogerbeets, René Straub, Prof. Weidemann
Thematisch soll der Entwurf etwas mit dem Künstlerhaus und dessen Programm zu tun haben.
Der beste Entwurf wird mit 500.-DM prämiert und zweifarbig im Siebdruckverfahren vervielfältigt.
Alle Entwürfe werden anschließend ausgestellt.
[fließtext]Organisiert von: LAB F AC – Labor für Architektur[ende]
Neueröffnung und Besichtigung der neuen Druckwerkstätten: Einführung in die Arbeitsgruppen, Vorstellung der regelmäßigen Angebote und Werkstattgespräche zum Erfahrungsaustausch und gegenseitiger Hilfestellung. Die Eröffnung wird organisiert von Rainer Holzapfel, dem Werkstattleiter der Druckwerkstätten.
Stroh zu Gold, Asche zu Glut, Langeweile zu Faszination, Haben zu Sein.
Eine Mischung aus Show und Performance.
Ugo Dossi veranstaltet eine Zeichenseance im ausgewählten Kreis. Dabei geht es um experimentelle Psychologie, Wiederbelebung des Okkultismus sowie die Suche nach unbewussten Inhalten.
Die Ausstellung wird begleitet von einer stillen Lesung mit einer Diashow und Texten. Organisiert von der Dienstag Galerie.
Eine Komposition mundgeblasener Glasscheiben zu faszinierenden Großobjekten. Das Scherbentheater spielt einige Sketche zur Eröffnung.
Ein Copyconcept mit Bildern im Stadtmileu und Environment.
Eine Ausstellung mit der Mitmachaktion Asche, Farbe, Sand, durchgeführt von J. F. Seibt. Die Ausstellung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Rainer Holzapfel präsentiert Konzepte, Modelle, Zwischenergebnisse und plastische Arbeiten. Die Ausstellung wird organisert von der Dienstag Galerie.
Kernstücke der Ausstellung sind Eindrücke zweier Reisen in die Karibik und nach Turkestan.
Mit lyrischen Assoziationen zu den Bildern, vorgetragen von Elmar Wittman (Theater im Westen).
Waltraud Kreh zeigt Ölbilder und die Performance Der Weg.
Kinder-Projekt mit täglichen Ausflügen, Spielen, Aktionen, Disco, Theateraufführungen.
Eine griechisch-deutsche Lesung – Analyse der Dichtung von Kavafis, dessen Leben und Werk.
Es spielen die Gebrüder Georgas.
Eine Informationausstellung, die einen Einblick in die Münchner Kunstszene ermöglicht. 46 Münchner Künstler*innen wurden vom Kulturamt München ausgewählt und präsentieren Beispiele ihrer aktuellen Arbeiten.
Mit einer Aktion zur Ausstellung von Jan Bily.
Das Duo aus den USA wieder zu Gast im Künstlerhaus.
Das Freiburger Künstlerhaus “Mehlwaage” stellt zum ersten mal in Stuttgart aus. Das Event wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Gegenstände, Zeichen und Graffiti. Mit einem Text von Sybille Maus.
Mit Diaprojektionen von: Ludger Gerdes, Jörg Johnen, Antoine Laroche, Christa Losta, Rüdiger Schöttle, Ulrich Wiegmann
Organisiert von Rüdiger Schöttle und Tanja Grunert.
Sektbar, Disco, Javier Rodriguez,
Trickfilm (L’idee – ein Holzschnitt-Trickfilm nach Masereel, Frank mit Musik von Honegger, Arthur)
Die Bedeutung des Bildträgers wird hervorgehoben. Peter Guth benützt handelsübliches Papier. Innerhalb eines subjektiv – spontanen Schaffensprozesses reagiert er auf die Beschaffenheit des jeweiligen Materials. Persönlich Erlebtes wird umgesetzt. Mit einer Dia-Peformance zur Ausstellung unter Mitwirkung von P. Guth, M. Frei und L. Werner. Die Ausstellung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Literarisches, musikalisches und trivialgroteskes Kabarett.
“Bei uns Zuhaus”, Wieland Speck
“Bella Italia”, Piratenvideos
“Finale”, 6 Monate Videokino (Zum Abschluss der Veranstaltung)
Romantik – Gegenwart, Sinnlichkeit – Übersinnlichkeit, Instrument – Kunst – Musik, Stimme – Poesie
Programm:
Francis Poulec: Fünf Lieder nach Gedichten von Paul Eluard
Ulrich Wedlich: Pavane
Siegfried Wekemann: Quartett über die Hermetik
Werner Müller: Vier Lieder nach Gedichten von Günter Eich
Alexander Skrjabin: Schwarze Messe
Das Erfolgsstück wird vom Ensemble des Scherbentheaters im Künstlerhaus aufgeführt.
Akteure des Theaters Nervensäge.
Eine One-Man-Show: clownesk, grotesk, satirisch. Alfonzo ist Akteur des Scherbentheaters.
Die Gruppe Available Jelly aus Amsterdam. Skuril und poetisch.
Szenario von: Klett, Uffhausen, Texte von Hölderlin.
Instant Theatre, Dorset
Overal Theatre, Holland
Eine schwedisch-amerikanische Gruppe
Arnold Walz mit einem Diavortrag zur Rekonstruktion des Hängemodells von Antonio Gaudi in Zürich. Die Veranstaltung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Mit einem Musikhappening – alle Besucher:innen bringen etwas mit, das Geräusche macht.
Texte von Kurt Schwitters und Ernst Jandl.
Im Rahmen der Kanadischen Tage in Stuttgart zeigt der kanadische Filmkünstler Michael Snow eine Performance und Filme und Glenn Lewis, Direktor des Künstlerzentrums Western Front Society (Vancouver), zeigt einen Diavortrag über verschiedene Projekte seiner Institution.
Soloprogaramm im Scherbentheater mit Liedern, Geschichten, Clownerien, Lügen, Fiction und Non-Fiction.
Fotoprojekt und Zeichnungen der beiden Selbstdarstellungskünstler*innen, deren künstlerische Basis das sogenannte Fototheater darstellt. Hierbei handelt es sich um eine Paraphrase auf die millionenhafte Bilderwirklichkeit der Familienalben.
Parallel zur Austellung im Künstlerhaus, zeigt Johannes Bernhard Blume Filzstiftzeichnungen seiner ideoplastischen Situation neuester Produktion in der Galerie Dr. Ursula Schurr.
Eine Fülle von Einsichten in die beliebte Frage nach dem Ort der Kunst in der postmodernen Zeit. Das Projekt wird organisiert von ABR.
Grelle Töne und Klangfetzen
Das Rahmenprogramm umfasst eine Lesung von Marion Hermann, die Werke von Canetti und Fried vorträgt. Die Ausstellung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Fenster sind für Diethelm Reichart der Anlass zur bildnerischen Darstellung. Nicht nur als visuell konstatierbares Glas- und Rahmending an Wänden, sondern auch als Medium für das Zusammenbringen von Innen und Außen. Im Rahmenprogramm zur Ausstellung findet die Veranstaltung Fenstergespräche statt. Organisiert von der Dienstag Galerie.
Nähert man sich den Bildplastiken von Andre Mahr, so verringert sich im gleichen Maße seine gegenständliche Wirkung. Aus der Nähe betrachtet scheint es sich nur noch um ein rein abstraktes Relief zu handeln. Das Rahmenprogramm umfasst die Aktion Was passiert? von Andre Mahr.
Zu den Begriffen Identität, Selektion, polyistisches Assoziieren, polyistisches Malen.
Wolfgang Meixner hat sich mit den Umbauarbeiten im Künstlerhaus intensiv befasst und dies fand Niederschlag in seinen Bildern, Zeichnungen und Fotos. Als Entwicklungszustand festgehalten, entziehen sich die Bilder dem realen Verfallprozess und bilden eine eigene künstliche Wirklichkeit. Ausstellung und gleichzeitig Eröffnung der Reihe der Dienstag Galerie.
In Kooperation mit dem Deutsch- Französischen Jugendwerk.
Organisiert von: Unternehmen von der Hand in den Mund und Projektniveau Frisch + Aktiv
Fotorealistische Arbeiten zeigen Abbildungen von achtzehn Männern. Die Ausstellung wurde aufgrund ihres großen Erfolges verlängert.
Herr Lugus ist der Soundmixer von David Bowie. Die Verabstaltung wird organisiert von Von der Hand in den Mund.
Als erster Künstler aus der Sowjetunion stellt Togrul Narimanbekow, 1930 in Baku geboren, im Rahmen des Arbeitsabkommens von 1981 in der BRD aus. Er malt vorwiegend mit Ölfarben und belädt die Leinwand bis zum Äußersten mit Farbe.
Group 180 formierte sich Ende des Jahres 1979. Ihre Mitglieder sind teils klassisch gebildete Musiker:innen, teils Jazzmusiker:innen, die die Vorführung von verschiedenen Strömungen der zeitgenössischen Musik als ihre Aufgabe betrachten.
Es wird Tee serviert und das Leben zelebriert. Die Performance Breaking the Bull befasst sich mit einer chinesischen Geschichte aus dem 12. Jahrhundert. Die Veranstaltung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Organisiert von: Fa. Bender und Nern- Gemeinschaft für integrale Gesellschaft interdisziplinärer Projekt und Existenz
Montevideo, ein Videofilm über die neue deutsche Musikszene mit den Gruppen Deutsch-Amerikanische Freundschaft, der Plan, Der Moderne Mann, Abwärts, Mania D., Fehlfarben, KFC. Sowie Videopunk aus Kalifornien, mit Dole Hoyts, Andrew Huetstis, Anthony Luzy, Curt Lundblad, Marshall Weber.
Organisiert von: Unternehmen von der Hand in den Mund, Jonnie Döbele und Hannelore Kober
Der Dienstagstreff soll verstärkt zum Kontakt und Gedankenaustausch zwischen Künstler:innen und Publikum werden. Die Galerie soll schwerpunktmäßig den im Künstlerhaus produktiv Arbeitenden zur Verfügung stehen.
Gezeigt werden Nomaden-Bilder und eine Pantomime-Aktion von Hilmar Braun sowie
Kult-Bilder von Stephan Rustige und die Performance Deutscher POCs mit der internationalen Truppe Tanzprojekt München.
Interdisziplinäre Projekte im Bereich Video und Performance.
Mit 150 Künstler:innen aus 30 Ländern und einer Videoinstallation zur Ausstellung. Die Ausstellung wird organisiert von der Dienstag Galerie.
Dick Higgins ist ein Schüler von John Cage und Mitbegründer der Fluxus-Bewegung.
Zum 150. Todestag Goethes.
Ein Dichter aus Indien.
Der Künstler bearbeitet Objekte wie Autotüren, Blechabfälle und Waffenmaterial mit der Blechschere.
Screening der Filme Malcolm Le Grice, Castle one – The Light Bulb Film (1966/67), Little dogs for Roger – eine Doppelprojektion (1968) sowie The Flicker von Tony und Beverly Conrad (1966).
Die Veranstaltung wird organisiert von Von der Hand in den Mund.
Conneticut Papoose
Kings, Rockhoppers, Jackasses, Gentous
Spanish Daneers
Made in Ecuador
Satire auf Gegenwart und Zukunft.
Das Internationale Video-Cassetten Prodicum für neue Experimente.
Infermental wir jeweils bei den Video-Treff-Veranstaltungen als Vor- und Nachspann gezeigt.
Musikclown aus England.
Vor dem Umbau werden die Wände von den Mitgliedern frei gestaltet.
“Heidemarie von Wedel plazierte Spielzeugtiere auf zwei Glastischen. Am Boden, auf fahrbaren Untersätzen, Venus von Milo. Pattern-world.” (Stuttgarter Zeitung, April 1981)
Präsentation eines Monumentalbildes
Verschiedene Objekte werden gebaut; auch das Spiel mit diesen ist zentraler Bestandteil der Aktionen (Wasserobjekt, Pendelobjekt, Fensterobjekt, Wickelobjekt, etc.).
Instrumente, Tonbänder und elektronische Klangelemente im Einklang.
Homosexuelle Theatergruppe, die vorwiegend mit eigenen Texten arbeitet und persönliche Erfahrungen auf verschiedenste Weise darstellt.
Uraufführung des Stückes Quantologie von Siegfried Wekemann im Stuttgarter Planetarium. Wekemann integriert verschiedenste Elemente wie klassische Instrumente, Tonbänder, Lautsprecher und Klangobjekte. Veranstaltet von musica nova, der Musikhochschule Stuttgart und dem Künstlerhaus.
Organisiert von: Landesgirokasse Stuttgart in Kooperation mit dem Künstlerhaus.
Die Stuttgarter Orgler: Bader, Cassel, Gruhmann.
Eine Woche Neue Kunst aus Polen im Künstlerhaus.
Akteur:innen aus der Kunst- und Politikszene diskutieren über Themen wie den Stellenwert der Kulturpolitik, Politiker und deren Verhältnis zur Kunst, Probleme der Entscheidungsfindung von Gremien und Ausschüssen, Abhängigkeiten und Zwänge, Probleme der Auftrags- und Subventionslage, Abhängigkeiten für den Künstler:innen sowie Begegnung mit neuen Kunstformen und Medien.
Englische Schauspieler (Fools Clowns)
Das Konzil ist ein punktuelles Zusammentreffen junger, vorwiegend deutscher Künstler:innen in Stuttgart und verfolgt das Ziel, künstlerische, kunstrezeptorische und kunstsoziologische Feldforschung in Beziehung zueinander zu setzen. Dies geschieht in Form von Projekten, Vorträgen, Diskussionen und im gemeinsamen Zusammenleben. Die Teilnehmer:innen des Konzils erarbeiten das Sichtbarmachen der Grundlagen von Kunst im Alltag und die Koordinierung der einzelnen Forschungsbereiche sowie Inhalte wie z. B. Formen der Zusammenarbeit und ihre Vermittlung im öffentlichen Raum.
Autor:innen zwischen realistisch und transrealistisch-expressiv gehen auf Tour, um dem literarischen Leben neue Impulse zu geben.
Teilnahme an der Jugendkulturwoche mit verschiedenen Aktionen.
Kinderwerkstatt mit täglichen Angeboten und Aktionen als fester Bestandteil der Jugendkulturwoche.
Organisiert von Reiner Holzapfel, Stefan Sauter, Hans P. Mahnke.
Doppelte Raumanordnung als optische Falle und verriegelte Fensterläden.
Expanded Cinema Show
Uli Keuler, ein Komiker mit schwäbischem Dialekt.
Das Jugendtheater der griechischen Gemeinde Stuttgart spielt in griechischer Sprache. Organisiert von Dimitrios Ioannou.
Nan Hoover ist Stipendiatin des DAAD.
Nan Hoover fotografiert Hände, Unterarme und Körperausschnitte und stellt diese auf großformatigen Tafeln aus. Darüber hinaus zeigt die in Amsterdam lebende Künstlerin Videotapes.
30 Berliner Underground- und Experimentalfilmer zeigen ihre Werke unzensiert.
Projekt als Reiseorganisation von Europa nach Asien. Künstler:innen als Aktionär:innen, die Bangkok-Aktie als Projekt. Versenkung eines Safes im Boden der Gutenbergstraße. Filme, Boxveranstaltung, Massage-Salon, Musik und Speisen für die Besucher:innen.
Außerdem werden Skizzen und Entwürfe gezeigt.
Eine Gruppe von Stuttgarter Filmemacher:innen, die den Auf- und Ausbau der Filmwerkstatt im Künstlerhaus verfolgen. Organisiert von: Hannelore Kober und Jonnie Döbele.
Entwürfe zu einem Programm, Ausstattung und Bauten werden gezeigt.
KH-Publikation: “Würg” – Die Zeitschrift für besseren Geschmack
Einladung in die Studio Galerie, Warschau. Programmaustausch beider Institutionen.
KH-Publikation: Katalog anlässlich der Ausstellung in der Studio Galerie Warschau, Hrsg. Künstlerhaus Stuttgart, 1980
Juryfreie Austellung, bei welcher jedes Mitglied eine bis zwei Arbeiten einreichen kann. Organisiert von Hedda Below-Herr.
Gezeigt werden Aquarelle, Gouachen, Collagen und Zeichnungen des amerikanischen Künstlers. Die Ausstellung wird organisiert in Zusammenarbeit mit dem Amerika Haus Stuttgart.
KH-Publikation: Sonderblatt Radierung mit Beiträgen von Felix Waske, Peter Sengl, Herbert Just, Heinrich Heuer, Jan Peter Tripp, Florentine Pakosta, Eduard Angeli, Markus Vallazza, Gotthard Muhr.
Texterweiterungen zur Aktion “Warschau – Stuttgart”. Über den Gebrauch von Sprache und die Begegnung zweier Kulturkreise.
Inhaltlicher Ausgangspunkt der Performance ist der griechische Mythos der Marsays, die Umsetzung erfolgt durch eine Vereinigung verschiedener Kunstformen.
Die Gesprächsteilnehmer:innen aus der Politik und dem Kulturbetrieb diskutieren über das Thema “Soziale Verbesserung für Künstler – Ruin der Kunsthändler?”.
Themenschwerpunkt bilden Künstler:innenpublikationen und Künstler:innenbücher. Der Workshop realisiert ein gemeinsames, offenes Projekt, das je nach Interessenlage der Teilnehmer:innen als Zeitschrift, Poster oder Buch o. ä. ausfallen kann.
Dr. Emil Kaufmann aus Berlin referiert zu den Themen ”Beuys und das Problem der Energie”,
”Klees bildnerisches Denken über das Phänomen des mehrdimensionalen Kontaktes – Zu Klees Kunst- und Naturbegriff”, ”Pollock und das Problem der Arbeit” und “Giacometti und das Problem der Geschichte”.
Die Firma Polaroid stellt Filme zur Verfügung.
Der Klett Verlag iniziiert ein Projekt mit Schülern aus Grundschulen.
Entwicklung eines Lebens- und Kulturmodells. Neue Ansätze zur Vereinigung von Geist und Körper.
Referenzliteratur:
Dieter Duhm: Synthese der Wissenschaft, Heidelberg, 1979.
Filmreihe mit Filmvorführungen an jeden Montagabend.
Filmprogramm:
Garlic is as good as ten mothers (USA 1979/80)
Eats his shoe (USA 1980), R: Werner Herzog
Silver city (BRD 1968), R: Wim Wenders
Straight and narrow (USA 1970), R: Tony und Beverly Conrad
Adolf Winkelmann (BRD 1967), R: Adolf Winkelmann
Von Rosa von Praunheim (BRD1967), R: Rosa von Praunheim
The great stagecoat robbery (BRD 1981)
Organisiert von: Unternehmen von der Hand in den Mund – Hannelore Kober, Jonnie Döbele.
“Die stillen Reize von Zefflers Installationen erschließen sich nur dem, der keine Resultate und fertige Bedeutung sucht, sondern sie als festgehaltenen Phasen eines spielerischen Prozesses wahrnimmt.”
(Stuttgarter Nachrichten, April 1980)
Ein Stück von Jerry Alfred, der als Mitbegründer der modernen Literatur gilt. Seine Figuren stammen aus dem Dadaismus und Surrealismus.
Einige der ersten Ausgaben mit einer signierten Original-Radierung von Jan Peter Tripp.
KH-Publikation:
EKS 1 – “In memorian Helmut Mader”
EKS 2 – Helmut Mader – Umgebung der Logik (Gedicht)-Häuptling der Schreihälse
EKS 3 – Friederike Roth – “Klavierspiele”
EKS 4 – Joesf jr. Achatz – Gedichte und die Liebesgeschichte “Vahama, pmoscye oder se ward Nacht bei Nepal und Orchideen”
EKS 5 – Hans Peter Breuer – “Prosa, Hörspiel, erster Akt”
EKS 6 – Manfred Esser – Zeilen 1978 / 1979
EKS 6 – Gerhard Schepper – “Freiwillig nach Amerika”
EKS 7 – Elmar Podlech – “Sechs Kapitel aus dem Leben des Richard Wagner” “Tod und Leben des Dr. Ferdinand Lasalle”
EKS 8 – Bernd Fischle – “Aus der Hüfte Kommt der Schwung”, Gedichte
EKS 9 – Max Bense – “Zentrales und Occasionelles”, Poetische Bemerkungen
EKS 10 – Rose Heuser – “Mir scheint es waren tausend Tage, abertausend” – Erinnerungen an Hedelfingen
EKS Essay 1- Gerhard Schepper – “Freiwillig nach Amerika”, Ein Bericht über den Friedensdienst in den USA
Kataloge:
Kunstschauplätze, Neue Kunst aus Polen, Sanfte Strukturen, Video im Abendland, Dr. Zwiebels Telepraxis,
Bild +1, Bild +2
Fotografien, die eine Monotomie in der Abwesenheit des Menschen abbilden. Im Rahmen der Ausstellung erscheint eine limitierte, signierte Fotoedition.
KH-Publikation: “artists report” Mail-Art
Verschiedene Körper- und Geistübungen in einem 7-tägigen Workshop.
Künstlerhausgruppen aus Freiburg, Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart besuchen das Künstlerhaus Stuttgart für ein gemeinsames Symposium mit Vorträgen, Diskussionen und Vorführungen von Videotapes über internationale Künstler:innenzentren.
Fotoband ist eine Bildserie von 76,8 m Länge. Sie erstreckt sich über 64 Bildteile und setzt sich aus 14 Farben sowie 14 Zeichen zusammen. Manche der grafischen Strukturen erinnern an elektronische Schaltkreismuster oder hektische Mäander von Oszillographen. Insgesamt haben die Arbeiten einen ausgeprägten rhythmischen Charakter. Der Komponist Jean Schwarz entwickelte zu den Arbeiten eine musikalische Partitur; in Bezug auf die graphischen Elemente wurden elektroakustische Komponenten miteinbezogen.
Teilnehmer:innen Podiumsdiskussion “Kunst im Fernsehen”:
Bonin, Wulf Herzogenrath, Walter Schmieding, Bernd Schulz
Das Literaturprogramm zum Kongress steht unter dem Motto “Schreiben und Sehen”.
Die Lithowerkstatt steht während des Kongresses den Künstler*innen zur Verfügung.
Das Künstlerhaus beteiligt sich am diesjährigen 9. Internationalen Kongress der Bildenden Künstler in Form des Zeitungsprojekt Pin-Art sowie durch Ausstellungen, Workshops, Aktionen und Vorträgen.
Künstler:innen sind dazu eingeladen sich zum Kongressthema einzubringen.
Liste der teilnehmenden Organisationen:
ACME, London
ANTFARM, USA
Augenladen, Mannheim
Atelierhaus, Worpswede
BBK-Werkstätten, Berlin
Battersea Arts Center, London
Centro di Arte y Communicacion, Buenos Aires
De Appel, Amsterdam
De Lik, Amsterdam
Kubus, Manheim
Künstlerhaus BBK Werkstatt Mehlwaage, Freiburg
Künstlerzentrum, Karlsruhe
Künstlerhaus Bethanien GmbH, Berlin
Kunsstiftung BAWÜ, Künstlerhaus Gerokstraße, Stuttgart
Künstlerinitiative, Ulm
Kunstraum e.V., München
International Cultureel Centrum, ICC, Anterpen
IN SITU, Stuttgart
Internationake freie Akademie, c/o Joseph Beuys, Düsseldorf, Klaus Staeck, Heidelberg
Kommunikationszentrum “Die Pumpe”, Kiel
Fabrik Oed., c/o Fritz Schranz, Peterkirchen
Grazer Forum, Graz
Künstlerhaus e. V., Hamburg
Rijks-Centrum Voor Grafiek, Kasterlee
7. Produzentengalerie, Dieter Hacker/ Andreas Seltzer, Berlin
Loft, München
Zona, Florenz
Laboratorio, Rom
Aufruf an die Mitglieder zur Zusendung von Informationsmaterial zum Thema.
Ergebnisse sollen in das geplante Symposium einfließen.
Im Hinterhof des Künstlerhauses findet eine Luftballon-Aktion statt.
Syntheziser Operateur Ludwig Rehberg jr. ist ein Pionier im Elektronik-Bereich. Er produziert Musik und Visuals.
Die Besucher:innen betreten einen Raum, in dem die Wände mit Spiegeln und danebenliegenden Zeichenflächen ausgestattet ist. Mit Bleistiften, die an Fäden befestigt sind, porträtieren sich die Besucher:innen selbst.
Verleger:innen aus Stuttgart präsentieren ihr Programm im Künstlerhaus.
Dr. Gabriel Mayer referiert über Problematiken und der Möglichkeiten der künstlerischen Baugestaltung. Mit Beispielen von H.G. von Stockhausen (Stuttgart), Gerhard Hausmann (Hamburg), Rupprecht Geiger (München), Blasius Spreng (München).
Ein Hörstück als Versuch zur Rekonstruktion der deutschen 1950er Jahre. Regie: Walter Adler.
Beiträge zur Jugendkulturwoche
Im Stuttgarter Kulturbereich hat das Buch einen besonderen Stellenwert. In dieser Gruppenausstellung findet das Thema im vorwiegend experimentellen Bereich seinen Ausdruck. Dies umfasst Aktionen, wie z. B. eine Formularaktion von Fricker zu Beginn der Austellung und allerhand kuriosen Buchobjekten.
Organisiert von Hetzler und Keller GmbH.
Zusammenhängende Fotosequenzen werden katalogisiert und im Raum installiert.
H. R. Decker arbeitet seit 1969 im Bereich politischer Kunst und Umweltanalysen. Er installiert Wirklichkeitssituationen, begnügt sich dabei aber nicht mit dem reinen Abbilden. Seine Arbeit zielt auf einen informativen Prozess ab, er verwendet überwiegend reale Geschehnisse aus Presse, Rundfunk und Fernsehen, sammelt, recherchiert, fotografiert, fügt sie zusammen zu Fundstücken-Tatbeständen.
Der Tübinger Büchermacher Hans Schmid zeigt Unikate aus Flugblättern, Fotokopien, Werbesendungen…
Das Projekt Nr. 3 ist eine “Verabredung”, bei der gemeinsam eine Auseinandersetzung mit der Kunstpraxis fortgeführt wird. Etwas soll aufgebaut und ausgestellt werden, dabei aber stets veränderbar und kombinierbar sein – keine fertigen Werke, eher das Vorführen von Baukästen. Nach der ersten Woche erfolgt eine Dokumentation. Die Ausstellung wird organisiert von Böhm und Legler.
Neue Erfahrung von Kultur – Erforschung der eigenen Kultur – Expedition brachte Schienenfragmente auf den Spuren der heutigen Verkehrsmittel zutage, die von den unterschiedlichsten Zeitgenossen benutzt werden.
Instamatic-Fotografie – 20 Tableaux, Stories und eine Reise durch Nordamerika.